Beiträge von Bonifacius

    Bonifacius lächelte geschmeichelt und nickte dem Römer zu. Er wußte nun um dessen Abreise und fragte Wir werden dir ein Paket mit Reiseproviant schnüren lassen,...geht auf´s Haus.

    Dann klopfte er mit den Fingerknöcheln dreimal auf das Holz der Tischplatte. Dann gute Heimreise und grüße Caput mundi von uns!

    Ein energisches Nicken und dann machte sich Bonifacius wieder auf zu seinem Rundgang durch sein Reich.

    Er dachte an die Reise des Römers, die zu dieser Jahreszeit sicher kein Zuckerschlecken sein würde. Er ging, nachdem er einige Stammgäste gesprochen hatte in die Küche und gab ein Paket mit Reiseproviant in Auftrag, eine Ration für 2 Tage. So landete ein frisches Brot, Schmalz, ein Kanten Käse und ein Stück luftgetrockneter Schinken, sowie zwei luftgetrocknete Würste, ein paar Äpfel und ein Schlauch Met in einem speziell für solche Anlässe hergestellten, gewachsten Beutel. So blieb alles luftdicht und trocken.

    Am Morgen würde der Gast dieses Paket beim auschecken und bezahlen der Unterkunft überreicht bekommen.

    Bonifacius machte seine Runde durch den Schankraum. Er plauderte mit den noch dazu fähigen Gästen. Inzwischen hatte sich die Struktur der Gäste mehr in Richtung Kaufleute und Hausgäste verlagert. Die Milites und die Hafenarbeiter waren inzwischen verschwunden, lediglich in einer ruhigen Ecke saßen noch ein paar Offiziere.

    So führte ihn sein Weg auch an den Tisch des Helvetiers.

    Er nickte dem Römer zu und fragte,

    Nun Helvetius, alles zu deiner Zufriedenheit?

    Bonifacius musste ein Grinsen unterdrücken. Er bedauerte in diesem Moment zu alt für diese Frau zu sein. Sie hatte wahrlich ein Talent zum Handeln, sah gut aus und wußte sich zu verkaufen. Hier in der Provinz mochte das gut gehen, in Roma mochte man solche Frauen eher weniger.

    ...na schön,...nur Abenddienst. Sie konnte auch hier wohnen, er dachte sich aber, daß es Gründe für ihr Beharren gab. Die Kost war immer frei, jeder konnte sich etwas in den Mund stopfen, es gab genug, das war nicht das Problem. Er hielt es aber für angebracht ihren Wunsch und dessen Erfüllung als etwas besonderes anzudeuten, dem er nachgab um sie zu gewinnen.

    ...und Kost frei, abgemacht,...du kannst heute anfangen.

    Ein Handschlag besiegelte ihren Vertrag nach alter Väter Sitte, wenngleich es eher unter Männern üblich war.

    Bonifacius staunte nicht schlecht. Natürlich war sie nicht auf den Mund gefallen, doch irgendwie schien es bei ihr mehr Hand und Fuß zu haben als bei anderen Weibern. Er rieb sich das Kinn, gerade so als würde er nachdenken, obwohl er sich schon längst entschieden hatte.

    Nun, ich werde es mit dir Versuchen. Ich zahle dir zwei Denare am Tag. Du arbeitest entweder Früh- oder Abendschicht. Das Trinkgeld kannst du behalten, es werden meinerseits keine weiteren Dienstleistungen gefordert. Es war nicht unüblich, daß sich die Schankmägde etwas hinzuverdienten indem sie schnelle Liebesdienste anboten. Mancher Wirt nutzte dies indem er ein Auge zudrückte und eine Provision einstrich. Bonifacius war nicht so, er duldete keinen sexuellen Kontakt zwischen Gästen und dem Personal. Mochte sein, daß es anderswo so üblich war, hier jedoch nicht. Deshalb hatte er für besonders hartnäckige Freier einen stiernackigen ehemaligen Gladiator eingestellt, der sich sonst in der Küche aushalf.

    SBonifacius betrachtete die zierliche Frau und taxierte ihre Körperhaltung aus der Ferne. Er fragte sich ob dieses Mäuschen mehr als einen Humpen Met oder eine Bratenplatte tragen konnte. Sie wirkte klein und zierlich. Sie entsprach so garnicht dem Beuteschema des gemeinen Tabernenbesuchers.

    Mit argem Zweifel machte er sich auf zu der Bank auf der sie saß und stellte sich vor sie.

    Salve, ich bin Bonifacius, der Wirt,...du hast Interesse hier zu arbeiten?

    S war eine durchaus hübsche junge Frau, die Tochter die er nie hatte. Nicht einen Moment betrachtete er sie als potentielle Bettgefährtin. Er war fast 50 und seine Libido wenig ausgeprägt. Seine Sturm und Drangzeit lag weit hinter ihm und vielleicht gab es in dem einen oder anderen Hafen sogar einen Bastard von ihm.

    Da durchfuhr es ihn wie ein Schlag. War sie eine von ihnen?

    Nun, dann erzähl´mal,...hast du schon mal serviert? Was hast du bisher gemacht und wo kommst du her?

    Besser die Verhältnisse zu klären bevor es Unstimmigkeiten gab.

    Das war es also,...sein Altersruhesitz. Nach 28 Jahren Dienst unter dem Adler. Seine Donation hatte ihm ein Stück Land zugewiesen, hier in Germania, tausende Meilen weg von Hispania und Carthago Nova. Sein Dienst bei der Flotte hatte ihn bis zum Gubernator aufsteigen lassen. Ein Dienst der ihm wenig abverlangt hatte. Die Provinz und der Bereich der Classis war eher von sicherer Natur. Die reichen Silbervorkommen sorgten für einen ausgezeichneten Schutz, welcher nur wenige , besonders verwegene Räuber dazu bewegte ihr Leben vorzeitig zu beenden.

    Auf das Bürgerrecht wartete er immer noch, aber mit dem Verkauf der Parzelle nahe Civitas Aquensis, (Aquae) und seinem nicht unerheblichen Vermögen an Silbertalenten hatte er genug und sich zur Absicherung die Taberna gekauft.

    Der Vorbesitzer, dem bereits eine Taberna abgebrannt war, hatte ihm einen guten Preis gemacht.

    So war es eigentlich schon immer gewesen, was Geschäfte anging so hatte er einen guten Instinkt und eine gehörige Portion Glück.

    Sein Blick fiel nach Draussen auf die Strasse, wo eine Lieferung ankam.

    Genug in der Vergangenheit geschwelgt. Er warf sich einen Mantel über, griff sich seine Börse und machte sich auf um die Ware zu kontrollieren.