Beiträge von Secundus Ferrius Catilina

    Friedlich lag die 'Aphrodite' an der Kaimauer. Einige Wochen waren ins Land gegangen. Die Männer betrieben in der Regel Müßiggang und verbrachten die paar Stunden am Tag an Deck, die sie anwesend zu sein hatten.
    'Es wird Zeit, daß wir aufbrechen.' dachte ich. Die Vorräte waren aufgefüllt, Reparaturen beseitigt, die Aphrodite war in einem guten Zustand. Aristio hatte sein Wort gehalten und einen beträchtlichen Anteil seines Vermoegens bereitgestellt. Er händigte mir außerdem einen durch ihn gesiegelten Brief aus. Wenn ich Schwierigkeiten bekommen würde in einer der anlaufenden Häfen mit Behörden oder Polizei, sollte ich jenen den Brief zeigen. Aristos Wort hat auch außerhalb Ephesos' Gewicht und Bekanntheit, sogar in Rom.


    "Anker lichten ! Segel setzen !" brüllte Alexander über Deck. Sofort waren die Männer in helle Aufregung versetzt und begannen die Taue loszumachen und in gemeinsamer Kraftanstrengung das Segel in die Rahen zu hieven.


    Als dies vollbracht war, erfasste eine dünne Brise das Segel und trieb die Aphrodite aus dem Hafen hinaus zum Meer.
    Alexander hatte das Ruder übernommen und so begab ich mich schließlich in meine Kajüte.

    Der Raum war über und über mit alten Schriftrollen gestapelt. Ein Gelehrter oder ein Grieche mußte hier seine wahre Freude daran haben. Obwohl eigentlich alle Gelehrten Griechen war. Die Römer hatte ich da eher als saufendes, rumhurendes Proletenvolk erlebt und diese Erkenntnis würde sich auch in den obersten Gesellschaftsspitzen nicht Halt machen. Wieviel Mätressen der allwissende Imperator wohl haben mag ? Es ist ein Wunder wie ein Volk die halbe Erde erobern kann, welches die Rückseite von Homers Ilias als Unterlage für ihre Gläser benutzt.
    Der kleine Grieche mit der Fitzelstimme, seines Zeichen curator librum, suchte eifrig nach etwas und er schien genau wissen, wo es sich befinden mußte. Wie man sich in diesem Chaos nur zurecht finden konnte, fragte ich mich und blickte meinen Begleiter Alexander an.
    Der kleine Grieche hatte sich inzwischen an einem Berg, der kaum größer war, als er, zu schaffen gemacht hatte und zog einige lange Schriftrollen hervor. Beinahe wäre noch der ganze Haufen eingestürzt und hätte den Bibliothekar unter sich begraben, doch er hielt der Erschütterung stand und wakelte nur ein wenig bedrohlich.
    Claudius hatte die Versuche des Griechen mit einem Schmunzeln quittiert und folgte ihm jetzt wieder in den Nebenraum, in dem das Licht besser war und genug Platz, die Karten auszurollen. Wir folgten ihnen und Alexander, der als letzter die kleine Kammer wieder verlassen hatte, schloß die hölzerne Tür mit einem kräftigen Ruck dazu. Dahinter polterte es sehr und der curator librum dessen Name übrigens Aristoteles war wie der berühmte Philosoph und Naturwissenschaftler des 4. Jahrhunderts vor Christus blickte erschrocken um und machte ein Gesicht als ob Cerberus ihm persönlich begegnet wäre.
    Er besann sich dann aber wieder auf die Karten, die er auf dem vor ihm liegenden Tisch ausbreitete und mit schweren Granitsteinen an den Ende fixierte, damit sie nicht wieder zusammenrollen konnten. Ich warf einen neugierigen Blick über seine Schulter auf die Karten, was mir bei seiner Körpergröße nicht schwer fiel und begutachtete das Material. Mir waren die Karten vollkommen unbekannt, zeigten sie doch Gewässer auf, die ich in meiner langen Seefahrtkarriere niemals durchquert habe. Die Karte zeigte einige braune Flecken, Land, welches vom Wasser umspült war und einen größeren Kontinent an der Seite. Doch ich konnte die geographischen Erkenntnisse dieser Karte nirgendwo zuordnen. Aristoteles schien zu wissen, um was es sich dabei handelte und lächelte glücklich. Er blickte uns in gespannter Erwartung an, als er wolle von uns die Antwort des Raetsels Lösung, doch ich konnte nur den Kopf schütteln.
    Aristio berührte den Curator an der Schulter. "Geh' jetzt. Sei so gut und lass uns allein !" Seine Stimme klang bestimmt, aber freundlich. Der Grieche verneigte sich ehrfürchtig und verließ den Raum. Claudius war in der Tat ein Mann mit viel Einfluß, bei dem eine Bitte vielmehr eine Aufforderung war, und er hatte viel Geld in die Fertigstellung dieser Bibliothek gesteckt. Nachdem sich der Bibliothekar entfernt hatte, wandte sich Aristio der Karte zu. "Ich werde eine Copie dieser Karten beantragen lassen. Du kannst sie die Tage bei mir abholen." - "Aristio..." Böse funkelten seine Augen mich an. "Verzeih..., Claudius, ich danke Dir für Deine Mühen und ich weiß es deine Gastfreundschaft umso mehr zu schätzen, aber mir sagen diese Karten nichts und sie werden auch keinem anderen Seemanne etwas sagen, dem ich diese vorzeige." Aristio wurde aufeinmal helle aufgeregt. Er fuchtelte mit seinem Händen herum und bedeckte mit diesen schließlich die Karte. "Nie, hörst Du, NIE darfst du einem anderen diese Karten zeigen. Sie sind geheim und nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimt. Das - mein Freund - ist von großer Wichtigkeit. Der Erfolg der Expedition hängt davon ab, daß du äußerst vertrauensvoll die Sache für dich behälst. Ich bürge nicht umsonst mit meinem Vermögen für diese Mission, hörst Du !" Das letzte "Hörst Du" klang wieder bestimmend, beinahe mahnend, und ich nickte mit dem Kopf. "Sieh dir die Karten nocheinmal an und sieh sie Dir richtig an."
    Ich nahm die Karte in die Hand, drehte sie und neigte dabei abwechselnd den Kopf. Ich begann Formen zu erkennen und Küstenstriche, ich sah Schifffahrtslinien und Landschaften. Meine Gedanken verfestigten sich zu einem klaren Bild. Ich starrte die Karte an mit offenen Mund. Dann sah ich zu Aristio, dann zu Alexander. Es bedurfte keiner Worte in dieser Szene. Der Antlitz ihrer Augen und ihre Mimik waren Zeuge genug ihrer Zufriedenheit und Zuversicht über das Bevorstehende. Wie drei Abenteurer hatten sie den ersten Schritt getan. Das Abenteuer konnte beginnen.

    Keinen anderen Ort konnte der Brief gemeint haben als diesen hier, mitten in Ephesos. Die berühmte Bibliothek von Tiberius Iulius Aquila im zweiten Jahrhundert vor Christus zu Ehren seines Vaters Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus errichtet, beherbergt bis zu 12000 Schriftrollen über die gesammelten Werke unserer Zeit. Unser Gastgeber, Claudius Aristio, gehörte persönlich zu denjenigen, die die Bibliothek erst vor ein paar Jahren fertigstellten.
    Wir waren mit ihm vor der Bibliothek verabredet und begegneten ihn auf den Stufen zum rechten der drei Eingänge. Entgegen der Anweisung des Briefschreibers nahm ich meinen Getreuen, Alexander, mit. Er war der Steuermann der Aphrodite und mein absolut treuester Kamerad. Auf ihn konnte ich mich verlassen und er sich auf mich.
    "Salve Claudius," begrüßte ich ihn,"sind wir bereit ?" Aristio schien heute gut aufgelegt zu sein, besser als an dem Tag, an dem wir uns das erstemal trafen. Ob es das gute Wetter war, vermochte ich nicht sagen. "Salve amici, ich habe bereits mit dem zuständigen curator librum gesprochen. Er ist Grieche, wie ihr. Er redet nicht viel, aber er ist vertrauenswürdig. Er ist mein Mann in dieser Bibliothek, kennt jede Ecke wie seine Tunika. Bitte folgt mir ! Er erwartet uns in der Bibliothek." Darauf folgten Alexander und meine Wenigkeit dem Priester in die Bibliothek.
    Acht korinthische Säulen zierten die Seite des Eingangsportal. Dank Aristio kamen wir ohne Probleme hindurch. Drinnen in der marmorgekleideten Vorhalle übernahm uns ein Bibliotheksangestellter, der uns zum Büro des schweigsamen Griechen führte. Ein curator librum war ein verantwortungsvoller Posten. Ihm oblag es unter anderem die durch den Zahn der Zeit und unterschiedlichen Witterungszustände geringerwerdende Haltbarkeit der Papyri zu überprüfen und von den Werken hinreichend Abschriften anfertigen zu lassen. Die Tätigkeit war Beruf und Lebenswerk zugleich. Viel Zeit und Begeisterung steckten diese curatores in die Erhaltung und Verbreitung der Werke und die richtige Anwendung der Techniken war eine Kunst, die sich früh erlernte und bis zur Perfektion betrieben wurde.
    Als wir in das Officium geführt wurde, bot sich vor uns ein Tisch, der vollgestapelt war jeder Menge Papyrusrollen, aber von dem Griechen war nichts zu sehen, als er plötzlich mitten aus dem Stapel auf seinem Tisch hervorlugte. Er war von so kleiner Gestalt, daß er dort einfach untertauchte. Mit einer hauchdünnen, hohen Fitzelstimme begrüßte er uns. "Ah, da sind ja die edlen Herren aus der Ferne." Dann zeigte er auf einen kleine Tür, die in die Wand links von uns eingelassen war. Aristio ging darauf zu und wir folgten ihm.

    Die kleine Türe am Ende des Säulengangs hatten wir passiert. Dahinter war es dunkel und es roch nach Fäulnis. Ein Sklave entzündete eine Fackel. Der Boden war weich und man mußte sich beherrschen, um nicht hinzufallen. Die Tatsache, daß man nicht wußte, wohin man fällt, spannte die Situation zusätzlich an. Der Sklave reichte die Fackel meinem Begleiter Publius und zündete sogleich eine Neue an. Dann ging er voraus. Aristio folgte, ich tat es ihm gleich und Papius und Publius bildeten das Schlußlicht. Der Gang war schmal und eng, daß man nur hintereinander und nicht nebeneinander laufen konnte. Von oben drang ein permanentes Klopfgeräusch durch die Decke. Draußen mußte es heftigst regnen, was bedeuten muss, daß wir uns nicht weit unter der Erde befanden. Trotzdem hatte ich das Gefühl, daß der Weg leicht abschüssig uns nach unten führte. Oder hatte ich die Orientierung verloren. Dieser Wein schlug mir langsam auf den Kopf. Ich hatte mir eindeutig zu viel des Guten genehmigt.
    Der Regen wollte einfach kein Ende nehmen und selbst hier war das Geräusch der fallenden Tropfen noch deutlich zu vernehmen. Ich dachte an die Aphrodite, daß sie keine Beschädigungen davontragen wird von diesem Sturm, der da tobt.
    Der Weg nahm kein Ende. Ich glitt mit den Fingern die feuchte und kahle Steinwand entlang, ließ aber sofort wieder los. Ich drehte mich zu Papius, flüsterte ihm zu: "Schon merkwürdig. Was uns Claudius wohl zeigen mag ?" Aristio mußte die Äußerung gehört habe, jedenfalls antwortete: "Nicht mehr lang. Aber an die Dunkelheit haben die Herren sich ja jetzt gewöhnt. Die ist mittlerweile draußen auch schon angebrochen." Konnte das stimmen ? Wie schnell mußte die Zeit im Tunnel verflogen sein. Da sahen wir schon das Ende des Ganges. Erstaunlich, wo die Wege aus Aristios Villa überallhin führten. Wir befanden uns auf einem kleinen Bergvorsprung. Unmittelbar unter uns, wenn man die steilen Klippen hinunterblickte, schäumten die Wellen im Glanz des Mondes und zerbrachen an klüftigen Felsen. Von Ephesos war nichts zu sehen. Claudius deutete mit seiner Hand jenseits des Berges. "Hinter diesem Berge liegt Ephesos. Du kannst um den Berg gehen oder durch ihn hindurch. Aber hierhin kommt niemand." Mir wurde unwohl. Warum hatte uns Aristio hier her geführt ? Er sah zu seinem Sklaven und der Sklave verstand. darauf entfernte dieser sich, so daß er außer Hörweite war. "Traue nie einem Sklaven oder einem Tier ! Es sieht dich an und du denkst, du kannst ihm vertrauen. Aber im nächsten Moment, sobald du dich umgedreht hast, greift es dich hinterrücks an." Will er uns Ratschläge geben ? Ein wenig ungeduldig sprach ich zu Aristio "Warum hast Du uns hergeführt ?"
    "Damit wir ungestörter sind. Auch ich habe Feinde. Und ich weiß nicht, welches meiner Worte meine Villa verlässt." Das kam mir jetzt bei einem derart vermögenden Mann wie Aristio kein bißchen überraschend. "Also erzähle, Seemann ! Um was geht es ?" Wir standen am Rand des Vorsprungs . Unter uns wütete die See und ich kämpfte gegen das Rauschen des Meeres an, was aber nicht unvorteilhaft war, denn so garantierte es, daß niemand, der in gewisser Reichweite war, unser Gespräch mitbekommen würde.
    "Ich erhielt diesen Brief von einem phönikischen Gesandten vor einigen Monaten, als ich und mein Schiff gerade vor Gades, am südlichsten Archipel von Hispania, lagen." Ich überreichte Aristio den Brief.


    Salve amice


    dieser Auftrag ist von großer Bedeutung. Wer diesen Brief liest, ist zu höchster Verschwiegenheit verpflichtet. Seine Zeilen sind nicht für Unbekannte bestimmt.
    ich schreibe im Auftrag meines Herrn, einem phönikischen Großhändler aus Tyros. Sein Name, mein Freund, darf ich aus Gründen der Verschwiegenheit nicht nennen. Aber soviel sei gesagt, er wird und er kann seinen Einfluß geltend machen. Daß dieser Brief sein Ziel erreicht, verdankt er einiger großzügigen Zahlungen an den römischen Statthalter von Syria.
    Dein Auftrag: Draußen im Atlantik vor der Westküste Africas liegt eine Insel. Sie birgt ein dunkles Geheimnis. So dunkel, daß du, mein Freund, keiner Sterbensseele davon verraten darfst. Verschweige es selbst vor deinen engsten Vertrauten an Bord, bis ihr nicht das Ziel erreicht habt.
    Daß ausgerechnet du, mein Freund, damit beauftragt wirst, mag dich verwundern, dir aber mit der Zeit einleuchten. Attische Freunde haben dich ausgewiesen als vertrauenswürdigen und wagemutigen Seemann. Dein Risiko soll reich belohnt werden.
    Die Karten zu deinem Ziel findest du in einem bekannten Orte, wo das Wissen der Welt gelagert die Ewigkeit überdauert und die Gebeine des Celsus Polemaeanus wachen.
    Wende dich, mein Freund, zu deiner Unterstützung an Tiberius Claudius Aristio. Um ihn kommst du nicht herum, wenn du in Ephesos an Land gehst. Er kann dir helfen und wird dich in deiner Expedition unterstützen.


    Vale bene


    J


    Aristio nahm den Brief. Nachdem er ihn gelesen hatte, gab er ihn mir zurück und blickte mich an. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Alles war geklärt in dieser Nacht.

    Ein erschöpfter Bote erreicht die Casa Decima in Rom, Aufenthaltort des Senators Meridius.


    Salve Senator


    mein Name ist Secundus Ferrius Catilina aus Corduba, Seefahrer und Kapitän der Aphrodite. Mit meiner Besatzung und meinem Schiff, plane ich einen lukrativen Fernhandel zu eröffnen. Meine Mittel sind jedoch begrenzt. Da hörte ich von euch, Senator Meridius. Eure Offenheit und Großzügigkeit sind weit bekannt.
    Daher bitte ich untertänigst um eure Unterstützung.



    Secundus Ferrius Catilina
    Kapitän der Aphrodite, schnellstes Schiff im Mare Nostrum
    Ephesos

    Vor uns stand ein Mann, er mochte mitte 40 gewesen sein. Sein Haar war kurz lockig und zierte an manchen Stellen graue Strähnen. Ob er sie sich färbte ? Er trug eine leuchtend Toga. Kein einziges Körnchen Staub lag auf ihr. Der Dreck der Straßen war ihr fremd. Sie war sauber geglättet und wies keine Zerknitterungen auf. Aristio hatte ein mageres Gesicht, auf dessen Lippen sich ein gewohnheitsmäßigen Lächeln breit machte, aus dem man nicht ablesen konnte, ob es gespielt oder echt war. Seine Augen waren klein, doch weit aufgerissen. Auf der Stirn zogen sich altersbedingte Falten. Claudius war ein Mann hoher Würde und das zeigte er auch in seinem Auftreten. Sein Hals war gestreckt, sein Gang aufrecht und elegant. Er nahm sich ausführlich Zeit uns zu begrüßen und drehte sich anschließend um, wobei er mit seinen Armen uns anwies, ihm zu folgen. Seine Toga lag ruhig auf seinen Schultern. Sie verrückte sich nicht. Dementsprechend waren seine Bewegegungen ruhig und gelassen und zeugten von großer Beherrschung.
    Auf seine einladende Geste folgten wir drei ihm in gebührenden Abstand. Durch einen Säulenhof wurden wir in den Hortus des Anwesens geführt. Kostbarste Pflanzen gediehen in der Erde, Wasser plätscherte überall und erzeugte aus diesem Paradies eine Oase der Glückseligkeit. Aristio war dabei und etwas zu zeigen. Über einen schmalen Gehsteig aus Marmorplatten führte er uns zu seinem Teich, in dem seine Lieblinge badeten. Der Patriarch aus Ephesos leistete sich ein äußerst kostspieliges Muränenbecken. Diese Tierchen waren alles andere als liebliche Haustiere. Sie waren Räuber. Räuber im Dunkel des Wassers. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen wie exzentrische Patronen ihren schuldigen Sklaven in das schwarze Gewässer werfen ließen und sie dort in nur kurzer Zeit ums Leben kamen. Mir wurde ein wenig unwohl, als wir uns diesem trüben Teich näherten und ich blickte immer wieder hinunter, einen Schatten für einen Bruchteil einer Sekunde vorrüber haschend. "Sind sie nicht faszinierende Tiere ?" lenkte Aristio die Aufmerksamkeit auf sich. Ich bemerkte wie sich Papius ein wenig im Hintergrund hielt. "Sie sind Killer. Wie diese wilden Völker im Osten töten sie nur aus Lust." Claudius blickt uns an, wieder mit seinem unergründlichen Lächeln, und erkennt wohl unsere Gedanken. "Sie sind auch nicht billig. 3000 Sesterzen das Stück, ein stolzer Preis."
    Versucht er uns zu beeindrucken ? Ich wollte mir nicht ausmalen wie Claudius hilflose Sklaven ihrem Untergang geweiht zappeln lassen würde. Ich war mir sicher, er hatte ein wechselhaftes Wesen. Großzügiger Patrizier und strenger Dominus in einem.


    Schließlich führte er uns weiter zu einer Nische an der Hauswand. Wieder Marmor schmückte die kahlen Steinbänke, die mit großzügigen Kissen gepolstert waren. Er bat uns, und niederzulassen. Wir legten uns auf die Clinen und Aristio ließ erlesenes Obst und Wein kredenzen. Er selbst nahm am Rand der Nische Platz. Man merkte ihm an, daß er gerne die Kontrolle hatte und so jeder Zeit aufstehen und gehen konnte.
    Nachdem wir uns an den Speißen gelabt und den edlen Tropfen verköstigt hatten, kam Claudius auf den Grund unserer Ankunft zu sprechen. "Es ist nicht so, daß ich gänzlich uninformiert wäre. Auch ich habe meine Informanten. Ich bin von eurer Ankunft informiert seid ihr euch dem Einzugsgebiet Ephesos' genähert habt." 'Ich wußte es' durchzuckte es mich. "Nun denn, wie kann ich euch behilflich sein ?" Aristio erwartete unsere Antwort. Ich überdachte währenddessen nocheinmal meine Worte. Bei einem Mann wie ihm wußte man nie, ob er nicht jeden Moment sich erhob und die Cena für beendet erklärte. Ich versuchte mich innerlich zu beruhigen und die Nervösität, die ich fühlte zu überspielen. Es gelang mir nur schwer. "Hochgeschätzter Tiberius Claudius Aristio, unser Anliegen scheint dir nicht fremd. Der Brief des phönikischen Überbringers erwähnt deinen Namen höchstpersönlich. " Ich unterbrach kurz, blickte mein Gegenüber an. Doch er schien nicht sonderlich überrascht. Also fuhr ich fort. "Dein Name war uns selbstverständlich sofort bekannt. Tiberius Claudius Aristio. Man sagt, er hat im Osten weit mehr Ländereien als der Kaiser. Auch seine Taten drangen an unsere Ohren. Der Bau des Aquadukts oder des Nymphaeum waren Glanzlichter, die den Namen des Tiberius Claudius Aristio in aller Munde brachten. Was liegt da näher, als diesen bemerkenswerten Manne persönlich aufzusuchen und ihn teilhaben zu lassen an einer Expedition, die für ihn der Durchbruch sein könnte." Aristios Gesicht erhellte sich. Seine Augen weiteten sich und wieder war da dieses Lächeln. Ich fühlte mich bestärkt, hatte ich anscheinend genau seinen Nerv getroffen. "Stillschweigen ist natürlich selbst....", als Aristio nach seinem Sklaven rief. Sofort eilten ein halbes Dutzend Sklaven herbei und räumten Geschirr und Reste von den Tischen. "Kommen sie mit !" winkte uns Aristio herbei und war schon aufgestanden und den Weg hinunter zu einer schmalen Holztür. Wir erhoben uns, schüttelten die letzten Reste des Essens von unserer Kleidung und beeilten uns, mit dem schnellen Schritt des Gastgeber mitzuhalten. Es wurde immer seltsamer. Wohin führte er uns jetzt hin ?

    Die Villa des Claudius befand sich auf einer Anhöhe mitten in Ephesos. Der Weg dorthin war steil und führte durch schmale und verwinckelte Gassen durch einige der prachtvollsten Villen und Gärten der Stadt. 'Seid aufmerksam bei Aristio ! Er schmiert dir Honig um den Mund und im nächsten Moment hat er dich schon ausgetrickst.' warnten uns einige mißtrauische Zeitgenossen. Aber Aristio war wohl der einflussreichste und begütertste Mensch in Ephesos. Er war äußerst freigebig, war ehemaliger Oberpriester und ein hohes Tier in der Stadtverwaltung von Ephesos. Durch seinen Reichtum finanzierte er mehrere Bauten in Ephesos die da wären das Nymphaeum Traiani, ein Prunkbrunnen an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen den beiden Marktplätzen von Ephesos, ein nach ihm benanntes 210 Stadien langes Aquadukt und unter anderem der Ausbau der Hafenthermen.
    Wenn einer uns helfen können würde, dann wäre es dieser Mann, der die letzten fünf Jahre sein Villa kaum noch verlassen hatte und nur über unterirdische Gehwege sie gewöhnlich zu verlassen pflegte.
    In dem Brief der Phöniker, den ich seit meinem Aufbruch immer an meiner Brust trug, war er auch namentlich erwähnt. Von seiner Unterstützung hing die weitere Expedition ab. Er war ein Mann mit Visionen, der sich nach eigener Aussage schon viel zu lange mit dieser Stadt arrangiert hatte.
    Je näher wir zur Bleibe dieses bemerkenswerten wie auch merkwürdigen Manne kamen, beschlich sich mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich fragte mich, ob er uns bereits erwartete, wußte er von unserer Ankunft Bescheid ? Immerhin hatte die Aphrodite beim Einlaufen in ihren Heimathafen für reges Aufsehen und Gesprächsstoff gesorgt. Sie war noch immer das schönste und schnellste Boot in dieser Gegend und die Leute wußten von ihrer göttlichen Fügung.
    Der Hang zu Claudius' Villa nahm kein Ende. Erschöpft und gequält von einem einstündigen Fussmarsch seit wir vom Hafen aufgebrochen waren, sah ich nach vorn. Die enge Gasse schlung sich weiter wie ein Labyrinth den Berg hoch, vorbei an stabilen Mauern, die die Rückseite zu prachtvollen Gärten reicher Stadtbewohner bildeteten.
    Dabei fielen mir meine Wanderungen in den griechischen Wäldern und Höhen nördlich Atticas in früher Jugend ein. Es war ein frischer Herbsttag, keine schwüle Hitze lastete auf mir. Nur ein kräftiger Südwind bließ mir in den Nacken und ließ den Aufstieg um einiges leichter machen. Dabei summte ich immer ein kleines Lied vor mich hin, daß ich vor langer Zeit einmal gehört hatte und das mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Den Text wußte ich nicht mehr, und so stimmte ich nur die Melodie an. Auf einmal ertappte ich mich wie ich das Lied wieder vor mir hersummte. Mit mir hatte ich noch zwei Begleiter. Papius, den ältesten an Bord. Er überstieg mich an Lebenjahren zehn Abschnitte. Ihn wollte ich dabei haben. Er war nicht nur sehr vertrauenswürdig und verschwiegen, er wußte auch stets die rechten Worte zu wählen. Der zweite meiner Begleiter war Publius. Er war hoch geschossen, muskulös und zeigte eine starke Praesenz. Ihn erhoffte ich mir als Schutz, für den Fall, daß Probleme auftreten sollten.


    Wir waren fast da. Die Villa lag am Hang, zur Hälfte im Berg gemeißelt. Durch die hohen Häuser hatte man von der Straße aus keinen Blick, aber von Claudius' Garten mußte man eine famose Sicht haben auf die Stadt und den Hafen mit seinem turkisblauen Wasser, in dem sich die Sonne wie in tausend Spieglein funkelte.
    Ich schnaufte tief durch als ich unser vermeintliches Ziel sah. Wir gingen schnurstracks darauf zu. Die Eingangstür war aus braun glänzenden Pinienholz und bestand aus zwei Flügeln, die sich zu einem Tor öffnen ließen. Die Außenwand war schnörkellos verputzt und wies keinerlei Alterserscheinungen wie Beschädigungen oder Risse auf. Ich klopfte an die große Eingangstür. Das Klopfen verhallte. Jemand näherte sich der Tür und diese wurde einen Fuß breit geöffnet. Ein kleiner orientalisch anmutender Kopf schiebte sich durch den schmalen Spalt und fragte: "Was wünschen die Herren ?" Ich trat einen Schritt vor, sammelte mich, blickte nocheinmal zu Papius und begann zu sprechen: "Salve ! Wir sind drei Seefahrer, die den Herrn des Hauses, Tiberius Claudius Aristio zu sprechen gedenken. Mein Name ist Ferrius, Kapitän der Aphrodite", ich drehte mich zu meinen Begleitern um, "und das hier sind Papius und Publius, meine Begleiter und Mitglieder meiner Besatzung." Der Diener, der die Tür öffnete, beäugte uns und schien innerlich ein wenig aufzuschrecken, als er erfuhr, wer Publius war. So einen Koloss von einen Menschen hatte er anscheinend noch nie zu Gesicht bekommen. Aber öffnete uns freundlich sofort die Tür und führte uns in das Innere des Hauses. Scheinbar war Claudius also doch über unsere Ankunft bereits unterrichtet, wie ich es vermutet hatte. "Einen Moment die Herren," sprach der Bedienstete, "ich werde Tiberius melden, daß sie gekommen sind." Und damit verschwand er blitzschnell in einem der Seitengänge und durch eine Tür in einen anderen Raum. Wir standen währenddessen in diesem großen Raum und blickten um uns. Einen solchen Luxus hatten wir noch nie gesehen. Der Raum mußte gute sieben Meter hoch. An den Wänden reihten sich aufwendig gestaltete Wandmalereien, die fließend ineinander übergingen. Es mußte ein Vermögen gekostet zu haben, sie aufzutragen. Die Farben leuchteten in hellsten und kräftigsten Tönen. Sie mußten vor kurzem erst restauriert worden sein. Dem aufmerksamen Betrachter entgeht nicht, daß Claudius ein begeisterter Anhänger der See und der Schiffahrt ist. Denn ebensowie bedeutende Geschichten aus der Mythologie, zieren bis ins kleinste Detail Seeschlachten die Wände. Auch Teile der Odyssee lassen sich wiedererkennen. Skylla, die in ihren dutzenden Armen die Körper verirrter Seeleute gefangen hält oder das Meeresungeheuer Charybdis, in dessen Schlund viele unschuldige Seelen gefallen sind.
    So wanderten unsere Augen fasziniert über dieses Meisterwerk, als sich plötzlich eine markante Männerstimme von hinten näherte "Gefallen Ihnen die Werke ?"
    Ich sah mich um und Papius und Publius taten es mir gleich. Uns stand ein Mann entgegen, gekleidet in einer eleganten Toga und welligen Haar. Ich starrte ihn fassungslos an. War das tatsächlich Tiberius Claudius Aristio ?

    Ich hätte mal eine Frage. Kannten die Römer schon Möglichkeiten Lebensmittel über einen längeren Zeitraum zu konservieren ?
    Ich bin mir da nicht sicher, aber glaube, daß sie zum Beispiel Salz noch nicht kannten. Der Salzabbau im Bergwerk wurde ja erst Ende des Mittelalters "entdeckt" und ich meine nicht, daß die Römer das Verfahren der Saline kannten.
    Weiß es irgendjemand vielleicht besser und kann mich aufklären ? oder kannten die Römer andere Formen der Lebensmittelkonservierung ?



    Danke im vorraus.


    Catilina 8)


    Logbucheintrag vom ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLV A.U.C.


    Schon der dritte Tag hintereinander mit der Flaute. Die Temperaturen sind hoch, die Winde gering. In diesem Tempo erreichen wir unser Ziel niemals. Ich habe ein Opfer für Äolus abgehalten. Die ganze Besatzung war erschienen, aber der Gott lässt uns im Stich. Welch' eigenartiges Wesen sie doch besitzen, diese Götter. Mal helfen sie einem, mal sind sie einem der schlimmste Feind. Poseidon hat sich auch nicht mehr lange blicken lassen. Die See ist so ruhig und so glatt wie ein Spiegel.
    Ein ernsthaftes Problem sind die Nahrungsvorräte. Durch den Zeitverlust verbauchen wir mehr Nahrung als wir kalkuliert hatten. Die Portionen werden schon stark proportioniert. Unser Proviantmeister achtet darauf sehr streng. Die Besatzung verhält sich noch ruhig. Aber ich befürchte, daß wir in einem der nächsten Hafen Proviant aufladen müssen. Die Phöniker werden dafür aufkommen müssen.
    Ich habe mir von unserem Proviantmeister eine Liste der vorhandenen Nahrungsmittel bringen lassen. Danach verfügen wir noch über 20 kg Rindfleisch und 7 kg Schweinefleisch, 2 Fässer Mehl, 5 Amphoren billigen Fusel, 8 Fässer Trinkwasser und 2 Kisten Obst. Nach meinen Berechnungen dürfte das noch für schätzungsweise zwei Wochen reichen. Bei anhaltender Flaute könnten wir die Ecke um Carthago bis dahin erreicht haben. Wenn sich die Flaute aber legen sollte und gute Windverhältnisse vorliegen, dürften wir dann schon um Italia herum sein. Diese Hoffnung hege ich allerdings nur bedingt, denn meine Blicke zum Himmel in den letzten Tagen ließen mich zu anderen Ergebnissen kommen und es nicht abzusehen, wann Besserung auftrete.
    Vor einigen Tagen begegneten wir dann einem kleinen Kutter, der ein wenig zu weit von der Küste abgedrifftet zu sein schien. Aufgrund seiner geringen Größe hatte er unter der Windlosigkeit weniger zu leiden als wir. Er berichtete uns von neuesten Entwicklungen auf Palma, von wo er komme und wo er wieder hinwolle. Angeblich sei ein Attentat verübt worden auf die hiesigen Magistrate während der Feierlichkeiten zu Ehren des Gottes Vulcanos am ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C.. Jedenfalls sei der Regionarius von Hispania bereits unterwegs um die Sache aufzuklären. Er verabschiedete sich dann von uns und segelte weiter.


    Geschwindigkeit: 1-2 Knoten



    Secundus Ferrius Catilina
    Kapitän der 'Aphrodite'

    Die Kälte der Nacht war gewichen und die Strahlen der Sonne blitzten wie millionen Lichter auf dem Meer. Ein leiser Westwind trieb uns voran und steuerte unserem Kurs entgegen. In der viel besungenen Einsamkeit der Meere fühlte ich mich wohl. Das Reich Poseidons, das für viele tollkühne Seefahrer ihre ewige Heimat war, ließ mich wohler und zufriedener fühlen. Der Meeresgott gewährte uns sichere Fahrt. Oder gönnte er sich heute nur eine Ruhepause ? Auch Äolus war uns gewogen. Seine Kräfte bliesen die Aphrodite auf 11 Knoten voran. Das war eine gute Geschwindigkeit, die mich erfreuen ließ. Bald würden wir die Balearides erreichen, eine römische Kolonie, auf der größtenteils romanisierte Spanier leben, als der Ausguck mehrere römische Schiffe meldete, die am Horizont auftauchten. Das war sicher nichts ungewöhnliches, pflasterten die Römer doch mit ihrer überdimensionierten Flotte das ganze mare nostrum, so daß es nahezu unmöglich war, ihnen nicht zu begegnen. Einem Kapitänskollegen soll dieses Kunststück tatsächlich einmal geglückt sein. Soviel man weiß wurde sein Schiff bei einem Überfall von Piraten heimgesucht.
    Je näher sie kamen, umso mehr sah man die Größe dieser Armada. Sie kamen unmittelbar auf uns zu. Jedes ihrer Schiffe war mit zwei Dutzend Ruderern ausgestattet, die in gleichmäßigen Takt die Schiffe durch das aufschäumende Wasser peitschten. Es war ein Anblick, daß einem das Herz in die Hose rutschen konnte. Die Männer waren sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzt, während die Schiffe der Classis immer näher kamen. Der metallene Rammsporn am Bug der Schiffe glänzte in der Sonne und teile die aufschäumende Gischt. Derweil gab ich Befehl
    "Großsegel reffen !" Das Segel wurde eingeholt und wir verringerten unsere Fahrt. "Hoffentlich rammen sie uns nicht" sprach Alexander zu mir. Ich nickte ihm ernst zu. Ganz konnte ich seinen Humor in dieser Situation nicht teilen.
    Dann preschten auch schon die ersten Schiffe an uns vorbei. Die Schäge des Trommlers wurden immer lauter, das Klatschen der Ruderblätter in die aufgebauschte See drang in unsere Ohren. Die Männer standen an der Reling und gafften hinüber auf die vorbeirauschenden Schiffe. Die blanken Uniformen der Offiziere blitzten im Sonnenlicht. Die Aphrodite wurde durch die auftretenden Wellen hin und her geschaukelt. Einer der römischen Offiziere auf der Brücke hob die Hand zum freundschaftlichen Gruß, bis er wieder verschwand aus unserem Blickwinkel.
    Das ganze Spektakel dauerte fünf Minuten bis alles wieder vorbei war und wir unsere Fahrt wieder aufnehmen konnten.

    In den frühen Morgenstunden des ANTE DIEM VII KAL IUN im Jahre 855 seit Gründung unserer Stadt brachen wir auf zu einer Fahrt, die einmal mehr unser zukünftiges Schicksal besiegeln sollte. Das Wasser war noch eiskalt wie die Nacht und Helios hatte sich auch noch nicht blicken lassen am Himmel. Alexander hatte die Mannschaft früh geweckt. Im Hafen herrschte eine gespenstige Stille, Nur die sanften Wellen klatschten im harmonischen Takt gegen die Wand des Schiffes und wiegten es und die Mannschaft in eine zufriedene Lethargie. Ein frischer Wind blies aus der Hafenöffnung uns entgegen. Zu der brütenden Hitze am Tag beflügelte uns diese malerische Kälte und die langsam erwachende Sonne am Horizont unseren Kurs so schnell wie möglich aufzunehmen.
    In den letzten Wochen hatten wir mit der zum Teil neuen Besatzung die wichtigsten Manöver durchexerciert. Eines jedoch konnte man in dieser Zeit nicht üben - die Erfahrung. Erst wenn wir auf hoher See sein werden, fernab von allen Küsten und Häfen, wird sich zeigen, ob die Männer ihren Aufgaben gewachsen sind. Wenn es drauf ankommt und Geschwindigkeit gefordert ist, wird man sehen, ob sie dazu in der Lage sind.


    Langsam setzte sich die Aphrodite in Bewegung. Wie ein Schwan schob sie sich durch das grün schimmernde Wasser und ließ hinter ihr eine Spur der Einsamkeit.
    Als die Sonne gerade über dem Horizont hervorlugte, wölbte sich das majestätische Großsegel durch den einsetzenden Wind zu einem göttlichen Busen und trug es weiter in die Ewigkeit. Aphrodite ist uns hold. Ich wertete das als ein gutes Zeichen und unsere Reise konnte beginnen.

    Ich hatte mich zum Tempelbezirk von Tarraco durchgefragt und von weitem konnte ich schon den Glanz der Dächer und der marmornen Säulen erspähen.
    Ich schritt die Stufen des Templum hinauf und befand mich in einer großen, kuppelförmigen Vorhalle. Auf dem Mercatus hatte ich ein Lamm gekauft, welches ich auf meinen Schultern trug.


    Ein vorbei hastenden Tempeldiener hielt ich an mit den Worten


    Warte ! Kannst Du mir sagen, wo ich einen Priester finde. Ich möchte ein Opfer für Neptun bringen.

    Gib ihnen zwei Tage ! Übermorgen werden wir wieder aufbrechen. Kümmere dich solange um folgende Dinge.
    Lass das Schiff mit ausreichend Lebensmitteln beladen. Die nächsten drei Wochen werden wir vorraussichtlich keinen Hafen mehr anlaufen, also sorge für genügend Proviant, vorallem Wasser und Mehl.


    Ich machte eine Pause.


    Die Besatzung hat Landgang bis auf die Hafenwache selbstverständlich. Teile diese bitte ein ! Und gib ein wenig darauf Acht, dass sich die Männer hier im Hafen nicht völlig dem Suff ergeben. Als letztes möchte ich noch, daß du dich bitte bei der Hafenkommandatur umhörst über irgendwelche Störungen auf dem Mare Nostrum, sei es Stürme oder Piraten. Das wäre alles.


    Ich selbst werde jetzt vom Schiff gehen, denn ich habe noch etwas zu erledigen. Vale.


    Dann ging ich vom Schiff. Unter meiner Tunika steckte ein Dolch - zur Sicherheit. In einer Hafenstadt konnte man nie sicher genug unterwegs sein.


    Fortsetzung