Dann her mit deiner Anzeige
Beiträge von Germanica Aelia
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Innerlich musste ich grinsen über den Vergleich einer Wohnung mit dem Präfektenpalast. Nein, diese Aelier. Schon ein lustiges Völkchen. Jedoch kam die Sprache wieder schnell auf die Verwaltung und so zuckte ich mit den Schultern.
„Damals war das absolut üblich.“, entgegnete ich, während mir auffiel, dass sich „Damals“ schon wieder so unendlich lange anhörte. Oh Gott, ich war ja so alt... und dieser Kerl erinnerte mich auch noch daran -.-
„Abgesehen davon… zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht verheiratet, also… äh… gut, als ich dann Comes wurde waren wir verheiratet, aber… na ja, spielt ja keine Rolle.“
Muaha, ich warf hier lustig mit meinen ehemaligen Ämtern um mich. Nicht, dass ich Eindruck schinden oder gar prahlen wollte. Neeeein, das war nicht meine Art
Musterte der Kerl mich eigentlich schon wieder? Hatte ich mich zu früh für meinen Sklaven entschuldigt? Wieder schoss eine Augenbraue gefährlich in die Höhe, senkte sich jedoch im Laufe des Gesprächs wieder nach unten.
„Oh… ja… allerdings sind einige Postbeamte an sich auch ein wenig… sonderbar…“
Unwillkürlich dachte ich an den Scriba zurück, den man mir damals in Rom aufgebrummte hatte. Wie hieß der noch gleich… irgendwas mit Fus…
„Achja, mein armer Onkel. Immer auf der Suche nach Frischfleisch.“
Muaha, mein Onkel war ja sein Chef, wie mir soeben einfiel. Hähä
„So viele Haare? Tatsächlich? Den hätte ich zu gerne gesehen… vielleicht ein Mischling? Hier gibt es ja die unmöglichsten Sachen. Neulich habe ich jemanden auf den Märkten gesehen, der hatte zwei verschiedene Augen… also, Augenfarben. Eins braun, eins blau, stell dir vor.“ -
Erneut war es wohl einem gnädigen Gott zu verdanken, dass ich keine Gedanken lesen konnte... Es hing? Ja gings dem noch gut? Ich war top in Form
"Oh, danke.", erwiderte ich, als er die übliche Höflichkeitsbekundung hören ließ. "Musste gar nicht so viel ändern, nachdem wir hier eingezogen sind. Verglichen mit dem Haus in Mogontiacum zumindest."
Oooh, Mogontiacum... das war eine wahre Herausforderung gewesen. Und gerade als alle Umbauarbeiten fertig gestellt waren, hatten wir nach Rom zurückreisen müssen. Ein Jammer irgendwie.
Inzwischen dackelte der nächste Sklave mit einem Tablett heran, stellte Becher sowie zwei Karaffen ab - eine mit Wein (den für die nicht soooo wichtigen Gäste), eine mit Wasser und schenkte ein.
"Vertretung... äh... naja, das war nicht direkt für jemand anderen. Es war mehr deshalb vertretungsweise, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch den Posten des Magister Scriniorum inne hatte und keine zwei Posten hätte ausfüllen dürfen. Aber irgendjemand musste sich ja auch um die Post kümmern und so... naja."
Ou, das war wirklich lange her. 10 Jahre? 15? Lange.
"Taubstumme Boten hier? Mh... könnte Schlimmeres geben... Allerdings, allzu viel Betrieb war in Rom nicht, soweit ich mich entsinne. War meistens ausgesprochen ruhig. Vielleicht war damals Briefe schreiben nicht 'in'... oder so."
Schwachköpfige Sklaven, die nicht wussten wann sie den Mund zu halten hatten, wie ich heute erfahren hatte. Mpf. -
Als jemand, dessen Vater einen Großteil seines Lebens als eine Art antiker Philip Marlowe mit schlechterer Bezahlung zugebracht hatte, waren mir selbstredend keine urplebejischen Verhaltensweisen fremd. Zudem ich nach wie vor selbst in jene Verhaltensmuster zurückfiel, die ich wohl niemals loswerden würde, schließlich war auch ich nicht als Ritter, respektive Senatorentöchterchen geboren worden. Dinge, die der Aelier nicht wusste und ich würde den Teufel tun und sie ihm auf die Nase binden
Ich winkte also gnädig ab, wobei mir auffiel, dass der Koch noch gar nichts von seinem Glück wusste. Ein erneuter Ruf und wieder erschien ein Sklave, ein anderer diesmal. Ging wie am Fließband mit denen…
„Richte dem Koch aus, wir haben einen Gast zur cena.“
Weitere Anweisungen hielt ich für unnötig, der würde schon wissen, was er zu tun hatte. Wenn nicht gab es auch noch einen Platz in der Folterkammer, die unweigerlich früher oder später im Haus zu finden sein würde
„Und sieh nach, ob mein Gatte uns Gesellschaft leisten möchte.“, rief ich ein wenig undamenhaft hinterher.
"Ja... dann... wollen wir mal..."
Sprachs und ging voran... -
Aus dem Perystilium kommend, hatte ich mit Archias im Schlepptau den ein oder anderen Gang des Domus hinter mich gebracht und war schließlich und endlich im Oecus angekommen, wo einige geistesgegenwärtige Sklaven gerade dabei waren, alles für ein entsprechendes Mahl vorzubereiten.
"So, da wären wir.", verkündete ich, nahm auf einer der Klinen Platz und bedeutete dem Aelius sich auf einer (anderen) niederzulassen.
In Ermangelung von Gesprächsstoff - ich kannte den Kerl ja fast nicht - griff ich auf die üblichen Standards zurück: Wetter, Familie, Beruf.
"Wie ist es denn so, als Praefectus Vehiculorum in Alexandria? Du musst wissen, eine zeitlang hatte ich diesen Posten vertretungsweise in Italia inne."
Jaja, lang lang ists her. Seufz.Edit: Link
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Um Contenance bemüht nahm ich mit spitzen Fingern das Etwas entgegen, das nur noch entfernt an einen Blumenstrauß erinnerte und holte mit einem kurzen Ruf eine übereifrige Sklavin herbei, die ihre Begeisterung zu verlieren schien, als sie sah, was sie verwahren sollte.
„Bring das in… in… ähm… die…äh… Küche.“
Sie zögerte einen Moment. Vermutlich überlegte sie, ob das etwas zu essen war. Als mein Blick jedoch begann durchdringend zu werden, beschloss sie unterwegs weiter zu grübeln und entschlüpfte in die Gänge. Gutes Personal war heutzutage wirklich Mangelware. Ebenso wie höfliche Beamte, doch ich sagte nichts und verkniff mir das Grinsen.
„Natürlich bist du herzlich eingeladen, die Künste meines Kochs Timeas Malceris zu erproben. Es sei denn neutrales Terrain wäre dir lieber.“
Ich verkniff mir ebenso ein Zwinkern. Und den Ruf „Einmal Schaufel und Besen für Gang 5“ angesichts des Erdhäufchens zwischen uns.
Malceris war im Übrigen ein hervorragender Koch. Allerdings hatte er diesen nervtötenden Sprachfehler… na ja, man konnte eben nicht alles haben. -
Eigentlich hatte ich keinen Hunger. Eigentlich hatte ich erst was gegessen. Eigentlich wäre der Koch wieder beleidigt, wenn ich nun auswärts essen ging…
Andererseits hatte ich dem armen Kerl nun so Unrecht getan, dass ich gewisse Schuldgefühle in mir aufwallen spürte. Wenigstens ein Mittagessen würde ich ihm wohl spendieren können. Einen Seufzer unterdrückend nickte ich schließlich.
„Ja… ja, essen ist gut.“, erwiderte ich und kratzte mich am Kopf.
„Soll ich die“, ich deutete mit der anderen Hand auf die… nennen wir sie „Blumen“, „entsor… äh, versorgen lassen?“
So unschuldig und versöhnlich wie möglich begann ich zu lächeln. Es wollte so gar nicht zu den Gedanken passen, die in meinem Kopf umhergingen. In der Regia gab es doch sicher eine nette Folterkammer… so ein paar Überbleibsel aus der Pharaonenzeit. Ich würde mich bei Gelegenheit wohl mal danach erkundigen. Nur für den Fall, dass Odin wieder auftauchte -
Stille legte sich übers Perystilium. Keine einfache Stille, nicht jene Art Stille, wie sie bisweilen entstehen kann, wenn kein Mensch etwas sagt. Es war eine alles verschluckende Stille, die völlige Abwesenheit jedes Geräusches. Nein, diese Überraschung war nicht gespielt, ganz bestimmt nicht…
Nicht minder dumm aus der Wäsche wie Archias schaute wohl ich, denn es war so unsinnig, was er sagte, dass es einfach wahr sein musste. Allerdings kam ich zu dem Schluss, der er das Talent des Leute-beleidigens-ohne-es-zu-wollen tatsächlich in die Wiege gelegt bekommen hatte. Mein Kopf ruckte herum, zu jener Stelle, an der Odin bis vor Kurzem gestanden hatte.
„Od… achja, der ist ja… hmpf.“
Noch immer brodelnd wandte ich mich an den Aelius.
„Hier liegt wohl ein… Missverständnis vor.“, brummte ich, die Stirn in tiefe Falten gelegt. „Ich werde mit dem Schwach… dem Sklaven… sprechen, sei dir dessen sicher.“
Sprechen, auspeitschen, kreuzigen… irgendetwas in der Art.
Was hatte ich nur verbrochen, dass die Götter immer mich derartig bestraften? Es wollte mir nicht in den Kopf. Sfz. -
Whowhowhow? Was war ich denn, ein Pferd, das man mit gutturalen Lauten beruhigen musste? Nun, es funktionierte nicht so richtig, ich hob allerdings die Augenbrauen. Irgendwie musste man seine Verwunderung ja ausdrucken. Und wieder wurde mein Blick durch die Blumen angezogen. Dieses Gestrüpp, was hatte er sich nur dabei gedacht?
„Oh, ich bitte dich. Deine Prahlerei vor meinem Sklaven, die meine ich, als ob du das nicht zu gut wüsstest. Und sicherlich, das hast du mir nicht ausrichten lassen. Doch mein Sklave weiß nun mal, wem er Treue schuldet und so hat er es mir gestanden.“
Vielleicht kam Odin ja doch noch zu seiner Belohnung, so viel Loyalität fand man schließlich nicht überall. Hm, vielleicht eine neue Tunika. Oder ein paar Sandalen aus Hippopotamusl… nein, eher nicht.
„Wissentlich oder nicht, du hast es getan. Wenn du das nächste Mal wilde Affären erfindest – solltest du jemals wieder dazu kommen – such dir besser jemanden aus, der hieran Gefallen findet!“
Ein Indianer hätte wohl „Hugh“ angefügt, aber da ich diese Spezies nicht kannte, ließ ich es bleiben. -
Wie gut, dass ich keine Gedanken lesen konnte, der Aelier wäre ansonsten wohl nicht mehr heil aus der Regia herausgekommen, ganz gleich ob er im anderen Punkt nun schuldig oder unschuldig war.
Bislang dachte ich, nur die unfähigen Sklaven, die sonderbarerweise immer ich einzusammeln schien, hatte die Art Blick drauf, wie Archias ihn soeben offenbarte. Scheinbar lag ich da falsch, den er perfektionierte diesen ‚Hä?’-Blick wirklich und wahrhaftig. Ich wäre beeindruckt gewesen… wäre ich nicht so sauer.
“Oh, um die Grüße geht es nicht.“, brummte ich, wenngleich ich wusste, dass er wusste, dass es nicht um die Grüße ging. Dachte ich. “Es geht ums ‚Sowas eben’. Und nun steh endlich dazu wie ein Mann und ertrage die Folgen!“
Im Grunde genommen konnte es mir ja wurscht sein, ob er sich nun seinem Schicksal ergab oder nicht – entkommen konnte er ihm auf keinen Fall. Ha. Auf den verschwundenen Sklaven angesprochen schürzte ich jedoch wieder die Lippen.
„Wage es nicht, nun auch noch meinen Sklaven zu beleidigen, du… du... hmpf!“ -
Verglichen mit einem Marktweib war ich natürlich ungleich gefährlicher... ich war wesentlich nachtragender
Er spielte das Spielchen weiter, nun gut, wenn er es so haben wollte. Offenbar hatte man ihm nicht beigebracht, dass in solchen Dingen immer die Frauen gewannen, schlicht und einfach weil sie ungleich gemeiner werden konnten, als Männer es sich je erträumten.
Gerade als ich jedoch darauf hinweisen wollte, er solle diese vertrauliche Anrede sein lassen, besann er sich und wählte den kompletten Namen. Naja. Pah, das würde ihm nun auch nichts mehr helfen. Ich zog die Nase kraus und verengte meine Augen kurz zu Schlitzen. Wieder versuchte er den Unwissenden zu geben, glaubte wohl sich auf diese Weise herauswinden zu können. Doch der Kopf war in der Schlinge und die würde ich nun fest ziehen.
"Mein Sklave meinte genau das Gleiche wie ich. Und du weißt sehr wohl, was das ist. DU hast ihm ja schließlich gesagt, was er mir ausrichten soll, nicht wahr? Und du hast ihm die abenteuerlichsten Geschichten erzählt, von denen ich lieber keine einzige im Detail hören möchte."
Brrr, gar nicht auszudenken was in der schlüpfrigen Fantasie dieses Mannes so vor sich ging.
Wie er so da stand und mit den Schultern zuckte, hätte ihm ein weniger misstrauischer Mensch wohl sogar seine Ausrede abgekauft. Doch ich nicht, ich mit meinen... *hust*29*hust* Jahren wusste es besser, hatte ich in meinem Leben doch wahrlich genug erlebt, um mich nicht mehr an der Nase herumführen zu lassen. -
Nur noch kurz zuckend lag der tote Leib des Aeliers am Boden, durchbohrt von...
... wenigstens in meiner Fantasie, den könnten Blicke töten, so wäre Archias wohl bereits beim Eintreten tot umgefallen.
Schlimm genug, dass er mich hier so schamlos anbaggerte, aber musste er nun auch noch den Dummen spielen? Recht überzeugend, das musste ich zwar zugeben, aber nicht überzeugend genug. Ich war ja nicht von gestern und erkannte einen Lügner, wenn ich ihn vor mir sah.
"Ja, hintergehen. Nun tu bitte nicht so, als sei es völlig harmlos und alltäglich was du vorhast... hattest. Sollte es dir so erscheinen, dann versichere ich dir, in diesem Hause und in dieser Familie nicht! Wir achten die römischen Tugenden und ergehen uns nicht in... was auch immer bei euch üblich zu sein scheint. Ehrlich gesagt bin ich bestürzt, dass ein Angehöriger der Gens Aelia derart verdorben ist."
Ooooh, ich war stinkwütend. Stiiiiiinkwütend. Der Kerl würde sein blaues Wunder erleben, das schwor ich mir. Nie wieder würde er in Alexandria einen Fuß auf den Boden kriegen, ha!
"Und glaube ja nicht, diese Geschichte würde ohne Folgen bleiben. Mein Mann, der Praefectus, wird davon erfahren, dessen kannst du dir sicher sein. Und ich denke nicht, dass er sehr erfreut sein wird."
Stolz reckte ich den Kopf in die Höhe. Der Unterschied zu vorher war zwar verschwindend gering, aber ich fühlte mich nun wesentlich größer. -
Mein Blick folgte wiederum Archias' Blick. Hinab an mir, musternd, gierig, wie ein Liebhaber, der er wohl gerne wäre, zog mich geradezu aus mit seinen Augen... Uuuuuuuh... kochend vor Wut ballten sich meine Fäuste, sodass die Knöchel weiß hervortraten.
"Wie viele Frechheiten glaubst du eigentlich, werde ich noch einfach so erdulden?"
Der Fuß hörte auf zu wippen und schloss sich seinem Kollegen an, der begann den Rest des Körpers auf Archias zu zu tragen. Einer meiner Zeigefinger landete auf der Brust des Aeliers. Ein Fehler so nahe vor ihm zu stehen, wie mir nun auffiel, schließlich war ich nicht die Größte und musste daher aufblicken.
"Ich bin eine verheiratete Frau, wie du wissen solltest. Und ich gedenke nicht, meinen Mann derartig zu hintergehen."
Der Finger trat den Rückzug an, wurde schließlich mit den anderen hinter meinem Rücken gekreuzt, während ich zu meinem Ausgangspunkt zurückwanderte. Hm, seltsam, wo war denn Odin auf einmal hin? -
Nicht direkt? Wenn er nicht wegen einer Entschuldigung kam, dann blieb wohl doch nur der Schluss, dass er versuchte mich rumzukriegen. Olympus, diese schamlosen Gri… halt, war ja gar kein Grieche. Irgendwie bekam ich das Gefühl, dass meine Augenbrauen den Drang verspürten, heute mal meinen Haaransatz zu besuchen. Es gelang ihnen fast, aber sicherlich kamen sie ihm näher als je zuvor, ohne dass ich es hätte verhindern können. Soviel Dreistigkeit war schon erstaunlich.
„Bitte?“, fragte ich ungläubig, während zeitgleich einer meiner Füße sich verselbstständigte und ungeduldig auf und ab zu wippen begann. Wieder musste ich die zum Tode verdammten Pflanzen in Archias Hand ansehen. Was hatte er damit nur bezwecken wollen? Wenigstens hörte er auf so deppat zu Grinsen. Pft.
„Du… bist also gekommen, um mich zum Essen einzuladen?“
Unglaublich. Fast bewundernswert sich derart blind in die Höhle des Löwen zu stürzen. Und irgendwie auch ziemlich leichtsinnig, um nicht zu sagen selbstmörderisch. Und nun begann er doch wieder so freundlich zu schauen. Unwillkürlich schoss mein Blutdruck in ungeahnte Höhen.
Gut durch. Ohja, ich würde ihn gut durch braten. Auf kleiner Flamme rösten… -
Es gab wohl keine Worte, um meinen Gesichtsausdruck zu beschreiben. Zumal er sich von Sekunde zu Sekunde wandelte. Zornig, verwirrt, ungehalten, sauer, wütend… als das beschrieb kaum, wie ich Archias ansah.
Odin begriff schnell (sehr untypisch) und zog sich flugs zu jener Wand zurück, die von mir am weitesten entfernt war. Ich selbst wandte den Blick vom Aelier ab, hin zu jenem Gestrüpp, das er in Händen hielt. Fast andächtig folgte ich der herabrieselnden Erde, die ein kleines Häufchen auf dem Boden bildete. Der Kerl hatte wahrlich einen seltsamen Sinn für Humor. Ich riss den Blick los, bemüht mich nicht weiter ablenken zu lassen. Dass das Ganze wohl als Geschenk gedacht war ignorierte ich geflissentlich, ebenso wie das unpassende Grinsen, das ihm sicher noch vergehen würde. Also bitte…
„Grüße…“, murmelte ich und zog die Augenbrauen nach oben, während der Sklave einen vernichtenden Blick erntete (Böser Blick, 20 direkt…). Hatte der etwa nicht ausgerichtet, was er ausrichten sollte? Eine Begrüßung sparte ich mir ebenso, sondern kam lieber gleich zur Sache.
„Ich nahm eher an, du kommst wegen einer Entschuldigung.“ -
Ein Seufzer, der Steine zum Weinen gebracht hätte, entfuhr Odin, dem unglücklichsten aller Sklaven, als er schließlich gramgebeugt nickte. Er glaubte nicht, dass seine Herrin keine Zeit hatte. Selbst wenn sie keine hatte, würde sie sich für dieses Spektakel Zeit nehmen, ganz gewiss. Ebenso wie sie sich die Zeit nehmen würde, seiner Hinrichtung zuzusehen. Oooooooh.
Nicht ohne noch ein paar Mal zu seufzen schritt er voran, bis zum Domus des Praefectus, wo er Archias im Atrium abstellte und seine Herrin suchte. -
Ich hatte mich, nachdem ich mich in meinem Cubiculum noch geraume Zeit über den Aelier und seine Unverfrorenheit geärgert hatte (lautstark) ins Peristylium begeben, als Odin von seinem Botengang zurückkehrte und mir offenbarte, dass er scheinbar etwas mitgebracht hatte – den Aelier selbst.
Bei allen Göttern, was wollte der denn hier? Also, wenn er glaubte, dass er mich auf diese Art rumkriegte und so seinen Geschichten einen wahren Kern gab, hatte er sich aber geschnitten
Mit unwirrschem Winken bedeutete ich Odin, dass er den unverschämten Kerl hereinbringen sollte. Ich beließ es vorerst einmal bei böse schauen und verschränkte meine Arme. -
Odin, der Sklave, hatte ganz offenkundig bereits mit seinem Leben abgeschlossen. So hob er matt eine Hand zum Gruß, die Torwache würde ihn sicher erkennen, so oft wie er hier hin und herrannte, und lächelte schief.
„Bin ich.“, seufzte er.
In der nächsten Sekunde schalt er sich einen Dummkopf. Hier hätte er den Kerl doch loswerden können. Einfach behaupten, das war ein Attentäter und mit einem Schlag alle Probleme beseitigt. Dummerweise war es ja nun schon wieder zu spät dafür, er hatte ja bereits zugestimmt. Grah. -
Der Mund des Sklaven war bereits wieder aufgeklappt, setzte zu einer Erwiderung an, als der Aelier ihn umrundete, brachte jedoch nur das übliche „Äh…“ heraus. Ohihrgötterohihrgötterohihrgötter… Löwen. Ganz bestimmt. Sie würde ihn den Löwen zum Fraß vorwerfen. Ach halt, nein, sie waren ja in Alexandria… Krokodile also. Ja, diese fiesen Biester… brrr…
„A…ber…“, wandte er noch ein, als Archias den Raum bereits verlassen hatte. „Ooooooh.“
Um zu retten, was zu retten war, verließ Odin schließlich den Raum und hängte sich im gedrosselten Yalla-yalla-Tempo an den Aelius auf seinem Weg zur Schlachtbank. -
Er hatte es gewusst. Hatte er’s nicht gewusst? Er hatte es gewusst! Bei allen Göttern, wie kam er hier nur wieder heil raus? Aber genau genommen… seine Hände schnellten in die Höhe, abwehrend und seine Unschuld beteuernd.
„Nichts, was du nicht gesagt hast, was ich ihr sagen soll, was sie gesagt hat… äh… also… wie war das im Mittelteil? Was du gesagt hast, das sie gesagt… nein, was sie gesagt hat, nachdem du gesagt hast, nachdem sie gesagt hat… du hast gesagt, nachdem sie gesagt hat, nachdem du gesagt hast, nachdem sie gesagt hat, ich soll dir was ausrichten… also, ich hab nur ausgerichtet, was du gesagt hast und nicht, was du nicht gesagt hast.“
Ein Mensch mit halb so viel Hirn wie Odin wäre nun zuckend auf dem Boden gelegen. Er war klüger. Er stand noch, doch seine linke Hand konnte sich eines Zuckens nicht erwehren.
„Äh… glaub ich.“
Vermutlich sah er ebenso unintelligent aus, wie er sich gerade fühlte – womit er im Übrigen vollkommen Recht hatte. Die triefende Nase, die recht gut zu den wässrigen Augen passte, das strubbelige Haar und die schiefe Haltung taten natürlich das Ihrige dazu. Wenigstens hatte er aufgehört zu wippen. Ein Sklave wusste schließlich, wann er einem Befehl zu gehorchen hatte.
In einem letzten Versuch, die Situation für sich zu retten lächelte er schief und zuckte mit den Schultern.
„Weiber, he?“