Varus überrollte Maximian mit seiner Sicht der Dinge, die gut und gern der von Vaeria ähnlich sein könnte. Je weiter der Fremde (uhm, konnte man ihn so noch nennen, nachdem sie zusammen gegessen und er ihm so viel von sich erzählt hatte?) sprach, desto weiter zogen sich Maximians Augenbrauen nachdenklich zusammen und desto häufiger versuchte er, dazwischen zu reden, kam dann aber doch nicht dazu.
Er wollte ihm antworten, dass er ihr natürlich nicht das gesagt hatte, was er ihm erzählt hatte. Er war viel zu verletzt und stolz gewesen, es zu tun. Würde Valeria jetzt hier sitzen, er würde es ihr immer noch nicht sagen können.
Was er an ihrer Stelle getan hätte? Maximian sah ungläubig den Boden an. Hatte er das wirklich gefragt? Damals hätte er nichts getan, wahrscheinlich. Er hätte gewartet um ihr in die Augen sehen zu können, was sie denn hatte. Heute.... Was spielte das für eine Rolle?
Gar geriet der junge Mann darüber ein wenig in Wut auf den Fremden.
Was bedeuten.... abservieren. Genau das hatte sie in seinen Augen getan. Was kostete es sie denn noch groß, sich zumindest bei ihm zu entschuldigen? Wenig. Sie hatte sich hinterher einfach umdrehen und in ihr neues Leben zurückkehren müssen. Sie wusste, dass seine Welt gerade erst zerbrochen war und es hatte ihr nichts ausgemacht, ihn in diesem Scherbenhaufen zurück zu lassen.
Nun wurde er in Gedanken patzig zu Valeria, sich selbst und dem Petronier. Ihm hätte es das Herz gebrochen, Valeria so zurück zu lassen. Aber sie war.... sie hatte gelächelt, als sie gegangen war! Nein, er konnte nicht glauben, dass es ihr schwer gefallen war, ihn einfach auszutauschen. Und das auch noch gegen jemanden, mit dem er blutsverwandt war. Nein, Maximian weigerte sich zu glauben, dass er ihr noch großartig etwas bedeutete. Sonst hätte sie das nicht getan. Wäre die Liebe groß genug gewesen, hätte sie gewartet und das Ausbleiben einer Nachricht oder seiner selbst nicht verurteilt.
Er bezweifelte, dass sich irgendwann einmal etwas daran ändern würde, wie er es sah. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit und vielleicht auch später nicht. Vielleicht nie, das konnte er jetzt noch nicht sagen.
Hm. Vom Häufchen Elend war Maximian wieder etwas mehr Mann geworden. Hatte Varus das am Ende beabsichtigt? Hatte er helfen wollen? Oder wie war sein Vortrag zu deuten? Dieser Typ war schwer einzuschätzen und Maximian fühlte sich seltsam, wenn er dachte, er wäre es ihm. Und totzdem dachte er nun ein wenig anders über die ganze Angelegenheit. Er würde schon noch sehen, was Varus vielleicht hatte bezwecken wollen. Oder nicht.
Dann berichtete der andere über seine erste Liebe. Maximian wusste zuerst nicht, wie er mit der Geschichte umgehen sollte, entschied sich jedoch einfach zuzuhören. So, wie Varus es bei ihm getan hatte. Aber als Varus endete, waren Maximians Brauen schon wieder nachdenklich zusammengezogen. Er wurde nicht wirklich schlau aus der Geschichte, ließ die Worte trotzdem noch einmal einen Moment auf sich wirken, dann musterte er den Petronier, als hätte er eine Frage von großer Wichtigkeit nicht beantwortet. Vielleicht ahnte er aber auch nur etwas über einen Verlust, einem vergleichbaren wie den Maximians hinter der zu rasch beendeten Erzählung.
"Dann hat sich für dich ja alles zum Guten gewendet. Nach so vielen Jahren des Wartens." Bei ihm würde es nicht so kommen, dachte er sich und fühlte große Enttäuschung. "Siehst du, genau das hatte ich mir vorgenommen. Wenn ich hier eintreffe, hatte ich mir vorgenommen, würde ich zu ihr gehen und ihr sagen, dass ich zu meiner Verantwortung stehen kann. Dann wäre ich der Legio beigetreten und wir hätten geheiratet. Meinen Vater hätte es wahrscheinlich nicht gefreut, aber...." Er wusste, dass Meridius sich schweren Herzens damit auch noch abgefunden hätte. Armer Mann. maximian wusste, dass er ihm viel Kummer bereitet hatte. Nun stand es ihm also nicht mehr bevor, solch einer Heirat zuzustimmen.
"Ist sie mit dir hier?"