Beiträge von Diocles
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Diocles gab zwei versiegelte Briefe in der Domus Annaea ab:
Ad
Senatorem
Annaeus
Florus Minor
Domus
Annaea
Roma
Salve mein Patron,
das grausame Geschick wollte es, dass ich aus der vita activa gerissen wurde und dies gerade in der Zeit, die hätte die glücklichste in meinem Leben sein sollen. Mein Gesundheitszustand erlaubt es nicht
länger, die Pflichten eines Klienten zu erfüllen. Ich bitte dich, mich von allem zu entbinden und hoffe, die Götter werden mich einst wieder so herstellen, dass ich weiter meinen Weg gehen kann, nichts anderes habe ich mir gewünscht, o edlelster unter den Römern.
Annaea
Crispina
Domus
Annaea
Crispina dulcis mea, mein Herz, dieser Brief fällt mir schwer zu diktieren, aber es ist vor den Göttern und den Ahnen meine Pflicht.
Grausames Geschick warf mich aufs Krankenbett, und ich werde nicht der Gatte sein können, den du
verdienst. Gerade meine Liebe zu dir ist es, die mir folgende Worte eingibt:
Crispiniuela, ich gebe dein Herz und deine Hand wieder frei.
Mögest du neues Glück und Liebe an der Seite eines verdienten Bürgers finden.
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Diocles brachte folgenden Brief zum Palatin:
Procurator
ab Epistulis Cornelius Lentulus
Officium
XXI
Kaiserliche
Kanzlei
Palatin
Aulus Saturninus Procuratore ab Epistulis Cornelio Lentulo spd.
Ich bitte dich und den Caesar Augustus, mich aus gesundheitlichen Gründen
von allen Pflichten und Obliegenheiten in der Kanzlei zu entbinden
und verbleibe mit dem Wunsch, dass du glücklicher sein mögest als
ich es bin.
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Der Sklave Diocles war es, der seinen siechen Herren pflegte. Er fand die neue Situation nicht einmal sehr schlimm. Er war schon immer ungern aus dem Haus gegangen, und er hatte außer Linos, der ihm den einzigen privaten Brief geschrieben hatte, den er jemals in seinem Leben bekommen hatte, auch keine Bekannten in der Urbs. Jetzt, da Dominus Aulus ihn brauchte, war er da: unermüdlich und hingebungsvoll. Diocles richtete sich mit Decken und Kissen ein Lager am Fußende der Bettstatt seines Herren; fütterte, reichte Wasser, wechselte Verbände, las vor, und als der Furius ihm das erste Mal wieder Briefe diktieren wollte, schrieb er sie mit und bestellte sie in größter Hast, nur um wieder zurück zu seinem Dienst zu eilen.
Diocles hatte immer im Schatten gestanden. Noch größer war vielleicht der Schatten, über den er hätte springen müssen, hätte er heraustreten wollen. Und für jemanden wie ihn war der Schatten auch ein schützender Mantel.
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Diocles war ab und zu in der Taberna Palindromos vorbei gekommen, um unter anderem seinen Herren abzuholen, aber auch, um zu sehen, ob seine neue Bekanntschaft einmal wieder auftauchen würde.
Längere Zeit geschah das nicht, und der Furiersklave dachte bei sich, dass eine so glänzende Erscheinung wie der Jüngling Linos bestimmt Besseres zu tun hatte, als sich Geschichten über seine Blasen am Fuß (also, alle waren noch nicht verheilt und eine an der rechten Ferse sah völlig merkwürdig aus, ob ein Medicus...) anzuhören, da gab ihm der Schankjunge einen Brief.
Diocles war zwar ein Scriba, doch noch nie in seinem Leben hatte er einen privaten Brief erhalten. Er schluckte und als er ihn las, war er so gerührt, dass sich eine Träne löste und ganz langsam über sein Gesicht rann.
Völlig überwältigt presste er die Wachstafel an sein Herz und las sie immer wieder. Gleichzeitig bewunderte er Linos, der sich im Auftrag seines Dominus auf ein Schiff traute - wie überaus zartfühlend von ihm, dass er nicht bei seinem Dominus angefragt hatte, ob er mitkommen könne, er schien zu verstehen, wie leicht Diocles seekrank wurde und welche Angst er vor Schiffsunglücken hatte.
Diocles beschloss, sobald er konnte, dem Gotte Neptun etwas Salz zu opfern für eine gute Seereise und dem göttlichen Mercurius etwas Wein für die allgemeine Reisesicherheit von Linos.
Über den Brief war er, wie gesagt, sehr glücklich.
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"Oh das ist eine verflixte Situation.", stimmte Diocles zu: "Verpetzt du die Enkelin bei deinem Herren, macht sie dir das Leben zur Hölle. Verpetzt du sie nicht, so hat sie ganz und gar freie Fahrt. Da kann unsereins nichts machen, außer die Augen schließen und durch."
Als Linos sagte, er müsse gehen, wurde er etwas blass:
"Und ich müsste sehen, wo mein Dominus abgeblieben ist.",gestand er:
"Nicht das ich das vergessen hätte, denn natürlich vergesse ich meine Pflichten niemals, doch es tat mir so gut, meine Füße etwas auszuruhen. Und der Wein tut mir auch gut - ab und zu habe ich nämlich so Ohrensausen und dann werde ich ganz zittrig in den Knien, ich weiß nicht, ob du das kennst?
Och, du willst schon gehen? Bestimmt langweile ich dich? Das kann ich dir nicht verdenken, da ich schrecklich langweilig bin.
Vale bene also, bis zum nächsten Mal.
Obwohl, eine abenteuerliche Sache habe ich mal erlebt, und nein, sie hat nichts mit körperlichen Beschwerden zu tun.
Wenn ich davon ausnehme, dass ich mich übergeben habe und fürchterlich erschrocken bin."
Er senkte die Stimme:
"Ich war es, der am Tigillum Sororium eine Leiche gefunden hat, und deshalb sogar in die Castra zur Befragung durch die Urbaner musste. Kannst du dir das vorstellen? Erst die fürchterlich zugerichtete Leiche eines hohen Herren zu erblicken und dann die Konfrontation mit all den furchteinflößenden Soldaten!"Vielleicht war das ja mal etwas, mit was er Linos beeindrucken konnte? Normalerweise sprach Diocles nicht von der Angelegenheit, weil sie ihm wochenlange Albträume beschert hatte, aber der Wein versetzte ihn in eine geradezu waghalsige Stimmung.
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"Ach dann war das nicht dein jetziger Herr, der dich geohrfeigt und ausgepeitscht hat? Du hast einen neuen, einen besseren? Na so ein Glück."
Diocles hatte sich den Becher mit Wasser aufgefüllt und einen großen Schluck genommen. Die Wirkung setzte schnell ein für jemanden, der sonst nur lauwarme Posca trank: Ein wohlig warmes Gefühl stieg seine Speiseröhre hinauf und dehnte sich langsam in seinem Leib aus:
"Wenn ich so recht überlege, ist mein Herr nicht sehr schlimm. Ich hoffe, das kam nicht so rüber. Er vergisst mich manchmal, aber ich habe viel Freizeit, wenn er in der Kanzlei ist. Mein Bett ist schön kuschelig und....",
Diocles nahm zwei weitere Schlucke. Die Welt versank in einer rosaroten Färbung:
"Wir sind nur zu zehnt. Die anderen sind recht nett, doch einen wirklich engen Freund habe ich nicht. Außer Salve und Vale reden wir nicht viel.... der Wein ist wirklich lecker. Ich fühle mich so... gut. Natürlich habe ich Zeit, zumindest solange bis ich meinen Dominus abholen muss. Dann kauft er mir auf dem Markt Honigkuchen, zumindest ab und zu tut er das. Ja, einen Spaziergang oder eine Besichtigungstour, das könnte ich machen."
Nicht nur die Welt wurde freundlich und rosa, nein, auch Diocles bleiche Wangen begannen sich leicht einzufärben. Er lächelte Linos an.:
"Und du?", fragte er: "Hast du denn einen engen Freund in der claudischen Familia. Bestimmt gibt es viel Auswahl, nicht? Dein Dominus ist ja ein feiner, reicher Patrizier, soviel man hört."
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Diocles schniefte etwas eingeschnappt mit der Nase: "Unsere Hunde wurden aber nicht unter den Schutz der Laren gestellt.", entgegnete er:
"Und mehr gekostet habe ich wohl auch. Ja, wenn mein Herr mich in meinem Bett vergessen würde, könnte ich schön schlafen. Aber leider vergisst er mich während seiner Einladungen. Vor kurzem habe ich bis zum Morgengrauen vor der Domus Iulia gestanden...."
Als Linos aber von den Strafen erzählte, die er bereits erlitten hatte, schlug er sich die Hand vor den Mund:
"So viel Aufmerksamkeit von Seiten meines Dominus möchte ich doch nicht haben. Das klingt ja absolut grässlich.
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht an schreckliche Ereignisse aus deiner Vergangenheit erinnert, das war wirklich nicht meine Absicht. Es würde mir aufrichtig Leid tun.
Nein, mein Herr hat mich noch nie geschlagen. Nur so ein wenig gepufft. Wenn er unzufrieden ist, würde er mich wohl abstoßen. Es gab einmal eine Furiersklavin, die weggelaufen ist, die wurde an einen Peregrinus in der Subura verschenkt und nie wieder unter den Lebenden gesehen. Fürchterlich, nicht?"
Wieder seufzte er:
"Auf meine Ahnen kann ich nicht stolz sein, denn von ihnen weiß ich nichts. Wenn ich es richtig im Kopf habe, haben mich meine eigenen Eltern ausgesetzt. Vermutlich hatten sie schon genug Kinder am Hals. Oder sie haben mich irgendwo einfach vergessen, wieder mit nach Hause zu nehmen."
Beim nächsten Satz verzog er die Mundwinkel nach oben, was ein Lächeln sein sollte:
"Ganz ehrlich, Linos, lauwarme Posca schmeckt wie Pferdepisse.
Aber ich traue mich nicht, Wein zu trinken außer an den Saturnalien. Ich beneide dich darum, dass du so mutig bist und tust was du willst, obwohl du gesagt hast, dass ich das nicht soll, so sein zu wollen wie du, meine ich. Aber....",
er setzte sich aufrecht hin:
"Ich hätte Lust auf einen halben Becher Wein gemischt im Verhältnis eins zu fünf, oh ja. Das geht gerade richtig mit mir durch!"
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Diocles sah sein Gegenüber voller Bewunderung an, wie er redete und redete. Dann meinte er:
"Ein Kreter bist du? Heißt das Sprichwort nicht, dass alle Kreter lügen? Oh, damit möchte ich keinesfalls behaupten, dass du lügst. Ich bin mir sicher, ich habe das Falsche gesagt gerade, entschuldige bitte. Kreta ist bestimmt ein phantastischer Ort und ihr alle großartige Seefahrer. Byzanz ist auch eine Hafenstadt, aber das Wasser mag ich dennoch nicht."
Sein Blick wurde düsterer:
"Ich bin mir sicher, dass dein Herr kolossal beeindruckt ist von deiner Art. Bestimmt hat er dich sehr gerne. Mein Herr dagegen....", er seufzte:
"...nimmt mich nicht wirklich wahr. Ein oder zweimal hat er mich sogar irgendwo vergessen, wie man einen schäbigen Umhang vergisst. Er hat gedacht, dass ich es nicht merke, aber doch, ich habe es gemerkt. Ich habe schließlich auch Gefühle. Ich bin mir sicher, dass er bereits zuhause ist und schläft oder in der Kanzlei, und es ihm entfallen ist, dass er mir befahl, dass ich ihn abholen soll.
Du hast es gut, Linos, dich vergisst dein edler Dominus bestimmt nicht."
Diocles rutschte auf seinem Stuhl herum. Außer dass die Blase am Fuß weh tat, schmerzte auch nach einer gewissen Zeit auf harten Stühlen sein Hintern, und er hatte sein Kissen zuhause vergessen.
Doch nun fiel ihm etwas ein, und er nippte aufgeregt an seiner lauwarmen Posca, die mittlerweile abgekühlt war. Er hätte sie gerne noch einmal temperieren lassen, aber er traute sich nicht, nochmal nach dem Schankjungen zu rufen.
Er sagte:
"Meinst du, Linos, ich könnte es auch lernen, so wie du zu sein? Lästerlich und provozierend und ironisch? Meinst du, ich könnte das von dir abgucken oder du bringst es mir bei? Dann würde ich vielleicht auch ein bisschen energischer wirken."
Ein Hoffnungsschimmer stahl sich in seine ansonsten eher trübe dreinblickenden Äuglein.
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Diocles bestellte einen Becher lauwarme Posca, da er kalte Getränke nicht vertrug. Dann wartete er, ob der andere junge Mann auch bestellte.
Linos hieß er übrigens und schien auch ein Sklave zu sein. Diocles lächelte freundlich, ihm waren Sklaven sympathisch, da er auch einer war. Außerdem interessierte sich dieser hier für seine Blasen.
"Diocles heiße ich und stamme aus Byzantium. Ich bin Thraker oder Hellene, so genau weiß ich es nicht, und ich gehöre Dominus Furius Saturninus", sagte er:
"Oh ja, Herren, die ständig zu Fuß durch Roma rennen, können einem ganz schön zu schaffen machen. Meiner tut das auch. Aber weißt du, es gibt sogar noch Schlimmeres. Einer unserer Sklaven musste einen Auftrag per Schiff erledigen und ist dabei elendig ertrunken."
Ihn schauderte es ehrlich, als er sich das dunkle tiefe Meer vorstellte, und wie man keine Luft bekam und paddelte und paddelte...:
"Hat dein Dominus dich jemals an Bord eines Schiffes geschickt? Ich hoffe, meinem fällt das nie ein."
Als Linos jedoch sagte, dass er nicht verstand, sackte Diocles etwas in sich zusammen:
"Es ist bestimmt meine Schuld, dass du mich nicht verstehst. Vermutlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt oder ich verdiene auch keine Antwort, wer weiß. Ich bitte dich um Verzeihung.", sprach er:
"Du hattest dich doch entschuldigt mit den Worten: Manchmal geht es einfach mit mir durch. Und ich wollte wissen, was da mit dir durchgeht. Es klang irgendwie...gefährlich."
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Diocles, der einfach immer tat, was man ihm sagte, um jeglichen Konflikt zu vermeiden, setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Jetzt, da er den jungen Mann von Nahem erblickte, schüttelte er entschieden den Kopf:
"Oh nein, er gleicht dir nicht bis vielleicht auf das schwarze Haar.", sagte er und atmete schwer ein und aus: "Aber eine Pause mache ich gerne.
Ich laufe bereits den ganzen Morgen herum, um meinen Herren zu suchen - ich habe eine Blase am Fuß. Mein Name ist Diocles, aus der furischen Familia."
Beinahe hätte er seine Beine übereinander geschlagen und seine Sandale abgenestelt, um seine rechte Fußsohle mit der dicken Blase herzuzeigen, aber das ließ er dann doch, da seine Füße durch den allgegenwärtigen Straßenstaub nicht die saubersten waren.
"Was geht mit dir durch?", fragte er dann und winkte einem der Schankjungen, der Tische gewischt hatte und nun an den Tisch kam.
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Diocles steckte den Kopf zur Porta hinein, da er auf der Suche nach seinem Herren war, der ihm befohlen hatte, ihn am Morgen nach Hause zu geleiten. Von wo das genau sein würde, hatte er ihm nicht verraten.
Hoffentlich würden die exzessiven Kneipentouren endlich aufhören, wenn der Dominus verheiratet war. Diocles, der nichts lieber als häusliche Ruhe mochte, wünschte sich das sehr.
Der Furiersklave hatte bereits einige einschlägige Tabernae abgeklappert, darunter den Lallenden Löwen. Dann war ihm noch die Palindromos eingefallen.
Die Zahl der Gäste war überschaubar. Trotzdem trat Diocles ein und schaute genauer hin. Vielleicht war sein Dominus ja unter einen der Tische gerutscht.
"Dominus Aulus?", fragte er. Da sich seine Augen noch nicht an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, fixierte er einen schwarzen Haarschopf. So ähnlich sah sein Dominus aus.
Er ging hin und starrte den Gast an, dann sah er, dass er sich geirrt hatte. Dort saß ein Fremder, ein recht modischer Jüngling, welchen Standes er war, war nicht sofort ersichtlich.
"Entschuldigung, ich wollte dich nicht stören.", sagte Diocles verlegen. Seine Bronzetafel um den Hals klapperte leise und er hielt sie mit einer Hand fest:
"Ich habe dich gerade mit jemandem verwechselt." Er schaute sich um und sah gerade zu verzweifelt aus.
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Ein Sklave namens Ancillus
Das Tablinum war das wichtige, heilige Herz der Casa. Hier stand der aus feinstem Metall gearbeitete Schreibtisch der Familienoberhäupter.
Kostbare Vasen, Repliken von griechischen Statuen und eine Katzenstatue aus dem fernen Aegyptus statteten den in Rot, Gold, Schwarz und Weiß gehaltenen hohen Raum aus.
Im Tablinum befand sich auch das Sacellum, der Schrein für die Laren der Furii.
Diocles führte Ancillus vom Posticum zum Tablinum.
Aulus Furius Saturninus saß an seinem Schreibtisch und las konzentriert.
Diocles räusperte sich: "Dominus Aulus, darf ich dich einen Moment stören? Ich bringe dir Ancillus, den Sklaven des edlen Senators Annaeus Florus. Er hat einen Brief für dich."
Er nickte Ancillus zu und zog sich zurück.
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Diocles grinste zurück. Er hatte nur Spaß gemacht. Der andere war auch sehr pflichtbewusst und wollte nichts trinken.
"Dann komm mit, Bruder", sagte er gutgelaunt und führte den annaeischen Sklaven durch das Atrium in das Tablinum.
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Diocles zuckte die Schultern:"Ich wollte nur lesen, für wen der Brief ist. Ich bin übrigens der Schreiber von Dominus Aulus, Diocles. Das du mein Bruder bist, wäre möglich. Mein Vater soll auf diesem Gebiet sehr aktiv gewesen sein.
Dominus Aulus sitzt vermutlich an seinem Schreibtisch im Tablinum. Du kannst gleich mitkommen, Ancillus"
Diocles sah den Blonden von oben bis unten an. Eigentlich war er gutherzig:
"Möchtest du erst einen Becher Wasser trinken oder lieber gleich deinen Auftrag erledigen?", fragte er. Es war ja ziemlich heiß draußen. -
Aischylos, der Ianitor, hatte anscheinend einen Besucher von der Tür zum Hintereingang geschickt. Hier tat Diocles Dienst.
Es war niemand erwartet worden, daher hatte er sich aus der Küche von der Köchin einen Sesamkringel geholt und war daran, ihn gemütlich zu verspeisen, als: Poch! Poch!
Diocles öffnete. Vor ihm stand ein junger blonder Sklave mit dem typischen Armreifen der Gens Annaea.
Diocles wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Er schluckte einen großen Brocken herunter und holte tief Luft:
"Salve!", sagte er: "Wer schickt dich und was kann ich für dich tun?"
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Diocles, der die Geldbörse trug, gehorchte dem Wink seines Herren. Er schnupperte in die Luft. Es roch nach Honigkuchen. Ob für ihn auch einer abfiel? Wenigstens ein Stück? Ein wenig munterer wurde er.
Offenbar wollte Dominus Aulus die junge Domina einladen, also hielt sich der Sklave bereit, die abgezählten Münzen in die Hand des Furius fallen zu lassen, sollte dieser danach verlangen.
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Den Vorschlag des Auspeitschens fand ich unappetitlich und so im Vorfeld auch etwas uneffektiv. Der Sklave hatte schließlich in punkto Arbeiten noch keinen Finger gerührt. So schaute ich mir den Sprecher an. Natürlich fiel mir der Name nicht ein, erst als mein Patron ihn Octavius nannte, wusste ich, wer er war: Ein verwöhnter Bursche, der wegen seines Alten, problemlos die höchsten Höhen erklomm, während die mittlere Führungsebene - also ich - sich abstrampelte, um nach oben zu kommen.
Dennoch musterte ich meinen eigenen Sklaven, den Diocles, scharf, sollte der nur mal merken, wie gut er es bei mir hatte...
Die Vorstellung, geschlagen zu werden, ließ Diocles fröstelnd die Schultern hochziehen.
"Hmm", sagte er. Was sollte er darauf auch schon sagen?
Dann kam Domina Severa und lenkte alle von dem unerfreulichen Thema ab. Keiner wollte gerade etwas von Diocles, den Göttern sei Dank.
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Ich gehe nie wieder in meinem Leben in die Subura. Da gibt es nur ganz grässliche Leute und Mord und Totschlag. Es reicht schon, dass ich dort eine Leiche gefunden habe und eine Aussage machen musste. Ich träume manchmal noch davon. Da würde ich jedem der edlen Domini abraten, dort hinzugehen, wirklich. Geht doch in die Thermen, aber nur ins warme Wasser, oder in einen schönen Garten, doch nur, wenn kein Pollenflug ist. Das ist viel gesünder.
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Diocles holte die Post und überlegte, wo er den Brief des Senators - er sah durch das sehr ansprechenden Wachssiegel, enorm wichtig aus - am besten so platzierte, damit sein Dominus ihn auch sofort sah, wenn er nach Hause kam.
Vielleicht neben dem Weinkrug? Da er unentschlossen war, blieb er mit dem Brief in der Hand vor der Porta stehen, um Dominus Aulus abzupassen.