Beiträge von Pentesilea

    Ich merkte nicht, wie sie aufstand, dass si emit mir sprach, bemerkte ich schon gar nicht, denn es war zu leise und ich kniete mit dem Rücken zu ihr. Ich weinte nur und das eine ganze Weile. Aber es tat gut, es befreite mich ein wenig vom Zorn und der Verzweiflung und ich konnte beginnen klar zu denken und versuchen Helena umzustimmen oder sie zu verstehen. Wobei mir Letzteres bei dieser Sturheit wirklich schwer fiel. Wieso wollte sie einfach nicht sich auch mal Ruhe gönnen? Götter konnten nicht verlangen, dass sie sich vollends für sie aufopferte. Wenn sie es taten, waren es grausame Götter.
    Ich erhob mich, wandte mich um um mit ihr zu sprechen, aber sie war nicht mehr da. Entsetzt sah ich zu den Klippen. Sie war doch nicht etwa? Aber dann sah ich die Spuren im Gras und sie führten fort. "Helena?" rief ich, konnte ich sie doch von meinem Platz aus nicht sehen, der einen schönen Blick über das Meer bot, und gefährlich nah am Abgrund war, wie ich jetzt erst bemerkte, aber mich nicht den Weg zurücksehen liess. "HELENA?!" rief ich ein weiteres Mal und da ich wieder keine Antwort erhielt, lief ich los, die Unebenheiten des Bodens nicht beachtend, nur Angst darum habend, dass sie wieder einen Schwächeanfall erleiden könnte und die Klippen runterstürzen würde. "HELENA?!!!"

    Meine Hand ballte sich zur Faust und ich spürte, wie langsam Zorn in mir loderte, aber noch kontrollierte ich ihn, nicht er mich. "Wie kannst Du andere Gadanken fassen, wenn Du von einem Schwächeanfall wieder umgeworfen wirst? Wie?" Und doch hieb ich mit der Faust auf den Sattel und das Pferd schnaubte überrascht und tänzelte leicht nervös. "Ach halt die Klappe," brummte ich das Pferd an und stieg ab, aber auf der anderen Seite als Helena. "Du bist stur! Einfach nur stur und dickköpfig. Schlimmer als ein Kind, das seinen Willen nicht bekommt. Was passiert denn, wenn Du so weiter machst? Wenn Du von Dir immer mehr verlangst, ohne mal Dir selber die Möglichkeit zu geben wieder Kraft zu sammeln? Du wirst umkippen und niemals wieder aufwachen. Dann wirst Du in Euer Elysio übergehen. Ist es das was Du willst? Ist es wirklich das?" Man hörte mir die Wut und Verzweiflung an und ich stapfte von den Pferden weg, fort von ihr und Tarraco. "Bitte, dann bring Dich um! Aber ohne mich! Ich kann Dir dabei nicht tatenlos zusehen und wenn Du Dir nicht helfen lassen willst, was soll ich dann noch!" Und mit jedem Schritt, den ich mich von ihr entfernte, sanken meine Schultern tiefer hinab und spürte ich, wie sich Tränen einen Weg in meine Augen bahnten. Aber ich wollte nicht weinen, wollte nicht und musste doch.
    Keine Dutzend Schritte weiter konnte ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen und ich verfluchte mich dafür, dass ich in letzter Zeit ständig weinen musste. ICh stolperte über einen Stein oder Stock, ich wusste es nicht und es war mir egal, sank auf die Knie und liess meiner Angst und Verzweiflung um Helena freien Lauf und den Tränen auch. Warum nur wollte sie es nict einsehen? Warum nur wollte sie sich damit unbedingt selber ins Grab bringen. Es wäre doch nur zwei verdammte Tage!

    Ich seufzte, ihr tappen war alles andere als beruhigend anzusehen, aber sie war ja einsolcher Sturkopf und würde nicht hören. So bettete ich Minervina etwas anders auf meinen Armen, sah zu ihr runter und musste schmunzeln, da sie scheinbar am Einschlafen war, und folgte Helena.

    "Aber..." ich wusste nicht, was ich sagen sollte. So schwieg ich und betrachtete ihn ehrfurchtsvoll. Es war ein schöner Stoff und angenehm zu tragen. "Aber brauchst Du ihn denn nicht mehr?"

    Ich seufzte. Es war ein resigniertes und auch leich genervtes Seufzen. "Nur kannst Du nicht kämpfen, wenn Dich Schwächanfälle ständig zu Boden reißen. Warum kurierst Du Dich nicht endlich einmal zwei Tage, mehr verlange ich ja nicht mal von Dir, zwei Tage unter meiner Anweisung aus. Du glaubst gar nicht, wie gut es Dir tun wird und wie viel mehr Kraft Du danach haben wirst. Bitte Helena, nur ganze zwei Tage!"
    Meine Stimme war bittend und nachdrücklich.

    "Sicher kümmere ich mich." Ich sah zu Minervina runter, die immer noch auf meinen Armen hing und strich ihr einmal sanft über die Wange, ehe ich mich wieder an Helena wandte. "Schaffst Du den Weg alleine oder soll ich Dir meinen Arm zum Geleite antragen?" Ich meinte es nicht nur im Scherz, wie es herüber kam, aber mein Zwinkern sollte es ihr schon so suggerieren.

    Ich lächelte leicht. "Was immer Du möchtest." Was das Vergeben betraf, das konnte ich noch nicht, da ich mich noch nicht an alles erinnerte und nicht wusste, ob es noch Schlimmer kam, aber ich sagte dazu nichts und drückte stattdessen ebenfalls ihre Hand. "Sollen wir heimreiten, damit Du Dich etwas hinlegen kannst?"

    Ein wenig mißmutig sah ich auf die Versuche und zuckte dann die Schultern. Etwas über diesen komischen KRaftprotz zu hören liess meine Stimmung zwar nur ein wenig steigen, aber dennoch lächelte ich sie an und nickte. "Gerne. Es war was griechisches, richtig?"

    Ich nahm sie einmal mehr skeptisch in die Hand und malte mit dem Griffel die Buchstaben nach. Es war nicht einfach und ich mühte mich kräftigst ab, aber sah irgendwie gar nicht gut aus. Seufzend reichte ich ihr die Tafel zurück.

    Ich wiederholte leise die Buchstaben und versuchte sie noch einmal nachzuzeichnen. Wenn ich sie einzeln schrieb, war es meist etwas einfacher, aber das P sah immer noch komisch aus und das a sah eher nur nach einem krigeligen Kreis aus. "Mhhh, ich hab das Gefühl, das wird nie was," seufzte ich leise.

    Ich zog meine Stirn in Falen und verglich die beiden Worte miteinander. "Hrmpf," machte ich nur im Unmut über meine Dummheit und setzte den Griffel einfach noch einmal an. Komisch sah es zwar immer noch aus, aber immerhin stand da jetzt wirklich Pentesilea. "Kannst Du mir noch einmal die einzelnen Buchstaben benennen?" Bat ich Aine.

    Ich nickte und nahm ihr die Wachstafel und den Griffel ab. Dann versuchte ich mich, diesmal gleich mit Links, daran meinen Namen zu malen. Es sah nicht unbedingt schön aus, aber man konnte es, wenn auch krigelig, lesen und es fehlten nur zwei Buchstaben: Penteile.
    Skeptisch dreinsehend reichte ich es ihr zurück.

    "Ich muss gestehen, nicht so wirklich. In letzter Zeit war viel los. Ein klein wenig am Anfang, aber die letzten Tage nicht." Ich sah sie etwas bedauernd und schuldbewusst an.

    Ich brachte schnell die Kleinigkeiten in mein Zimmer und schaute dann mit Aine bei den jungen vorbei, die bereits tief und fest schliefen. Ein leichtes Lächeln huschte dabei über mein Gesicht, als ich das sah. Dann schauten wir bei Minervina vorbei, aber sie war so vertieft im Spielen, dass sie uns gar nicht zu bemerken schien, so sagte ich Semiramis, dass ich später noch einmal bei ihr vorbei schauen würde. Als wir wieder vor meinem Zimmer ankamen, sah ich Aine fragend an. "Hier oder woanders?"

    "Wenn Du möchtest gerne, aber viel ist es ja nicht zu tun. Ich wollte nur schauen, ob die Jungen schon schlafen und Semiramis mit ihnen klar kommt und Minervina kurz horchen, ob sie heute auch brav beim Unterricht war und ein paar Minuten mit ihr reden, wenn sie nicht eh gerade mit spielen beschäftigt ist. Aber Du kannst gerne mitkommen. Ich würde mich freuen. Und dann können wir gleich mit dem Unterricht beginnen."
    Auch wenn ich beim Unterricht immer noch so meine Skepsis hatte.

    "Ja, das können wir gerne machen. Bei mir im Cubiculum? Ich müsste Dich nur bitten noch ein wenig auf mich zu warten, denn ich wollte nur eben ein paar Sachen dorthin bringen und dann noch einmal nach den drei Rabauken gucken." Ich lächelte sie fragend an, wusste ich ja nicht, ob sie die Zeit hatte.

    Ich kam gerade von einem Treffen mit meinem Shi Sun Cheng wieder und wollte in mein Zimmer gehen, als ich Aine meine Tür schliessen sah. "Hallo Aine, wolltest Du zu mir?" Fragte ich sie lächelnd.