"Für den Ordo Equester musst du nicht nur hart und diszipliniert arbeiten, du musst auch eine gute Bildung vorweisen, um den Aufgaben eines ritterlichen Beamten oder Soldaten gewachsen zu sein. Und du solltest einen Patron haben, der dich unterstützt."
Der letzte Punkt war mir wichtig.
"Weißt du, mein Vater war ein bekannter Jurist und recht vermögend. Klug und gut ausgebildet war er auch. Er erfüllte alle Voraussetzungen, um in den Ordo erhoben zu werden. Doch geschah das nicht. Ihm fehlte ein mächtiger Patron. Tatsächlich hatte mein Vater gar keinen Patron. Er sagte immer, dass ein Jurist unabhängig sein sollte und das sei unvereinbar mit einem Patron. Ich bin da anderer Meinung. Der richtige Patron unterstützt dich auch in deiner Unabhängigkeit als Jurist und fordert nichts von dir, was dich behindert. Im Gegenzug bist du ihm nützlich, ohne dabei deine Fälle zu vernachlässigen. Beispielsweise kannst du deinem Patron eine unabhängige, zweite Meinung bieten. Oder deine Klienten mobilisieren, um deinen Patron im Wahlkampf zu unterstützen. Es gibt viele Möglichkeiten, trotz Unabhängigkeit deinem Patron zu helfen."
Was wollte ich jetzt noch einmal sagen?
"Also, was ich meine ist, du solltest dir einen Patron suchen, am besten im Dunstkreis der Legionen. Ein Senator wäre ideal. Ohne die restlichen Voraussetzungen wird dir auch ein Patron nicht in den Ordo Equester helfen können, aber ohne Patron helfen dir auch die restlichen Voraussetzungen nicht."
Wir kamen an einem Stand vorbei, an dem Bücher angeboten wurden. Ich betrachtete sah mir die Auslage an, während ich weiter sprach.
"Kämpfen kann man übrigens auch im übertragenen Sinne sehen. Der Kampf mit der Waffe ist ehrenwert und unbedingt zu loben. Ich für meinen Teil bin ein ganz furchtbar schlechter Krieger. Meine Waffe ist das Wort und der Verstand. Ob es reichen wird, um berühmt zu werden, müssen andere beurteilen. Ruhm ist vergänglich, doch wenn ich meinen bescheidenen Beitrag leisten kann, dem Recht zu seiner Entfaltung zu helfen, dann bin ich zufrieden. Wichtiger als Ruhm ist es, unsere Zivilisation zu verbessern. Aber ich freue mich natürlich, dass du mich bewunderst. Ich bewundere dich aber auch, weil du bereit bist, dein Leben in den Dienst des Schutzes unseres Imperiums vor äußeren Feinden zu stellen."
Ich sah mir währenddessen einen Stapel von Büchern an und deutete schließlich dem Händler an, dass ich Interesse hätte.
"Sind das alle zehn Volumina der Politeia des Platon?"
"Ja, Herr," sagte der Händler mit einer sehr angenehmen, ruhigen Stimme.
"Ich kaufe alle zehn. Bring sie zum Domus Iunia, der Ianitor wird dich bezahlen."
Der Händler verneigte sich und begann, die Schriftrollen in einen Sack zu packen. Ich wandte mich wieder an Stilo.
"Möchtest du auch etwas kaufen? Ich schenke dir ein Buch, was auch immer du haben willst."
Der Stand hatte noch etliche Schriftrollen ausgestellt.