Beiträge von Nannaia Surena

    "Es ging ja auch eher um das Bündnis, nicht so sehr um meinen Körper. Den Tod deiner Cousine bedaure ich sehr.", sagte Nannaia Surena. Sie fand das Thema nicht befremdlich, im andarun, dem Frauentrakt der großen Häuser wurde meist sehr offen gesprochen. Seltsam waren hier nur die Umgebung, und die Anwesenheit von fremden Männern. Sie schienen aber nicht auf sie zu achten.

    Der erneute Katzenvergleich von Iunia Proxima brachte sie zu jenem silberhellen Lachen, das wie Perlen von ihren Lippen quoll:

    " Man paart keine Schneeleopardin mit einem Hauskater.", sagte sie dann ernsthaft: " Ein liebestoller Kater würde nicht zu dir passen. Eine unabhängige Frau wie du braucht einen Mann, der ihr ebenbürtig ist. Einen Krieger. "

    Sie lächelte:
    "Schade, dass Alexander der Große schon so lange tot ist. Aber ihr Römer habt auch Eroberung im Blut, nicht wahr?Sonst wäre keiner von euch hier. Ist dein Bruder denn vom gleichen Geist wie du?"


    "Ach, Beileid ist auch nicht so nötig. Meine Ehe war ein Bündnis zwischen zwei Familien. Ich war zwölf, als ich vermählt wurde und zwanzig, als ich Witwe wurde.", Nannaia zuckte die Schultern.

    Ganz so lässig wie sie sprach, war sie allerdings nicht. Sie hatte mit ihrem Ehemann in vollkommener geistiger und körperlicher Übereinstimmung gelebt, bis dieser wegen seiner Verbrechen verbannt worden war. Aber das gehörte zu den Geheimnissen, die Nannaia Surena tief in ihrem Inneren verborgen hielt.*

    Neugierig schaute sie die junge Frau an:
    "Aber was ist mit Kindern?", fragte sie: "Dafür braucht man die Kater - und ja, unkastriert.", sie lachte: " Leider ist mein Sceptuch, das heißt Hüter des Szepters, kein Eunuch von der flauschigen Art. Eher streng - mein Aufpasser.", sie wiegte den Kopf hin- und her:

    "Mir sehr ergeben, er würde sterben für mich. Aber man muss nicht immer gleich sterben, oder? Doch sag, wolltest du niemals Kinder haben?"

    Die meisten Frauen wünschten sich doch einen Ehemann und eine Familie. Nicht einmal Nannaia machte hier eine Ausnahme:

    " Meine Ehe blieb leider kinderlos.", fügte sie hinzu.


    Beim Wort "Alexandria" horchte sie auf. Wie viele Menschen aus dem Osten verehrte sie Alexander den Großen zutiefst. Er war schon lange tot, aber aus seinem Einfluss heraus waren all die jungen Reiche im Osten entstanden, und die, die er nicht gegründet hatte, hatte er für immer geprägt. Selbst die Könige Parthiens nannten sich "Arsakiden" und fühlten sich zumindest zeitweilig in seiner Nachfolge. Nannaia Surena sprach meist auch Koiné, das Umgangsgriechisch, welches Alexanders Heer mitgebracht hatte:
    "Alexandria in Aegypten, Alexanders heilige Stadt! Ich beneide dich darum, dort geboren zu sein. Ist es dort so prächtig wie man erzählt, und sind die Menschen dort so klug wie man sagt? Und verzeih mir die Frage, doch weshalb wolltest du von dort nur weg?"

    In ihrer Schwärmerei konnte sie sich das nicht vorstellen.


    "Caesarea ist sehr hübsch.", sagte sie: "Eine Weile werde ich bestimmt hier bleiben. Ich bin ja gekommen, um Römer kennen zu lernen." Sie lächelte und prostete Iunia Proxima erneut zu. Sie konnte eine Menge Henqet vertragen.



    Sim-Off:

    *Hier wird ein Teil dieser Geschichte berichtet

    Nannaia Surena fand es interessant, dass Viridomarus ihren Wunsch, das Rhusma Turcorum zunächst an einem Mädchen zu testen, nicht berücksichtigte, sie nahm es als Beweis dafür, dass er sich seiner Sache sehr sicher und dass sich hinter seinem leutseligen feisten Äußeren des geschmeidigen Geschäftsmannes noch weit mehr befand, als auf den ersten Blick ersichtlich war: Eine dünne, kalte Härte wie eine stählerne Klinge.

    Männer, die ihre Wünsche überhörten, kamen in Nannaias Welt kaum vor; dieser hier tat es.


    Die Härte zog die Surena an, vielleicht weil sie ihr wesensverwandt war. Viridomarus bot ihr einen Nervenkitzel, den sie hier nicht erwartet hatte: Sich fallen zu lassen, zu vertrauen.


    Lächelnd schritt sie zu den Perücken hin: "Wie schön sie sind. Sie sind gewiss aus Haar von Lebenden, nicht wahr? Der Kupferton dieser ist wunderbar....", und :"Wie findest du dieses Honigblond, das fast schon ins Bräunliche geht für mich?"

    ihre schmale Hand streichelte den dargebotenen Stoff:

    "Diese dunkle Seide, ein Traum.", sagte sie und nahm wie in Gedanken den Becher des Rosenwassers an, ließ Hadirat einen Schluck trinken, bevor sie ihn selbst an die Lippen setzte:
    Hadirat wollte etwas sagen, doch Nannaia legte ihr einen Finger auf die Wange und gab ihr einen Kuss: "Mir wird nichts geschehen.", flüsterte sie in ihr Ohr, dann hob sie den Kopf, als Viridomarus zurückkehrte:

    "Ich glaube, es werden drei Seidentunikas, zwei Perücken und eine Stola werden.", sagte sie, und:

    "Ja, ich bin bereit, Meister Viridomarus."

    Re: Ein ordentlicher Mensch bringt Pfand- Amphoren zurück


    "Es freut mich auch, deine Bekanntschaft zu machen.", sagte Nannaia Surena, als die Iunia auch schon mit zwei Bechern und einem Krug ihres köstlichen Biers zurück kam. Sie setzte sich so, dass sie die Tür im Blick behielt:

    "Ich durfte zuhause nie mit fremden Männern sprechen, und alle meine Diener und meine Lehrer mussten Eunuchen sein.", sagte sie: "Das lag aber an meiner Familie, die sehr streng ist."

    Sie stockte kurz :

    "Ich bin Partherin.", sagte sie: " Ich habe einige Städte des Regnum Parthorum bereist, und ich war in Laodicea in Persis* verheiratet. Doch nun bin ich eine Witwe, und da wäre ein bisschen Freiheit ganz nett. Elahbel und Hadirat sind der Meinung, dass ich nur in eine Taberna gehen dürfte, wenn ich sie ganz für mich mieten würde.", sie verdrehte ein wenig die Augen:

    "Und du bist aus Rom? Oder Aegypten? Hadirat wusste es nicht genau zu sagen."



    Sim-Off:

    *heute Nehavand

    Re: Ein ordentlicher Mensch bringt Pfand- Amphoren zurück


    Ich hatte nur am Rande mitbekommen, wie Verax sich um Hadirat gekümmert hatte und ihr Brote mit Suppe und Krüge von henqet mitgegeben hatte. Ich war allerdings erstaunt, dass die Amphoren so schnell zurück gebracht worden. Und diese Frau sah auch nicht so reich gekleidet aus...aber gut, das war mir ja egal. Ich gab nichts auf Pomp und teure Kleider. Meine Aufmachung war auch nur sehr einfach, da ich ein naturfarbenes Leinenkleid im ägyptischen Stil mit einem gewebten Gürtel trug und hochgesteckte Haare.


    "Salve, vielen Dank fürs Zurückbringen. Ich hole dir gleich das Pfandgeld."

    Ich nahm die Amphore freundlich lächelnd zurück und ging dann zu unserem Geldkistchen um das versprochene Pfandgeld zu holen und überreichte es der Frau, die ich für eine Dienerin hielt.

    "Ich hoffe, deiner Herrin haben die Speisen und Getränke geschmeckt? Bald werden wir auch das Angebot erweitern, sobald wir entsprechende Rohstoffe auftreiben können."

    Nannaia schaute auf den halben Sesterzen in ihrer Hand, tatsächlich hatte sie in ihrem Leben wenig mit Bargeld zu tun gehabt und fragte sich, was eine wirkliche Dienerin damit tun würde. Hineinbeißen? Oder tat man das nur mit Gold? Sie wusste es nicht genau.

    Tatsächlich war sie aber vollkommen entzückt davon, für eine Dienerin gehalten zu werden. Nicht weil sie Iunia Proxima in Verlegenheit oder täuschen bringen wollte, sondern weil ihr gerade solch ein Leben interessant und frei erschien. Dennoch sagte sie nun, wer sie war:

    "Ich danke dir, Iunia Proxima. Das bist du doch, oder? Dein Bruder hat meiner Dienerin deinen Namen verraten.

    Und ich bin die Herrin von Hadirat, die neulich eingekauft hat. Ich heiße Nannaia", sie lächelte verschwörerisch:

    "Ich bin meinen Wächtern heute einmal ausgerissen. Ich weiß nicht, ob du das kennst: Aber auch ein goldener Käfig bleibt doch ein Käfig. "

    Sie seufzte:

    "Das Essen war hervorragend, besonders das Bier, henqet. Es erinnerte mich an meinen Besuch in Babylon, dort brauen sie es ähnlich. Und die Idee, Suppe in ausgehöhltes Brot zu füllen, das war irgendwie ...ländlich wie in einer Schäferdichtung. Ich dachte bei mir, Leute, die so gut kochen, möchte ich kennen lernen."


    Sie warf einen Blick zur Tür:
    "Bestimmt suchen sie schon nach mir. Langweilig. Weißt du was, lass uns einen Krug Henqet und zwei Becher an einen Tisch bringen und ein Weilchen plaudern. Du sprichst mit deinen Gästen, auch fremden Männern, einfach so?"


    Nannaia Surena kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dass sie die junge Iunia von ihrem Tagewerk abhalten würde. So sehr sie das freie Leben der Römerin bewunderte, hatte sie keine Ahnung davon, wie es war, sich dessen Unterhalt verdienen zu müssen.

    Ein ordentlicher Mensch bringt Pfand- Amphoren zurück


    Eine halbe Sesterze bekommt ihr wieder, wenn der Krug seinen Weg wieder zu uns finden sollte."



    Es war einige Tage nachdem Hadirat all diese aegyptischen Speisen in das Haus des Mondes gebracht und dessen Bewohner sie mit Freude verzehrt hatten, als eine junge Frau mit einer leeren Amphore in der Hand ihren Weg in die Taberna fand.


    Sie war wesentlich einfacher gekleidet als Hadirat, so dass man sie für eine weitere Dienerin halten konnte. Sie trug aber nach parthischer Mode einen Stirnreif und einen langen Rückenschleier.


    Das war Nannaia Surena, die sehr neugierig auf die angekündigte Römerin war, höchstpersönlich.

    Sie hatte sich einen Spaß daraus gemacht, Elahbels wachsamen Augen zu entkommen.


    Nannaia war noch nie in ihrem Leben an einem Ort wie in einer gewöhnlichen Taberna gewesen. Normalerweise hätte sie, hätte sie die Neigung dazu verspürt, das Lokal räumen lassen und sich mit ihrem Gefolge dort eingefunden.


    Wenn du in Roma bist, sollst du dich wie eine Römerin benehmen, hieß das Sprichwort. Zwar war das hier Caesarea und nicht die Urbs Aeterna, aber trotzdem hatte sich Nannaia vorgenommen, in das hiesige Leben einzutauchen.


    Sie ließ sich nichts anmerken, sondern neigte etwas den Kopf und sagte:

    "Salve, ich habe eine leere Amphore aus eurem Haus bei mir und möchte sie zurück geben."

    Nannaia sprach mehrere Sprachen, darunter auch Latein, dieses aber etwas steif und wie aus dem Lehrbuch, was in ihrem Fall auch so war.

    „Das Land der Rosen, wie poetisch.“, sagte Nannaia Surena:

    „Ich merke, dass du aus einem alten Land wie es Thrakien ist, stammst. Du hast eine alte Seele, Meister Viridomarus. Deine Worte sind süß, wie es einem Mann aus dem Reich des goldzüngigen Orpheus, des höchsten und einen Apoll und des sorgenfreien Dionysos gut ansteht.

    Und … du bist ein erstklassiger Geschäftsmann. Denn jede Dame hört doch gerne, dass sie geheimnisvoll und leuchtend wie der Mond ist.

    Ja, was du über die Dunkelheit sagst: sie schützt, sie verbirgt ihre Kinder, sie verhüllt manchmal sogar den Flug der räuberischen Eule oder die Hand eines Attentäters, auch das ist richtig.“


    Sie ließ ihr helles Lachen hören, doch ihr Blick lag weiterhin sehr nachdenklich auf der fülligen Gestalt des Viridomarus:

    „Ich kam um Schmuck und Schminke und gehe mit Weisheit.“, sagte sie:


    „Ich bitte dich also, mit mir zu verfahren, wie es dir am besten erscheint. Befreie mich von lästigen Körperhaaren, erstelle mir Perücken und kleide mich neu ein. Ich lasse dir freie Hand- diesmal und was das angeht.“


    Nannaia war amüsiert, Elahbels grimmige Miene ignorierte sie.

    Re: Und noch eine Kundin....


    3547-pasted-from-clipboard-png"Der Sesterz ist Trinkgeld für deine Freundlichkeit.", wehrte Hadirat ab:

    "Es ist so, dass wir erst kürzlich aus dem Osten nach Caesarea gezogen sind, und uns faszinieren alle römischen Gebräuche. Bestimmt wäre meine Herrin ganz entzückt darüber, mit deiner Schwester Iunia Proxima eine echte Römerin kennen zu lernen. Daher bin ich so neugierig. Der Name meiner Herrin ist Nannaia Surena, und wir wohnen nicht weit von hier im Hause des Mondes."

    Sie schaute sich um, als zwei ihrer Mädchen mit Körben in die Taberna kamen und die ganzen Speisen verpackten.

    Hadirat lächelte: "Noch einmal Danke für alles und schönen Tag."


    Ihr Blick fiel auf Seius Stilo, während sie mit den Sklavinnen nach draußen ging. Da war noch ein Römer, nahm sie an. Wenn Nannaia Surena welche kennen lernen wollte, würde sie in Caesarea mehr als fündig werden.

    3403-diener3klein-pngWäre Nannaia Surena anwesend gewesen, hätte sie Elahbel wohl gescholten wegen seiner Grimmigkeit und sich darüber amüsiert. Der Diener war schlicht nicht daran gewöhnt, mit Menschen umzugehen, die ihn nicht kannten.


    Elahbel zückte eine Tetradrachme mit dem Abbild von Mithridates II, die nominell zwölf Sesterze, auf Grund ihres hohen Silbergehaltes jedoch mehr wert war:

    "Ja, das wäre alles. Hier deine Bezahlung, Arzt.", sprach er: "Was zu viel ist, nimm für deine Dienste. Ich danke dir. Leb wohl"


    Er nahm die drei Fläschlein mit dem Schlaftrunk und trat aus dem Haus, wo schon einige Sklaven ihn erwarteten, die bereits andere Einkäufe trugen. Sie würden noch Hadirat abholen und dann nach Hause gehen.

    3403-diener3klein-pngIn früheren Zeiten wäre Elias Iatros für seine Frage, ob Nannaia Surena denn wirr reden würde, bestraft worden, doch dies hier waren andere Zeiten.

    Caesarea war nicht das parthische Reich sondern ein Teil des Imperium Romanum, und auch eine Dame aus dem Hause der Surena, dessen Ältester das Privileg hatte, den parthischen König der Könige zu krönen, war hier nicht mehr als eine beliebige Peregrina.


    Nannaia hatte daher Elahbel eingeschärft, auf keinen Fall konfliktiv zu sein. Er hielt sich an die Anweisung.


    Sein Ton blieb sehr freundlich, als er antwortete: "Meiner Herrin Verstand ist so klar wie ein Kristall, Elias. Doch du kannst sie nicht untersuchen - es sei denn, du wärst ein Eunuch."

    Sein Blick sagte jedoch deutlich: Was nicht ist, kann ja noch werden.


    Aber eine andere Frage interessierte ihn doch:

    " Du sprichst davon, dass Gebete für die Heilung eher hinderlich sind. So bist du ein Ungläubiger gegenüber den Göttern? "

    3547-pasted-from-clipboard-png"Schesmu ist also ein aegyptischer Gott, Iunius Verax Sohn des Iunius Varus.", stellte Hadirat fest und bemühte sich, all diese lateinischen Namen richtig auszusprechen:

    "Meine Herrin kann nicht einfach so in eine Taberna gehen, in der alle möglichen Gäste sind, das würde sich nicht schicken.", fuhr sie fort:

    "Doch vielleicht ergibt sich etwas anderes. Wäre es denn möglich, deine Taberna einmal ganz zu mieten?"


    Bei der Nennung des Preises holte sie einige Silbermünzen aus ihrem Beutel und rechnete:

    "Ich gebe dir eine Drachme, was vier Sesterze sind. Ich habe es nicht kleiner. ", sagte sie. Und: "Wie heißt denn deine Schwester?"

    Hadirat kannte ihre Herrin, sie würde jedes Detail wissen wollen. Die Partherin war sehr neugierig auf die Römer, mit denen sie bisher keinen direkten Kontakt gehabt hatte.

    3403-diener3klein-pngElahbel war schon zufrieden damit, dass der Heiler nicht darauf bestand, dass Nannaia Surena persönlich zu ihm kommen sollte. Denn das wäre leider unmöglich gewesen.


    "Meine Herrin ist oft nachts wach und schläft am Tag, denn sie hält Zwiesprache mit den Geistern der Vergangenheit, Medicus", antwortete er: "Das Fläschen mit dem Blumensymbol ist sehr ansprechend gestaltet.

    Ich kaufe drei davon und hoffe, dass sie dadurch etwas Ruhe findet.

    Ach ja, welche Opfer muss sie dabei bringen und welche Gebete oder Zauberformeln dazu aufsagen, damit der Schlaftrunk wirkt?"

    3547-pasted-from-clipboard-pngHadirat richtete ihre dunklen Augen aufmerksam auf Titus Iunius Verax.

    "Oh, du bist der zweite Römer nach unserem Nachbarn, den ich in Caesarea kennen lerne.", sagte sie höchst erfreut: " Verzeih mir, dass ich Schesmu für den Namen des Wirts hielt. Wie ist deines Vaters Namen?"

    Das fragte sie nicht aus Neugierde, sondern um ihn korrekt anzusprechen.


    Die ausgehöhlten Brotlaibe mit der Suppe darinnen sagten ihr sehr zu, und sie roch am henqet:" Ich weiß, was das ist.", sagte sie schließlich: "Ein Gebräu aus Emmer und Gerste, nicht wahr? In Babylonien wird es auch gebraut, und ich wusste nicht, dass man es in Aegyptus auch kennt. Das sieht alles sehr gut aus und riecht alles sehr lecker. Und deine Geschichten über die Pyramidenarbeiter werden meine Herrin erfreuen.

    Wie viel bin ich dir schuldig, Titus Iunius Verax?"


    Zufällig sah sie in die Richtung des Sklaven Demetrios, der einen Becher Bier mit Strohhalmen kredenzte:

    "Und für was braucht man Strohhalme?", fragte sie verwundert.

    Re: Und noch eine Kundin....


    Mit einem Mal füllte sich die taberna. Ich war zunächst etwas perplex, aber Demetrios hatte, wie es sich gehört, die Initiative ergriffen und war zum ersten Gast gegangen. Proxima kümmerte sich um den jüngeren Herrn und ich übernahm daher spontan die junge Frau.


    "Chaire, bist du allein hier? Was dürfen wir dir bringen?"

    3547-pasted-from-clipboard-png

    Hadirat lächelte Titus Iunius Verax, den sie für einen Gastwirt namens Schesmu hielt, freundlich an: "Ja, Herr Schesmu, ich bin alleine gekommen.

    Ich hätte gerne ein paar Speisen zum Mitnehmen, da wir bei uns zuhause die aegyptische Küche nicht kennen und gerne einmal Gerichte aus jener fernen Provinz probieren möchten.

    Daher verlasse ich mich ganz auf deine Empfehlungen und Erklärungen, die ich meiner Herrin so weiter geben werde. Was ist denn bitte.... henqet? Und was trinkt man in Aegyptus zum Essen?"

    3403-diener3klein-pngElahbel gefiel die zupackende Art des jungen Heilers, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel:

    " Danke für dein Willkommen. Oh nein, ich selbst habe keine Schmerzen.", erwiderte der Eunuch und legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander:

    " Ich möchte im Dienste meiner Herrin einen Heiltrank erstehen. Etwas Leichtes nur, was die Nerven beruhigt und den Schlaf fördert. Gewiss fertigst du doch solche Tränke an?"

    Stoff der Träume


    3403-diener3klein-pngAuch zu dem neuen iatros, der kürzlich in Caesaraea aufgemacht hatte, schickte Nannaia Surena einen Diener und suchte ihn nicht selbst auf. Aber es war Elahbel, ihr sceptuch, den man in Roma einen Maiordomus genannt hätte, ein Diener von höchstem Rang und kein Sklave, der nun die Tür probierte zu öffnen und sie offen fand.


    Zweifelsohne war der Arzt anwesend.

    Elahbel trat also ein und rief mit Stentorstimme: "Sei gegrüßt, Elias", denn das war der Name auf dem Schild.

    ....und noch eine Kundin


    3547-pasted-from-clipboard-png Nannaia Surenas Dienerin Hadirat las die Speisekarte der neuen Taberna und überlegte kurz; aegyptische Speisen hatte noch niemand von ihnen probiert, da Aegyptus doch sehr weit weg war. Vielleicht würde ihre Herrin Spaß an exotischen Speisen haben. Was war denn henquet? Sie beschloss, sich eine Auswahl zusammen stellen zu lassen und trat kurzerhand ein.

    Zwei Gäste waren vor ihr dran, und Hadirat murmelte: "Chaire" auf Griechisch. Die Taberna mit dem fremdländischen Namen hieß "Aus der Hand von Schesmu" - war das der Name des Eigentümers? - und noch gab es wenige Gäste.

    Hadirat wartete brav, bis sie an der Reihe war.....

    Nannaia Surena lächelte; der wohlbeleibte Viridomarus gefiel ihr gut. Obwohl er sich um Oberflächliches zu kümmern schien, war er entschieden nicht oberflächlich, sondern von eigener Weisheit:

    "Ich möchte zwei oder drei Perücken wie eine römische Dame haben.", sagte sie: "Rotblond oder blond und vielleicht noch einen anderen Ton, entscheide du, Meister was zu mir passt. Auripigment kenne ich nur als Farbe und auch als starkes Gift. Wie gefährlich ist es als Haarentfernungsmittel? Zeig mir es erst an einer Sklavin, bevor ich mich entscheide."


    Damit meinte sie nicht Hadirat. Hadirat war ihre Milchschwester, die Tochter der Amme, die sie gestillt hatte und nach allgemeiner Vorstellung waren solche Dienerinnen fast wie die eigene Seele in einem anderen Körper und von äußerster Treue. Sie würde niemals, wenn es nicht sein musste, ihre liebe Hadirat in Gefahr bringen. Aber sie hatte ja noch mehr Mädchen dabei, eines davon winkte sie nun zu sich.


    "Ein paar Gewänder in westlicher Mode möchte ich auch noch.", sagte Nannaia: "Und nun zum Parfüm. Was gibt es über mich zu berichten? Ich bin Partherin, stamme aus dem Haus Surena und bin eine Witwe. Seit mein Mann weg ist, bin ich alleine geblieben, denn einen zweiten, der mir ebenbürtig ist, ist schwer zu finden. Nannaia, die Mondgöttin, nach der ich benannt bin, ist die, der meine Verehrung gilt. Ich liebe Theater, Musik und andere schöne Dinge. Ich unterhalte mich gerne, doch nicht jedes Thema ist für jedermann Ohren bestimmt. Dein Vorschlag gefällt mir: Ein Duft, der leicht daherkommt und dann Schwere hinterlässt.

    So wie der Philosoph Zenon von Kiton schrieb: Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal, die Erfahrung der Finsternis gemacht hat?"


    Nun wurde sie nachdenklich: "Du bist kein Römer, Meister Viridomarus, nicht wahr? Woher stammst du? "

    Als Viridomarus die Perücken erwähnte, lachte Nannaia silberhell auf und fasste mit ihrer Hand ziemlich fest in die Haarfülle ihrer Dienerin Hadirat, die wie immer zu ihren Füßen kauerte:

    "Das gäbe eine schöne Perücke, Meister Viridomarus, meinst du nicht?", neckte sie und ignorierte das entsetzte Keuchen der jungen Frau: "Oder welche Haarfarben sind beliebt? Du sagst, die Kaiserin macht die Mode? Wie sieht die basilissa in Wirklichkeit aus? Ist sie denn so hübsch wie ihre Statuen? Und sag mir, hat Caesar Bala denn schon eine Braut erwählt, die dann auch die Mode vorgibt?"


    Die parthische Fürstin plauderte wie ein junges Mädchen. Nun da sie den Sohn des Augustus erwähnte, brachte sie es sogar fertig, etwas zu erröten.

    Doch sie war alles weniger als das. Nur wer sie besser kannte, bemerkte die Melancholie in ihren Augen, etwas zutiefst in sich Gekehrtes, Dunkles und Erfahrenes:

    "Desweiteren wünsche ich mir eine Paste, die jedes Haar an meinem Körper entfernt.", fügte sie an: "Und ja, da ich nun in einer römischen Stadt lebe, möchte ich ein wenig aussehen wie eine römische Dame. Nicht immer, aber doch ab und zu. Ich würde mich freuen, wenn du mir hilfst.

    Auch bei dem Parfüm habe ich an einen etwas, sagen wir westlichen Duft, gedacht. Was genau möchtest du wissen über mich?"

    Es war Zufall oder nicht, das genau bei dieser Frage der Eunuch Elahbel einen Schritt in die Richtung seiner Herrin machte. Aber Nannaia Surena hob kurz die Hand, um ihm zu befehlen, stehenzubleiben.

    Sie hatte Viridomarus aufgefordert, sie zu fragen. Ihre Aufforderung war ernst gemeint.

    Viridomarus war stattlich und wohlbeleibt, und er hüllte seine schwellenden Formen in teure Kleidung. Seine Rede war höflich, aber nicht unterwürfig. Nannaia Surena lächelte wieder und neigte den Kopf ob des Komplimentes.


    Das alles nach ihren Wünschen vor sich gegangen war, war sie dagegen gewöhnt, und die Namen der fremden Sklaven kümmerten sie wenig.


    "Ich möchte etwas, das meine Haut vor Sonne und dem rauen Wind, wie er in Cappadocia so häufig ist,schützt und ihre Blässe erhält, Meister", sprach sie: "Und ein neuer Duft würde mir gefallen. Ich hörte, dass Du direkt aus Roma kommst. Was trägt man da zur Zeit an Düften und Frisuren? Welche Farben? Überhaupt interessiert mich das Neuste aus der Hauptstadt. "


    Wie viele Provinziale war sie an Nachrichten aus der Urbs Aeterna sehr interessiert - oder sie tat zumindest so.