Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    Spät aber doch traf auch ich auf dem Opferplatz ein. Eine Reise hatte mich länger als nötig aufgehalten. Die Reitervorführungen hatte ich leider komplett verpasst. Die Opferungen jedoch begannen gerade im Moment meines Eintreffens. Ich war froh, diese nicht verpasst zu haben. Sie waren mir wichtig, denn mehr noch als viele Bürger - vor allem Roms - verehrte ich die Götter, lebte nach den alten Gepflogenheiten und hielt viel von den Werten der vergangenen und scheinbar in Vergessenheit geratenen Zeit.


    Die Zeremonie begann beeindruckend. Die Ausführenden verstanden ihr Handwerk - jeder Griff saß, jede Handlung erfolgte mit Bedacht, jedes Wort begleitete Ehrfurcht. Es war nicht die erste Opferhandlung, der ich beiwohnte, aber keine erschien mir derartig weihevoll und beeindruckend wie diese.


    So etwas gab es eben nur in Mantua, davon war ich überzeugt. In dem Moment war ich froh, mich für diesen Ort entschieden zu haben und Rom den Rücken gewandt zu haben.


    Warum fiel mir gerade jetzt die vergangene Factioversammlung ein? Vielleicht, weil das dort behandelte umstrittene Thema der krasse Gegensatz zu dem von mir erstrebten Leben unter Beachtung alter Sitten und Bräuche war? Weil in Rom alles Wertvolle auf einem Opferaltar den Gelüsten neumodischer Römer dargebracht wurde? Weil ich nur hier das wirkliche Rom spürte. Sein Vermächtnis hatte sich auf einen kleinen Fleck inmitten Italiens zurückgezogen, missachtet von großen Teilen der Bevölkerung und missachtet von hochgestellten Persönlichkeiten.


    Darum mischte sich Bitterkeit in die Andacht dieser Stunde. Mögen meine Gedanken das Gelingen der Opferungen und das Wohlwollen der Göttin nicht negativ beeinflussen. Möge sie zur Kenntnis nehmen, dass gerade in Mantua noch die ehrfurchtsvollsten Römer leben, denen alles Traditionelle am Herzen lag.

    Es war immer wieder spannend, an der Tür der Flavier zu klopfen. Man wusste nie, was einem bevorstand. :D Heute war es ein Mütterchen, was ganz offensichtlich recht ängstlich war.


    "Flavia Agrippina erwartet meinen Besuch. Du kannst Tiberius Cadior melden."

    Zuerst war ich sprachlos, ob der rasenden Erscheinung von Marcellus. Dann jedoch brach ich in schallendes Gelächter aus. Lange hatte ich mich nicht mehr so amüsiert. Bevor ich überhaupt zum antworten kam, war der Magistratus schon wieder fort.


    Losprustend sah ich Ingeniosus an.


    „Lief der immer so aufgescheucht die letzten Tage?“
    Ein erneuter Lachanfall schüttelte mich und es dauerte, bis ich mich wieder beruhigt hatte.


    „Salve Ingeniosus! Ich bin schon froh, dich hier zu sehen. Wenigstens einer mit dem ich reden kann.“ Wieder musste ich schmunzeln.


    „Den Statusbericht lasse ich mir dann von Marcellus geben. Von dir wüsste ich gern, ob du bereits Einladungen für das Stadtfest entworfen hast. Erst wenn annähernd alles in der Planung ist und wir absehen können, wie lange wir für welche Regelung brauchen, erst dann können wir uns auf einen Termin zu unserem Fest einigen. Wie steht es also mit den Einladungen?“

    „Salve Deandra!“


    Der Gestütsleiter grüßte mit einem freundlichen Lächeln.


    „Alles in Allem lief der Zuchtbetrieb recht gut. Es wurden in den Frühjahrsmonaten einige Fohlen geboren - insgesamt acht Stutfohlen und fünf Hengstfohlen. Diverse Mitanfragen für Reitpferde konnte das Gestüt ebenfalls verzeichnen. Wo es im Moment etwas hapert, sind die Verkäufe. Durch die fehlende Nachfrage wächst der Bestand hier in Ostia wieder. Offenbar ungewollt, aber unvermeidbar. Es war mehr als nötig, dass du einmal vorbeischaust, denn es sind womöglich Entscheidungen zu treffen.“

    Hatten meine Mitarbeiter den Dienstbeginn verschlafen? Waren sie etwa in der kurzen Zeit meiner Abwesenheit unpünktlich und unzuverlässig geworden?


    Ich runzelte die Stirn und rief nochmals in den Gang. Da ihre Zimmer unmittelbat neben de meinen lagen, sollten sie mich doch hören. Abwartend setzte ich mich an den Schreibtisch und sortierte erste Belege für die Belieferung von exotisches Geflügelfleisch für Mantua.

    Ich musste schmunzeln.


    "Du plagst niemanden mit deiner "Unwissenheit". Es ist geplant, das Stadtfest ohne speziellen Anlass und ohne religiöse Bezug zu veranstalten. Keine Sorge, Opferungen kommen in Mantua nicht zu kurz. Bereits morgen findet eine solche statt. Vor dem Baubeginn für das Amphitheater wird ebenfalls ein Opfer dargebracht werden. Das Stadtfest soll jedoch einzig der Abwechslung und dem Vergnügen für die Bürger dienen.


    Städtische Aktivitäten locken Neubürger und Händler an. Wenn überhaupt, dann kann man dies als Nutzeffekt sehen.
    Die von dir gebrachten Informationen werden wir spätestens bei der Weihung des Amphitheaters brauchen. Danke, Ingeniosus."


    Ich trug die von Marcellus nachgereichten Informatiuonen auf das Pergament an meiner Wand ein.


    "Marcellus, es sieht schon ganz ausgezeichnet aus. Richte den Dank der Stadtverwaltung an deine Gens aus."

    Ich hängte ein großes Pergament an die Wand meines Arbeitszimmers und trug die ersten zur Verfügung stehenden Freigetränke und -esswaren für das Stadtfest ein. Diese Liste würde ständig überarbeite werden, damit sie stets auf dem aktuellen Stand und am Tag X verwendbar war.



    Aus meiner eigenen Tasche steuere ich bei:


    300 Trauben
    120 Kannen Wein
    100 Oliven
    50 Brot



    Die Gens Sabbatius steuert bei:


    200 Trauben
    130 Kannen bester Wein
    20 Amphoren Wein
    100 Brot
    200 Oliven
    150 Schafskäse
    200 Sz.





    Hinweis: Kein Spendenaufruf an Außenstehende. Wer spenden will, kann das tun, aber die Stadt wird nicht darum bitten.

    Ich stieg mit großen Schritten über die Pfützen in meinem Arbeitszmmer.


    „Ja, ja, Samira, ich weiß, was du denkst. Du hast Recht, verlässt jetzt die Curia und ich habe meine Ruhe.“


    Trotz der unzureichenden Säuberung schob ich die Sklavin kurzerhand raus. Mir musste niemand ein noch schlechteres Gewissen, und wenn es mit Blicken war, einreden. Ich bezog Gehalt aus Steuergeldern, also sollte ich dafür auch was tun.


    „Marcellus, Ingeniosus, Lagebesprechung am morgigen Tag“, rief ich in den Gang der Verwaltung hinaus. Dann setzte ich mich hin und machte eine Liste für die Freigetränke und -esswaren zum Stadtfest.

    „Danke, Marcellus. Bevor ich letzte Anweisungen gebe, habe ich eine Ankündigung zu machen. Ich werde die Führung der Curia ab sofort in eure Hände legen und die Provinz verlassen. Ich bin derzeit des Lebens müde und muss sehen, ob und wie ich wieder zu Kräften komme. Kandidiert habe ich nur aus Verantwortungsgefühl, weil sich zwei Tage vor Ablauf der Frist noch niemand beworben hatte. Nun aber hat Mantua zwei Bürger, die sicher auch ohne mich zurecht kommen.


    Ich habe euch Ideen geliefert, die euch erst einmal beschäftigen sollten. Das Stadtfest will organisiert sein und das Amphitheater muss weiter vorangetrieben werden.


    Marcellus, schau noch einmal in der Curia auf die dort aushängende Mitgliederliste. Sollten dort wirklich 4 römische Bürger stehen? Ich kann mir das nicht vorstellen. Commodus wird auch in meiner Abwesenheit keine Einladung zu dem Fest erhalten! Darauf bestehe ich!


    Ingeniosus, die Karten sollten weiter im Auge behalten werden. Ich habe eine davon an Macer, den Legat der Legion, weitergeleitet. Sein Kartograph wird noch das Lager eintragen. Danach kann sie als Aushang in der Curia veröffentlicht werden. Bitte bei Gelegenheit dort noch mal nach dem Stand der Arbeiten fragen.


    Falls alles schief gehen sollte odr ihr gar nicht weiterkommt, dann wendet euch an Aurelia Deandra. Sie wird wissen, wo ich zu finden bin. Zur Not komme ich dann zurück. Ich wünsche euch viel Erfolg.“


    Damit leitete ich meine Mitarbeiter aus dem Zimmer und hängte ein Hinweisschild an meine Tür.




    In Abwesenheit des Duumvir übernimmt Publius Sabbatius Marcellus die Leitung der Curia. Besucher melden sich bitte im
    Arbeitszimmer des Magistratus


    gez. Tiberius Corvius Cadior
    Duumvir Mantua

    "So, und nun möchte ich eine Ankündigung machen. Ich werde die Provinz und damit die Familie für gewisse Zeit verlassen. Ihr kommt auch ohne mich zurecht. Ingeniosus soll in meiner Abwesenheit die Stellung halten. Macht es gut!"


    Ich verließ die Casa und begab mich in die Curia, um dort ebenfalls die Dinge zu regeln.



    Sim-Off:

    Für eventuelle Anmeldungen bin ich als Pater zur Stelle.

    "Hm." Ich stand auf und lief durch den Raum. Eine Entscheidung musste her. Schließlich blieb ich vor dem Schreibtisch stehen.


    "Der Platz ist nahezu ideal für ein Amphitheater. Er liegt erhöht, stellt einen Blickfang dar und ist gut erreichbar. Ihn ändern wir auf keinen Fall."


    Ich setzte mich wieder.


    "Hole das Bestmögliche aus dem vorhandenen Platz heraus. Sind es nur 13.000 Sitzplätze, dann wird es genügen müssen. Es gibt bedeutend kleinere Amphitheater als dieses. Für den angestrebten Zweck erfüllt auch ein Theater dieser Größenordnung die Anforderungen. Ich erteile dir hiermit den Auftrag für das Projekt nach den von dir vorgetragenen Angaben, die Zeichnungen und die Bauberechnungen zu erstellen."

    „Schön, nun sind wir vollzählig. Setzt euch bitte. Es geht also um das Stadtfest. Zunächst sollten wir dort anknüpfen, wo wir, Marcellus, stehen geblieben sind – bei der Gästeliste. Ingeniosus, du notierst dir bitte die Namen, entwirfst eine Einladung, die du mir vorlegst, und wenn ich sie geprüft habe, versendest du die Post.


    Marcellus, wir waren bei den mitgliedern der Curia provinzialis. Aventurinus und Sinona waren geklärt. Findest du zunächst noch heraus, wer für Rom in der Curia tätig ist, nachdem die Nachwahlen stattgefunden haben? Sinona, Quarto und Livia, das sind drei. Bisher waren dort immer zwei Bürger mit Wohnsitz aus Rom tätig. Ist also jemand ausgeschieden oder nicht? Für Mantua sind die Mitglieder klar. Da bist du einmal selbst und dann noch Commodus. Ihn möchte ich nicht auf die Gästeliste nehmen.
    Der Kaiser selbst wäre wohl zu hochtrabend. Ich würde ihn aber zur Einweihung unseres Amphitheaters einladen wollen, was aber noch in weiter Ferne liegt.


    Weitere Vorschläge?“

    Nachdem die letzten Säuberungsmaßnahmen abgeschlossen waren, bezog ich das neue Arbeitszimmer. Es war geräumiger als das alte und würde Besuchern in größerer Anzahl bequem Platz bieten.


    Wachstafeln, Griffel, Tinte und Pergamente lagen bereit. Akten, die sich für das Amphitheater und das geplante Stadtfest inzwischen angesammelt hatten, türmten sich auf dem Schreibtisch. Alles war vorbereitet, nun mussten nur noch der Magistratus und der Scriba eintreffen.

    "Guten Morgen, meine Herren!"


    Mit Schwung kam ich in den Raum.


    "Sehr schön, Marcellus, dass du so schnell den Platz bezogen hast. Ich werde demnächst auch meinen Arbeitsraum einrichten. Dann möchte ich euch gern zu einer Besprechung laden, die das geplante Stadtfest betrifft.
    Ingeniosus, bring bitte Wachstafeln für die Notizen mit."

    "Das ist sie. Flavian ist selten abkömmlich, aber es wird sich schon einmal ein Treffen organisieren lassen.


    Ingeniosus, ich werde dich bald wieder als Sciba brauchen. Es steht die Planung eines Stadtfestes an und dafür gibt es viel zu tun. Vor allem die Einladungen schreiben und versenden wird dann zu deinen Aufgaben gehören."