Ich ließ die Kopfmassage emotionslos über mich ergehen. Meine Verachtung für jedweden Luxus musste ich ja nicht maßlos übertreiben. Denn Maßlosigkeit war auch eine Form von Luxus, und eines Philosophen unwürdig.
Mit der Wahl des Gedichts überraschte mich Terpander. Ich rätselte, wessen Verse er rezitierte. Nachdem er geendet hatte, brauchte ich einen Moment, bis es mir ins Gedächtnis kam. Zu Ende war die Elegie noch nicht. Ich schloss die Augen, um mich besser zu konzentrieren.
"Uns lasst für Land und Kinder mutvoll zum Kampfe gehn,
Nicht bang besorgt ums Leben feige zur Seite stehn;
Nein, Jungen, sondern streitet zusammen enggedrängt.
Schmach, wen die Furcht befiele, Schmach, wer ans Fliehen denkt.
Ermannt euch kühn... kühn..."
Ich grübelte. Wie ging der Text weiter? Jetzt hab ich's wieder!
"Ermannt euch kühn und stärket im Herzen euch den Mut
Und kommt's zu Kampf und Streiten, spart nicht mit euerm Blut.
Verlasst im Streit die Greise, die Alten nicht, die schwer
Nur mehr die Glieder regen, flieht nicht vor denen her."
"Terpander, du hast mich überrascht! Mit Vielem hatte ich gerechnet, doch nicht mit Tyrtaios. Mein Kompliment." Ich ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern fuhr nach einer minimalen Pause fort. "Oft wird Sparta auf seine Krieger reduziert, die zweifellos Ehre verdienen, doch zu oft vergisst man dabei den unschätzbaren Wert, den Sparta für die Kultur der Hellenen hatte. Übrigens auch für die Musik, was recht interessant ist, wo du doch ein Namensvetter des berühmten Terpandros bist, der die Kithara verbesserte. Dies bringt mich unmittelbar zu einer Frage. Hast du eine Verbindung zu Sparta? Stammst du vielleicht aus der Gegend?" Alexios hätte mich in diesem Moment gescholten, dass ich eine Frage ankündigte, doch zwei stellte. Doch war für mich die zweite Frage lediglich eine Konkretisierung der ersten, so dass es streng genommen bloß eine Frage war.