Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    Ich folgte dem Wunsch meiner Herrin und trat auf die Strasse. Dort erblickte ich ein mir wohl bekanntes Gesicht, wusste um den Grund der Störung und baute mich in der Tür zum Gasthaus auf.


    „Zieh deiner Wege. Deine Anwesenheit ist hier nicht erwünscht“, warf ich respektlos dem Plebejer entgegen.


    Ich wusste um die Autorität, die ich von dem Pater meiner Herrin erhalten hatte. Meine ureigensten Wünsche deckten sich mit dieser. Giftige Blicke voll Feindschaft und Hass trafen den Fremdling.

    Die Nachricht vom Eintreffen des Iustus in Ostia freute mich. Und trotzdem...


    "Ich handele also mit Eurem Einverständnis, wenn ich zukünftig meine Herrin mehr als bisher vor fremdem Zugriff schützen werde?", versicherte ich mich nochmals.

    Dankbar betrat ich das Zimmer und schloß die Tür.


    „Meine Herrin Deandra ist noch jung an Jahren. Sie ist übermütig und betrachtet das Leben als Spiel. Gleichwohl spielt sie mit den Männern, die sie anzieht wie ein Magnet“, erklärte ich und machte eine bedeutsame Pause.


    „Ernsthaft hängt sie hingegen an ihrer Familie. Euer Wort, mein Herr, achtet sie. Ich bitte Euch um Deandras Willen, gebt mir Befugnisse über das eigene Wort meiner Herrin hinaus, damit ich eingreifen kann, wo es mir nötig erscheint. Macht mich zu Eurem Werkzeug, auf dass ich über die Reinheit meiner Herrin wachen kann, mehr als es mir bisher möglich ist.“


    Durchaus selbstbewusst und dennoch mit dem nötigen Respekt blickte ich den Pater meiner Herrin an.

    „Meine Herrin?“ Fragend blickte ich zu der aufgewühlt scheinenden Deandra.
    ‚Was sie bloß hat?’, fragte ich mich skeptisch. Die Spontaneität und das Temperament gingen oft mit ihr durch. Ich ahnte nichts Gutes.

    „Der Brief soll nach dem Willen meiner Herrin unverzüglich zugestellt werden“, sagte ich in eindringlichem Ton einem Boten.


    Es traf meine ureigensten Wünsche, dass der Brief von Pater Sophus bei Deandra derartig einschlug. Ich wünschte, dass Sophus endlich handeln würde, oder mir wenigstens größere Befugnisse als bisher erteilen würde, mit welchen ich – auch gegen den Willen meiner Herrin – für deren Schutz sorgen könnte.



    Liebster Sophus!



    Ich habe deine Zeilen voller Bestürzung gelesen und bin untröstlich! Zwar weiß ich nicht was dir zu Ohren kam, doch verschenkte ich bisher weder mein Herz noch meinen Körper an irgendjemanden. Wer dieses dennoch behauptet, der lügt! Wahr ist, dass ich öfters Besuch erhalte und ebenso wahr ist, dass es überwiegend Männer sind, die mich und das Gestüt aufsuchen. Gleichwohl kann ich nicht beurteilen, ob es die hervorragenden Pferde sind oder ich selbst, die diese Besucher anziehen. Mit all meinen geschäftlichen Angeboten suche ich nur die Erträge des Gestüts zu erhöhen und darin bin ich erfolgreich. Das steht außer Frage.


    Liebster Sophus! Auch fühle ich mich hier sehr einsam. Das Heimweh plagt mich und du ließest mich sehr lange auf deine Antwort warten. Bist du doch fast der einzige, der noch von unserer Familie lebt oder wenigstens in nicht allzu weiter Ferne ist. Auch sagtest du mir längst einen Besuch zu, den du bisher nicht verwirklichtest. So lange sahen wir uns nicht und schnell passiert es dann, dass man Trost in der Nähe fremder Menschen sucht, wenn die eigenen so unerreichbar scheinen.


    Eine unglückliche Deandra

    Ich begab mich eiligst zu der Koppel, um ein geeignetes Pferd für den Nauarchus zu holen.



    Die weiße Stute schien mir für den Zweck genau das richtige zu sein. Edel in ihrer Ausstrahlung würde sie ein hervorragendes Aushängeschild für das Gestüt meiner Herrin abgeben. Außerdem war sie feurig und leichtrittig zugleich.


    Mit ihr kehrte ich zu den Stallungen zurück. Ich trenste sie schnell auf und warf ihr eine edle Satteldecke über. Dann übergab ich dem Nauarchus das Pferd.


    http://home.arcor.de/de_la_cha…rum/hengst%20steigend.jpg


    edit: eigenes Webspace

    „Das ist sehr wohl möglich mein Herr. Die Tiere des Gestüts sind von außerordentlicher Schnelligkeit und Ausdauer. Leider ist meine Herrin Aurelia Deandra nicht zugegen. Sie weilt im Hafen und fast hättet Ihr sie dort treffen können. Da Ihr jedoch von dem ehrenwerten Duumvir Ostias geschickt wurdet, handele ich sicher im Sinn meiner Herrin, wenn ich Euch sogleich ein Pferd übergebe. Meine Herrin wird sicher erfreut sein, Euch bei Eurer Heimreise hier empfangen zu können.“

    Ich bemerkte den suchenden Blick meiner Herrin und nickte ihr kurz zu. Die beiden Ponies am Führstrick blieben ebenfalls sofort stehen. Sie prusteten sich gegenseitig in die Nüstern und schienen keineswegs ermüdet zu sein durch den langen Marsch. Ich musste sie ermahnen still zu stehen, was sie auf sofort taten.


    "Ich habe einen Brief von meiner Herrin Aurelia Deandra an Flavius Aurelius Sophus zu überbringen. Hier ist er" :


    Salve Sophus!


    Ich wende mich heute mit einer Bitte an dich - als meinen Pater. Ich möchte hier in Ostia eine kleine Einweihungsfeier anlässlich meines Einzugs geben. Dafür brauche ich einige besondere Zutaten, denn es soll ja ein für uns würdiges Festmahl werden. Sicher wird es dir nicht so schwer fallen, mir diesen kleinen Gefallen zu tun.


    Folgendes Festmahl habe ich geplant:
    Als Gustum sollen Datteln mit Ziegenkäse gereicht werden.
    Als Prima Mensa dachte ich Geflügel auf Feigenmus (macht Eirene selber), aber die Feigen brauche ich. Wenn du ganz besonders spendabel sein möchtest, dann nehme ich gerne Flamingo als Fleisch, aber es darf auch Gans oder Huhn sein.
    Und als Sekunda Mensa soll es Birnenpatina geben.


    Außerdem hätte ich gerne Eis mit Früchten gereicht. Du erinnerst dich sicherlich, dass ich nur ungern Wein trinke. Eis wäre ein angemessener Ersatz. Eirene hat vor kurzem. dunklen Falernerwein besorgt. Ich denke, die Bestände könnten trotzdem knapp werden. Ach ja, Oliven und Hefebrot nicht zu vergessen.


    Ja, das war es schon, lieber Sophus. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch du zu meiner kleinen Feier kommen könntest. Sie wird vermutlich in zwei Tagen stattfinden. Vielen Dank schon mal für deine Zuwendungen. Ich hoffe, bald von dir zu hören.


    Vale Deandra

    Ich überlegte, ob ich die Blumen meiner Herrin wirklich zukommen lassen, oder ob ich sie nicht einfach vernichten sollte. Mir gefiel ganz und gar nicht, dass sich dieser Mann für meine Herrin interessierte. Dieser nicht und auch kein anderer!
    Zähneknirschend entschied ich mich dennoch, die Blumen zu überbringen. Schlimmer als dieser blumige Gruß wäre die Gewissheit, dass Deandra - wie ich sie nur in Gedanken nannte - erzürnt über meine Eigenständigkeit wäre.

    Zufrieden folgte ich meiner Herrin. Die Nacht war fortgeschritten und es wurde wirklich Zeit, dass wir zurückkehrten. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Unauffällig betrachtete ich Deandra. Ich würde demnächst verstärkt auf sie Acht geben müssen. Wer an sie heran wollte, würde erst einmal an mir vorbei müssen. Das war meine Aufgabe und ich würde sie erfüllen. Nichts lieber als das.

    „Ein Bote brachte soeben die Nachricht, dass heute Abend noch die Wahlen zum Duumvir von Ostia stattfinden“, benachrichtigte ich meine Herrin, die sich noch immer in dem durchscheinenden Wasser rekelte. Plötzlich verdoppelte sich mein Herzschlag. Der Atem kam stoßweise und meine Hände krampften sich um das Tuch, welches ich zum Abtrocknen bereithielt.