Beiträge von Germanica Aelia

"Mein Kopf schwirrt bereits genug, verschone mich mit nautischen Einzelheiten.", murrte ich.
Inzwischen hatte die Sklavin das Tuch aufgesammelt, erneut in Wasser getunkt und wieder auf meiner Stirn platziert.
"Wenn ich Dich noch einmal frage, ob wir bald da sind, sagst Du einfach 'Ja'. Egal, wie weit wir noch von Alexandria entfernt sind. Tust Du mir diesen Gefallen?"
Meine Hand wanderte zum Tuch und schob es von der Stirn nach unten, bis es über meinen Augen lag.
"Solange wir auf diesem Schiff und auf diesem Meer sind, wird es mir nicht besser gehen, egal wie wenig das Mistding wackelt und schaukelt. Mir war ja schon übel, als wir noch im Hafen verankert waren."

Aus müden Augen sah das Häuflein Elend zu seinem Mann auf.

"Was denkst Du denn, wie es mir geht?"
Ich brachte es tatsächlich fertig, für einen Moment lang böse zu schauen. Anschließend nahm ich das Tuch von meiner Stirn und warf es quer durch den Raum.
"Ich hasse Schiffe. Ich hasse die See. Und das wusstest Du."
Und ich wusste natürlich, dass er im Grunde genauso viel für seine Versetzung nach Aegyptus und damit für diese Reise konnte wie ich, doch ab und an brauchte der Mensch nunmal einen Sündenbock. Da meine Sklavin ihre Portion Ärger heute schon abbekommen hatte, war nun jemand anders an der Reihe.
Doch kaum hatte ich dies gesagt, fuhr ich hoch und presste schnell eine Hand auf meinen Mund. Doch einige Male heftigen Aus- und Einatmens verhinderten glücklicherweise, dass meine letzte Mahlzeit wieder das Licht der Sonne erblickte. Wobei 'Mahlzeit' bei der Menge, die ich hinuntergebracht hatte wohl stark übertrieben war.
Matt ließ ich mich zurückfallen und schloss die Augen.
"Sind wir bald da? Bitte sag, dass wir schon seit Wochen auf See sind und Aegyptus direkt vor uns liegt."

Noch nie in meinem Leben war mir so elend gewesen, wie in den letzten Tagen hier auf See. An Essen war nicht zu denken, wagte ich es doch einmal, wurde umgehend Neptun geopfert. Tagsüber schaukelte und wankte die verfluchte Trireme, sodass ich wohl wie ein weißes Laken aussah (was in Anbetracht des derzeitigen Schönheitsideals gar nicht mal sooo schlecht war). Nachts hielt mich das Geknarze, das Getrappel und vermutlich die ein oder andere Panikattacke wach. Kurzum: Im Moment wäre ich lieber tot, als auf diesem Schiff.
"Oh ihr Götter, was habe ich nur verbrochen?", murmelte ich, flach ausgestreckt auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend. Doch je länger ich starrte, desto mehr schienen sich die Holzbalken zu drehen, also schloss ich die Augen. Es half nicht wirklich.
Von Zeit zu Zeit legte meine Leibsklavin ein feuchtes Tuch auf meine Stirn. Angesichts ihrer eigenen Hautfarbe schien sie selbst sich allerdings auch nicht besonders zu fühlen.

Mir war schon während der Fahrt in der Kutsche immer übler geworden, allein der Gedanke an ein Schiff schien zu genügen, mich seekrank zu machen. So war ich auch keineswegs übereifrig darin, den Kopf hinauszustrecken und unser Transportmittel zu betrachten.
"Oh... toll.", erwiderte ich und rang mir ein schwaches Lächeln ab.

Ich sah an mir hinab, warf noch einen Blick auf das Zimmer, dass immer leerer wurde und nickte.
"Ab nach Ostia."

Ich seufzte und verdrehte die Augen.
"Na, ich habe mich von allen verabschiedet. Ich wusste nur nicht ob Du... also scheinbar nicht."
Brummig ging ich Richtung Tür.
"Also, sollen wir los?"

"Ach, ganz früher meinst Du.", seufzte ich. Tjaja, das waren noch Zeiten gewesen.
"Das ist ja schon so lange her... zumindest kommt es mir lange vor. Aber ich fürchte, die Zeiten der Senatoren, die etwas anderes tun, als herumsitzen ist endgültig vorbei."
Lucilla wurde roter, eindeutig von der Hitze. Die Arme. Dabei hatte sie doch nur eine Tunika an, nicht zwei wie ich. Ich fragte mich, welche Farbe ich mittlerweile angenommen hatte. Rot? Rosa? Lilablassblau?
Schließlich winkte ich ab.
"Ach, nichtmal wenn wir das Blut des ein oder anderen Senators in Wallung geraten lassen, kommt etwas dabei heraus. Weißt Du noch, diese Hispanier-Sache? War Livianus nicht drauf und dran uns zu verklagen? Und was war? Wie immer, nichts. Dabei ist das doch ein Decimer. Auf nichts kann man sich heutzutage mehr verlassen."
Es war wirklich ein Kreuz mit denen. Egal was man tat... seufz.
Mit hochgezogener Augenbraue sah ich Lucilla an, als sie ihren Vorschlag kundtat. Doch je mehr ich darüber nachdachte... hm... dennoch, irgendetwas schien an ihrem Satz zu fehlen. Nur was?
Es fiel mir nicht ein und so grinste ich nur diabolisch.
"Richtig, der Kaiser ist weg, die Legion ist weg, die Prätorianer... "
Vor meinem inneren Auge baute sich langsam ein Plan auf: 'Terra Acta'. Muahaha!

"Nochmal Tauziehen? Ui."
Hätte die Auctrix nichts gesagt, dieser letzte Wettkampf wäre wohl gänzlich an mir vorbei gegangen.
"Wieso muss eigentlich ein Prätorianer bei den Zivilisten mitziehen? Irgendwie seltsam, oder?"

Wenn es nach mir ginge, könnte der Weg nach Ostia ewig dauern. Alles war besser, als auf dieses Schiff zu müssen, doch führte nun kein Weg mehr drum herum. Zur Sicherheit hatte ich vor einigen Tagen sämtlichen Göttern, die auch nur annähernd mit Meer oder Reise etwas zu tun hatten ein Opfer dargebracht. Wehe, das half nichts.

"Ja... mh... "
Mit einem Wink in Richtung der starren Sklaven bedeutete ich ihnen weiter zu machen, woraufhin die ersten beladenen Träger an Corvus vorbei nach draußen gingen. Der ein oder andere stöhnte unwillig ob der schweren Last auf seinem Rücken.
"Dann... äh... müssen wir uns noch von jemandem verabschieden?"

Für einen Moment herrschte völlige Stille in meinem Cubiculum. Sämtliche Sklaven hatten inne gehalten und sahen nun erst zu Corvus, dann zu mir. Ich beschränkte mich auf ein Grinsen.
"Verpackt ist alles.", erwiderte ich. "Nur noch nicht ganz auf dem Weg zum Fluss."
Wenn auch einige der Hausangestellten bereits die ersten Kisten schulterten, um sie nach draußen zu bringen.
"Wird nicht mehr lange dauern."

Mit beiden Händen deutete ich an mir hinab.
"Aber ich bin schon komplett reisefertig."
Angesichts der Tatsache, dass ich üblicherweise erst nach meinem Gepäck abreisebereit war, war ich ein wenig stolz auf mich.

Ungleich aufwändiger, als die Vorbereitungen meines Gatten liefen die meinen vonstatten.
Allerlei Kleidung, Andenken, selbst einzelne Möbelstücke waren für die lange Reise nach Aegyptus verpackt worden, einzig die Sklaven wurden nicht eingewickelt, die gingen schließlich nicht so schnell kaputt.
Hätte ich mehr Zeit gehabt, das Gepäck wäre sicher noch umfangreicher ausgefallen. Doch so beschränkte ich mich auf das "Nötigste" (zumindest meiner Ansicht nach). Mein Cubiculum glich derzeit mehr den Trajansmärkten bei Hochbetrieb, als einem Schlafzimmer. Bei Apollo, ich hasste Umzüge.
Das merkte man mir freilich nicht an. Ich kommandierte, dirigierte und arrangierte, als wäre es meine ganze Lebensfreude.

Zitat

Original von Camillus Matinius Plautius
Bitte bei Camillus Matinius Plautius meine Ehefrau Artoria Medeia im Tabellarium einpflegen. Ich scheine dazu nicht berechtigt zu sein.

Und dasselbe dann noch mal umgekehrt bei Medeia.

Und das Gleiche einmal für Decius Germanicus Corvus und Germanica Aelia

(Ahja, bei der Gelegenheit könnte man bitte gleich meinen Wohnsitz auf Alexandria umstellen.)

Danke, für die Mühe, dich ich mache

Schnell winkte ich ab.
"Macht ja nichts, irgendwie muss ich Corvus' ganzes Geld ja ausgeben. Und sei es für Briefe."

Mit einer wegwerfenden Geste machte ich deutlich, dass mir im Moment jedes Gesprächsthema lieber war, als mein starrsinniger Adoptivbruder.
"Dann lassen wir Sedulus Sedulus sein und sprechen nicht mehr darüber. Es nutzt ja doch nichts."

Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Wenn diese Überfahrt nicht wäre, wäre alles ja nur halb so schlimm.", seufzte ich. "Neptun vergebe mir, aber ich hasse Schiffe."
Oioi, dem sollte man vielleicht auch noch opfern. Oder Merkur. Oder... am Besten allen einmal
"Ich hoffe doch sehr, dass wir uns bald wieder sehen. Falls Du beispielsweise einer lästigen Familienfeiern entfliehen willst..."

"Natürlich werde ich das... bekomme ich als Verwandte des Legatus einen Sondertarif für die Postbeförderung?"

Ich hatte zwar wenig Hoffnung, doch einen Versuch war es wert. Hrhr.

"Seine Art geht mir auf den Nerv.", brummte ich missmutig. "Ob es unhöflich ist, wenn wir ihn, sollte er jemals in Alexandria auftauchen, nicht in der Statthalterresidenz wohnen lassen?"
Vermutlich. Hmpf. Widerwillig rieb ich mir die Augen.
"Aber zum ersten Mal gewinne ich der Reise nach Ägypten etwas wirklich positives ab: Ich muss nicht auf diese vermaledeite Hochzeit."

Ich seufzte mit - später würde man das als "Gruppenseufzen" bezeichnen - und zuckte mit den Schultern.

"Wenn ich ehrlich sein soll, hoffe ich das fast nicht. Ich sage doch so gern 'Ich habs Dir ja gesagt!'."

Von einem unliebsamen Thema kamen wir jedoch schnell wieder zum ersten zurück.

"Das Schiff liegt schon im Hafen, morgen werden wir dann wohl nach Ostia aufbrechen.", erwiderte ich mit gequältem Lächeln.
Einen Moment lang sah ich in die Richtung, in der Sedulus verschwunden war.
"Ist das eigentlich sicher? Dass er Sedulus' Sohn ist, meine ich. Er ist ihm so gar nicht ähnlich. Äußerlich, ja, aber das kann auch Zufall sein."

Ich schüttelte den Kopf, grinste Avarus schief an und beschloss, erstmal nichts mehr zu sagen
Doch das "Kleines" würde Sedulus eines Tages noch bereuen

[SIZE=7]Von ewigen Verlobungszeiten hat keiner was gesagt :P[/SIZE]

Hätte ich etwas getrunken, ich hätte mich prompt verschluckt. Wieder einmal bewunderte ich meine Vorraussicht
"Heiraten? Jetzt schon? Jössas."
Ich überlegte, wie lange die beiden verlobt gewesen waren... unwillkürlich beschlich mich der Gedanke, Sedulus war gar kein richtiger Germanikuss, war es doch gemeinhin bekannt, wie lange diese die Verlobungszeit ansetzen. Mit so einer Familientradition konnte man doch nicht einfach brechen
Avarus' Blick stumm erwidernd zuckte ich mit den Schultern.
"Du willst das sicher nicht hören, Sedulus.", setzte ich schließlich an. "Aber... vor einiger Zeit war auch ich mit einem Mitglied der Gens Octavia verlobt."
Kaum hörbar seufzte ich. "Und auch wir überstürzten alles, wollten schon kurz nach der Verlobung heiraten. Es ging in die Brüche und wie man heute sieht, war es besser so. Hör auf mich, warte noch. Wenigstens ein, zwei Monate, bis Du sie besser kennst. Sag nichts, Du denkst vermutlich Du kennst sie bereits in- und auswendig, doch dem ist sicher nicht so. Ihr könntet euch auch den Rat der Sibylle einholen, falls ihr dort noch nicht wart."
Wieder wanderte mein Blick zu Avarus.
"Doch wie ich die germanicusschen Männer kenne, wirst Du ohnehin nicht auf mich hören. Aber sag hinterher nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt."
Kopfschüttelnd musste ich ihm schließlich auch noch eine Absage erteilen.
"Was die Hochzeit selbst angeht... ich fürchte, zumindest Corvus und ich werden nicht daran teilnehmen können. Wir werden demnächst nach Aegyptus aufbrechen, Corvus wird danach erstmal nirgendwohin gehen können und ich selbst möchte ehrlich gesagt auch nicht, kaum dass ich angekommen bin, wieder zurückreisen."
Trotz allem schenkte ich ihm ein entschuldigendes Lächeln.

"Pah, das war einmal. Seit er bei der Zweiten für die Lager und den ganzen Schreibkram verantwortlich war, ist die Sehschärfe auch nicht mehr die, die sie mal war."
In Wahrheit hatte ich natürlich keine Ahnung ob er jemals besser gesehen hatte als ich, oder ob er nun schlechter sah. War auch egal

"Bald? Definiere bald.", forderte ich feixend.
"Bald, wie in fünf Tagen, oder bald, wie in fünf Jahren?"

"Ach, ich habe Augen wie ein Adler."
Ich sah oft nicht, was direkt vor meiner Nase war, aber am Ende der Straße - alles gestochen scharf
"Aber gut, damit Corvus es auch noch sehen kann, warten wir nicht, bis wir ganz alt und grau sind."

"Trinken? Och, nein, danke."
Ein wenig fühlte ich mich schon wie ein Gast in diesem Hause, dabei wohnte ich doch noch hier

"Parthien... hm... ja... "
Nachdenklich wog ich den Kopf hin und her.
"Naja, zur Not kommt eben Lucilla alleine.", frotzelte ich. "Wann willst Du sie eigentlich endlich vor den Traualtar zerren?"
Nun, da ich selbst endlich unter der Haube war, hatte ich natürlich gut reden, doch vor einigen Wochen war es mir ja nicht anders ergangen, als den beiden. Daher glaubte ich, es stünde mir nun ein wenig Wiedergutmachung zu

Ein schelmisches Grinsen verdrängte schnell den Ausdruck des Dankes aus meinem Gesicht.
"Creta, schau an. An sich hätte ich gegen einen Besuch ja nichts einzuwenden, aber denke daran, dass Du vorher bei unserem Kaiser um Erlaubnis fragst, nicht, dass dein eigener Verwandet Dich am Ende verhaften muss."

Sorgsam rollte ich indes das Papyrus wieder zusammen. Zwar besaß ich bereits ein Stück Land und Corvus wohl mehrere, doch dieses hier würde uns beiden gehören. Irgendwie ein sonderbarer Gedanke.

"Ich verspreche Dir, noch in diesem Leben werde ich Corvus dorthin schleifen. Vielleicht, wenn wir einmal alt und grau sind. Könnte ja unser Alterswohnsitz werden."
Schmunzelnd ob dieses Gedankens lehnte ich mich zurück und hatte plötzlich ein Bild eines Holzbänkchens mit zwei ergrauten Eminenzen vor einem Holzhäuschen vor Augen. Oioioi.

Mein drängender Gesichtsausdruck schien überhaupt nicht zu helfen. Im Gegenteil.
Weit weg von Aegyptus? Etwa...
Ich staunte nicht schlecht, als Avarus mir eröffnete, dass er uns ein Stück Land samt Haus schenkte. Von einer Sekunde auf die andere wandelte sich meine Mimik von neugierig/drängend zu verdutzt/deppat
"Du schenkst uns... jössas."
Etwas Geistreicheres fiel mir im ersten Moment nicht ein, doch ich war sicher, mein Onkel würde es mir nachsehen. Ein dankbares Lächeln auf den Lippen nahm ich die Schriftrolle entgegen.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... danke, Onkel."
Zur Feier des Tages bekam er einfach nochmal eine Umarmung.