Beiträge von Aulus Iunius Tacitus

    "Was ich mit meiner Logik hier anfangen will? Nun, mein Vater war ein erfolgreicher Advocatus und Beamter. Zum Ende meiner Zeit in Alexandreia habe ich mich auch mit Gesetzen und deren Auslegung beschäftigt. Ich denke, dass ich in seine Fußstapfen treten werde. Ansonsten könnte ich mir auch einen Posten in der Wasserversorgung oder der Administration, vielleicht auch in der kaiserlichen Kanzlei, vorstellen. Zunächst möchte ich mir aber einen Namen als Advocatus machen. Das sollte den Rest erleichtern."


    Stilos Beschreibung von Kappadokien hörte sich interessant an. Es schien ein recht einzigartiger Landstrich zu sein.


    "Vielleicht sollte ich irgendwann einmal einen Posten in Kappadokien anstreben. Dass ich fließend Koine spreche, kannst du dir sicher denken. Allerdings beherrsche ich auch Babylonisch. Zumindest die Schriftsprache. Aber zuvor müsste ich einmal nach Attika und Athen sehen." Ich blickte auf mein Glas. "Übrigens die Heimat dieses Weins. Wenn du magst, kann ich die später welchen mitgeben."


    Ich hob mein Glas und nahm einen Schluck. Schlecht war er nicht, doch waren die anderen beiden Weine, die für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen waren, sogar noch besser.

    Viel Erfolg beim Studium! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein berufsbegleitendes Studium recht effektiv die Freizeit minimiert. Es lohnt sich aber. Und vielleicht ein Wort zur Motivation: Das erste Semester ist am härtesten. Wenn das geschafft ist, wird es leichter. :)

    "Da ich nicht weiß, wie lange ich für meine Recherchen benötige, werde ich dich nach deren Abschluss in der Villa Aurelia aufsuchen. Das erspart es dir, deine Zeit mit halben Ergebnissen zu verschwenden. Und mir erspart es, in unangebrachter Eile Dinge zu übersehen, die ich besser nicht übersehen sollte."


    Wir verabschiedeten uns noch kurz, dann gab ich dem nächsten Bibliothekssklaven ein Zeichen, zu mir zu kommen.


    "Ja, Domine?" fragte der Sklave.


    "Die Lex Mercatus benötige ich nicht mehr. Stattdessen bitte ich um die Lex Iulia et Papia. Und bitte komplett."


    "Ja, Domine." Der Sklave räumte die Schriftrollen von meinem Tisch und sortierte sie in die Regale ein.

    "Alexandreia ist eine besondere Polis. Eine eigene Welt in der Welt. Und doch reicht sie nicht an Rom heran."


    Ich setzte mich ebenfalls.


    "Nie Probleme?" erwiderte ich mit einem Grinsen. "Ich glaube, wenn es einem nie Probleme bereitet, stellt man die falschen Fragen. Hin und wieder waren Diskussionen hitzig. Die Kunst besteht darin, niemals zu weit zu gehen. Das ist mir oft, aber nicht immer, gelungen. Am Museion ist das aber nicht tragisch. Dort soll es ja gerade keine Denkverbote geben. Doch was es mir bringt? Eine gute Frage. Die Götter haben mich mit diesen Fähigkeiten ausgestattet und mir die Möglichkeit gegeben, meinen Talenten zu folgen. Es wäre respektlos, sie nicht zu nutzen. Doch am Ende, ganz ehrlich, gefällt es mir, eine Erkenntnis als Erster zu gewinnen. Besser zu sein, klüger zu sein, als meine Mitstudenten. Ich messe mich nicht mit Waffen, aber mit Gedanken. Und meistens gewinne ich."


    Ich nippte an meinem Wein.


    "Und wie sieht es bei dir aus? Kappadokien ist deine Heimat, sagst du? Wie sieht es da aus? Ich kenne nur Städte. Eigentlich sogar nur Großstädte. Wie ist das Leben in der Steppe? Und was hat dich dazu bewogen, Soldat zu werden?"

    "Teils ja, teils nein," antwortete ich ehrlich.


    "Ich glaube, dass in der Lex Iulia et Papia etwas zum Ordo Senatorius steht, aber das müsste ich nachschlagen. Deshalb werde ich die ersten beiden Probleme zu einem zusammenfassen. Aber das wird mich ein paar Tage kosten." Ich hatte da so ein Gefühl, dass es nicht ganz einfach werden würde.


    "Leichter könnte der Fall mit dem Sklavenhändler werden. Der Kaufvertrag liegt in schriftlicher Form vor? Und, idealerweise, hast du eine Besitzurkunde erhalten?"


    Die Entlohnung sprach ich nicht an. Ich war eher ein Freund einer erfolgsabhängigen Entlohnung. Außerdem dachte ich im Moment ernsthaft darüber nach, dass eine Entlohnung nicht zwingend oder zumindest nicht ausschließlich finanziell sein müsste. Aber das würde ich zu gegebener Zeit besprechen.

    Ich schob die Schriftrolle mit der Lex Mercatus beiseite und sah den Aurelier erst einmal einen Moment lang emotionslos an, während ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Er hatte die aristokratischen Gesichtszüge der Aurelier und schien ähnlich groß zu sein, wie ich selbst. Allerdings schien er athletischer zu sein als ich. Seine Kleidung war modisch und damit in einem gewissen Gegensatz zu meiner zweckmäßigen Kleidung. Sein Gesicht ließ keinen Zweifel, dass es ihm ernst war.


    So langsam hatte ich währenddessen auch meine Gedanken geordnet.


    "Lass mich kurz zusammenfassen, ob ich das alles richtig verstanden habe. Ich sortiere die Fälle ein wenig, um Klarheit zu schaffen.

    Primo. Du möchtest deine Sklavin freilassen.

    Secundo. Du möchtest deine Sklavin heiraten, ohne jedoch den Ruf deiner Gens zu schädigen oder deine Karriere zu behindern. An Hand deiner Kleidung gehe ich davon aus, dass du nicht im Ordo Senatorius bist. Ich gehe aber davon aus, dass du langfristig einen Sitz im Senat anstrebst, korrekt?

    Tertio. Du hast deine Sklavin für 5000 Sesterzen dem Sklavenhändler abgekauft. 5000? Und er ist nicht zufrieden?" Hier kostete es mich einige Mühe, die Fassung zu behalten. Aber nicht so sehr wegen der Summe, sondern ob der Unzufriedenheit des Sklavenhändlers.

    Ein Aurelier, der mich suchte. Dass ich wieder in Rom war, war den Aureliern sicher nicht entgangen. Mein Vater war für fast zwei Jahrzehnte immer wieder als Advocatus für die Aurelier tätig gewesen.


    "Den hast du gefunden. Freut mich, dich kennenzulernen, Aurelius. Worum geht es?"


    Ich war gespannt, was er von mir wollte. Gut, die Tatsache, dass er den Juristen Aulus Iunius Tacitus suchte, zeigte mir zumindest, dass er wohl einen juristischen Rat brauchte.

    Nun ich wäre bereit mich einem Juristen anzuvertrauen. Ich möchte diese Geschichte so ausgestalten, dass Coira freigelassen wird und ich sie trotz der Standesunterschiede heiraten kann. Ganz nebenbei muss ich dem Sklavenhändler die Luft aus den Reifen lassen. Der nervt mich nämlich sehr. Wie sieht es dabei juristisch aus, wenn meine Leibwächter die Handlanger des Sklavenhändlers beseitigen nachdem diese meine Villa angegriffen haben. Das IR ist doch ein ganz schöner Sündenpfuhl eieieiei.

    Nachdem die Heirat eine Schande für die Gens darstellt wie kann man diese trotzdem durchführen, meine Idee dazu eine Adoption eines Patriziers. Wäre das dann möglich??

    Ich würde das Ganze ingame eruieren, das ist dann auch spannender. Aber Du bist schon auf einer möglicherweise guten Spur. Ich schreibe dir mal per PN.

    Ahh endlich Konkurrenz bei den Juristen :D

    Wir können gern gelegentlich mal was zusammen machen Tacitus, wenn du längere Pausen zwischen Postings tolerierst.

    Konkurrenz soll ja belebend aufs Geschäft wirken. ;)

    Und ich habe kein Problem damit, wenn es auch mal längere Pausen zwischen den Postings gibt. Also ja, gerne können wir mal was zusammen machen... oder gegeneinander, wenn jeder von uns vor Gericht einen Mandanten vertritt.

    Auf dem Weg zur Exedra erzählte ich.


    "Nun, ich war schon immer sehr neugierig. Als Kind wollte ich alles, wirklich alles wissen. Das hat sich zwar im Prinzip nicht geändert, doch die Herangehensweise ist eine andere geworden. Mit zwölf ging ich nach Alexandreia, ans Museion. Dort wurde ich zu einem Philosophen ausgebildet. Wo ich als Kind noch staunend all die Wunder der Welt zu ergründen suchte, analysiere ich sie jetzt mit kühler Logik. Die Fragen, die ich mir stelle, haben sich grundlegend geändert. Es ist belanglos, wer wann welche Statue gemacht hat. Es ist sogar belanglos, wie man so eine Statue macht. Mich interessiert eher die Frage, was das genau ist, dieser Marmor, dass man ihn so formen kann. Mich interessiert, was aus welchem Grund an genau diesem oder jenem Platz ist. Der Blick hat sich vom Großen auf das Kleine gelenkt, und doch erkenne ich erst so das Ganze. Stück für Stück. Der Logos, der Anfang von allem, das will ich verstehen. Und ich weiß, dass ich es nie verstehen werden. Der Weg ist das Ziel."


    Ich sah Seius Stilo an und nahm einen Schluck Wein. Ja, das war ein guter geharzter attischer Wein. Sehr gut. Kaum merklich nickte ich Terpander anerkennend zu.

    Terpanders Offenheit gefiel mir. Das erinnerte mich an meine Zeit in Alexandria. Am Museion hatte niemand seine Meinung zurückgehalten, auch nicht die Sklaven in der Bibliothek. Gerade nicht die Sklaven in der Bibliothek.


    "Nun, dass ich mich noch an Tyrtaios erinnere, ist etwas, womit ich nie gerechnet hätte."


    Ich lachte kurz, bevor ich wieder in ruhig weiter sprach.


    "Nicht mein bevorzugter Dichter. Doch magst du Recht haben, was Sparta betrifft. Ich kenne diese Polis nur aus Schriften. Du wirst mir wohl etwas mehr über Sparta erzählen müssen. Und über dich. Wie kommt es zum Beispiel, dass ein Spartiat nun als Sklave in Rom dient? Das scheint mir sehr ungewöhnlich zu sein."

    Ich ließ die Kopfmassage emotionslos über mich ergehen. Meine Verachtung für jedweden Luxus musste ich ja nicht maßlos übertreiben. Denn Maßlosigkeit war auch eine Form von Luxus, und eines Philosophen unwürdig.


    Mit der Wahl des Gedichts überraschte mich Terpander. Ich rätselte, wessen Verse er rezitierte. Nachdem er geendet hatte, brauchte ich einen Moment, bis es mir ins Gedächtnis kam. Zu Ende war die Elegie noch nicht. Ich schloss die Augen, um mich besser zu konzentrieren.


    "Uns lasst für Land und Kinder mutvoll zum Kampfe gehn,

    Nicht bang besorgt ums Leben feige zur Seite stehn;

    Nein, Jungen, sondern streitet zusammen enggedrängt.

    Schmach, wen die Furcht befiele, Schmach, wer ans Fliehen denkt.


    Ermannt euch kühn... kühn..."


    Ich grübelte. Wie ging der Text weiter? Jetzt hab ich's wieder!


    "Ermannt euch kühn und stärket im Herzen euch den Mut

    Und kommt's zu Kampf und Streiten, spart nicht mit euerm Blut.

    Verlasst im Streit die Greise, die Alten nicht, die schwer

    Nur mehr die Glieder regen, flieht nicht vor denen her."


    "Terpander, du hast mich überrascht! Mit Vielem hatte ich gerechnet, doch nicht mit Tyrtaios. Mein Kompliment." Ich ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern fuhr nach einer minimalen Pause fort. "Oft wird Sparta auf seine Krieger reduziert, die zweifellos Ehre verdienen, doch zu oft vergisst man dabei den unschätzbaren Wert, den Sparta für die Kultur der Hellenen hatte. Übrigens auch für die Musik, was recht interessant ist, wo du doch ein Namensvetter des berühmten Terpandros bist, der die Kithara verbesserte. Dies bringt mich unmittelbar zu einer Frage. Hast du eine Verbindung zu Sparta? Stammst du vielleicht aus der Gegend?" Alexios hätte mich in diesem Moment gescholten, dass ich eine Frage ankündigte, doch zwei stellte. Doch war für mich die zweite Frage lediglich eine Konkretisierung der ersten, so dass es streng genommen bloß eine Frage war.

    Ich Stilos Wortwahl aufmerksam zur Kenntnis. Sein Erscheinen war Absicht. Natürlich war es das, alles andere wäre sinnbefreit. Dass er Zeit fand, war offenkundig, sonst wäre er ja nicht hier. Fraglich war, ob er gerade in der Nähe war. Hier nachzuhaken, wäre müßig und der Mehrwert wahrscheinlich inexistent. Er war auf jeden Fall direkt. Das gefiel mir. Vom Auftreten her war er, wie ich es nach Terpanders Hinweis bei meiner Ankunft erwartet hatte, ganz Soldat. Zumindest so, wie ich mir einen Soldaten vorstellte.


    "Deine Spontanität sorgt leider dafür, dass wir keine angemessene Cena vorbereiten konnten. Ich hoffe deshalb, dass dir auch einfachere Küche zusagt. Doch will ich ebenfalls ehrlich sein und meine Meinung teilen, dass du letztlich genau zu dem Zeitpunkt hier angekommen bist, wie es der Fluss der Zeit ermöglicht hat. Deshalb stört es mich auch nicht. Doch nun zu deiner Frage. Nein, so wirklich eingelebt habe ich mich noch nicht. Rom ist der Ort meiner Kindheit, doch hat sich viel verändert, seit ich fort ging. Und das Lebensgefühl eines Kindes unterscheidet sich schon erheblich vom Lebensgefühl eines Mannes. Meinst du nicht auch?"

    Ich signalisierte Terpander, dass man mir die Tunika ausziehen sollte, was dann auch schnell und effizient geschah. Die Schuhe streifte ich selbst ab.


    "Streng genommen ist das hier meine alte Heimat, Terpander," sagte ich, um dann nahtlos hinzuzufügen, "Aber in Alexandreia bevorzugte ich die öffentlichen Bäder. Schon allein, weil ich mich dort mit meinen Studienkollegen traf. Zuerst Sport, dann ein Bad. Und danach endlose Diskussionen an der Agora mit Blick auf den Pharos."


    Ich glitt ins Bad. Es war angenehm warm. Mein Körper wollte, dass ich länger hier verweilen würde. Doch mein Geist lehnte es ab, mehr Zeit als nötig im Müßiggang zu verbringen. Wünschte ich mir Musik? Ich tauchte kurz unter. Als mein Kopf wieder über der Wasseroberfläche war, beantwortete ich die Frage. "Musik vielleicht nicht, aber einer Rezitierung eines Gedichts wäre ich nicht abgeneigt."

    Ich zog kurz eine Augenbraue hoch, hatte ich Seius Stilo um einen Tag Vorwarnzeit gebeten. Weiter ließ ich mir aber nichts anmerken. "Danke, Terpander. Ich denke, dass sich das Wetter noch für die Exedra eignet. Eine Feuerschale für ein wenig Wärme könnte noch sinnvoll sein." Auch wenn ich selbst es bevorzugte, die Kühle der Nacht zu genießen. Zumindest noch, solange es nicht Winter wurde.


    Blieb noch die Frage nach dem Wein. "Der geharzte attische Rotwein sollte für den Anfang genügen. Zum Essen wären ein lieblicher sizilianischer und ein spritziger keltischer Weißwein gut. Und wo ich gerade beim Essen bin. Zur Vorspeise am besten in ovis hapalis und pulsum, das ist schnell gemacht und sollte der Küche etwas Zeit verschaffen. Und da wir gerade von Zeit verschaffen reden, werde ich mich um unseren Gast kümmern, bis die Exedra vorbereitet ist."


    ***


    Ich ging ins Tablinum und lächelte freundlich, als ich ich auf meinen Gast zuging. "Seius Stilo, ich danke dir, dass du die Zeit gefunden hast, meiner Einladung zu folgen. Ich bin Aulus Iunius Tacitus. Willkommen im Domus Iunia." Ich reichte meine Hand zur Begrüßung.

    Ein Sklave der Iunier gab einen Brief ab.


    Ad

    Sisenna Seius Stilo

    Cohortes Praetoria


    De

    Aulus Iunius Tacitus

    Domus Iunia


    Ehrenwerter Seius Stilo,


    Du magst meinen Namen vermutlich nicht kennen. Ich bin ein Verwandter des Sisenna Iunius Scato und weile seit wenigen Tagen wieder in Roma. Zuvor studierte ich für ein Jahrzehnt am Museion in Alexandreia.


    Da ich hier leider nur wenige Personen kenne, de facto eigentlich gar keine, wäre ich Dir ausgesprochen dankbar, wenn Du mir etwas von Deiner wertvollen Zeit erübrigen könntest und eine Einladung zur Cena annehmen würdest. Wenn Du mir Deine Zusage einen Tag im Voraus mitteilen würdest, könnte ich eine passende Cena vorbereiten lassen.


    Wie geschrieben, wäre ich dankbar, wenn Du Zeit erübrigen würdest und mich freuen, eine positive Antwort zu erhalten.


    Vale bene

    Aulus Iunius Tacitus