Einer hörte zu ... einer sah und registrierte alles.
"Salve", grüßte Tisander von hinten eine Stimme über den Karrenrand so freundlich, als würden sie sich auf dem Forum begegnen. Es war eine merkwürdig kehlige Stimme, die klang, als müsste ihr Besitzer sich dringend räuspern, doch klang diese Stimme immer so, was wohl daran lag, dass Nero noch vor dem Stimmbruch angefangen hatte zu rauchen.
Im Schutz des Karrens und der Soldaten, die ihn bewachten, verfolgte Nero das Gefecht wie eine der blutigen Darbietungen, die er so liebte. So nah dran am Tod war er noch nie gewesen. Sein Hirn war abgestumpft von einer Kindheit ohne Liebe, von den Eindrücken von Tierhatzen, Hinrichtungen und Gladiatorenkämpfen aus den für die Patrizier reservierten Plätzen, von wo aus er all die Details in der Arena hatte wahrnehmen können. Weniges vermochte sein Herz noch zu erreichen, doch das hier war intensiv. Nero zitterte, sein Herz raste, er keuchte vor lauter Angst und war extrem erregt. Mit dem Handrücken wischte er sich den kalten Schweiß aus den Augen, um besser sehen zu können, als wenige Meter vor ihm seinem Vetter der Schädel gespalten wurde!
"Hast du das gesehen?!", keuchte er Apollinaris zu, ohne zu wissen, ob sein einziger Freund ihn überhaupt hörte. Fassungslos starrte er auf den am Boden liegenden Verwandten. Er rührte sich nicht mehr. Die Wunde an seinem Hinterkopf ließ nur einen Schluss zu. Bassus, der allseits geliebte Bassus - war tot!