Beiträge von Pentesilea

    Ich schwieg, aber der Griff der Männer wurde fester und so blieben mir nicht viele Möglichkeiten. Eine weitere Flucht war wohl nicht möglich. Sie hatten Pferde, ich war zu Fuß, wo von einer zog und pochte. Ich hatte ihn mir wohl verstaucht oder sowas. Als er nach den Truppen gefragt hatte, musste ich doch fast Lachen. Man hatte mich ja noch nicht mal aus dem Haus gelassen, wie sollte ich da Truppen gesehen haben. Und wofür ich Sklavin war, tja, zum rumkommandieren, würde ich sagen. Aber die Antwort würde ihm wohl nicht schmecken.
    Ich überlegte fieberhaft, wie ich von den Männern wegkommen könnte und fand keine Lösung. Es waren zu viele. Andererseits, wenn ich es schaffen würde zu einem Pferd zu gelangen, dann könnte es mir gelingen und ich könnte auch noch über ein schnelleres Transportmittel verfügen. Aber so wie es momentan aussah, gab es keine Möglichkeit. Also wählte ich zunächst die direkte Konfrontation. Ich sah den Frager herausfordernd an und mein Blick traf seinen, zeigte weder Angst noch Zweifel, nur sture Entschlossenheit gepaart mit dem Feuer des Freiheitsdranges.
    "Keine Truppen, was an meinem Ausgehverbot liegen mag. Sklavin für alles was im Haushalt übrig blieb."
    Er musste ja nicht wissen, dass man mich hin und wieder für die medizinischen Belange herangezogen hatte, nachdem ich der kleinen Minervina auf die Welt geholfen hatte. Meine sonstigen Tätigkeiten waren sonst tatsächlich meist nur Haushalt gewesen und die wenigen Momente, die ich im Garten hatte verbringen dürfen und wo ich für diese kurze Zeit wenigstens ansatzweise das Gefühl gehabt hatte ein Mensch zu sein.
    Meine Stimme war fest und mein Blick hielt seinem Stand, ohne mit der Wimper zu zucken.

    Ich beobachtete die Männer aufmerksam und mißtrauisch.
    "Tarraco."
    Als er etwas nachdrücklicher starrte seufzte ich.
    "Villa Tiberia."
    Ich musterte sie alle ziemlich stur und bereitete mich darauf vor mich im Zweifel zu wehren.

    Ich hielt in meinen Bemühungen mich zu wehren inne, als ich die kalte Klinge an meiner Kehle spürte, wagte kaum zu schlucken. Aber in mir war immer noch der gewisse Trotz und die rebellische Ader, die mich auch hatte fliehen lassen, ja sie war sogar gestiegen.
    "Aus der Gefangenschaft! In die Freiheit!"
    Ich sagte es ruhig, mit ein wenig Trotz drin aber ohne ein einziges Anzeichen von Angst.
    Wenn sie mich töten wollten, sollten sie es tun. Es war besser als wieder in die Gefangenschaft zu kommen. Wenn nicht, sollten sie mich gehen lassen.
    Sie wirkten nicht wie die typischen Römer, was mir noch etwas mehr Auftrieb gab, aber ich sah mich vor zu übermütig zu werden.

    Ich war gut voran gekommen, auch wenn mich das Bergsteigen schon ziemlich anstrengte. Als ich gerade überlegte eine Pause zu machen, preschten Pferde aus dem Gebüsch. Ich starrte sie einen Moment erstaunt an und dann lief ich. Ich wusste, ich würde keine Chance haben, aber ich wollte zumindest nichts unversucht lassen. Ich rannte, was meine Lungen hergaben und hörte die Pferde näher kommen. Ich sprang über einige kleinere Felsbrocken und blieb an einem hängen und flog der Länge nach hin. Ich rappelte mich auf und humpelte weiter. Aber jetzt hatte ich gar keine Chance mehr.

    Ab hier hiess es nur noch Klettern. Aber hier waren die Wege so einsam, dass ich es mir auch tagsüber leisten konnte zu laufen. Und das tat ich. Meistens ging ich so lange, bis ich nicht mehr konnte und verschlief dann den Rest des Tages und der Nacht, um beim Morgengrauen spätestens bereits wieder auf den Beinen und unterwegs zu sein.
    Hier oben war es noch kalt und so wickelte ich mich in alles, was ich dabei hatte Nachts ein. Dennoch fror ich teilweise fürchterlich. Doch ein Feuer zu entzünden traute ich mich nicht, denn dafür war mir die Gegend noch nicht einsam genug.
    In der letzten Nacht hatte ich Unterschlupf in einer halb verfallenen Hütte gefunden, wo ich auch ein kleines Feuer hatte unterhalten können. Diese Nacht würde ich wohl nicht das Glück haben. Nun gut, wenn ich weit genug und hinter Büschen eines entzünden würde, dann müsste es gehen.

    Es war so weit. Ich spürte es schon seit der vergangenen Nacht. Es ging in die Berge. Heute hatte ich meinen ersten stärkeren Anstieg.
    Es war Nachts nicht einfach und schon gar nicht ungefährlich. Aber ich war vorsichtig und ich hatte Glück, die Wolken, Sterne und besonders der Mond meinten es gut mit mir. So ging ich Meter um Meter. Stolperte hier und da ein wenig, aber es passierte nichts weiter.
    In der Nacht zu vor hatte ich meinen Rastplatz gegen Morgen hinter Gebüsch in der Nähe eines Baches gehabt. Dadurch hatte ich genügend Wasser nun bei mir. Das Essen, was ich noch bei mir trug musste noch eine Weile halten, deshalb ass ich nur alle zwei Tage etwas, aber da ich auch längere Zeit ohne auskommen konnte, schlimmstenfalls, war das nicht so tragisch und mein Körper hatte sich schon nach wenigen Tagen dran gewöhnt.
    Im Prinzip, wenn auch nicht schnurgerade wegen zu gefährlichem Gelände, folgte ich nun dem Bach nach oben.



    /edit: Die Hälfte vergessen

    Der Tag war frisch gewesen und feucht, aber dank der guten Vorsorge hatte ich nicht all zu viel frieren müssen und sogar schlafen können. Ich würde mich NIEMALS an diese Kälte gewöhnen. Mir fehlte die Wärme meiner Heimat. Das trockene, sonnige Klima. Das Nomadenleben. Was mir aber nun zu meinem Vorteil gereichte, denn ich war es gewohnt mich durchzuschlagen.
    Als es dunkel wurde, ging ich wieder los. Meine Schritte waren schnell und ich achtete auf meine Atmung, damit ich mich nicht überanstrengte. Nach einer Weile war ich wieder in meinem Rhytmus und bewegte mich recht zügig voran.
    Ich hatte überlegt an der Küste entlang zu gehen, aber da würden sie mich vermutlich als erstes suchen, also folgte ich erst dem Weg ins Landesinnere, Richtung Celsa, aber heute Nachmittag würde ich dann abbiegen in Richtung Berge. Falls ich verfolgt würde und es bis in die Pyrennäen schaffte, würde ich mich dort verstecken können. Sie würden schon nicht lange nach einer entflohenen Sklavin suchen. Jedenfalls nicht so lange, wie ich bereit war mich zu verstecken.

    Ich war aus der Stadt raus und würde mich nur noch Nachts fortbewegen. Ich konnte nicht mit einem Schiff fliehen, nicht von hier aus, aber vielleicht von Aquitanien aus. Denn wenn nicht, hätte ich einen ziemlich langen Marsch vor mir.
    Ich ging, recht zügig, bis zum Sonnenaufgang. Dann versteckte ich mich abseits der Straße und so gut es ging. Mit etwas Glück wäre ich in nicht all zu langer Zeit in den Bergen, dann darüber und dann noch durch Gallien zum Meer. Dort würde ich weiter sehen.
    Wegen meiner Kleidung würde ich mir noch etwas überlegen müssen. Zu Essen und Trinken machte mir da schon bedeutend weniger Sorgen.

    Ich war alleine im Quartier.
    Ich sah mich um und nickte. Ja, bald wäre es soweit. Helena und dem Kind ging es gut. Nun, es war Zeit an mich selber zu denken.
    Es fehlten nur noch ein paar wenige Dinge.
    Ich eilte los, um mir in der Küche ein paar Dinge zu besorgen.

    Meine Beherrschung liess ich sausen. Ich starrte ihr wütend hinterher und wenn Blicke töten könnten, wär sie vor meinen Augen tod umgefallen.
    Diese verdammten und arroganten Römer.
    Ich schnappte mir den nächstbesten Gegenstand und warf ihn an die Wand.
    Nein, lange würde ich hier nicht mehr bleiben. Sobald Helena wieder gesuind wäre, wäre ich weg.

    Es dauerte wirklich nur kurz und ich bat eine meiner Leidensgenossinnen den Tee zuzubereiten und gab ihr ganz eindeutige Anweisungen, wie es zu tun war.
    Dann wandte ich mich wieder der jungen Frau zu.
    "Nun stehe ich Euch voll zur Verfügung. Was kann ich für Euch tun?"

    Ich beugte leicht den Kopf um zu zeigen, dass ich sie verstanden hatte.
    "Sehr wohl. Gestattet mir noch eben die Kräuter fertig zu sortieren, damit jemand den Tee für .. die Herrin machen kann. Es dauert nur noch einem Moment."