Irgendwie war die Bibliothek mein primärer Wohnbereich geworden. Fast wie in Alexandria, nur dass dort die Bibliothek deutlich größer und - leider - kein Privatbesitz der Iunier war. Während ich überlegte, ob eine Kline nicht eine gute Idee für die Bibliothek wäre, um einfach ganz hier zu wohnen, betrat Dicon den Raum, um mir einen Brief zu überreichen. Ich bedankte mich kurz und las.
Wie überraschend, eine Antwort von Iunius Scato. Und diesmal hatte es der Cursus Publicus sogar geschafft, den Brief an die richtige Gens zuzustellen. Nun gut, das war jetzt vielleicht unfair von mir wegen nur einer falschen Zustellung so etwas zu denken. Was schrieb denn mein geschätzter Vetter?
Gut, dass ich die Domus bezogen hatte, war also in Ordnung, wunderbar. Annaeus Florus als Patron war also auch aus Scatos Sicht eine gute Wahl. Das war schon einmal gut, immerhin sollte er als Praetorianer wissen, wer verlässlich war. Andererseits hatte ja Seius Stilo dasselbe berichtet. Die Sache mit Matidia und meiner Mutter wusste ich ja schon. Ich hoffte nur, dass er auch ein wenig auf sie aufpassen würde.
Als Praetorianer den Caesar zu begleiten machte natürlich Sinn. Ganz nebenbei erfuhr ich so, dass der Caesar in Germania weilte. Ich würde die Götter um eine erfolgreiche Mission und Rückkehr des künftigen Kaisers bitten. Eine geordnete Nachfolge des Princeps war zweifelsfrei wünschenswert, noch ein Bürgerkrieg wäre nicht gut. Und am geordnetsten war nun einmal eine Nachfolge in der Blutlinie.
Die Seuche machte mir schon Sorgen, zumal Matidia in Mogontiacum weilte. Hoffentlich steckte sie sich nicht an. Auch die weiteren Nachrichten waren nicht allzu positiv. Rupa - Wer war eigentlich Faustus Iunius Rupa? Kannte ich den? War unsere Gens vielleicht zu groß? Andererseits, konnte eine Gens überhaupt zu groß sein? - noch auf Mission, dessen Frau verstorben... das Thema 'Frau' ging mir noch ein wenig länger durch den Kopf. Ich würde auch in den nächsten Jahren eine Frau finden müssen, näherte ich mich doch dem Alter, in dem ich zur Heirat verpflichtet sein würde. Leider war da noch niemand in Sicht und mein Vater konnte zwangsläufig nichts mehr arrangieren.
Der letzte Absatz ließ ein schlechtes Gewissen in mir aufkommen. Faunus... den hatte ich doch nach hinten gestellt, um Platz für Minerva zu schaffen. Ganz abgesehen von der Frage, ob Faunus mir das übel nehmen würde, war die relevantere Frage, ob Scato mir das übel nehmen würde. Naja, das musste er ja nicht erfahren. Oder hatte ihm Faunus das eingegeben, um mir so einen Hinweis zu geben? Ich müsste wohl nach dem Lararium sehen.