Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich lächelte. Bisher hatte ich mit noch niemanden über meine Geschichte gesprochen, Aelia würde die Erste sein. Wobei sich in meinem Fall bereits alles zum Besten geklärt hatte. Ich ließ mich auf einer Gartenbank, umgeben von Rankpflanzen, nieder. Ein verschwiegenes, fast schon romantisches Plätzchen. Tja, wo sollte ich anfangen?


    „Es ist nur ein paar Wochen her, als ich vor einer ähnlich schwierigen Situation stand wie du derzeit. Anders in meinem Fall war, dass ich mich von einem Moment auf den anderen entscheiden musste, wogegen du glücklicherweise Momente, vielleicht Tage oder gar Wochen der Überlegung hast. Das ist sehr viel wert, Aelia. Nicht auszudenken, wenn man überstürzt die falsche Entscheidung trifft. Glücklicherweise traf ich auch unter diesem Druck die richtige.“


    Ich machte eine kurze Pause und ging in Gedanken noch einmal den Tag der Ankunft meines Paters durch. Es waren die schwierigsten und zugleich glücklichsten Momente meines bisherigen Lebens gewesen. Doch war in Aelias Fall wirklich alles vergleichbar?


    „In meinem Fall liebte ich beide Männer gleichermaßen. Den einen schon ewig, den anderen erst kurz, aber beide mit großer Intensität, wobei ich im Grunde fast schon an Letzteren gebunden war. Es ist so entsetzlich schwierig, wenn man getroffene Entscheidungen überdenken oder gar revidieren muss und noch viel entsetzlicher ist es, einem liebenden Menschen zu verletzen. Das heißt jetzt nicht, dass es bei dir ähnlich laufen muss, ganz bestimmt nicht. Sagen will ich damit nur, dass ich nachfühlen kann, welches Martyrium du gerade durchlebst.“


    Mitfühlend sah ich Aelia an. Ich mochte sie sehr. Sie war mir so ähnlich.


    „Ich ließ mich in meiner Entscheidung ganz allein von meinem Herzen leiten“, begann ich erneut. „Sicher ist das nicht in jedem Fall klug zu nennen, aber ich halte es dennoch für die einzig richtige Basis. Sehr oft sind in Rom gänzlich andere Gründe wichtig, die zwei Menschen lebenslang aneinander binden. Hast du denn schon einmal ganz in Ruhe und tief in dich hineingehört? Weißt du ganz sicher was in deinem Herzen vorgeht?“

    „Weißt du, Aelia, auch ich stand kürzlich vor einem ähnlichen Problem. Komm, lass uns doch an einen ungestörten Platz hier im Garten gehen.“


    Mitfühlend legte ich meinen Arm um Aelia während wir liefen.


    „Ich glaube, kaum jemand anderer kann so gut nachfühlen wie ich, was derzeit in deinem Kopf und Herzen vor sich gehen muss. Wenn du willst, erzähle ich dir von meiner Gewschichte, aber vielleicht möchtest du mir erst einmal dein Herz ausschütten?“

    „Salve Aelia“, grüßte ich herzlich zurück. „Da wir uns ja bisher überwiegend auf Factioversammlungen trafen, dachte ich mir, ich sehe einfach einmal bei dir in der Casa vorbei. Ein Besuch bei den Didiern stand sowieso schon lange an.“


    Ich lächelte Aelia freundlich an. „Na ja und dann las ich einiges in der Acta und ich weiß nicht…, aber vielleicht…, wenn du willst…“ Etwas hilflos brauch ich hab und zuckte mit den Schultern.


    „Also, vielleicht hilft dir ja ein Gespräch mit einer Freundin Klarheit oder Lösungen zu finden.“
    Fragend sah ich Aelia an.

    „Salve, meine Herren! Die Mühe wird vergeblich sein“, erklärte ich den Besuchern, deren Vorhaben ich noch hörte, als ich das Rathaus erneut betrat.


    „Ihr werdet hier kaum eine Menschenseele finden, vielleicht noch einen Bürger, kaum aber einen Beamten. Ich für meinen Fall, gewöhnte mich bereits daran. Mein Name ist Aurelia Deandra. Ich nehme an, ich habe das Vergnügen, den Legatus und den Comes hier zu treffen?“


    Fragend, aber keineswegs unfreundlich, blickte ich die beiden Herren, die augenscheinlich Kopf dieser kleinen Abordnung waren, an. Ich kannte zwar den Legatus aus den Factiobesprechungen, doch der Comes war mir unbekannt.

    Ich hatte mir heute vorgenommen, der Casa Didia einen Besuch abzustatten. Ich kannte Liliana und Lucia bereits sehr gut und auch Aelia seit kurzem. Von allen Plebejerfamilien war das diejenige, mit der ich enge Beziehungen pflegte. Ich verstand mich mit allen Frauen der Familie Didia sehr gut und im Übrigen war es das Haus unseres Pater factionis.


    Mir selbst gestand ich insgeheim ein, dass mich einerseits die Anteilnahme und andererseits auch die Neugier heute hier vorbei trieb. Gar zu sehr erinnerte mich Aelias Situation an meine. Vielleicht konnte ich sogar helfen…


    Auf dem Weg zur Porta warf ich einen Blick in den Garten der Casa. Gerade sah ich Aelia noch wie sie sich anschickte, den Garten zu verlassen. Schnell winkte ich in der Hoffnung, dass sie mich noch bemerkte.

    Schmunzelnd hörte ich seine Worte. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, sie schmeichelten mir nicht.


    „So, der Hausherr persönlich“, sagte ich etwas überrascht. Das Anwesen war wirklich gigantisch.


    „… und was mein Herz noch begehrt?“, wiederholte ich amüsiert.


    Die nette Begrüßung ließ einen viel versprechenden Abend erwarten. Ich sah mich nochmals kurz um. Hier tummelte sich eine ganze Reihe von Gästen, die mir völlig unbekannt waren. Insofern war es tröstlich, sogleich Kontakt gefunden zu haben. Freundlich wandte ich mich wieder dem Hausherrn zu.


    „Wie kommt es, dass ich Euch noch nie in Rom traf? Ich selbst weile zwar oft in Ostia, doch immer wieder zieht es mich auch nach Rom. Ich meinte auch, ich kenne fast jeden einflussreichen Bürger, aber Euch traf ich zuvor noch nie.“

    Noch bevor ich der mir bekannten Person so richtig zuwinken konnte, eilte seitlich ein Mann auf mich zu. Überrascht blickte ich ihm entgegen. Er kannte mich offenbar, aber ich ihn nicht.


    „Eilt mein Ruf mir inzwischen so weit voraus, dass er selbst weite Strecken an Land überwindet?“, erwiderte ich lachend und grüßte herzlich zurück.


    „Mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte ich äußerst gespannt. Allem Anschein nach handelte es sich um eine wichtige Person.

    Es blieb offenbar noch genügend Zeit und so entschloss ich mich kurzerhand, in der Zwischenzeit meine Rede zur Kandidatur auf dem Marktplatz abzuhalten.


    Sicher war ich bis zum Eintreffen des Legatus rechtzeitig zurück und wenn nicht - er würde ja sowieso am Marktplatz vorbei kommen.

    Selbstbewusst betrat ich die Mitte des Marktplatzes, erklomm einen Marmorblock und erhielt so einen guten Blick über die versammelte Menge.


    „Salve, Bürger Ostias!“, begann ich mit fester Stimme und schickte das mir eigene Lächeln in die Welt.


    „Ich denke, vorstellen brauche ich mich nicht. Ich kenne jeden Einwohner und jeder von euch kennt mich. Sehr wohl möchte ich euch aber mein Vorhaben vorstellen.


    Ihr wisst wie ich, dass unsere Stadt ihren rührigen Duumvir verloren hat. Hinzu kommt, dass der zuständige Magistratus in der Vergangenheit seinen Pflichten mehr als unzulänglich nachgekommen ist. In der neuen Amtsperiode soll dieser Zustand nie wieder Thema der Sorgen von Ostias Bürgern sein! Unsere Stadt braucht einen Vertreter, der sich mit Herz und Seele dem Wachstum von Ostia verschrieben hat!


    Der noch im Amt befindliche Magistratus hat sich weder in seinem Amt bewährt, noch hat er seine Befähigung nachgewiesen, um nun für das Amt des Duumviren kandidieren zu dürfen. Der Posten des Duumviren bleibt also in dieser Amtsperiode unbesetzt.
    Was können wir tun, fragt ihr euch sicher, um dennoch eine funktionierende Stadtverwaltung zu garantieren. Die Antwort gebe ich euch jetzt.


    Legt euer Vertrauen in meine Hände und unterstützt meine Kandidatur zum Magistratus der Stadt. Warum gerade ich die geeignete Kandidatin bin, werde ich sofort erklären.


    Ich wählte Ostia, als ich das Haus meines Paters verließ. Ich hatte Visionen und bedeutsame Pläne. Nie im Leben, auch jetzt nicht, gab ich mich mit wenig zufrieden, doch stets lag es allein an meiner Willenskraft, dass ich in meinem Leben bisher alles erreichte, was ich mir jemals zum Ziel gesetzt.
    Nun frage ich euch: Soll sich Ostia mit wenig begnügen? Soll es dahindarben, nur weil unfähige Menschen derzeit sein Schicksal bestimmen? Macht es in dem Fall etwas aus, dass eine Frau sucht, die Geschicke besser als ihre Vorgänger zu lenken? Ich denke nein!


    Denn die Größe eines Menschen sollte man klugerweise nicht in Fuß messen und ebenso wenig an der Lautstärke seiner Stimme. Entscheidend ist allein, was dieser Mensch letztendlich bewegt.
    Bürger Ostias, ihr kennt mein Gestüt, wisst darum, wie es wuchs und wie es gedeiht. Das sollte Zeugnis genug dafür sein, welche Entschlossenheit hinter meiner durchaus zart erscheinenden Person steckt. Auch bin ich durch diesen Zuchtbetrieb selbst auf das Höchste motiviert, die Sicherheit der Stadt wieder vollkommen herzustellen.


    Um den Wohlstand in Ostia zu fördern, neue Bürger anzulocken und die Sicherheit der bereits hier Wohnenden zu gewährleisten, habe ich folgendes Programm ausgearbeitet.


    Neben der Mobilisierung der schon einmal geplanten Bürgerwehr, möchte ich eine Polizeistation ins Leben rufen.


    Jeder nach Ostia umziehende Bürger erhält einen Präsentkorb persönlich überreicht von mir. Dies sollte den Anreiz zum Zuzug erhöhen.


    Bei der Suche nach einer geeigneten Casa oder Villa werde ich ebenfalls behilflich sein.
    Jeder Mann, der eine Frau durch Heirat, Verlobung oder Verbandelung nach Ostia bringt, erhält ein persönliches Geschenk. Umgedreht gilt das natürlich auch.


    Für hier geborene Kinder biete ich mich als Pate an, was dem Zögling ebenfalls nicht zum Nachteil gereichen sollte.


    Für eine funktionierende Vertretung im Falle von geplanter oder ungeplanter Abwesenheit der Stadtverwalter, werde ich zukünftig Sorge tragen.


    Neue Ideen sind bei mir nie ausgeschlossen und für weitergehende Vorschläge bin ich jederzeit offen.


    Bürger Ostias! Es liegt nun bei euch, in welche Zukunft unsere Stadt einmal gehen soll. Mit mir hätte sie einen tatkräftigen und entschlussfreudigen Magistratus, der das Ruder herumreißen wird und Kurs nimmt, auf eine blühende und glorreiche Zukunft.


    Ich danke für eure Aufmerksamkeit.“


    Beschwingten Schrittes verließ ich erst einmal den Marmorblock, um mir etwas Wasser zum Trinken reichen zu lassen. Obwohl ich noch nie eine politische Rede gehalten hatte, konnte ich jetzt nicht behaupten, es hätte keinen Spaß gemacht. Meine Wangen waren gefärbt und ich fühlte mich fast etwas euphorisch.
    Gern hätte ich sofort Taten umgesetzt. Woran könnte ich nur am besten jetzt schon meine Energien auslassen? Da würde wohl wieder Sophus herhalten müssen oder vielleicht auch eine neue Ansprache im Factioforum? :D

    „Naja, so sehe ich das auch“, pflichtete ich ihm schmunzelnd bei und erwiderte seinen Kuss.


    Die Gedanken schalteten sich ab, übrig blieb nur noch die Wahrnehmung – seine Berührung, sein Duft, die Wärme seiner Haut… und die eigenen Empfindungen im Körper, die unwillkürlich erwachten…


    Sim-Off:

    Selbst wenn es ein Gesetz gäbe, welches festschriebe, dass diese Kussbilanz nur ironisch aufgefasst werden darf, wer will mich dazu zwingen, mich daran zu halten? ;)

    Der Raum war gut gefüllt, in den ich geleitet wurde. Gespräche – viele an der Zahl – schwirrten durch die Luft und hier und da ein Lachen. Auf der Suche nach einem mir bekannten Gesicht sah ich mich um. Schließlich entdeckte ich jemanden und winkte kurz…

    „Wenn es denn helfen würde, gäbe ich dir gern zehn oder mehr Rösser“, erwiderte ich in dem Versuch, der Situation noch etwas Komisches abzuringen, aber so richtig zum scherzen war mir nicht zumute. Ich fragte mich, wie wohl andere mit solchen Situationen klar kamen. War ich zu ungeduldig? Zu wenig einsichtig? Zu selbstsüchtig vielleicht?


    In jedem Fall hatte ich noch nie, mir Hinderliches einfach so hingenommen. Stets lief ich dagegen an und wenn es sein musste mit dem Kopf durch die Wand. Es würden sich schon Mittel und Wege finden. Notfalls beantrage ich Trennungsentschädigungen vom Militär. :D
    Über Zukünftiges wollte ich mir also jetzt noch keine Gedanken machen. Es gab genügend Aktuelles zu klären.


    „Ich lege die Entscheidung über das Badefest in deine Hände. Du weißt, ich freue mich, wenn du es dir einrichten kannst. Vielleicht ist es dir möglich, das in ein paar Tagen besser einzuschätzen. Gib mir dann einfach Bescheid.“


    Nachdenklich schaute ich ihn an. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht und ein Gedanke durch den Kopf.


    „Wie wollen wir nur jemals die von dir aufgestellte Kussbilanz erreichen, wenn uns so wenig Zeit miteinander vergönnt ist?“ Auf eine Antwort war ich jetzt wirklich sehr gespannt.

    Tage waren seither vergangen, manches hatte ich bewirkt, bei vielem waren mir die Hände gebunden.


    Heute erreichte mich ein Schreiben aus Rom. Der Legatus Secundus Flavius Felix wolle der Stadt Ostia einen Besuch abstatten.
    Da offenbar die gesamte Stadtverwaltung lahm lag, begab ich mich also erneut in die Curia, um den Besucher gebührend zu empfangen. Ich nahm zwei Sklaven aus der Villa Pellacia mit, die mir zur Hand gehen sollten und ein kleinen Imbiss vorbereiteten.


    Bis zur Ankunft des Lagatus vertrieb ich mir die Zeit mit Recherchen über die einstige Aufstellung der Bürgerwehr.

    „Nun, da gibt es mehrere Möglichkeiten“, begann ich und versuchte dabei, seine Gedanken zu ergründen. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen; er war ein Meister im Verbergen von Gefühlen und Gedanken.


    „Wenn du selbst kein Interesse hast, dann werden wohl nur die Frauen von befreundeten Familien geladen. Die Flavier, die Didier, eventuell die Tiberier, falls diese den weiten Weg nicht scheuen. Ich hatte aber durchaus gehofft, dass du ebenfalls teilnehmen wirst. In diesem Falle überlasse ich es dir, ob es nur bei meinen Freundinnen bleibt oder ob deren Brüder und Männer ebenfalls geladen werden. Jeder weitere Gast wäre mir dann auch willkommen.“


    Ich seufzte kurz. „Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Da gibt es so viele offene Wünsche und …“ Mitten im Satz brach ich ab. Mir war klar, vernünftig sein wäre angebracht, aber es war keine besonders ausgeprägte Tugend von mir.

    Irritiert über die Reaktion von Sophus, verlor sich mein Lächeln und machte einer eher besorgten Nachdenklichkeit Platz.


    „Was verstehst du an mir nicht?“ Verwundert, fast erschrocken blickte ich ihn an.


    „Ich sage stets was ich denke. Nie musst du befürchten, dass ich unaufrichtig bin. Vielleicht habe ich etwas mehr Feuer als andere, nehme und erwarte vom Leben ziemlich viel, aber sag, ist das so falsch? Sagtest du nicht selber, ein Menschenleben ist so kurz, dass es falsch wäre, sich das Herz mit Schwerem zu belasten? Und sagtest du nicht auch, dass nur die glücklichen Menschen eines Tages als Sternenlicht am Nachthimmel glänzen? Es war die zu erwartende Freude und der in Aussicht stehende Spaß, der mich dieses Badefest planen ließ. Ich sah es als eine Möglichkeit, dich endlich einmal wieder zu erleben, denn derzeit bist du mir trotz räumlicher Nähe so unendlich fern. Es ist als weiltest du noch in Mantua.“


    Verstand er wirklich nicht was mich bewegte? Offenbar vermisste er mich kein bisschen und irgendwie tat das weh. Mit großen, etwas leeren Augen blickte ich ihn an.

    Mit etwas gemischten Gefühlen begab ich mich nach Capri. Ich kannte weder den Gastgeber noch die Örtlichkeit. Durchaus erstaunt betrachtete ich das Anwesen, als ich endlich davor stand. Wie erhofft, handelte es sich also um eine noble Feier. Zu gerne wäre ich in Begleitung hierher gekommen, aber aus meiner Familie hatte offenbar niemand Zeit.


    Ich suchte zunächst den Eingang. Ganz sicher war die Villa Aurelia ein äußerst imposantes Anwesen, aber dieses übertraf die Familienvilla in Rom um einiges. Etwas unschlüssig blieb ich erst einmal stehen und schaute mich um.

    „Gut, das freut mich!“, erwiderte ich und belohnte Soph mit einem Lächeln.


    Ich erhob mich kurz von seinem Schoß, aber nur um mich - mit gerafftem Kleid - diesmal rittlings drauf zu setzen. Ich bot ihm zuvor noch einen weiteren Fleischhappen an, denn leicht gesättigt, würde er vielleicht meine Pläne etwas besser verdauen können.


    „Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich zu meiner und deiner Freude, einen schönen Nachmittag organisieren kann“, begann ich begeistert. „Oft bist du so ernst und glaub mir, ich mag vor allem auch diese Seite an dir, aber etwas Zerstreuung und Vergnügen würde dir sicher auch sehr gut tun und dir neuen Elan für die nächsten Tage des Aktenstudiums vermitteln.“


    Eine große, pralle Traube vor Sophus’ Mund füllte die kleine Gedankenpause.


    „Ich dachte an einen gemeinsamen Badespaß mit uns befreundeten Familien und da die öffentlichen Bäder weder besonders hygienisch noch offen für beiderlei Geschlechter sind, dachte ich an ein privates Badefest in unserer Villa.“ Von meiner eigenen Idee begeistert, sah ich Sophus mit funkelnden Augen an.


    Ich hielt bereits eine leckere Beere elegant zwischen zwei Fingern, drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und steckte ihm die Frucht in den Mund.


    „Es wären nur ein paar kleine Renovierungsarbeiten nötig, ganz unerhebliche wie ich meine, dann besäße unsere Villa in Rom ein vortreffliches Schwimmbad, denn die Räumlichkeiten hier in Ostia sind einfach zu begrenzt. Du bist doch einverstanden, Flavius?“


    Mit glänzenden Augen sah ich Sophus an und beantwortete mir die Frage gleich selber. „Ganz bestimmt bist du das. Ich habe da gar keinen Zweifel.“


    Das nächste Obststück fand seinen Weg in den Mund von meinem Liebstenb und meine Lippen verschlossen für einen Augenblick die seinen. Mit vielen weiteren kleinen Küsschen bedeckte ich sein Gesicht und seinen Hals und richtete mich danach auf.


    „Du sagst ja gar nichts, mein Liebster?“ =)

    "Hier ist das Testament des Philippos." Ich reichte Cadior das Dokument.





    Testament


    Salve


    Ich Iulius Philippos verfüge das:
    Mein leib wenn gefunden verbrand werden muss und die Asche dem Meer übergeben werden soll ob das ich da den Neptun weiter dienen kan.


    Mein Geldliche gutehaben und Gutern sollen Rhenusia Duccia übergeben werden als eisige Erbe für diessen Moment.
    Verkauft Mein Schif und verteil der Aufbring unter die die mir Treu gefolgt sint


    So habe ich verfügt so möge es geschähen.
    Vale
    Iulius.

    Wieder einmal besuchte ich die Villa in Rom. Meine Pflanze stand natürlich an erster Stelle, aber auch die Besichtigung der verfügbaren Räumlichkeiten für ein neues Schwimmbad lag mir am Herzen und nicht zuletzt musste auch mal wieder die Post durchgesehen werden.


    Also lief ich zuerst in den Garten. Voller Hoffnung, dass sich inzwischen eine Entwicklung der zarten Pflanze abzeichnen würde, stellte ich verwundert fest, dass dem nicht so war. Weder hatte sie sich weiterentwickelt, noch zeigte sie Anzeichen von Verwelken.


    „Das ist merkwürdig“, murmelte ich vor mich hin. „Scheinbar hält sie sich gerade so über Wasser. Es reicht nicht so recht zum Leben, doch zum Absterben ist sie zu stark.“


    Ich goss etwas Wasser nach, schob gehäckselte Rinde als Schutz über die Erde und erhob mich wieder.


    „Sie wird durchkommen“, sagte ich zuversichtlich. „Dafür sorge ich. Eigene Stärke bringt sie ja offenbar mit. Mal sehen, wie ich ihr noch helfen kann…“


    Schmunzelnd ging ich zur Villa. Jetzt führte ich schon Selbstgespräche… Wie gut, dass mich hier niemand hörte. Ich nahm den hinteren Eingang und ging zielstrebig in den Seitenflügel, der mir für ein neues Schwimmbad als der geeignete erschien. Zufrieden betrachtete ich die fast schon innenhofartig anmutende, überdachte Halle.


    „Nahezu ideal“, murmelte ich wieder vor mich hin. „Hoffentlich ist Sophus einverstanden.“


    Bevor ich ging, griff ich noch zum Poststapel. Bereits im Gehen sah ich ihn kurz durch. Es war nichts Besonderes dabei, bis auf eine ungewöhnliche Einladung. Ich kannte den Gastgeber Publius Aelius Hadrianus nicht.
    Wieder einmal bedauerte ich, dass Sophus so sehr mit seiner Arbeit eingespannt war. Auch zu diesem gesellschaftlichen Treffen würde ich wohl alleine gehen müssen. Dabei fiel mir auf, dass diese Feier ja schon heute war. Keine Zeit zum Verweilen also. Noch ein Blick in den Spiegel und etwas die Augen nachgezeichnet, dann machte ich mich sogleich auf den Weg.