Beiträge von Duccia Venusia

    Seine Domina hatte ihn in ihrem Namen hier in diese Taverne geschickt. Sie hatte von einem Aushang auf dem Markt durch einen anderen Sklaven erfahren und nun war er hier. Sollte es zu Verhandlungen kommen, hatte er auch eine Vollmacht seiner Domina dabei um in ihrem Namen verhandeln zu dürfen. Sie hatte ihm auch ganz genaue Anweisungen zu den Preisen gegeben. Nun stand er hier in der Taverne und ging hinüber zum Wirt, den er mit den Losungsworten begrüßte. "Kaufen will ich kaufen."
    Gespannt wartete er was nun geschehen würde und er hoffte seiner Domina helfen zu können. Die Duccia war irgendwie auf den Gedanken gekommen ihrer Familie nun doch wieder in der Nähe von Roma eine Heimat zu schaffen. Seit dem Tod ihres Mannes lebte sie bei seiner Familie und nun schien sie sich davon jedoch trennen zu wollen.

    Venusia betrachtete ihren Sklaven eine Weile und nickte dann schließlich.
    "Ik gloeb scho. De bekumst weng Munz und de kanns se back leegen und wennst frigelasen würst een newes Leven staten."
    Ein neues Leben hatte sie damals auch versucht zu beginnen und was hatte es ihr gebracht? Sie war weit weg von ihrer Familie, sie war wieder allein und ihre Kinder konnte sie nicht behalten. Da fiel ihr auch wieder ein was sie auch noch mit ihrem Sklaven zu besprechen hatte.
    "Kunnst goed kämpen? Ik schicken mijn Kinds to een Onkle.Ik will in eene klein Grup wegföhren. Net veel Leut."
    Sie hoffte, dass er ja sagen würde. Sie wollte nicht viele mitnehmen und noch weniger einweihen. Sie würde den Kindern einen Brief an Livianus mitgeben und hoffen, dass er sie aufnimmt. Sie würde ihm darin alles erklären und einfach nur hoffen.

    Was ihr Sklave ihr sagte, hatte sie schon lange vermutet. Das Heimweh konnte sie nur all zu gut nachvollziehen. Wem würde es da wohl anders gehen? Kurz flammte Mitleid in ihren Augen auf und dann besann sie sich wieder darauf, dass dieses Mitleid nicht angebracht war. Sie musste stark sein oder vielleicht auch einmal nicht. Sie war immer stark und was hatte es ihr gebracht? Sie saß in Roma, würde bald ihre Kinder fortschicken müssen und hatte dann niemanden mehr in ihrer Nähe, der ihr das Gefühl von Familie und Heimat geben konnte. Vielleicht würde dieser Sklave und sie sich gegenseitig helfen können. Also beschloß sie ihm ihre Geschichte zu erzählen, dann konnte er für sich entscheiden was er ihr von sich erzählen würde.
    "Ik kenn des Hoemweh sehr good. Mein Familie loebte mol im gebiet der Amsivarier. Wer worden von de Nachbarstamm angegriffn und besiegt. Wa mussten fliehn und einige von uns sind nach Mogontiacum und andere nach Britannia. Ik heppn lange gelebt in Britannia bis wa auch da angegriffen wurden. Min Familie wurde umgbracht and ik wurdn genommen als Sklave"
    Um zu beweisen, dass sie die Wahrheit sprach, zog sie ihre Tunika etwas über ihre Schulter und zeigte ihm einen kleinen teil ihrer Narben, die sie seitdem mit sich trug.
    "Ik wurdn aba gerettet von min Familie und konnt bei de Römers ein neuwes Loeben starten."
    Dann blickte sie ihn fest an.
    "Im Moment kann ik dia net hoelpen. Ik kann nur versuchen dei Zeet hia so agenehm wie möglich to machn. Wenn du mia weiter huelfst, kannst bald wieder hoem gehen."
    Sie atmete tief durch und hoffte inständig, dass er verstand was sie ihm sagen wollte. Sie wollte ihm ja gern helfen, aber das brauchte Zeit und wenn sie vielleicht wieder mal in ihre Heimat kommen sollte, würde sie ihn gehen lassen wenn er das wollte. im Moment jedoch musste er hierbleiben sonst würde es ihm nicht gut ergehen und das musste sie ihm klar machen.
    "Wo bie die Germanen hast früwer gelebbt?"
    Vielleicht konnte sie ihn so animieren etwas mehr zu sagen.

    Nach einigen Momenten hatte er den Weg zu ihrem Zimmer gefunden. Venusia deutete auf einen Sessel, der ihr gegenüber stand.
    "Bitte setz dich. Danke, dass du gekommen bist."
    Sie atmete kurz durch und versuchte sich an den Ablauf des Gespräches zu erinnern, den sie sich zurecht gelegt hatte. Vor langer Zeit eigentlich schon. Alan wirkte einfach so verschlossen, dass sie ihn nicht drängen wollte, aber nun musste es sein. So war ihr Plan einfach schon so lange her und die Erinnerung etwas getrübt daran.
    "Es freut mich zu hören, dass dein römisch besser geworden ist.
    "Leet us doch germanisch snacken. Ik denke, dit is better. Wie geit et dir hie?"*
    Venusia hoffte, dass er in der Zwischenzeit etwas gesprächiger geworden ist und er vielleicht etwas sagen würde. Große Hoffnung hatte sie nicht, aber vielleicht klappte es ja.



    * Übersetzung: Lass uns doch germanisch sprechen. Ich denke, das ist besser. Wie geht es dir hier?

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Rufus


    Kurz sahen die Zwillinge sich. Sie wussten nicht was sie darauf sagen sollten. Sie hatten es kennen gelernt einen vater zu haben und er war ihnen genommen worden. Er war bei ihren Ahnen. Etwas traurig blickten daher beide ihren Mitspieler an.
    Sevilla war die erste, der etwas einfiel was sie sagen konnte. "Es mag sein, dass du das denkst. Dein Vater ist nicht da und nimmt etwas anderes wichtiger als dich. Das ist eine große Enttäuschung für dich. Aber vielleicht ändert sich das auch noch. Vielleicht hat er irgendwann nicht mehr so viel zu tun und mehr Zeit für dich. es wird dich jetzt nicht trösten. Du magst deinen Papa jetzt hier haben."
    Dann meldete sich Secundus zu Wort. "Hast du nicht vielleicht einen Onkel oder anderen Verwandten, den du dir als Vorbild nehmen kannst?"
    Er selbst hatte einige davon. Er musste sich nur noch entscheiden wer das werden sollte.
    Das Spiel war für den Moment eingeschlafen da die Runde zu Ende war. Es sollte ein weiteres folgen.



    Zitat

    Original von Duccia Vera


    Innerlich seufzte Venusia auf. Das Leben war kein Wunschkonzert und man musste sich damit abfinden. Aber des lieben Friedens Willen würde sie das Wort Pflicht nicht mehr in den Mund nehmen. Es enttäuschte sie aber, dass die Einsicht sich nicht zeigen wollte.
    "Natürlich werde ich dir Bescheid sagen wann wir Roma verlassen. Die Kinder scheinen sich wirklich gut zu verstehen und wenn sie Spaß haben kann es zu ihrer aller Nutzen sein, wenn sie sich immer mal wieder treffen würden. Was denkst du eigentlich zum Essen. So langsam habe ich etwas Appetit. Wie sieht es mit dir aus?"
    Während sie nach dem Gefäß mit dem verdünnten Saft griff und ihnen beiden einschenkte.
    "Die Grüße werde ich ausrichten. Wegen der Briefe werde ich sehen. Vielleicht werden sie ja ordentlich zugestellt und sie haben keine Zeit zu antworten. Es sind sehr unruhige Zeiten."
    Als Sontje von dem Jungen sprach sah sie wieder zu ihm.
    "Es muss schlimm für ihn sein. Ich kann mich an meine Zeit erinnern nachdem meine Eltern ermordet wurden. Vielleicht kannst du es schaffen für ihn eine Art Ersatzmutter zu werden. Du scheinst auf einem guten Weg dahin zu sein. Er braucht jemanden auf den er zählen kann, dem er sich anvertrauen kann. Die Schule wird sicher ein Teil des Ganzen werden, aber du kannst in anderes sein."

    Bisher hatte sie ihren Sklaven noch nicht so viel gesprochen. Er schwieg eisern und gab wenig über sich preis. Zum einen konnte sie es verstehen zum anderen ärgerte es sie. Er würde ihr sicher nie glauben, dass sie ihm einen Gefallen getan hatte. Alan kannte die Freiheit und diese war ihm genommen worden. Das jedoch kannte sie auch.
    Die letzten Monate hatten sie viel Kraft gekostet und bisher hatte sie sich noch nicht für die Unterhaltung mit diesem Sklaven bereit gefühlt. Das Gefühl, dass es mehr Kraft brauchen würde um so länger sie dies aufschieben würde, drängte sich ihr mehr und mehr auf. Es musste also sein. Sie hatte nach ihm schicken lassen und wartete nun auf ihn.

    Wieviel hatte sie in letzter Zeit zu tun gehabt. Nach dem großen Streit mit Seiana war sie in ein tiefes Loch gefallen. Danach hatte sie angefangen über sich und ihr Leben und das ihrer Kinder nachzudenken. Hier bei dieser Frau würde sie sie nicht lassen. Sie kannte noch andere Möglichkeiten die Kinder aufwachsen zu lassen und ein gewisses Maß an Einfluss geltend machen zu können. Es gab andere decimii die sie kannte, die mit Magnus direkt verwandt waren und bei denen sie wusste, dass die Kinder die Erziehung erfahren würden, die sie für gut befand. Es fiel Venusia wirklich nicht leicht in einen Krieg ziehen zu müssen. Wie gern hätte sie sich mit seiana gut verstanden. als Bittstellerin hingestellt zu werden war etwas, das sie sich nicht verdient hatte. wenn es Krieg geben musste, dann war sie bereit dafür.


    Massas Brief rührte sie sehr. Es tat ihr leid, dass er nun auch Ärger bekommen hatte. Danbei wollte er doch nur freundlich sein und sie und ihre Wünsche ernst nehmen. Sie musste ihm unbedingt antworten. Vielleicht schaffte sie es ja auf dem Fest, das Serapio anberaumt hatte oder sie traf ihn vielleicht bei einem Besuch hier in der Casa. Zumindestens von den Sklaven hatte sie gehört, dass er schon einige Male hier war. es freute sie sehr, dass die Tunikae ihm gefielen und sie würde ihrer Tochter natürlich diesen Teil des Briefes vorlesen. Das würde sie auch sehr freuen. Vielleicht konnte sie dann auch das tolle Kleid für die Puppe zeigen. Mit einem Lächeln rollte sie den Brief zusammen und legte ihn in die Schublade ihres Tisches. Es war schön zu wissen, dass sie nicht nur wegen der Kinder geduldet wurde.

    Zitat

    Original von Alan


    Seit einiger Zeit hatte Venusia sich von ihrem Vorsatz selbst keine Sklaven zu besitzen abgewandt. Nach den Problemen mit der Familie ihres Mannes wollte sie unabhängiger und eigenständiger sein. es war gut gewesen, dass sie so aufgerüttelt worden war. Ihre Welt hatte bisher aus der Ansicht bestanden, dass es einen Familienzusammenhalt wie sie ihn von ihrer Sippe gewohnt war auch bei anderen Familien geben könnte. Dem war nicht so. Es waren wirklich zwei Welten, die sie kannte. Sicherlich war sie einigen aus der Familie ihres Mannes dafür dankbar, dass sie für sie da waren und auch immer sehr freundlich ihr gegenüber waren. Das würde sie nie vergessen.
    So war es also zu ihrem Sklavenvorhaben gekommen. Sie wollte einen eigenen haben und vielleicht wenn sie damit gut zurechtkam später auch noch ein oder zwei mehr. Den Sklavenmarkt zu besuchen hatte sie viel Überwindung gekostet. Ihre Erinnerungen an diese Zeit schienen einfach nicht verblassen zu wollen. Auf dem Markt gab es viele Sklaven. Doch nur einer hatte sie sofort gefesselt. Es war ein Germane und er schien stark zu sein. Vielleicht hatte sie einfach die Hoffnung ihm irgendwie zu helfen. Das jedoch schien ihr bisher nicht gelungen zu sein. Sie konnten sich zwar verständigen aber dabei blieb es auch. Vorher er stammte, hatte sie noch in Erfahrung bringen können. Zum Rest schwieg er jedoch eisern.



    In dem Gedränge fühlte sie sich unwohl und war froh einige Sklaven dabei zu haben, die im Ernstfall Abstand zwischen sie und die anderen bringen konnten und das musste Alan dann auch. Im ersten Moment war sie sehr überrascht und sah den Mann böse an, der Sevilla zu nahe kam. Dann drückte sie Alan den Korb in die Hand und kniete sich vor ihrer Tochter hin. Ihre großen Augen normalisierten sich langsam wieder und der Schreck verschwand aus ihrem Gesicht. Sie sah zu dem Sklaven auf und lächelte ihn an.
    "Danke för dien Helfe."
    Dann sah sie zu Venusia und wollte wissen ob sie das richtig gesagt hatte. Diese nickte und sah den Germanen dann auch dankbar an.
    Danach ging es weiter. Den Korb nahm Venusia wieder an sich und verteilte weiter.

    Venusia hatte sich bereit erklärt mit einem Korb durch die Reihen der Besucher zu gehen und die Gaben der Familie an die Armen zu verteilen. Ihr zur Seite sollte ihr ihre Tochter stehen. So hatte sie es mit Serapio versprochen. Dieser würde sich mit ihrem Sohn an diesem Tage beschäftigen. So langsam hatte er seine eigenen Vorstellungen von einer Tagesbeschäftigung und diese waren nur noch selten die gleichen wie sie seine Schwester hatte.



    Es war ein wirklich schöner Tag. Es war ihr nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Sie hatte sich schon festlich angezogen, aber auf das Anbringen von viel Schmuck verzichtet. Wenn sie Gaben an die Armen verteilen sollte, wäre es sicher nicht angebracht sich in sämtliche Geschmeide zu hüllen, die sie besaß. Die Ohrringe, die sie beim Besuch mit den Kindern und Massa bekommen hatte, trug sie heute und eine dünne Kette, die dazu passte. Auch Sevilla trug einen kleinen Korb. Einige Leibwächter sollten sie vor all zu aufdringlichen Bittstellern schützen. Die Reihen wurden immer voller und es wurde mit der Zeit immer schwieriger sich durch die Leute zu drängen. Den Auftrag jedoch wollte sie erfüllen und so gab sie Brote, Käse und Obst aus, wechselte einige Worte mit den Leuten und wiederholte es immer und immer wieder. Ihre Tochter an ihrer Seite, die es ihr gleich tat.

    Kurz sahen die beiden Kinder sich an und nickten sich dann zu.
    "Unser Vater ist nicht mehr da. Er ist gestorben. Es ist schon einige Jahre her und unsere Mutter hat noch nicht wieder geheiratet. Nur sie ist für uns im Moment da und einige Verwandte."
    "Aber er war auch davor mehr da. Wir waren eigentlich die ganze Zeit mit unserer Mutter hier in Roma. Unsere Eltern waren der Meinung, dass wir besser hier als in einem Castellum aufgehoben waren."
    "Aber ein Holzschwert ist auch was Schönes. Vielleicht kannst du es ja mitbringen wenn wir uns wieder treffen."
    Für die beiden Zwillinge stand schnell fest, dass sie den Jungen wieder sehen wollten wenn es möglich war.
    "Wir mögen Pferde auch. Mama kann sogar reiten. Ich weiß, dass sich das für eine römische Frau nicht schickt, aber ich würde es auch gern. Sie hat es in ihrer Heimat gelernt. Da darf man als Frau reiten."
    "Sie hat ganz früher in Germanien gelebt und kam dann her und traf unseren Vater und dann haben sie geheiratet."
    Nachdem Sevilla ihr Spielzeugpferd wild durchs Gras springen ließ, kniete Secundus sich nieder.
    "Rufus, komm mit dazu. Sevilla spielt das wilde Tier und wir beide bekämpfen es."



    Venusia blickte kurz zu Boden und sah Sontje dann fest an.
    "Wir leben im Imperium Romanum. Hier ist es üblich, dass eine Frau einen Mann hat. Noch kann ich Kinder bekommen und so ist es meine Pflicht mir einen Mann zu suchen. Wir sind leider nicht mehr in unserer Welt. Wir haben römischen Gesetzen und Vorschriften zu folgen wenn wir das Bürgerrecht haben. Also ist unverheiratet sein oder bis ans Lebensende eine Witwe zu sein, kein Option."
    Wie würde sie es begrüßen wenn es so wäre. Aber mit ihrem Stand und ihrem Lebenslauf war es eben keine Option unverheiratet zu bleiben. Leider!!
    "was genau er dafür bekommt, dass er Truppen überprüft, kann ich dir nicht sagen. Ich habe nur Briefkontakt mit unserer Familie und der ist nicht sonderlich ausgedehnt."
    Zu Sontjes weiterer Ausführung sagte sie nichts weiter. Was mit Sontje geschah oder geschehen würde oder geschehen war, das war nicht ihre Baustelle. So leid es ihr tat, aber es waren eben andere, die die Zügel in der Hand hielten.
    "Die Namen aus der Reisegruppe merke ich mir und auch die Grüße werde ich ausrichten wenn ich kann."
    Ein Haus voller Kinder, das wäre vermutlich wirklich eine schöne Freude.
    "Ob erst oder schon wieder und wieviel ganz genau, das kann ich wie gesagt nicht so genau sagen. manchmal habe ich das Gefühl, dass nicht alle Briefe ankommen und jeder hat was zu tun, da dauert es mit dem Schreiben."
    Zu Sontjes Bekunding wollte sie keine Wertung abgeben. Venusia war eine Frau alter Werte aus zwei Welten. Für sie war eine Beziehung zu Männern außerhalb der ehe oder einer festen Beziehung unvorstellbar. Nie würde sie so etwas tun. Das aber war ihre Einstellung nicht selten hatte sie schon erfahren müssen, dass andere offener damit umgingen. Das war dann deren Entscheidung.
    "Ich werde zu den Göttern beten, dass dir ein solch Mann über den Weg laufen wird und du nicht aus Zweien Einen machen musst."
    Dann blickte sie wieder zu den Kindern.
    "Ich finde es toll, dass du dich um den Jungen kümmerst wenn seine Eltern es nicht können. Ich finde es wichtig, dass jemand da ist wenn es sinst keiner sein kann, der es sein sollte."

    Warum nur wollte man sie ständig von ihren Kindern trennen. So langsam ging es ihr gehörig auf den Nerv. Wie oft musste sie eigentlich noch beteuern, dass sie sich der Tatsache durchaus bewusst war, dass ihre Kinder vollwertige Römer waren und zur Familie ihres verstorbenen Mannes gehörten. Hatte sie irgendwann gezeigt, dass sie das Gesetz nicht ehrte? Jetzt seufzte sie hörbar.
    "So lange ich nicht neu verheiratet bin, werde ich für meine Kinder da sein und bei ihnen leben. Das ist meine Auffassung von Familie. Ihr Vater wurde ihnen genommen, Faustus ist wie du selbst sagtest nicht da. Also werde ich es sein so lange es mir möglich ist und dafür stelle ich auch meinen Wunsch bei meiner Familie zu leben hinten an. Wenn du es wünscht, werde ich dir schriftlich versprechen die Kinder wieder zurück zu bringen, wenn dir das Wort einer ehemaligen Comes und Princeps Curiae und Ritterin nicht reicht."
    Das sie ihre diversen Titel und Aufgaben anführte, zeigte deutlich wie enttäuscht und auch wütend sie war. Sicher sie konnte die Sorge verstehen...
    "Nochmals...ich verstehe deine...eure Sorge um die Gens und nichts liegt mir ferner als eurer Gens zu schaden. Auch wenn die einzige Verbindung zu euch nur noch die Kinder sind so bedeutet sie mir auch etwas. Die Kinder sind Römer und das ist mir bewusst. Ich erziehe sie als solche auch wenn ich ihnen Parallelen und Gegensätze zu meiner Kindheit aufzeige. Sie sollen beide Welten kennen und schätzen lernen. Wenn du damit nicht einverstanden bist, dann solltest du den Kindern erklären. Ich werde das gewiss nicht übernehmen."
    Wer Venusia kannte, merkte deutlich dass sie verärgert war. Sie zeigte es nicht, noch nicht. Der nächste Punkt, der Bürgerkrieg, genau darüber hatte sie auch nachgedacht.
    "Seiana, sage mir bitte ehrlich wo genau dieser Bürgerkrieg stattfinden wird? Wird er nicht Roma mit der größten macht treffen? Sag mir bitte, dass ich mich irre. Dann bleibe ich hier. Ich für meinen Teil habe genug Krieg erlebt. In meiner Heimat als ein Stamm uns überfiel und meine Familie tötete, uns zwang zu fliehen, in Britannia wo wir in einer römischen Siedlung Zuflucht gefunden hatten und schließlich wieder überfallen wurden und ich zusehen durfte wie man meine Eltern tötete."
    Heftig musste sie schlkucken um nicht in Tränen auszubrechen bei dieser Erinnerung.
    "Ich habe sogar den Aufstand der Hermunduren unter Modorok aus nächster Nähe erlebt. Ich bin entführt worden, ausgeraubt worden... Du musst mir nichts von den Gefahren des Bürgerkrieges, einer Reise oder des Lebens erzählen. Ich habe sie gespürt, erlebt und trage ihre Narben noch immer an meinem Leib und werde es mein Leben lang tun, so gezeichnet wie ich bin. Sage mir wo die Kinder sicher sind und dorthin werde ich gehen. Ich bin der Meinung, dass man in Mogontiacum sicherer ist als hier in Roma wo der Krieg am heftigsten toben wird. Du bist mit dem PP verheiratet, was weißt du mehr als ich?"
    Venusias Wärme war aus den Worten und ihrem Gesicht gewichen. Diese Unterhaltung würde sie der Decima so schnell nicht verzeihen und wenn es irgendeine Form von gutem Verhältnis gab, dann war sie so eben gestorben...

    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, nahm sie auch Platz und sah Seiana abwartend an. Erst wollte Venusia der Grund nicht einfallen weswegen die Decima hier sein könnte, aber als sie Massa ansprach dämmerte es ihr. Natürlich wollte sie Seiana einen Brief schreiben wenn sie konkreter werden konnte. So entfiel das nun, denn sie sprachen von Angesicht zu Angesicht. Ihr wurde das Herz klamm als sie schon befürchtete, dass man versuchte ihr zu verbieten diese Reise zu unternehmen. Doch im Moment hörte es sich so nicht an und sie atmete innerlich leicht durch.
    "Seiana, ich weiß wo die Kinder hingehören und ich weiß was ich tue. Ich habe Magnus ein Versprechen gegeben und das werde ich genauso einhalten wie das Versprechen das ich mir gab oder auch Massa."
    Sie atmete kurz durch und sah Seiana dann entschlossen an.
    "Wir stammen aus unterschiedlichen Welten und ich versuche diese Beiden zu verbinden. Magnus wünschte sich, dass seine Kinder seine Heimat kennen lernen und Matticaus und ich sollten dafür sorgen. Dass die Kinder zu den Decimii gehören, weiß ich und ich will sie deiner Gens nicht wegnehmen. Meine Familie hat in letzter Zeit einige Tote verkraften müssen. Ich möchte einfach, dass die Kinder die Verbliebenen noch einmal sehen können und meine Familie auch meine Kinder sehen kann. Ich werde sie wohlbehalten zurück nach Roma bringen. Spätestens im Herbst und darauf hast du mein Wort. Sie werden nicht vergessen wohin sie gehören."
    Dachte sie wirklich, dass sie die Kinder entführen würde? Auch wenn sie keine Posten mehr inne hatte so hatte sie noch jede Menge Ehre im Leib und Verantwortungsbewusstsein sich und ihrer Familie gegenüber. Sie hatte dazu beigetragen ihrer Familie Ruhm zu machen und das würde sie sicher nicht mit solch einer Dummheit einreißen.
    "Ich werde zukünftige Anfragen im Bezug auf die Kinder wenn wichtige Entscheidungen anstehen natürlich an dich richten."
    Mit dieser Formulierung hoffte sie, das Seiana verstand, dass sie selbst natürlich frei war und für sich entscheiden konnte. Das hatte sie schon immer gemacht und würde es garantiert sich nicht nehmen lassen. Sie würde nie wieder eine Sklavin von irgendjemandem sein. Nie wieder!!
    "Das Gespräch hatte sich einfach ergeben. Keiner von uns Beiden hatte vor etwas hinter deinem Rücken anders zu entscheiden. Wir haben uns unterhalten und dabei kam dieses Thema auf."
    Sie würde Massa bestimmt nicht die Schuld an dem Gespräch geben. Das hatten sie beide geführt.