Beiträge von Aulus Herminius Gurges

    Herminius hatte sich wohl zu früh gefreut, als diese beiden Tirones seiner Einheit zugeordnet wurden. Der eine dachte nur ans Essen, der andere quasselte ständig und passte nicht auf.

    "Punkt 1: Die anderen sind nicht beim Essen, sie sind auf Streifendienst. Punkt 2: Jede Nachfrage nach einer Pause, nach Essen, oder anderen Annehmlichkeiten wird bei uns mit Zusatzrunden belohnt. Auf diese Weise gewöhnen sich das die meisten innerhalb der ersten Woche ab. Das heißt: Für den Anfang fünf Runden im Dauerlauf durch den Innenhof. Anschließend in einer Linie aufstellen und erneut versuchen, auf das Thema Wasser einzugehen. Wo bekommen wir es her, wie kommen wir an es heran?"

    Sich zu ärgern hatte sich der Optio längst abgewöhnt. Er besaß den längeren Atem und die besseren Mittel, damit am Ende alle auf ihn hörten.

    Herminius hatte sehr wohl das Quasseln des Tiro Bas bemerkt und reagierte entsprechend. "Da denkt jemand, er weiß schon alles, muss nicht aufpassen und wenn er an der Reihe ist, weiß er gar nichts." Das zweite Mal, wo Bas durch Unaufmerksamkeit und Respektlosigkeit auffiel. Optio Herminius plante strengere Maßnahmen, doch jetzt ging es in der Ausbildung weiter.

    "Die Decken sind natürlich nicht zum Drauflegen da. Sie sind mit Wasser oder Essig getränkt und ich glaube nicht, dass es sich darauf gut liegt. Sie dienen dem Schutz. Sie halten uns in Maßen die Hitze und Angriffslust der Flammen vom Leib, wenn wir durch sie müssen. Ihr werdet den Nutzen von allen Gegenständen in der Praxis erkennen, denn ich werde euch zu Übungsbränden schicken. Die Siphones, unsere Spritzen, lernt ihr morgen kennen. Heute klären wir noch die Frage, woher wir überhaupt das Wasser nehmen. Eimer und Spritzen nützen nichts, solange sie leer sind." Er blickte zwischen Bas und Milon hin und her.

    "Das lässt sich nicht besser erklären, sehr gut!" Milon sprach aus Erfahrung, das wusste Herminius aber nicht. Der Optio ergänzte Details, die Tirones nicht wissen konnten.

    "Unsere Leitern sind alaungetränkt. Der eine oder andere kennt das Alaun als Gerbstoff bei Fell oder Leder. Es empfiehlt sich nicht, mit dem Mund in Kontakt zu kommen und Vorsicht auch beim Reiben in Augennähe. Trotz seiner Aggressivität nützt es uns sehr. Es wirkt zusammenziehend und damit blutstillend und es besitzt antiseptische Eigenschaften. Wir haben bei nahezu jedem Brand mit Wunden zu tun. Auch ihr werdet davon nicht verschont bleiben."


    Es blieben die Decken, deren Anwendung Bas erklären sollte. Herminius sah zu dem Tiro.

    "Das ist auf jeden Fall richtig." Herminius nickte zusätzlich. "Einmal wollen wir glühende Sachen nicht mit bloßen Händen anfassen, selbst wenn die Hände geschützt sind. Dann wollen wir uns auch nicht zu nah an das Feuer wagen und den bestmöglich großen Abstand halten. Außerdem reicht zuweilen unsere Armlänge nicht aus."

    Darüber hinaus gab es weitere Einsatzgebiete.

    "Sie ist auch im umgekehrten Fall nützlich, nämlich wenn das Feuer noch nicht um sich gegriffen hat, bringen wir mit ihr leicht brennbare Materialien aus der Reichweite der Flammen. Sie kann als Halt dienen, wenn jemand über etwas balancieren muss, um sich zu retten. Man kann sie also selbst oder etwas mit ihr anreichen. Mal dient sie als Halt, mal als verlängerter Arm, um jemand mit Hilfreichem zu versorgen, z.B. feuchten Tüchern, einer Filzdecken, alles was demjenigen hilft, sich selbst zu helfen, wenn wir es nicht können."

    Er bückte sich und hob Weiteres auf. Die Leiter war bereits im Liegen gut erkennbar gewesen, die Filzdecke faltete er in der Luft auf. "Wer möchte mir etwas über den Einsatz von Centones, Decken, und Scalae, Leitern, erläutern? Jeder übernimmt eines. Milon beginnt wieder."

    Herminius nickte. "Die Axt, Dolobra, hilft uns, Türen zu passieren, die uns keiner öffnen kann. Entweder sind die Bewohner schon bewusstlos, oder - falls sie noch laufen können - irren sie orientierungslos im Rauch herum. Kann auch sein, dass Türen klemmen, vielleicht hat sie auch jemand abgeschlossen. In der Panik setzt das Denken aus und wir können kaum auf Hilfe seitens der Bandopfer hoffen." Er nickte nochmals und fügte an: "Sehr gut!"

    Die Axt konnte aber noch mehr, was jeder Tiro erfahren sollte.

    "In der Hand eines kräftigen Vigil kann eine Axt mit der stumpfen Seite auch eine poröse Wand aufbrechen. Häufig genug sind die Wände dünn. Einen Versuch ist es allemal wert, wenn es keinerlei Zugang mehr über Türen gibt. Richtig ist auch, dass mit der Axt Gegenstände aus dem Weg geräumt werden können. Oft genug hindern uns Möbelstücke oder herabgestürzte Holzverschalungen am Vorankommen. "


    Zufrieden mit Milons Antwort blickte er zu Bas. "Dann bleibt für dich die Anwendungsbeschreibung der Hakenstange."

    "Consistite!" Der Teil der Formalausbildung am ersten Tag nahm damit sein Ende. "So, ihr habt jetzt eine kurze Pause, dann wechseln die Tirones in den Bereich der Fachausbildung. Der Rest geht auf Streifendienst. Wegtreten!" Der Optio nutzte die Pause, um diverse Gegenstände in die Hofmitte zu tragen. Nach der Pause erwartete er Milon und Bas alleine zurück.


    "Ihr seht hier drei der üblichen zum Einsatz kommenden Gegenstände", begann er, nachdem die Beiden eintrafen. "Eimer, Axt und Hakenstange. Ich erkläre euch den Eimer und zwar nicht deswegen, weil er leicht erklärbar ist, sondern weil den meisten zu wenig einfällt, um seinen Einsatz ausreichend zu beschreiben. Anschließend sucht sich jeder von euch ein weiteres Gerät aus und versucht sich in der Einschätzung seiner Anwendungen.

    Hier haben wir also ein Exemplar von vielen Blecheimern, Hamae genannt." Er hob ihn mit zwei Fingern hoch und demonstrierte, wie leicht er war. Anders sah das freilich im gefüllten Zustand aus. Da konnten die Arme nach kurzer Zeit lang werden, wenn sie das Tragen nicht gewohnt waren.

    "Wir nehmen sie zum Löschen kleinerer Feuer. Zu den größeren Feuern kommen wir ein anderes Mal. Die Hamae sind klein und handlich und ermöglichen das rasche Herbeischaffen von Wasser. Die Zeit ist stets unser Gegner, also müssen wir sie austricksen. Wir bilden eine Eimerkette und nutzen Hamae, die nicht bereits im leeren Zustand schwer sind. Jeder Handgriff wird ausreichend trainiert, bis sich jeder auf den anderen schlafwandlerisch verlassen kann."

    Er hob den Eimer nochmals an. "Wir laufen mit dem Brandherd um die Wette. Der Schnellere gewinnt. Kleine, leichte Eimer, mobil einsetzbar, von Hand zu Hand reichbar.


    Der Nächste erklärt die Axt, Dolobra, oder die Hakenstange, Pertica. Nichts, was gesagt wird, kann falsch sein, also mutig voran." Ob Milon oder Bas begann, war Herminius egal.

    Obwohl sich niemand mehr bewegte, rief er der Ordnung halber: "Consistite!" Alleine schon, damit sich das Kommando einprägte.

    "Wie sich denken lässt, so soll es nicht aussehen." Er wartete, bis alle standen, denn dafür benötigte es keines speziellen Befehls. "Wir fangen mit links an. Jeder, der hier steht, sollte die Sehprüfung bestanden haben, also gehe ich davon aus, dass jeder seinen Vordermann sieht. Die Schrittlänge abschätzen dürfte auch kein Problem sein. Wer mehrmals patzt, den schicke ich zum Medicus für eine Nachuntersuchung." Erfahrungsgemäß wollten das die wenigsten.

    Herminius stellte sich wieder breitbeinig auf und holte Luft für den nächsten Befehl. "Aequatis passibus pergite!"

    Nach einer Runde im Hof baute er zwei Schwenks ein. "Ad dextram!" und wenig später "Ad sinistram! Keine Bogen, ein akkurater Schwenk. Wir wollen neben den anderen Einheiten nicht wie die letzten Hammel wirken."

    Ein Ausbilder musste alles und jeden im Blick haben, aber niemand konnte eine gesamte Mannschaft gleichzeitig begutachten, und auch wenn das Hauptaugenmerk bei den ungeschliffenen Tirones lag, so achtete Optio Herminius genauso auf die ihm bekannten Schlendriane. Als er den Tirones seine Aufmerksamkeit schenkte, flüsterte gerade Bas. Dass zuvor auch Milon schwatzte, wusste Herminius nicht. Er konnte immer nur auf das reagieren, was er bemerkte.

    "Da denkt wohl jemand, schon alles zu wissen und nicht aufpassen zu müssen!" Sein ansonsten freundlicher Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er Bas anblickte. "Der Einzige, der hier spricht, das bin ich! Zukünftig wird Disziplinlosigkeit Auswirkungen haben. Welche, wirst du dann sehen."

    Er lief die Linie ab und korrigierte hier und da. Bei den erfahrenen Männern, gab es wenig zu monieren, aber bei den Jungspunden.

    "Ein Stück zurück mit den Füßen." Er blickte Milon an, seine Stimme klang ruhig. Er wusste, niemand kam hierher, der schon alles konnte. Sie lernten, so wie einst er.

    "Morgen erwarte ich von Anfang an eine saubere Linie, dafür kontrolliere ich eure Ausrüstung. Jeder pflegt seine Uniform selbst und muss sie auch gegebenenfalls selbst reparieren. Die Älteren zeigen es den Neuen." Er ging zum Mittelpunkt des Innenhofes zurück und fuhr mit der Unterweisung fort.

    "Das Marschieren geschieht im Gleichschritt nach dem Kommando 'aequatis passibus'. Los geht es bei 'pergite!' und anhalten werdet ihr bei 'consistite!'. Drehung nach rechts kündigt 'ad dextram!' an, Schwenk nach links 'ad sinistram!'. Sooo."


    Er plante ein Anmarschieren zur Probe und eigentlich mussten die Tirones nichts weiter machen, als von den älteren alles zu kopieren. "Ad dextram!" Jetzt standen sie hintereinander aufgereiht. "Aequatis passibus pergite!"


    Die beiden Tirones schlenderten heran, und auch wenn die Vigiles keine Kampfeinheit darstellte, mussten die Männer funktionieren.

    "So, dann wollen wir mal Schliff in den Haufen bringen.", empfing Herminius in erster Linie die beiden Neuen. "Unsere Hauptaufgabe besteht im Löschen von Bränden. Wir haben mit einsturzgefährdeten Bauten zu tun, mit Verletzten und jede Menge Belästigung durch Rauch. Das habt ihr euch sicherlich gedacht, als ihr euch hier verpflichtet habt. In besonderen Situationen werden wir aber auch von den anderen Stadteinheiten gerufen, wenn sie Unterstützung brauchen. Aus diesem Grund erhaltet ihr neben der Ausbildung zur Feuerbekämpfung auch eine Ausbildung an der Waffe. Für beide Einsatzbereiche ist es notwendig, in geordneter Weise auszurücken und durch Rom zu bewegen. Daher beginnen wir heute mit der Formalausbildung." Wahrscheinlich wusste keiner der Jungs, was dies bedeutete, also fuhr Herminius fort.

    "Alles geschieht auf mein Kommando und nach bestimmten Befehlen. Zu den grundlegendsten Dingen, die ihr beherrschen müsst, gehört das Antreten in Linie nebeneinander - schön ausgerichtet - und das üben wir jetzt. Der Befehl dazu lautet:

    In aciem venite!"

    Die letzten Worte sprach er mit lauterer Stimme, um klar zu machen, dass der Befehl sogleich umgesetzt werden sollte. Die Worte schlugen im Innenhof an die Hauswände und hallten wider.

    Optio Herminius sah zwischen den Wachmännern und den Tirones hin und her. Entweder sie trieben ein abgekartetes Spiel, obwohl keiner kaltschnäuzig auf ihn wirkte, oder es lag ein nicht aufzuklärender Fehler vor. Das stellte natürlich eine Sicherheitslücke dar und musste gemeldet werden.


    "Zwei ganz Lange? Das ist ja komisch." Das klang wie eine ganz andere Wachbesetzung. Er wandte sich wieder den beiden Wachen zu. "Gut, ihr wart es also nicht. Seht euch die Wachbücher der anderen Schichten an. Bas und Milon müssten irgendwo drinstehen. Die Namen der Wachmänner, die das notiert haben, will ich haben." Mehr gab es aktuell nicht herauszufinden.

    Sein Blick wanderte zu den Tirones. "Dann genießt noch die letzten Stunden des Tages. Morgen früh gleich bei Sonnenaufgang erwarte ich euch im Innenhof."

    Nicht in jeder Hinsicht zufrieden stapfte Herminius davon.

    Optio Herminius blickte nicht zurück, als er Richtung Wache schritt, daher bemerkte auch nicht, wie sich Milon und Bas verhielten. Er begrüßte die beiden Wachmänner und legte sofort los.

    "Diese Wache hat den Zweck, Unbefugte fernzuhalten und Unkundige in die Castra zu geleiten. Diese beiden", er drehte sich um und wies auf die beiden Tirones, "sind als Rekruten hier durchgekommen und ohne Begleitung herumgeirrt, bis ich sie aufgegriffen habe. Wer von euch ist dafür verantwortlich?" Er wusste, der letzte Wachwechsel lag lange genug zurück, um diese Wachmänner als die Verantwortlichen festzunageln, denn mehr als die gesundheitliche Untersuchung, der Eid, danach das Essen und die Rüstkammer ist an diesem ersten Tag nicht passiert. Das nahm insgesamt keine 3 Stunden ein, wobei das Essen noch die längste Zeit in Anspruch genommen haben musste.


    Der kleinere Wachmann blickte an Optio Herminius vorbei, um die beiden Tirones genauer zu betrachten. In Massen trafen keine Rekruten ein und in seiner Schicht kein einziger. Er konnte sich auch nicht an die Gesichter erinnern.

    Er zuckte mit den Schultern. "Hier sind sie nicht durchgekommen." Sein Blick suchte den zweiten Wachmann, aber der schüttelte ebenfalls den Kopf.


    Optio Herminius runzelte die Stirn. Wie Lügner wirkten die Wachmänner nicht. Sie überzeugten ihn, aber irgendwo mussten die Tirones durchgekommen sein.

    "Ihr seid doch durch diese Wache gekommen, richtig? Kurz vor der Mitte der Tagschicht, richtig?" Einen anderen Zugang gab es nicht und er traf auf sie gegen Mittag.

    Ein neuer Tag brach an und mit den ersten Sonnenstrahlen stand Optio Herminius im Innenhof und erwartete seine Mannschaft inklusive der Neuen zum Training bzw. zur Ausbildung. Er gehörte zu den Frühaufstehern und besaß beste Laune, während sich andere noch die Augen rieben.

    Die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine wie gewohnt auseinandergestellt, beobachtete er das Eintrudeln der Männer. Noch verlief alles im akzeptablen Tempo, sodass er nicht eingreifen musste.

    Gerade holte der Vigil Luft, um den davoneilenden Bas zu stoppen, da fiel diesem selbst ein, dass er noch unterschreiben musste. Sein Zeigefinger blieb ebenfalls in der Luft stecken, weil der Tiro seinen Namen auf der Liste selbstständig fand.

    "Tja, das läuft mal." Er zeigte sich zufrieden und auch die Nachfrage seitens Milon änderte daran nichts. Sie wurde ihm häufiger gestellt.

    "Ja, das müsst ihr alles bezahlen", antwortete er, dann erschien ein Grinsen. "Ihr merkt das aber nicht, denn ihr zahlt über die Jahre in kleinsten Raten, die direkt vom Sold einbehalten werden. Der euch versprochene Sold von zehn Sesterzen wird euch ausgezahlt." Er blickte von Bas zu Milon und wieder zurück. Vermutlich gab es keine weiteren Fragen. Notfalls konnten sie diese auch morgen noch stellen, wenn sie die Tuniken abholten.

    "Eine Unterschrift bekomme ich noch." Er tippte auf Milons Namen.

    Während die beiden Tirones in ihrer Unterkunft weilten, brachte ein Bote eine Liste der an diesem Tag und bis zu diesem Zeitpunkt neu Rekrutierten. Sie lag auf dem Tresen bereit, als die Neuen die Rüstkammer betraten. Der alt wirkende Vigil griff nach der Liste und suchte. Er konnte lesen, wenn auch nicht gut, und so dauerte es ein paar Momente, bis er einen der Namen fand.

    "Milon, stimmt." Er legte die Liste zur Seite und verschwand im angrenzenden Lagerraum. In jeder Hand etwas und den Rest unterm Arm kam er zurück. "Eine Tunika, Caligalae, Hamata und Galea. In deiner Größe habe ich heute keine zweite Tunika." Er sagte es nicht abfällig, sondern rein informativ, bevor er wieder verschwand. Mit einer Hasta und Gladius kam er wieder und legte sie auf den Tresen.


    "Bas, Bas, Bas", murmelte er vor sich hin, dann endlich fand er auch diesen Namen auf der Liste. Er schaute den Tiro abschätzig an und sagte: "Ich fürchte, in deiner Größe habe ich gar keine Tunika." Er fand Bas klein und dünn, sagte das aber nicht. "Wir bekommen aber täglich neue. Der Verschleiß ist groß." Er ging nach hinten und kramte herum. Als er zurückkam, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht.

    "Hab doch eine gefunden. Ist zwar gebraucht, aber für den Anfang reicht es. Musst sie auch nicht abbezahlen. Morgen gibt es die neuen." Alle anderen Ausrüstungsgegenstände legte er ebenfalls ab.

    "Kommt morgen beide noch mal wieder. Für heute zeichnet ihr aber auch den Erhalt der Ausrüstung ab." Sein Finger zeigte an die jeweilige Stelle für Milon und Bas.

    Nach etlichen Fehlversuchen hatte der Optio ein Einsehen. "Morgen sitzt der Name. Ich frage ab." Dermaßen groß war das Drama nicht, wenn es etwas länger dauerte, bis die vielen neuen Namen den Personen geordnet werden konnten. Die einen konnten das schneller, bei anderen dauerte es länger. Bisher gab es niemand, der darin völlig versagte.

    Optio Herminius verließ zuversichtlich das Sacellum und meldete die Eidableistung im Rekrutierungsbüro, damit die Ernennung dokumentiert wurde.

    "Das nenne ich eine glückliche Fügung!" Er hatte es gehofft, nun bestätigte es sich. "Da stand ich genau richtig, als ihr aus der Asservatenkammer gestolpert seid. Das heißt jetzt, ihr habt mich für sehr lange an der Backe." Er lachte, kam dann aber recht schnell zum Wesentlichen. "Ich bin euer Ausbilder. Ich bin Optio Herminius Gurges. Es reicht, wenn ihr mich Optio nennt. Lasst euch aber nicht einfallen, den Centurio mit falschem oder gar keinem Namen anzusprechen."

    Er wandte sich an Bas. "Du übst so lange, bis du den Namen im Schlaf aufsagen kannst. Das ist keine Strafmaßnahme, sondern sichert ein ruhiges Leben und dient der Orientierung während der Brandeinsätze. Klar?" Es führte zu Chaos, wenn Unterstellte nicht mal wusste, zu welchem Centurio sie gehörten. "Sein Name: Ogulnius Simplex. Wiederholen."


    Er wartete ab, bis beide den Namen fehlerfrei aufgesagt hatten, dann fuhr er fort. "Wir gehen jetzt zu eurer Unterkunft. Ich habe euch zugesagt, dass ihr erst was essen könnt, aber ihr müsst euch selbst darum kümmern. Es ist gerade keine Essenszeit. Ihr habt eine Feuerstelle auf der Stube, es gibt eine Mühle und Getreide gibt es auch. Ihr müsst euch den Puls selbst backen oder ihr esst ihn als Brei. Von der Posca dürft ihr trinken. Jeder besorgt mal neue. Anschließend geht ihr zur Rüstkammer und holt eure Ausrüstung ab. Fertig eingekleidet meldet ihr euch bei mir, dann geht's zur Wache. Wenn ich nicht auf dem Gelände bin, findet ihr mich auch in der Unterkunft. Alles klar? Wenn ja, dann abtreten."

    "Oh!"

    Der Optio besaß generell keinen über die Maßen ernsten Gesichtsausdruck. Nach der Auskunft legte sich zudem ein zufriedenes Grienen um den Mund. "Endlich werden wir auch mal bedacht! Das bedeutet, ihr bleibt hier." Gerade in seiner Centuria gab es Verluste, die nur sporadisch ausgeglichen wurden. Mit etwas Glück... , aber er wollte sich nicht zu früh freuen. Außerdem half jede aufgestockte Centuria bei den nächsten Einsätzen, denn auch Tirii wurden für Hilfsleistungen bei Bränden herangezogen.

    "Habt ihr euch den Namen vom Centurio gemerkt? Ich kenne bei uns in der VI. ziemlich viele, nahezu alle. Ein Stück vom Namen hilft im Idealfall auch schon weiter." Dieses Mal sah er nicht zwischen Milon und Bas hin und her, sondern verweilte bei Milon. Er schien der Sprecher vom Duo zu sein. Vielleicht besaß er mehr Selbstbewusstsein oder er redete lieber als der andere oder er merkte sich einfach mehr. Was es war, spielte keine Rolle, Hauptsache die Antwort kam. Falsch konnte sie ohnehin kaum sein, denn feststand: die Neuen blieben dieses Mal hier.

    "So gut wie", schränkte der Optio ein. "Es fehlt noch die Ernennungsurkunde. Um die kümmere ich mich nachher, wenn ich die Ableistung des Fahneneides bestätige. Jetzt müssen wir klären, wo ihr stationiert seid. Welche Cohors wurde euch benannt? Welcher Centurio?" Er blickte zwischen Milon und Bas hin und her.

    "Haben wir die Centuria, findet sich schnell das Contubernium, steht fest, wo es für euch Essen gibt. Ihr esst, ich kümmere mich um die Ernennung und anschließend helft ihr mir wie besprochen."

    Etwas hatte er vergessen: "Gratuliere, ihr seid nun jeweils ein Vigil. Die Grundausbildung beginnt morgen, aber heute müsst ihr euch noch um eure Ausrüstung kümmern."