Maximian ging vor. Er sah sich neugierig um, lauschte vorsichtig auf jedes Geräusch, das der Wald mit seinen vielen zwielichtigen Einwohnern verursachte, und zögerte nur kurz, als ein Haus, kaum viel mehr als ein Holzverschlag, in Sicht geriet. Der nächste Schritt, den er tat, fühlte er sich einsinken, mit einem schmatzenden Geräusch zog er Fuß und Schuh weiter.
Sein Begleiter legte ihm eine eiskalte Hand auf die Schulter und ihn hielt ihn daran zurück. Er gab sich große Mühe sein Unbehagen zu unterdrücken und versuchte seinen Schützling mit milder Autorität von der Umkehr zu überzeugen, aber Maximian schüttelte nur amüsiert die Stirn runzelnd den Kopf und wischte seine Hand fort.
"Wenn du gut auf mich aufpasst, dann kehren wir um, so schnell es geht. Einverstanden, Angsthase? Was soll denn ein altes Weib schon anstellen, hä? Dich mit einem Stock verprügeln? Dir eine girfitgen Tee einflößen?"
Maximian hatte albern gelacht und war dann weiter gegangen. In der Tat spürte er keine Furcht, zu groß war die Neugierde. Endlich hatte er mal wieder etwas, das seinen Geist und seine Sinne komplett ausfüllte.
Sie gingen weiter, bis sie schließlich direkt vor dem Häuschen standen, das auf Pfeilern stand. Maximian sah sich mit scharfsinnigem Blick um und gerade, als er den ersten Schritt auf die erste Stufe tun wollte, erklang ein Knarzen und die Tür des Hauses öffnete sich. Zuerst Dunkelheit, dann schwaches Licht gaben den Blick frei auf eine... eine Frau?, deren Augen wie schwarze Löcher waren und deren Mund schwarze Farbe verunzierte.
Maximian konnte nicht anders, als den Kopf ein wenig schief zu legen und die Gestalt skeptisch zu mustern. Dann plötzlich schlug sie die Augen auf (es waren also keine Löcher, die sich in ihren Schädel gefressen hatten!) und sprach mit einer Stimme zu ihm, die von schneidender Weiblichkeit war und seinen Namen in die Länge zog, sodass man annehmen konnte, sie würde einen im nächsten Moment verschlucken. Da erschrak Maximian und bog sich ein wenig zurück, während der tapfere "Aufpasser" hinter seinem Rücken vernehmlich schluckte.
Dann war die Frau? in ihrem Haus verschwunden. Die offenstehende Tür wirkte wie das Maul eines gigantischen Fisches - so gar nicht einladend. Da er nun aber mal hier war, so lange gelaufen war, wollte Maximian nicht einfach wieder umkehren. Was es damit auf sich hatte, dass sie seinen Namen wusste, wollte er auch gern wissen. Er glaubte kaum, dass eine Amsel ihr seinen vollständigen Namen gezwitschert hatte, um seine Ankunft anzukündigen.
Maximian atmete tief durch und erklomm Stufe für Stufe das Haus. Es war, als würde das Holz unter jedem seiner Schritte nachgeben und als er mit der Hand die Tür noch ein wenig weiter aufschob, lief es Maximian eisig den Rücken herunter.