Sabaco kam nur dazu zu nicken, dann blieb ihm lediglich, auf den Rücken seines davongehenden Bruders zu sehen. Der unerwartete Abschied brachte ihn aus dem Konzept und ihm fehlten alle Worte.
Lange hüllte Sabaco sich hernach in Schweigen. Der Stuhl gegenüber stand halb zurückgeschoben, so als würde Ocella gleich wiederkommen, um sich zu ihm an den Tisch zu setzen. Das Frühstück, was für zwei gedacht war, musste Sabaco allein verzehren. Langsam aß er es auf, ließ nicht einen Bissen übrig und trank den Wasserkrug leer. Die Finger wischte er anschließend gedankenverloren an der Tunika ab und drückte das überreichte Päckchen an seine Brust, ehe er aufstand, um nach oben zu gehen.
Das Zimmer war gelüftet worden, der Nachttopf geleert und das Bad zur Hälfte eingelassen. Sabaco legte das Bündel vorsichtig auf dem Bett ab und ging sein Tier versorgen. Süßlicher Pferdegeruch umfing ihn im Stall. Er reinigte das braune Fell mit verschiedenen Bürsten, bis es glänzte, kratzte die Hufe aus und kämmte die schwarze Mähne und den Schweif. Für Futter und Wasser hatte schon irgendwer gesorgt. Es war ein schönes und zuverlässiges Tier, dem das Alter weiß ins Gesicht geschrieben stand. Diese Reise war sein letzter Einsatz.
Nach getaner Arbeit stapfte Sabaco wieder nach oben. Jede Treppenstufe knarrte und untermalte die empfundene Stille. Das Mädchen füllte gerade den letzten Eimer in den Zuber. Sabaco schloss hinter sich die Tür und wartete. Sein Blick war scheinbar entspannt, doch dass er den Weg nach draußen versperrte, war Botschaft genug. Als das Mädchen den Eimer abstellte, ergriff er sie wortlos und drückte sie bäuchlings ins Bett, das Gesicht von ihm abgewandt. Er erstickte jedes Geräusch mit der flachen Hand, weil er nichts von ihr hören wollte. Nachdem er fertig war, schickte er sie hinaus, mit ein paar Münzen abgespeist, und fühlte sich genau so beschissen wie zuvor. Sabaco warf seine dreckigen Kleider in die Ecke und ließ sich ins heiße Wasser sinken.
Als er in seiner neuen Kleidung die Treppe herunterkam, frisch rasiert und mit geöltem und glatt gekämmtem Haar, erkannte man ihn kaum wieder. Er hatte sogar seine zusammengewachsenen Brauen gezupft, sodass er wieder mit zweien statt einer aufwarten konnte und weniger finster wirkte, weil sie nun schmaler waren. Man sah seine blauen Augen, befreit von den buschigen Schatten. Wenn Sabaco nicht den Mund aufmachte und man die tiefe Platzwunde an seiner Stirn ignorierte, hätte man ihn vielleicht als gutaussehend bezeichnen können. Als er zahlen wollte, hatte Ocella, die gute Seele, längst alle Rechnungen beglichen.
Hilflos, was er tun sollte, bis irgendwann eine Nachricht eintreffen würde, stand Sabaco im Raum. Er setzte sich wieder an den inzwischen abgeräumten Tisch, bestellte einen Met und starrte schweigend auf den leeren Stuhl.