Beiträge von Duccia Venusia

    Natürlich war Dagmar Witjon gefolgt. Da er ihr Zimmer schon verlassen hatte ehe sie zu einer Antwort ansetzen konnte, betrachtete sie das Thema mit Roma für den Moment pausiert. Natürlich beruhigte es sie, dass es der Familie gut ging und sie sich einen Senator in Roma leisten konnten, aber da sie wieder hier war, wollte sie gern ein wenig mehr wissen. Aber gut, für den Augenblick vertrieb sie gern die schweren Gedanken. In all den Jahren hatte sie das Abschalten ihrer alten Gewohnheiten einfach nicht lernen können.


    Als sie den Raum betrat, stürzte sie sofort auf Marga zu und umarmte die alte Frau sehr herzlich. Auch sie war ein guter Geist und hat sie so lange Jahre treu begleitet. Dann begrüßte sie auch Lanthilta. Als Witjon sie dann seiner Frau vorstellte, ging Dagmar auf sie zu und begrüßte sie nach germanischer Art sehr herzlich in dem sie Octavena herzlich umarmte.
    "Es feut mich sehr dich in dieser Familie begrüßen zu können. Dieses Haus kann weibliche Bewohner immer gut gebrauchen."
    Wenn sie daran dachte, dass die weibliche Seite hier nicht selten in der Unterzahl war. Eine weibliche Hand hatte diesem Haus nie schlecht getan.
    "Konntest du dich schon ein wenig einleben?"

    ...und man mir nichts dir nichts wieder gratulieren darf.



    Ein Jahr ists her, die Geburtstagsparty nicht ganz so lang und dennoch wird sie den Anwesenden vermutlich ewig in Erinnerung bleiben.


    Aber nun zum eigentlichen Anlass dieses Threads.



    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH UND ALLES LIEBE UND GUTE TITUS DUCCIUS VALA!!!!



    Fühl dich ganz doll durchgeknuddelt. :)

    "Roma ist ein durchaus teures Pflaster. Aber mir war nicht bekannt, dass es so schlecht um die Finanzen steht. Das hatte er mir gegenüber auch nicht erwähnt. Aber man spricht ja auch nicht mit jedem darüber."
    Sie ging noch mal die Gespräche durch, die sie geführt hatten. Das Thema Sesterzen und das Vorhandensein oder Fehlen derselben wurde nicht erwähnt. Nicht, dass sie sich daran erinnern konnte.
    "Es ging ihm so weit gut. Er hatte viel zu tun und wir haben uns nicht so oft getroffen wie man es sich wohl gewünscht hätte. Seinen Senator und den Wahlsieg wollte er gern feiern. Im Cursus Honorum hat man auch Verpflichtungen, die leider nicht abgegolten werden. Aber dass die Familie da immer wieder Geld schicken muss. Können wir uns das denn auf Dauer leisten?"
    Sie hatte die Verwaltung ihrer Finanzen an die Familie angegeben, lagen ja auch alle Betriebe hier. Es wäre nicht richtig gewesen die Berichte und Entscheidungen durch das halbe Reich zu schicken. Ihr fehlte also der Überblick und sos ehr sie ihren Neffen mochte. Der Familie sollte es nicht schlecht gehen nur weil er meinte in Roma eins drauf machen zu müssen.
    "Was hat er sonst groß von sich erzählt. Ein Mann der vielen Worte war er soweit ich weiß noch nie und Schwächen eingestehen war auch noch nie die Stärke der Männer aus Wolfriks Sippe."
    Sie verzog etwas das Gesicht. Sarolf war anders gewesen. Ansonsten waren die Männer nur Männer wenn sie meinten vor Stärke zu strotzen.Alles Dickschädel.
    "Das mit deinem Patron tut mir leid. Es sind einige Köpfe gerollt in dieser Zeit und man konnte froh sein wenn der eigene nicht auf irgendeiner Liste stand."

    Venusia wollte tatsächlich widersprechen, aber ihr wurde gekonnt über den Mund gefahren und natürlich widersprachen sie nicht.
    "Das ist sie. Die schönste Mama überhaupt," bestätigte Secundus im Brustton der Überzeugung.
    "Ja, wir haben Hunger. Großen Hunger. Gibt es auch einen süßen Nachtisch? Den hatten wir schon lange nicht mehr."
    Das war etwas, das sie alle während der Reise entbehren mussten.
    "Kinder, geht doch schon mal vor. Wenn ihr in der Küche ganz lieb fragt, haben sie vielleicht schon vor dem eigentlichen Abendessen etwas für euch."
    Nachdem die Kinder fortgeeilt waren, ging Venusia zu einer Tasche hinüber und holte eine Tabula raus, die sie Witjon reichte.
    "Ich darf auch noch Postdienst spielen. Durch den Umweg über Tarracco war sie etwas länger unterwegs."




    Heilsa Witjon,


    mit großer Zufriedenheit habe ich von deiner Verlobung mit der Petronia gehört. Wenn dieser Brief euch erreicht solltet ihr schon verheiratet sein, und so Frigg will trägt sie schon einen deiner Bälger im Leib wenn du diese Zeilen liest. Wenn ich mich recht entsinne waren die Petronii eine der einflussreicheren Sippen in Mogontiacum, du hast sicherlich gut daran getan dir eine von ihnen zur Frau zu nehmen. Ich hoffe für dich und deine Nächte, dass das Weib auch einigermaßen aussieht, sonst: Augen zu und durch.


    Über deinen Bruder kann ich wenig mehr sagen, als dass er lebt. Er hatte das große Glück nicht bei den Prätorianern, sondern irgendwo im Osten gewesen zu sein, als die Cohortes uns bei Vicetia entgegentraten und wie die anderen Legionen unter Laberius Maturus geschlagen wurden. Viele seiner Kameraden hatten dieses Glück nicht.


    Ich habe Hadamar übrigens zur weiteren Verwendung hier in Rom behalten, jemanden in Stahl zu haben hat sich bisher immer ausgezahlt... vor allem, da ich mittlerweile mein Tribunat unter Ehren des Kaisers aufgeben musste. Allerdings hat mich der Kaiser in seiner ersten Amtshandlung nicht nur von der Proscription des Usurpators befreit, sondern auch zum Senator der Urbs Aeterna ernannt. Ja, richtig gelesen.. ich gehöre nun dem Senat der mächtigsten Stadt der Welt an. Wenn wir ehrlich sind, ist der Titel an sich erst einmal wenig wert.. weshalb direkt nach der Ernennung ein anstrengender Wahlkampf anstand, aber ich konnte mehr als drei viertel aller Senatoren davon überzeugen, dass ich zudem der richtige Mann im Aedilat bin. Ergo: der neue Aedilis Plebis heißt Titus Duccius Vala.


    Wäre ich nicht so atemberaubend pleite, könnte ich fast behaupten, dass im Moment alles gut liefe. Allerdings bin ich es, weshalb ich mal wieder an eure Großzügigkeit appellieren muss: schickt mir was ihr habt, ich kann es gut gebrauchen. Und es WIRD sich letztlich irgendwann auszahlen.
    Bis dahin sind allerdings noch einige Mühen zu meistern... unter anderem sollte ich mich langsam auf die Suche nach einer Ehefrau machen, was als Homo Novus nicht ganz so einfach wird. Allerdings hat der Bürgerkrieg die Karten neu gemischt, und bisher schaut es ganz danach aus als hätte ich ein ganz gutes Blatt abbekommen. Bisher.


    Achja, dein Patron wurde vom Vescularier hingerichtet. Wir kamen zu spät um ihn zu retten.


    Weiteres, wenn es weiteres gibt.


    Til ars ok frisar,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemwachs.png]
    Casa Accia| Collis Esquilinus | Roma




    Nach einiger Zeit als sie davon ausging, dass er den Brief gelesen haben könnte, redete sie weiter.
    "Ich hoffe, dass er gute Nachrichten mitgegeben hat."

    Ein paar Tage waren sie nun schon hier und es wurde Zeit mit Alan über seine Zukunft zu sprechen. Das Wetter an diesem Tag war schön. Einige Wolken zogen über den blauen Spätsommerhimmel. Es war angenehm warm draußen, der Wind ging etwas und trug den Duft der Blüten durch den Garten. Nach einigen Schritten zwischen die Beete hindurch waren sie bei ihrer Lieblingsbank angekommen. Sie setzte sich und deutete Alan auch Platz zu nehmen.
    "Es ist an der Zeit, dass wir über deine Zukunft sprechen. Diese Familie hält keine Sklaven."
    Sie machte eine kurze Pause in der sie überlegte wie sie jetzt am Besten weitersprechen sollte. Welche Worte waren jetzt wohl die Richtigen um ihm deutlich zu machen, dass sie ihn nicht loswerden wollte sondern seine Möglichkeiten aufzeigen und wenn er wollte, konnte er auch bei ihrer Familie bleiben.
    "Der Hauptteil der Familie stammt von der Amisia. Mein Onkel war der Stammesfürst dort und wir hatten viele Bedienstete oder Unfreie. Aber keine Sklaven. In Roma habe ich dich gekauft weil ich nicht wollte, dass du in irgendeinen römischen Haushalt kommst. Das verdient kein Germane. Ich möchte dich gern freilassen. Es steht dir dann frei hier bei uns zu bleiben und ein erfolgreiches Leben zu führen. Wenn du das möchtest. Ich hatte dir das zugesichert."
    Abwartend sah sie den Germanen an und war gespannt was er dazu sagen würde.

    Als Witjon eintrat, stand Dagmar auf. Am liebsten wäre sie gleich zu ihm gelaufen um ihn zu begrüßen, aber hielt dann ein als sie seine Miene sah. Für einen Moment war sie irritiert, verstand dann aber was los war und spielte mit.
    "Kinder? Wer sind wir denn?"
    Sevilla trat einen Schritt vor.
    "Wir sind Reisende der Welt," sprach sie in germanischem Dialekt. Dagmar hatte ihnen germanisch beigebracht, aber es fehlte die Übung und so holperte es ein wenig. Dann trat sie vor und umarmte Witjon einfach.
    "Ich freu mich sehr endlich wieder zu Hause zu sein. Es hat sich einiges verändert."
    Ein gespielter Vorwurf schwang im Satz mit, aber er war nicht ernst gemeint. Das konnte man ihr ansehen. Ihre Verhandlungsmiene war hier ja nicht gefordert.
    "Gut siehst du aus," sprach sie nachdem sie einen Schritt zurückgetreten war und ihn von oben bis unten musterte.

    Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, wehte ihr etwas abgestandene Luft entgegen. Aber das war ihr natürlich klar. Bei der Entfernung, die sie hatte hinter sich bringen müssen, konnte sie keine Ankunftszeit angeben und so hatte man hier einfach noch nicht ordentlich gelüftet. Es war alles so geblieben wie sie es verlassen hatte. Wenn das Zimmer neban noch immer frei war, würde sie gern ihre Kinder dort unterbringen lassen. Bis dahin mussten sie wohl mit dem Gästezimmer vorlieb nehmen. Inzwischen waren sie schon groß genug allein zu schlafen. Der Ausflug in die Heimat ihres Vaters hatte sie selbstständiger gemacht. Sie mussten ja eine ganze Weile ohne ihre Mutter klarkommen. Da wollte Venusia sie nicht wieder fesseln. Jeder musste irgendwann seinen Weg gehen und auch finden, es war jetzt Zeit für ihre Kinder. Gerade als sich Dagmar auf ihr Bett setzte und begann die Erlebnisse zu denken, die sie hier so gehabt hatte, hörte sie eilige Schritte. Sevilla kam angelaufen und beschwerte sich lautstark über Secundus, der sie das zimmer nicht so einrichten ließ, wie das Mädchen es gern gewollt hatte. Wie schön es war sich über ganz alltägliche Dinge Sorgen machen zu müssen. Irgendwie schien ein gewaltiger Teil der dunklen und bösen Vergangenheit von ihr abgefallen und das mit dem Augenblick als sie die Porta durchschritten hatte. Ihr Herz war um einiges leichter geworden. Als sie Sevilla folgte um den Streit zu schlichten, wusste sie, dass man sich so fühlte wenn man ganz einfach nach Hause kam. Ein wunderbares Gefühl.

    Es war immer wieder bemerkenswert wie geschickt er Dagmars Tatendrang ganz einfach ausbremsen konnte. Selten konnte sie darauf irgend etwas erwidern. Ihr Zimmer gab es noch. Sie war sehr gespannt ob alles so geblieben war wie sie es vor so vielen Jahren hinterlassen hatte. Auch wenn die Zurückgekehrte sich gern mit den anderen getroffen hätte sofern sie denn im Haus waren, musste sie erst andere Dinge erledigen.
    "Danke Albin und es freut mich, dass es dir gut geht. Es freut mich sehr. Ich werde die anderen dann deinen fähigen Händen überlassen und die Kinder und ich werden in mein Zimmer gehen uns dort etwas einrichten und dann versuchen den Dreck der Reise von uns zu waschen und danach komme ich wieder."
    Venusia zwinkerte um ihre Drohung zu entschärfen. Denn sie meinte es alles andere als böse.

    Da ließ sie sich nicht lange bitten. Zum einen regnete es und zum anderen wollte sie endlich richtig nach Hause kommen. Natürlich brummte der brummige Albin nicht lange als er sie sah. Sie hatten schon immer ein besonderes Verhältnis zu einander gehabt. Die kleine Dagmar musste sich wirklich schon arg anstellen damit er mit ihr brummelig wurde.
    Nachdem sie also endlich eingetreten waren, fiel sie dem alten mann um den Hals. Natürlich vorsichtig. Er war ja nicht mehr der jüngste und Dagmar schon viel zu groß um herumgewirbelt zu werden.
    "Albin. Welch Freude dich zu sehen. Die Straßen waren gut und ich bin recht früh weggekommen. Es wäre schön, wenn du etwas für meine Wachen zu Essen besorgen könntest und ihnen für ein paar Tage ein Obdach geben könntest ehe sie wieder nach Roma zurückreisen müssen. Dann möchte ich dir auch noch Alan vorstellen. Er wurde als Sklave in Roma verkauft und ich habe ihn mitgenommen."
    Sie hatte halt ein gutes Herz und damals viel Mitleid mit ihm gehabt. Aber das musste sie dem Mann wohl nicht extra sagen.
    "Er braucht dann später auch eine Unterkunft. Aber lass uns doch erst mal ankommen. Wie geht es dir und wer ist sonst noch hier, den ich noch kenne?"
    Von Vala hatte sie die aktuelle Bewohnerliste erfahren, aber sie mussten ja im Moment nicht zugegen sein. Dagmar war wie ausgewechselt. Ganz aufgekratzt und voller Energie.

    Nachdem der Wagen mit seinen Beschützern vorgefahren war, stieg Venusia aus. Es war in den letzten Tagen immer kühler geworden und es hatte sogar geregnet. Man konnte frei durchatmen und die kühle Luft genießen. Es war so viel angenehmer als im Süden. Gerade wollte Alan auf die Porta zugehen um sie anzumelden als Venusia mit einem Kopfschütteln signalisierte, dass sie selbst zur Porta gehen würde. Mit den beiden Kindern an Händen ging sie auf die Tür zu. Dann klopfte sie kräftig an. Sie war gespannt wer ihr die Tür aufmachen würde.
    "Kinder, wir sind endlich zu Hause."
    Viele Wochen war sie unterwegs gewesen und endlich am Ziel angekommen.

    Es war geschafft. Etwa die Hälfte des Weges lag nun hinter ihnen. Das Landgut der Decimii war schon in Sichtweite. In nur wenigen Momenten würde sie ihre Kinder endlich wieder in die Arme schließen können. Die Vorfreude war groß und natürlich auch die Neugierde. Wie groß sie wohl inzwischen waren. Die Reise war bis hier ohne Probleme verlaufen. Das Wetter war bis auf einige Stürme und Unwetter immer heiß gewesen. Da war auch ein grund warum sie sich so auf das Landgut freute. Sie würde für einige Tage dem heißen Wagen fern bleiben können. In diesem Gefährt fühlte man sich wie ein Braten, der auf dem heißen Ofen sachte vor sich hingeschmort wurde.
    Ihre Aufregung war groß als sie endlich dem Wagen entsteigen konnte. Ihre Schritte zur Tür nahm sie kaum war. Die Tür öffnete sich und ihre Kinder stürmten ihr entgegen. Sie waren eindeutig gewachsen. Secundus ging ihr bereits bis zu den Schultern und Sevilla hielt sich noch ein wenig zurück. Aber das würde sicher noch kommen. Magnus und sie waren beide nicht klein. Wobei sie als Mädchen auch gar nicht so groß werden musste. Es dauerte noch etwas bis sie in das Haus gehen konnten, das ein wenig kühler war. Venusia erklärte ihnen, dass sie in wenigen Tagen nach Norden gehen würden und sie ihnen ihre Heimat zeigen würde.


    ---


    Es waren 5 Tage vergangen und es herrschte schon wieder geschäftiges Treiben auf dem Hof. Die Pferde wurden vor den Wagen gespannt. Die Bewacher saßen bereits auf ihren Tieren. Das Gepäck verstaut und die Passagiere am Einsteigen. Es lag eine lange Reise vor ihnen und Venusia war froh danach für eine lange Zeit nicht mehr reisen zu müssen. Das reichte aus. Der Wagen setzte sich zuckelnd in Bewegung. Das Ziel Mogontiacum.

    "Ich werde versuchen euch regelmäßig Informationen über uns zukommen zu lassen."
    Venusia hatte die ihr gereichte Hand ergriffen und hielt sie einen Moment. Nach all den Geschehnissen war sie sehr froh, dass das Gespräch so gelaufen ist.
    "So bald wir angekommen sind, werde ich gleich einen Brief abschicken und wenn es per Bote ist."
    Danach würde sie zusehen das so regelmäßig wie möglich einzurichten. Sie hoffte, dass sie es schaffen würde.
    "Dann werde ich mich mal wieder an die Arbeit machen. Alles, alles Gute!"
    Vermutlich glich das gerade einem Rausschmiß. Wobei...nicht nur vermutlich, es war einer. Aber Venusia wurde immer ganz rührselig wenn sie sich verabschiedete und das wollte sie nicht. Jedenfalls nicht offen vor anderen. Also musste sie dieses Abschiedszeremoniell etwas beschleunigen.

    "Aber ich bitte dich, du störst nicht. Ich bin auch nicht über die Störung traurig. Manchmal braucht man einfach auch mal eine Pause von der Arbeit, die man gerade erledigt. Aber du hast recht. ich habe noch einiges zu erledigen und vorzubereiten. Darum sollte ich mich wohl wirklich wieder kümmern."
    Es war auch noch genügend Arbeit da. Dennoch war sie froh gewesen sich damit eine Zeit lang nicht beschäftigen zu müssen.
    "Ich wünsche dir und deiner Familie alles erdenklich Gute."
    Venusia stand auf und ging zu ihrer Besucherin hinüber. Sie war sich nicht sicher ob wie sie sich von ihr verabschieden sollte. Meistens neigte sie ja Leute zu umarmen wenn sie sich mit ihnen verstand. Aber bei Seiana war sie sich nicht sicher wie das vielleicht ankommen würde und so versuchte sie sich einfach in einer offenen Position mit der sie auf jede Abschiedsform reagieren konnte.

    Venusia vermochte nicht selten tröstende Worte zu finden, die auch wirklich Hoffnung stiften konnten, aber in diesem Moment fiel ihr da nichts ein. Sie kannte den neuen Kaiser nicht. Das war eine Unbekannte, die aber alles entscheiden würde und falsche Hoffnungen schüren, war ihr ein Grauß.
    "Er wird den Carcer verlassen können und das lebend. Dafür werde ich zu allen Göttern beten. Es wird wohl wirklich eine ganze Menge von Faustus abhängen. Ich hoffe sehr, dass ihm rechtzeitig einfällt was die richtigen Worte sind. Manchmal ist es wirklich besser das zu sagen was andere hören wollen."
    Die Wahrheit war für Venusia immer wichtig. Aber hier hatte auch sie irgendwann einsehen müssen, dass man in bestimmten Momenten damit lieber hinter dem Zaun halten sollte. Das hier war so ein Moment. Als Seiana sie anlächelte, lächelte sie ehrlich zurück. Wieviel Geduld mussten die ersten Duccii damals haben bis sie einigermaßen akzeptiert wurden. Ähnlich musste es ihrer angeheirateten Familie nun auch gehen.
    "Ihr werdet das alles durchstehen und danach wieder gut dastehen. Die besseren Zeiten werden kommen. Da bin ich mir sicher."
    Das war sie sich wirklich.
    "Ich würde gern mehr für euch tun. Aber wer bin ich hier schon?"
    Hier konnte sie nichts ausrichten. Das mussten andere tun.

    Venusia hatte genau diese Antwort befürchtet. Sie hatte nicht viel von ihm sehen können, es war zu dunkel gewesen. Aber soweit sie iformiert war, befand sich ihr Neffe schon sehr lange hier im Carcer. Man musste kein Augur sein um die Probleme, die so eine Gefangenschaft mit sich brachten zu sehen. Über die geistigen Wunden, brauchte man ihr auch nicht viel zu erzählen. Die kannte sie nur zu gut. Das Wissen darum stand ihr fast ins Gesicht geschrieben als sie Seiana versuchte Zuversicht zu geben.
    "Ich hoffe, dass er bald den Carcer verlassen kann wenn sich erst mal der neue Kaiser etabliert hat. Wenn ihr dann alle für ihn da sein werdet, sollte er wieder Hoffnung und Zuversicht finden und die Freude am Leben zurück gewinnen. Es tut mir wirklich leid, dass ihr das alles erdulden müsst. Deine Familie hat so viel für das Reich gemacht und so viele verdiente Persönlicheiten hervorgebracht und nun werden sie eingesperrt und zu Feinden des Landes gemacht. Das habt ihr wahrlich nicht verdient. Seid so gut es euch möglich ist für einander da. Das hat mir damals nach meiner Gefangenschaft sehr geholfen. Meine Familie war für mich da gewesen."
    Sie wusste aber auch, dass er die Erlebnisse wohl nie loswerden würde. Es gab Dinge, die begleiteten einen das ganze Leben.

    "Da hast du mein Wort drauf. Sie werden ihrer regelmäßig gedenken."
    Das würden sie auf jeden Fall. Für Venusia war Familiengeschichte immer wichtig und dazu gehörte ja nicht nur ihre. Auch die Geschichte der Decimi gehörte für die Kinder selbstverständlich dazu. Magnus hatte ihr viel erzählt. Sie haben oft über die Familie gesprochen und irgendwann kannten beide die Geschichte des Anderen. Soweit sie es also vermochte, würde auch das thematisiert werden.
    "Mir war es leider nicht möglich mit ihm zu sprechen. Er schlief und ich wollte ihn nicht wecken. Ich habe lediglich einige Zeit bei ihm gesessen und ihm dies und das erzählt. Ob es zu ihm durchgedrungen ist, weiß ich nicht. Ich würde dir gern mehr erzählen und frohere Botschaft verkünden. Es ist mir leider nicht gegeben."
    Venusia senkte ihren Blick. Solch Nachrichten behagten ihr nicht und diese dann auch noch quasi überbringen zu müssen, noch weniger.
    "Welchen Eindruck hattest du von ihm als du bei ihm warst?"

    Irgendwie hatte sie geahnt und befürchtet, dass es sich wieder um die Kinder drehen würde. Das letzte Mal hatte das Gespräch sie dermaßen aufgewühlt, dass sie sich davon mitreißen lassen hatte. Aber heute wollte sie es ruhig angehen lassen und auch ihr Gemüt kühl halten. Über die ganze letzte Zeit hatte sie Seianas Sichtweise verstehen gelernt und ihr stand auch nicht der Sinn danach ihren "Sieg" groß ausleben zu wollen. Sie wollte für ihre Kinder da sein und das konnte sie nur so. Also lächelte sie die Decima freundlich an und war doch überrascht, dass sie gar nicht mit ihr über ihr Vorhaben diskutieren wollte. Sie sicherte ihr die Unterstützung der Gens zu. Das freute und beruhigte sie sehr und so wurde der freundliche Ausdruck in ihrem Gesicht noch offener.
    "Ich danke dir und die ganze Gens für eure Unterstützung. Es freut mich sehr. Es ist für mich an der Zeit diese Stadt zu verlassen. Ich bin nicht für eine so große Stadt wie Roma gemacht."
    Kurz dachte sie nach. Sie wollte alles so klar und unmissverständlich ausdrücken wie es ihr möglich war. Seiana war zu ihr gekommen und sie wollte ihr unter gar keinen Umständen zu Nahe treten. Die Familie hatte genug durchgemacht.
    "Ich hoffe für euch alle, dass ihr alle bald wieder normal Leben könnt. Ich habe gesehen wie schlimm es Serapio ergangen ist. Ich hätte gern mehr für ihn getan als ihn nur zu besuchen. Aber als Frau hat man nicht immer so viel zu sagen wie man es manchmal gern möchte. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute. Die Kinder werden immer wissen wohin sie gehören, das verspreche ich dir."
    Nichts konnte für Kinder schlimmer sein als nur die halbe Familie zu kennen. Sie würde da immer ehrlich mit ihnen sein.
    "Wenn sie später alt genug sindelnst zu entscheiden, werde ich die Letzte sein, die sie daran hindert ihr Leben hier bei euch zu leben."


    "Ich hoffe dir geht es soweit gut? Es ist nicht einfach hier so unter Beobachtung zu lebe, das kann ich nachvollziehen. Ist aber sonst alles soweit es möglich ist in Ordnung?"
    Eine Gefangene zu sein, war kein Spaß. Das kannte Venusia nur zu gut und sie hoffte ehrlich, dass es Seiana hier gut ging.