Beiträge von Pentesilea

    Tiberius Iulius Numerianuns hiess er also. Das wollte ich mir unbedingt merken. "Nur so, interessehalber halt. Ihr schient Euch gut zu verstehen," meinte ich wie nebenbei. "Meinte zumindest Minervina," fügte ich an und dachte bei mir: Und es war nicht zu übersehen.

    Ich nickte nur. Ich wusste nicht wieso, aber irgend so etwas hatte ich erwartet. Ich wollte sie bitten es nicht auch bei sich so weit kommen zu lassen, aber ich biss mir rechtzeitig auf die Zunge, denn das wäre nun genau das falsche Thema gewesen. Aber dafür nahm nun die Neugierde in eine andere Richtung Besitz von ihr. "Helena? Gestattest Du mir eine Frage? Wer war der Mann, der Dich nach der Sponsalia heim begleitet hat?"

    "Mhm," machte ich nur nachdenklich und nickte. "Keine Angst, ich werde schweigen." Mein Blick ging nach vorne und ich stellte fest, das wir fast am Wasser waren. Das würde gleich "lustig" werden, aber nun gut, ich war selber schuld. Aber es würde helfen zu heilen. "Meinst Du, er tut es eionfach nur, weil es ihm schmeckt, oder weil er versucht etwas zu ertränken?" Fragte ich nachdenklich.

    "Ja, tut es," brummelte ich leicht, lächelte dann aber etwas. "Agrippa? Der Proconsul? Ich weiss nicht. Er scheint nett zu sein, vielbeschäftigt aber nett. Und er scheint dem Wein recht angetan, wenn mich nicht alles täuscht. Aber er scheint auch freundlich und warm zu sein, zu den seinen. Aber ich glaube, er kann auch hart sein, denn sonst wäre er nie zu einer solchen Position gelangt."

    "Ja, schon," antwortete ich. "Aber es war reiner Zufall. Wir trafen uns im Perystil und kamen ins Gespräch. Es ist eigenartig Ich habe mich, glaube ich, vorher nie mit ihm unterhalten." ICh verzog das Gesicht leicht, als ich meinte: "Und dann ging das Gespräch zu Anfang auch noch über das Schifffahren." Ich schüttelte mich leicht, ehe ich mich wieder zu ihr wandte. "Irgendwie kamen wir dann auch auf Drachen zu sprechen und das führte dann dazu, dass er der Meinung war Sun Cheng kennen lernen zu wollen."

    Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm und sah ihn an. "Es tut mir leid. ICh wollte Dir nicht diese Art der Erinnerung zurückrufen. Zumindest nicht, wenn es so ist. Ich danke Dir für das Geschenk. Es ist wunderschön und ich werde ihn immer in Ehren halten. Erlaubst Du mir, Dir eine Nachricht vom Proconsul zu übermitteln?"

    Noch mehr davon? Es machte zwar durchaus Spaß und war anregend mit Sun Cheng darüber zu reden, aber ich bekam jedes Mal nach einer Weile Kopfweh. ICh verzog leicht das Gesicht und nickte dann aber schwach. "Ja, irgendwie alles. Die Lehren des Tao oder so ähnlich." Ich sah einen Moment bedröppelt drein. "Tut mir leid, es ist immer so viel und auch wenn ich mir schon recht viel merken kann, dadurch, dass dann immer noch auch Erinnerungen plötzlich ungefragt kommen, wird es manchmal zu viel und ich werfe einiges durcheinander oder vergesse anderes." Ich lächelte entschuldigend. "Aber der Proconsul wünscht ihn zum Essen zu sehen und dann kannst Du ihn vielleicht einmal selber fragen?."

    Sie hatte es sich gemerkt? ICh musste lächeln. "Gerne. Was möchtest Du über ihn wissen? Sehr viel weiss ich leider auch nicht. NUr dass er Sun Cheng heisst und aus dem Reiche Hans stammt. Es liegt sehr weit im Osten, hinter den großen Bergen, die das ganze Jahr über Schneebedeckt sind. Er war Offizier, aber weil er etwas tat, was zwar zu einem Sieg führte aber wohl entgegen dem Befehl seines Kaisers war, musste er gehen." Ich erwähnte nicht, dass der Kaiser ihn hatte zwingen wollen sich selbst zu töten. ""Er wanderte so lange Zeit gen Westen undkam irgendwann ins Imperium. Und er war wohl auch in Petra und..:" Ich stockte einen Moment und fuhr dann fort, ein klein wenig leiser und nachdenklicher, ohne es zu bemerken, aber dennoch genauso ausführlich. "Er hat schon viel gesehen und weiss viel zu erzählen, Und er handelt nach etwas, was sich Tao nennt. Das Prinzip habe ich noch nicht so recht verstanden, aber es ist hier und da auch ein wneig sehr kompliziert. ICh glaube, Ihr nennt es philo... philo..." MIr fiel das Wort nicht ein. "Philoso.. naja, ich weiss nicht mehr, wie man es in Latein nennt. Aber er macht sowas viel: Stellt FRagen oder man nimmt Tatsachen und stellt dazu Fragen. Wie zum Beispiel, ob die Sonne ohne Schatten und der Schatten ohne Sonne leben kann oder so."

    Ich erwiederte das Lächeln und nickte in die Richtung. "Magst Du vor reiten? Ich glaube, weiter vorne wird es ein wenig schmal werden für beide Pferde nebeneinander." Der Wind war noch etwas kühler geworden, aber irgendwie tat er auch gut, besonders meinem Brummschädel und es tat gut Helena lächeln zu sehen und zu sehen, dass es nicht völlig erzwungen war.

    "gut," sagte ich nur und wartete, bis sie sicher oben war, ehe ich mich mit nicht wenig Mühe und Schmerzen in den Sattel zog. Die Zügel festhalten brannte etwas, aber ich versuchte es zu ignorieren. "Also erst einen Weg zum Wasser finden? Und dann? Du kennst Dich hier besser aus als ich," lächelte ich.

    An das alles hatte ich gar nicht gedacht, als ich ihn das gefragt hatte, sondern mehr an die praktischen Dinge und sagte dies auch: "Naja, das meinte ich damit gar nicht," lächelte ich. "Ich meinte vielmehr, ob Du seine Wärme nicht brauchst, wo es doch recht frisch hier ist."

    Mein Blick war tiefbesorgt und ich konnte ihn nicht von ihr abwenden. Letztlich hatte ich doch noch auch mit zugegriffen und ihren Ärmel versaut, aber da hatte sie schon selber das Gleichgewicht wieder gefunden. ICh biss mir auf die Lippen um nichts zu sagen und schwieg. Statt dessen hakte ich mich bei ihr ein, so, dass ich sie zur Not stützen konnte, und zog sie humpelnd mit mir mit zu den Pferden. "Willst Du alleine reiten oder soll ich mich hinter Dich setzen?"

    Ich ballte eine Faust, weil ich zum einen nicht wollte, das ihre Hände dreckig wurden und das zugreifen dann wohl doch schmerzhaft werden würde und reichte ihr so entschuldigend lächelnd mein Handgelenk. Als ich stand sah ich ihr in die Augen, lange und schweigend, ehe sich ein Lächeln breit machte. "Wollen wir es nicht wenigstens versuchen?"

    Ich schaute auf diese und schüttelte den Kopf. "Die sind nicht tief. Ich müsste nur runter, ans Salzwasser, sie auswaschen, dann ist es kein Problem." es würde höllisch brennen, aber es würde fürs Erste wahrlich genügen. "Also die Pferde holen?"

    Ich überlegte einen Moment und sah auf meine verdreckten und blutigen Hände hinab ohne sie wirklich wahr zu nehmen. "Mhm, ich würde schon gerne, aber ich möchte auch etwas machen, wo Du ebenfalls Deinen Spaß dran hast. Mit mir gemeinsam...."

    Ich seufzte und liess die Schultern hängen. Ich hatte keine Kraft und keine Lust mehr zu streiten und so schwieg ich. Mein Kopf dröhnte, aber ich ignorierte es, wie alles, was mich betraf. Nach einer ganzen Weile richtete ich mich auf und meinte leise aber entschieden. "Dann lass uns weiter reiten und den Wind geniessen. Soll er alles aus unseren Köpfen fegen, was da im Moment nicht reingehört!"
    Und damit meinte ich eine Menge!

    "ICh hätte so gerne... aber wie kann ich einfach weiter machen als wäre nichts gewesen, wenn Du vor meinen Augen zusammenbrichst?" Wieder spürte ich Tränen in mir aufsteigen und kämpfte gegen sie an, fürs Erste erfolgreich. "Nur hin und wieder etwas Ruhe, bitte! Du hättest so viel mehr Kraft für all die Dinge." Ach was redete ich überhaupt noch, sie würde ja doch wieder gegen halten. Ich fühlte mich mit einem Mal unendlich müde und all die Last, Sorgen und Schmerzen, die in letzter Zeit auf mich eingeschlagen waren, allein durch die immer stärker auftauchenden Mosaikteile, die sich langsam, aber zu langsam zu einem Bild vereinten, schien auf meinen Schultern zu drücken. Für einen Moment gab ich mich dem Druck hin, ehe ich mich bemühte meine Schultern zu straffen und mich wieder auf sie zu konzentrieren. [SIZE=7]"Wenn ich Dich verliere, habe ich alles verloren."[/SIZE]

    Ich sah auf und lächelte matt. Mühsam kam ich auf die Beine und ihr ein wenig näher. Das Knie und die Hände brannten und Blut lief an allen dreien mehr oder minder stark hinab, aber ich bemerkte es nicht einmal, sah nur Helena an und liess mich langsam neben sie nieder. [SIZE=7]"Ich hatte Angst, Du hättest einen weiteren Anfall erlitten und seist die Klippen hinuntergestürzt."[/SIZE] flüsterte ich kaum hörbar und liess einen Moment den Kopf hängen. "Es tut mir leid: Nicht was ich gesagt habe, aber dass ich es nicht schaffe es Dir anders klar zu machen, dass ich mir Sorgen mache und Angst um Dich habe. Ich habe momentan nicht die Kraft einfach über Deinen Zustand hinwegzusehen."

    Ich stolperte, stürzte, riss mir die Hände und das Knie auf und hatte unendliche Angst über die Klippen zu sehen und ihren zerschmetterten Körper entdecken zu müssen. Irgendwie konnte ich in diesem Moment nihct mehr klar denken, bis ich sie, als ich mühsam wieder auf den Beinen war, an der nächsten kleinen Biegung, nahe am Abgrund, hocken sah. [SIZE=7]"Helena,"[/SIZE] flüsterte ich leise und benommen und humpelte auf sie zu, blieb aber ein paar Schritte entfernt stehen und liess mich matt ebenfalls nieder.