Beiträge von Servius Annaeus Vindex

    "Ich wage zu behaupten, dass ich nur dreist genug war mit meinem Schreiben an den cultus deorum, was dann sein Interesse geweckt haben könnte. Aber wie dem auch sei, wenn der Kaiser mich wirklich kennenlernen will, dann sollte ich mir vorher zumindest eine neue Tunika kaufen. Legt er Wert auf Äußerlichkeiten? Und wie begegnet man dem Kaiser überhaupt? Darf ich ihm in die Augen sehen? Oder komme ich gar nicht so nah heran?"

    Ich verschlucke mich bei Florus Worten an meinem Wein.

    "Langsam, Florus. Du sollst WAS? Du sollst mich zum Kaiser mitnehmen, damit er mich kennenlernen kann? Du scherzt doch sicherlich", pruste ich mehr als ich es sage.

    Ich sammle mich wieder und trinke vorsichtig und langsam einen weiteren Schluck. "Aber danke, das du mir keine Steine in den Weg legen möchtest. Und ja, ich war beim Flavier zu Hause und habe mit ihm gesprochen. Ist das wirklich so ungewöhnlich?"

    Der Wein war noch immer gut, aber es würde der letzte Becher für heute sein.

    "Nun, das ist alles ein bisschen unklar. Der Pontifex hatte mich zu sich nach Hause eingeladen, um meine Bewerbung zu besprechen, und das Gespräch lief sehr gut, schätze ich. Er wollte das mit dem Kollegium besprechen und nunja. Er fragte mich auch, ob ich einen Patron hätte, was ich natürlich verneinen musste. Ich bin aber nicht sicher, wohin die Frage genau zielte."


    Sim-Off:

    Die Ernennung erfolgte ja schon per Brief, aber das ist alles noch nicht ganz fertig simuliert, deswegen hab ich das noch nicht ausgespielt. Das Gespräch ist auch noch nicht beendet, alles also etwas nebulös noch.

    "Und ich nehme an, dass es eher wohlwollende Worte waren, die der Kaiser dir sagte? Wenn das so ist, dann sollte doch einer rosigen Zukunft als Senator, als Amtsträger und als Ehemann nichts im Wege stehen."

    Während ich das sage, gieße ich neuen Wein in meinen Becher, fülle weiteres Wasser nach und entleere auch wieder Beeren in den Becher.

    "Dann trinken wir heute auf eine glorreiche Zukunft, auf dich und auf die Familie!"

    "Ist es dem Kaiser denn freigestellt, wann er dich erhebt? Ich meine, natürlich ist es ihm irgendwie freigestellt, er ist der Kaiser, aber welcher Zeitrahmen ist denn üblich?"

    Die Sklaven hatten reichlich aufgetischt und nachdem sich Crispina zur Ruhe begeben hatte, machten Florus und ich uns über das Essen her, es schien aber nicht wirklich weniger zu werden.

    Ich trinke noch einen Schluck Wein und esse etwas Käse.

    "Ja, das ist sicher eine Möglichkeit. Und selbst falls nicht, die Pferde würden ihr dann sicherlich schon reichen. Sie scheint viel durchgemacht zu haben und kann eine Ablenkung und vermutlich auch einen neuen Anfang gut gebrauchen. Sag ihr am Besten, sie soll sich für den Tag nichts vornehmen und dann überraschst du sie damit."

    Wir verabschiedeten Crispina und ich schwärmte ihr noch kurz von der Badeanlage hier in der Domus vor.


    "Ja, das ist mir tatsächlich entgangen, aber als ich zuletzt an den Sportstätten war, erschienen sie auch recht ruhig. Die Gladiatorenschulen ebenso. Aber ja, gerne komme ich mit, das könnte mehr als interessant werden."


    Sim-Off:

    Doch, simoff hatte ich das gesehen, wollte es nur mal anspielen, wusste nur nicht wie, da kam das jetzt gerade doch sehr gelegen.

    "Florus, wieso haben wir Pferde, aber keinen eigenen Rennstall? Wäre das nicht eine Möglichkeit, die gens ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken? Gleichzeitig könnten wir bei den Rennen wichtige Leute bewirten und umgarnen, wenn wir beide in der Politik weiter nach oben wollen", unterbrach ich das Thema kurz, bevor ich den Gedanken vergas.

    Als mir bewusst wurde, dass das vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt war, fügte ich hinzu: "Entschuldigung. Das war nur ein Gedanke, der sich seinen Weg nach draußen gesucht und ihn gefunden hat."

    "Nein, in der Provinz Asia. Bis vor den Bürgerkriegen damals war es ein eigenes Königreich und die Herrscher werden heute noch verehrt. Aber natürlich nicht so sehr wie unser Kaiser."

    Nachdem ich diese erste Frage beantwortet hatte, nahm auch ich mir einen Becher, füllte ihn mit Wein und Wasser und griff dann zu einem kleinen Beutel, den ich mitgebracht hatte. Aus diesem holte ich zwei kleine Früchte heraus und zerdrückte sie über dem Becher, sodass ihr Saft sich in das Getränk mischte.

    "Und du stammst woher genau?"

    "Servius Annaeus Vindex aus Pergamon, Florus Minor hat mich sicherlich vorhin schon erwähnt. Ich kam selbst erst vor einiger Zeit hier an."

    Erschöpft, müde, traurig und ein wenig desillusioniert, all das kann ich in den Augen von Crispina erkennen, aber es wäre unfassbar unverschämt, sie darauf anzusprechen. Daher sehe ich nur zu, wie sie sich setzt und zu essen beginnt. Und das tue ich dann auch.

    Nachdem eine der Sklavinnen in die Küche geeilt war, wo sie unterwegs Nysa traf, kam diese direkt zu mir und berichtete mir von der Ankunft der Verwandten. Ich begab mich also auf die Suche nach ihr und merkte, dass Florus Minor und sie sich schon in eines der Speisezimmer bewegt hatten. Ich begab mich also auch dorthin und sah eine junge Dame, nur wenig jünger als ich, in einem staubigen Gewand auf der Kline, während das Essen aufgetragen wurde.


    "Zum Glück hatte ich noch kein Essen heute Abend. Willkommen in Rom, ähm, Annaea Crispina. Richtig?" begrüßte ich die junge Frau.

    Der Ianitor Ursus


    Ihr kennt den Hausherrn? Dann wird er das sicherlich bestätigen können. Tretet ein, eure Truhen stellen wir vorerst hier vorn ab.


    Ursus griff nah einer kleinen Glocke und prompt erschienen zwei Sklavinnen mit Wein und Wasser, über deren Ankunft sich bisher alle durstigen und schmutzigen Gäste gefreut hatten. Er machte einen Schritt vor die Tür und hob allein eine der Truhen hoch, die er dann hinter der Porta abstellte. Bevor er auch die zweite Truhe hereinwuchtete und anschließend die Tür wieder verriegelte, befahl er einer der beiden Sklavinnen:


    Melde Dominus Florus Minor die Ankunft von Annaea Crispina.

    Der Ianitor Ursus


    Ursus öffnete die Tür und betrachtete sowohl die junge als auch die alte Frau. Dann glitt sein Blick zu den zwei Truhen und der Kleidung der beiden. Hatte sein Herr vergessen, ihm von einer Verwandten zu berichten, die herkam? Das sah ihm nicht ähnlich, deswegen baute sich Ursus zu voller Größe auf und blockierte damit den Zugang fast vollständig.


    Willkommen in Rom, Annaea Crispina. Ich nehme an, ihr könnt die Verwandtschaft nachweisen?

    Der Ianitor Ursus


    Ein neuer Tag, ein neues Klopfen an der Hauptpforte. Ursus war nicht entgangen, dass seit einiger Zeit immer mehr Besucher hier ankamen. Eigentlich kein Wunder, dachte er sich, da der Hausherr ein wichtiges politisches Amt innegehabt hatte und auch der letzte Neuankömmling der Familie in diese Richtung strebte. Auch wenn der es scheinbar vorzog, andere zu besuchen.

    Ein wenig resigniert, aber gerade weit genug, um es niemanden merken zu lassen, öffnete er den Sichtschlitz und fragte nach draußen:


    Euer Name und euer Anliegen?


    Er hatte nicht mit dem Anblick einer Frau gerechnet und seine linke Augenbraue zuckte ein Stück nach oben.


    Sim-Off:

    Damit es hier nicht ins Stocken gerät, mache ich das einfach mal.

    "Mein Verwandter hatte das auch schon angemerkt. Mein Versuch, von der rostra aus einen Patron zu finden, sind aber ohne Erfolg geblieben. Ich hoffe sehr, dass sich dieses Amt als Startschuss erweisen kann."

    Ich überlege kurz, wie meine nahe Zukunft aussehen könnte, komme aber zu keinem gescheiten Schluss. "Worauf sollte man bei der Wahl eines Patrons denn achten, wenn ich fragen darf?"

    Zuvor: Officium | MFG et SAV - Wegbereitung


    Ich war etwas überrascht, dass mein recht forscher Brief an den Cultus Deorum tatsächlich eine solche Beachtung gefunden hatte und der Pontifex mich zu sich nach Hause einlud. Das Gespräch mit ihm war sehr anregend und ich fühlte mich zuversichtlich, dass dies mein erster Schritt zu Höherem sein würde.


    Nach dem Termin beim Flavier suchte ich also die Tiberinsel erneut auf, nachdem ich vor Tagen auf meinem Rundgang schon kurz hier gewesen war und die Insel von allen Seiten betrachten konnte. Für einen Pergamener war es nicht sonderlich abwegig, dass Asklepios der persönliche Schutzgott war. Und bekanntlich konnte man Asklepios und Aesculapius gleichsetzen, nachdem er ja aus Epidauros nach Rom gekommen war. Die Geschichte, die Ovidius Naso überliefert hatte, erzählte auch von dieser Insel und warum der Tempel genau hier stand: der Gott hatte sich den Ort ausgesucht, damit man ihm hier huldigen konnte. Und das wollte ich jetzt tun.


    Ich hatte den Priestern gesagt, dass ich ein privates Opfer zum Dank abhalten wollte und sie bereiteten ihren Teil vor. In der Zwischenzeit war ich zum forum boarium geeilt, um ein würdiges Opfertier zu suchen. Ich kam mit einem gesunden Ferkel zurück, das ich zunächst samt meiner Tasche, in der sich etwa ein zuvor gekaufter Kuchen befand, an einen Tempeldiener gab und folge einem anderen zur rituellen Reinigung. Es tut sehr gut, den Schmutz der Stadt von sich abwaschen zu können, und ich fühle mich durch das Bad nicht nur körperlich sauber, sondern auch geläutert. Es erscheint mir aber bis heute etwas skurril, dass ich danach alle Handlungen ohne Schuhwerk vollziehe...


    Der Tempeldiener, der mich zum Bad geführt hatte, zeigt nun zu dem anderen Tempeldiener, dem ich meine Tasche überreicht hatte und der vor dem Tempel stand. In seiner Hand hielt er den Kuchen, den ich mitgebracht hatte, auf der hölzernen Tafel, die ebenfalls in der Tasche war. Ich gehe zu ihm und nehme ihm still die beiden Dinge ab und betrete anschließend den Tempel. Das Kultbild des Gottes ist schon von draußen zu erkennen gewesen, ebenso der davor aufgestellte Tisch. Da niemand sonst gerade ein Opfer zelebrierte, kann ich schnurstrakt auf den Tisch zugehen. Gemessenen Schrittes lege ich die letzten Schritte zurück und präsentiere dabei dem Gott meine Gaben. Im Stillen spreche ich ein erstes Gebet und lege den Kuchen auf dem Tisch ab. Das Holztäfelchen lehne ich an den Kuchen an.*

    D·AESCULAPIO·SER·ANNAEVS·VINDEX·D·D

    Ich verlasse den Tempel nach einer Verneigung vor dem Kultbild rückwärts gehend. Draußen empfängt mich der Tempeldiener erneut und überreicht mir das Ferkel, das in der Zwischenzeit für seine zentrale Rolle bei meinem Opfer vorbereitet wurde: es wurde grob gereinigt und ein buntes Band liegt auf seinem Rücken. Es ist wesentlich ruhiger als zuvor, ich stelle das aber nicht in Frage. Der Tempeldiener deutet auf den Beginn des kurzen Prozessionsweges, der zum Altar führt. Dort wartet bereits ein Priester mit einer tibicina neben sich auf mich, den Tempeldiener und das Ferkel.


    Alle gemeinsam, fünft Personen und ein Tierchen, schreiten nun den kurzen Prozessionspfad zum Altar in langsamen und feierlichen Schritten. Dort angekommen erhebt der Tempeldiener seine Stimme: "Favete linguis!" Ich lege das Ferkel auf dem Altar ab, es atmet ruhig und bleibt still liegen. Als alle sicher sind, dass sich das Tier nicht zur Flucht erhebt, gibt mir der Priester leise die Darbringungsformel vor, die ich laut und mit den Händen zum Himmel gerichtet wiederhole. Der Tempeldiener hält mir dann nacheinander eine Schale und ein Tuch hin, mit dem ich meine Hände erneut reinige und trockne.


    Die tibicina hat mittlerweile mit dem Flötenspiel begonnen, ich merke, dass immer mehr Menschen mir ihre Blicke zuwenden, aber meine Konzentration lässt nicht nach. Vom Priester nehme ich das Opfermesser entgegen und halte es über das Ferkel, während er aus einem Gefäß Wein über Messer und Ferkel gießt und so beides weiht; der Stoff war schon entfernt worden. Ich streiche mit dem Messer vom Kopf des Ferkels bis zu seinen Hinterbeinen, es ist noch immer vollkommen ruhig.


    "Aesculapius, der du deine schützende Hand immer über mich gehalten hast, der du meine Familie vor Krankheit, Leid und Gebrechen bewahrt hast, der du stets durch deine Tochter für jugendliche Gesundheit auch im hohen Alter gesorgt hast. Oft habe ich dir meine Ergebenheit geschenkt, deinen Kult geehrt und deinen Dienern mit Rat und Tat zur Seite gestanden, oft habe ich dir geopfert und tue das auch heute, indem ich dir erneut für deinen Schutz und deine gaben danke. Gib auch weiterhin, schütze auch weiterhin, lasse das Band bestehen wie auch ich schwöre dir weiterhin treu zu sein, deine Ideale hochzuhalten und dir alle Ehren zu erweisen!"


    Der Priester nickt mir zu und ich führe das Opfermesser an die Kehle des Ferkels. Eine leichte Berührung war ausreichend, um einen ersten Blutstropfen hervortreten zu lassen. Ich spanne meinen Arm und schneide kräftig durch die Kehle des Ferkels, das viel Blut verliert, kurz zuckt und dann vollkommen still auf dem Altar liegt. Wir warten einige Minuten, bis der Blutfluss versiegt, der Priester nimmt in der Zwischenzeit das Opfermesser wieder an sich. Er öffnet die Bauchhöhle des Ferkels und entfernt die Innereien, die er in eine Schale legt, dann beginnt der Tempeldiener damit, das Ferkel zu zerlegen. Der Priester begutachtet die Innereien, lächelt mir zu und nickt: das Opfer wurde angenommen. "Litatio!" ruft der Tempeldiener aus. Die tibicina beendet ihr Flötenspiel und wir lösen uns auf. Das zerlegte Ferkel wird vorbereitet, ich gehe mich erneut reinigen.


    Später liegen die ausgewählte Teile des Ferkels auf dem Altar und werden Aesculapius durch Feuer übergeben. Das abschließende Essen, das ich aus der Heimat kenne, muss durch den Platzmangel auf der Insel leider entfallen, stattdessen erhalte ich einen kleinen Korb mit Fleisch. Ich verlasse den Tempel nach meinem Opfer, geläutert, zufrieden und mit einer Mahlzeit für später.


    Sim-Off:

    *Hier Marmor in Ermangelung von Holz

    Deo Aesculapio Servius Annaeus Vindex dono dedit

    (wenn mich meine Kenntnisse so spät am Abend nicht täuschen)

    Ein bisschen nervös hörte ich dem Sklaven zu als er das Schreiben vorlas. Ich hatte es einige Male selbst gelesen und erinnerte mich jedes Mal an die Zeit, die ich damals bei den Priestern verbracht hatte. Und jedes Mal kam ich mir wie ein Heuchler vor, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das, was in dem Schreiben stand, so geleistet hatte. Schon, ich hatte einige Änderungen vorgeschlagen, die meinem damals vorlauten Mundwerk entstammten, die dann aber auch teilweise umgesetzt wurden, und ich hatte auch den Händler bei ihren Streitigkeiten geholfen, was aber nur daran lag, dass ich die meisten von ihnen ohnehin über meinen Vater kannte. Aber alles in allem erschien es wie die Taten von einem anderen.


    Als der Sklave geendet hat und mir das Schreiben wieder reichte, meldete sich der Hausherr wieder zu Wort und ich bin glücklich, dass ihm meine Referenzen zusagen. Dennoch, ein Hauch von Zweifel bleibt bei mir.

    "Ich bin dir zu Dank verpflichtet. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Brief sich auszahlen würde. Letztlich kam ich erst vor wenigen Tagen hier in Rom an und weiß eigentlich nicht, wie die Dinge hier ablaufen. Auch deswegen habe ich keinen Patron, nein."