Beiträge von Annaea Crispina

    Crispina hatte nur mit einem Ohr zugehört, als sie in der Tür stand. Ihr Blick schweifte mehr über das Umfeld, als das sie wirklich der Diskussion der beiden Männer gelauscht hätte.


    "Ich könnte ewig hier bleiben, aber es wird wohl Zeit heim zu kehren. Es wird bald abends werden."

    Crispina legte ihm kurz aufmunternd ihre Hand auf den Arm und nickte ihm zu.


    "Natürlich kümmere ich mich darum. Heute früh habe ich gehört, wie einige Hühner geliefert worden sind. Ich werde mit der Küchenchefin sprechen, dass sie uns etwas zaubert."

    Sie waren mit dem Abdecken der Wolle endlich fertig, als sie sich ihm zuwandte.


    "Morgen beginnt das Spinnen, aber für heute habe ich keine weiteren Pläne. Ich hatte gehofft, dass wir zusammen speisen konnten später."

    Crispina und Mella waren mit den Vorbereitungen zufrieden und sie deckten den großen Teil der bereits ausgelegten Wolle mit einem weichen Tuch zu. Morgen früh konnte sie mit dem Vorgarn beginnen.


    Florus war anscheinend gerade zurück gekehrt und war ihrem Gesinge ins Atrium gefolgt. Lächelnd nickte sie ihm zu.


    "Wir sind emsig wie die Bienen und Summen fröhlich dabei, verehrter Vetter! Ich hoffe dein Tag verlief erfreulich?"

    Die junge Frau hatte bereits eine gute Stunde in den Ställen verbracht, während der hünenhafte Ursus nicht von ihrer Seite wich und jeden Mann grimmig anschaute, der ihr zu nahe kam.


    Sie atmete ein paar Mal tief durch, ehe sie wieder zu Florus und Vindex zurückkehrte. Die beiden hatten nach wie vor die Köpfe zusammen gesteckt und sie wartete geduldig zwischen Tür und Angel.


    Florus hatte sie jedoch bemerkt und schien sich über ihr freudiges Gesicht zu amüsieren. Für das Rot auf ihren Wangen brauchte sie heute nur Frische Luft und keine Schminke.


    "Dafür wäre ich dir sehr dankbar, verehrter Vetter. Ich würde die Pferde gerne erneut besuchen in der Zukunft, so lange es den Betrieb nicht stört natürlich."

    Sie folgte dem Weg, den ihr Florus gewiesen hat, und betrat die Ställe. Hier war sie ganz in ihrem Element. Sie wanderte von Pferd zu Pferd und streichelte mal hier und mal dort ein Tier, das sich nicht so wild gebärdete, dass sie Angst hatte ohne Finger heimzukehren. Sie strich auch über manches Leder...sie mochte den Geruch und das Gefühl davon. Sie ließ sich auch ausgiebig von den Sklaven über die einzelnen Pferde, deren Namen und Abstammung erzählen. Sie schienen es zu genießen, dass sie auch einmal über ihre vierbeinigen Schützlinge mit Außenstehenden sprechen konnten.

    Es war bereits Mittag, als sie das Atrium erneut betrat nachdem sie den Vormittag im Balneum verbracht hatte. Nach der ausgiebigen Erholung dort, trieb sie nun wieder die Rastlosigkeit. In Misenum hatte sie eigentlich immer etwas zu tun, aber hier gab es für so gut wie alles Sklaven und Diener. Dann würde sie sich eben hier im Atrium breit machen und die frische Luft genießen und ein wenig spinnen. Sie war sehr gut darin und konnte einen sehr feinen Faden gleichmäßig herstellen.


    Nachdem die Sklaven ihr einen Korb mit bereits gereinigter und gewaschener Wolle sowie Spindel, Rocken und Wollkamm gebracht hatten, setzte sie sich erst einmal mit Mella zusammen an einen Tisch um diese zu aus zu legen und mit einem Wollkamm glatt zu streichen. Wie in Misenum sangen sie dabei ein Kinderlied, das sie gut im Takt arbeiten ließ und die Zeit vergehen ließ. Mellas Stimme war samtweich und Crispinas Stimme hoch und mädchenhaft. Beide Frauen waren keine geborenen Sängerinnen, aber man konnte ihnen zuhören, ohne das einem die Ohren bluteten.


    Während ihre Hände größtenteils automatisch die Wolle für das Spinnen vorbereiteten, ließ sie immer wieder ihre Gedanken schweifen zwischen einzelnen Liedern, die sie auch manchmal nur ein wenig summten oder mit den Füßen im Takt wippten. Es musste bereits Nachmittag sein, denn die Sklaven brachten ihnen Erfrischungen und einen Happen zu essen. Sie hatten fast den ganzen Korb voll Wolle geschafft, ehe sie eine Pause für Essen und Trinken einlegten.


    Sie würde einfaches, aber feines Tuch aus dieser Wolle weben und hoffentlich würde daraus in naher Zukunft eine Tunica recta werden. Ob Florus bereits jemanden im Sinn hatte für sie oder sollte sie das Thema wohl direkt ansprechen? Ob die Männer bald ihr Tagewerk, Geschäfte und dergleichen erledigt hatten? Sie würde sich über ein gemeinsames Abendessen später freuen, falls die beiden Männer nicht zu erschöpft waren. Vielleicht könnte sie dabei das Thema auch anschneiden?

    Crispina war bereits einige Tage hier im Domus Annaea und kurz nach ihrer Ankunft hatte sie nur ein kurzes Bad genommen. Sie wollte ein ausgiebiges Bad und eine Haarwäsche nun nachholen. Da die Männer des Hauses Vormittags arbeiteten oder außer Haus waren, ließ sie sich von Mella anmelden, damit das Wasser bereit war.


    Auch wenn es bereits ihr zweiter Besuch hier war, so hatte der Ort noch nichts von seiner Wirkung verloren. Zu Hause hatten sie ein kleines Badehäuschen - kaum mehr als ein gemauertes Rechteck mit Beheizung und Platz für eine Bank, wo man sich an- und ausziehen konnte.


    Das Balneum hier dagegen war üppig ausgestattet und riesig im Vergleich dazu. Die Böden waren mit wunderschönen Mosaiken verziert und es war herrlich warm. Die Sklaven hatten ihr bereits am Eingang des Balneums Badesandalen aus Holz sowie weiche Tücher bereit gelegt. Sie entkleidete sich und ging mit den Tüchern zum Beckenrand.


    Langsam ließ sie sich in das warme Wasser gleiten. Sie ließ sich in der wohligen Wärme treiben, bis Mella nach einiger Zeit mit einem Becher Mulsum und einer kleinen Häppchenplatte mit einigen eingelegten Oliven, ein bisschen Käse und einem kleinen, harten Winterapfel.


    "Du bist ein Schatz, Mella. Du hast sogar Mulsum gefunden!"


    Freudig nahm ich einen tiefen Schluck aus dem Becher und aß ein paar der Oliven. Mella ließ sich auf einer Bank nieder und wir plauderten ein wenig, während wir hier gerade alleine waren. Dieses große Haus und die riesige Stadt waren Neuland für uns beide.


    Meine Hände waren bereits ganz schrumpelig, als Mella anfing Öle in mein Haar zu massieren, ehe es ausgewaschen wurde. Als dies erledigt war, ließ ich Mella noch mit dem Bimsstein die Haare auf meinen Beinen entfernen. Ich hasste die Prozedur, aber ich war nun einmal keine Ziege, der man Behaarung und Gestank nachsah.


    Bevor ich in mein Zimmer zurückkehrte, rieb ich meine Zähne mit Pulver ab und wusch Mund und Ohren aus. Ich verweilte noch einige Minuten in der wohligen Wärme, ehe ich mich auf den Weg zurück ins Cubiculum machte. Das war auf jeden Fall erholsam und sie fühlte sich wieder richtig sauber.

    An Schutz hatte sie gar nicht gedacht! Man sah auch ihrem Gesicht an, dass sie an die Möglichkeit eines Angriffs oder Überfalls gar nicht gedacht hatte. Das dämpfte aber ihren Enthusiasmus nur ganz kurz und sie nickte ernst.


    "Ich werde daran denken, dass ich immer in Begleitung in die Stadt gehe. Versprochen."


    Nach einigen Minuten kam dann auch ihre Dienerin mit ihren Straßensandalen und nahm ihre weichen Hausschuhe mit, um sie in ihr Cubiculum zurück zu bringen. Sie zupfte ihre Kleidung und Haare zu recht. Sie war frisch gebadet und ordentlich gekleidet. Jetzt mussten nur noch die Sklaven und Vindex erscheinen und dann konnte es losgehen.

    Sie spazierte zusammen mit Florus und Vindex zur Factio Albata und sobald sie die Räumlichkeiten betrat fühlte sie sich direkt wie zu Hause. Sie konnte es gar nicht erwarten die Stallungen und Pferde zu besichtigen.


    Sie musste sich ein wenig zusammen nehmen, um nicht zu mädchenhaft und kindisch zu wirken, auch wenn sie am liebsten die Tunika raffen würde und einfach loslaufen würde. Stattdessen verharrte sie und antwortete:


    "Es gefällt mir hier. Danke für die Überraschung! Es wäre mir eine Freude, wenn du mich zu den Pferden bringst, bevor ihr euch ins Büro zurückzieht."

    Crispina erhob sich und nickte.


    "Dann bist du nun mein Vormund."


    Pferde besuchen! Welche eine Freude!


    "Ich muss nur schnell meine Schuhe wechseln. Mit Hausschuhen sollte ich nicht ausgehen. Aber das geht ganz schnell!"


    Sie rief nur kurz einen Sklaven herbei, damit er ihrer Dienerin Mella Bescheid gab, dass sie ihre Straßenschuhe brachte. Sobald sie die Schuhe gewechselt hatte, war sie direkt ausgehbereit.

    Crispina überlegte da gar nicht lange, da wohl kaum über Nacht noch mehr einflussreiche nahe Verwandte vom Himmel fallen würden. Sie nickte nur kurz und erwiderte direkt:


    "Wir können das jederzeit festhalten, sobald das Schriftstück aufgesetzt ist. Ich vertraue dir da bedingungslos und glaube dir, dass du diese Macht nicht ausnutzen wirst. Ich erledige Sachen lieber früher als später."


    Sie hörte auf mit dem Armreif zu spielen, als Florus die Überraschung verkündete.


    "Factio Albata? Ich kann die Rennpferde sehen?"


    Ihre Augen begannen sofort zu leuchten bei dem Zauberwort Pferde und der Aussicht diese zu besuchen. Sie musste sich zusammen nehmen um nicht direkt aufzuspringen um sich ausgehfertig zu machen.

    Crispina rückte näher zu Florus, aber sie wirkte ein wenig nachdenklich. Nunja, Ehemänner, Geschäfte und Societas...alles Sachen, die sie auch mit ihren Eltern oder ihrem Bruder besprochen hätte. Von daher änderte sich da nur wenig in Crispinas Alltag. Sie runzelte nur kurz die Stirn, aber sie wirkte dabei keineswegs abweisend.


    "Das sind alles absolut verständliche Punkte und in etwa auch das, was ich erwartet hätte - auch ohne eine offizielle Vormundschaft."


    Vielleicht klangen diese Einschränkungen für einen Mann ein wenig restriktiv, aber für Crispina änderte sich da eigentlich nicht viel. Sie hatte vollstes Vertrauen in Florus, dass er die Vormundschaft nicht ausnutzen würde.


    "Ich muss dir sagen, dass meine Ansprüche im Leben da wahrscheinlich nicht so hochfliegend sind. Ich wünsche mir in erster Linie auch irgendwann in der nahen Zukunft eine eigene Familie und ein eigenes Haus. An Geschäften habe ich einfach kein Interesse und vielleicht kann ich eines Tages wieder aufs Land zurück kehren und vielleicht Pferde mein Eigen nennen. Meine Träume sind sehr überschaubar...


    Du wirst Senator werden? Das klingt ja wundervoll. Aber ist es nicht sehr teuer solche Ämter zu bekleiden?"


    Sie dachte Senatoren müssten ständig Klienten unterstützen, rauschende Feste geben und dergleichen. Das klang einerseits aufregend, aber auch kostspielig.

    Sie musste bei dem Ausdruck Tochter lächeln. Sie sah Florus mehr wie einen älteren Bruder, aber sie wollte ihn nicht korrigieren und vor den Kopf stoßen. Selbst nach kurzer Zeit konnte sie erkennen, dass er ein außergewöhnlicher Mann war, von dem sie viel lernen konnte und der immer einen Plan hatte.


    "Wenn ich dir als meinem nächsten Verwandten nicht vertrauen könnte, wem sollte ich dann vertrauen in dieser Welt? Trotzdem würde ich gerne wissen, welche Punkte das denn genau wären. Ich bin einfach sehr behütet aufgewachsen und musste einfach nie viel selbst in die Hand nehmen oder entscheiden um ehrlich zu sein. Abgesehen davon muss Familie zusammen halten. Wenn es der Familie gut geht, dann geht es auch mir gut."

    Aus reiner Gewohnheit spielte sie mit dem Silberarmreif an ihrem linken Handgelenk, ehe sie antworte:


    "Familie um sich zu haben ist so wichtig. Zum Schluß waren es nur noch Mutter und ich und auch wenn das Haus lebhaft und geschäftig war, so ist es doch nicht das selbe wie mit Familienmitgliedern zu speisen und sich zu unterhalten.


    Schon nach dem Tod meines Vaters hat sich der Verwalter um vieles gekümmert, aber weder Mutter noch ich hatten Einblick in die Bücher. Es wäre mir sehr recht, wenn du einen Verwalter schicken könntest, der das Landgut führt. Ich kann mich um tägliche Aufgaben kümmern, aber mir fehlt sowohl Bildung als auch Erfahrung um das Geschäft in die Hand zu nehmen."


    Ja, ihre gesellschaftliche Stellung war in der Tat ein Problem...


    "Wenn du mich als Vormund unterstützen könntest, so wäre ich dir sehr dankbar. Selbst ohne Vormundschaft schätze ich deinen Rat und deinen Schutz. Ich habe einfach keine Erfahrung mit dem Leben in der großen Stadt hier und wie Dinge hier erledigt werden."

    Sie hatte kaum einige Schritte getan, da hörte sie auch schon Florus' Stimme. Sie folgte seiner Einladung und betrat das Officium.


    "Guten Tag, verehrter Vetter. Ich habe sehr gut geschlafen, danke der Nachfrage. Wie ist dein wertes Befinden?"


    Die junge Frau wirkte deutlich fröhlicher und gefasster als gestern noch. Wie lange die beiden Männer wohl gestern noch getrunken und geplaudert hatten? Sie wäre gerne geblieben, aber sie wäre nur im Sitzen eingeschlafen.

    Nachdem sie sich ordentlich ausgeschlafen, gebadet, gespeist und neu eingekleidet hatte, erschien sie wie gestern besprochen heute nachmittag im Officium. Die dunklen Linien im Gesicht waren wie weggeblasen und die junge Frau wirkte gut gelaunt.


    Leise sprach sie einen der Sklaven vor dem Officium an: "Bitte melde dem Dominus, dass ich nun hier bin. Ich werde warten hier warten, bis er für ein Gespräch Zeit hat."


    Sie spazierte den Gang auf und ab, während sie darauf wartete, bis Florus Zeit für sie hatte.

    Ein neuer Tag war angebrochen. Sie hatte wie ein Baby geschlafen, auch wenn dies ein unvertrautes Bett war. Die Erschöpfung der Reise hatte dafür gesorgt, dass sie für ihre Verhältnisse sehr spät aufwachte. Es war bereits kurz vor Mittag laut ihrer Dienerin. Da sie gestern zu müde für ein Bad gewesen war, musste dies nachgeholt werden. Sie überließ Mella das Aufräumen ihres Cubiculums, während sie das Bad nahm.


    Als sie zurückkehrte schlüpfte sie aus der einfachen Tunika, die sie auf dem Weg zum Bad getragen hatte und entschied sich für ihre Lieblingskleider. Zuerst ließ sie sich von Mella mit dem Strophium helfen bevor sie in eine lindgrüne Tunika, mit einem stilisierten Pferd in weiß aufgestickt, schlüpfte. Mella band ihr die Tunika mit einem Gürtel in der Taille und flocht ihr das Haar zu einem schlichten Zopf. Sie warf einen kurzen Blick auf die kleinen Gefäße auf dem Tisch vor ihr und nahm einen kleinen Flakon aus Alabaster zur Hand. Kurz roch sie an dem Duft - Veilchenöl - ehe sie sich zwei Tropfen des Öls hinter Ohren und aufs Schlüsselbein tupfte. Mella massierte einige Tropfen in ihren langen rotbraunen Zopf. Das Öl war sehr intensiv und man sollte es nicht damit übertreiben.


    Sie schlüpfte in ein Paar schmuckloser, weicher Hausschuhe und dann legte sie sich eine weiße Palla um die Schultern. Schminke würde sie hier im Haus nicht tragen und aus ihrem kleinen Schmuckkästchen wählte sie nur den einfachen Silberarmreif, ehe sie ihr Cubiculum verließ um etwas zu essen und danach Florus in seinem Officium auf zu suchen.

    Einer der Sklaven hatte meiner Dienerin Mella bereits das Cubiculum gezeigt und meine beiden Truhen waren bereits hierher gebracht worden. Vielleicht hätte sie mehr aus Misenum mitnehmen sollen? Sie hatte nur eine große Kleidertruhe und eine kleinere Truhe mit persönlichen Dingen und Kleinodien mitgebracht. Wirklich wertvollen Besitz führte sie nicht mit sich.


    Als sie vom Abendessen zurück war, sah sie sich zum ersten Mal in diesem Zimmer um. Es hatte einen schönen weißen Mosaikboden mit blauen geometrischen Mustern und die Wände zeigten florale Motive und Nymphen bei einer Waldquelle. Es erinnerte sie sehr an das Cubiculum ihrer Mutter, das ähnliche Bilder an den Wänden zierten. Während sie ihre Gewänder mit Mella sortierte, überflog sie doch ein Hauch von Heimweh. Sie war noch nie so lange von zu Hause fortgewesen.


    Während die Kleider auf Schmutz und Schäden geprüft wurden, fiel ihr auf, dass es sehr ruhig in diesem Teil des Hauses war. Wahrscheinlich war sie derzeit das einzige weibliche Mitglied der Gens hier im Domus Annaea. Nachdem die Kleider aus der matschigen Reisekiste in der schönen großen Kleidertruhe hier im Zimmer untergebracht waren, widmete sie sich der kleineren Kiste. Diese enthielt eine kleine Schatulle, die ihren Schmuck und ein wenig Geld enthielt. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über die Kleinodien. Ein silberner Armreif, ein mit bunten Glastropfen geschmücktes Haarnetz ihrer Mutter, ein Handspiegel aus Bronze, ein Kamm aus Edelholz mit einem geschnitzten Pferdekopf, eine Pinzette, eine kleine geschnitzte Holzpuppe und eine Perlenkette, die sie noch nie getragen hatte.


    Sie seufzte einmal kurz und reichte die Schatulle Mella, damit diese sie auf dem Tisch platzieren würde. Sie verteilte auch noch den restlichen Inhalt der kleineren Kiste auf dem Tisch, den sie nun als Ankleidetisch nutzen würde. Vorsichtig reichte sie der Dienerin einige Tiegel und Gefäße, die sie bald brauchen würde. Sie schickte Mella auch noch einmal los, um einen etwas größeren Spiegel für ihren Ankleidetisch zu organisieren sowie ein Bronzebecken, damit sie sich morgens waschen konnte. Während die Dienerin weg war, kramte sie ein verschlossenes Leinensäckchen mit Stofffetzen und Moos aus der Kiste und stopfte diese unter all ihre Kleider, damit sie niemand zufällig ergreifen würde.


    Morgen früh würde die Welt ganz anders aussehen. Das hatte ihre Mutter immer zu ihr gesagt. Es war wirklich Zeit zu schlafen...

    Sie drückte einmal dankbar Florus' Hand und verabschiedete sich kurz von den beiden Männern. Von Geschäften verstand sie ohnehin nichts und ihr fielen schon fast die Augen zu. Sie würde morgen gerne auf das Angebot einer Unterredung zurück kommen.


    Erschöpft folgte sie den Sklaven aus dem Speisezimmer. Ein kurzes Bad und viel Schlaf klangen traumhaft.