Ich schenkte uns großzügig nach, als der Becher leer war. Partherin also...naja machte Sinn in einer Gegend wie dieser, dass man da auf Leute anderer Länder traf.
"Ich würde dir ja mein Beileid aussprechen, aber ich wäre lieber Witwe als verheiratet bei dem Mannsvolk, das hier so rumläuft. Von daher kann das Dasein als Witwe ja durchaus positiv sein. Aber gleich kastrieren würde ich sie nicht - davon werden sie nur träge und fett wie alte Kater.
In Persis waren wir noch nicht. Wir sind gebürtig aus Alexandria und sind mit einem Handelsschiff über das Mare Nostrum hierher gekommen. Gefällt es dir hier in Caesarea oder wirst du weiterziehen?
Und naja was die taberna angeht...nun sitzt du hier und es ist noch nichts Schlimmes passiert. Der Himmel ist uns noch nicht auf den Kopf gefallen."
Ich lächelte der Frau verschwörerisch zu und hob dann noch einmal den Becher um ihr zuzuprosten.
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"Ach, Beileid ist auch nicht so nötig. Meine Ehe war ein Bündnis zwischen zwei Familien. Ich war zwölf, als ich vermählt wurde und zwanzig, als ich Witwe wurde.", Nannaia zuckte die Schultern.
Ganz so lässig wie sie sprach, war sie allerdings nicht. Sie hatte mit ihrem Ehemann in vollkommener geistiger und körperlicher Übereinstimmung gelebt, bis dieser wegen seiner Verbrechen verbannt worden war. Aber das gehörte zu den Geheimnissen, die Nannaia Surena tief in ihrem Inneren verborgen hielt.*
Neugierig schaute sie die junge Frau an:
"Aber was ist mit Kindern?", fragte sie: "Dafür braucht man die Kater - und ja, unkastriert.", sie lachte: " Leider ist mein Sceptuch, das heißt Hüter des Szepters, kein Eunuch von der flauschigen Art. Eher streng - mein Aufpasser.", sie wiegte den Kopf hin- und her:
"Mir sehr ergeben, er würde sterben für mich. Aber man muss nicht immer gleich sterben, oder? Doch sag, wolltest du niemals Kinder haben?"
Die meisten Frauen wünschten sich doch einen Ehemann und eine Familie. Nicht einmal Nannaia machte hier eine Ausnahme:
" Meine Ehe blieb leider kinderlos.", fügte sie hinzu.
Beim Wort "Alexandria" horchte sie auf. Wie viele Menschen aus dem Osten verehrte sie Alexander den Großen zutiefst. Er war schon lange tot, aber aus seinem Einfluss heraus waren all die jungen Reiche im Osten entstanden, und die, die er nicht gegründet hatte, hatte er für immer geprägt. Selbst die Könige Parthiens nannten sich "Arsakiden" und fühlten sich zumindest zeitweilig in seiner Nachfolge. Nannaia Surena sprach meist auch Koiné, das Umgangsgriechisch, welches Alexanders Heer mitgebracht hatte:
"Alexandria in Aegypten, Alexanders heilige Stadt! Ich beneide dich darum, dort geboren zu sein. Ist es dort so prächtig wie man erzählt, und sind die Menschen dort so klug wie man sagt? Und verzeih mir die Frage, doch weshalb wolltest du von dort nur weg?"
In ihrer Schwärmerei konnte sie sich das nicht vorstellen.
"Caesarea ist sehr hübsch.", sagte sie: "Eine Weile werde ich bestimmt hier bleiben. Ich bin ja gekommen, um Römer kennen zu lernen." Sie lächelte und prostete Iunia Proxima erneut zu. Sie konnte eine Menge Henqet vertragen.
Sim-Off:*Hier wird ein Teil dieser Geschichte berichtet