Beiträge von Annaea Crispina

    Mein Lächeln durchzog kurz Verwirrung bei der etwas kryptischen Bemerkung, dass es nur zwei Gründe für einen Besuch in meinem Heim gab. Der Grund leuchtete mir nicht direkt ein, weswegen sich ein wenig Verwirrung breit machte. Auch wirkte Saturninus nicht so gelöst wie sonst, auch wenn ich das noch nicht so gut beurteilen konnte. Bei der Erwähnung von Nivalis und ihrem letzten Zusammentreffen, wurde ich ein wenig rot und verlegen. Die ganze Stimmung der Hochzeit, das prächtige Pferd und die gute Unterhaltung waren noch frisch in meinem Gedächtnis und ich hatte seit dem nur wenig an anderes gedacht, aber das konnte ich so nicht sagen.


    Ich schlug kurz die Augen nieder und räusperte mich kurz. "Das war ein sehr schöner Tag, den ich auch gerne wiederholen würde. Ich glaube, ich brauche etwas zu trinken. Bitte entschuldige mich kurz." Ich floh schon fast auf der Suche nach einem Sklaven unter dem Vorwand von Erfrischungen, da ich mich erst einmal kurz sammeln musste. Ich rief einen Sklaven herbei, der Erfrischungen besorgen sollte, ehe ich mich zurück in den Oecus begab. Der Sklave würde auch da bleiben und als Anstandswauwau dienen. Ich ging ein wenig zu schnell an Saturninus vorbei und stolperte fast vor lauter Aufregung.

    Ich dachte einige Momente über diese Worte nach. Die Worte von Florus ergaben einen Sinn, auch wenn sie sich nicht sonderlich romantisch anhörten. Ich nickte ein wenig, ehe ich erwiderte: "Ich fühle mich sehr wohl in seiner Gegenwart und habe nicht das Gefühl, dass ich mich verstellen muss. Ich hatte bisher immer das Gefühl, dass ich meine Persönlichkeit ein wenig verstecken muss, aber in Saturninus' Gegenwart kann ich einfach ganz natürlich sein. Allerdings weiß ich nicht, ob er das auch so sieht. Über...so etwas...haben wir bisher nicht gesprochen. Ich weiß nicht, ob ich den Mut hätte so etwas anzusprechen. Was ist, wenn er mich nicht mag...dann würde ich vor Scham im Boden versinken." Ich wurde direkt wieder rot. Es war schon schwer genug mit einem Verwandten so offen zu sprechen.

    Ich zuckte kurz zusammen, da ich in der Tat total in Gedanken versunken war. Als Saturninus plötzlich vor mir stand, war mir das fast schon peinlich. Ich hatte mich auf die Lauer gelegt um einen Blick zu erhaschen und dann wurde ich dabei quasi "ertappt". "Oh...Salve, Furius Saturninus! Ich habe die Kühle und Ruhe dieses Raumes genossen. Mir geht es sehr gut und dir? Warst du bei meinem verehrten Vetter?" Es war eine dumme Frage, da ich die Antwort ja kannte und jeder, der 2+2 zusammen zählen konnte, wusste dass ich nicht "zufällig" hier rumsaß. Aber ich wollte zumindest ein wenig Gesicht wahren, wenn ich schon ertappt wurde.

    Ich atmete tief durch und es half ja nichts. Ich konnte Florus nicht belügen, selbst wenn ich es wollte. Er kannte mich jetzt schon eine Weile und ich war nie gut darin meine Gefühle zu verbergen. "Ich glaube, ich mag ihn recht gerne und ich hatte das Gefühl, dass er mich auch sehr gut leiden konnte." Nun hatte ich es ausgesprochen, was es irgendwie realer machte. Sehr komisch. Ich setzte mich zu Florus und biss mir kurz auf die Lippe. "Wie wusstest du, dass Stella...die..äh...Richtige ist?" Wie wählte man überhaupt den richtigen Partner aus? Ich hatte von so etwas keine Ahnung.

    Ich wünschte, das Gespräch wäre schon vorbei, da es schon recht peinlich war. "Nun, wir sind uns schon einige Male über den Weg gelaufen und ich fand ihn sehr...äh...interessant und nett und wir haben uns gut unterhalten. Da dachte ich...ich frage mal?" Der letzte Satz klang schon eher wie eine Frage, als eine Aussage und ich wusste nicht, was ich dazu noch sagen konnte. Ich starrte schon auf meine Füße aus lauter Peinlichkeit.

    Ich wusste, dass dies hier eine verpasste Gelegenheit war. Hätte Varenus mich geheiratet? Wahrscheinlich schon, da er interessiert schien, aber da war einfach kein Funke zwischen uns. Ich wollte mir darüber aber jetzt keine Gedanken machen, da ich wieder zurück an die Arbeit musste. Die Wolle sortierte sich nicht von selbst und ich wollte Stella nicht zu lange alleine mit der Arbeit lassen.


    "Ich glaube alles wird gut, so wie es ist. Aber bitte entschuldige mich jetzt. Ich muss Stella noch mit der Wolle im Peristylium helfen." Ich drückte noch einmal kurz seinen Arm und eilte dann davon Richtung Peristylium, wo Arbeit auf mich wartete.

    Ich nahm die Einladung der Umarmung dankend an, da dies nicht oft passierte und ein wenig familiäre Nähe etwas Angenehmes war.


    Nach einigen Sekunden löste ich mich wieder und setzte ein tapferes Lächeln auf. "Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich würde niemals so eine Einladung annehmen, sei gewiss." Es war ungehörig, auch wenn ich das eher als Scherz denn als tatsächliche Einladung aufgefasst hatte. Auch mir war das "Vater" nicht entgangen und in der Zeit hier hatte Florus sich immer rührend um mich gekümmert. "Ich glaube Varenus wollte mich nur aufziehen. Er ist manchmal ein Schelm."

    Ich hatte gerade Varenus zum Abschied gewinkt, als auch schon kurz darauf Florus um die Ecke kam. Ich musste nur schmunzeln und nickte, denn ich wusste ja, dass er sich immer um mich sorgte. "Es ist alles in Ordnung, danke der Nachfrage. Und ja...es ist mir aufgefallen und ich hätte auch gerufen, falls das Gespräch eine andere Richtung genommen hätte, sei versichert." Ich würde bestimmt nicht meinen guten Ruf wegwerfen. "Ich glaube Decimus Varenus war ein wenig enttäuscht und hat mehr von mir erwartet." setzte ich noch ein wenig nachdenklich nach.

    Ich hatte gesehen, wie Aulus Furius Saturninus heute bei meinem Vetter vorgeladen war und drückte mich im nahe gelegenen Oecus herum, wo neben Klinen in der Mitte des Raumes auch einige Korbsessel und kleinere Tischchen in Sitzgruppen zusammen standen. Ich war nur selten hier, aber es war ein atemberaubender Raum mit den kunstvollen Wandgemälden, die die Sage des Aeneas erzählten. Abgesehen davon war es hier meist leer tagsüber und man hatte seine Ruhe. Ich machte es mir also in einem der Korbsessel bequem und blickte immer mal wieder herum, ob die Besprechung wohl schon vorbei war. Vielleicht konnte ich doch noch einen Blick erhaschen.

    Ich fand die Unterhaltung freundschaftlich und nett, aber da war wirklich kein Funke mehr. War er in der Vergangenheit dagewesen? Ich mochte Varenus, aber er war eher ein väterlicher Freund in meinen Augen. Ich plauderte gerne mit ihm und er hatte immer etwas Schelmisches. "Stella hat auf jeden Fall frischen Wind in die Domus Annaea gebracht. Auch ich möchte ihre Anwesenheit nicht mehr missen um ehrlich zu sein. Ich hoffe auch, dass es bald reichen Kindersegen geben wird." Ich musste ein wenig schmunzeln, da Florus und Stella alles mit Bedacht tat...das stimmte schon.


    "Ich wüsste ja gar nicht was ich beim Kaiser sollte..." meinte ich gut gelaunt, als Varenus sich auch schon aufmachte aufzustehen. Ich erhob mich ebenfalls und lächelte noch einmal freundlich. "Ich habe unsere Unterhaltung wie immer genossen und es spricht nichts dagegen Freunde zu bleiben. Besuche uns doch gerne wieder. Florus und Stella freuen sich bestimmt auf die Möglichkeit für einen kleinen Plausch."

    Der Sklave schien sehr nervös, aber ich blieb höflich und schmunzelte nicht. Anscheinend musste der Sklave noch einiges lernen und das würde schon schwierig genug werden für ihn. Ich beließ es daher bei einem schlichten "Salve, Ancillus" und wartete dann bis sich die Aufregung hier legte und ich ebenfalls zu meiner Arbeit zurückkehren konnte. Mit ein bisschen Glück wäre bei der Arbeit noch Zeit für ein wenig Plauderei mit Stella. Damit verging die Zeit ein wenig schneller beim Kardieren.

    Auch ich hatte den Aufruhr mitbekommen und kam ins Peristylium mit meiner Dienerin Mella im Schlepptau. Wir waren gerade dabei gewesen Wolle für das Kardieren zu sortieren und waren ohnehin auf dem Weg ins Peristylium, als wir den anderen Sklaven folgten. Ich nickte Iulia Stella und meinem Vetter Florus freundlich zu und stellte mich dann neben sie, um mir den neuen Sklaven anzusehen. Er sah nicht gerade stark aus, aber er hatte bestimmt seine Qualitäten, denn sonst hätte mein Vetter ihn nicht gekauft. Ich ließ den Hausherren und die Hausherrin mit dem neuen Sklaven sprechen und lächelte dem verschreckt aussehenden Mann nur höflich zu.

    Varenus griff zum Wein. Wer hätte das gedacht. "Könnte man so meinen, ja. Der Tod meiner geliebten Ehefrau hat mich doch ziemlich niedergeschmettert. Über 40 Jahre Ehe gehen doch nicht so einfach an einem vorbei. Doch nun. Ich glaube, dass ich über den Berg bin. Wenn nicht, dann hilft mir dieser Becher in meinen Händen." Er schaute für einen kurzen Moment hinter sich, denn ihm war so als hätte er irgendein Geräusch gehört, ähnlich einem Türknarren. Doch anscheint war es nur der Wind gewesen. "Hat er es nun doch geschafft zu heiraten? Wurde auch aller höchste Zeit. Nicht, dass er ein Eintrag in die Geschichtsschriften erhält."


    Er rutschte ein wenig näher an Crispina heran. "Ach, nichts. Mal hier, mal da. Auf dem Palatin ist es ebenso ruhig geworden. Der Augustus treibt sich zurzeit in seinen Gemächern herum. Vielleicht ist seine Ehe am Ende? Oder er hat eine uns unbekannte Krankheit? Wäre nicht der erste Kaiser, der irgendwelchen Dämonen." Schwupps, so entstehen Gerüchte und bloße Mutmaßungen.

    "Es tut mir leid zu hören, dass deine Gattin gestorben ist. Ihr hattet viele gemeinsame Jahre und dafür muss man den Göttern dankbar sein." erwiderte ich mitfühlend. Es musste schwer sein einen Lebenspartner, der einen so viele Jahre begleitet hat, zu verlieren. Auch ich hörte das Knarren und wandte mich im selben Moment um. Ich sah nur eine Sklavin, die unauffällig in einer Ecke stand - wahrscheinlich als Aufpasserin. "Mein verehrter Vetter hat lange gewartet um seiner geliebten Frau alles bieten zu können. Ich finde das sehr romantisch."


    Ich rutschte wieder ein wenig weg um einen gebührlichen Abstand zu halten. "Nun über den Augustus weiß ich nichts. Ich bin ihm ja noch nie begegnet und wahrscheinlich werde ich das auch nie." Mehr Geschwätz über den Kaiser erlaubte ich mir nicht. Augen und Ohren waren überall und konnten ein schlechtes Licht auf meinen Vetter werfen, wenn ich hier spottete. Eine lose Zunge hat noch niemandem zu Ehre gereicht. Ich lächelte daher nur ausweichend und nippte an meinem Wasser.