Beiträge von Aulus Iunius Tacitus

    "Ein kleiner Hinweis. Hier in Rom ziehen wir unter der Toga eine gute Tunika an. Ich hoffe, dass du eine für Anlässe wie ein Gericht oder einen Tempel geeignete Tunika hast?"


    Sollte er keine haben, würde ich Araros eine holen lassen. Ich selbst trug fast nur weiße Tuniken und fast immer meine Toga. Das gehörte aber auf Grund meines Advokatendaseins meiner Meinung nach dazu.

    "Ist nicht nötig."


    Ich ging zur Tür der Bibliothek.


    "Begoas! Geh zum Pferd und hole die Toga meines Verwandten! Und hole Araros, damit er mir meine Toga holt!"


    "Ja, Domine!"


    Dann ging ich wieder zurück zu meinem Gast.


    "Wärst du damit einverstanden, wenn Begoas dir deine Toga anlegt? Er ist noch jung und muss lernen. Keine Sorge, Araros und ich werden kontrollieren, ob die Toga ordentlich sitzt."

    "Essen gehen würde ich gerne in einem Thermopolium* 'Malorix et Pelopidas' auf dem Campus Martius. Ein Germane und ein Grieche betreiben das. Die Speisen dort sind sehr gut und vergleichsweise günstig. Wir könnten aber auch morgen dorthin gehen und heute zur Taverna Apicia in den Trajansmärkten. Dann wären wir auch direkt an den Foren und nur ein kurzes Stück vom Forum Romanum entfernt."


    Da fiel mir noch etwas ein.


    "Auf dem Forum Romanum wird erwartet, dass man als Römer seine Toga trägt. Du hast deine Toga doch dabei, oder?"



    Sim-Off:

    Thermopolium: Ein antiker Schnellimbiss

    Ich musste mich schon zusammenreißen, bei seiner Frage zu den ägyptischen Göttern nicht zu lachen. Diese jugendliche Herangehensweise war mir binnen weniger als einem Jahr am Museion abgewöhnt worden. So, wie Stila rot anlief, konnte ich mir einen Vortrag sparen. So ließ ich mir nichts anmerken und beschloss, später diese Frage mit ihm philosophisch zu erörtern. Das würde meinem Vetter mehr bringen.


    "Nun denn, dann wollen wir einmal etwas essen gehen. Warst du direkt über die Via Flaminia hierher gekommen oder hast du einen Abstecher über die prachtvollen Plätze des Campus Martius gemacht? Und noch eine viel wichtigere Frage: Möchtest du danach das Forum sehen?"

    Schauen, ob jemand anderes übernehmen kann? Das konnte ich nicht.


    "Ich danke dir für deine Antwort. Meiner Mutter geht es meines Wissens so weit den Umständen entsprechend. Sie hat Fortuna sei Dank keine schweren Verletzungen. Was meine Verpflichtungen vor Gericht anbetrifft, so werde ich meine Mandanten durch die kompletten Prozesse begleiten. Ohne arrogant sein zu wollen, glaube ich nicht, dass es allzu viele Juristen gibt, die besser sind als ich. Und diejenigen, die es sind, haben selbst genug zu tun. Ich werde also lediglich keine neuen Klienten annehmen. Also wird es noch ein paar Wochen dauern, bis ich abreisen kann. Das ist für die Reise sicher auch nicht verkehrt, immerhin kann ich dann sicher sein, dass die Alpenpässe wirklich passierbar sein werden. Und meine Mutter ist ja gut versorgt."


    Dann kam mir ein Gedanke, den ich schon einmal hatte, als ich Matidias Brief las. Und erneut ließ er mich schmunzeln.


    "Außerdem ist es ohnehin wahrscheinlich so, dass ich meine Schwester Matidia nicht vor Mogontiacum schützen muss, sondern Mogontiacum vor meiner Schwester."

    "Es freut mich, dass es deinem Vater gut geht."


    Da genügend Räume frei waren, würde sich Stilo einen Raum aussuchen können.


    "Natürlich kannst du hier bleiben. Ich freue mich, einen Verwandten hier zu haben, auch wenn du zur Legion willst. Aber das hat noch etwas Zeit, denn ich kann nicht zulassen, dass du weiterziehst, ohne Rom kennenzulernen. Das hier ist immerhin die Hauptstadt der Welt! Und meine Heimatstadt, auch wenn ich sie gerade selbst noch neu kennenlerne. Immerhin bin ich erst vor knapp einem Jahr zurückgekehrt, davor war ich für ein Jahrzehnt am Museion in Alexandreia. Wenn du magst, können wir in der Stadt etwas essen. Noch ist am Mittag draußen erträglich."

    Meine Miene hellte sich weiter auf.


    "Iunius Lucullus, ja, Götter, ist das lange her! Das letzte Mal habe ich ihn gesehen, als ich noch ein Kind war. Ich hoffe, es geht ihm gut? Scato ist leider nach Germanien versetzt worden, deshalb bin ich momentan der Hausherr hier. Was führt dich nach Rom, Stilo? Und nein, du hast mich nicht bei der Arbeit gestört. Ich wollte ohnehin eine Pause machen."

    Malachi betrachtete den Ring. Ja, das war ein Iunier.


    "Warte kurz, Dominus."


    Er schloss die Tür und man hörte einen kurzen Moment später, dass er etwas rief. Als er die Tür wieder öffnete, kam ein Jugendlicher angerannt. Malachi wandte sich an den Jugendlichen.


    "Begoas, kümmere dich um das Pferd des Dominus."


    Der Jüngere nickte und nahm die Zügel des Pferdes, um es in den Stall zu bringen.


    "Dominus, bitte folge mir."


    Dann brachte er ihn zur Bibliothek.

    Ich arbeitete an meinem nächsten Buch, als ich erst hörte, wie Malachi nach Begoas rief, nur um dann kurze Zeit später den ehemaligen Gladiator mit einem Gast im Schlepptau die Bibliothek betreten zu sehen. Anstatt ihn zu fragen, was bei allen Göttern ihn dazu bewog, zur Mittagszeit - war es echt schon Mittag? - einen Gast hineinzulassen, wartete ich einen Augenblick, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zun erklären.


    "Dominus, Sextus Iunius Stilo."


    Ich betrachtete den jungen Mann an der Seite des Sklaven. Nun, so viel jünger als ich mochte er gar nicht sein. Mir war nur gerade der Verwandtschaftsgrad nicht klar. Ich erhob mich aus meinem Stuhl und deutete ein Nicken an, woraufhin sich Malachi entfernte.


    "Salve, ich bin Aulus Iunius Tacitus. Du musst mir leider ein wenig auf die Sprünge helfen, dein Vater ist?"


    Die älteren Iunier müsste ich eigentlich kennen, deshalb hoffte ich, so den richtigen Zweig der Familie zuordnen zu können.

    Malachi hatte die Aufgabe, auf die Porta zu achten, bis die anderen Sklaven gegessen hatten. Etwas missmutig öffnete der ehemalige Gladiator die Türe.


    "Wir kaufen nichts."


    Dann sah er den Herrn vor der Türe genauer an. Wie ein Herumtreiber sah der nicht aus, schon das Pferd deutete auf einen nicht ganz armen Mann hin.


    "Falls du Iunius Tacitus suchst, Dominus, der ist beschäftigt. Glaube auch nicht, dass er noch jeden neuen Fall annimmt."

    "Meine Schwester, Matidia, sollte ihren Verlobten in Colonia Agrippinensis heiraten, doch war dieser leider vor ihrer Ankunft verstorben. Auf dem Rückweg wurde sie überfallen und meine Mutter, die sie begleitete, verletzt. Beide sind nun in Mogontiacum. Nun habe ich einen Konflikt, den ich nicht aufzulösen vermag. Einerseits habe ich Verpflichtungen hier in Rom. Vor Gericht, in der Domus Iunia, und natürlich auch dir, meinem Patron, gegenüber. Andererseits frage ich mich, ob ich nicht nach Mogontiacum reisen sollte, um meinen nächsten Verwandten zu helfen. Die Philosophen, denen ich anhänge, würden sagen, Pflicht gegenüber der Gesellschaft vor Pflicht gegenüber der Familie. Die Logik sagt mir, dass meine Schwester bislang auch recht gut auf sich selbst aufpassen könnte und außerdem mein Verwandter Sisenna Iunius Scato in Mogontiacum weilt. Andererseits ist der Praetorianer, so dass er bedeutendere Verpflichtungen hat. Und natürlich nimmt auch eine Reise Zeit in Anspruch, so dass ich ohnehin nicht sofort vor Ort sein kann. Fraglich ist aber, wie es die Öffentlichkeit aufnehmen würde, wenn ich nicht einmal versuche, nach Germanien zu reisen. Deshalb frage ich dich: Was würdest du an meiner Stelle machen?"

    "Ja, das entspricht in der Tat nicht so ganz dem, was mir vorschwebt. Obwohl..."


    Ich grübelte einen Moment.


    "Erfahrung im Umgang mit Verwaltung und Militär könnte später juristisch durchaus nützlich sein. Und der Kaiserhof wäre auch keine schlechte Referenz. Wobei ich auch nichts überstürzen möchte. Aktuell habe ich ein dringlicheres Problem, zu dem ich gerne deinen Rat erfragen würde."

    Irgendwie war die Bibliothek mein primärer Wohnbereich geworden. Fast wie in Alexandria, nur dass dort die Bibliothek deutlich größer und - leider - kein Privatbesitz der Iunier war. Während ich überlegte, ob eine Kline nicht eine gute Idee für die Bibliothek wäre, um einfach ganz hier zu wohnen, betrat Dicon den Raum, um mir einen Brief zu überreichen. Ich bedankte mich kurz und las.


    Wie überraschend, eine Antwort von Iunius Scato. Und diesmal hatte es der Cursus Publicus sogar geschafft, den Brief an die richtige Gens zuzustellen. Nun gut, das war jetzt vielleicht unfair von mir wegen nur einer falschen Zustellung so etwas zu denken. Was schrieb denn mein geschätzter Vetter?


    Gut, dass ich die Domus bezogen hatte, war also in Ordnung, wunderbar. Annaeus Florus als Patron war also auch aus Scatos Sicht eine gute Wahl. Das war schon einmal gut, immerhin sollte er als Praetorianer wissen, wer verlässlich war. Andererseits hatte ja Seius Stilo dasselbe berichtet. Die Sache mit Matidia und meiner Mutter wusste ich ja schon. Ich hoffte nur, dass er auch ein wenig auf sie aufpassen würde.


    Als Praetorianer den Caesar zu begleiten machte natürlich Sinn. Ganz nebenbei erfuhr ich so, dass der Caesar in Germania weilte. Ich würde die Götter um eine erfolgreiche Mission und Rückkehr des künftigen Kaisers bitten. Eine geordnete Nachfolge des Princeps war zweifelsfrei wünschenswert, noch ein Bürgerkrieg wäre nicht gut. Und am geordnetsten war nun einmal eine Nachfolge in der Blutlinie.


    Die Seuche machte mir schon Sorgen, zumal Matidia in Mogontiacum weilte. Hoffentlich steckte sie sich nicht an. Auch die weiteren Nachrichten waren nicht allzu positiv. Rupa - Wer war eigentlich Faustus Iunius Rupa? Kannte ich den? War unsere Gens vielleicht zu groß? Andererseits, konnte eine Gens überhaupt zu groß sein? - noch auf Mission, dessen Frau verstorben... das Thema 'Frau' ging mir noch ein wenig länger durch den Kopf. Ich würde auch in den nächsten Jahren eine Frau finden müssen, näherte ich mich doch dem Alter, in dem ich zur Heirat verpflichtet sein würde. Leider war da noch niemand in Sicht und mein Vater konnte zwangsläufig nichts mehr arrangieren.


    Der letzte Absatz ließ ein schlechtes Gewissen in mir aufkommen. Faunus... den hatte ich doch nach hinten gestellt, um Platz für Minerva zu schaffen. Ganz abgesehen von der Frage, ob Faunus mir das übel nehmen würde, war die relevantere Frage, ob Scato mir das übel nehmen würde. Naja, das musste er ja nicht erfahren. Oder hatte ihm Faunus das eingegeben, um mir so einen Hinweis zu geben? Ich müsste wohl nach dem Lararium sehen.

    Ich hatte beschlossen, mir die Reden der Kandidaten anzuhören. Der Aemilier war, da war ich mir sicher, ein Klient meines Patrons. Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn er ein wenig Unterstützung erhalten würde und so in ein Amt käme, in welchem er meinem Patron nützlicher sein würde.


    Der Beginn der Rede schien mir etwas zu sehr auf seine Gens gemünzt, doch der zweite Teil zeigte, dass er die Voraussetzungen erfüllte und nicht nur für Patrizier sprechen würde. Er hatte sicher Potenzial, und außerdem noch meinen Patron zur Unterstützung. So beschloss ich, Aemilius Secundus ebenfalls ein wenig zu unterstützen.


    Ich klatschte ebenfalls und ermunterte noch Mandanten von mir, die ich erblickte, es mir gleich zu tun.

    "Nun, ich hoffe, dass du noch genug Zeit für deine Familie findest. Das ist wichtig."


    Ich überlegte kurz, ob ich einen kurzen philosophischen Exkurs über die Bedeutung der Familie für einen funktionierenden Staat geben sollte, entschied mich aber dagegen.


    "Was mich anbetrifft, so fokussiere ich mich momentan auf Recherchen, um weitere Bücher zu schreiben. Das ist wohl der Geist des Museions, der mich seit meinen dortigen Studien fest im Griff hält, auch wenn zwecks praktischer Erkenntnisse nun einige recht gut verlaufene Fälle vor Gericht hatte. Ich scheine besonders bei den schwierigen Fällen recht erfolgreich zu sein. Das bringt mir immerhin recht spendable Mandanten."


    Ganz zwangsläufig fragte ich mich, ob ich mit Frau und Kindern auch noch so viel Zeit zum Schreiben hätte. Aber das musste ich nicht unbedingt hier erörtern.


    "Ich erwäge sogar, mich für einige Monate nicht mehr vor Gericht blicken lassen sollte, um mehr Zeit für Recherchen und zum Schreiben zu haben. Meine Fälle haben mir ein passendes Polster verschafft. Vielleicht gibt es aber auch eine Stelle in der Verwaltung oder am Kaiserhof, bei der ich meine rechtswissenschaftlichen Aktivitäten gut mit meiner Aufgabe verknüpfen könnte. Vielleicht im Archiv? Aber dazu kenne ich die Verwaltung zu schlecht, ganz zu schweigen vom Kaiserhof."

    Du hast eine eigene Kanone? 8o Ich kann nur mit zwei Bögen dienen. Melde dich bei Lust und Laune in dem Fall auch bei mir, damit wir uns auf ein Bier/Kaffee/Tee treffen! :bier:

    Nicht ganz, bin aber bei der Großherzoglich-Hessischen Artillerie in der Napoleonik. Die Kanone gehört unserem Feldwebel, ich bin "nur" Unteroffizier. Machen ansonsten noch US Civil War, da nennt sich der Uffz dann Corporal. Ist viel besser, als Geschützführer zu sein. Keine Verantwortung fürs Geschütz (dafür Mitverantwortung für den Drill und die Sicherheit) und man kann die Gemeinen/Privates rumscheuchen. ;)


    Die Einladung nehme ich gerne an, hört sich gut an. :D


    Falls es mal jemanden nach Düsseldorf verschlägt, könnte man sich auf ein Bier in der Altstadt (oder Kaffee oder Tee) treffen. Ansonsten kann ich zum Thema Römer Xanten sehr empfehlen, der archäologische Park dort ist sehenswert.