Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Auch Maximian erschrak, als sie nach seinem Handgelenk griff und es fest mit ihren knochigen Fingern umklammerte. Er dachte daran sie abzuschütteln, aber er bekam sie nicht wirklich los. Aus den Augenwinkeln sah er in einzelne Gesichter von Umstehenden, die dem Geschehen mit Lauten des Erstaunens folgten, als wohnten sie einem Schauspiel bei.


    Maximian schluckte und sah die Alte kritisch an, als würde sie ihn bedrohen. Tatsächlich flößte sie ihm, neben einem übelschmeckendem Gefühl von Übelkeit, ein wenig Angst ein. Endlich ließ sie ruckartig von ihm und kippte rücklings um. Perplex sah Maximian von ihr zu seinem Handgelenk und wieder zurück.


    Hatte sie Schmerzen? Brauchte sie Hilfe? War sie verrückt oder besessen? Ein hilfesuchender Blick in die Menge verriet ihm, dass keiner von denen zur Hilfe kommen würde, zu suspekt war das Runzelweib.
    Fand Maximian auch. Und dennoch trat er zögernd ein paar Schritte auf sie zu, die Stirn immernoch von einer steilen Falte durchschnitten, die blauen Augen stark beschattet.


    "Ich verstehe kein Wort vom dem, was du da schwafelst, alte Schlange. Deine Sinne scheinen nicht mehr ganz beisammen zu sein.", sprach er auf sie ein und wägte ab, ob er sich zu ihr knien sollte oder es besser bleiben ließ. Er seufzte.
    "Du solltest dein Theater nun besser wieder beenden. Du jagst den Leuten einen riesen Schrecken ein.... und mir auch. Krieg dich wieder ein, alte Frau, sonst wird die Stadtwache noch auf dich aufmerksam."
    Einen Versuch war es wert. Skeptisch wartete er ab, was passieren würde.

    Bevor er sich auch nur zur Hälfte von der Alten abgewandt hatte, zuckte er beim Erklingen ihrer schrillen Stimme zusammen. Sein Blick wanderte zurück zu ihr, die sich regelrecht flink wieder aufrappelte und in schützender Gebärde den Stock vor sich erhob, wobei sie fortweg und immer schriller werdend schnatterte.
    Sogleich blieben die ersten Passanten stehen, beäugten die Alte und dann Maximian mit unverhohlener Neugier - oder Argwohn?


    Der junge Mann in der Senatorentoga sah sich ebenfalls kritisch um und dann zurück zu der Alten. Zwischen seinen Augen stand eine senkrechte Falte, die beim Mustern vor Misstrauen und einer Art Ekel nur noch tiefer zu werden schien.


    "Du redest wirres Zeug, altes Weib! Ich kenne dich nicht."

    Maximian ging nicht langsam und schlurfte auch nicht. Er ging geradewegs in eine Richtung, seine Richtung, was für eine das auch immer war. Er war vom Müßiggang, von Frust, Wut und Einsamkeit ergriffen, wie häufig in den letzten Tagen und vergaß darüber hinaus gerne einmal sein Umfeld.
    Seine Schritte lenkten ihn über das Forum Mogontinum, jenem Ort, der vielleicht danach trachtete mit dem Forum in Rom irgendwann einmal gleichzuziehen.


    Hier und da rempelte er Leute an, die wegen seiner Toga jedoch meist darauf verzichteten sich zu beschweren. Es war nicht ersichtlich, ob er es absichtlich tat, jedenfalls sah er sich bei keinem seiner Rempler um. Nur einmal bislang, als er gegen einen wahren Schrank von Mann gestoßen war und beinahe selber umgefallen wäre, weil er einige Gewichtsklassen unter dem Mischgermanen einzuordnen war. Spaß bereitete es ihm jedoch keinen, und doch unternahm er nichts und änderte auch nicht sein Schritttempo. Er wollte irgendwohin, wusste nur nicht wo.


    Gerade hatte er wieder etwas angerempelt. Es hatte sich weich angefühlt und leicht nachgegeben. Maximian verschwendete keinen Gedanken daran, ob es ein Kind oder eine Frau gewesen war, sondern wollte einfach weiter. Ja, möglicherweise bekam er nicht mal wirklich mit, was er da tat.
    Wenn da nicht plötzlich ein Rucken gewesen wäre, das ihn aprubt stehen bleiben ließ. Hatte er sich irgendwo verfangen? Er sah sich um, suchte und sah die alte Frau, die einen Zipfel seiner Tunika hielt und grimmig zu ihm aufsehend auf ihn einschimpfte. Maximians Blick wurde ebenfalls grimmig und leicht verärchtlich.
    Dann nahm er seine Tunika und ruckte daran, auf dass die Olle ihn loslassen musste.


    "Tzze.", machte er und wollte sich einer Walze ähnlich wieder auf den Weg machen.

    Maximian erhielt mütterliche Zärtlichkeit, für die er in diesem Moment zu gleichem Maß dankbar, aber auch unempfänglich war. Er war steif und nicht imstande, die tröstende Umarmung zu erwidern, auch wenn seine Mutter für Valerias Benehmen keine Schuld tragen konnte - oder für den Tod ihres Kindes.


    "Auch davon hat er mir erzählt.", antwortete Maximian und nickte wie ein geprügelter, vor Angst erstarrter Hund und senkte wieder den Blick.
    "Es ist töricht, aber ich hatte gehofft, es sei nicht wahr.", war Maximian ehrlich und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger massierend über die Schläfen. Er war total niedergeschlagen, das konnte man nicht übersehen.


    "Hast du ihr beigestanden? War irgendjemand bei ihr?"

    Den Worten der jungen Frau folgend, stellte Maximian sich die Frage, ob er jemals so umsichtig gedacht hatte oder es jemals würde. Ihm wäre zumindest in dieser Situation nicht in den Sinn gekommen, irgendwelche Hinterbliebene, gäbe es denn welche, zu bemitleiden. Es waren doch nur Fremde und so viele Menschen gaben täglich ihr Leben.


    Er antwortete nicht, weil er auch hier nichts Gescheites anzufügen wusste und mit seiner möglicherweise wenig umsichtigen Art nicht respektlos erscheinen wollte. Dann jedoch sie ihn mit Senator an und Maximian schmunzelte der ärmlich erscheinenden Figur zu. Das allein war eine Regung, die man bei vielen anderen Söhnen von Senatoren nicht erwartet hätte.


    "Ich bin kein Senator. Ich bin der Sohn eines solchen. Für ein Amt solcher Würden bin ich noch viel zu jung.", antwortete er mit einem gutmütigen Lächeln und schüttelte dann sparsam den Kopf. "Und ich bin auch nur einer von vielen Schaulustigen, die Neugier ist uns gemein."


    Vor Wochen noch ein Bündel quirliger Flöhe, stand er heuer kerzengerade und vermittelte stets den Eindruck, dass er über den Dingen stand und sich durchaus mit seinem neuen Leben, seinen Pflichten und Möglichkeiten, befasste. Und dennoch kam er nicht hochnäsig rüber, einfach weil es seinen charakterlichen Wesenszügen nicht entsprochen hätte.
    Lag es vielleicht an dieser Stadt oder gar am Land? Hispania war anders, farbenfroher und temperamentvoller bestimmt, lebhafter vielleicht.


    "Und du? Wohnst du in einem der umliegenden Häuser?", fragte er einfach so, weil sie gut und gern danach aussah, als hätte sie die letzten Nächte wegen der drohenden Gefahr des Feuers kein Auge zugetan.

    Maximian nickte. Er fand es ebenfalls äußerst bemerkenswert, dass scheinbar niemand genau wusste, was vorgefallen war. Andernfalls hätte man die Bevölkerung doch sicherlich schon über die Ursachen für solch einen Brand aufgeklärt, schließlich war eine Einrichtung getroffen worden, die für die Bewohner und Gäste Mogontiacums fungiert hatte.


    Da er nichts sinnvolles zu erwidern wusste, schwieg Maximian und überflog weiterhin die Trümmer, als würde er, gerade zum Manne erklärt, irgendetwas von solchen Trümmern verstehen. Tatsächlich aber stachelte es seine Neugier an und seine Abenteuerlust.
    Er fragte sich, ob der Tavernenbesitzer vielleicht einen Schuldenberg hatte und die Taverne eventuell in Brand gesetzt hatte, damit er ungesehen verschwinden konnte. Oder ob dieser hier vielleicht nur der Auftakt zu einer Serie von mysteriösen Bränden in Mogontiacum sein würde, die die Zuständigen in den kommenden Wochen um ihren Verstand bringen würde.


    Erst, nachdem die junge Frau die Beobachtung verdaut hatte, dass ihr Nebenmann dem Senatorenstand angehörte, regten sich Maximians Mundwinkel wieder ein bisschen, denn er lächelte vor Amüsement über seine Fantasien, die ja so weit hergeholt waren. Vielleicht sollte er ja Geschichtenschreiber und nicht Soldat werden.


    "Soweit ich weiß, gab es niemanden, der dem Feuer zum Opfer fiel, außer dieser Taverne", antwortete Maximian der jungen Frau und sah sie schließlich einmal richtig an. Sie wirkte müde, betreten und ein wenig heruntergekommen auf ihn. Hatte sie vielleicht etwas mit dem Brand zu tun? Hatte sie vielleicht jemanden in dieser Nacht verloren? Nachdenklich musterte er sie.
    "Wieso fragst du mich das?"

    Er hätte sich einen Sklaven zur Begleitung mitnehmen können, aber momentan waren ihm diese Anhängsel nur lästig. Zwar musste er sich so den Weg zur Taberna Silva Nigra erfragen, was zweifelsohne zwischenzeitlich auch kein reines Zuckerschlecken war, aber schließlich war er dort angekommen, wo er sich hatte hin verirren wollen, indem er einfach seiner Nase gefolgt war. Schon von Fern nahm er nämlich einen süßlich verbrannten Geruch wahr, der immer gegenwärtiger wurde, je näher er den Überresten eines ehemals gut besuchten Hauses kam.


    Schließlich stand er vor dem kohleschwarzen Trümmerhaufen, stemmte die Arme in die Seiten und besah sich das vernichtete Terrain mit einer Art Fassungslosigkeit, die beinahe schon wieder einer Bewunderung gleichkam. Rechts und links neben der Mahnstatt standen die Häuser weitestgehend unversehrt als stumme Zeugen einer rohen Gewalt, die gut und gerne ein Viertel Mogontiacums hätte plattwalzen können.


    "Es heißt, ein Neffe des Tavernenbesitzers habe das Feuer gelegt, weil dessen Sohn eine Frau geheiratet hat, die eigentlich dem Neffen versprochen war. Und der ist darüber hinaus so wild geworden, dass er zur Abendzeit des dritten Tages vor heute mit einer Fackel in der Hand die Taverne gestürmt war, sich mit dem Tavernenbesitzer in der Culina eingesperrt hat und ihn bedroht hat, er würde Feuer legen, wenn er ihm nicht das Verpsrechen geben würde, dass die Frau an ihn ging. Dummer Hund. Natürlich hat der Tavernenbesitzer sich nicht so leicht weichklopfen lassen wollen, er mochte diesen Neffen eh nie. Dann kam es zu einem Handgemenge und gerade, als die beiden die Streitigkeit beilegen wollten, fiel die Fackel zu Boden, riss einen Kübel voll Öl um und ehe sie sich versahen, brannte alles um sie herum lichterloh. Sie v versuchten der Feuerhölle zu entgehen, doch die Tür war verriegelt und gab nicht nach, ganz egal, wie sehr sie sich zusammen dagegen schmissen. Und dann... als die Luft so dünn und heiß geworden war, dass ihnen die Lungen barsten, sahen sie dem Tod ins Gesicht. Zuerst griffen die Flammen nach ihnen, dann brach das Dach ein und begrub sie unter sich."


    Diese Geschichte erzählte ein zahnloser Alter einer Schar von Kindern, die ihm zu seinen Füßen auf der Straße saßen und gebannt zuhörten, was er noch so an grausamen Details zu enthüllen wusste. Maximian schnappte das auf, weil er in der Nähe des Geschichtenerzählers stand und schüttelte lächelnd den Kopf. Er wusste nicht, wer wegen solcher Geschichten mehr zu bemitleiden war. Die Kinder, der Erzähler oder der Brandstifter an sich, den keiner kannte.
    Natürlich rankten sich bereits einige Versionen von Geschichten um diesen Brand, aber es war das übliche Gerede alter Frauen und blinder Greise, nicht mehr als Gerüchte und Märchen. Maximian glaubte keiner der Geschichten, zumal sein Vater mit am besten über diesen Brand Bescheid wusste.


    Er ging ein paar Schritte und besah sich die Trümmer aus einer anderen Perspektive, da wurde er gefragt, ob er wüsste, was hier geschehen sei. Zuerst wusste er nicht, ob wirklich er gemeint war und so sah er sich nach allen Seiten um. Außer ihm stand hier aber gerade keiner, den die junge Frau angesprochen haben könnte. Also war wohl er gemeint.


    "Das weiß keiner so genau, glaube ich. Die Taverne brannte vor drei Tagen völlig aus. Niemand möchte etwas gesehen zu haben. Sie brannte einfach aus."
    Er hatte schon wieder die Arme vor der Brust verschränkt, zuckte mit den Schultern und sah mit zusammengezogenen Brauen einigen Kindern zu, die in Trümmern spielten, die das Feuer auf die Straße gespien hatte. Vor einigen Jahren noch wäre er sicher eines von ihnen gewesen.

    Maximian gab sich Mühe, nicht mehr an das Geschehene zu denken. Vielleicht hatte ihn das Gespräch mit Varus, der wie sich herausstellte Quaestor war, ein wenig reifen lassen. Er hatte sich nach diesem Tage jedenfalls eine Weile lang kaum mehr blicken lassen und als er dann wieder aufgetaucht war, trug er sich mit Würde. Man musste ihn ja nicht unbedingt andauernd Fragen, wie es denn in ihm aussah.
    Innerlich versuchte er derzeit angestrengt Ordnung zu schaffen. Und dass das am besten ging, wenn man nicht immer wieder abgelenkt wurde, versteht sich von selbst.


    An diesem Tage hatte er von dem Brand der Taverne gehört. Wie wohl alle Jugendlichen wollte Maximian sich das unbedingt ansehen gehen. Endlich war mal etwas Außergewöhnliches geschehen.


    Ordentlich gekleidet verließ er sein Cubiculum und die Regia, um sich den Weg durch die Straßen Mogontiacums zu suchen.

    Maximian lächelte seiner Mutter dankbar zu. Ja, er war dankbar, dass er nun hier sein durfte und seinen Eltern noch einmal sah. Vor einigen Wochen hatte er versucht sich das letzte Bild von ihnen vorzustellen, weil er dachte, er würde sie nie wieder sehen oder erst in einigen Jahren im Jenseits wiedertreffen.


    Dann fragte sie, wie es ihm sonst so ging. Der junge Mann brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann seufzte er, sah seine Mutter nicht an und öffnete und schloss seine Hände ein paar mal zu Fäusten, einfach nur weil er dann etwas tat.


    "Vater erzählte mir eben..... er erzählte mir...." Max schluckte. "Valeria. Es sei viel geschehen, während ich nicht ankam." Das war keine Feststellung, eher eine Frage und so sah er hinterher auch seine Mutter an. Das schlimmste erwartend, das beste hoffend aber schon das traurigste wissend.

    Maximian seufzte und schüttelte amüsiert den Kopf - zumindest das hatte Varus erreicht, alles andere würde Maximian sich nochmal durch den Kopf gehen lassen. Eins wusste er: Er würde gleich am nächsten Morgen Meridius aufsuchen und ihn fragen, was zum Kuckuck Petronius Varus für eine Funktion innehielt, außer der des zukünftigen Ehegatten der Decima Alessa, versteht sich.


    Er nahm einen Schluck und sinnierte einen Moment lang darüber nach, was Varus zuletzt sagte. Das eine andere Frau an seiner Seite alte Wunden schneller heilen ließe und er deshalb nicht allzu lange Warten solle. Hm. Nein, erst einmal würde er sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wieder nahm er einen Schluck. Ach was sollte es, dachte er, diese Frage würde er sich irgendwann mal stellen, jetzt war die Zeit dafür noch lange nicht gekommen.


    Skeptisch sah der Sohn des Legaten wieder zum Petronier, der gerade feststellte, dass sein Becher schon geleert war. Maximian seufzte und stellte seinen Becher auf den Tisch, hielt ihn mit der Hand aber fest.
    "Vielen Dank für das tiefgründige Gespräch, Varus. Ich weiß nicht, ob ich sonst überhaupt etwas gegessen hätte. Aber jetzt ist es an der Zeit der Nacht ins Auge zu sehen, die kommenden Tage werden ohne Zweifel anstrengend und gleichermaßen aufregend genug sein. Also -", sprach er und stand auf, nahm die Karaffe und bot dem Petronier an, noch einmal nachzuschenken und tat das dann auch bei sich, ehe er die Karaffe wieder wegstellte. "- entschuldige mich nun. Noch eine geruhsame Nacht."

    Zwei Jahrzehnte?!?!?!? Genau das, mit genau so vielen Ausrufungs- und Fragezeichen betonender Stimme, hätte Maximian beinahe ausgerufen. So lange?! Geschockt sah er den Petronier an, konnte gar nicht glauben, dass es so viel Zeit kosten würde. Und dann.... Er hatte Valeria nicht mal ganz ein Jahr gekannt und geliebt, da musste es für Varus ungleich schwerer zu ertragen gewesen sein, als seine Frau verstarb. Und Valeria lebte ja auch noch, wenn nicht mehr für Maximian. Momentan.
    Der junge Mann seufzte verdrossen und nahm einen großen Schluck Wein. Der war unverdünnt und er wusste, dass er aufpassen musste. Aber er vergaß es und würde sich für den Abend sogar noch etwas Wein mit aufs Cubiculum nehmen.


    Dann nannte er den Namen einer Verwandten. Alessa, Maximian musste beim Gedanken an sie schmunzeln. Offensichtlich hatte er noch nicht ganz verknüpft, was Varus gesagt hatte. Das stellte sich dann jedoch rasch ein, als Varus schmunzelte.
    Alessa würde heiraten? Himmel, und er erfuhr erst jetzt davon. Dabei kam es ihm noch wie gestern vor, als sie durch den Hortus getobt waren, ausgelassen wie zwei kleine Kinder im Gras und am Brunnen herumtollend. Unfassbar. Ja, es war viel Zeit ins Lang gegangen seither. Das war auch noch vor Valeria gewesen.


    Ihn würde also Alessa heiraten. Maximian musterte ihn noch einmal eingehend, sah ihn dann wie zu Anfang skeptisch an und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn, hielt mit den anderen Fingern den Becher.
    "Jetzt wird mir alles klarer. Deswegen weißt du so genau, wer ich bin. Und weil du eh bald zur Familie gehören wirst, dachtest du dir, dass du dich dem jungen Burschen annimmst. Interessant.", quasselte er und grinste gen Ende sogar. Das erklärte zwar alles noch nicht, aus welchen Gründen der Petronier nun wirklich da war, aber egal. Maximian hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass er vor einem angestellten Mehrfachmörder und zugleich seinem neuen Magister saß, der womöglich als Soldat ein Doppelleben führte und demnächst auch noch eine Decima heiraten würde.

    Gute Fragen, die ihm der Petronier stellte. Maximian hatte so weit noch nicht gedacht. Valeria zurückerobern... Er würde sich darüber ein andernmal den Kopf zerbrechen. Er vermutete jedoch, dass die Enttäuschung auf beiden Seiten und der Vertrauensverlust auf einer von ihnen nicht sonderlich für eine zweite Chance sprach.
    "Ich weiß es nicht...", antwortete er und zuckte ratlos mit den Schultern. Valeria war ja nun auch kein teures Pferd, das Livianus ihm geklaut hatte. Sie hatte da auch ein Wörtchen mitzureden und wenn er genau hinhörte, dann hatte sie dieses Wörtchen schon ausgesprochen.


    Und dann berichtete Varus von seinem eigenen Schicksal und dem Seiner Frau und seiner Tochter. Also hatte er wirklich in etwa das gleiche durchgemacht, was Maximian momentan so sehr mitnahm. Konnte er dem Petronier also doch etwas von dem glauben, was er ihm zuvor geraten hatte?
    Maximian antwortete dem Fremden eine Weile lang nichts, einfach weil er das Gefühl und das Wissen hatte, dass es nichts nützte etwas zu sagen. Dann stand er auf und ging hinüber zu einer Weinkanne, die am Tage nicht zur Gänze ausgetrunken war. Er goss zwei Becher voll und ging damit zurück an den Tisch, ein wenig die Rolle des Fremden nachahmend, reichte ihm einen Becher und setzte sich mit dem anderen in der Hand zurück auf seinen Schemel.


    "Wie lange ist das her?", fragte Maximian und sah in den Becher, einen Teil seines Gesichtes darin wiedererkennend. Er wollte wissen, wie lange es dauerte, bis er nicht mehr ständig darüber nachdenken musste und Valerias Bild aus seinem Kopf verschwand. Und dem Herzen, wenn sie das je würde. Wenn er sie je wirklich loslassen können würde.

    Varus überrollte Maximian mit seiner Sicht der Dinge, die gut und gern der von Vaeria ähnlich sein könnte. Je weiter der Fremde (uhm, konnte man ihn so noch nennen, nachdem sie zusammen gegessen und er ihm so viel von sich erzählt hatte?) sprach, desto weiter zogen sich Maximians Augenbrauen nachdenklich zusammen und desto häufiger versuchte er, dazwischen zu reden, kam dann aber doch nicht dazu.


    Er wollte ihm antworten, dass er ihr natürlich nicht das gesagt hatte, was er ihm erzählt hatte. Er war viel zu verletzt und stolz gewesen, es zu tun. Würde Valeria jetzt hier sitzen, er würde es ihr immer noch nicht sagen können.


    Was er an ihrer Stelle getan hätte? Maximian sah ungläubig den Boden an. Hatte er das wirklich gefragt? Damals hätte er nichts getan, wahrscheinlich. Er hätte gewartet um ihr in die Augen sehen zu können, was sie denn hatte. Heute.... Was spielte das für eine Rolle?
    Gar geriet der junge Mann darüber ein wenig in Wut auf den Fremden.


    Was bedeuten.... abservieren. Genau das hatte sie in seinen Augen getan. Was kostete es sie denn noch groß, sich zumindest bei ihm zu entschuldigen? Wenig. Sie hatte sich hinterher einfach umdrehen und in ihr neues Leben zurückkehren müssen. Sie wusste, dass seine Welt gerade erst zerbrochen war und es hatte ihr nichts ausgemacht, ihn in diesem Scherbenhaufen zurück zu lassen.
    Nun wurde er in Gedanken patzig zu Valeria, sich selbst und dem Petronier. Ihm hätte es das Herz gebrochen, Valeria so zurück zu lassen. Aber sie war.... sie hatte gelächelt, als sie gegangen war! Nein, er konnte nicht glauben, dass es ihr schwer gefallen war, ihn einfach auszutauschen. Und das auch noch gegen jemanden, mit dem er blutsverwandt war. Nein, Maximian weigerte sich zu glauben, dass er ihr noch großartig etwas bedeutete. Sonst hätte sie das nicht getan. Wäre die Liebe groß genug gewesen, hätte sie gewartet und das Ausbleiben einer Nachricht oder seiner selbst nicht verurteilt.


    Er bezweifelte, dass sich irgendwann einmal etwas daran ändern würde, wie er es sah. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit und vielleicht auch später nicht. Vielleicht nie, das konnte er jetzt noch nicht sagen.


    Hm. Vom Häufchen Elend war Maximian wieder etwas mehr Mann geworden. Hatte Varus das am Ende beabsichtigt? Hatte er helfen wollen? Oder wie war sein Vortrag zu deuten? Dieser Typ war schwer einzuschätzen und Maximian fühlte sich seltsam, wenn er dachte, er wäre es ihm. Und totzdem dachte er nun ein wenig anders über die ganze Angelegenheit. Er würde schon noch sehen, was Varus vielleicht hatte bezwecken wollen. Oder nicht.


    Dann berichtete der andere über seine erste Liebe. Maximian wusste zuerst nicht, wie er mit der Geschichte umgehen sollte, entschied sich jedoch einfach zuzuhören. So, wie Varus es bei ihm getan hatte. Aber als Varus endete, waren Maximians Brauen schon wieder nachdenklich zusammengezogen. Er wurde nicht wirklich schlau aus der Geschichte, ließ die Worte trotzdem noch einmal einen Moment auf sich wirken, dann musterte er den Petronier, als hätte er eine Frage von großer Wichtigkeit nicht beantwortet. Vielleicht ahnte er aber auch nur etwas über einen Verlust, einem vergleichbaren wie den Maximians hinter der zu rasch beendeten Erzählung.


    "Dann hat sich für dich ja alles zum Guten gewendet. Nach so vielen Jahren des Wartens." Bei ihm würde es nicht so kommen, dachte er sich und fühlte große Enttäuschung. "Siehst du, genau das hatte ich mir vorgenommen. Wenn ich hier eintreffe, hatte ich mir vorgenommen, würde ich zu ihr gehen und ihr sagen, dass ich zu meiner Verantwortung stehen kann. Dann wäre ich der Legio beigetreten und wir hätten geheiratet. Meinen Vater hätte es wahrscheinlich nicht gefreut, aber...." Er wusste, dass Meridius sich schweren Herzens damit auch noch abgefunden hätte. Armer Mann. maximian wusste, dass er ihm viel Kummer bereitet hatte. Nun stand es ihm also nicht mehr bevor, solch einer Heirat zuzustimmen.


    "Ist sie mit dir hier?"

    Weiterhin gedankenverloren schüttelte Maximian den Kopf und fuhr sich nun doch mal mit Daumen und Zeigefinger über die beanspruchten Augen.
    "Nein, sie war.... ist eine... Decima. Keine echte, wie sich herausstellte. Also, wir hatten das eine Weile lang geglaubt, bis ein Brief auftauchte. Von ihrer Mutter, die unlängst verstorben war. Darin schrieb sie, dass Decimus Praetorianus nicht ihr Vater war." Das war alles ziemlich komplex und wirr, das wusste Maximian. Manchmal glaubte er, dass selbst er und Valeria irgendwann einfach den Durchblick verloren hatten.


    Weshalb er nicht hatte helfen können? Maximian verstand nicht, wie Varus das meinte. Wann nicht helfen können? Wobei? Er entschied sich diese Frage zu übergehen und notfalls später noch einmal darauf zurück zu kommen.
    "Sie reiste dann nach Germanien. Mein Bruder und ich sollten später folgen. Der Abschied von ihr war... Er war.... Hätte es mal einen gegeben. Nein, es gab keinen. Nicht wirklich. Ich habe sie zu diesem Zeitpunkt stark gemieden, bin ihr aus dem Weg gegangen, habe viel Unterricht bei meinem privaten Fechtlehrer genommen, um mich abzulenken. Ich wollte mich immer noch vor der Verantwortung drücken." So ehrlich war er noch nie zu sich gewesen und jedes Wort, das er einfach aussprach ohne groß darüber nachzudenken, war wie ein Nadelstich direkt ins Herz. "Also reiste sie fort und ich blieb zurück. Man hat ihren Bauch gerade gesehen, als ich sie das letzte mal sah." Er lächelte und dachte daran in Liebe zurück, dann verfinsterte sein Blick sich und die Gesichtszüge wurden starrer.
    "Als Romanus und ich das Boot bestiegen, waren schon ein paar Wochen verstrichen. Und dann... wurde er krank. Wir mussten die Reise unterbrechen, ich ließ einen Medicus kommen. Aber der konnte nichts tun. Während ich selber erkrankte, starb mein Bruder einen langsamen und grauenvollen Tod."


    Es entstand eine langgezogene Stille. Maximian hatte nun schon so häufig über Romanus gesprochen, aber immer noch glaubte er, er hätte etwas falsch gemacht. Hätte er nach Meridius' Leibarzt geschickt, wäre Romanus vielleicht noch am Leben. Aber ob der Arzt überhaupt noch rechtzeitig eingetroffen wäre?
    Und wenn es stimmte, dass die Götter Maximian dieses Fieber geschickt hatten, dann hatte es den falschen umgebracht. Denn dann hätte er sterben müssen, nicht der unschuldige Romanus.

    "Tja.", sprach er und brach damit den Körper der Stille, den dieser Raum dargestellt hatte mit sanfter Gewalt, denn da war sie wieder, diese lähmende Wut. "Nicht nur mein Bruder hat in dieser Zeit den Tod gefunden. Die Geburt war gekommen, hier in Germanien, noch viel zu früh. Mein Bruder war tot, mein Sohn starb und letztlich auch die Liebe, die sie für mich empfunden hatte. Stattdessen fand sie eine andere."
    Scheinbar wollte er etwas sagen, bekam die Worte aber nicht über die Lippen. Also schwieg er nochmal einen Moment und setzte an einer anderen Stelle ein.
    "Von all dem erfuhr ich kurz nach meiner Ankunft hier. Ich ritt zu ihr, um mich vom Gegenteil der ganzen.... Erzählungen zu überzeugen. Aber sie bestätigte sie. Sie beschimpfte mich und.... wich vor mir zurück " Letzteres war kaum mehr ein Flüstern gewesen, kaum mehr verständlich. Maximian schluckte und kämpfte die Tränen, die in seine Augen stiegen, nieder und kämpfte erfolgreich um Fassung. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und leer.


    "Heute ist sie hier gewesen, um sich mir zu erklären. Ich habe ihr ihren Ring zurückgegeben, sie im Regen stehen lassen und beschlossen, dass es sie für mich.... jetzt nicht mehr gibt." Das stimmte so nicht ganz, traf es im Kern aber doch. Und mit einer beinahe vor Kälte starrenden Stimme setzte er noch nach: "Sie hat ja jetzt Livianus, einen Cousin meines Vaters."

    Einige Jahrhunderte später hatte man die Funktion des Petronius Varus wahrscheinlich mit der des Psychiaters gleichgesetzt, jetzt war es wohl nur Zeitvertreib eines alternden Mannes. ^^ Maximian jedenfalls lauschte ihm. Er war ja keine Autoritätsperson, kein Verwandter, kein Bekannter. Wahrscheinlich würde er ihn auch nicht mehr allzu oft sehen. Irgendwie.... kam er ihm doch gelegen, denn er mochte den Gedanken, dass an seinen Worten vielleicht etwas Wahres sein könnte.


    So dachte er noch einen Moment über Varus letzte Weisheit nach, dachte daran, was sie wie lange hatten verbergen können und kehrte dann zu Valerias und seiner Geschichte zurück, indem er den Kopf anwandte und an die Wand sah, als würden dort Bilder der Vergangenheit ablaufen.


    "Ich denke, es fing bereits damit an, dass sie schwanger wurde. Ja, sie erwartete bald ein Kind... von mir. Einen kleinen Jungen. Er... ihm sollte es nie vergönnt sein, diese Welt zu erblicken." Maximian blinzelte und schluckte einen dicken Kloß herunter. "Damals.... es kam alles so überraschend. Ich war so verwirrt und machtlos und.... wütend. Zu diesem Zeitpunkt wusste meine... besser gesagt unsere Familie schon von unserer Beziehung. Sie hießen es nicht gut. Dann erfuhr mein Vater, der Legat, von der Schwangerschaft und.... es lief alles aus dem Ruder. Ich konnte ihr nicht helfen, ich konnte mir nicht helfen. Alles fühlte sich so unwirklich an, ich entfernte mir von ihr. Im Nachhinein... Im Nachhinein betrachtet fing damit alles an zu zerbrechen. Langsam zwar, aber...."


    Wieder nickte Maximian, gedankenverloren und abwesend. Damals hatte ihre Beziehung den ersten Knicks bekommen, weil er nicht den Mut gehabt hatte zu ihr zu stehen.

    Er schüttelte den Kopf und reichte dem Fremden, der fast nur noch Brot aß, eine seiner beiden Scheiben. Die andere wollte er sich aufheben. Für den Fall....
    Dann sah er seinem Gegenüber wohl ein Weilchen beim Essen zu. Er schien aber großen Hunger gehabt zu haben. Maximian überlegte. Ob er irgendeinem Fremden erzählen sollte, was sich ereignet hatte? Und warum eigentlich nicht?


    Maximian senkte den Kopf und sah auf seine Hände, die aneinander lagen. Die Daumen lagen aufeinander und drückten sich gegenseitig, als wolle er sich ganz heimlich davon überzeugen, ob er wach war oder schlief.


    "Hrm.", räusperte er sich und nickte leicht. "Ich habe in den vergangenen Monaten ziemlich viele Fehler gemacht", begann er, sah dabei nicht auf. "Ich.... habe mich in eine Frau verliebt. Sie ist sehr aufgeweckt und stets da, wenn man sie braucht. Und sie ist.... wunderschön. Damals haben wir zusammen Ausritte unternommen und viel Schabernack getrieben, von dem mein Vater nichts wissen durfte. Er hätte uns nie erlaubt, was wir zusammen.... nun ja." Er lächelte bedröppelt.

    Als hätte Maximian etwas vom Brot gegessen, was er ja noch nicht getan hatte, rieb er seine Hände über dem Teller aneinander und sah ihnen dabei zu. Fiel es denn so auf, dass dieser Tag getrost nie hätte kommen müssen? Irgendwie schockte es ihn, in einen Spiegel gesehen hatte er den ganzen Tag noch nicht und so kam es vielleicht, dass er sich der Illusion hingegeben hatte, wenn er nicht darüber sprach oder daran dachte, würde es ihn nicht einholen. Oder wenn er nachts noch etwas essen ging, um nicht schlafen zu müssen.


    Eine lange Pause entstand, in der Maximian den Kopf senkte und schließlich seufzte. Lustlos schob er den Teller ein wenig von sich und suchte noch einmal nach einem Ausweg. "Ich bin nur müde...", log er dem Fremden und sich selbst vor, wagte es auch erst nach einer ganzen Weile ihn wieder anzusehen. Verstohlen ein wenig, gedämpft und neugierig aber auch. Irgendwie hatte Maximian den Eindruck, dass er ihm nichts würde vormachen können. Warum? Dieser da kannte ihn gar nicht.

    Ein seltsamer Kauz, dem er hier in die Arme gelaufen war. Eben hatte er noch gegessen, dann war er aufgestanden und hatte anschließend penetrant darauf gewartet, dass der Sohn des Legaten von seinem Essen aufsah, nur um ihm dann zwei Scheiben Brot neben den Teller zu legen, die Maximian nie verlangt hatte. Immerhin beantwortete er noch seine Frage, wonach Maximian sich wieder seiner Suppe widmete.
    Aber das Dollste kam ja noch! Nicht nur, dass der Mann scheinbar gerne redete, nein, ihm war offensichtlich gleich aufgefallen, dass mit Maximian etwas nicht stimmte. Dabei waren sie sich noch nie zuvor über den Weg gelaufen, hatten kein Wort miteinander gesprochen, nichts. So langsam wurde er ihm ein wenig unheimlich.


    Er ließ sich gar nicht groß irgendeine Reaktion anmerken, sondern löffelte weiter seine Suppe als wäre sie Wasser. Erst das Zitat, das der Petronier ihm nannte, ließ ihn allmählich innehalten, schließlich den Löffel ablegen und den anderen ansehen.
    "Sollst du dich meiner annehmen? Hat mein Vater dich beauftragt?", fragte er skeptisch und mit leicht schräg gehaltenem Kopf nach.

    So ganz wurde er aus dem Fremden nicht schlau. Aber immerhin kannte er seinen Namen, falls also irgendetwas geschehen sollte... Er könnte gelogen haben, aber dann hätte Maximian immer noch das Wissen über das Aussehen, dieses.... Mannes.
    Wirklich gefährlich wirkte er momentan nicht und seine Kleidung... Nicht unbedingt die eines Harlunken. Maximian entschied, dass die Situationen einstweilen als nicht lebensbedrohlich eingestuft werden konnte und überhörte glatt die Bemerkung, dass er aussehen würde, als könnte er ein wenig was zwischen die Zähnen gebrauchen.


    Kaum später saß der verdutzte Maximian auf einen mit Suppe gefüllten Teller. Vielleicht träumte er ja auch nur. Die Träume in den vergangenen Tagen waren größtenteils wirr gewesen, warum sollte es ihn also wundern, dass ein Einbrecher ihm das Essen aufträgt? Noch schlimmer! Sein neuer Magister bediente ihn! Schaurige Vorstellung.


    "Löffel?", wiederholte Maximian, der nur verdutzt von einem zum anderen Geschehen sah. Dann stand er auf und suchte aus einer hölzernen Lade zwei Löffel heraus. Mit je einem Löffel in der Hand, ging er zurück zu dem Petronier. Vor ihm blieb er stehen und erhob einen der beiden Löffel, damit Varus ihn sich nehmen konnte.
    Mit dem verbliebenen Essgeschirr setzte er sich zurück auf seinen Schemel, der darunter angsteinflößend knarzte und sah den anderen auffordernd an, ehe er an einem Löffel Suppe pustete und kostete. Schmeckte nicht wie in einem Traum. Schweigend nahm er noch ein, zwei Löffel, dann sah er den Petronier an.


    "Dann bist du also ein Angestellter meines Vaters?", fragte er aus blauem Dunst heraus und fischte ein hartes Stückchen sonstwas aus seinem Mund.

    Oh, der war ja gemeingefährlich! Gerade angeschlichen, tat er schon so, als wäre er hier zuhause! Na, mit dem würde er ein ersntes Wörtchen sprechen müssen!
    So beobachtete Maximian die Gebärden des anderen und sah ihn immer skeptischer an. Ganz sicher, diesen Mann hatte er noch nie gesehen und würde Meridius wissen, das er sich in die Regio gestohlen hatte.... Oh, er konnte den Lärm schon hören!
    Apropos in die Regia gestohlen.... Bedeutete das etwa, dass dieser Einbrecher vor ihm alle Wachposten gemeuchelt hatte? Mehrfacher Mörder und nun stand er ihm gegenüber! Max schluckte hörbar.


    Noch dümmer sah Maximian drein, als der Fremde ihn bei seinem Namen nannte. Na schön, wer wusste nicht, dass der Legat einen Sohn hatte, der den Namen Maximian trug. Das war weithin bekannt, zumal sein Erscheinen vor rund einem Jahr allseits für Neugier unter den Menschen gesorgt hatte.


    Dann hatte er ihn auch schon eingeladen, mit ihm ein Mitternachtsmahl zu nehmen. Der war ja dreist. Maximian blinzelte ihn nunmehr verdattert an, nickte unwillig und setzte sich prompt auf einen Schemel, den Petronier nicht aus den Augen lassend. Sollte er ihm eine Portion auftun, wenn er sich hier schon so heimisch fühlte. ^^


    "Was ist..... dein Begehr in diesem Hause?", fragte der junge den älteren Mann, stützte das Kinn auf eine Hand, den Ellenbogen auf den Tisch und beobachtete ihn verdächtigend.