Beiträge von Maximus Decimianus Verus

    Zwischen den Archiven und meinem Officium hin und her pendelnd kam ich den Gang entlang und erblickte den Mann aus Rom sofort. Praetorianer waren unverkennbar und wenn sie irgendwo erschienen hatten sie es meist eilig. Ich entschloss mich daher, den Mann anzusprechen.


    "Salve, Miles..." sprach ich.
    "Kann ich Dir irgendwie weiterhelfen?"

    An der Stimme erkannte ich den Legaten. Ich konnte ihn kaum sehen, zumal er mit dem Licht im Rücken in den Raum herein getreten war. Ich grüßte zurück und richtete mich dann auf, in der Absicht aufzustehen und zu den Fenstern zu eilen um etwas Licht und Luft in den Raum zu lassen. Es fiel allerdings schwer und ich musste wohl einen schwächlichen Eindruck hinterlassen haben, denn der Statthalter winkte ab und ging selbst.


    "Dominus." sprach ich und ließ mich dann wieder in das Bett zurückfallen. "Hast Du jemand anderen nach Rom geschickt?"

    Ich war der alte und neue Vilicus. Vor Drusus hatte ich die Güter in Hispania verwaltet gehabt. Und nach diesem tat ich es wieder. Zuerst vor Ort, dann von hier aus, so gut es eben per Schriftverkehr ging. Im Grunde hatte sich nicht viel verändert. Und dann wurde ich Scriba Personalis des Legaten. Das Zimmer wechselte ich jedoch nicht. Wozu auch.


    Meridius hatte mich eigentlich nach Rom geschickt um mich nach seiner verstorbenen Schwester Tertia zu erkundigen. Weit gekommen war ich jedoch nicht. Noch an dem Tag, an welchem ich die Kisten packte um auch noch ein paar Dinge mit in den Haushalt der ewigen Stadt zu schleppen - die Decima besaßen eine Villa in der Stadt - erwischte mich ein Fieber und so lag ich tagelang da, schwitze was der Körper hergab und versuchte den Flüssigkeitshaushalt einigermaßen aufrecht zu erhalten. Die Köchin brachte eine Fleischbrühe nach der anderen, doch es dauerte Tage bis ich wieder einigermaßen ansprechbar war.

    Informationen sollte ich also auch noch einholen. Nun gut, mir sollte es recht sein. Mein Patronus wusste, dass er sich immer auf mich verlassen konnte. Ich würde auch diesen Auftrag gewissenhaft und zuverlässig ausführen.


    "Ich habe verstanden." antwortete ich und nickte.


    "Ich kümmer mich auch darum."


    Dann dachte ich einen Moment nach.


    "Hast Du sonst noch eine Aufgabe? Ich würde mich ansonsten wieder an meine Arbeit begeben und auch die Reise vorbereiten..."

    Ich wollte gerade das Officium verlassen, als ich zurückgerufen wurde. Ich machte daher kerht und hörte mir das Anliegen meines Patronus an. Er wollte, dass ich nach Rom reisen sollte, um einige Angelegenheiten geschäftlicher Natur für ihn abzuwickeln. Es war zwar Winter und die Schneefälle standen im Grunde kurz bevor, aber warum nicht. Wenn ich über die Rhone reisen würde, würde es keine Schwierigkeiten geben und Rom selber war immer eine Reise wert.


    "Ich verstehe. Nun, ich werde reisen.
    Wann soll ich abreisen?"

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius


    "Herrein!"


    ertönte es von innen. Der Statthalter konnte nicht wissen, dass es sich um seinen Scriba handelte. Sein Scriba freilich hätte auch keine Veranlassung haben müssen anzuklopfen, für ihn wie für den Magister Officiorum galt, dass sie jederzeit sein Officium betreten konnten.


    Nachdem ich von innen die Stimme meines Patronus vernommen hatte, dass ich eintreten könne, tat ich dieses umgehend, schloß die Türe hinter mir, grüßte mit einem "Salve Patronus" und ging dann zielstrebig auf den Tisch zu, auf welchen ich die eingegangenen Schreiben ablegte.


    "Patronus, der Duumvir der Stadt veranstaltet ein Jul-Fest und lädt die wichtigsten Leute der Stadt und auch Dich und Deine Familie dazu ein. Soll ich ihm eine Antwort schreiben, oder ..."


    Ich sprach nicht weiter, sondern wartete seine Reaktion ab.

    Die Arbeit war nicht schwer. Dennoch brauchte ich am Anfang eine weile, bis ich mich zurechtfand. Zwischen all den Briefen, Schreiben, Berichten, neuen und alten Dokumenten und unterschiedlichen Archiven musste man sich ersteinmal zurecht finden. Die Vorlagen hatte ich schnell gefunden und ich beschloss, dass ich mir bei Gelegenheit ein Muster davon anfertigen würde. Dazu ein komplettes Adressbuch mit allen Anschriften der bisher erfassten Personen und das Archiv wollte ich auch noch verinnerlichen. Man wusste nie wofür man es gebrauchen konnte.


    Was für ein Schicksal. Im Grunde hasste ich Papierkram und doch hatte ich seit meiner Freilassung nichts anderes zu tun gehabt, als Verwaltungsarbeit und Papierkram zu erledigen. Zuerst wurde mir die Verwaltung der Güter anvertraut und nun der Schriftverkehr des Legatus.


    Ich betrat mein Officium, ging zu meinem großen Schreibtisch, welcher noch nach frischem Holz roch und durchsah den Korb mit den neu eingegangenen Schreiben. Tatsächlich befand sich eine Einladung des Duumvirs darunter. Wie es schien eilte es und so machte ich mich umgehend auf den Weg zum Officium meines Legaten.

    Mit einem Depeschenreiter hatte ich folgende Post im Auftrag des Statthalters verschickt.


    Gaius Prudentius Commodus
    Villa Rustica Prudentia
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    Provincia Germania



    Salve Senator Prudentius Commodus,


    ich habe Deine Einladung zu den Feierlichkeiten Deines Geburtstages erhalten und sage Dir mein Erscheinen und das meiner Gattin zu.
    Es ist uns eine Ehre, Dich an diesem Tage in Deiner Villa aufsuchen zu dürfen. Auf die Unterkunft werden wir gerne zurückgreifen.


    Maximus Decimus Meridius


    MDV ANTE DIEM XVII KAL DEC DCCCLVI A.U.C.
    (15.11.2006/103 n.Chr.)


    http://www.imperium-romanum.in…/siegel-lapp-Meridius.gif


    Ich hatte mir das Schreiben des Senators bringen lassen, laß mir die Zeilen gründlich durch und suchte dann nach einer Wachstafel. In dem einen Schrank befanden sich eine ganze Menge. Gut, hatte ich also das gefunden. Wenig später hatte ich auch Pergament gefunden und das notwendige Schreibwerkzeug. Es war immer gut zu wissen, wo sich was befand. Nach diesem ersten Überblick, machte ich mich dann an die Arbeit, musste jedoch zuvor noch auf eine Vorlage zurückgreifen, um zu wissen, wie der Statthalter seine ausgehende Post wünschte.


    Gaius Prudentius Commodus
    Villa Rustica Prudentia
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    Provincia Germania



    Salve Senator Prudentius Commodus,


    ich habe Deine Einladung zu den Feierlichkeiten Deines Geburtstages erhalten und sage Dir mein Erscheinen und das meiner Gattin zu.
    Es ist uns eine Ehre, Dich an diesem Tage in Deiner Villa aufsuchen zu dürfen. Auf die Unterkunft werden wir gerne zurückgreifen.


    Maximus Decimus Meridius


    MDV ANTE DIEM XVII KAL DEC DCCCLVI A.U.C.
    (15.11.2006/103 n.Chr.)


    [IMG]http://www.imperium-romanum.in…/siegel-lapp-Meridius.gif[/URL]

    "Ich werde mich darum kümmern, Patronus." antwortete ich und klappte eine Wachstafel auf, um mir die Aufgabe zu notieren. Ich wollte nichts vergessen und nichts dem Zufall überlassen. "Hat die Provinz Wertkarten, oder wie bezahle ich die Post?" fragte ich noch, ansonsten hatte ich keine weiteren Fragen. Durch das Archiv würde ich mich schon durcharbeiten, auch wenn es ein bisschen Zeit brauchen würde.

    Der Legatus betrat mein Officium und ließ sich mir gegenüber nieder. Ich erwiderte seinen Gruß und nickte. Es war gut, dass er am ersten Tag vorbeisah und mir helfen wollte. So würde ich leichter und schneller zurecht kommen und konnte dann auch von Nutzen sein.


    "Danke Legatus." antwortete ich. "Ich habe mich schon umgesehen. Es ist ein schönes Officium. Die Möbel gefallen mir." In der Tat waren die Stücke keineswegs billig, oder geschmacklos. Es waren zwar Möbel die primär nach ihrem Nutzen ausgesucht worden waren, doch man erkannte auf den ersten Blick die Qualität. "Ich bin bereit."

    Ich hatte die Nacht unruhig geschlafen, immerhin hatte ich nun eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ich war sicher als Erster des Hauses aufgestanden, war dann in meinem Zimmer auf und ab gegangen, hatte mich gewaschen, frisch angekleidet, wobei ich dankbar war, dass mir ein Sklave eine passende Toga auftreiben konnte. Und nun stand ich - die Türe hatte ich soeben aufgeschlossen - in meinem neuen Officium, ließ die Lampen anstecken, die Fensterläden öffnen und übersah den ganzen Raum, in welchem ich tätig werden sollte.


    "Dein Reich, Verus." sprach ich in Gedanken zu mir selbst, durchschritt den Raum bis zum Tisch, wobei ich die Schritte zählte, umrundete diesen, die Tischplatte mit der Hand abfahrend, und ließ mich dann auf meinem Stuhl nieder. Oder besser gesagt auf dem Stuhl, welcher nun der meine sein würde.


    Wieviele Scriba hier drin vor mir gearbeitet hatten?

    Ich erhob mich.


    "Vale Patronus, und vielen Dank."


    Ich lächelte, neigte erneut mein Haupt und ging dann zur Türe um diese wenig später hinter mir zu schließen. Dass ich am Ende dieser Reise eine neue Aufgabe haben würde, und noch dazu so eine bedeutende, hatte ich beim Besten Willen vorher nicht wissen können. Nun denn, Germania, Verwaltungsarbeit, vertrauliche Aufgaben. Das ganze konnte ja noch heiter werden.

    Ich lächelte. Fast wie zuhause. Es klang gut. Ob es allerdings tatsächlich so werden würde, konnte ich noch nicht sagen. Ich wusste, dass die Decima gastfreundlich waren und mich immer gut behandelt hatten, doch Germanien war nicht Hispania. Ich würde mit Sicherheit eine Zeitlang gebrauchen um mich an die neue Situation und die neue Provinz zu gewöhnen. Ich war fremd hier, das konnte Vorteil und Nachteil zugleich sein. Ich würde in jedem Fall die Unterstützung anderer gebrauchen.


    "Ich danke Dir, Patronus. Ich werde mich morgen an die Arbeit begeben. Falls Du sonst nichts mehr für mich hast, ziehe ich mich nun zurück." Ich war hundemüde, wollte erstmal meine Klamotten vom Leibe bekommen, ein Bad nehmen und dann schlafen. Nichts als schlafen. Der Rest würde dann morgen geschehen.

    Ich war sprachlos und fühlte mich geehrt. Einen Moment überlegte ich, wie ich mich entscheiden sollte, doch im Grunde stand der Entschluss bereits schon fest. Ich war mit Sicherheit nicht jahrelang Sklave der Decima gewesen, hatte jede Arbeit für sie erledigt, wurde freigelassen, hatte die Güter verwaltet und reiste dann den weiten Weg nach Germanien um dann 'Nein' zu sagen. Es stand fest, dass ich es tun würde und so nickte ich.


    "Dein Vertrauen ehrt mich, Patronus. Ich werde es nicht enttäuschen." sagte ich dann noch und fügte noch die Frage hinzu, wann es denn losgehen würde. "Wann fange ich an?"

    "Danke Patronus, aber nicht für mich. Ein Bad wäre angenehmer..." antwortete ich und grinste dabei. Ein Bad würde er zwar hier nicht anschleppen können, aber es stimmte schon, ich war von der langen Reise ziemlich erschöpft und hatte noch nicht die Zeit gehabt, um eine Unterkunft zu sehen, beziehungsweise mich hier in der Regia frisch zu machen. Mit den Legionären an der Backe, war dies nicht möglich gewesen.


    "Um was für eine Aufgabe handelt es sich?" fragte ich und war gespannt, was auf mich zukommen würde. Egal was es wäre, ich würde es tun, soviel stand fest, immerhin kannte ich meinen Patronus seit meiner Kindheit, immerhin waren wir als Knaben gemeinsam durch die Gegend gezogen.

    Ich betrat das Officium und erkannte meinen Patronus sofort. Ich ging zügig durch den großen Raum auf den Schreibtisch des Statthalters zu, neigte meinen Kopf für einen Moment und grüßte ihn dann.


    "Salve Patronus. Die Reise dauerte lange, aber nun bin ich hier."


    In der Tat hatte ich mir vorgenommen gehabt, etwas früher hier einzutreffen und Gallus war nun ebenfalls nicht dabei. Ich beschloss daher, diesen Sachverhalt sofort anzusprechen.


    "Gallus hat sich über seine Freilassung sehr gefreut und hat mich ein Stück des Weges begleitet. In Gallien entschloss er sich jedoch, noch längere Zeit in der Provinz zu verbringen, aus welcher seine Ahnen stammen. Er dankt Dir für Deine Güte und Größe und lässt ausrichten, dass er allezeit in Deiner Schuld stehen wird..."

    Zitat

    Original von Marcus Annaeus Scipio
    Die Soldaten geleiteten den Mann vor das Officium und einer klopfte an und meldete den Besucher dem Legaten! Der mann musste vorerst drausen warten, kleine Sicherheitsvorkehrung!


    Ich wartete derweil draussen und studierte die Gesichtszüge der Soldaten. Der eine war etwas grobschlächtig und machte keinen sehr intelligenten Eindruck, während der hagere mit der spitzen Nase auf den ersten Blick gar nicht wie ein Legionär aussah. Allerdings war er drahtig und hatte mit Sicherheit brutal viel Kraft. Man konnte sich bezüglich des ersten Eindrucks häufig täuschen.


    Um die Männer nicht zu verunsichern, betrachtete ich statt dessen schon wenig später die Malereien und Muster an den Wänden. Hier und da war ein interessantes Motiv angebracht worden, meist waren sie dezent und zurückhaltend, eben so, um die sonst weitgehend kahlen Wände etwas auszuschmücken. Von Überfrachtung konnte keine Rede sein.