Beiträge von Germanica Aelia

    "In Ordnung...", murmelte ich und rollte das Schriftstück wieder zusammen.


    "Naja, sie wird nicht gleich zu Anfang auf allzu heftige Widerstände stoßen, hoffe ich. Sollte sie doch mal nicht weiterkommen schicke ich sie zu dir." :D
    "Hm...am besten, ich lasse sie gleich beides machen, nicht, dass ihr am Ende noch langweilig wird...das kann ich nicht verantworten."

    Ich runzelte die Stirn. Na ja, manche Menschen arbeiteten unter Druck wohl besser. Ich zählte mich nicht dazu :D


    "Hm...Frist...nein, nicht das ich wüsste...Aber gut, wenn du eine brauchst...denkst du, du kannst das bis Ende nächster Woche schaffen? Oder meinst du, es wird mehr Zeit beanspruchen?"

    Auch dieses Pergament überflog ich kurz und nickte einmal mehr.


    "Wird gemacht. Mal sehen welche von den Sachen ich ihr aufs Augen drücke.", meinte ich schmunzelnd. "Umzüge von einer der Städte in eine andere...also, sagen wir, jemand zieht von Mantua nach Misenum...dafür gibt es kein Geld, nehme ich an?"

    Langsam wusste ich, warum der unverschämte Fusculus gar nicht erst gewartet hatte, bis ich ihn bat sich zu setzen...er wusste, dass Vorgesetzte das nie machen. So stand ich mir also weiter die Beine in den Bauch ;)


    "Vorerst nur für die Provinz allgemein...aber dabei kannst du schon näher auf die Städte Ostia, Mantua und Misenum eingehen. Ob wir dann für die Städte nochmal etwas extra machen sehen wir dann.", erklärte ich ihr, erfreut, dass wenigstens mal einer in diesem Gebäude bereit war zu arbeiten. Naja, sie würde sich auch noch ins Beamtenleben einfinden :D

    Erleichtert nickte ich. Hm...nur was brummte ich ihr nun auf...die Sache mit den Prospekten, oder...nein, Fusculus und Larius konnte ich auf keinen Fall mit ihr allein lassen.


    "Es ist folgendes: Der Comes macht sich ein wenig Gedanken darüber, dass immer mehr Bürger in die Provinzen ziehen. Um dem entgegen zu wirken, will er Italia vor allem für Neubürger attraktiver gestalten. Im Moment beschränkt sich das auf den Entwurf von einer Art Werbeprospekt...die Städte in Hispania haben so etwas, vielleicht hast du es schon gesehen?", wandte ich mich im letzten Satz an Jentia.


    "Naja, wenn nicht lässt sich so etwas sicher schnell auftreiben...also, wie gesagt, ich selbst und die Scribae, die ich zur Verfügung-", beinahe hätte ich 'unter der Fuchtel' gesagt, "-habe sind mit Arbeit ausgelastet.
    Darum wäre es nicht schlecht, wenn du dich daran versuchen könntest? Natürlich stehe ich dir als Hilfe zur Seite, wenn du nicht weiterkommst, oder noch Ideen brauchst...genauere Anweisungen würde ich dir dann später geben, im Moment habe ich nicht alles im Kopf."

    Sim-Off:

    @flxx: Pah, ohne mich wärst du aufgeschmissen :P


    Ich marschierte - einmal mehr einen Seufzer unterdrückend, weil mir ohnehin schon der Rücken weh tat - zurück zur Tür und sah hinaus.


    "Salve nochmal...", sagte ich mit entschuldigendem Lächeln. "Du bist nicht zufällig Octavia Jentia? Falls ja, komm bitte herein."

    Beim Gedanken an den Rehstreichler musste ich Grinsen.


    "Nun...vermutlich ist das Ansichtssache, aber ich glaube es stehen sogar zwei weibliche Personen vor der Tür. Unverschämterweise habe ich mich vorgedrängelt.", gestand ich. Weg war die Unschuldsmiene.


    "Wie die beiden heißen weiß ich allerdings nicht."

    Sim-Off:

    :P


    Perfekt, der hatte wieder seinen grummeligen Tag. Meinen eigenen Groll unterdrückend antwortete ich:
    "Naja, wie du weißt mache ich ja schon die Arbeit für zwei...nun ist bei den Postboten eine...sagen wir...kleine Ungereimtheit aufgetaucht, deren Überprüfung mich und zwei der Scribae, die ich zur Verfügung habe in Beschlag nimmt. Der dritte ist auch ausgelastet und nun habe ich vom Comes noch etwas aufgetragen bekommen..."


    Hm...wie kitzelte man seinem Chef am besten etwas aus den Rippen?


    "Man munkelt, du hättest eine neue Scriba eingestellt? Ich dachte mir, vielleicht braucht die ein wenig Beschäftigung?!"
    Mein bestes und freundlichstes Unschuldsgesicht aufsetzend sah ich Felix hoffnungsvoll an.

    Den Rehstreichler - er sah aus wie ein Rehstreicher - und die junge Fra hinter mir lassend zog ich die Tür auf und verschwand im Officium.


    "Salve Legat. Verzeih, dass ich störe, aber ich habe da ein kleines Problem...", sagte ich, während ich näher kam.
    Olympus...hier würde meine mickrige Kaschemme ja dreimal reinpassen...

    Etwas verwundert, um diese Uhrzeit noch Bittsteller (zumindest sahen sie nicht aus wie Beamte - zu wach, zu gerade laufend und zu fröhlich) anzutreffen, als ich um die Ecke des Ganges bog, kam ich langsam näher.


    "Salve. Ihr entschuldigt, wenn ich mich kurz vordränge? Dauert nicht lange. Nein? Gut, danke..."
    Zeit zum widersprechen lies ich den beiden ohnehin nicht, sondern klopfte gleich an die Tür des LAPP...

    "Fusculus?"
    "...Ja?"
    Täuschte ich mich, oder klang seine Stimme etwas ängstlich? Naja, ich sah wohl auch etwas verärgert aus.
    "Geh - nach - Hause!"
    "Also...machen wir Schluss für heute?"
    "Du hast es erfasst." *grummel*
    Im Grunde genommen fehlte im Moment nur eine kleine, persönliche Gewitterwolke über meinem Kopf.
    "War wirklich keine Absicht..."
    "Sieh zu, dass du Land gewinnst!"


    Fragender Blick in meine Richtung. Welcher Scriba kannte denn keine Redewendungen?
    "Verschwinde!"
    "Jawohl...bis morgen dann..."
    "Das fürchte ich auch..."


    Fusculus left the building...Den Göttern sei dank.
    Seufzend rutschte ich auf meinem Stuhl nach unten.
    "Hat keinen Sinn mehr heute. Du kannst auch nach Hause, Larius."
    Larius, nicht minder demotiviert dreinschauend wie ich, nickte nur, erhob sich und streckte seine müden Knochen, ehe auch er zur Tür hinausschlurfte.


    Da saß ich nun....allein mit dem Papier. Mich überfiel ein Schaudern und so entschloss ich mich, auch schnell zu verschwinden. Da fiel mir noch etwas ein...diese verdammten Prospekte (oder wie auch immer man es nennen mag) warteten ja auch noch darauf entworfen zu werden. Wie sollte ich das denn nun machen?
    Stöhnend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Da durchzuckte mich ein Gedanke...gab es da nicht eine neue Scriba?
    Mit dem letzten bisschen Energie raffte ich mich auf und ging zum Officium des LAPP, in der Hoffnung, er möge noch nicht nach Hause gegangen sein...

    "Keine Fragen, bis jetzt.", antwortete ich schmunzelnd. "Falls doch, weiß ich ja wo ich dich finde."
    Ich wartete noch kurz, ob er noch etwas anderes ansprechen wollte, oder ich schon gehen konnte...

    Ich nahm die Schriftrolle entgegen und überflog sie kurz.
    Ab und an lies ich ein "Hmh..." vernehmen, ehe ich schleßlich wieder aufsah.


    "Ich denke, da lässt sich etwas machen. Sobald ich einen Entwurf fertig habe, schicke ich jemanden vorbei, der ihn dir bringt.", versprach ich.
    In Gedanken fügte ich schon ein oder zwei weitere Punkte hinzu.

    "Gehaltserhöhung...", murmelte Larius schließlich nach einer Weile. Bitte nicht der auch noch...
    "So wie ich das Ganze sehe, kannst du froh sein, wenn das Schatzamt nicht sein veruntreutes Geld von dir zurückhaben will, Fusculus."
    Larius hatte ich immer gemocht. :D


    Eine knappe Minute später hatte auch Fusculus die Information verarbeitet und starrte nun zur Abwechslung mal meinen neuen Lieblingsscriba an.
    "Von mir??? Aber wieso...ich...was kann ich dafür, wenn die mehr auf die Listen schreiben, als wir haben?"
    "Du solltest sie kontrollieren.", warf ich müde ein.
    "Ich hab doch schon gesagt, dass das-"
    "Lentullus macht. Ja, ich weiß."
    Wie ich mein Glück kannte würde das am Ende sowieso wieder an mir hängen bleiben.
    Zu meiner Verteidigung sei aber gesagt, dass das Ganze schon einige Zeit vor meiner Einstellung begonnen hatte, zumindest soweit wir das im Moment überblicken konnten.


    Demotiviert schob ich das vor mir liegende Dokument von mir weg und sah von Fusculus zu Larius und wieder zurück.
    "Ich frage mich wieso die Münzenzähler das nicht gemerkt haben."
    "Na, wie sollten sie denn? Die wissen doch nicht, wie viele Postboten hier herumhüpfen."
    Das 'herumhüpfen' irritierte offensichtlich meinen nicht so geliebten Scriba Fusculus, den Mäusekiller.
    "Das war nicht wörtlich gemeint.", hängte ich, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, an und fragte mich, wie der Kerl es nur jemals geschafft hatte lesen und schreiben zu lernen.


    Ich für meinen Teil wäre fast froh, ich könnte es nicht. Jedenfalls würde es mich nicht wundern, wenn mich heute Nacht im Traum ein paar Xe, Is und Cs erschlagen würden.


    Noch viel später...
    "Was ist dir lieber: Auspeitschen, erwürgen, oder im Meer versenken?"
    "War doch keine Absicht...", blubberte Fusculus kleinlaut.
    "Also...wenn du ein Alibi brauchst..."
    Der Junge wuchs mir immer mehr ans Herz.
    Nein, Fusculus wurde nicht aus reiner Frustration zur Schnecke gemacht. Der Feinstaub in seiner Lunge hatte ihn durstig gemacht, er hatte sich irgendein Gesöff, das vorgab Wein zu sein eingeschenkt und prompt den Becher umgeworfen.
    Natürlich stand der Becher neben einem noch nicht gesichteten Stapel Listen, der nun so gut wie nicht mehr zu lesen war.
    "Wie hält das deine Frau nur mit dir aus???"
    "Welche Frau?"
    Ein weiterer Tiefschlag dieses Tages. Keine 3 lärmenden Kinder und keine Frau. Nun begann ich ernsthaft an mir zu zweifeln.
    Andererseits hätte ich mir das denken können. Welcher vernünftige Mensch würde den schon heiraten, geschweigedenn dafür sorgen, dass seine Erbmasse weitergegeben wurde?

    Das Los war offensichtlich auf Larius gefallen, jedenfalls war er es, der hinter Fusculus hereinspazierte.
    Noch lächelte er. Ich warf meinem Scriba ein diabolisches Grinsen zu, woraufhin er die Stirn runzelte.


    "Du hast ihm nicht gesagt, was genau wir machen, richtig Fusculus?"
    Man sollte mit solchen Äußerungen gegenüber unterbelichteten Angestellten immer vorsichtig sein. Die Art, wie Fusculus mich anstierte, schien darauf hinzudeuten, dass, sollte ich weiter so zutreffend raten, was er tat und was er nicht tat, er mir einen Tempel weihen würde - oder er würde mich zumindest fesseln und ein Privatorakel aufmachen.
    "Larius, du hast die ehrenvolle Aufgabe, diese-", ich deutete auf die Stapel hinter mir, "-Gehaltslisten mit uns durchzusehen."


    Larius fiel beinahe die Kinnlade auf den Boden. Ja, ich liebte motivierte Mitarbeiter. :D
    "Das ist nicht dein Ernst?"
    Er kannte mich und meinen Sinn für Humor schon eine Weile.
    "Auch wenn ich sonst selten Ernst bin, das ist mein Ernst.", widersprach ich und bekam immer bessere Laune, je länger das Gesicht meines Scriba wurde. Fusculus hingegen war eine echte Enttäuschung, er schien sich wirklich auf die Arbeit zu freuen.
    "Was hast du denn erwartet? Eine leicht bekleidete, unbekannte Schönheit, die dir ihre geistigen Ergüsse diktieren will? Wenn das der Fall ist schicke ich immer nach Bolanus.", frotzelte ich. Bolanus war der zweite Scriba bei den Magistri Scrin. Die beiden mochten sich nicht besoders.
    "Kuck Fusculus an, mehr Schönheit kann ich im Moment leider nicht bieten."
    Naja, wer behaarte Beine mochte, konnte sich vermutlich auch für die Triefnase erwärmen.


    Einige Stunden später...
    "Meinst du, dafür könntest du mir eine Gehaltserhöhung geben?"
    Fusculus. Die Zahlen mussten seine Sinne vernebelt haben. Ich sollte ihm mehr Geld geben, dafür, dass er mir so viel Arbeit aufgehalst hatte???
    "Bei Fragen wie Gehaltserhöhungen wendest du dich am Besten direkt an den LAPP..."
    Der Gesichtsfarbe nach zu urteilen, die Larius nun bekam, hatte er das einmal versucht. Fusculus nicht, also nickte er nur.
    Mit einem Stöhnen lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und rieb mir die Augen.
    "Aber für diesen Mist kann man uns gar nicht genug zahlen, also knüpf nicht allzu große Hoffnungen daran."
    Wie alle meine gut gemeinten Ratschlage würde auch dieser ignoriert werden. Naja, vielleicht bekam ich auf die Art einen neuen Scriba in der Poststelle.

    Mit jedem Schritt schien Fusculus´ Elan nachzulassen. So war davon nicht mehr allzu viel übrig, als wir wieder in diesem Officium ankamen.


    "Bitte sag mir, dass das nicht alles zu den Gehaltslisten gehört!"
    "Das gehört nicht alles zu den Gehaltslisten."
    "Fusculus...lügst du mich an?"
    "Ja..."
    Seufz!


    Ich hätte mich umdrehen und die Flucht ergreifen sollen, denn mein Freund, der Scriba, hatte mir soeben das Archiv des Praef. Veh. gezeigt. Wie viel Papier sich hier stapelte versuchte ich gar nicht erst in Zahlen zu fassen, ich wusste, der Sprung aus dem Fenster wäre dann nur noch eine Frage der Zeit.


    Es half ja nichts...probeweise zog ich eine der Schriftrollen heraus und bekam erstmal einen mittelschweren Hustanfall. Fusculus, der hier ja tagtäglich saß schien das Zeug schon so verinnerlicht zu haben, dass es ihm nichts mehr ausmachte.
    (Würde ich rund 1900 Jahre später leben, hätte ich jetzt angefangen mir Sorgen wegen der Feinstaubbelastung in diesem Raum zu machen.)


    Mein Husten wurde nun von einem Knacken unterbrochen. Ich sah zu Fusculus, er sah zu Boden. Unter seiner Sandale ragte noch ein kurzer Mäuseschwanz heraus.
    Urgs. Nunja, auf die Art und Weise sparte er den Kammerjäger.
    "Die Putzkolonne hat hier drin immer viel Spaß, he?"
    Fragender Blick in meine Richtung.


    Es war Zeit für meine Pensionierung. Mein Vetter dritten Grades aus Leptis Magna pflegte immer zu sagen: Wenn man es vorzieht, im Colloseum von einem Löwen zerfleischt zu werden, anstatt zu arbeiten, sollte man sich pensionieren lassen.
    Bei mir war es in dem Moment soweit, als ich begann, die Aufzeichnung zu lesen.
    "Aaaaahja..."
    Ich hasste Buchhaltung. Ich wollte zurück zu den aufgeschlitzten Tierkehlen.


    Resigniert schob ich die Gehaltsliste, aus der ich nicht so recht schlau geworden war zurück an ihren Platz und blickte den Schreiberling, der sich in seinen Stuhl gepflanzt hatte an. Der war gerade dabei, seine Sandale von den Überresten der armen Maus zu befreien.
    Arm...hm...das Vieh lies sich vom lahmsten Scriba diesseits der Alpen platt machen, ergo hatte es nichts besseres verdient.


    "Weißt du, du hättest uns viel Arbeit erspart, wenn du schon meinem Vorgänger, oder dessen Vorgänger gesagt hättest, was da los ist."
    "Ich wusste es vorher nicht. Heute war das erste Mal, dass ich die Listen abzeichnen musste, normalerweise macht das immer Lentullus."
    "Und der ist heute krank, richtig?"
    Mit einer gewissen Bewunderung - sofern ich das richtig deutete (vermutlich nicht) - sah er mich an.
    Also schob ich Lentullus in die Sparte 'Verdächtiges Subjekt - unbedingt überprüfen' und versuchte, nicht zu der Stelle zu sehen, an der Fusculus´ Fuß den Nager tiefergelegt hatte.


    "Ich fürchte, da werden wir ein wenig Hilfe brauchen.", murmelte ich eine Weile später, als ich mit wieder traute, den Papierberg des Grauens anzusehen.
    "Lentullus wird sicher in den nächsten Tagen wieder zur Arbeit kommen."
    Autsch!
    "Bloß nicht, der würde mir gerade noch fehlen!"
    Natürlich bestand andererseits die Möglichkeit, dass der Scriba, der hier vor mir saß in Wirklichkeit das schwarze Schaf war. Aber so viel Grips traute ich ihm nicht zu. Außerdem wäre er noch dämlicher als ein Bohneneintopf, wenn er dann mit dem Hinweis, dass etwas mit den Gehaltslisten nicht stimmte, zu mir gerannt gekommen wäre.
    "Geh zum Mag Scrin Büro und sag den beiden Schreiberlingen dort, dass sie ausknobeln sollen, wer von ihnen beiden mehr Langeweile hat. Den, der gewinnt bringst du dann mit, der andere soll weiter aufpassen, dass niemand die Tische klaut."


    Er nickte eifrig und stapfte aus dem Raum.
    *lautseufz*
    Endlich, das wollte ich schon tun, seit ich ihn geweckt hatte.

    "In Rom.", antwortete Freund Fusculus unnötigerweise, wofür er einen nachsichtigen Blick meinerseits erntete. Ich wurde nach dem Fehlschlag mit den 3 Kindern zwar nun vorsichtiger mit meinen Einschätzungen, glaubte aber doch, dass er als Säugling von seiner Mutter fallen gelassen wurde und auf dem Kopf aufgekommen war.


    "Wir haben nicht zufällig das Glück, von diesen Gehaltslisten Kopien im Achiv zu haben, oder?"
    "Glück würde ich das nicht nennen, aber ja, haben wir."


    Was er damit meinte sollte ich einige Minuten später noch feststellen.
    "Prima. Da ich nicht annehme, dass du weißt, seit wann das schon so geht, werden wir beide uns diese Listen jetzt mal ansehen. Dann wirst du dafür sorgen, dass diese 30, oder 50 Briefschubbser hier erscheinen-"
    "Iupiter weiß, wo die im Moment alle sind!", jammerte er sogleich.
    "Iupiter weiß es sicher und du solltest es wissen, schließlich schickst du die Herren auf die Reise.", brummte ich wenig mitfühlend und erhob mich.
    "Also, hopp hopp. Wo bewahrt ihr die Listen auf?"
    Solange er diesen unerklärlichen Anfall von Arbeitswut - oder was auch immer es war - hatte, musste ich das ausnutzen und es konnte schnell vorüber sein.


    Er brabbelte etwas unverständliches von wegen 'Mittagsschlaf', stand aber trotzdem brav auf und schlurfte in Richtung seines Officium.
    Unterwegs lies er es sich nicht nehmen, nochmal geräuschvoll die Nase hochzuziehen.

    Er konnte. Das heißt bei Fusculus, er versuchte es.


    "Sicher."
    Wenigstens einer von uns war sich sicher.
    "Soweit ich weiß, haben wir in Italien 30 Tabelarii Dispositii."


    Ich wusste es nicht. Ich kannte weder die Postboten, noch die dämlichen Pferde, auf denen sie ritten. Hauptsache war, dass sie ritten, der Rest konnte mir schnurz sein.


    "Danke Fusculus. Was willst du mir jetzt damit sagen? Dass wir damit auch 30 Pferde, 30 Sättel, 30 Ställe, 30 Taschen zum Briefe transportieren, 30-"


    "Genau das ist es ja!", unterbrach er mich.


    "WAS? Was ist es ja?"
    Langsam aber sicher wurde die Sache mit dem Stilus im Auge immer verlockender. Nun lag dieses Ding auch noch genau in meinem Blickfeld...nein, Aelia! Pöse Aelia!


    "Wir haben nur 30 Pferde, 30 Sättel, 30 Ställe, 30 Taschen zum Briefe transportieren, 30-"


    "Danke, ich habs verstanden.", klinkte ich mich nun ein, ehe er zu der Salbe gegen Hühneraugen kam.


    "Auf den Gehaltslisten stehen 50."


    Oha. Nun wurde es ja doch noch interessant.
    "50?"
    "50."
    Es hatte sich wohl doch gelohnt, den Kerl aus seinen Träumen zu reissen. Wozu der nicht alles gut war, im halbwachen Zustand...
    "Du bist dir sicher, mit den 30 Tabelarii Dispositi?"
    "Ziemlich."
    "Was heißt ziemlich?"
    "Ziemlich heißt nicht ganz."
    "Ich wollte keinen Unterricht in Rethorik, sondern ich wollte wissen, warum nur ziemlich und nicht ganz sicher."
    "Naja...es könnte natürlich sein, dass das alles nur ein Missverständnis ist und die 20 Überschüssigen sich die Ausrüstung von den 30 anderen leihen..."
    "Fusculus, in was für einer Welt lebst du denn bitte?", fragte ich und zog die Augenbrauen hoch. Wie in allem anderen, waren die Angestellten des Imperium Romanum vor allem auch im Mauscheln führend.

    Nachdem ich einen der Scribae (nicht Fusculus...der war zum Glück ja wieder in sein Kabuff abgerauscht...außerdem wagte ich zu bezweifeln, dass er den Weg finden würde) mit dem fertigen Bericht losgeschickt hatte streckte ich mich erstmal genüsslich.


    Mittlerweile war ich zu der Theorie gekommen, das der gute Fusculus einst von einem mythischen Helden in den Schlaf gesungen worden war, auf dass er die Menschheit in Frieden leben lasse. Und ich Unglücksrabe hatte ihn nun geweckt. Ich hoffte nur, ich fand eine Möglichkeit, wie ich ihn schnell wieder dazu bringen konnte einzuschlafen.


    "Pieps."
    Pieps? Was war das denn nun wieder?
    Ich folgte der Ursache des Geräuschs unter den Schreibtisch...uah...eine Maus! Obwohl...Maus war bei diesem Gerät stark untertrieben. Das war ein halber Wasserbüffel, der da unter meinem Schreibtisch saß.
    Dem Pieps folgte nun ein dumpfes "Bumm" (Ich schlug mir den Kopf am Schreibtisch an).
    "Au...so ein verdammter..."
    Was? Ich war keine Priesterin mehr, ich durfte jetzt fluchen!
    Um zu verhindern, dass dieses Monstrum meine neuen Sandalen - oder am Ende gar meine Füße - anknabberte zog ich selbige schnell zurück und stellte sie mit auf den Stuhl auf dem ich saß.


    Knarrz...
    "NEIN! RAUS!", rief ich halb verzweifelt, halb resigniert. "Es ist mir vollkommen egal, dass der Postbote das Gebäude verlassen hat!"
    Richtig. Mein neuer bester Freund Fusculus stand in der Tür. Sein leicht fragender Gesichtsausdruck sagte mir, dass ich zu schnell, zu laut und zu viel geredet hatte und er kein Wort von dem verarbeiten konnte.
    Gut, zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass seine Vorgesetzte mit angezogenen Beinen und einer Hand auf dem Kopf in ihrem Stuhl saß.


    "Woher weißt du...?", kam es dann schließlich doch von ihm zurück. "Und...wieso sitzt du so seltsam da?"
    Olypmus! Zwei fast vollständige Sätze hintereinander! Wenn ich nicht aufpasste würde er noch Homerische Epen vom Stapel lassen.


    Hätte ich das Glück gehabt nun als Drittes in den Raum zu kommen, wäre ich wohl vor Lachen in der Ecke gelegen. Das Ganze musste zu dämlich aussehen...
    "Fusculus...strapazier meine Nerven jetzt nicht..."
    "..."
    Danke...


    "Pieps."
    Uah...das Vieh bewegte sich...glücklicherweise in Richtung Scriba, wenn ich das Getrippel richtig deutete. Vorsichtig setzte ich meine Füße wieder auf den Boden, als das graue Getier auf der anderen Seite des Schreibtischs erschien.
    "Oh...eine Maus!"
    Wirklich? Sowas.
    "Achwas?", brummte ich missgestimmt. Richtig, bei den Postbeamten wimmelte es von den Viechern ja nur so.
    "Nimm sie von mir aus mit, aber geh mir aus der Sonne!"


    Der Idiot sah doch tatsächlich zum Fenster und stellte wahrscheinlich gerade fest, dass es bewölkt war.
    "Sag nichts!", befahl ich leise und begann seufzend meine Schläfen zu massieren.
    "Da ist noch was."
    So müde, wie er mich im allgemeinen ansah, sah ich ihn nun an.
    "Du willst mir sagen, du bist nicht nur wegen dem Postboten hier?"
    "Deswegen wäre ich gar nicht gekommen.", gestand er. Jede Wette, dass er es das nächste Mal machen würde.


    Schweigen.


    Naja, das Spiel kannte ich ja nun schon. Brav fragte ich: "Und weswegen bist du gekommen?"


    "Mir ist da etwas aufgefallen."
    Ich verkniff mir das Lachen und machte ein interessiertes Gesicht.
    Wieder setzte sich der Kerl hin, ohne auf eine Einladung meinerseits zu warten. Naja, wenigstens die Maus war ehe er die Tür zugemacht hatte hinausgehuscht. Nichtmal die hielt es lange mit ihm in einem Raum aus.


    Schweigen.


    "Jaaaaa?", fragte ich gedehnt. "Ich kann noch keine Gedanken lesen, weißt du? Das lernt man erst ab der nächsten Stufe der Karriereleiter."
    Dem plötzlichen Flackern in seinen Augen nach zu urteilen glaubte er mir auch das.
    "Die Lohnabrechnungen für die Boten..."
    Während ich mich fragte, was zum Geier der Kerl mit den Lohnabrechnungen zu tun hatte, redete er munter weiter. Ich hatte ein Monster erschaffen!
    "Irgendwas stimmt da glaube ich nicht."
    "Wieso? Kriegen die Pferde mehr Gehalt als du?"
    "Die Pferde kriegen Gehalt?"
    Autsch.
    "Sicher. Noch dazu einmal in der Woche Damenbesuch, oder, wenn sie wollen, Herrenbesuch. Je nach Geschmack."
    Endlich merkte er, dass ich ihn aufzog.
    "Sehr witzig."
    "Ich weiß. Ich bin bekannt dafür, in den unpassendsten Situationen Witze zu machen. Also, was ist mit den Lohnabrechnungen? Und vor allem: Wie zum Henker kommst du an die?"


    Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Er redete und er bewegte sich. Es lebt!
    "Der Scriba muss die Auflistung immer nochmal abzeichnen, ehe sie ans Schatzamt geht."
    Toll. Auf die interessantere (haha!) Frage, was denn nun mit den Listen war ging er natürlich nicht ein.
    "Und was, mein lieber Fusculus, ist mit deinen Listen?"
    "Sie...irgendwas stimmt da nicht...", druckste der fleißigste Scriba der Regia.
    "Kannst du das vielleicht etwas genauer definieren?", bat ich, während ich immer müder wurde.

    RELATIO de Rebus Factis in Regione ITALIA
    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLV A.U.C.



    1. Roma


    1.1 Politik
    - Die Diskussion, die vom Volkstribun Curio eingeläutet wurde und die die Einrichtung einer Volksversammlung zum Thema hat, hat nun, wie nicht anders zu erwarten war, doch recht unterschiedliche Meinungen hervorgerufen. Ob nun bald das Volk dem Senat Konkurrenz machen wird und in wieweit das sinnvoll ist vermag die Autorin dieser Zeilen jedoch noch nicht vorherzusagen.

    Sim-Off:

    - Nach nicht allzu langer Diskussion (eher einem Monolog), steht nun auch der Termin für die CH-Wahlen. Am 22. und 23.05. werden die Wahlberechtigten zu den Urnen schreiten dürfen.


    1.2 Verwaltung
    - Der LAPP Italias darf sich nun über eine neue Scriba freuen. Octavia Jentia verließ den kaiserlichen Palast, um in der ungleich weniger ruhmreichen Regia ihr Glück im Verwaltungsapparat zu suchen.
    - Der Aedilis Curules, Publius Tiberius Maximus, macht indes mit Unterstützung der CU und der Vigiles die Läden unsicher....bzw. sorgt er dafür, dass sie es nicht mehr sind, sollten sie es denn sein.

    Sim-Off:

    - Die beiden Quaestoren Lucius Aelius Quarto und Tiberia Livia haben nun das Job-Sharing eingeführt. Quarto zumindest schien sich über tatkräftige Hilfe beim Schreiben der Chronica zu freuen (wer kann es ihm verdenken?).


    - Mit Freude war zu vernehmen, dass es der LAPP Hispanias, Flavia Messalina Oryxa, besser zu gehen scheint. Sogar ihre Rückreise in ihre Provinz plant sie schon.


    1.3 Religion
    - Didia Sinona scheint ernsthaft bemüht, den Kult der Venus wieder in das Bewusstsein der Römer zu bringen. Viele private Haushalte durften sich in letzter Zeit jedenfalls über ihren Besuch, oder den einer untergeordneten Priesterin, freuen. (Dass Freude hierbei ein relativer Begriff ist, sei nur am Rande erwähnt. Jedenfalls schienen einige der Beehrten nicht allzu glücklich.)


    1.4 Gerüchte, Klatsch und Tratsch

    Sim-Off:

    - Eine herzzereissende Szene konnte man in den sonst so kühlen Mauern des Palatium Augusti beobachten. Die ehemalige Cubicularia und neue Scriba des LAPP Italias, Octavia Jentia, kam ein letztes Mal zum Palast, um sich von ihrem ehemaligen Chef zu verabschieden. Die Autorin ist sich jedoch sicher, dass die beiden auch weiterhin in Kontakt stehen werden.


    - Dieser Bistof (oder wie auch immer der sich nennen mag), das Oberhaupt der Christen, ist nun urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ob er eingesehen hat, dass es lächerlich ist nur einen Gott anzubeten und zurück in seine Heimat gegangen ist, oder ob vielleicht ein kleiner ‚Unfall‘ den Mann in den Tiber befördert hat entzieht sich jedoch der Kenntnis des Informanten.

    Sim-Off:

    - Der Verwandte unseres Caesar, Publius Aelius Hadrianus, durfte sich kürzlich über Besuch der Prätorianergarde freuen.
    Nachdem der Tribun Falco (nicht zu verwechseln mit dem Kommandeur der Vigiles Falco) eine kleine Diskussion mit ihm hatte, fand sich einige Zeit später auch noch der Präfekt persönlich bei ihm ein.
    Doch hatte dessen Besuch scheinbar eine andere Ursache. Befasste sich der Tribun mit dem staatskritischen Wesen des Hadrianus, legte der PP sein Augenmerkt auf die Nicht-Befolgung einer Anweisung des Imperators, nach der sich der Commentarius nach Hispania zu begeben habe.


    - Weiterhin bliebe noch zu vermelden, dass Amor sich scheinbar bis zum Zustand des Pupillenstillstands betrunken zu haben scheint und wahllos seine Pfeile verschiesst. Selten sah man so viele turtelnde Pärchen wie in den letzten Wochen. (Sollte eine Liste mit Namen der betreffenden Personen gewünscht werden, erbittet sich die Mag Scrin eine Woche Sonderurlaub, zwecks Recherche.)


    1.5 Gerichte
    - Endlich ist es wieder soweit: Die in letzter Zeit arg unterforderten Gerichte bekommen wieder etwas zu tun. Der Scriba des Pontifex Maximus reichte Klage gegen Publius Aelius Hadrianus ein. Die Prozessbesucher, die in letzter Zeit doch sehr Abstinent leben mussten dürfen sich wohl auf ein spektakuläres...Spektakel freuen.



    2. Ostia


    - Nichts neues zu berichten



    3. Mantua


    - Die siegreiche Soldaten der Legio I kehrten vor einigen Tagen mit stolzgeschwellter – und teilweise Phalera-behangenen - Brust in ihr ‚zu Hause‘ nach Mantua zurück.
    - Auch scheint sich ansonsten etwas mehr Leben in Mantua zu regen. Es fanden sich sogar schon einige Einwohner, die eine Art Stammtisch eröffneten.



    4. Misenum


    Nichts ausergewöhnliches zu berichten.


    DIDIA AELIA MAG SCRIN ITA