“Ach, viel Zeit ist vergangen. Ich bin schon lange kein Jüngling mehr und auch mein Haar wird langsam schütter. Aber Du hast Recht, es ist wirklich fast 20 Jahre her. Es muss DCCCXXXVI gewesen sein, als wir uns kennen lernten.
Du erinnerst Dich sicher, mein Onkel Lucius Aelius Lamia war von Domitian und seinen Schergen in die Verbannung getrieben worden. Auch mein Vater musste Rom verlassen. Es war das erste, bittere Jahr unseres Exils. Doch die Zeiten, in denen wir uns damals begegneten, waren noch die besseren. Mein Vater hatte einen Teil seines Vermögens retten können, ja, wir hatten sogar noch Klienten und Haussklaven. Damals…
Doch mit der Zeit schwanden Geld und Anhänger. Wir gingen ins südliche Gallien, zuerst nach Narbo Martius, später nach Burdigala. Mein Vater starb schließlich als Verbannter, verbittert und verarmt. Er hinterließ mir so gut wie nichts, nur den Willen, den Namen meiner Familie rein zu waschen.
Ich blieb auch während des letzten Bürgerkriegs in Gallien und hielt mich bedeckt. Zwar war die Verbannung nach dem Tod Domitians aufgehoben worden, doch es wäre töricht gewesen, in diesen Zeiten der Wirrnis den Namen Aelius laut auszusprechen. Aber nun, nachdem Iulianus sich durchgesetzt und seine Macht gefestigt hat, nun scheint es mir an der Zeit zu handeln. Denn wie Du siehst, steht es mir noch immer nicht an die Toga eines römischen Bürgers zu tragen.
Deshalb kam ich nach Rom, um dieses Unrecht zu korrigieren.
Auf dem Forum hörte ich nun von einem weisen Griechen, der als Gast der Familie Tiberia in Ostia weilen solle. Ich fragte nach dem Namen und man sagte mir, er würde Lysias genannt. Da ahnte ich, dass ich Dich hier treffen würde. So ließ ich mich mit einem flussabwärts fahrenden Lastkahn hierher mitnehmen und diese Casa aufsuchen. Und siehe da, Du bist es tatsächlich.“