Beiträge von Duccia Venusia

    Nach Alan nutzten auch die anderen Begleiter die Möglichkeit ihr Opfer dazubringen. Da es in dieser Zeit sehr früh wieder dunkel wurde, mussten sie leider wirklich schon zurück und konnten sich nicht mehr all zu lang diesseits des Limes aufhalten. Außerdem konnte man dunkle Wolken am Horizont erkennen, die rasch aufzogen. Es würde also bald auch noch recht ungemütlich werden. Dagmar sorgte also dafür, dass sie rasch aufbrachen. Die Decke und die weiteren Utensilien wurden wieder verstaut. Dann gingen sie den Schmalen Weg zurück bis zu dem Gebüsch, kletterten hindurch und gingen dann weiter bis zu der Stelle wo sie Pferde und Wagen abgestellt hatten. Die Kinder kamen wieder in den Wagen. Der kleine Tross war fertig für die Rückreise. Langsam holperte der Wagen über den unebenen sogar löchrigen Waldweg bis ein lautes Krachen zu vernehmen war und der der wag etwas schräg stehend zum Halten kam. Erschrocken blickte sich Venusia um, stieg schnell ab und rantte zu dem Wagen um die erschrockenen Kinder zu beruhigen.


    Nach eingehender Betrachtung des Schadens kamen sie zu dem Schluss, dass der Wagen heute nicht mehr zu reparieren war. Außerdem hatte es auch eine Menge Zeit gekostet. Es dämmerte schon und die Wolken schienen das letzte bischen Licht zu schlucken. Mit anderen Worten es war schon recht dunkel. Da die Reise mit dem kaputten Wagen nicht weitergehen konnte, überlegten sie nach einer Alternative. Man würde zwar auch nur langsam vorankommen, aber man konnte immer zwei Personen auf ein Pferd setzen und den Proviant retten. Gesagt, getan. So ritten sie nun den Weg weiter bis sie in der Ferne ein Feuer entdeckten. Man konnte es gut durch die Bäume erkennen. Ein Kundschafter wurde ausgewählt und versuchte herauszufinden wer zu diesem Feuer gehörte. Nach einiger Zeit kam der Mann wieder zurück und schilderte seine Eindrücke. Gemeinsam beschlossen sie zurück zum Wagen zurückzureiten und die Nacht dort zu verbringen. Keiner war wirklich glücklich mit dieser Entscheidung, aber es war ihnen so sicherer.


    Etwas später waren sie wieder am Wagen angekommen. Die Pferde wurden wieder festgebunden, der restliche Proviant wurde auf der Decke verteilt und man entzündete ein Feuer um sich zu wärmen und vor den wilden Tieren zu schützen. Gemeinsam aßen sie zu Abend. Welch ein Glück, dass Marga so viel eingepackt hatte. Als sie gegessen hatten, wickelte Dagmar die Kinder in die Decke ein auf der sie ebend gerade noch gegessen hatten damit sie es warm hatten. Den Erwachsenen musste das reichen was sie mitgenommen hatten.
    "Habt ihr früher eigentlich oft am Feuer gesessen?"
    Sevilla wollte wohl wieder etwas aus der Kindheit ihrer Mutter erfahren.
    "Im Sommer saßen wir oft sehr lang draußen am Lagerfeuer. Die Ältesten erzählten dann immer Gruselgeschichten und wir hörten gespannt zu. ich glaube, da kann ich euch eine erzählen. aber nur wenn ihr mir versprecht dann trotzdem zu schlafen. Ihr braucht keine Angst zu haben. Wir passen auf euch auf."
    Aufmunternd lächelte sie ihre Kinder an und wartete das Nicken der Beiden ab. Erst dann setzte sie zu ihrer Geschichte an.
    "Als ich meine Freundin zum Reiten abholte, gingen wir zusammen zu unseren Pferden. Dann, nachdem wir sie von der Weide geholt hatten und anfingen sie zu putzen, verhielten sie sich sehr ungewöhnlich, viel unruhiger als sonst. Als wir sie dann satteln wollten, wollten sie überhaupt nicht mehr mitspielen. Vor irgendetwas fürchteten sie sich sehr. Meine Freundin fragte: "Du wollen wir heute wirklich ausreiten, die Pferde sind heute so komisch? Ich glaube es ist besser wenn wir sie für heute in Ruhe lassen..." Ich beruhigte meine Freundin: "Nein die sind nur aufgeregt, weil wir sie länger nicht mehr geritten haben, das wird schon wieder während wir ausreiten!" Also beendeten wir unsere Arbeiten und stiegen auf die Pferde. Gleich galoppierten sie los. Erst dachte ich, ich hätte mit meiner Vermutung, dass die Pferde nur aufgeregt waren, recht gehabt. Doch ich sollte mich gewaltig irren, wie wir erst später am Abend feststellten sollten, doch davon hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Wir ritten also noch zwei Dörfer weiter um unsere Pferde auszulasten. Es wurde dann auch schon langsam dunkel. Weil wir ziemlich spät dran waren wollten wir die Abkürzung durch den Wald nehmen. Das war ein verhängnisvoller Fehler gewesen. Plötzlich meinte meine Freundin, dass sie gerade ungefähr zehn Meter vor uns rote Augen in der schwarzen Nacht gesehen hatte. Ich sah erst nichts doch dann tauchten sie wieder hinter einem Baum auf. Jetzt hatten die Pferde sie auch bemerkt und sofort kehrten sie um und galoppierten so schnell sie konnte in die andere Richtung. Das Wesen verfolgte uns und die Pferde wurden immer schneller. Das Wesen wurde auch schneller doch als wir dann am Stall ankamen war es wie vom Erdboden verschluckt.Eine Woche später war meine Freundin wieder in dieser Gegend und sahen wieder die Augen hinter einem Baum. Was war das wohl für ein unheimliches Wesen?


    Seitdem wurde es angeblich noch öfter gesehen doch niemand konnte bisher aufklären wem die roten Augen gehören..."
    Lächelnd sah sie die anderen an, die ebenfalls um das Feuer herum verteilt saßen.

    Nachdem sie sich durch einige Büsche geschlagen hatten, waren sie endlich angekommen. Dagmar deutete den Kindern leise zu sein. In der Mitte des Baumkreises befand sich ein Stein unter einer großen und alten Eiche. Drumherum standen die anderen Bäume in bunter Mischung. Birken, Buchen, Erlen und Weiden. Zu dieser Zeit trugen sie keine Blätter mehr. Dieser Hain war ihrem in der Nähe des Dorfes ganz ähnlich. Oft war ihre Familie mit dem Goden dorthin gegangen um für das Dorf, den Stamm oder einen Sieg zu Opfern. Wenn jemand aus ihrer Familie heiratete dann wurde auch für eine glückliche Ehe und viele Kinder geopfert. Erneut breitete sie die Decke auf der Wiese aus und verteilte darauf den Met, einen der beiden Opferkuchen und etwas Wasser. Dann ging sie gemessenen Schrittes auf den Stein zu, stellte darauf den Schönsten der beiden Kuchen, die Marga für diesen Anlass gebacken hatte. Vor dem Stein sank sie auf die Knie und rief die Götter um ihre Aufmerksamkeit an. Auf den Stein stellte sie dann noch einen Topf Honig und ein großes Stück gutes Rinderfleisch.


    Dagmar kehrte zu den anderen zurück und brach den Opferkuchen, der zurückgeblieben war in mehrere Stücke. Dann reichte sie jedem der Anwesenden ein Stück davon. Den Met gab sie in ein großes Trinkhorn und einen Schluck Met mit Wasser verdünnt in ein Kleineres für die Kinder. Als alle aufgegessen hatten, ging sie mit allen, die opfern wollten in Richtung des kleinen Wasserlaufes. Sie wusste, dass der Boden dort morastig war und ihre Opfergaben dort auch gut aufgehoben waren. Als Ertes sollte ihre Tochter ihr Opfer darbringen können.
    "Mama, wo ist der Papa jetzt?"
    "Hier? Da ist er in Hel's Reich. Dort gelangen alle hin, die nicht im Kampf gestorben sind."
    "Und wen muss ich für die Familie anrufen?"
    "Speziell dafür hatten wir nie eine Göttin oder einen Gott. Aber du könntest die Nornen anrufen. Sie sind für das Schicksal aller zuständig oder du wendest die generell an die Disen. Die Schutzgeister."
    Dann trat sie vor und kniete sich an den Fluss. Die Worte, die ihre Tochter sprach, verstand Dagmar nicht, aber da Sevilla so gezielt nachgefragt hatte, meinte sie ahnen zu können was sie sich von den Göttern erbitten wollten. Ehe Sevilla aufstand, warf sie eine ihrer Puppen in das morastige Wasser. Danach trat Secundus vor. Er hatte schon vor einigen Tagen genauer wegen der Götter nachgefragt. So konnte Dagmar leider nicht erahnen was er erbitten wollte. Aber jeder sollte seine eigenen Bitten an die Götter richten und es sollten auch die eigenen bleiben. Secundus warf eines seiner Holzpferde in das Gewässer. Dann folgte sie selbst. Auch sie kniete sich in das feuchte Gras.
    "Ihr Götter bitte nehmt dieses Opfer an und legt eure schützenden Hände über meine Familie und alle, die ihr nahe stehen. Außerdem möchte ich eure Gunst für all jene erbitten, die in das Reich Hels eingegangen sind und all jenen, die nach Wallhall gekommen sind viel Erfolg bei ihrem großen Kampf erbitten. Sie haben uns immer und zu jeder Zeit Ehre gemacht. Außerdem hoffe ich, dass ich meine Eltern stolz auf mich gemacht habe."
    Dagmar selbst warf einen alten Dolch in den Morast, der sie eine lange Zeit ihres Lebens begleitet hatte. Nun waren die anderen an der Reihe.

    Zitat

    Original von Paullus Atius Scarpus


    Die Bedienng war promt. Kaum hatten sie sich alle gesetzt kam ach schon die Wirtin und stellte volle Becher auf den Tisch. Die Frage obs sonst noch was sein darf kam etwas blöd.
    Nicht auf den Mund gefallen antwortete einer der Soldaten: Ja. Dich Die Reaktion am Tisch war somit vorprogrammiert.


    Verlegen für die Manieren seiner Männer blickte Scarpus einen Augenblick zur Seite bevor er dem Unhold mit geballter Hand auf den Hinterkopf schlug und knurrte.


    Wieder war sie in die Falle getappt. Dabei hatte sie doch eigentlich nur ihre Arbeit machen wollen. Immer diese Kerle. Innerlich verdrehte sie die Augen, lächelte die Soldaten aber so richtig freundlich an.
    "Es tut mir sehr leid, aber ich stehe leider nicht auf der Speisekarte und ich würde euch auch nicht bekommen."
    Noch freundlicher lächelnd sah sie in die Runde.
    "Die nächsten Bestellungen nimmt der Wirt höchst persönlich von euch entgegen."
    Damit wandte sie sich um und ging zurück in die Küche. Da wurde ihre Hilfe auch gebraucht.

    Und dahin war die beschauliche Ruhe für diesen Moment. Immer wenn das Militär Einzug hielt, wurde es sofort lauter. Der Wirt nahm die Bestellung entgegen und begann die Bescher mit dem warmen Würzwein zu füllen und sie auf das Tablett zu stellen. Die Angestellte nahm und ging hinüber zu dem Tisch.
    "Eine Runde warmen Wein für die Herren,"
    sprach sie und begann die Becher vor den Männern hinzustellen.
    "Darf es sonst noch etwas sein? Brot, Oliven, Käse, Fleisch?"

    Der Wirt nickte und deutete auf eine Treppe neben sich.
    "Die einfachen Zimmer findet ihr die Treppe raus am Ende des Ganges. Die vorletzte Tür ist noch frei. Zum Essen setzt euch einfach an den Tisch. Man wird euch gleich etwas bringen."
    Er nahm zwei Krüge und füllte darin die gewünschten Getränke. Dann gab er in der Küche Bescheid was sie in die Schüsseln tun sollten. Mit einem Tablett ging eine Angestellte dann zu dem Tisch an dem die beiden Frauen saßen.
    "Warmer und gewürzter Wein, etwas Brot und der Käse sowie die Oliven."
    Sie stellte die Becher vor den beiden Frauen hin, in die Mitte kamen die Speisen.
    "Guten Appetit,"
    wünschte die den beiden Gästen dann in ihrem Germanisch mit hermundurischen Akzent. Dann ging sie wieder.

    "Blau meinst du," fragte Sevilla und sah nachdenklich auf den Tisch. Sie presste ihre Lippen eng aneinander. In ihrem Kopf ging sie gerade sämtliche Farben durch, die Octavena stehen könnten. Sie trank etwas von ihrem Saft und hatte dann die Idee.
    "Blau und weiß würden sie gut stehen. So einen Blumenkranz mache ich dir dann."
    Mir dieser Kombination war das Mädchen dann zufrieden und sie aß weiter von den Dingen, die sich auf ihrem Teller befanden und natürlich war sie stolz darauf, dass ihr Wissen und ihr Handwerk schon jetzt Anerkennung fand.


    Immer dieser Erwachsenen, die so schwer von Begriff waren. Eben noch hatte er doch gesagt, dass er nichts von Mädchen hält. Seine Schwester reichte ihm schon. Sie war anstrengend, eigensinnig und raubte ihm noch irgendwann den letzten Nerv und da meinte sein Onkel, dass er irgendwann Gefallen daran finden würde? Er hielt jeden für verrückt, der sich mit solchen nervigen Wesen einließ. Allerdings schien es noch andee zu geben. Sein Onkel hatte ja jetzt gerade eine Frau geheiratet und sein Vater ja auch irgendwann mal seine Mutter. Aber die waren auch ganz anders als seine Schwester.
    "Wahrscheinlich eher später," murmelte er vor sich hin und aß ebenfalls weiter.


    Venusia selbst blickte zwischen den beiden Männern hin und her. Sogar etwas amüsiert wenn sie ehrlich war. Dennoch waren die Worte wahr. Es würde wohl wirklich viel zu früh für eine Mutter sein wenn ihr Sohn begann sich für Mädchen zu interessieren. Denn dann wurden sie groß und das endgültig.
    "Leider habe ich nichts mitbekommen. Ich denke aber, dass dem Kaiser die Wichtigkeit dieser Provinz durchaus klar ist und er nicht irgendjemanden schicken wird. Germanien war nie leicht zu händeln und wird es wohl auch nie sein. Das sollte in Roma inzwischen nur all zu bekannt sein."
    Auch die nächste Frage konnte sie leider nicht so beantworten wie sie es gern getan hätte.
    "Hier und da hatte ich gehört, dass sie teilweise zurückgekehrt waren und auch noch dabei waren zurückzukehren. Es sind aber auch genügend verbannt worden. Diese müssen auch noch wieder zurückgeholt werden. Es wird sicher eine Weile dauern bis in Roma wieder das normale Leben herrscht."
    Als sie fortgegangen war, waren sie alle noch sehr weit entfernt davon normal zu sein.

    Kurz hielt der Wirt mit seiner Arbeit inne als sich die Tür öffnete. Er musterte die eingetretenen Frauen und putzte dann weiter die Becher welche gerade abgewaschen worden waren. Als er angesprochen wurde, stellte er den Becher zur Seite.
    "Salve junge Frau. Natürlich darfst du fragen. Wir haben noch Zimmer frei. Wir haben für jeden Wunsch das passende Zimmer. Es kommt nur darauf an ob du es dir leisten kannst. Es gibt kleine Zimmer, mittlere Zimmer, große und ganz große Räume."
    Er nahm einen anderen Becher und trocknete diesen ab.
    "Was darfs sein und möchtet ihr auch etwas esen?"
    Mit dem Kopf deutete er in Richtung des Schankraumes.
    "Auch da haben wir für jeden Geldbeutel etwas Passendes."
    Diesen Bescher stellte er zu den anderen dazu, stützte sich dann auf den Thresen und wartete darauf was er zur Antwort bekam.

    Immer wieder sahen die Kinder sich um. Erstaunen, aber auch Angst lagen in ihrem Blick. Ihr würde es wohl auch so gehen wenn sie solch Ausflüge nicht zur Genüge kannte. Während sie also aßen, begann Venusia eine Geschichte von damals zu erzählen.
    "Wir waren damals viele Kinder im Dorf. Da gab es meine zwei Brüder und mich, dann meine zahlreichen Vetter und Basen. Leif und Sarolf waren damals die Ältesten und sollten auf ins aufpassen. Sie hatten kein leichtes Leben mit uns kleinen Rackern. Wobei ich die Jüngste war und natürlich überall dabei sein musste. Oft sind wir in den Wald gegangen obwohl wir es nicht sollten. Es war nicht ganz ungefährlich. Eigentlich ist es hier sogar sehr ähnlich. Wir haben uns dann immer durch die Bäume und Büsche geschlichen. Da wir mehr Jungs als Mädchen waren, lernten wir so auch das was eigentlich nur die Jungs lernen sollten. Es hat uns immer viel Spaß gemacht im Sommer an der Amisia Fische zu fangen oder manchmal auch Frösche. Die haben wir dann mit nach Hause genommen und in den Hütten laufen lassen. Dann rannten wir ganz schnell weg damit unsere Eltern uns nicht kriegten. Meistens war es dann Albin, der uns erwischte und dann ein ernstes Wort mit uns sprach. Er konnte uns aber nie lang böse sein und wir ihm auch nicht. Nur ein einziges Mal war er böse mit uns. Es war Winter und wir wollten unbedingt auf das Eis des Flusses. Aber es war noch nicht stark genug um uns tragen zu können. Euer Onkel Hagen musste aber unbedingt auf das Eis drauf und brach ein. Auf unser lautes Gebrüll hin kam Albin mit zwei Männern aus dem Dorf und rettete dann meinen Bruder. Beide saßen sie die daraufffolgenden Tage an unserem Feuer und kurierten mit warmer Milch mit Honig und heißen Brühen die Erkältung aus, die sie sich eingefangen hatten. Albin sonst herzensgut war sehr böse mit uns allen."
    Dagmar selbst aß so kaum etwas. Es war ihr aber wichtiger den Kindern die Angst zu nehmen und diesen Ausflug für sie interessanter zu gestalten.
    "Ist es noch weit bis zu diesem Hain," fragte Secundus und seine Mutter lächelte ihn an.
    "Nein, es ist nur noch ein kleines Stückchen zu Fuß und dann sind wir da. Habt ihr euch beide gemerkt was ihr dort machen sollt?"
    Artig nickten sie. Oft genug hatte sie es den beiden ja auch eigentlich erklärt gehabt.
    "Und wir dürfen bei diesen Göttern auch für alle beten? Auch für Papa?"
    Venusia war über diese Gedanken ihrer Tochter etwas überrascht.
    "Ja warum denn nicht? Was sollte dich denn davon abhalten bei den Göttern auch für deinen Papa zu beten?"
    "Na Papa war doch Römer und das sind germanische Götter. Vielleicht verstehen die sich nicht?"
    "Das ist gar nicht schlimm. So wie wir Menschen unterschiedliche Namen und Sprachen haben so ist es bei den Göttern auch. Du musst dir keine Gedanken machen. "
    Sevilla war nun etwas erleichterter und aß weiter.


    Als es Mittag war, packten sie alles zusammen. Venusia ging mit ihren Kindern, Alan und den Opfergaben zu dem Hain. Die anderen passten auf den Wagen und die Pferde auf.

    Es war ein kühler und grauer Novembermorgen als vor dem Haus der Duccii geschäftiges Treiben ausgebrochen war. Es wurde ein Wagen angespannt und drei Pferde fertig gemacht. Auf dem Wagen saßen die beiden Kinder und einige Vorräte waren darauf untergebracht worden. Dagmar hatte sich überlegt mit den Kindern ein Opfer durchzuführen. Auf der anderen Seite des Rheins, einen halben Tagesritt entfernt kannte sie einen alten Hain, der dafür genau richtig war. Doch bis dahin würde es noch etwas dauern. Zephir war für sie bereit gemacht worden. Alan hatte einen dunklen Rappen erhalten. Ein weiterer Angestellter würde sie begleiten. Die beiden Kinder mussten auf den Wagen weil sie noch nicht reiten konnten. In Roma hatte es dafür keine Möglichkeit gegeben. Das würde sich hier aber auch ändern. Im nächsten Frühjahr würde sie es ihnen beibringen.


    Die Sonne war gerade erst am Horizont zu sehen als sie sich auf den Weg machten. Ihre Route führte sie durch die Stadt, dann über die Brücke damit sie den Rhenus überqueren konnten. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und etwas später auch das Castellum Mattiacorum, umfingen sie bald die Wälder und Wiesen. Eine ganze Weile wechselten sie sich immer wieder ab. Dann erreichten sie den Limes. Inzwischen war es auch schon etwas heller geworden. Durch die Wolken konnte die Sonne aber nicht richtig hindurch kommen. Es dauerte etwas bis sie den Grenzposten hinter sich gebracht hatten. Jetzt ritt sie neben Alan am Anfang des kleinen Konvois.
    “Wir müssen jetzt aufpassen. Die Germanen wissen, dass die Legion erst zurückgekehrt ist und ihre normale Stärke noch nicht erreicht hat und die Grenzen waren seit dem Weggang der Legion auch nicht mehr so stark bewacht. Es war dennoch sehr ruhig hier, aber man weiß nie. Ich bin schon auf einer Rundreise mit Bewachung überfallen worden.“
    Sie hatte sich und die Männer auch mit einem Sax ausgestattet falls wirklich etwas passieren sollte. Doch ihre Kinder sollten das nicht mitbekommen. Am Abend wären sie eh wieder zurück und sicher in der Stadt. Eine reine Vorsichtsmaßnahme also.


    Die Wälder wurden etwas dichter als sie an einer Wegkreuzung ankamen. Kurz richtete sie sich auf ihrem Pferd auf. Es war ein Geschenk von ihrem Mann gewesen. Nachdem sie sich orientiert hatte, bogen sie rechts ab und hielten sich dann eine Weile auf diesem Weg bis sie dann in einen etwas engeren Waldweg nach links abbogen. Ein Stück bevor sie den Hain dann schließlich erreichten, hielt Dagmar an, stieg vom Pferd und band es an einem Baum fest. Hier würden sie erst etwas essen ehe sie ihren Ahnen Gedenken würde. Sie legte eine Decke auf dem Boden, Sevilla verteilte das Brot, den Käse, die Oliven, Eier und etwas kaltes gebratenes Fleisch. Es war viel zu viel. Marga hatte es mal wieder sehr gut mit ihnen gemeint. In Ruhe aßen sie.
    „Ich habe das früher immer sehr gern gemacht. Wenn meine mal Eltern nichts zu tun hatten oder meine Tante, dann gingen sie mit uns Kindern vor das Dorf auf eine Wiese und dort aßen wir dann und spielten miteinander. Es war immer sehr schön,“ schwelgte sie in Erinnerungen, die so weit entfernt schienen als wäre es schon viele Jahrzehnte her und sie würden ihren Enkeln von ihrer Kindheit erzählen. Zu viel war einfach passiert, das in ihren Erinnerungen einen Platz finden musste, dass es schon weit zurückgedrängt war.

    "Ich bin mir sicher, dass es einem schreiner da nicht so schnell langweilig wird."
    Sie war sehr zuversichtlich. Die nächste Frage des ehemaligen Sklavens überraschte sie dagegen.
    "Na, du wirst auch im Haus schlafen. Dort schlafen auch unsere anderen Angestellten oder Unfreien. Du musst nicht irgendwo im Stall schlafen oder gar unter freiem Himmel. So schlimm sind wir nicht," gab sie dann schmunzelnd zu verstehen.
    "Wenn du mit deinem jetzigen Zimmer zufrieden bist, kannst du das gern behalten. Ansonsten müssten wir nach einem anderen schauen. Es wird sich alles finden."
    Damit hatten sie dann erst mal alles geklärt, glaubte sie zumindestens.
    "Hast du sonst noch Fragen oder irgendetwas worüber du mit mit sprechen möchtest?"
    Ihr fiel für den Augenblick nichts weiter ein.

    "Mutter, muss ich das wirklich?"
    "Ja, Secundus das musst du. Du solltes damit umzugehen wissen. Also komm schon. Wenn du groß bist, wirst du mir dafür dankbar sein."
    Venusia trug heute germanische Kleidung und hatte sich den Rock ein wenig hochgebunden damit sie mehr Beinfreiheit bekam. Mit einem Holzschwert machte sie ihrem Sohn vor was er nachmachen sollte. Sie standen vor dem alten Baum im Garten, der schon ihre Übungen aushalten musste. Ihr Schwert traf den Baum mal rechts und mal links. Nachdem sie es erneut vorgemacht hatte, deutete sie nun ihrem SOhn es nachzumachen. Hier und dort verbesserte die Schwerthaltung oder die Beinarbeit. Ein paar Schläge in der Woche sollten genügen. Vielleicht übte er ja auch dann mal wenn sie nicht zusah. Es würde sie freuen.
    "Aber Mutter, ich muss das nicht üben. Ich brauche nicht kämpfen."
    Sie seufzte leise. Immer wenn er sie Mutter nannte, war er unzufrieden mit ihr und gerade jetzt machte er es sehr deutlich.
    "Das sagst du jetzt. Dein Vater konnte es, ich kann es und deine Ahnen ebenso. Es ist nie schlecht zu wissen wierum man ein Schwert halten muss und wie man damit umgehen kann. Wir sind in Germania und es mag dir hier sicher vorkommen. Dennoch gibt es leider hin und wieder Germanen, die nicht unterscheiden wer vor ihnen steht. Es ist ihnen egal ob man aus ihrem Land kommt oder nicht. Es war ihnen schon immer egal. Unser Stamm ist nicht umsonst geflohen und musste seine Heimat verlassen. Also murre jetzt nicht herum und tue was ich dir sage."
    So deutliche Worte dfand sie ihren Kindern gegenüber nur selten, aber diese Sturheit machte sie fertig. In solchen Situationen konnte sie ihre Eltern besonders gut verstehen. Sie war ganz sicher auch nicht einfach gewesen und mindestens ebenso stur. Davon ließ sie sich aber nicht einschüchtern. Secundus musste dennoch durch und weiterüben...

    Er würde an ihrer Seite bleiben wollen? Venusia war überrascht und iriitiert zu gleich. Wie hatte er das gemeint? Er sprach aber so schnell weiter, dass sie nicht nachfragen konnte ohne das es vielleicht unangenehm werden würde.
    "Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätten. Aber wenn du gern etwas anderes machen möchtest, steht dem sicher nichts im Wege. Vielleicht kannst du auch beides tun. Wir haben ein gestüt. Eventuell sagt dir dort auch eine Aufgabe zu. Ich kann ein stückweit auch auf mich selbst achten."
    Venusia lächelte damit er sie nicht falsch verstand. Wenn er gern auf sie aufpassen würde, würde sie es ihm nicht verbieten. Bisher hatte sie auf solch Aussagen recht allergisch reagiert. Sie war immer der Meinung gewesen auf sich selbst achten zu können. Doch mit dem Alter kam auch die Weisheit und sie hatte eingesehen, dass Hilfe nicht immer schlecht war.
    "Wenn du mich gern begleiten möchtest so heiße ich die natürlich willkommen."
    Wieder lächelte sie. Es tat ihr nicht leid ihm geholfen zu haben. Im Gegenteil. Er hatte es verdient wieder frei zu sein oder zumindestens so frei wie es ging.
    "Hast du noch irgendwelche Fragen? Scheude idch nicht zu fragen oder zu sagen was dir auf dem Herzen liegt. Du kannst es wirklich jederzeit tun."
    Jemanden frei zu lassen war für sie gänzlich neu. Einen Sklaven hatte sie schon mal gekauft, aber er war verschwunden ehe sie etwas für ihn tun konnte und jetzt gab es einen Zweiten und für diesen wollte sie da sein.

    Sevillas Augen begannen zu leuchten als Octavena ihr den Vorschlag machte ihr eine zu fertigen. Das Mädchen strahlte erfreut.
    "Jetzt gibt es leider keine schönen Blumen mehr, aber im Frühjahr wenn es wieder ganz viele von ihnen gibt dann werde ich dir eine machen. Mama hat erzählt, dass sie früher immer eine Art Frühlingsfest gefeiert haben. Vielelicht können wir das auch tun. Dann flechte ich dir und Mama und auch mir eine besonders Schöne. Welche Farbe magst du am liebsten. Ich mag ja rot und Mama gelb. Wenn ich deine Lieblingsfarbe kenne, kann ich eine mit dieser Farbe machen."
    Es fiel nicht schwer sich vorzustellen, dass das Mädchen bereits jetzt in Gedanken flocht.


    Secundus hingegen sah Marsus völlig entgeistert an. Er sollte mal eine Frau heiraten? Wie schrecklich war das denn? Dazu noch einen Blumenkranz? Der Junge sah den Hausherren an als wäre Loki persönlich in ihn gefahren.
    "Onkel Witjon ich will nicht heiraten. Nie. Mädchen sind doch nur ekelig."
    Vorsichtig blickte er zu seiner Schwester, aber die hatte es nicht mitbekommen. Bestimmt hätte sie ihn wieder geboxt. "Und Blumen mag ich auch nicht. Manchmal schenke ich Mama welche, weil sie sie mag. Aber was soll ich damit?"
    Er und ständig mit einem Mädchen zusammen. UNVORSTELLBAR!


    Venusia beobachtete belustigt und vergnügt wie ihre Kinder sich mit den anderen unterhielten. Natürlich verpasste sie es nicht auch noch Witjon zuzuhören.
    "Da bin ich ja noch trauriger, dass ich nicht anwesend war. Es hört sich schon so nach einem tollen Fest an."
    Über das vorher Gesagte, dachte sie einen Moment nach.
    "Wenn sie so viel liegen geblieben ist, sollte der Kaiser sehr bald jemanden berufen. Es wird nicht weniger und zu viel Arbeit aufzuarbeiten wird nicht einfach werden. Dennoch sind die Wirren in Roma groß und ich frage mich wie lang der Kaiser dort benötigt um aufzuräumen. Scheinbar ist es dort auch nict wenig. Sonst hätten wir vermutlich schon einen neuen Legaten oder davon gehört, dass er jemanden schicken möchte.
    Sie trank einen Schluck.
    "Für eine ganze Provinz verantwortlich zu sein, ist wahrlich kein Pappenstil. Es gibt immer so viel zu tun. Aber wem sage ich das."
    Sie erinnerte sich gerade daran wie sie dastand als der Legat Germanicus Sedulus plötzlich in Roma verstarb und sie als einfache Scriba die ganze Provinz am Leben halten durfte. Es war eine schwere Zeit gewesen und sie froh als ein anderer kam und ihr die Arbeit abnahm.

    Am nächsten Tag nutzte Venusia das schöne Wetter um mit ihren Kindern einen Spaziergang durch Mogontiacum zu machen. Dabei gingen sie auch an der Regia vorbei wo sie viele Jahre gearbeitet hatte. Mit den Kindern ging sie zum Officium des Cursus.
    "Salve. Ich habe zwei Briefe, die nach Roma sollen."
    Dann gab sie sie ab.


    Ad
    Decima Seiana
    Roma
    Italia


    Salve Seiana,


    ich hoffe sehr, dass es euch gut geht und die Wirren der letzten Zeit endlich ihre Klauen von euch genommen haben. Es würde mich auch sehr freuen zu erfahren wie es meinem Neffen Serapio geht. Ich habe ihn ebenso immer wieder in meine Gebete eingeschlossen wie dich. Nachrichten aus Roma kommen wie immer verzögert oder gar nicht in diese Region.
    Gern möchte ich dir berichten, dass unsere Reise gut verlaufen ist und wir ohne größere Zwischenfälle in Mogontiacum angekommen sind. Den Kindern und auch mir geht es gut. Wir haben uns auch schon etwas einleben können. Es ist hier natürlich deutlich ruhiger als in Roma.
    Es würde mich sehr freuen wenn ich für euch gute Nachrichten aus Roma vernehmen könnte.


    Sevilla, Secundus und ich werden weiter die Götter für euch um ihre Gnade bitten.


    Vale
    Venusia


    Ad
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma
    Italia


    Heilsa Alrik,


    vielen Dank für die Begleitung, die du mir mitgegeben hast. Sie haben gut über uns gewacht und wir sind nach langer Reise auch wohlbehalten in Mogontiacum angekommen.Wir haben sie gut versorgt und dann wieder zurück zu dir geschickt.
    Es geht uns und auch den anderen sehr gut. Von all de Geschehnissen in Roma ist hier kaum etwas zu merken. Es würde mich sehr freuen wenn wir hin und wieder etwas von den neusten Entwicklung hören könnten. Du weißt wie lange es braucht bis Nachrichten auf normalem Wege in die Provinz kommen.


    Til ars ok frisar


    Dagmar


    Für Rückfragen blieb sie noch.


    Sim-Off:

    Bitte von der Wertkarte der Familie nehmen. :)

    Es war an der Zeit mal ein paar Briefe zu schreiben. Die Kinder schliefen inzwischen schon und Venusia saß mit einigen Öllampen am Schreibtisch. Zwei Briefe wollte sie schreiben und sie fragte sich mit welchem sie anfangen sollte. Sie hatte Seiana versprochen sich zu melden und Vala wollte sie auch Bescheid geben. Vielleicht fing sie einfach mit dem an Seiana an.


    Ad
    Decima Seiana
    Roma
    Italia


    Salve Seiana,


    ich hoffe sehr, dass es euch gut geht und die Wirren der letzten Zeit endlich ihre Klauen von euch genommen haben. Es würde mich auch sehr freuen zu erfahren wie es meinem Neffen Serapio geht. Ich habe ihn ebenso immer wieder in meine Gebete eingeschlossen wie dich. Nachrichten aus Roma kommen wie immer verzögert oder gar nicht in diese Region.
    Gern möchte ich dir berichten, dass unsere Reise gut verlaufen ist und wir ohne größere Zwischenfälle in Mogontiacum angekommen sind. Den Kindern und auch mir geht es gut. Wir haben uns auch schon etwas einleben können. Es ist hier natürlich deutlich ruhiger als in Roma.
    Es würde mich sehr freuen wenn ich für euch gute Nachrichten aus Roma vernehmen könnte.


    Sevilla, Secundus und ich werden weiter die Götter für euch um ihre Gnade bitten.


    Vale
    Venusia


    Dieser Brief war endlich geschrieben. Er war nicht lang und dennoch ist er ihr nicht ganz leicht von der Hand gegangen. Bei ihrem letzten Gespräch hatten sich sämtliche Gräben geschlossen, aber ganz eben war es noch nicht geworden. Nach einem Schluck Wasser schrieb sie den nächsten. Dieser würde auch kurz ausfallen, aber deutlich schneller geschrieben sein.


    Ad
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma
    Italia


    Heilsa Alrik,


    vielen Dank für die Begleitung, die du mir mitgegeben hast. Sie haben gut über uns gewacht und wir sind nach langer Reise auch wohlbehalten in Mogontiacum angekommen.Wir haben sie gut versorgt und dann wieder zurück zu dir geschickt.
    Es geht uns und auch den anderen sehr gut. Von all de Geschehnissen in Roma ist hier kaum etwas zu merken. Es würde mich sehr freuen wenn wir hin und wieder etwas von den neusten Entwicklung hören könnten. Du weißt wie lange es braucht bis Nachrichten auf normalem Wege in die Provinz kommen.


    Til ars ok frisar


    Dagmar


    Dann verschloss Dagmar die beiden Schreiben. Am nächsten Tag würde sie sie zur Cursus bringen und hoffen, dass sie bald Roma erreichten.

    Dagmar war erleichtert. Sehr sogar. Natürlich wäre sie ihm nie böse gewesen wenn er gegangen wäre und seinen Weg in seiner Heimat gesucht hätte. Nun wollte er aber bleiben und weiterhin für sie und ihre Familie da sein. Sie hatte unbewusst die Luft angehalten bis er geantwortet hatte.
    "Es freut mich sehr, dass du hier bleiben möchtest.Du darfst mich gern wie meine Familie Dagmar nennen. Der germanische Name reicht hier vollkommen aus."
    Sie lächelte ihn an. Er würde sich vermutlich hier wohlfühlen. Zumindestens so wohll man sich fühlen kann wenn man fernab der Heimat war. Ihr Blick glitt durch den Garten. Über die vielen Blumenbeete, die sich langsam dem Herbst beugten und ihre Blüten verloren. Vieles war schon nicht mehr so grün wie im Sommer, aber sie freute sich immer hier zu sein und einfach nur ihre Gedanken schweifen zu lassen. Es tat ihr immer gut. Sie atmete die frische Luft ein.
    "Ich werde mich mit der Familie absprechen welche Aufgabe wir für dich haben. Wo du seine Zeit verbringen kannst. Sonst kannst du mich natürlich auch weiterhin bei meinen Unternehmungen begleiten und zur Seite stehen."

    Natürlich war Dagmar sehr erfreut zu hören, dass es ihrer Familie und auch der Provinz gut ging. Sie lag ihr sehr am Herzen. Die vielen Jahre, die sie in der Verwaltung zugebracht hatte, konnte sie nicht vergessen und was sie hier alles erlebt hatte. Es hatte sie geprägt. Eine Provinz mit viel Potential, viel Hoffnung und fast ebenso viel Leid.
    "Ich bin sehr gespannt wen der Kaiser als neuen Legatus hierher schicken wird. Germania hat schon einige erlebt."
    Und sie selbst auch. Viele waren gekommen und auch wieder gegangen.
    "Was gibt es denn noch zu erzählen? Wie war eure Hochzeit. Ich bin wirklich traurig, dass ich es nicht rechtzeitig geschafft habe. Wir wären sehr gern dabei gewesen. Es war bestimmt ein rauschendes Fest."
    Nebenbei half sie auch noch den Kindern mit dem Essen. Es klappte nicht immer alles auf Anhieb und so schnitt sie dort ein Stück Käse ab und hier eine Scheibe Schinken. Dann kümmerte sie sich auch noch um ihre eigene Malzeit ehe sie neugierig die beiden Frischvermählten ansah.
    "Hattest du eine Blumenkrone auf," fragte Sevilla Octavena. "Ich kann ganz tolle Kränze flechten. Vielleicht finde ich ja noch ein paar schöne Blumen und dann mache ich allen Frauen welche."
    Das Mädchen hatte tatsächlich sehr geschickte Hände und das sehr schnell gelernt und viel Freude daran gefunden.

    Die Kinder kannten dieses Ritual natürlich und wussten sich währenddessen sogar zu benehmen. Artig saßen sie da und sprachen des Gebet ganz leise mit. Nach diesem kurzen Moment der Ruhe schlugen sie wieder zu. Sie plapperten und erzählten und versuchten das von nicht all zu langen Essenspausen unterbrechen zu lassen.
    "Wir haben ganz hohe Berge gesehen,"berichtete Secundus stolz und zeigte dabei mit seinen Händen wie hoch die Berge waren.
    "Und wir sind ganz lange gefahren bis wir hierher kamen. Mama hat erzählt, dass einige von uns noch von weiter weg herkommen."
    "Mama war sogar in Britannia. Das ist noch vieeel weiter im Norden."
    "Wo kommt ihr denn her?"
    Die Kinder waren sehr wissbegierig und Dagmar machte sich immer die Mühe diesen Wissendurst zu stillen wenn sie das konnte. Alles wusste sie ja auch nicht oder konnte es auch nicht erklären. Auch wenn sie das gern gewollt hätte.
    "Kinder, das könnt ihr doch noch alles im Laufe der Zeit fragen." Sie lächelte die Kinder an und sah dann in die Runde.
    "Aber wenn wir gerade Fragen stellen. Wie geht es Mogontiacum und der Provinz?"
    Nebenher aß sie natürlich. Nicht nur, dass es das beste Essen seit Wochen war, es war das Beste seit Jahren. Noch ein Punkt mehr auf ihrer "Ich weiß, dass ich zu Hause bin wenn"- Liste.
    "Wir müssen Marga erzählen, wie gut ihr Essen schmeckt."
    "Und sie fragen ob sie noch mehr von diesem eingelegten Obst haben. Das schmeckte auch gut."
    Während sie also alle aßen und sich versuchten zu unterhalten, machten die beiden Geister sich das auch noch aus. Von den Erzählungen ihrer Mutter kannten sie die meisten Bewohner dieses Hauses bereits und es fielen ihnen nie schwer mit femden Leuten Kontakt zu knüpfen wenn Ihre Mutter nichts dagegen hatte.

    Venusia merkte, dass sie das neue Familienmitglied etwas überrumpelt hatte und zog sich sofort rücksichtsvoll ein wenig zurück. In letzter Zeit hatte sie zu wenig mit fremden Leuten zu tun gehabt und vergessen, dass nicht jeder gern umarmt wurde oder es einfach gewöhnungsbedürftig war.
    "Du wirst dich sicher bald eingewöhnt haben. Dieses Haus wird schnell das Heim für jeden. Das wird sich während meinr Abwesenheit sicher nicht geändert haben."
    Sie lächelte freundlich. Es war schon immer das Heim für viele Menschen gewesen egal ob Germane oder Römer. Es war immer voller Leben. Das hatte sie so schrecklich vermisst. In Roma und Aegyptus war das alles so anders gewesen.
    "Ja, du hast Recht. Ich komme aus Roma. Ich habe einen kleinen Abstecher über Hispania gemacht. Die Reise war ganz angenehm. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt wenn ich ehrlich bin. Dennoch bin ich etwas geschafft. Solch Reisen sind immer schrecklich Kräfte zehrend."


    Dann kamen die Kinder angelaufen und stürmten zum Tisch. Da alles noch so neu für sie war, ließ sie ihnen diese Tobereien im Moment durchgegen. Aber bald schon würde sie solch Benehmen unterbinden wenn sie es nicht von selbst ließen.
    "Ich glaube wir sollten mit dem Essen beginnen. Die Kinder sind sonst verhungert wenn sie noch länger warten müssen."
    Ihr Blick war ganz warm wenn sie von den beiden Rabauken sprach. Sie waren ihr Stolz.
    "Mama, ich habe Hunger. Können wir endlich essen?"
    "Du hast doch immer Hunger und außerdem hat Marga dir schon das größere Stück gegeben. Du Vielfraß."
    "Sevilla, Secundus, benehmt euch doch ein wenig. Was sollen denn unsere Verwandten von uns denken?"
    "Aber Mama. Secundus bekommt immer mehr. Er ist nun mal ein Vielfraß."
    "Wir setzen uns ja schon."
    Dann nahm auch sie Platz und setzte ihre beiden Racker rechts und links neben sich damit sie auch im Griff hatte.