Beiträge von Sextus Iunius Stilo

    Stilo freute sich, denn auch für ihn war es angenehmer in Ruhe und im Sitzen zu essen, da er dies als selbstverständlich erachtete.

    Sobald die beiden den Thermopolium betraten, verbreitete sich der herrliche Duft der verschiedenen Gewürze und Stilo's Blick haftete sich direkt auf die Vertiefungen, denn er hoffte so einen Blick auf die Speisen werfen zu können. Als der Wirt dann direkt Tacitus bemerkte und ihn grüßte sowie nach vorne rief, bemerkte Stilo wie eine Gruppe von wartenden etwas murmelten. "So ist es wohl, wenn man bessergestellt ist", sagte einer der Gäste zu seinem Freund, der ihn darauf eine Geste des Schweigens aufsetze in der Hoffnung, Stilo und Tacitus hätten diese Bemerkung nicht gehört. Da dies aber Stilo bemerkte, rupfte er sich stolz die Toga gerade und folgte so Tacitus vor an die Theke.

    Auf die freundliche Begrüßung des Wirtes senkte Stilo sein Kopf zum Gruß und überlegte kurz, was er den gern essen wollen würde.

    Der Fisch sah schon köstlich aus, rief aber in ihm nicht die gleiche Begeisterung auf, wie es in Tacitus aufkam. Dies lag wohl daran, dass Fisch früher fast täglich in seinen Mahlzeiten präsent war. Nein, heute würde er gern was Fleischiges haben. Während Malorix mit der Zubereitung beschäftigt war und ihn dann direkt ansah, antwortete Stilo, "Ich hätte gern gebratene Würste", er deutete mit seinem Finger auf eine Pfanne, in der mehrere Würste brutzelten. "Dazu auch bitte ein Weizenbrot und auch die Soße, die mein Vetter so ins Schwärmen bringt. Dann bitte separat in einer Schale etwas Bohnen mit Zwiebeln. Zum Trinken ebenfalls den verdünnten Wein. Danke sehr."

    Während Malorix die Speisen vorbereitete, gingen die beiden an einen Tisch und nahmen Platz. Ein Blick nach draußen verriet, dass die meisten langsam wieder ihrem Tagesgeschäft nachgingen. "Lieblingskunde?," fragte Stilo, "scheint, dass du öfters hier bist, wenn du diese Ehrenbezeichnung erhalten hast. Dann muss es hier wirklich köstlich schmecken.", scherzte er und schaute sich nochmal um .

    Die Aussicht, in den nächsten Tagen das Pantheum besichtigen zu dürfen, lockte Stilo ein Grinsen hervor.


    Am Diribibitorium angekommen, schaute Stilo das Bauwerk genauer an und wirkte verwundert, dass dies nicht gerichtet werden konnte. Die alten Baumeister dürften doch wohl nicht weiser sein als die jetzigen, überlegte er. Wiederum hörte er von großen Bauwerken in Ägypten, die von einer Zeit entstammten, als Rom noch nicht mal existierte. Vielleicht würde er mal Tacitus danach befragen, aber bevor dies geschehen konnte, meldete sich sein Magen wieder zurück. Durch die ganze Aufregung und Freude, seine eigene private Stadtführung genießen zu dürfen, vergaß Stilo, warum sie überhaupt hier waren. Sofort schossen ihm die verschiedensten Gerüche hervor, die aus dem Thermopolium strömten. Mehrere Menschen verzehrten ihre Mahlzeiten, Bohneneintopf, Gersteneintopf und weitere Leckereien.


    "Frisia und Santorini, das klingt nach einer sehr spannenden Mischung.", sagte er und schaute hinein. Die meisten Menschen aßen im Stehen, die Mahlzeit ein notwendiges Übel, damit der menschliche Körper funktionierte. Die wenigsten hatten unter der Arkade und im Inneren Platz genommen und konsumierten ihr Essen genüsslich mit einem Krug Wein. Eine Treppe führte nach oben - entweder als Wohnhaus oder, wie so üblich, ein Herberge, wenn nicht gar eines der zahlreichen Bordelle. Er schaute zu Tacitus rüber und sagte, "Magst du hinein oder sollen wir hier draußen?", dabei zeigte er in die Räumlichkeit. "Außerdem möchte ich dich einladen. Ich finde unsere Stadtführung faszinierend und das ist das mindeste, was ich zurück geben kann" Freundlich lächelte er Tacitus an und freute sich, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.

    "Danke," erwiderte Stilo, "dann lass uns gespannt sein, was die Götter für uns beide vorgesehen haben."


    Ihm gefiel die Vorstellung, beide, Tacitus und er, aufgestiegen in den Ritterstand. Eine große Ehre und sicherlich könnte Tacitus dies erreichen. Er hatte bereits ein Patron und seine Bildung - nun ja, die suchte seinesgleichen. Zumindest in Stilo's direkten Umfeld kannte er niemand, der so gebildet und gelehrt war, geschweige zehn Jahre in Ägypten studiert hatte. Aber natürlich kam er auch aus einer kleinen Gegend und die einzigen Gebildeten waren die Steuereintreiber und selbst da war er sich nicht mal so sicher.


    "Das stimmt, hättest du es damals nicht versucht, wärst du nicht da, wo du jetzt stehst. Ich bin der Meinung, was wir erleben und jede einzelne Entscheidung, die wir treffen, ist bereits von den Göttern festgelegt. Ich danke dir, dass du auch so ehrlich zu mir bist. Es ist interessant zu hören, wie du dich entwickelt hast und vor allem, wie du dich davor betrachtet hattest. Sollte ich kein Krieger werden oder sein, dann lasse ich mich gerne von dir einen neuen Weg zeigen.", vertrauensvoll lächelte er Tacitus an, glücklich darüber, ihn in Rom angetroffen zu haben.


    Verlegen wendete sich Stilo vom Händler ab, verärgert über sich selbst. Ihm war es bewusst, dass der Händler den Preis nur künstlich in die Höhe treiben wollte. Aber an diesem Tag würde er verärgert darüber sein - aber ebenfalls der Händler, der nun grimmig sah, wie beide sich von seinem Stand entfernten. Diesmal hatte er sein Spiel zu weit getrieben und vielleicht sollte er sich dann beim nächsten Mal etwas zügeln.


    Dort angekommen schaute Stilo sich alle Gebäude genauer an und seine Blicke hafteten sich an den Pantheum fest. "Davon habe ich gelesen. Es soll atemberaubend sein," sagte er und zeigte mit seinem Zeigefinger direkt auf die große Kuppel, "faszinierend, dass wir Menschen sowas bauen können!" In Gedanken überlegte er, ob jemals ein Mensch so eine Kuppel nachbauen könnte und schüttelte die Vorstellung sofort wieder ab.


    Seine Begeisterung ließ nicht nach und er nahm sich fest vor, die Thermen zu besuchen, bevor er die Stadt verlassen würde. Die Therme in Crotona war nicht gerade groß und hatte die besten Zeiten längst hinter sich. Soweit Stilo sich erinnern konnte, hatte ein Libertus, der als Tempelwechter zu großen Reichtum gekommen war, die Therme das letzte Mal vor 60 Jahren saniert. Dies erzählte zumindest die große weiße Marmorplatte am Eingang. Aber dies war einfach eine andere Welt, in der er sich befand. Es hatte ein Grund, warum Rom eben Rom war, ist und immer sein würde...

    Die Sache mit dem Patron ging Stilo bereits einmal durch den Kopf, aber wirklich befasst hatte er sich damit noch nie. Ein interessantes System, dachte er darüber nach und vor allem ein durchaus nützliches. Noch wusste er nicht, wo im Imperium er mal dienen würde, aber die Suche nach einem Patron würde einer der ersten Aufgaben sein, die er dann dort erledigen werden müsste. Sein Ziel, irgendwann Mitglied im Ordo Equester zu sein, würde viel Arbeit bedeuten. Und damit dürfte er nicht lang warten. Es galt vieles zu lernen und zu verinnerlichen, noch weiteres es geschickt einzusetzen und selbst dann wäre es nicht genug, wenn nicht jemand dahinter stand und einen über seinen gesetzten Horizont bringen würde.


    "Ich weiß, ich habe bereits darüber nachgedacht.", erwiderte Stilo," sobald ich weiß, wo mein Weg mich hinführt, werde ich mich darum kümmern."


    Neugierig lauschte er Tacitus zu, während sie weiter vorangingen. Seine Blicke wanderten von den Ständen zu Tacitus und wieder zurück, während ein leichtes Nicken seine Aufmerksamkeit signalisierte. Über jede Weisheit war Stilo dankbar und er war sich sicher, jeden Ratschlag nutzen zu wollen. Ja, die Unterstützungen in einem Wahlkampf und das Zugehörige für seinen Patron zu leisten, lächelnd dachte er an manch obszönen Graffitis an den Häuserwänden, sowas wäre nötig um geholfen zu werden. Eine Frage schoss Stilo dann aber direkt raus als er über das Gesagte nachdachte. "Hast du vor, so aufzusteigen? Ich meine, ist das ein Ziel, den du dir selbst gesetzt hast?", fragte er und konnte sich Tacitus ebenfalls als höheren kaiserlichen Beamten vorstellen.


    Am Stand angekommen blickte Stilo die schiere Unmenge an Papyri und Schriftrollen an, die überall ordentlich herumlagen, bereit in die Hände des neuen Käufers zu gelangen, während Tacitus weitersprach. Plötzlich musste Stilo lachen, "Nun ich weiß noch gar nicht, ob ich überhaupt geeignet bin, ein Krieger zu sein. Ich hoffe es, aber wer sagt nicht, dass der erstbeste Centurio mich lachend aus dem Kastell begleitet - oder dass ich bei der Ausbildung merke, den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Das wissen nur die Götter", ergänzte er, während er die Hände mit der flachen Seite nach oben streckte, um so die Geste eines Gebets vorzutäuschen.


    Während der Händler die zehn Schriftrollen einpackte, wandte sich sein Blick glücklich zu Stilo hinüber, erfreut noch ein weiteres Geschäft zu machen.

    "Danke", sagte Stilo nickend, "ich werde mal schauen, ob ich etwas Passendes in Militärgeschichte finden kann."


    Er schaute sich um, während der Händler den Sack offen lies und zur Seite legte, um eilend zu Stilo zu gelangen.


    "Militärgeschichte sagst du, Herr?", fragte er grinsend und ging mit Stilo auf eine andere Seite des Standes hin. Er breitete seine Arme aus und fing an, auf verschiedenen Rollen zu zeigen.

    "Hier habe ich die Res Gestae Divi Augusti, ein himmlisches Werk. Da kannst du die legendäre Schlacht bei Actium nachverfolgen und daraus lernen. Oder hier", deutete er auf eine andere Rolle, "hier habe ich Germania von Tacitus, eine meiner meistverkauften Werke, Herr."


    Stilo schnalzte mit der Zunge. Beide Werke hatte er gelesen und Germania, ja, das war sogar einer seiner Lieblingslektüren.

    "Hast du vielleicht Bellum Judaicum? Von Flavius Josephus? Über dem Aufstand?", fragte er den Händler. Dieser überlegte kurz und grinste dann hämisch, "Ja Herr, aber vorhin war ein Senator da und meinte, dieses Werk kaufen zu wollen. Ich habe nur noch eine Kopie da. Das wird dich durchaus mehr kosten, als die zehn Werke von Platon zusammen."


    Verwirrt schaute er auf die Rolle und anschließend auf Tacitus. Er schwenkte mit seinem Kopf und wendete sich ab und schaute auf Tacitus rüber. "Ich danke dir, aber ich habe nichts gefunden. Aber Danke, wirklich.", sagte Stilo fast schon verlegen.



    Ja, Tacitus würde es weit bringen, dachte sich Stilo und war überrascht, was sich alles hinter einem Menschen verbergen kann.

    "Das mit deinem Vater tut mir leid. Ich kannte ihn leider nicht und mein alter Herr hat mich nie sonderlich über die Verwandtschaft aufgeklärt ... leider." ergänzte Stilo.

    "Bist du dann ganz alleine in Rom?", fragte er noch.


    An der Saepta Iulia angekommen überlegte Stilo, wie schwer es doch als Jurist sein könnte. All die Fälle, rhetorische Prachtexemplare an Redner und bewunderte den Mut, den man dazu aufbringen muss an so seiner verbalen Schlacht teilzunehmen, allzeit bereit von Justitia bewertet zu werden.


    "Ich bin mir sicher, dass dein Vater bereits jetzt stolz auf dich ist und dies auch weiterhin sein wird."


    Seine Wörter gingen unter den Schreien der Händler, die ihre Waren als die besten dem Imperium anpriesen, fast unter. Entlang des Säulenganges konnte man die verschiedensten Sachen finden. Von Gewürzen bis hin zu Kleidung - ja Perücken aus blonden und roten Haar, alles war vertreten.


    Auf die Frage von Tacitus erwiderte Stilo merklich beeindruckt von der Saepta," Ich würde gerne in den Ordo Equester aufsteigen. Ich weiß, das bedeutet viel Arbeit und Disziplin" lächelte Stilo und fuhr fort, " aber man muss sich Ziele setzen. Zu Hause musste ich überlegen, was ich einmal werden wollen würde. Ein Leben wie mein Vater es führt, nein, das wäre nichts für mich."


    Er schüttelte den Kopf und streckte voller Stolz seine Brust raus, "Leben heißt kämpfen, sagt mein Vater immer. Und so möchte ich ihn stolz machen."


    Seine Antwort klang fast schon kindisch. Die romantische Vorstellung eines Feldzuges, die eigene Überlegenheit gegenüber all den unterworfenen und noch zu unterwerfenden Völker - all das war das übliche Geschwätz eines kleinen römischen Jungen, der mit seinen Freunden am Lauf eines Baches spielend davon träumt, Legionär zu sein.

    Die Realität sah anders aus, das wusste zwar Stilo, er hatte oft mit den Veteranen von Crotona geredet, aber dennoch wollte er diesen Berg erklimmen und so hoch wie möglich kommen.


    "Verzeih mir. Manchmal geht mit mir die Vorstellung durch", ergänzte Stilo und zog seine Brust wieder hinein. "Ich bewundere, dass, was du machst. Sowas könnte ich nicht. Ich bin mir sicher, wenn ich dann in 25 Jahren wieder nach Rom komme, ja da bist du der berühmteste Jurist der Stadt."


    Interessiert hörte Stilo Tacitus zu, nickte, und versuchte das gesagte zu verarbeiten. Stilo war selbst nicht so religiös, aber dennoch hatte er Ehrfurcht davor und opferte öfters mal den Göttern. Er hatte ebenfalls von zwei neuen Kulten gehört die nur einen Gott anbeten, fand dies aber äußert seltsam. "Das stimmt, ich habe es aus diesem Punkt noch nie betrachtet. Die ägyptischen Götter sind mir unbekannt aber die Griechen, ja, die haben wahrscheinlich den Zorn der Götter auf sich gerissen." sagte Stilo und richtete ein letztes Mal sein Blick auf beide Tempel. Als er sich wendete schaute er Tacitus an und ergänzte, " Du bist sehr gebildet und hast auch studiert. Ich bin noch jung und unerfahren und will mich im Dienste einer Legion stellen. Bei dir spüre ich allerdings dass du es wirklich einmal weit bringen willst."


    Er streckte in einer Geste die Hand nach vorne um zu zeigen, dass Sie weiterziehen konnten.


    " Bitte, nach dir. " sagte er und ergänzte anschließend, " Als ich angekommen bin, meinte Araros, dass du keine neuen Klienten annimmst. Was genau meinte er damit?"

    Dort angekommen schaute Stilo voller staunen die Tempel an. Er kannte beide Götter, hatte aber noch nie eine Staute von Serapis gesehen habt. Etwas verwundert schaute er auf das Gefäß, dass über dem Kopf der Gottheit ragte. Er konnte sich kein Reim daraus machen, wollte aber auch nicht danach fragen, da er es für unangebracht empfand, dies vor dem Tempel des Gottes zu machen. Er drehte sich einmal komplett im Kreis herum, um den ganzen Platz sowie die Tempel zu betrachten und war überrascht, wie viele Menschen hier anzutreffen waren.


    Sobald richtete er seinen Blick wieder zu Tacitus und hörte ihm neugierig zu. "Du hast recht, niemals wurde Italien von Ägypten beherrscht. Sicherlich haben die alten ägyptischen Könige den Zorn der Götter auf sich gerissen", sagte Stilo und richtete seine Hand in Richtung des Isistempel, "Aber sie haben überlebt und werden heute noch angebetet." Nachdenkend schaute er wieder in Tacitus Richtung, um kurz darauf in den Himmel zu starren und murmelte vor sich hin "Hoffen wir, dass wir nie den Zorn unserer Götter herbei beschwören, denn unsere Götter sind mächtig." 

    Während Stilo aufmerksam und neugierig zuhörte, legte Beogas ihn die Toga an. Er blickte bei jeden neuen Schritt auf Araros um es ihn möglichst gleich zu machen und es gelang ihm, fehlerfrei die Toga zu legen, sodass diese dann passend fallen würde.

    "Ja, man erzählte mir, dass man in Rom einen halben Berg abgetragen hatte um diese Märkte zu bauen. Es ist faszinierend was Menschen alles machen können und all die Wunder treffen hier in Rom zusammen.", schwärmte Stilo, dessen Herz schneller Schlug als er an die Bauwerke dachte, die er noch sehen wollte.

    "Ich wusste es nicht" sagte Stilo knapp auf die Frage, "kann mir aber gut vorstellen, das er dort auch spannende Sachen gebaut hat."

    So langsam konnte Stilo erkennen, wie die Toga von Tacitus die perfekte und bekannte Form annahm und er erhaschte ebenfalls ein Blick nach unten. Sichtlich zufrieden schaute Araros glücklich nach oben während er seine Arbeit begutachtete. Stilo fühlte sich in der Toga gut, ja, erwachsener als er es jemals war und stolz richtete er sein Blick wieder zu Tacitus.


    Sim-Off:

    Ich war tatsächlich mal bei den Märkten dort. Faszinierend, wirklich 😀👍




    Mit einem Mal stand Stilo alleine in der Bibliothek. Lediglich Beogas war noch mit ausgestreckten Armen im Raum – die Toga noch fein säuberlich darüber gelegt.

    Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln schaute Stilo Beogas an und nickte ihn zu, Nun ja, das war ja jetzt peinlich“, murmelte er noch leise vor sich hin.

    Einen kurzen Augenblick später erschien Tacitus und Araros mit einer reinweißen Tunika. Stilo nahm diese entgegen und zog sie sich über seinen Oberkörper.

    Sie passte gut, nur etwas zu groß, was aber mit der Toga kaum auffallen würden.

    „Danke sehr“, sagte er, während er sich zu Beogas drehte und die Arme wieder anhob.

    „Die Trajansmärkte?“, flüsterte Stilo und er riss vor Begeisterung seine Augen auf, „Apollodor großes Werk? Ja, sehr gerne, davon habe ich bereits gehört“.

    Verlegen blickte Stilo Tacitus an und augenblicklich senkten sich seine Arme wieder. Vor lauter Aufregung hatte er sich die Tunika ausgezogen und nicht mehr dran gedacht, sich anständig zu kleiden.


    Mit einem Kopfschütteln schaute er Tacitus an und erwiderte, „Ich habe nur die Tunika dabei, die ich gerade anhatte.“


    Dabei handelte es sich um eine beige Tunika, die eher für Reisen gedacht war als für einen Besuch auf dem Forum. Innerlich regte sich Stilo auf, da er an sowas Banales wie eine saubere weiße Tunika nicht gedacht hatte. Zu Hause hatte er seinen Sklaven beauftragt sein Gepäck vorzubereiten, dafür eine Liste angefertigt, an die er sich halten sollte. Es war seine Schuld und so war es nun mal. „Kann ich diese darunter anziehen oder sollen wir ein anderes Mal in das Forum gehen?“, fragte er verlegen und zeigte ihm seine beige Tunika.

    Während Tacitus noch sprach erschien Beogas mit der Toga. Er eilte mit gesenkten Kopf Stilo zu und hatte die Toga säuberlich über den Armbeugen gelegt. Die Toga war ganz neu und wurde noch nie getragen, ein Abschiedsgeschenk, die Stilos Mutter am Tag der Abreise noch besorgt hatte. Etwas verlegen schaute Beogas erst zu Stilo und dann zu Tacitus, sichtlich überrascht dass er einem Gast die Toga anziehen sollte.


    "Selbstverständlich bin ich damit einverstanden" sagte Stilo und lächelte Beogas zu, "wir werden dass sicherlich hinbekommen."

    Er zog seine Tunika aus und hebte beide Arme an und war gespannt, wie das Endergebnis aussehen würde. Als Beogas begann, die Toga zu entfalten, betrat Araros ebenfalls die Bibliothek.

    "Thermopolium hört sich gut an, da gibt es immer schmackhafte Speisen" erwiderte Stilo. Ihm ging es aber auch um die Kosten - selbst wenn er es niemals zugeben würde. Dass von seinem Vater anvertraute Geld ging während der Reise für edle Speisen und den besten Wein drauf, auch wenn er nicht viel davon hatte, da die Händler die ihn begleitet hatten seine jugendliche Naivität ausgenutzt hatten.

    "Falls wir zum Forum wollen, ich habe eine Toga in meiner Satteltasche da. Mein Vater hatte mich ermahnt diese nicht zu vergessen." Stilo blickte sich um und konnte keinen Sklaven entdecken also sagte er zu Tacitus, "Ich gehe kurz zur Ala und hole diese schnell raus, wenn es ok ist."


    Stilo bemerkte sofort, dass seine Frage über die ägyptischen Götter Tacitus fast zum Lachen brachte.

    Er überlegte kurz, wie er eigentlich hier her gekommen war. "Der Urbane von der Stadtwache hatte mir eine Wegbeschreibung gegeben," erzählte Stilo nachdenkend, "aber offensichtlich hatte ich mich verlaufen. Ich war nicht am Campus Martius bin aber am Forum vorbeigelaufen ehe ich nach dem Weg fragen musste. Es wäre mir aber eine Freude wenn du mit das Forum genau zeigen würdest."

    Er freute sich bereits dass sein Vetter ihn die Stadt zeigen würde und er nicht orientierungslos durch die Straßen ziehen würde - wahrscheinlich am Schluss sogar noch ein Opfer eines Verbrechens werden würde. Seine Gedanken wurden je unterbrochen als sein Magen sich wieder mit einem grummen zurück meldete.

    "Wo würdest du gern was essen gehen?"



    "Danke dass ich bleiben darf." sagte Stilo, der dabei an all die leeren Räume die er in der Villa erblickt hatte, dachte. Voller Neugier betrachtete er Tacitus. Er war froh, dass er jemand gefunden hatte, der ihn ein bisschen die Stadt zeigen konnte. Tacitus schien ein junger Mann zu sein der schon viel gesehen hatte. "Alexandreia sagst du? Oh stimmt es dass die Götter dort einst mächtiger waren als unsere Götter? Dass hat man mir zumindest erzählt, auch wenn ich es nicht glauben kann." Für einen Moment war Stilo wieder der neugierige kleine Junge der er eigentlich nicht mehr sein wollte. Seine Backen liefen für einem Moment rot an. Er räusperte sich und sprach mit einem tiefener Ton fort," Gerne können wir in der Stadt etwas essen gehen und dann kannst du mir ja erzählen, wie es in Ägypten so war wenn du magst."

    Er lächelte Tacitus an und sagte anschließend, "Ich folge dir dann."

    "So weit geht es ihm gut," erklärte Stilo dessen Lächeln etwas verschwand, "die Götter haben ihn bis jetzt mit einem langen Leben gesegnet und man merkt es ihm langsam auch an. Aber wie bereits erwähnt, ihm geht es gut." Freudig fuhr er fort, "Ich freue mich dich kennenzulernen. Nun, da du der Hausherr bist, wollte ich fragen, ob ich für eine gewisse Zeit hier verweilen kann. Ich kann dann auch gerne Scato einen Brief schreiben um ihn ebenfalls zu fragen. Ich bin hier in Rom da ich bald 18 Jahre alt werde und bei der Legion dienen will. Aber erstmal wollte ich noch die Stadt kennenlernen. Allgemein komme ich aus einem Städtchen und bin gespannt wie es hier ist." Stilo wollte sein Leben noch einmal auskosten, bevor er sich verpflichtete, wollte dies aber nicht so direkt aussprechen.

    Er atmete einmal tief ein und wieder aus und lächelte freundlich Tacitus an. "Da du eine Pause machen willst und ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen hast, würdest du mit mir etwas essen?", fragte er hoffnungsvoll bis die Stille von seinem Magenknurren unterbrochen wurde.

    Stilo folgte den Sklaven, der eher wie ein älterer Gladiator aussah, wahrscheinlich war dies sogar der Fall, denn einer seiner Zunft würde sich als Wächter natürlich hervorheben.

    Die Domus war groß und durch das Atrium schien die Sonne direkt auf das Impluvium während die Wasserreflektionen spielend den Wänden entlang wichen.

    Dabei bemerkte Stilo erst wie leer es hier aktuell war. Abgesehen von ein paar Sklaven, die gerade am Essen waren, konnte er niemand weiteres wahrnehmen.

    Schließlich kamen Sie in die Bibliothek rein.

    Dort sah Stilo einen verärgerten jungen Mann, der seine Miene, nachdem Stilo vorgestellt wurde, von verärgert zu neugierig wechselte.


    "Salve", erwiderte Stilo, " ich komme aus Crotona. Mein Vater ist Lucius Iunius Lucullus und meinte, ich würde hier Sisenna Iunius Scato treffen. Jedenfalls solle ich jeden Iunier von Ihm grüßen. Ist Scato auch hier?" fragte er Tacitus und blickte sich in den Raum etwas um. Er bemerkte ein Berg von Papyri und Tafeln an dem Tacitus saß und fragte anschließend etwas verlegen, "Ich hoffe, ich habe dich nicht bei deiner Arbeit gestört".




    "Mein Name ist Sextus Iunius Stilo", erwiderte Stilo direkt. Gespannt erwartete er die Reaktion des Sklaven.


    "Ist Iunius Tacitus der Hausherr? Ich würde ihn gern sprechen "


    Etwas entspannter fing er an seine Tunika geradezurücken und streckte seine Hand den Sklaven hin, sodass der Familienring mit dem Blitz deutlich zu sehen war.

    Es war gegen mittags als Stilo vor der Porta ankam. Nachdem er sich einmal kurz nach dem Forum verirrt hatte und einen Postjungen nach dem Weg gefragt hatte, befand er sich nun vor dem Tor. Die Straßen waren mittlerweile sichtlich leerer - viele waren in den zahlreichen Gasthäusern und Tavernen zurückgezogen und genossen ihre Mahlzeit oder suchten Schatten während sie von der Arbeit ruhten - und auch Stilo verspürte allmählich ein leichtes Ziehen in der Magengegend. Auch seine letzte Mahlzeit lag gestern Abend zurück, als es zum letzten Mal mit den Händlern, die ihn begleiteten, eine warme Mahlzeit gab. Halbwegs elegant ließ sich Stilo von seinem Pferd runtergleiten und ging die letzten Meter zu Fuß ihn Richtung der Türe zu. Er wusste noch nicht einmal, ob überhaupt jemand anwesend sein würde, geschweige denn, ob er hier verweilen durfte. Sein Vater, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr hier in Rom war, nannte ihm die Adresse und meinte, dass die Familie immer für Stilo da sein würde. So nahm er die Zügel an sich und nahm seinen ganzen Mut zusammen und klopfte an der Türe.

    Erst einmal, dann ein zweites Mal und letztendlich auch ein drittes Mal.


    Klopf, Klopf, Klopf...


    Gespannt wartete er, wer die Türe aufmachen würde und sich seiner annehmen würde. Ein Blick nach links und ein weiterer nach rechts verriet ihn, dass die Straßen zu dieser Zeit so gut wie leer sein würden. Panik stieg in ihm auf und er hoffte, dass er nicht zu der Mittagsstunde gekommen war und jemand stören würde...