Beiträge von Maximus Decimianus Verus

    "Nun, so kann man das auch nicht sagen. Der Proconsul beteiligt seine Familienmitglieder lediglich in der Verwaltung der Provinz, vereinzelter Städte, ebenso seine Klienten und Freunde. Aber ich denke, das dürfte ein normale Verhalten sein. So lange sie sich nicht auf Kosten der Provinz bereichern, ist es im Grunde egal, durch wen die Posten besetzt werden..."


    Ich atmete die frische Luft ein, die über den Hügel strich.

    Eine Möglichkeit wäre es, aber sie war nicht praktikabel.


    "Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Wenn Du die zwanzig Pferde - es waren doch zwanzig, oder? - also wenn Du die zwanzig Pferde auf vier oder fünf verschiedene Schiffe verteilst, kannst Du den Transport nicht kontrollieren. Keiner garantiert Dir, dass alle ankommen und keiner garantiert Dir, dass sie alle zum gleich Zeitpunkt ankommen. Du müsstest in Massilia warten bis das letzte Pferd eingetroffen ist und wenn Du Pech hast, verzögert sich die Reise damit um mehrere Tage und die Kosten des Transports werden teurer...


    Nein, das ist keine Lösung."

    Ich blickte von meinem Pferd herunter auf den neuen Vilicus, der sich gerade eine Weizenähre von einem Halm heruntergepflückt hatte.


    "Matinius Agrippa. Der Proconsul von Hispania. Ein guter Mann, so weit ich das beurteilen kann. Man sieht ihn jedoch nicht oft und er lässt vieles seine Verwaltung und seine Verwandten machen. Er muss mit dem Senator befreundet sein, soweit ich weiß."


    Ein frischer Wind ging über die weiten Felder.

    Ich schüttelte den Kopf.


    "Schon, aber nicht in dieser Größenordung. Hin und wieder kauft der Kaiser ein paar Pferde aus unserem Gestüt, oder eine andere hohe Person aus Rom oder Italien, und dann packen wir die zwei oder vier Pferde auf eines der großen Frachtschiffe nach Ostia. Aber zwanzig Pferde auf einen Schlag ist auch für mich neu. Dafür braucht man extra ein Schiff, weil sie eine Menge Platz einnehmen. Und ob eines im Hafen liegt, welches die entsprechende Größe hat und dann genau für uns zu Verfügung steht?"


    Es taten sich mir einige organisatorische Fragen auf.

    "Korrekt. Es eignet sich nicht jedes Schiff. Aber es gibt Händler, die sich auf den Transport von lebenden Tieren spezialisiert haben. Ansonsten, wenn Dir das Risiko zu groß ist, kannst Du die Pferde auch entlang der Legionsstraße nach Germanien befördern. Das wäre auch eine bequeme Variante, zumal es ausreichend Versorgungsstationen gibt. Und Du kommst auch nicht in die Herbststürme."


    wandte ich ein.

    Ich täschtelte meinen Wallach.


    "Wenn Die Betriebe es hergeben kannst Du es sicher machen. In meiner Zeit war das bisher nicht nötig, doch wenn Not herrscht, wird der Senator nichts dagegen einzuwenden haben. Er ist sowieso einer der Patrone der Stadt Tarraco, er würde es, denke ich sogar begrüssen, wenn Du so handeln würdest..."

    Zwanzig Pferde für Germanien. Ich dachte nach.


    "Am sinnvollsten wird wohl eine Lieferung mit dem Schiff von Tarraco nach Massilia sein. Von dort aus, beförderst Du die Pferde dann am Besten auf dem Landweg nach Germanien. Das dürfte am schnellsten gehen und ist besser als die Lange Seefahrt nach Germanien oder der Landweg über die Alpen..."

    Ich schüttelte den Kopf. Zugegebener Maßen hatte ich bisher immer die preiswerteste Waren erworben, welche die Märkte hergaben. Da war oft Keramik einer Aurelia Deandra aus Italia dabei gewesen.


    "Gute Frage. Ich muss gestehen, dass ich meine Amphoren bisher weitgehend aus Italia importierte. Eine Aurelia Deadra, die ich nicht persönlich kenn, stellt diese her. Vielleicht kannst Du ja mit ihr oder jemand vergleichbar billigem feste Verträge aushandeln? Also nicht in dem Sinn, dass Du immer so und so viel abnimmst, sondern in dem Sinn, dass dieser immer so und so viel auf Lager hat, so dass Du immer dann zuschlagen kannst, wenn Du Bedarf hast..."


    Der Gedanke war eigentlich gar nicht dumm.


    "Naja, ist ja jetzt Deine Aufgabe. Ich will Dir da nicht rein reden, irgendwie wirst Du es schon hinbekommen..."

    "Im Grunde schon. Decimus Publius war der erste, der im Senat saß, er ist allerdings in die Familia adoptiert worden, dann Decimus Meridius, Decimus Livianus und Decimus Martinus. Decimus Mattiacus hat soeben die Quaestorenwahl für sich entscheiden können, er wird vermutlich der nächste sein, der in die Reihen des Senats aufgenommen wird."


    Ich dachte nach. Hatte ich einen vergessen? Nein.


    "Sobald Du breit bist, lass es mich wissen. Ich denke, dass wir morgen auf das Landgut reiten und vor dort aus dann auch die Felder und die Weinberge ansehen..."

    Am Abschluss des Tages hatte ich noch vorgesehen das Gestüt genauer anzusehen. Und so waren wir zum Landgut zurückgekehrt und hatten uns zu den Stallungen hinüber begeben. Einige der Pferde waren noch auf der Koppel, die anderen waren schon in die Ställe getrieben worde, wo sich die Stallknechte daran machten, sie nach etwaigen Wehwechen abzusuchen. Zuchtpferde waren ein teures Kapital, man musste schon immer regelmäßig nachsehen...


    "Wir haben hier einige Zuchttiere. Der Senator ist stolz auf seine Zucht, und iberische Reitpferde genießen in der Tat einen guten Ruf. Sie haben einen starken Antritt, vor allem aus den Hinterbeinen heraus und sind daher sehr wendig. Hat sicher auch etwas damit zu tun, dass sie schon seit Ewigkeiten auch für das Rinderhüten gezüchtet werden, und natürlich auch durch die vielen Berge und Gebirge trittsicher sein müssen. Wir Iberer sind ein Volk, das die Pferdezucht schon lange betreibt, insofern kannst Du Dich diesbezüglich auch auf die Stallburschen verlassen, die wissen schon was sie tun..."


    Ich sah kurz zu dem neuen Vilicus und versuchte einzuschätzen, wie er mit der neuen Aufgabe zurecht kommen würde.


    "Hast Du irgendwelche Fragen?"

    Nachdem ich dem neuen Verwalter das Landgut gezeigt hatte, dort vornehmlich die Kelter und die Speicher in die Besichtigung einbaute, und auch mit einigen Sklaven sprach, nahmen wir zwei Pferde und ritten zu den Getreidefeldern hinaus, die stellenweise schon abgeerntet waren. Von einem kleinen Hügel aus, hatten wir eine perfekte Sicht auf das umliegende Land.


    "Du siehst vielleicht, dass die Felder unterschiedlich groß sind, und unterschiedlich vorran geschritten. Das liegt vor allem daran, dass der Senator bisher noch nicht zur großen Landwirtschaft der Latifundien umgestiegen ist. Er bewirtschaftet einige Felder durch Sklaven, wieder andere hat er an örtliche Bauern verpachtet und dann gibt es noch ein paar freie Bauern, die ihre Felder dazwischen haben.


    Der Senator ist nicht unbedingt der Mensch, der auf das Geld angewiesen ist. Er lässt also die hiesigen Bauern wo sie sind, hilft ihnen auch manchmal aus.


    Die Decima sind schon lange in Tarraco und sie verstehen sich als Gönner der Stadt und der Bevölkerung. Du solltest dies bei Deiner Arbeit immer berücksichtigen und diese Tradition fortführen."

    Es war am Nachmittag als wir auf dem Landgut der Familie, ausserhalb der Stadt Tarraco ankamen um uns die Gebäude und die Ländereien drumherum anzusehen. Die große Bäckerei in der Stadt hatten wir schon besichtigt, in den großen Öfen wurde das Brot gebacken, welches die halbe Stadt mit dem kostbaren Gut versorgte.


    Sim-Off:

    Thread existiert nicht, wenn Du aber willst, kannst Du einen einrichten.


    Als erstes sahen wir nach den Keltern, welche den Wein pressten. Sie waren in einem tadellosen Zustand und hatten durch die diesjährige Ernte eine Menge zu tun.


    Sim-Off:

    Auch dieser Thread besteht noch nicht, kann aber errichtet werden.


    "Wir beziehen die Amphoren von ortsansässigen Herstellern, wenn es geht. Ich dachte schon daran, durch Verträge einen festen Vorrat auszumachen, der quasi immer für uns vorrätig sein muss, bin aber noch nicht dazu gekommen dies umzusetzen. Falls Du etwas in dieser Richtung machen kannst wäre das gut. Ob die Amphoren dann letzten Endes von hier kommen, oder mit dem Schiff improtiert werden müssen, ist dabei eigentlich sekundär, wenn Preis und Qualität stimmen, auch wenn ich weiß, dass der Senator gerne darauf Wert legt, mit Freunden des Hauses Geschäfte zu machen."


    Ich ließ dem neuen Vilicus Zeit, gedanklich mitzukommen.


    "Als Freunde und Geschäftspartner des Hauses gelten vor allem natürlich andere Decima, dann Iulier, mit welchen der Senator durch seine Heirat verwandt ist, die Matinier, die hier im Ort sitzen, Octavier in Rom, dann die Aurelier, Purgitier, Helvetier ... ich hoffe ich habe keinen vergessen. Falls doch, ist es auch egal..."

    Ich betrat mit dem neuen Vilicus das Atrium des herrschaftlichen Hauses. Der alte Sklave war zum Glück gerade da, so dass ich ihm den Auftrag gab, in der Küche etwas für den neuen Verwalter zuzubereiten. Und es würde etwas Wein von Nöten sein.


    "Die Casa hier hat im Prinzip den selben Grundriss wie die meisten römischen Häuser. Sie ist so gesehen nichts aussergewöhnliches, im Vergleich zu anderen Domizilen einflussreicher Familien eher schlicht, vornehm zurückhaltend, man erkennt, dass die Familie hier schon lebte, bevor sie den Weg in den Senat einschlug.


    Bei den Decima handelt es sich um eine alteingesessene iberische Familie, Honoratoren dieser Stadt, Tarraco, über Generationen in der Landwirtschaft und im Handel tätig."

    Decimus Drusus. Jetzt bekam der Name ein Gesicht und das Gesicht einen Namen. Der Senator hatte davon geschrieben und ihn in einem Brief angekündigt. Ich machte den Weg nach innen frei.


    "Willkommen in der Casa Decima in Tarraco.
    Ich nehme an, dass Du hier wohnen wirst?"


    fragte ich den Neuen gleich und beantwortete danach seine Frage.


    "Man hat mir aufgetragen, noch so lange hier zu bleiben, bis Du über alle Dinge Bescheid weißt."

    "Decimianus Verus bin ich. So werde ich genannt, ja."


    antwortete ich und versuchte den Namen zuzuordnen. Decimus Drusus hatte ich schon einmal irgendwo gehört oder gelesen, doch ich wusste nicht mehr in welchem Zusammenhang. War es ein Verwandter der Familie aus Griechenland? Möglich war es.


    Ich tat einen Schritt zur Seite, aber nicht so weit, dass man hätte eintreten können. Erst musste ich wissen, um was es ging.

    Zitat

    Original von Decimus Drusus
    Drusus hatte endlich die Casa Decima gefunden. Dort klopfte er an die Tür. Hier war es wohl am besten nach Verus zu fragen, das Landgut würde er doch nie finden. :D


    Ich öffnete selbst die Türe, da ich mich gerade auf den Weg in die Stadt machen wollte um auf den Märkten ein paar Lebensmittel zu besorgen.


    Seitdem der Senator Tarraco verlassen hatte und auch die meisten anderen Angehörigen der Familie mehr in Rom als in Tarraco lebten, wurde der Haushalt hier stark heruntergefahren. Die meisten Sklaven waren ihren Herrschaften gefolgt, Gallus hatte die Freiheit erhalten, neben Calliope, die sich in sich selbst zurückzog und die Öffentlichkeit aus irgeneinem Grund mied, was mich anfangs schwer verletzte, und einer alten Küchensklavin, sowie dem alten Lupus, war hier nicht mehr viel los.


    Die Küchensklavin bereitete zwar die Essen vor, so dass man sich um das nicht kümmern musste und Lupus fegte hin und wieder das Atrium, versorgte die Zimmer und machte sich hier und da nützlich, doch das meiste blieb an einem selber hängen. Wenn nun Gallus und ich, diese Casa auch noch verlassen würden, stünde sie bis zur Rückkehr des Senators Decimus Martinus oder des Hausherrn ziemlich leer.


    "Ja, bitte, wer bist Du und was gibt es?"


    sprach ich den Mann an, der vor der Türe stand. Er hatte eine etwas mittelgroße Statur, trug einen Schnurbart und ein permanentes Grinsen im Gesicht.