Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    Nachdem der Priester einen Hund geopfert und verkündet hatte, dass die Zeremonie geglückt sei, erhob sich freudiger Jubel. Auch Quarto, der in der Menge stand, freute sich mit. Es war ein schöner, klarer, nicht zu kalter Wintertag, er war in die alten Rechte seiner Familie eingesetzt worden und die Götter waren Rom wohl gesonnen. Ein beruhigendes Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in seinem Inneren aus.

    DIE GENS AELIA
    S O L ~ L U C E T ~ O M N I B U S


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    Die Gens Aelia ist eine uralte, traditionsreiche Familie der plebejischen Aristokratie. Bereits in der alten Republik, wie auch später unter den Kaisern Augustus und Tiberius, dienten ihre Mitglieder Rom als Senatoren, Soldaten und Gelehrte. Der erste Konsul der Familie amtierte bereits vor mehr als vier Jahrhunderten und ihm folgten viele weitere. Genannt seien lediglich einige, so Quintus Aelius Paetus, Konsul des Jahres DLXXXVI, Quintus Aelius Tubero, Konsul des Jahres DCCXLII und Sextus Aelius Catus, Konsul des Jahres DCCLVII, Vater der Kaiserin Aelia Paetina und Adoptivvater des berühmten Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus. Auch Gaius Aelius Gallus, der zu Zeiten des Kaisers Augustus einen Feldzug nach dem Land Arabia felix unternahm, war ein Mitglied der Familie, ebenso wie der Philologe Lucius Aelius Stilo. Zudem kann sich das Geschlecht der Aelia, wie keine andere Gens, einer engen verwandtschaft-
    lichen Beziehung zur kaiserlichen Familie rühmen. So war die Großmutter des heutigen Pater familias die Großtante des Imperators, sein Vater ein Vetter des Kaisers Traian und sein Bruder ist der designierte Thronfolger und Caesar Gaius Ulpius Aelianus Valerianus.


    Nicht zuletzt aufgrund der Nähe zum Kaiserhaus hat sich die Gens Aelia der Factio Veneta verschrieben. Noch sind die Folgen einer zwanzig Jahre währenden, nicht lang zurückliegenden Verbannung spürbar und die Familie kann nicht mit Reichtum, Landbesitz, oder der Anzahl ihrer Mitglieder prahlen. Doch der Name Aelia glänzt mit seiner langen Tradition und einer reichen, stolzen Ahnenreihe großer Römer.


    Fühlst Du Dich auserkoren diese Tradition fortzusetzen?
    So scheue Dich nicht, denn die Gens Aelia bietet Dir gerne eine Heimstatt, Deine Träume und Ziele zu verwirklichen. Getreu dem Familienmotto:


    Sol lucet Omnibus! – Die Sonne scheint für alle!




    Für weitere Informationen und zur Kontaktaufnahme mit der Gens Aelia steht Dir der Pater familias Lucius Aelius Quarto gerne zur Verfügung.

    “Ich danke dir sehr, Senator.
    Ich werde dir stets zu Dank verpflichtet sein, die Götter mögen dich und deine Familie behüten.


    Nun will ich nicht länger deine kostbare Zeit beanspruchen.“


    Quarto verabschiedete sich überschwänglich vom Quaestor Sacri Palatii und verließ frohgemut den Palast.

    “Jetzt wo du meine Geschichte kennst, was sagst du dazu? Gibt es eine Handhabe, doch noch ein Verfahren zu eröffnen oder den Imperator zu einer Aufhebung der damaligen Dekrete zu bewegen?“
    Quarto war im Angesicht des hohen Beamten und seines nachdenklichen Schweigens sichtlich nervös.

    Sie gingen in Richtung eines der hoch aufragenden Gebäudeflügel und Quarto erzählte seine Geschichte ein weiteres Mal:
    “Meine Familie, Senator, ist ein alte Gens der plebejischen Aristokratie. Zu meinen Vorfahren zählen so verdiente Männer wie Quintus Aelius Tubero, Gaius Aelius Gallus, Lucius Aelius Lamia der Ältere oder Lucius Aelius Seianus. Nicht weniger als sieben Konsuln finden sich auf meiner Ahnentafel und doch trete ich vor Dir als Ausländer. Denn vor neunzehn Jahren fiel meine Familie unter Domitianus in Ungnade.


    Doch alles begann bereits Jahre früher, im zweiten Regierungsjahr seines Vaters, Caesar Vespasianus Augustus. Damals heiratete mein Onkel, Lucius Aelius Lamia der Jüngere. Seine Braut war Domitia Longina, die Tochter von General Gnaeus Domitius Corbulo, der drei Jahre zuvor Selbstmord begangen hatte. Ihre Mutter war Cassia Longina.
    Doch kaum waren die Hochzeitsfeierlichkeiten vorüber, da bemerkte der zweite Sohn Vespasians, eben Titus Flavius Domitianus, der spätere Kaiser, die schöne Frau. Er zwang meinen Onkel zur Trennung und ehelichte sie seinerseits. Meine erste Frage, die ich per Gericht zu klären suchte, war, ob diese Scheidung und damit die Ehe des Domitianus mit der Longina überhaupt gültig war.


    Wie dem auch sei, mein Onkel klagte nicht und übte Zurückhaltung. Domitianus war bekanntlich rücksichtslos und mein Onkel fürchtete um sein Leben und das seiner Familie.
    Die Jahre vergingen, auf Vespasian folgte Titus und nach dessen Tod schließlich Domitianus. Im Jahr DCCCXXXVI, vor nunmehr also neunzehn Jahren, erschütterte dann eine Krise das Kaiserhaus. Es war eine schmutzige, über alle Maßen unrömische Angelegenheit. Interessierte Kreise des Palastes deckten eine Affäre der Domitia Longina mit einem unbedeutenden Schauspieler namens Paris auf. Über Details vermag ich nichts zu sagen, doch es waren wohl höchst kompromittierenden Dinge vorgefallen. Kein Mensch weiß, welche Ziele dieser Paris verfolgte, was er sich davon versprochen hatte oder ob ihm einfach die erbotene Gunst der Longina zu Kopfe gestiegen war, doch eben diesen verlor er daraufhin.
    Die vorgebliche Ehebrecherin bezichtigte wiederum meinen Onkel, diese Affäre in die Wege geleitet und ihr den Schauspieler zugeführt zu haben. Sie, wie auch einige ihrer Speichellecker, behaupteten, mein Onkel hätte sich so rächen und das Haus der Flavier schwächen wollen.


    Mein Onkel bestritt alle Vorwürfe und nannte sie das, was sie in der Tat waren: Haarsträubend.
    Doch Domitia Longina erreichte was sie sich erhofft hatte. Sie kam mit dem Leben davon und musste lediglich die Scheidung hinnehmen. Später, wir wissen es, gelang ihr dann sogar, erneut das Vertrauen des Domitianus zu gewinnen und er bezahlte dies schließlich mit dem Leben. Nicht das ich ihm eine Träne nachweine, doch es steht wohl außer Frage, dass die Longina bei seiner Ermordung ihre Finger im Spiel hatte.
    Doch dies soll nicht meine Sache sein. Wichtiger für mich ist, was meinem Onkel widerfuhr. Er und seine ganze nähere Familie wurden verbannt und aller römischen Bürgerrechte beraubt. Zu den Vertriebenen und Entrechteten gehörte auch mein Vater und ich mit ihm.


    So viele Jahre ist das nun her. Mein Onkel und mein Vater sind lange gestorben, nur ich bin übrig und friste noch immer das Leben eines mittellosen Peregrinus. In der Zeit des letzten Bürgerkriegs war es mir nicht möglich, diesen Umstand zu ändern. Doch nun herrscht Iulianus und das Recht in Rom und ich hoffe deshalb, dass jenes Unrecht, dass meiner Familie damals widerfuhr, jetzt beseitigt werden kann.“


    Atemlos beendete Quarto seine Geschichte und blickte zum Senator, der ihm die ganze Zeit schweigend zugehört hatte.

    “Salve Senator Geminus. Bitte verzeih’ mir wenn ich Deine Zeit in Anspruch nehme, doch ich komme mit einem, zumindest für mich, äußerst wichtigen Anliegen zu Dir.
    Wie ich Deinem Beamten bereits sagte, ist mein Name Lucius Aelius Quarto und ich suche Dich in einer Rechtsangelegenheit auf.
    Vor einigen Tagen sprach ich am Gericht des Praetor peregrinus vor, in der Hoffnung, dass dort das Unrecht getilgt würde, welches meiner Familie vor nunmehr neunzehn Jahren widerfahren ist. Doch der Praetor Publius Matinius Agrippa wies meine Klage aus formaljuristischen Gründen ab und verwies mich darauf, eine Petition beim Imperator einzureichen.
    Da Du der höchste Berater des Kaisers in Rechtsfragen bist und ich den Imperator gerade in dieser schweren Zeit nicht sofort mit derlei Dingen belästigen wollte, dachte ich, es wäre das Beste, zuerst mit Dir über diese Angelegenheit zu sprechen.“

    Quarto hatte sich aus einer Mischung von Nervosität und Entschlossenheit dem kaiserlichen Palast genähert. Als er schließlich vor die wachhabenden Prätorianer trat, gewann die Unsicherheit leicht die Überhand und fast hätte er kehrt gemacht. Doch dann besann er sich seines Anliegens und erbat Zugang zum Palast. Überraschend problemlos wurde er eingelassen und geheißen, auf dem großen, zentralen Hof des Palastes zu warten.


    Dort stand er nun und besah sich die prächtigen Säulenreihen, die den Hof umschlossen. Schließlich kam ein niederer Beamter auf ihn zu und fragte, wer er sei und was er hier wolle.
    “Mein Name ist Lucius Aelius Quarto und ich möchte den Quaestor Sacri Palatii Titus Helvetius Geminus in einer Rechtsangelegenheit sprechen, wenn dies möglich ist.“

    Quarto hörte den Worten des Praetors ernst zu. Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit.
    “Ehrenwerter Praetor, ich danke dir für deinen Hinweis. Mir ist bewusst, dass es nicht in deiner Macht steht, einem Neubürger die Bürgerrechte zu verleihen. Jedoch lege ich Wert auf die Feststellung, dass meine Familie diese Bürgerrechte über Jahrhunderte besessen hat. Eine neu ausgesprochene Verleihung dieser Rechte würde das geschehene Unrecht, dass an meiner Familie begangen wurde, nur teilweise tilgen.
    Darum lege ich so großen Wert auf eine höchststaatliche Feststellung, dass die damalige Ächtung nicht Rechtens war.“

    Er bemühte sich ruhig uns sachlich zu wirken, auch wenn die Erregung seine Stimme zittern ließ.
    “Wenn es richtig ist, dass alle Entscheidungen des damaligen Imperators Domitianus nach seinem Tode für nichtig erklärt wurden, dann bietet doch gerade dieser Umstand die nötige Handhabe, auch diese Entscheidung anzufechten. Würde gerade dies nicht die Eröffnung eines Verfahrens in meinem Fall gebieten?
    Es liegt mir fern, deine Entscheidung in Zweifel zu ziehen, doch bitte ich eindringlich darum, die vorliegenden Fakten nochmals sorgfältig zu prüfen und die Möglichkeit eines Gerichtsverfahrens zu prüfen.“

    Quarto betrat die Basilika Ulpia. Ihm war etwas bang ums Herz, tat er nun doch den lange erwarteten, großen Schritt.
    An einem Tisch saß ein Freigelassener und machte Notizen auf einer Wachstafel. Auf die Frage, ob er ein Schreiber des Praetor peregrinus sei, antwortete er mit “ja“.
    Quarto holte sich daraufhin nun seinerseits seine Notizen hervor, die ihm als Gedankenstütze für das nun Folgende dienen sollten.


    “Mein Name ist Lucius Aelius Quarto.
    Ich trete heute vor den Praetor peregrinus um eine Klage einzureichen.
    Meine Klage richtet sich gegen Titus Flavius Domitianus, auch bekannt als Domitianus, ehemaliger Imperator.
    Sollte es dem hohen Gericht aufgrund des inzwischen eingetretenen Todes des Domitianus nicht möglich sein, ein Verfahren gegen diese Person einzuleiten, so verklage ich, wenn auch schweren Herzens, ersatzweise das Imperium Romanum, als dessen Rechtsnachfolger.“


    Quarto machte eine Pause um Luft zu holen.


    “Mein Antrag im einzelnen:


    Ad I verlange ich hiermit nach §25 (4) Codex Iuridicialis die Überprüfung des von Titus Flavius Domitianus verhängten Ausschlusses meiner Familie von den römischen Bürgerrechten hinsichtlich ihrer sachlichen, wie formellen Richtigkeit.


    Ad II verlange ich hiermit nach demselben Paragrafen die Überprüfung der Ehe von Titus Flavius Domitianus mit Domitia Longina, ehemaliges Eheweib meines Onkels Lucius Aelius Lamia.


    Ad III verlange ich, sofern das Gericht aufgrund der von mir in I und II geforderten Untersuchungen zu entsprechenden Ergebnissen kommt, gemäß §25 (2) die Aufhebung des seinerzeitigen Urteils gegen meine Familie und die Feststellung meines römischen Bürgerrechts im Ordo Plebeius nach §14 (1) Codex Universalis Pars Prima.“


    Erneut machte er eine kurze Pause und steckte derweil seine Notiztafel weg.


    “Begründung:


    Meiner Familie wurde vor nunmehr 19 Jahren durch den damaligen Imperator Domitianus das Bürgerrecht aberkannt. Begründet wurde dies mit dem Vorwurf gegen meinen Onkel Lucius Aelius Lamia, er habe sich der Verschwörung gegen den Kaiser schuldig gemacht, in dem er eine Affäre der damaligen Kaiserin mit einem Schauspieler in die Wege geleitet hätte.
    Ich bestreite diesen Vorwurf. Ich bestreite den Vorwurf der Verschwörung und eine Beteiligung meines Onkels an irgendwelchen unschicklichen Aktivitäten der Domitia Longina. Vielmehr melde ich öffentlich Zweifel an, ob die Vermählung eben dieser Domitia Longina mit Titus Flavius Domitianus rechtens war.


    Für eine Konkretisierung meiner Erklärungen und für die von mir geforderten Untersuchungen erbitte ich die Eröffnung eines Verfahrens vor dem ehrenwerten Gericht des Praetor peregrinus.“


    Nachdem dies gesagt war senkte Quarto seine Stimme etwas um dann leiser zu fragen:
    “Ähm… Entschuldigung, aber wo muss ich die nötigen Prozessgebühren einzahlen?“

    Der ehrenwerte Senator Anton muss niemandem mehr etwas beweisen und er hat bereits alle Ämter inne gehabt, die ein Römer nur erstreben kann. Ich bin mir sicher, er wird seinen Wohlstand künftig genießen und die Politik aus der Ferne, mit der Gelassenheit eines verdienten Mannes betrachten. :)

    Quarto kam ins Speisezimmer. Er grüßte den ihm unbekannten Besucher des Senators Anton um sich dann an den Hausherrn selbst zu wenden:
    “Senator, ich danke dir für die freundliche Aufnahme in Deinem Haus, für deinen Rat und vor allem dafür, dass du mich mit der hoch verehrten Dame Iunia Attica bekannt gemacht hast.
    Ich werde mich jetzt wieder auf dem Weg machen und möchte mich von dir verabschieden.
    Mögen die Götter dich segnen.“

    Er überlegte kurz, wog das hin und wider ab und schließlich:
    "Eigentlich so bald als möglich. Ich sehe keinen Grund noch länger zu warten. Zwar ist das Imperium gerade in Aufruhr und viele werden andere Sorgen haben, als die Kümmernisse eines vergessenen Peregrinus. Doch irgendein Ereignis schlägt Rom ja immer in seinen Bann.
    Also würde ich Klage einreichen sobald ich mir Deiner finanziellen Unterstützung sicher sein kann."

    Dann kam ihm noch etwas in den Sinn:
    "Vielleicht genügt dem Gericht ja auch eine schriftliche Brügschaft der Staatsbank, im Falle einer Prozessniederlage die Kosten für mich vorzustrecken. Dann müsstest Du mir kein bares Geld aushändigen."

    “Wie ich dem Senator schon berichtet habe, geht es um ein lange zurückliegendes Unrecht, dass meiner Familie angetan wurde. Als Folge dieses Unrechts verlor meine Gens ihr Bürgerrecht. Dieses möchte ich nun einklagen und verspreche mir durchaus Erfolgsaussichten.
    Sollte ich jedoch verlieren, so will ich jede niedere Arbeit aufnehmen, um das erhaltene Geld stückweise zurückzahlen zu können.
    Ich kann zur Stunde jedoch noch kein Gewerbe vorweisen, da ich erst vor kurzer Zeit nach Rom kam und noch nirgendwo eine Stellung angetreten habe.“