Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Mit der Desillusionierung kämpfend, nicht mit in die Ferne ziehen zu dürfen, nickte Maximian stumm und kratzte sich dann am Kinn, weil er den ganzen Schlamassel nun erst wieder überdenken musste. Dass er sich "heimlich" rekrutieren lassen könnte, daran dachte er jetzt noch gar nicht, dazu saß die Enttäuschung wohl zu tief.


    "Na schön. Dann muss ich es wohl akzeptieren" antwortete er und verkniff sich das Zähneknirschen. Brocken herunterschlucken und beruhigen, sagte er sich, alles andere war sinnlos und zeugte von allem anderen als Reife. Es gelang ihm sogar weitestgehend das in die Tat umzusetzen.


    "Und was würde mir eine Lehre bei einem Iuristen einbringen?" fragte er, einen unzufriedenen Tonfall nicht überspielend.

    Maximian nahm ebenfalls platz und grüßt den eintretenden Verus, den er schon hie und da mal angetroffen hatte, seitdem sie nach Rom gekommen waren. Er sah sich um und befand, dass damit eigentlich so gut wie alle gekommen waren, überließ jedoch Valeria das Wort. Anbei bemerkte er, dass die Sklaven mit den Platten auf den Armen bereits wie beinahe jeden Abend Aufstellung nahmen und scheinbar nur darauf warteten, dass die Herrschaft sich hinlegte bzw. -setzte.


    "Einen Empfang? Zu welchem Anlass?" fragte er dennoch nach, neugierig wie immer.

    Maximians Faust hieb einmal auf die Lehne des Stuhles ein und blieb dann darauf liegen. Warum musste sein Verstand ausgerechnet jetzt Verrat an ihm üben, dass er wusste, dass Meridius einfach recht hatte? Wohl deshalb, weil sein Vater sehr hohes Ansehen bei seinem Sohn genoss. Meridius machte ihm nichts vor, da konnte er sich sicher sein, denn er war die längste Zeit seines Lebens Soldat gewesen.


    Er biss sich auf die Zunge, damit er nicht noch einmal aufbegehrte. Sein jugendlicher Ungestüm würde nur Unheil anrichten. Verbissen starrte der junge Mann irgendeinen Gegenstand auf dem väterlichen Schreibtisch an, ehe er Meridius wieder ansah.


    "Ist das dein letztes Wort zu Parthien?" fragte er, die eine Hand immer noch zur Faust geballt.

    Da fiel Maximian die Kinnlade runter. Er verstand überhaupt nicht, was Caia hatte, hatte er sich mit dem 'Ist das so?' doch auf ihre Studienreise bezogen, vielleicht als Aufforderung darüber etwas zu berichten. Frauen. Er schüttelte irritiert den Kopf und nahm einen Schluck vom Wein.

    Maximian war drauf und dran die Augen zu verdrehen, aber das verbat der Respekt und die Höflichkeit seinem Vater gegenüber und so biss er eben die Kiefer etwas aufeinander.


    "Ich habe nicht vor, mich als Probatus einstellen zu lassen. Ich kenne die neuen Gesetze und heiße sie willkommen. Aber auch ohne ihre Erlassung hätte ich mich dazu entschieden, mit nach Parthien zu gehen. So viele Bauernjungen werden in Mantua ausgebildet, die meisten von ihnen werden noch nie ein Schwert gehaten haben. Wenn sie nach Parthien müssen und doch nur Aussicht auf einen raschen Tod haben, dann sollte ich bei ihnen sein, anstatt in einem verwaisten Castellum meine Übungen zu machen. Denn dann hättest du wiederum keine Veranlassung mich gegen den nächsten Feind reiten zu lassen, denn ich werde immer noch unerfahren sein, während abermals Tausende von Bauernjungen ausgebildet werden müssen. Ja, vielleicht bin ich dann ein paar Jahre älter, aber was, außer dem, wird anders sein?" sprach er inbrünstig und hielt nun endlich mal wieder den Mund geschlossen, weil ihm nichts weiter einfallen wollte, das er hinzufügen konnte.

    Als die hübsche, junge Decima mitteilte, dass sie Tochter des verstorbenen Praetorianus war, wanderte Maximians Blick amüsiert zu Valeria und ernster wieder zurück zu Caia, die wohl etwas verlegen geworden war. Maximian schmunzelte. "Ist das so? Nun, dann freut es mich, deine Bekanntschaft zu machen, Cousine." Seltsam, das zu sagen, zumal er neben Valeria stand.

    Gegenfragen bedeuteten bei seinem Vater nie etwas Gutes. Gemein, wie er den jungen Mann zappeln!


    "Naja, du gibst mir dein Einverständnis und unterrichtest Livianus. Wahrscheinlich wirst du ihm bei dieser Gelegenheit empfehlen, dass ich in der hintersten Reihe des Reservetrupps am besten aufgehoben bin..." Er unterbrach sich kurz und tappte mit seinem Schnürschuh einmal auf den Boden zu seinen Füßen. "Ich reite nach Mantua, nehme eventuell ein gesundheitliches Zeugnis deines Arztes mit, melde mich und bleib dann gleich dort. Man wird mir mit Neid begegnen, vielleicht sogar schlimmeren als das. So habe ich Zeit, mich zu integrieren...."


    Alles ganz einfach. Aber er hatte noch etwas anzumerken, wohl um seine Chancen etwas zu verbessern:


    "Ich wäre gewiss nicht der einzige Sohn eines Senators, der sich so kurzfristig vor dem Krieg in den Dienst stellen lässt."

    Seinen Vater aussprechen lassend, damit er möglichst schnell auf den Punkt kam, beobachtete der junge Decimer genau und immer kritischer. Er ahnte, in welche Richtung sich das Gespräch im weiteren Verlauf entwickeln würde.


    "Mutter? Ich habe bis jetzt nicht wieder mit ihr darüber gesprochen, das halte ich angesichts ihres gegenwärtigen Zustandes nicht für ratsam."


    Er zog einen Mundwinkel hoch. Meridius wusste doch genauso gut wie er, was sie daon hielt, ihren einzigen nach der Scheidung von Damian verbliebenen Sohn beim Heer zu wissen. Ehrlich gesagt fürchtete Maximian sich davor, ihr zu sagen, dass er in den Krieg ziehen wollte. Sie würde darunter leiden. Etwa so, wie Valeria das auch tat.


    "Und was sagst du dazu?" meinte er schließlich.

    Maximian nickte wenig zögerlich. Allerdings wusste er nun schon, dass Meridius etwas einzuwänden hatte. Andernfalls hätte er anders reagiert, nicht so, als hätte er das Gespräch zu genau diesem Zeitpunkt bereits erwartet.


    "Mir bleiben noch ein paar Wochen, um meine Fähigkeiten etwas auszubauen, bis es so weit sein wird, dass die Legio I den Marschbefehl erhält. Aber dann bin ich besser ausgebildet als all die anderen, die in diesen Tagen rekrutiert werden."


    Abermals nickte er.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius


    Meridius nahm einen Schuck von dem Wein. Dann erst antwortete er.


    "Den Umständen entsprechend.
    Sie hat in den letzten Wochen so einige Schwierigkeiten."



    Als er das hörte, wurde Maximians Blick doch etwas kritisch. Er hatte seine Mutter kaum mehr gesehen und wenn er sie aufgesucht hatte, hatte sie versucht ihm etwas vorzumachen. Er hatte gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte, aber sie hatte darauf beharrt, dass er sich keine Sorgen machte.


    "Das habe ich mitbekommen. Dann wird sie also nicht zum Essen herunterkommen?" fragte er, nahm auch einen Schluck vom Wein und schüttelte etwas den Kopf. "Ich werde sie nachher noch einmal besuchen gehen, sollte sie nicht noch zu uns stoßen."


    Da trat eine junge Frau ein, die sich unverzüglich zu Valeria begab, die ja unmittelbar neben ihm saß. Maximian kannte sie noch gar nicht, weshalb er sie interessiert ansah.


    "Nun dachte ich, ich würde alle Gesichter der Familie kennen, und jetzt sehe ich dich eintreten." Er schmunzelte ein wenig. "Salve. Ich bin Maximian, Meridius und Iulias Sohn. Und wer bist du?"

    Sein Blick folgte hin zur leeren Karaffe, woraufin er den Kopf schüttelte. Wahrscheinlich hätte er ohnehin nichts genommen. Bevor er sprach, atmete er tief ein.


    "Ich habe mich entschieden mich so schnell wie möglich rekrutieren zu lassen, damit ich mit nach Parthien ziehen kann. Wenn du nichts einzuwenden hast, werde ich auf der Stelle meine nötigsten Sachen zusammenpacken lassen und nach Mantua reiten."


    Nun sah Maximian wirklch aufgeregt aus und starrte seinen Vater geradezu an.

    Noch bevor Meridius ausgesprochen hatte, schon beim ersten Wort, das Maximian gehört hatte, war er durch einen gerade ausreichend breiten Spalt der Tür hineingeschlüpft und schloss sie hinter sich sogleich wieder. Unaufgefordert nahm er auf einem Stuhl platz, der schräg gegenüber dem Schreibtisch stand.


    "Salve Vater. Ich hoffe, ich halte dich nicht von wichtigeren Dingen ab?" sprach er, um der Höflichkeit Genüge zu tun und ohne wirklich einen Gedanken daran zu verschwenden, mit welcher Arbeit sein Vater sich gerade beschäftigt hatte.

    Ungeduldig trat der vor der Tür stehende von einem auf den anderen Fuß, klopfte Maximian erneut und diesmal auch kräftiger an.


    "Vater? Bist du da?" fragte er unterstützend mit kräftiger Stimme und lauschte an der Tür, ob er etwas hören konnte. "Es ist dringend."

    Vom Tablinium aus kommend, erreichten Barrus und Maximian das Cubiculum des Barrus. Die Tür stand einladend offen, sodass Maximian sich neben den Türrahmen stellte.


    "Da wären wir auch schon. Das Cubiculum meines Vaters findest du dort hinten, das der Pulchra den Flur hinunter auf der gegenüberliegenden Seite. Verus' Zimmer liegt ebenso dort. Und den Rest der Räume wirst du nach und nach zuzuordnen wissen.


    Man sieht sich beim Abendessen im Triclinium. Bis dahin."


    Damit überließ Maximian den Neuankömmling sich selbst, seinem Cubiculum und der Erholung.

    "Das ist doch selbstverständlich" konnte Maximian da nur abwinken und ging los, der Sklavin im Vorbeigehen auftragend die restlichen Leckerbissen auf sein Cubiculum zu bringen.


    Er brachte den Barrus in sein frisch hergerichtetes Cubiculum.

    "Das freut mich zu hören" antwortete Maximian, trank noch einen Schluck Wein und erhob sich dann. "Wenn du magst, zeig ich dir dann eben noch dein Cubiculum. Dann kannst du erst einmal ankommen, auspacken, ausruhen... was auch immer."

    "Hmmm" machte Maximian nachdenklich und legte den Kopf etwas schräg, wobei sein Blick etwas spitzer wurde. Man sah ihm an, dass ihm eine freche Bemerkung auf der Zunge lag. "Also sehr viel Ähnlichkeit mit dir hat sie nicht. Sie ist... schön, wenn ich das als ihr Verwandter so sagen darf."


    Er grinste und hoffte, dass Barrus wie seine Schwester auch einen gewissen Verstand für Humor hatte.


    "Sie wird sich aber sicherlich freuen, dich wiederzusehen. Sie geriet immer in Aufregung, wenn deine Briefe eintrafen. Verus ist Magister Scriniorum - ich weiß nicht, ob du das schon erfahren hast. Ich denke, er ist ganz zufrieden damit, wie es für ihn läuft."

    Nach Valeria war Maximian der zweite, der eintraf. Natürlich, er hatte ja auch wie immer guten Appetit, der es ihm verbot solch Sachen wie ein Familienessen allzu lange warten zu lassen. Er erblickte Valeria, die bereits in einem der Korbsessel saß. Eine Augenweide. Ihr untypisch dunkelblondes Haar glänzte in weichen Locken und das Blau ihrer Augen wurde durch das dunkle Grün ihrer Tunika nur noch mehr hervorgehoben.


    Augenblicklich begann der Eintretende junge Mann zu lächeln. "Valeria" grüßte er sie, während er sich zu ihr herabbeugte und ihr einen Kuss auf die Wange gab, nahe der er etwas länger als nötig verweilte, um ihr zuzuflüstern, dass sie wie immer wunderschön aussah.


    Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, bekam er von der Sklavin, deren Namen er nie richtig aussprach, auch sofort einen Becher des Weines gereicht. Er dankte ihr mit einem schlichten Kopfnicken und blickte wieder Valeria an.


    "Wie war dein Tag?" fragte er sie und ließ anschließend den Weinbecher unter seiner Nase hin- und herschwenken.