Beiträge von Bas

    Bas bekam nur am Rande mit, wie sich der Ausbruch des Feuers in Windeseile verbreitete. Passanten blieben irritiert stehen oder liefen kopflos davon, Anwohner sahen aus Fenstern und verließen fluchtartig ihre Wohnungen. Wie hurtig sich die Schreckensnachricht verbreitete so rasant breitere sich auch das Feuer aus. Es wehte leichter Wind, der aber ausreichte, dass Funken flogen und in angrenzende Dachstühle sprang.

    Inzwischen quoll dunkler Rauch auch aus dem vorletzten Geschoss.


    Bas japste nach Luft. Er lief längst nicht mehr so schnell wie am Anfang. Nachbarn kamen ihm entgegen und rempelten ihn in ihrer Panik an. Seine Tante entdeckte er nicht unter ihnen. Die schlief um diese Zeit, weil erst des nachts ihre Schicht begann.

    „Milon, ich bekomme kaum Luft.“ Er wusste nicht mal, ob sein Freund ihm folgte. Alle liefen nach unten, nur er lief hoch.

    Der einzige Spaß an diesem verfluchten Arbeitstag in der Gerberei war das angewiderte Gesicht seines Freundes. Bas lachte, obwohl er einsah, dass nach den Thermen Ammoniak doppelt übel stank.

    Bas selbst roch gar nichts, auch keinen Brandgeruch. Da er aber auch die Nase nach oben stecke, fiel sein Blick auf erste Rauchschwaden, die im obersten Stockwerk seiner Insula austraten.

    „Da oben wohnt meine Tante!“ Natürlich auch andere, aber die interessierten ihn zweitrangig.

    „Ich muss da rauf!“ kaum gesagt, rannte er los. Vorher rief er noch „Feuer!“

    Schon nach dem ersten Stockwerk wurden seine Beine schwer. Die Tagesschufterei steckte in seinen Knochen.

    Bas, der von seiner Tagesanstellung nach Hause kam, stellte sich hinter Milon.

    „Was brüllst du so?“ Er grinste, obwohl er müde von der Arbeit war. Der Gerbgeruch dominierte seine Nase, daher roch er den Gestank der Straße nicht.

    „Dieser verdammte Geruch. Das ist Pisse!“ Er hielt dem Freund die Hände vor die Nase.

    Heute besaß Bas eine Tagesanstellung. Er stand vor Sonnenaufgang auf, weil er pünktlich sein wollte. Frühstück gab es nicht. Er würde sich erst am Abend etwas zu essen kaufen können und den Rest des Lohnes bekam die Tante. Er zurrte sich einen Gürtel um, damit der viel zu weite Kittel eine Form bekam. Ein Blick erfasste die verschlafen blinzelnde Tante, dann kletterte er die Leiter ins untere Stockwerk hinab. Zwei weitere Stockwerke folgten, bevor er die Straße unter den Füßen spürte. Aus jeder Richtung erklang geschäftiges Treiben, auch wenn die meisten Bewohner noch zu Hause weilten. Stille herrschte hier zu keiner Zeit und bald würde sich die Straße füllen.

    Er wandte sich Richtung Norden, denn dort lag die Gerberei.

    Eine Tante nahm Bas in ihre winzige Unterkunft auf. Er musste keine Miete zahlen, denn er besaß keine Einkünfte. Wenn er zu seiner Zimmerecke gelangen wollte, musste er viele Treppen und Leitern hinter sich bringen. Sie hausten im obersten Stockwerk einer Insula mit hervorragendem Ausblick, allerdings auf eine ärmliche Umgebung.

    Bas schränkte sich beim Essen ein, um der Tante nicht noch mehr zur Last zu fallen. Ihr Verdienst als Aushilfe reichte kaum, um Miete und Verpflegung zu bezahlen. Wo auch immer sich Bas bewarb, er bekam keine Anstellung und so unterstütze er seine Tante mit betteln und Taglohnarbeiten.