Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    Diese Frage war Aelius Quarto in letzter Zeit schon häufig gestellt worden.
    Was sollte er antworten?
    Das Valerianus nach wie vor krank war und nicht gedachte, nach Rom zurückzukehren?
    Das er nicht gesünder und kräftiger, sondern im Gegenteil, immer schwächer wurde?
    Das er immer mehr die Zügel aus der Hand gab und Quarto nicht den Eindruck hatte, dass der Kaiser im fernen Misenum noch wusste, was hier in Rom vor sich ging?
    Das, noch schlimmer, er daran offensichtlich auch gar kein Interesse hatte, sondern alles in die Hände seines Vertrauten, des undurchsichtigen praefectus urbi Potitus Vescularius Salinator gab, dem er, Quarto, zutiefst misstraute?


    Nur engen Vertrauten und langjährigen Weggefährten gegenüber hatte er bisher etwas gesagt und auch ihnen gegenüber selten das ganze Ausmaß seiner Sorgen offenbart.
    Ansonsten hatte er immer beschwichtigt und die Situation beschönigt.
    Warum fragte dieser Claudier?
    Er war der persönliche Sekretär von Tiberius Durus, dem neu gewählten Konsul. Hatte der ihn vielleicht nicht nur wegen der Wagenrennen geschickt?


    “Fragst du aus Neugierde oder aus einem bestimmten Grund?“, antwortete Quarto mit einer Gegenfrage und sah seinem Gegenüber tief und skeptisch in die Augen.

    “Das ist ganz bestimmt richtig, ja.“


    Aelius Quarto betrachtete eingehend eine Falte seiner Toga.


    Wie nebenbei fragte er: “Wirst du dem Imperator Caesar Augustus denn auch direkt über die Geschehnisse hier in Rom berichten und Briefe an ihn weiterleiten? Oder geht das alles immer zuerst über den Schreibtisch des praefectus urbi?“

    Zitat

    Original von Aelia Vespa
    (...)
    "Dir legt er aber keine Steine in den Weg, oder?"


    Sie hoffte natürlich nicht, dass dieser Praefectus Urbi so etwas tat, aber man konnte es ja nie wissen.


    “Mir selbst? Nein, das kann er nicht. Ich strebe kein Amt an, bei dem er das könnte. Und im Senat ist er nicht sehr aktiv. Bisher hat er noch kein von mir unterstütztes oder angeregtes Gesetzesvorhaben massiv zu verhindern versucht. Aber wer weiß, vielleicht kommt das noch.
    Mich direkt anzugreifen wagt er nicht. Noch nicht, zumindest.
    Allerdings spüren einige meiner Klienten in letzter Zeit einen recht harschen Gegenwind und es sollte mich nicht wundern, wenn er dahinter steckt. Und er ist für viele Berufungen hier in Rom zuständig. Da fragt sich immer, ob es für meine Leute ein Vorteil ist, dass ich ihr Patron bin, oder ein Nachteil.
    Eines muss man Salinator zugestehen: Er hat niemals so getan, als würde er meine Freundschaft suchen. Nein, so verlogen war er nicht.“

    Wie er es bei seinem Gespräch mit Eprius Seleucus versprochen hatte, setzte Aelius Quarto ein Empfehlungsschreiben, man könnte auch sagen, ein Bittgesuch, für seinen Klienten auf. Numerius Scaevius Camerinus, der praefectus vigilum, würde sich der Bitte des Consulars wohl kaum widersetzen, Seleucus einen Posten bei den Vigiles zu geben, so hoffte Quarto zumindest.


    An den
    Praefectus Vigilum
    Numerius Scaevius Camerinus [NSC]
    Castra Vigilum
    Roma


    Salve Numerius Scaevius Camerinus!


    Dieses Schreiben überbringt Dir Lucius Eprius Seleucus, mein Klient.
    Er wird Dir sagen, dass er zurzeit als praepositus stationariorum tätig ist und zuvor bei der ala II Numidia gedient hat.
    Auch wird er Dir von seinem Wunsch erzählen, sein jetziges Amt aufzugeben um in den Dienst bei den Vigiles einzutreten.
    Lucius Eprius Seleucus hat Rom bereits treue Dienste geleistet und ich hege keinen Zweifel daran, dass er dies auch unter Deinem Kommando tun würde.
    Ich wäre Dir zu sehr verbunden, wenn Du sein Ansinnen wohlwollend prüfst und mein Dank wäre Dir gewiss, wenn Du ihn in angemessener Stellung bei den Vigiles aufnehmen könntest.


    Möge der Segen der Götter Dich auf all Deinen Wegen begleiten.


    gez. Lucius Aelius Quarto



    ROMA - ANTE DIEM IV NON NOV DCCCLIX A.U.C.
    (2.11.2009/106 n.Chr.)


    Nachdem der Brief geschrieben war, ließ Quarto einen Sklaven kommen, der dass Schreiben zu seinem Klienten bringen sollte, damit dieser es dem Präfekten vorlegen konnte, wenn er bei ihm vorstellig wurde.

    “Ich gratuliere dir zu deiner Ernennung. Procurator a Libellis – ein wichtiges Amt, ein sehr wichtiges Amt sogar, mit großer Verantwortung. Du kannst stolz auf dich sein.“


    Quarto machte eine einladende Geste.


    “Aber bitte, setzen wir uns. Im sitzen spricht es sich besser.“

    “Eine schöne Sänfte hast du.“, antwortete Aelius Quarto, so als hätte sich Lucianus' Frage darauf bezogen.


    Aber natürlich wusste er sehr wohl, dass sein Gegenüber etwas anderes hören wollte.
    “Senator Tiberius Durus wird zweifellos seine Wahl gewinnen. Er wird einer der beiden Konsuln des kommenden Jahres sein.“, stellte er fest.
    Zum Zeitpunkt dieses Gesprächs stand die Wahl noch bevor. Tatsächlich gewann Durus wenige Tage später die Wahl deutlich.


    “Er wird also Konsul sein und er ist in den letzten Jahren zu einem der der einflussreichsten Patrizier der Stadt geworden. Seine Stimme hat großes Gewicht, nicht nur, aber vor allem auch unter Seinesgleichen.“


    Das waren alles keine Neuigkeiten.


    “Seine Unterstützung wäre wichtig. Aber hat er uns etwas zugesagt? Nein. Er hat vielmehr gefordert, ich solle mich von dem Onkel meiner Frau lossagen.“

    “Ja, dass hoffe ich auch.“, antwortete Quarto bereits im Gehen.
    “Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Wahl.“, fügte er noch hinzu, denn die hatte zu diesen Zeitpunkt noch nicht stattgefunden.
    Er sagte es durchaus verbindlich und freundlich. Aber vollständig besänftigt wirkte er nicht.

    “Vale, Aulus Flavius Piso, und bis bald.“, verabschiedete sich Aelius Quarto.


    In Gedanken versunken ging er. Woran er wohl dachte? An gebratenes Hühnchen, gegrillten Kapaun, eingelegte Taubenbrüstchen und fetten Gänsebraten? Oder an die politischen Möglichkeiten, die sich mit einem Ende der alten Feindschaft ergeben könnten?

    “Ah. Ich verstehe. Ja, sehr löblich. Als Durus' Scriba Personalis wirst du bestimmt sehr viel lernen.“, sagte er.


    Dann sah er sich das Schreiben an. Er blieb kurz an dem Satz hängen, der ihn als Vorsitzenden der Factio Aurata bezeichnete. Ein Fauxpas, den er nicht kommentierte, der ihn aber dazu bewog, die ersten Worte seiner Antwort besonders zu betonen.


    “Die Factio Veneta wird sehr gerne teilnehmen. Im Circus Flaminius und nicht im Circus Maximus sollen die Rennen stattfinden? Wie ungewöhnlich!“


    Der alte Circus Flaminius war eine kleine Bahn ohne dauerhafte Spina und feste Tribünen, der nur noch selten genutzt wurde.


    “Wenn es uns gestattet wird, dann melden wir drei Gespanne an. Unsere drei besten Aurigae werden sie lenken.“




    Sim-Off:

    Die Setzdaten wie üblich per PN und an Durus?

    Quarto schüttelte den Kopf. Ein resignierter Blick ging zu Vinicius Lucianus.
    “Das ist bedauerlich.“, sagte er enttäuscht und zornig.
    “Dann gibt es hier wohl nichts mehr zu reden.“


    Abrupt erhob er sich.


    “Wenn die Legionäre in der Linie stehen, dann deckt ein Mann die offene Flanke seines Nebenmannes. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Gibt es kein Vertrauen unter ihnen, dann ist die Linie schwach und verwundbar. Aber auch dann muss der getreue Soldat seine Pflicht tun und auf seinem Posten bleiben. Nun, immerhin weiß ich jetzt, woran ich bin.“

    “Salve und willkommen in meinem Haus!“, begrüßte der Hausherr seinen Gast.


    Er nahm das entrollte Einladungsschreiben, und während er das tat blickte er Lepidus an.
    “Claudius Lepidus? Im Auftrag von Tiberius Durus, dem Senator? Ich kenne ihn gut, den Senator Tiberius, aber kenne ich dich?“

    “Ich freue mich darauf.“


    Quarto erhob sich leise schnaufend.


    “Nun will ich dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten. Der Procurator a libellis wird mir sonst noch zürnen. Also verabschiede ich mich. Wir sehen uns bald wieder.“

    Quarto spitzte die Lippen.
    Eine Einladung in die Höhle der Löwen?
    Aber wenn man mit den Löwen Frieden schließen wollte, dann durfte man keine Scheu zeigen.
    Und die Aussicht auf besonders lecker zubereitetes Geflügel tat ihr übriges.


    “Ich würde mich freuen.“, antwortete er deshalb.
    “Besprich dich mit deinen Verwandten. Ich erwarte dann die Einladung, voll der Vorfreude auf die Künste dieses wunderbaren Kochs.“

    Wenig später erschien der Hausherr.
    Aelius Quarto kam herein und begrüßte seinen Gast freundlich.


    “Salve Decimus Annaeus Varus!“, sagte er. “Ich bin Lucius Aelius Quarto. Mein Sklave sagte mir, du willst mit mir sprechen?“

    “Ja... ähm... ja, ja, so machen wir es. Ich werde einen Sklaven mit dem Schreiben zu dir schicken.“, antwortete Aelius Quarto.


    Dann fasste er sich an den Kopf.


    “Ach! Ich vergaß dich ganz zu fragen: Wo kann dich mein Sklave denn finden?“

    “Ich könnte etwas schreiben, eine Art Empfehlungsschreiben in dem ich deine Fähigkeiten preise und zum Ausdruck bringe, dass ich mich über deine Berufung in den Dienst bei den Vigiles freuen würde. Das würde ich dir für Numerius Scaevius Camerinus mitgeben. Es ist letztlich ein Geschäft, eine Gefälligkeit, um die ich ihn bitte und für die er irgendwann einmal eine Gefälligkeit bei mir einfordern kann. Das ist der übliche Gang der Dinge.“, meinte Aelius Quarto.


    “Also: Ich würde das Schreiben aufsetzen, du gehst damit zum Praefectus Vigilum. Wenn er dir sagt, er nimmt dich, dann bittest du beim Praefectus Viatorum um deine Entlassung als Praepositus und anschließend kann Scaevius Camerinus dich ernennen.“

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Piso blickte Quarto nachdenklich an, einige Zeit, bevor er schließlich was sagte. „Wurde dies festgestellt? Ich habe nur gehört, Aelius Lamia wurde überredet, Domitia Longina gehen zu lassen.“, versetzte er. „Eine Anerkennung der Ungültigkeit würde ungeahnte Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall müssten wir Flavier dann alle als Domitier unser Schicksal fristen müssen!“, versuchte er dem Aelier klar zu machen.


    “Das meinem Onkel Unrecht angetan wurde, dass hat ein kaiserliches Dekret bereits vor bald fünf Jahren festgestellt. Über die Gültigkeit seiner Scheidung von Longina sollte das Collegium Pontificium entscheiden.“, erklärte Quarto, musste dann aber einräumen: “Das hat es aber bis heute nicht.“