"Nun, ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mein Wissen über das Theater des Pompeius und seine Geschichte von meinem Vater gelernt habe. Der hatte sie mir zum ersten Mal erzählt, als ich acht Jahre alt war und er mich über den Campus Martius geführt hatte."
Es war eine schöne Kindheitserinnerung. Vor allem auch deshalb, weil mein Vater selten Zeit hatte und er sich bei den Führungen durch Rom immer viel Zeit genommen hatte. Entsprechend selten und wertvoll waren diese Momente für mich. Er freute sich sicher im Elysium, dass ich sein Wissen nun weitergab.
Etwas erstaunt musste ich feststellen, dass auch Passanten gerne meinen Ausführungen zuhörten. Das erstaunte mich ein wneig, machte mich aber auch stolz.
"Die Götter haben auf jeden Fall Rom stets geschützt. Und du hast Recht, dass die Götter uns in eine gute Zeit geführt haben."
Mich freute es, dass Stilo das Wirken der Götter zu würdigen wusste. Obwohl ich selbst skeptisch war, ob es die Götter selbst waren oder nur ihr Logos. Diese philosophische Frage war aber nur wenig relevant, weil das Ergebnis identisch war und letztlich auch der Logos eines Gottes dessen Kern war, also durchaus ebenfalls identisch mit den wesentlichen Eigenschaften der Götter.
"Die Götter sind übrigens ein gutes Stichwort. Der Mons Capitolinus ist nicht mehr fern. Folge mir."
Mit diesen Worten ging ich weiter. Wie umrundeten den Häuserblock, in dem das Thermopolium war, und wandten uns nach links.
"Das Theater dort wurde von Lucius Cornelius Balba Minor erbaut. Es ist nicht so groß wie der Bau des Pompeius, aber dafür ein recht schönes Theater. Weniger Protz, mehr Qualität."
Wir gingen darauf zu, drängten uns aber durch den schmalen Durchgang zwischen dem Theater und dem Porticus Minucia. Wobei der Durchgang gar nicht so eng gewesen wäre, wären nicht die vielen Menschen gewesen, die sich in beiden Richtungen ihren Weg bahnten.
Dann folgten wir der Straße zwischen Insulae hindurch, bis wir wieder auf die breite Via Flaminia trafen. Wir folgten ihr ein wenig nach rechts. Schließlich blieb ich stehen. Über den Resten der Servianischen Mauer thronte gut sichtbar das Kapitol, wobei der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus ziemlich weit, am anderen Ende des Berges stand. Selbst auf diese Entfernung sah er aber imposant aus.
"Hier, der erste Tempel nach der Mauer, ist der Tempel der Iuno Moneta. Und wenn du deinen Blick weiter nach rechts schweifen lässt, siehst du den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus. Du erkennst ihn sehr gut am goldenen Dach."
Das Dach glänzte hell in der Sonne. Ich fand es immer interessant, dass nichts den Glanz der Sonne so natürlich spiegelte wie Gold.