Beiträge von Sextus Iunius Stilo

    Ich verschlinge immer wieder gerne die Simon Scarrow Reihe. Die finde ich auch super. Geschichtlich bin ich meinst eher bis zur Spätantike, da lässt dann mein Interesse nach und taucht erst mit der napoleonischen Zeit wieder auf, wobei wir da wieder bei Simon Scarrow mit Napoleon sind. Ebenfalls eine geniale Reihe. Zudem finde ich tatsächlich auch die Geschichte vor und während den beiden Weltkriegen interessant, da gibt es auch jede Menge spannender Bücher. Und ja, das alte Ägypten ist auch so eine Herzensangelegenheit. Als ich hier schon einmal war, gab es sogar noch die Provinz Ägypten im IR. 😄 Aktuell lese ich SPQR von Mary Beard 👍

    Das Gespräch zwischen ihnen erachtete er jedoch noch nicht als beendet, weshalb er Stilo, als dieser sich in seine Gedankenwelt zurückzuziehen begann, eigenhändig etwas zu Trinken nachschenkte und ihm das Glas rüberschob.

    Als Stilo das vor sich sah, nahm er es dankend an und nahm ein Schluck. Derweil versuchte er ebenfalls etwas vom Gespräch aufzunehmen, da er einen Namen im Zusammenhang mit der Ala gehört hatte. Vielleicht würde es ihm irgendwann weiterhelfen - wer weiß dass schon. Ein paar Wortfetzen hier, ein paar dort. Ein Name - Sabaco oder so, ein Offizier auf jeden Fall. Aber im Endeffekt auch vollkommen egal. Er wollte alles selber erreichen. Er schaute auf Scato, der den Namen nochmal bestätigte und anschließend auf Tacitus schaute, wahrscheinlich genauso gespannt auf die Reaktion wie alle anderen Anwesenden.

    Der Morgen graute, kalt und neblig. Ein feuchter Hauch hing in der Luft, der sich an die Haut schmiegte und den Abschied noch bitterer machte. Stilo stand im Atrium. In wenigen Stunden würde er dieses Haus verlassen, seine Familie und Freunde zurücklassen, um sich bei der Ala zu melden. Ein mulmiges Gefühl lag in seinem Magen. Angst war es nicht, aber eine tiefe Beklemmung, die ihm die Kehle zuschnürte. Was würde ihn erwarten?

    Seinen Beutel hatte er fest verknotet, lediglich eine Sache, eine Rolle, hielt er noch in seinen Händen. Aus einer Ecke sah er Unauris herauskommen - wahrscheinlich bereitete er gerade das Frühstück vor.


    "Kannst du bitte die Bewohner holen, damit ich mich verabschieden kann?", sagte er zu Unauris.


    Er nahm noch einmal tief Luft und versuchte, seine Gefühle zu ordnen. Es war schwer, Abschied zu nehmen von den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten. Matidia und Scato kannte er nur seit ein paar Stunden, Tacitus hingegen vertraute er voll und ganz, doch trotzdem waren Sie alle Familie - die einzige Familie, die er hier hatte.


    "Danke, Scato, für deine Worte", sagte er. "Ich weiß, dass du es gut mit mir meinst."


    Tatsächlich war Stilo auf diese Art der Feiern gar nicht aus - auch da er diese noch nie wirklich miterlebt hatte. Er wollte lieber Kontakt zu seiner Familie haben - zu Tacitus, denn wenn auch kurz, fühlte er sich sehr verbunden, als wäre es sein großer Bruder. Wahrscheinlich würde er dort auch eine neue Familie finden. Es wurde immer berichtet, dass die Legion wie eine große Familie war. Sicherlich traf dies auch für die Ala zu. Trotz seiner Warnungen war sein Wunsch, zum Militär zu gehen, ungebrochen. Die Herausforderung, die Disziplin, die Kameradschaft - all das wollte er erleben.


    "Die Ausgangssperre nehme ich in Kauf", sagte er lachend. "Und die Strafen - na ja, ich werde mich schon so verhalten, dass ich keine bekomme. Sollte jemals mein Vater mitbekommen, dass ich eine Strafe erhalten habe, dann traue ich mich ja nie wieder nach Hause." Sein Lachen verschwand für einen Moment, da er realisierte, dass er seinen Vater wohl nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Dafür war er einfach zu alt, zu gebrechlich. Die Götter hatten ihn mit einem langen Leben gesegnet...dafür war er dankbar.


    Als das Gespräch zu Matidia gelenkt wurde, die mittlerweile rot und sehr emotional aussah, nahm Stilo wieder Platz und versank in seine Gedankenwelt. Morgen sollte die Reise beginnen...


    "Nero? Meinst du Nero Germanicus Ferox?"

    Stilo überlegte kurz und bejahte mit einem klaren Kopfnicken. "Ich denke, dies ist sein Name", sagte er daraufhin. "Ein wirklich guter Mensch. Er hat Tacitus das Versprechen abgenommen, sich ab und zu in der Domus Iunia umzuschauen." Sicherlich würde Tacitus nicht jeden dahergelaufenen Menschen mit so einer Aufgabe verpflichten, aber wenn selbst er ein gutes Gefühl bei Ferox hatte, dann konnte sich Stilo nicht irren. Während er über Scato's Wörter nachdachte, nahm sich Stilo wieder sein Becher und nahm einen Schluck. Den Becher anschließend haltend, fing er an, über die gerundete Kante mit seinem Zeigefinger darüber zugehen und überlegte weiter, bevor er schließlich antwortete...


    "Dann zur Ala. Ich werde morgen früh gleich hingehen und mich melden. Ich will nicht mehr Zeit verstreichen lassen."


    Diesmal sah er anders aus und dies konnte man problemlos mit einem Wort beschreiben - entschlossen. Entschlossen sich bei der Ala zu melden, entschlossen so den Familiennamen zu ehren und vor allem entschlossen, seinen Dienst ordentlich zu leisten und so weit wie möglich aufzusteigen. Jugendlicher Leichtsinn, sicherlich, aber dennoch fühlte es sich so genau richtig an.


    "Danke Scato!", sagte er noch einmal. " Heute werde ich noch genießen, ab morgen beginnt dann ein neuer Abschnitt. Ich weiß noch nicht, wie es mit Ausgang aussehen wird, ob ich öfters mal hierherkommen kann. Ich vermute während der Grundausbildung weniger, aber sobald möglich, werde ich kommen um dich, bzw. euch, " dabei nickte er zu Tacitus rüber, "zu besuchen."

    "Die Cohortes Urbanae? Da fällt mir ein, ich solle dich grüßen. Eine Stadtwache...der Name war...", Stilo überlegte fest und kniff dabei seine Augen zu, schnippte mit seinen Fingern ein paar Mal hintereinander und fuhr schließlich fort, "ein gewisser Nero, leider fällt mir nichts Weiteres ein. Aber er ist ein aufrichtiger Mensch, der mir sehr geholfen hat. Ich habe ihn bei unserer Abreise als Dank etwas geschenkt."


    Dann wog er die Argumente schnell ab und überlegte, wie er am besten vorgehen sollte.


    "Mein Wunsch war es immer in den Legionen zu dienen. Ich bin nicht in Rom geblieben, da ich die Welt sehen wollte, egal wie hässlich sie manchmal sein kann. Daher wollte ich weiterziehen. Dass ich hier bin, verdanke ich Tacitus. Hätte er nicht hier hin gewollt, wäre ich vielleicht ganz alleine irgendwo anders, und würde mir wahrscheinlich auch die gleichen Fragen stellen." Stilo atmete einmal tief ein und wieder aus, ehe er weiterredete, "Da ich vor allem unserer Familie ehren will, wird es sicherlich am sinnvollsten sein zur Ala zu gehen. Ich bin kein Reiter, keiner der sich jemals groß mit Pferden beschäftigt hat, aber na ja, das kann noch werden. Und falls nicht, lauf’ ich zur nächsten Castra und probiere es bei der Legion nochmal."


    So überzeugend er redete, so unsicher war er sich trotzdem noch. Nicht wegen der Pferde oder der Angst keine Verbindung zu diesen Geschöpfen aufzubauen - nein, er wusste genau, dass diese Entscheidung seine Zukunft betraf. Er würde auf ein Zeichen der Götter warten, ein Opfer darbringen und versuchen, ihre Antwort aus den vielen Zeichen herrauszulesen.


    "Danke für deine Ehrlichkeit und deine Ratschläge. Sie sind auf jeden Fall auf einen sehr fruchtbaren Boden gestoßen."

    Als Scato neben Stilo Platz nahm, legte er sein Becher auf den Tisch zurück und überlegte kurz, da er sich wirklich keine Gedanken zu der Frage gemacht hat.


    "Nunja," fing er an, "meine erste Wahl ist wohl die Legio, ich habe viele in der Heimat, die in der Legion waren und mit ihren Geschichten bin ich groß geworden. Andererseits finde ich auch die Ala ziemlich spannend. Viel Zeit möchte ich dabei nicht verweilen lassen und schnell zu einer Entscheidung kommen. Was würdest du mir empfehlen, oder viel eher, was würdest du machen, wenn du deine Zukunft, sei es politisch oder nicht, erfolgreich aufbauen willst?"

    Die Frage kam taktloser rüber, als es geplant war, denn offensichtlich war ja Scato bereits bei den Praetorianern, und besser hätte man es nicht machen können. Allerdings konnte man da nicht so leicht rein und brauchte erst eine Empfehlung. "Verzeihe mir, ich meinte, wenn du ganz von vorne anfangen müsstest. Was wäre dein Weg, wenn ich fragen darf?"


    Die Familienzusammenführung lief im Hintergrund weiter ab und Stilo musste sich eingestehen, dass er Tacitus nie so emotional gesehen hatte. Gut, wenn es ein architektonisches Bauwerk zu bewundern gab, konnte er ebenfalls sentimental werden. Schließlich musste sich Stilo auch eingestehen, dass er ja Tacitus noch nicht so lange kannte. Aber er freute sich unwahrscheinlich, ihn so sehen zu können. Ebenfalls freute er sich für Matidia.


    "Genau, Stilo. Aus Crotona. Freut mich ebenfalls dich kennenzulernen", erwiderte er mit einem sehr freundlichen und jugendlichen Lächeln an Matidia gewandt.


    Diese familiäre Wiedervereinigung löste in Stilo ebenfalls Emotionen aus, da er nicht wusste, ob er jemals seine Eltern wiedersehen würde. Beide waren schon etwas älter und der Abschied von Ihnen fühlte sich schon endgültig an. Die Familie ist eben immer die Familie. Daher wollte er hier auch nicht stören und widmete sich seinen Essen zu, ohne respektlos erscheinen zu wollen. So unterschiedlich dieses Geschwisterpaar auch war, so stark war auch die Zuneigung, die beide jetzt ausstrahlten. Einen Bissen nehmend schaute er zu Scato auf, der ebenso erfreut wirkte...

    So Recht konnte Stilo die Situation nicht erfassen. Auf der einen Seite eine hübsche Frau, die jedoch nicht so recht offenbarte, wer sie war, auf der anderen Seite Tacitus, dem wohl tausenden Gedanken durch den Kopf jagten.. Es dauerte etwas, aber als Tacitus antwortete, war sich Stilo fast sicher...das ist nicht irgendeine Frau - das ist seine Schwester.

    Gedanklich entwickelte sich alles zu einer Komödie, auch wenn die Schauspieler ernst blieben. Aber so wie es sich gehörte, behielt er alles für sich und wartete ab, was als Nächstes passieren würde.

    Da sein Vater ihm stets Respekt gegenüber anderen beigebracht hatte, wartete er, bis Tacitus fertig geredet hatte. Als von Scato nicht sofort eine Reaktion kam, schloss er schließlich an und erzählte, warum er sich hier befand.

    "Nun, und ich bin hier, um dem Reich zu dienen." Tatsächlich konnte er es nicht glauben, dass er, so fernab von seiner Familie und Heimat nun hier angekommen war, um sich für eine sehr lange Zeit zu verpflichten. "Ich wollte zur Legion, oder zur Ala. Ich habe es noch nicht genau entschieden. Tacitus habe ich in Rom kennengelernt. Da er hier hinreisen wollte und ich hier beiden finden kann, dachte ich, ich komme mit und melde mich hier."

    Tatsächlich hatte sich Stilo noch nicht genau festgelegt. Er wusste nicht, was besser für ihn sein würde. Er hoffte jedoch, dass er zeitnah eine Antwort finden würde.

    Als Scato den Raum betrat, erhob sich Stilo ebenfalls zugleich. Dies war nun der Verwandte, zu dem sein Vater ihn ursprünglich schicken wollte. Irgendwie fühlte er sich indessen auch angekommen und er freute sich bereits, seinen Vater darüber zu berichten. Als er von Tacitus vorgestellt wurde, verneigte Stilo freundlich und respektvoll den Kopf.


    "Salve, Scato. Wie unser Vetter bereits mitgeteilt hat, bin ich Sextus Stilo. Ich solle dich von meinem Vater herzlich grüßen, Lucius Iunius Lucullus."



    Stilo schaute sich einmal um, nahm sich seinen Becher vom Tisch und ging auf die andere Seite gegenüber von Tacitus, wobei er sich erst hinlegen wollte und im letzten Moment bemerkte, dass Tacitus dies nicht machte. So folgte er dem Beispiel und saß ebenfalls aufrecht da.


    "Das hätte ich jetzt so nicht erwartet.", erwiderte er und fuhr fort," Mein Vater pflegte immer zu sagen, man solle eine Melone nie nach dem Äußeren beurteilen. Ich denke, seine Redewendung könnte man hier gut anbringen". Dabei lachte Stilo über seine eigene Bemerkung.

    Stilo musste unweigerlich kichern, da vor Ihnen wahrlich ein anderer Mensch stand.


    "Posca nehme ich auch, ja, aber dazu etwas frisches Brot mit Käse. Das wäre alles für mich. Meine Tasche dann ebenfalls einräumen. Da sind ein paar Bücher drin, also bitte auch im Trockenen lagern. "


    Auf die Iunia Matidia war Stilo bereits gespannt, da er bereits ein paar lustige Geschichten über Tacitus Schwester gehört hatte. Aber er freute sich auch aufs Ausruhen. Ein Tag, vielleicht zwei Tage, dann würde er aufbrechen, um sich melden zu können..

    Eine Kaserne mitten im Urwald...so könnte man die Domus auch bezeichnen. Stilo, sonst nur an die mediterrane Vegetation gewöhnt, musste sich erstmal an all das Grün gewöhnen.

    Auf dem Kommentar von Tacitus erwiderte Stilo ebenfalls ganz leise und sichergehend, dass niemand anderes das Gesagte hören konnte, " und der an der Porta sieht genau so ordentlich oder erfreut aus." Stilo meinte es nicht böse, sicherlich nicht. Wahrscheinlich kam hier auch nicht oft Besuch, daher musste man sich nicht dafür vorbereiten.


    Aber, wenn es hier bereits so aussah, wie würde es dann drinnen aussehen?

    Stilo überlegte kurz, nickte dann aber Tacitus zu.


    "Nein Tacitus, du hast schon den richtigen im Kopf" sagte er, und lächelte dabei.


    Die ganze Reise verging zwar schnell, aber Stilo fühlte sich so erschöpft, sodass er es kaum abwarten konnte anzukommen und sich erstmal auszuruhen. Die Welt fühlte sich hier anders an, die Luft, der Himmel - einfach alles war anders. Er war sich noch nicht genau sicher, auf was er sich da genau eingelassen hatte.

    Die Schiffsreise verlief gut und innerlich bedankte Stilo sich bei Neptun, dass die Winde zu ihren Gunsten standen. Dass Tacitus unbedingt zu einem Bauwerk gehen wollte, verwunderte Stilo nicht, schließlich wusste Tacitus, was sich lohnen würde und was nicht. Er freute sich bereits darauf und kaute gemütlich auf ein Stück Trockenfleisch herum, als Sie schließlich ankamen.


    Die Sonnenstrahlen brachen zwischen den Bögen durch und Stilo konnte seine Bewunderung kaum verbergen. Ein imposantes Meisterwerk menschlicher Baukunst und perfekt in die Landschaft eingebettet - sowas zeigte die wahre Stärke unseres Volkes.


    Ohne einen Blick vom Aquädukt zu wenden, folgte er dem Gespräch und gab dann letztendlich zu, ab und zu mal auch gerne ins Theater zu gehen.


    "Ich muss widersprechen, Terpander. Ich finde, ein Theater kann auch gute Aspekte haben. Natürlich wird vieles gezeigt, was zur allgemeinen Verdummung beitragen kann. Oder auch zur Ablenkung für gewissen Bedrohungen oder Problemen. Bei allen Besuchen, in denen ich im Theater war, ging es viel mehr um die Kultur. Nicht die Tragödien, Komödien, Pantomimen und Satiren, nein, die Inszenierung von epischen Geschichten und historischen Ereignissen ist das, was bei vielen Menschen die Zugehörigkeit zu Rom stärken. Und vor allem, es muss alles im Gleichgewicht bleiben. Nur Spaß ist nicht gut, es muss, wie soll ich sagen, alles im Leben zusammenpassen."


    Bezüglich der Frage, welche Phase als Erstes eintreten sollte, konnte Stilo nicht helfen, da er sich noch nie darüber Gedanken gemacht hat. Außerdem hätte er in der kommenden Zukunft vorerst auch keine Zeit, sich über sowas Gedanken zu machen.




    "Umso eher freue ich mich, dass ich der erste sein darf.", erwiderte Stilo und fuhr dann fort, "Die Kette habe ich bei einem Händler auf dem Forum erworben. Es soll eine Art Talisman, ein Beschützer sein. Der Händler meinte, dass diese den Schutz von Mars garantiere. Und ich dachte mir, dass ein Miles der mich so beschützt hat sowas brauchen könnte." Stilo machte sein Hals frei und zeigte ebenfalls seine Kette, die den gleichen Anhänger hatte. "Siehst du, ich trage ebenfalls eine. Ich gehe nach Germanien und möchte mich bei den Legionen einschreiben, da werde ich Mars Schutz wohl benötigen".


    Er lächelte den Miles aufrichtig an und hoffte, dass sein Geschenk nicht falsch verstanden wurde. Daraufhin nickte er Tacitus zu und war erleichtert, die lange Reise nicht alleine antreten zu müssen.