Beiträge von Sextus Iunius Stilo

    "Ich glaube, ich werde heute Abend tief und fest schlafen, um all das großartige zu verarbeiten, was ich heute gesehen habe. Aber ich bin trotzdem sehr gespannt, welches das dritte Bauwerk sein soll.", sagte Stilo grinsend.


    Als sie das Forum Pacis betraten, öffnete sich vor ihren Augen eine wahre Oase der Ruhe und Schönheit. Der große Garten, geschmückt mit Brunnen und griechischen Statuen, strahlte eine majestätische Gelassenheit aus. Die Portiken auf beiden Seiten verliehen dem Ort eine erhabene Atmosphäre, während der symmetrische Tempel am Ende des Gartens eine imposante Präsenz hatte.

    Tacitus erwähnte die beiden Bibliotheken, die den Garten flankierten. Die Tatsache, dass es hier sowohl eine für griechische als auch eine für lateinische Werke gab, faszinierte Stilo. Er konnte sich vorstellen, wie die Gelehrten und Intellektuellen der Zeit hier zusammenkamen, um Wissen und Ideen auszutauschen. Die Erwähnung der Beute aus Jerusalem und der Sammlung griechischer Kunstwerke ließ ihn erahnen, dass dieser Ort nicht nur ein Zentrum des Friedens war, sondern auch einen bedeutenden kulturellen Schatz barg.Die Abwesenheit von Geschäften und die friedliche Atmosphäre waren ein Gegensatz zu dem hektischen Treiben, das er in anderen Teilen der Stadt erlebt hatte. Die Menschen hier schienen die Schönheit und den Frieden dieses Ortes zu schätzen und genossen ihre Zeit inmitten der griechischen Statuen und der natürlichen Pracht.

    Es war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, während er durch diesen Garten wanderte. Die Diskussionen, das Flanieren, das Ausruhen im Schatten der Portiken - all dies vermittelte ihn ein Gefühl der Harmonie und Gelassenheit. Er konnte den Geist des Friedens förmlich in der Luft spüren und war überwältigt von dem Gedanken, dass er Zeuge eines Ortes wurde, der genau diesem Ideal gewidmet war.


    "Unglaublich", sprach er und sein Mund blieb vom staunen weit offen. "Es ist einfach nur unglaublich. Mitten in der Stadt, direkt hinter uns ist die tägliche Hektik zugange und hier," er drehte sich einmal mit ausgestreckten Armen im Kreis, um seine Bewunderung zu verdeutlichen, "hier ist es wie in einer anderen Welt."
    Gelassen atmete er tief ein und wieder aus, schloss die Augen und schaute auf Tacitus. "Ich verstehe, warum es Forum Pacis heißt. Hier hat man echt seinen Frieden."




    Stilo schüttelte mit dem Kopf. "Du hast recht, ja. Der Effekt war bestimmt abschreckend." Er seufzte und fuhr dann schließlich fort, "es muss nicht schön gewesen sein, in solchen Zeit gelebt zu haben. Wir haben Glück, im Hier und Jetzt zu sein."


    Die Aussicht, mit Tacitus auf Reisen zu sein und ebenfalls in Gallien zu erkunden, erfüllte Stilo mit Freude. Lächelnd nickte er Tacitus nach dieser Bemerkung zu.


    "Mir scheint, als ob Minerva dich wahrlich gesegnet hat, Tacitus.", erwiderte er und schaute sich das Forum genauer an. Es schien schmaler als die anderen zu sein, dennoch war er schön und imposant gebaut worden."Hast du dein Opfer hier dargebracht oder woanders?", fragte er noch neugierig.

    "Das solltest du, die Straße ist majestätisch und führt teilweise die Küste entlang. Ein Traum sage ich dir. Wir machten eine Rast in Capua auch dort war es großartig", erwiderte Stilo. Dann überlegte er kurz und dachte über seine Geschichtslehre zu Hause nach. Er musste zwangsläufig daran denken, dass er bei der Reise genau geachtet hatte, wie lange es von Capua nach Rom dauerte - und überlegte, ob es wirklich stimmen könnte, was man erzählte. "Stimmt es wirklich, dass Crassus alle Aufständische und Spartakus von Capua nach Rom auf der Via Appia kreuzigen ließ? Ich glaube, das wird wohl übertrieben dargestellt. Die Strecke scheint mir recht lang dafür."


    "Nemausus? Ist das in Hispania oder in Gallien? Ich habe es zumindest mal gehört", grinste er leicht verlegen.


    Als Tacitus ihn die Geschichte des Forums Augusti und des Tempels des Mars Ultor erzählte, war er beeindruckt von der Bedeutung und dem Symbolismus, der mit diesem Ort verbunden war. Die Pracht des Forums und die Tatsache, dass Mars, der Beschützer Roms, nun einen eigenen Tempel in der Stadt hatte, waren beeindruckend.


    Er hob seine Brust und sagte anschließend stolz:

    "Es ist ein Ort von großer Bedeutung, Tacitus. Der Tempel des Mars Ultor und das Forum Augusti erinnern uns daran, dass Gerechtigkeit und Rache untrennbar miteinander verbunden sind. Sie sind ein Symbol für die Stärke Roms und die Verpflichtung des römischen Volkes, für das Gute einzustehen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Geschichte und Gegenwart an einem Ort verschmelzen."

    "Tacitus, das ist unglaublich!", rief er aus, "118 und ein halb Pedes - das ist wirklich beeindruckend! Rom kann wirklich Berge versetzen, im wahrsten Sinne des Wortes," dann überlegte er kurz und fuhr fort, "als ich auf der Via Appia war kam ich an einen Ort der Tarracina heißt. Auch dort wurde ein Berg abgetragen, damit die Via Appia ungehindert weiterführen kann.", er schüttelte dabei begeistert den Kopf, "und wer weiß, was für Wunder über das komplette Imperium verteilt sind."


    Er lauschte aufmerksam, als Tacitus von der Urne des Divus Traianus erzählte. Es war faszinierend zu hören, dass er immer noch Teil des Forums war, das er einst so sehr liebte. "Es ist bemerkenswert, wie viel dieser große Kaiser für Rom und das römische Volk getan hat", sagte er. "Es ist schön zu wissen, dass er immer noch hier ist, auch nach seinem Tod."


    Als sie die Basilica Ulpia passierten und Tacitus das Forum Iulium erwähnte, wurde Stilo neugierig. "Das Forum Iulium sieht wirklich wunderschön aus", bemerkte er. "60 Millionen Sesterzen - das ist eine enorme Summe! Ich kann mir nur vorstellen, wie teuer das Forum Traiani gewesen sein muss, besonders mit der Basilica Ulpia und dem Templum Divi Traiani.", dabei pfiff er durch die Zähne, um die Summe zu verdeutlichen.


    Als Sie schließlich das Forum Iulium betraten, nahm Stilo alles in sich auf.

    "Und dieser Tempel der Venus Genetrix - sie ist also die Familiengöttin der Gens Iulia.", dabei zeigte er mit seinem Finger auf den Tempel. "Wie interessant! Es ist erstaunlich, wie viel Geschichte und Bedeutung an einem Ort wie diesem zusammenkommen."

    Tacitus erwähnte dann Caesars Empfang des Senats auf einem Stuhl vor dem Tempel und die Kontroversen, die dies auslöste. Er konnte nicht anders, als darüber nachzudenken. "In jedem Fall ist es erstaunlich, wie eine einzige Geste so viel Aufmerksamkeit und Spekulationen hervorruft."


    Die Schönheit und Pracht Roms erfüllen ihn mit einem tiefen Stolz darauf, ein Römer zu sein. Es war, als ob er einen Teil seiner Identität hier fand, inmitten der großartigen Architektur, der reichen Geschichte und den beeindruckenden Denkmälern. Die Bedeutung, die diese Stadt für das Römische Reich und die Welt hatte, wurde ihn klar, und es war überwältigend zu realisieren, dass er ein Teil dieser Geschichte ist.
    Er konnte es kaum erwarten, noch mehr von dieser beeindruckenden Stadt zu entdecken. Tacitus hatte ihn bereits so viel gezeigt, aber er hatte das Gefühl, dass es noch so viel mehr zu sehen gab...

    Als Tacitus ihn das Forum des Trajan beschrieb und sie langsam dem Zentrum der Welt näherten, konnte er seine Begeisterung kaum verbergen. Der Tempel Trajans, die majestätische Trajanssäule und die beeindruckende Basilica Ulpia - all das war ein atemberaubender Anblick. Er schaute gespannt umher und konnte den Tempel der Iuno Moneta und den Weg zum Kapitol erkennen.


    "Wirklich beeindruckend", sagte er zu Tacitus. "Es ist kaum zu fassen, wie prachtvoll und mächtig diese Kaiserforen sind. Die Architektur und die Kunstwerke hier sind von unglaublicher Schönheit. Ich kann mir die spannenden Fälle vorstellen, die du in der Basilica hattest." Dabei grinste er Tacitus zu.


    Stilo konnte sich nur schwer vorstellen, wie es gewesen sein musste, als Tacitus noch in Alexandreia war und die Bauarbeiten hier im Gange waren.


    "Und wie hoch war der Hügel an dieser Stelle, bevor das Forum erbaut wurde? Es muss eine gewaltige Aufgabe gewesen sein, all diese monumentalen Strukturen zu errichten."


    Dabei versuchte er, die Zahl auf der Säule zu entlocken, konnte sie aber nicht finden.



    An den Amphoren angekommen konnte es Stilo kaum abwarten seine Blase zu entleeren. Bei all dem guten Essen und dem Wein würde es ihm gleich besser gehen. Er stellte sich neben den Mann hin der leicht schwankend seinem Strahl zwar in Richtung der Amphore lenkte, jedoch das meiste daneben auf die Halterungen floss. Stilo bekam ein paar Spritzer ab, sodass er reflexartig seine Füße zurückzog. "Pass auf! ", sagte er, worauf der Mann ein wirres Geplapper anfing und sich entschuldigte. Nun legte Stilo die Toga leicht zur Seite, was nicht so einfach ging. Die Menschen drückten sich die Straße entlang, aber glücklicherweise wurde er von niemand angerempelt. Jetzt verstand Stilo genau, was Tacitus mit seiner Warnung meinte.

    Als er seine Blase entleert hatte und sein Stück geschüttelt hatte, richtete er sich wieder zu Tacitus auf und mit einem erleichterten Blick sagte er, "Danke, das musste jetzt sein. Gerne können wir weiter gehen und die Stadt erkundigen, wenn du noch Zeit hast." Er war erleichtert, dass er diese unangenehme Situation hinter sich gelassen hatte und sie ihre Entdeckungsreise fortsetzen konnten.

    "Dein Vater ist sicherlich stolz auf dich. Und es ist schön zu sehen, mit welcher Begeisterung du seinen Wissen weitergibst. Mein Vater hatte leider nie Zeit für mich. Zumindest nicht in so, dass er mit mir nach Rom gegangen ist. Aber als Kind waren wir in Sirakusa, dass war auch ein Erlebnis sage ich dir. " Nun war es Stilo, der glücklich in seiner Kindheitserinnerung schwelgte.


    Als er seinen Blick auf den Tempel richtete, war er überwältigt von seiner imposanten Größe und Schönheit. Der Tempel erhob sich stolz in den Himmel, seine mächtigen Säulen ragten hoch empor und bildeten eine majestätische Fassade. Die Architektur war beeindruckend, jeder Stein schien sorgfältig platziert und jedes Detail wurde mit größter Präzision ausgearbeitet. Das goldene Dach schimmerte in der Sonne und verlieh dem Tempel einen strahlenden Glanz, der ihn noch beeindruckender machte.

    Um den Tempel herum herrschte reges Treiben. Pilger, Gläubige und Neugierige strömten die breiten Treppen hinauf, um dem Tempel näher zu kommen. Viele trugen farbenfrohe Gewänder und schienen voller Ehrfurcht und Andacht. Die Luft war erfüllt von einem Hauch von Weihrauch, der sanft durch die Straßen schwebte und eine spirituelle Atmosphäre schuf.

    Der Klang von Stimmen und Schritten erfüllte die Luft. Menschen aller Schichten der Gesellschaft versammelten sich hier, um ihren Glauben zu praktizieren. Man hörte das leise Murmeln von Gebeten, das rhythmische Klatschen bei rituellen Zeremonien und gelegentlich das Singen von Chören, die ihre Lobgesänge den Göttern darbrachten. Die Atmosphäre war durchdrungen von einer Mischung aus Spiritualität, Vorfreude und Ehrfurcht vor den göttlichen Kräften, die hier verehrt wurden.

    Stilo konnte den stolzen Anblick des Tempels kaum fassen und spürte, wie sich eine Mischung aus Bewunderung und Demut in ihn ausbreitete. Es war ein Ort, an dem die Verbindung zwischen den Menschen und den Göttern spürbar war, ein Ort des Rückzugs und der Verehrung, der einen Hauch von Transzendenz in die hektische Welt der Stadt brachte.

    Tiefer in seinen Gedanken versunken wandte er sich wieder Tacitus zu, seine Augen voller Ehrfurcht und Begeisterung. "Dieser Tempel ist wahrlich ein Meisterwerk der Architektur und ein Zeugnis für den Glauben und die Hingabe an unsere Götter", sagte er leise, fast ehrfürchtig.


    Plötzlich spürte er jedoch eine unangenehme Dringlichkeit in seinem Unterleib. Sein Blick wanderte suchend umher und seine Stimme wurde etwas schüchtern, als er Tacitus fragte: "Entschuldige bitte die Störung, aber gibt es hier in der Nähe eine Latrine? Ich müsste dringend Wasser lassen."



    Direkt vor dem Thermopolium, aus dem sie gerade gekommen waren, waren einige Menschen versammelt, die fröhlich miteinander plauderten und lachten. Sie ließen sich von der pulsierenden Energie der Stadt mitreißen und schienen das Leben in vollen Zügen zu genießen. Der Duft von frisch zubereiteten Speisen hing in der Luft und weckte den Appetit der Vorbeigehenden. "Ich muss mich bei dir bedanken," sagte er und richtete sein Blick nochmal in die Richtung des Thermopolium, "und du kannst dir sicher sein, dass ich nicht das letzte mal hier war." Er hob seinen Arm und streichelte sich glücklich über seinen Bauch.

    Während sie vor dem imposanten Portikus des Pompeius standen, konnten sie die Atmosphäre der Umgebung aufnehmen. Die Geräusche der belebten Straßen Roms erfüllten die Luft. Menschen strömten hektisch an ihnen vorbei, einige eilten zu ihren Geschäften, andere genossen das warme Wetter und die Gespräche auf den Straßen.


    In der Nähe der Thermen des Agrippa sah man Menschen, die in lebhaften Diskussionen vertieft waren. Einige saßen auf den Stufen und unterhielten sich angeregt, während andere hektisch ihre Wege fortsetzten. Die Vielfalt der Menschen beeindruckte Stilo. Es gab Kaufleute, Handwerker, vornehme Damen und Herren, Sklaven und sogar einige der Cohorte Urbane in ihrer charakteristischen Rüstung.

    Tacitus, der Stilo diese Details über den Ort mitteilte, stand neben ihn und vermittelte eine gewisse Begeisterung für die Geschichte und Bedeutung des Portikus Pompeius. Sein Gesicht leuchtete auf, während er ihn von den historischen Ereignissen erzählte, die sich an diesem Ort abgespielt hatten. Seine Stimme war voller Leidenschaft und Überzeugung, und seine Gestik betonte die Bedeutung jedes Details. Ab und zu wandten sich Passanten neugierig ihre mGespräch zu, blieben kurz stehen und lauschten Tacitus' Erzählungen über das Theater, die Curia und die tragischen Ereignisse, die sich dort zugetragen hatten. Einige zeigten Interesse und nickten zustimmend, andere gingen weiter, vielleicht von der Fülle der Informationen überwältigt oder von ihren eigenen Gedanken beansprucht.

    Er wandte sich Tacitus zu, nachdem er seine Erzählung über den Portikus Pompeius und die damit verbundenen historischen Ereignisse beendet hatte. Ein Gefühl der Bewunderung und Anerkennung erfüllte Stilo angesichts seines umfangreichen Wissens und seiner Leidenschaft für die Geschichte.

    "Tacitus, ich danke dir für diese faszinierende Darstellung der Geschichte des Portikus Pompeius. Es ist bemerkenswert, wie tiefgründig und detailliert du die Ereignisse beschreibst, die sich hier zugetragen haben. Deine Erklärungen haben mir einen tiefen Einblick in die Bedeutung dieses Ortes und seine Verbindung zur Gens Iunia gegeben."

    Stilo ließ einen Moment der Stille verstreichen, um die Worte von Tacitus auf sich wirken zu lassen. Seine Erzählung hatte ihn mitgerissen und ihn dazu gebracht, über die weitreichenden Auswirkungen der historischen Ereignisse nachzudenken.

    "Es ist faszinierend zu sehen, wie die Geschichte an diesem Ort lebendig wird. Das Theater des Pompeius, das aus Stein erbaut wurde und trotz der damaligen Einschränkungen eine Ausnahme darstellte, eröffnete neue Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und führte zu einer Transformation des öffentlichen Lebens. Die Tatsache, dass die Curia hier ihren Platz fand und dass in dieser Halle der Senat an jenem schicksalhaften Tag der Ermordung von Divus Iulius Caesar tagte, verbindet unsere Gens Iunia eng mit den bedeutenden Ereignissen der Geschichte."

    Er wandte seinen Blick erneut dem Portikus zu und konnte sich nun noch lebhafter vorstellen, wie sich die politischen Intrigen und die Schicksalswende der Römischen Republik an diesem Ort entfaltet hatten.

    Er richtete seinen Blick wieder auf Tacitus, mit einem Ausdruck von Respekt und Interesse.

    "Tacitus, du hast diese Geschichte so lebendig und eindringlich erzählt. Ich bin beeindruckt von deinem Wissen und deinem Erzähltalent"

    Zustimmend nickten einige Passanten, die ebenfalls neugierig die Erzählung belauschten.

    "Ich glaube auch, ohne Brutus und uns Iunier, hätten unsere Vorfahren durch einen Bürgerkrieg mach den anderen, letztendlich sich selbst ausgelöscht. Schließlich mussten die Götter eingreifen und haben alles so gelenkt, damit wir heute so leben können. Das glaube ich., "sagte Stilo und atmete tief ein.

    Stilo lächelte, während er den Worten seines Freundes aufmerksam lauschte. Die Geschichten über Alexandria faszinierten ihn. Als Einwohner Crotonas, eine kleine Stadt im Süden Italiens, hatte er selbst nur wenig Gelegenheit gehabt, solch faszinierende Orte zu erkunden. Doch er war dankbar für die Möglichkeit, sie durch die Erzählungen seines Vetters zumindest gedanklich zu besuchen.


    "Es tut mir leid zu hören, dass du mit solchen Herausforderungen konfrontiert bist", antwortete Stilo mitfühlend und fiel dann plötzlich in Gelächter ein. "Ha ha, ich verstehe. Ich kenne deine Schwester noch nicht, aber ich glaube, ich werde dann bald die Gelegenheit dazu haben. Und um ehrlich zu sein, freue ich mich schon darauf." Er lachte weiter und säuberte sich sein Mund mit einem Fetzen Stoff und fuhr dann schließlich fort, "Dann muss wohl der angesehene Jurist Tacitus Magontiacum schützen".


    Stilo dachte einen Moment nach und nahm dann einen Schluck aus seinem Becher, um über die vorgeschlagene Route nachzudenken. "Das klingt nach einem guten Plan", stimmte er zu. Er lächelte zufrieden, während er den letzten Bissen seiner Wurst auf seinem Teller genoss. Die herzhafte Mahlzeit im Thermopolium war genau das Richtige, um sich für den bevorstehenden Tag zu stärken.

    Er machte Malorix ein Zeichen, dass er die Rechnung begleichen wollte. Der Wirt kam zu ihrem Tisch und nahm das Geld entgegen, bedankte sich höflich und wünschte ihnen einen angenehmen Tag. "Danke," erwiderte Stilo, "und da ich noch ein paar Tage in Rom sein werde, wird dies nicht das letzte Mal sein, dass ich hier war.", versprach er dem Wirt, der Tacitus freundlich anlächelte.


    Stilo erhob sich und streckte sich, während er seine Münzen wieder in den Geldbeutel steckte. Er fühlte sich energiegeladen und voller Vorfreude auf den Tag, der vor ihnen lag. Die Sonne schien hell und ließ die Straßen Roms in einem warmen Licht erstrahlen.


    "Tacitus, das klingt nach einem interessanten Vorschlag", antwortete Stilo und prostete ihm zu.

    "Es wäre sicherlich spannend, gemeinsam nach Germanien zu reisen und dort neue Abenteuer zu erleben. Ich habe viel über die unendlichen Wälder und die faszinierende Kultur der Germanen gelesen, selbst wenn manche Geschichten mir eher das Schaudern bereiten."


    Er lehnte sich zurück und dachte einen Moment nach. Während Tacitus seine Angelegenheiten erledigt, könnte er die Zeit nutzen, um Rom besser kennenzulernen.


    "Ich habe gehört, dass die Legio Primigenia in Germanien stationiert ist. Vielleicht ist es einen Versuch wert, mich dort zu melden und zu sehen, ob ich mich ihnen anschließen kann.", fuhr er schließlich fort, während er ein weiteren Bissen Brot mit etwas Bohnen zu sich nahm und die Wurst in die köstliche Soße tunkte.


    Die Aussicht auf die bevorstehende Reise nach Germanien und die Möglichkeit, neue Wege einzuschlagen und Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, füllte uns mit Vorfreude und Entschlossenheit. Es würde eine aufregende Zeit werden, voller Herausforderungen und unerwarteter Begegnungen.


    Plötzlich merkte er, wie selbstsüchtig er davon sprach nach Germanien zu reisen.


    "Verzeih mir, als allererstes, geht es deiner Schwester und Mutter gut?", sagte er leicht verlegen und nahm einen Schluck von seinem Becher.


    Stilo dachte über Tacitus Wörter nach. Noch nie hatte er es so betrachtet. Er hatte recht - ohne Schatten konnte es kein Licht geben. Wir müssen die Dunkelheit kennen, um die Schönheit des Lichts zu schätzen. Er dachte an all die Verbrechen und Krankheiten, die unsere Gesellschaft plagen, und er wusste, dass wir sie brauchten, um uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Aber gleichzeitig hatte er das Gefühl, dass wir als Gesellschaft noch nicht genug taten, um diese Schatten zu beseitigen. Aus seinen Gedanken gerissen sah er Malorix

    erwartungsvoll an, als er das Essen auf den Tisch stellte. Er konnte den herrlichen Duft von gebratenem Fleisch und Gewürzen bereits riechen. Seine Augen wanderten über die Platte mit den Würsten, die Malorix gebracht hatte. Sie sahen unglaublich appetitlich aus und er konnte kaum erwarten, sie zu probieren. "Danke für deine Wörter, Tacitus", sagte er während er Tacitus anschaute. Dann richtete er sein Blick wieder auf die Platten und auf Malorix, "und auch dir Danke. Der Duft ist herrlich. Ich bin vor allem auf die Soße gespannt, von dem mein Vetter hier so schwärmt."


    Er schnitt ein Stück von der Wurst ab und legte es auf seinen Teller. Bevor er jedoch hineinbiss, musterte er sie genauer. Die Würste sahen entweder nach tarentinischen oder lukanischen Würsten aus. Er hatte schon oft beide Sorten gegessen und konnte sie normalerweise leicht unterscheiden, aber diesmal war er nicht ganz sicher. Sie waren in jedem Fall gut gewürzt und sahen wirklich lecker aus.


    Er beschloss, endlich zu kosten, und nahm einen Bissen. Die Würste waren unglaublich saftig und zart, und der Geschmack explodierte förmlich auf seiner Zunge. Er konnte die verschiedenen Gewürze schmecken, die darin enthalten waren, und die Mischung war einfach perfekt. Stilo zupfte sich ein Stück von seinem Brot ab und tunkte diese in eine kleinere aus Ton gefertigte Schüssel ein, in dem die Soße bis kurz vor dem Rand gefüllt war. Man konnte die Kräuter darin sehen. "Der Moment der Wahrheit," sagte er und schob sich das Essen in seinem Mund rein. Er kaute und machte einen überlegenden Blick. Dann nickte er und ein Lächeln formte sich anschließend aus seinen Mundwinkeln. "Das ist köstlich, unglaublich köstlich. Ich habe solche Gewürze noch nie geschmeckt." Die Soße war gut und ergänzte den kräftigen Geschmack der Würste perfekt. Zufrieden aß er weiter.


    "Weißt du, vielleicht gehe ich ja nach Germanien, um zu dienen. Sollte ich dort diese Soße finden, werde ich schauen dir das Rezept zukommen zu lassen", sagte er und hob sein Becher nochmal an, um seine Absicht zu besiegeln.



    Er erwiderte Tacitus lächeln, während er den Wein in seinem Becher schwenkte, bevor er einen Schluck davon nahm. Er konnte seinen Duft und seinen Geschmack förmlich spüren und bemerkte sofort, dass dieser aus besonderen Trauben hergestellt wurde.


    Doch obwohl der Wein großartig war, war es die Stadt Rom selbst, die Stilo am meisten beeindruckte. Er hatte gehört, dass es die größte und mächtigste Stadt der Welt war, aber er hatte nie wirklich geglaubt, wie beeindruckend sie war, bis er sie mit eigenen Augen sah. Die Stadtführung, die am Campus Martius begann, zeugte von der ruhmreichen Geschichte dieser Stadt.
    Überall um ihn herum waren Gebäude, Tempel und Paläste, die hoch in den Himmel ragten. Die Straßen waren voller Menschen, die geschäftig Hin und Her eilten, und der Lärm war ohrenbetäubend. Stilo hatte noch nie so viele Menschen auf einem Fleck gesehen, aber er fand es faszinierend.

    Er bestaunte die zahlreichen Statuen und Denkmäler, die an jeder Ecke zu finden waren. Jedes davon schien eine eigene Geschichte zu erzählen, und er wünschte sich, er könnte sie alle hören.


    "Es ist schöner, als alle Geschichten, die ich bisher über Rom gehört hatte", fing er an zu schwärmen. "Ich habe heute vieles gesehen und auch vieles gelernt dank dir", dabei löste er sein Zeigefinger vom Becher um auf Tacitus zu zeigen, "aber ich weiß auch, dass dies nur eine Seite der Sesterze ist." Seine Miene verdüsterte sich, als er überlegend fortfuhr, "Auf dem Weg in die Domus habe ich wohl auch die andere Seite von Rom gesehen, wenn auch nur kurz."


    Er überlegte kurz an die vielen Gassen und baufälligen Gebäude, die Insulae, die wie riesige Pilze aus dem Boden ragten und den Straßen das Tageslicht raubten. Er dachte kurz an die grenzenlose Armut, die er auf der Straße gesehen hatte. Aber so musste es wohl sein, dachte er sich. Er stellte sein Becher wieder auf den Tisch und schaute Tacitus wieder an, denn er wollte nicht den Eindruck hinterlassen, dass die Stadtführung nicht den gewünschten Effekt hervorbrachte.


    "Ich glaube, wo auch Licht ist, ist auch Schatten. Dass gehört dazu. Es kann nicht nur gutes geben. Hier gibt es vieles davon. Die Bauwerke, die Menschen, die Tempel ja selbst hier", dabei deutete er mit einer zeigenden Geste um sich herum, "sowas habe ich noch nie gesehen. Es ist die aufregendste Stadt der Welt. Und die Schattenseite gehört eben dazu. Ich kenne das auch von Crotona, aber so wie hier habe ich es noch nie erlebt. Aber verstehe mich bitte nicht falsch, ich genieße die Stadtführung und bin dir dafür sehr dankbar. Ich bin, sofern du auch willst, jederzeit bereit mehr zu sehen."


    Er lächelte wieder und hoffte, das er sich richtig ausgedrückt hatte und Tacitus verstehen würde, was er damit meinte. Er schüttelte den Kopf und regte sich kurz künstlich über sich selbst auf. "Verzeih mir, manchmal denke ich einfach zu laut." Ehe er auf eine Reaktion warten konnte, kam bereits Malorix mit zwei Tabletten auf den Händen - sicherlich als Zeichen der Freundschaft gegenüber Tacitus, da dies normal die Sklaven erledigen würden.


    Belustigt schaute Stilo die Krüge an, die soeben auf den Tisch gestellt wurde. Wahrlich interessant, dass ausgerechnet Wasser falsch geschrieben wurde. Aber solange der Inhalt ersichtlich war und der Wein eine gute Qualität aufwies, war dies Stilo egal. Letztendlich erfüllte der Krug sein Zweck. Trotzdem bemerkte er, wie Tacitus die Krüge anstarrte und man konnte deutlich sehen, dass dies als eine witzige Beleidigung seiner Bildung wahrgenommen werden könnte.


    "Also wenn es genauso lecker ist, wie es riecht, dann bin ich sehr gespannt darauf", unterbrach er die Stille und nahm den Krug mit Vinum auf, um ihn anschließend über den Becher von Tacitus zu halten. "Darf ich?", fragte er und füllte den Becher zu einem Viertel, ohne auf eine Antwort abzuwarten. Das selbige machte er dann über seinem Becher und stellte den Krug wieder ab. Mit dem Krug voll Wasser füllte er nun beide Becher auf und schmunzelte nochmal, als er mit dem Zeigefinger auf die geritzte Inschrift zeigte, "feinstes römisches Acua", sagte er, wobei mit einem freundlichen Lächeln das Wort extra betonte.

    "Nun dann," hob er danach seinen Becher, "auf Rom, die Götter, uns Iunier und unseren Ahnen und auf unsere Zukunft."

    Stilo freute sich, denn auch für ihn war es angenehmer in Ruhe und im Sitzen zu essen, da er dies als selbstverständlich erachtete.

    Sobald die beiden den Thermopolium betraten, verbreitete sich der herrliche Duft der verschiedenen Gewürze und Stilo's Blick haftete sich direkt auf die Vertiefungen, denn er hoffte so einen Blick auf die Speisen werfen zu können. Als der Wirt dann direkt Tacitus bemerkte und ihn grüßte sowie nach vorne rief, bemerkte Stilo wie eine Gruppe von wartenden etwas murmelten. "So ist es wohl, wenn man bessergestellt ist", sagte einer der Gäste zu seinem Freund, der ihn darauf eine Geste des Schweigens aufsetze in der Hoffnung, Stilo und Tacitus hätten diese Bemerkung nicht gehört. Da dies aber Stilo bemerkte, rupfte er sich stolz die Toga gerade und folgte so Tacitus vor an die Theke.

    Auf die freundliche Begrüßung des Wirtes senkte Stilo sein Kopf zum Gruß und überlegte kurz, was er den gern essen wollen würde.

    Der Fisch sah schon köstlich aus, rief aber in ihm nicht die gleiche Begeisterung auf, wie es in Tacitus aufkam. Dies lag wohl daran, dass Fisch früher fast täglich in seinen Mahlzeiten präsent war. Nein, heute würde er gern was Fleischiges haben. Während Malorix mit der Zubereitung beschäftigt war und ihn dann direkt ansah, antwortete Stilo, "Ich hätte gern gebratene Würste", er deutete mit seinem Finger auf eine Pfanne, in der mehrere Würste brutzelten. "Dazu auch bitte ein Weizenbrot und auch die Soße, die mein Vetter so ins Schwärmen bringt. Dann bitte separat in einer Schale etwas Bohnen mit Zwiebeln. Zum Trinken ebenfalls den verdünnten Wein. Danke sehr."

    Während Malorix die Speisen vorbereitete, gingen die beiden an einen Tisch und nahmen Platz. Ein Blick nach draußen verriet, dass die meisten langsam wieder ihrem Tagesgeschäft nachgingen. "Lieblingskunde?," fragte Stilo, "scheint, dass du öfters hier bist, wenn du diese Ehrenbezeichnung erhalten hast. Dann muss es hier wirklich köstlich schmecken.", scherzte er und schaute sich nochmal um .

    Die Aussicht, in den nächsten Tagen das Pantheum besichtigen zu dürfen, lockte Stilo ein Grinsen hervor.


    Am Diribibitorium angekommen, schaute Stilo das Bauwerk genauer an und wirkte verwundert, dass dies nicht gerichtet werden konnte. Die alten Baumeister dürften doch wohl nicht weiser sein als die jetzigen, überlegte er. Wiederum hörte er von großen Bauwerken in Ägypten, die von einer Zeit entstammten, als Rom noch nicht mal existierte. Vielleicht würde er mal Tacitus danach befragen, aber bevor dies geschehen konnte, meldete sich sein Magen wieder zurück. Durch die ganze Aufregung und Freude, seine eigene private Stadtführung genießen zu dürfen, vergaß Stilo, warum sie überhaupt hier waren. Sofort schossen ihm die verschiedensten Gerüche hervor, die aus dem Thermopolium strömten. Mehrere Menschen verzehrten ihre Mahlzeiten, Bohneneintopf, Gersteneintopf und weitere Leckereien.


    "Frisia und Santorini, das klingt nach einer sehr spannenden Mischung.", sagte er und schaute hinein. Die meisten Menschen aßen im Stehen, die Mahlzeit ein notwendiges Übel, damit der menschliche Körper funktionierte. Die wenigsten hatten unter der Arkade und im Inneren Platz genommen und konsumierten ihr Essen genüsslich mit einem Krug Wein. Eine Treppe führte nach oben - entweder als Wohnhaus oder, wie so üblich, ein Herberge, wenn nicht gar eines der zahlreichen Bordelle. Er schaute zu Tacitus rüber und sagte, "Magst du hinein oder sollen wir hier draußen?", dabei zeigte er in die Räumlichkeit. "Außerdem möchte ich dich einladen. Ich finde unsere Stadtführung faszinierend und das ist das mindeste, was ich zurück geben kann" Freundlich lächelte er Tacitus an und freute sich, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.

    "Danke," erwiderte Stilo, "dann lass uns gespannt sein, was die Götter für uns beide vorgesehen haben."


    Ihm gefiel die Vorstellung, beide, Tacitus und er, aufgestiegen in den Ritterstand. Eine große Ehre und sicherlich könnte Tacitus dies erreichen. Er hatte bereits ein Patron und seine Bildung - nun ja, die suchte seinesgleichen. Zumindest in Stilo's direkten Umfeld kannte er niemand, der so gebildet und gelehrt war, geschweige zehn Jahre in Ägypten studiert hatte. Aber natürlich kam er auch aus einer kleinen Gegend und die einzigen Gebildeten waren die Steuereintreiber und selbst da war er sich nicht mal so sicher.


    "Das stimmt, hättest du es damals nicht versucht, wärst du nicht da, wo du jetzt stehst. Ich bin der Meinung, was wir erleben und jede einzelne Entscheidung, die wir treffen, ist bereits von den Göttern festgelegt. Ich danke dir, dass du auch so ehrlich zu mir bist. Es ist interessant zu hören, wie du dich entwickelt hast und vor allem, wie du dich davor betrachtet hattest. Sollte ich kein Krieger werden oder sein, dann lasse ich mich gerne von dir einen neuen Weg zeigen.", vertrauensvoll lächelte er Tacitus an, glücklich darüber, ihn in Rom angetroffen zu haben.


    Verlegen wendete sich Stilo vom Händler ab, verärgert über sich selbst. Ihm war es bewusst, dass der Händler den Preis nur künstlich in die Höhe treiben wollte. Aber an diesem Tag würde er verärgert darüber sein - aber ebenfalls der Händler, der nun grimmig sah, wie beide sich von seinem Stand entfernten. Diesmal hatte er sein Spiel zu weit getrieben und vielleicht sollte er sich dann beim nächsten Mal etwas zügeln.


    Dort angekommen schaute Stilo sich alle Gebäude genauer an und seine Blicke hafteten sich an den Pantheum fest. "Davon habe ich gelesen. Es soll atemberaubend sein," sagte er und zeigte mit seinem Zeigefinger direkt auf die große Kuppel, "faszinierend, dass wir Menschen sowas bauen können!" In Gedanken überlegte er, ob jemals ein Mensch so eine Kuppel nachbauen könnte und schüttelte die Vorstellung sofort wieder ab.


    Seine Begeisterung ließ nicht nach und er nahm sich fest vor, die Thermen zu besuchen, bevor er die Stadt verlassen würde. Die Therme in Crotona war nicht gerade groß und hatte die besten Zeiten längst hinter sich. Soweit Stilo sich erinnern konnte, hatte ein Libertus, der als Tempelwechter zu großen Reichtum gekommen war, die Therme das letzte Mal vor 60 Jahren saniert. Dies erzählte zumindest die große weiße Marmorplatte am Eingang. Aber dies war einfach eine andere Welt, in der er sich befand. Es hatte ein Grund, warum Rom eben Rom war, ist und immer sein würde...

    Die Sache mit dem Patron ging Stilo bereits einmal durch den Kopf, aber wirklich befasst hatte er sich damit noch nie. Ein interessantes System, dachte er darüber nach und vor allem ein durchaus nützliches. Noch wusste er nicht, wo im Imperium er mal dienen würde, aber die Suche nach einem Patron würde einer der ersten Aufgaben sein, die er dann dort erledigen werden müsste. Sein Ziel, irgendwann Mitglied im Ordo Equester zu sein, würde viel Arbeit bedeuten. Und damit dürfte er nicht lang warten. Es galt vieles zu lernen und zu verinnerlichen, noch weiteres es geschickt einzusetzen und selbst dann wäre es nicht genug, wenn nicht jemand dahinter stand und einen über seinen gesetzten Horizont bringen würde.


    "Ich weiß, ich habe bereits darüber nachgedacht.", erwiderte Stilo," sobald ich weiß, wo mein Weg mich hinführt, werde ich mich darum kümmern."


    Neugierig lauschte er Tacitus zu, während sie weiter vorangingen. Seine Blicke wanderten von den Ständen zu Tacitus und wieder zurück, während ein leichtes Nicken seine Aufmerksamkeit signalisierte. Über jede Weisheit war Stilo dankbar und er war sich sicher, jeden Ratschlag nutzen zu wollen. Ja, die Unterstützungen in einem Wahlkampf und das Zugehörige für seinen Patron zu leisten, lächelnd dachte er an manch obszönen Graffitis an den Häuserwänden, sowas wäre nötig um geholfen zu werden. Eine Frage schoss Stilo dann aber direkt raus als er über das Gesagte nachdachte. "Hast du vor, so aufzusteigen? Ich meine, ist das ein Ziel, den du dir selbst gesetzt hast?", fragte er und konnte sich Tacitus ebenfalls als höheren kaiserlichen Beamten vorstellen.


    Am Stand angekommen blickte Stilo die schiere Unmenge an Papyri und Schriftrollen an, die überall ordentlich herumlagen, bereit in die Hände des neuen Käufers zu gelangen, während Tacitus weitersprach. Plötzlich musste Stilo lachen, "Nun ich weiß noch gar nicht, ob ich überhaupt geeignet bin, ein Krieger zu sein. Ich hoffe es, aber wer sagt nicht, dass der erstbeste Centurio mich lachend aus dem Kastell begleitet - oder dass ich bei der Ausbildung merke, den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Das wissen nur die Götter", ergänzte er, während er die Hände mit der flachen Seite nach oben streckte, um so die Geste eines Gebets vorzutäuschen.


    Während der Händler die zehn Schriftrollen einpackte, wandte sich sein Blick glücklich zu Stilo hinüber, erfreut noch ein weiteres Geschäft zu machen.

    "Danke", sagte Stilo nickend, "ich werde mal schauen, ob ich etwas Passendes in Militärgeschichte finden kann."


    Er schaute sich um, während der Händler den Sack offen lies und zur Seite legte, um eilend zu Stilo zu gelangen.


    "Militärgeschichte sagst du, Herr?", fragte er grinsend und ging mit Stilo auf eine andere Seite des Standes hin. Er breitete seine Arme aus und fing an, auf verschiedenen Rollen zu zeigen.

    "Hier habe ich die Res Gestae Divi Augusti, ein himmlisches Werk. Da kannst du die legendäre Schlacht bei Actium nachverfolgen und daraus lernen. Oder hier", deutete er auf eine andere Rolle, "hier habe ich Germania von Tacitus, eine meiner meistverkauften Werke, Herr."


    Stilo schnalzte mit der Zunge. Beide Werke hatte er gelesen und Germania, ja, das war sogar einer seiner Lieblingslektüren.

    "Hast du vielleicht Bellum Judaicum? Von Flavius Josephus? Über dem Aufstand?", fragte er den Händler. Dieser überlegte kurz und grinste dann hämisch, "Ja Herr, aber vorhin war ein Senator da und meinte, dieses Werk kaufen zu wollen. Ich habe nur noch eine Kopie da. Das wird dich durchaus mehr kosten, als die zehn Werke von Platon zusammen."


    Verwirrt schaute er auf die Rolle und anschließend auf Tacitus. Er schwenkte mit seinem Kopf und wendete sich ab und schaute auf Tacitus rüber. "Ich danke dir, aber ich habe nichts gefunden. Aber Danke, wirklich.", sagte Stilo fast schon verlegen.



    Ja, Tacitus würde es weit bringen, dachte sich Stilo und war überrascht, was sich alles hinter einem Menschen verbergen kann.

    "Das mit deinem Vater tut mir leid. Ich kannte ihn leider nicht und mein alter Herr hat mich nie sonderlich über die Verwandtschaft aufgeklärt ... leider." ergänzte Stilo.

    "Bist du dann ganz alleine in Rom?", fragte er noch.


    An der Saepta Iulia angekommen überlegte Stilo, wie schwer es doch als Jurist sein könnte. All die Fälle, rhetorische Prachtexemplare an Redner und bewunderte den Mut, den man dazu aufbringen muss an so seiner verbalen Schlacht teilzunehmen, allzeit bereit von Justitia bewertet zu werden.


    "Ich bin mir sicher, dass dein Vater bereits jetzt stolz auf dich ist und dies auch weiterhin sein wird."


    Seine Wörter gingen unter den Schreien der Händler, die ihre Waren als die besten dem Imperium anpriesen, fast unter. Entlang des Säulenganges konnte man die verschiedensten Sachen finden. Von Gewürzen bis hin zu Kleidung - ja Perücken aus blonden und roten Haar, alles war vertreten.


    Auf die Frage von Tacitus erwiderte Stilo merklich beeindruckt von der Saepta," Ich würde gerne in den Ordo Equester aufsteigen. Ich weiß, das bedeutet viel Arbeit und Disziplin" lächelte Stilo und fuhr fort, " aber man muss sich Ziele setzen. Zu Hause musste ich überlegen, was ich einmal werden wollen würde. Ein Leben wie mein Vater es führt, nein, das wäre nichts für mich."


    Er schüttelte den Kopf und streckte voller Stolz seine Brust raus, "Leben heißt kämpfen, sagt mein Vater immer. Und so möchte ich ihn stolz machen."


    Seine Antwort klang fast schon kindisch. Die romantische Vorstellung eines Feldzuges, die eigene Überlegenheit gegenüber all den unterworfenen und noch zu unterwerfenden Völker - all das war das übliche Geschwätz eines kleinen römischen Jungen, der mit seinen Freunden am Lauf eines Baches spielend davon träumt, Legionär zu sein.

    Die Realität sah anders aus, das wusste zwar Stilo, er hatte oft mit den Veteranen von Crotona geredet, aber dennoch wollte er diesen Berg erklimmen und so hoch wie möglich kommen.


    "Verzeih mir. Manchmal geht mit mir die Vorstellung durch", ergänzte Stilo und zog seine Brust wieder hinein. "Ich bewundere, dass, was du machst. Sowas könnte ich nicht. Ich bin mir sicher, wenn ich dann in 25 Jahren wieder nach Rom komme, ja da bist du der berühmteste Jurist der Stadt."