Der junge Mann stand noch eine Weile still, dann nickte er, drehte den Kopf dabei weg und sah nun eher zu Boden.
"Ich muss mit dir reden", sagte er, ging los und trat in sein Cubiculum, für Valeria die Tür offenstehen lassend. Wenn sie hinein kam, würde sie ihn auf die Kommode gestützt sehen. So versuchte klare Gedanken zu fassen.
Beiträge von Lucius Decimus Maximian
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Kaum später kam Maximian durch die offenstehende Tür. Er hatte Valerias und Apollonius' Stimme schon gehört und erkannt und als er nun vor ihnen stand, lächelte er freundlich.
"Salvete", grüßte er beide, sah sich den Saal an und wieder zurück zu den beiden. "Ich störe doch nicht?" -
Mit wachsender Aufmerksamkeit nahm Maximian die Neuigkeiten auf. Die Freude darüber war ihm gleich aufs Gesicht geschrieben. Ha! Jetzt würde er endlich im Kämpfen ausgebildet werden. Und wie gespannt er war, wer sein Lehrer werden würde!
Als der Grieche den Cursus Medicinae ansprach, sah Maximian zunächst skeptisch drein. Aber als der Alte den Bezug zur Legio herstellte, legte sich die Skepsis sogleich.
Maximian sah zu Romanus und anschließend wieder zu Apollonius.
"Wunderbar? Wann geht es los?", fragte er grinsend. -
Heute wunderte ihn nichts mehr. Vielleicht bekam er aber auch einfach nichts mehr mit. Er lief noch ein paar Schritte weiter, blieb dann stehen und drehte sich schwerfällig herum. Ein paar Meter entfernt stand Valeria, starrte ihn an. Zuerst wagte er es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Aber nach unzähligen Sekunden hob er ihn schließlich doch noch und blickte sie an. Wie er wohl aussah?
Dass sie nicht sonderlich gut aussah, sah er auf den ersten Blick schon. Ja, richtig. Sie war vor ihm bei Meridius gewesen. Das erklärte vieles. -
Kam Maximian schleppend in Richtung seines Cubiculums gelaufen. Er fühlte sich alt. Furchtbar alt. Und seine Schultern wogen so schwer, wie er noch nie etwas schwer empfunden hatte. Nur sein Herz übertraf das Gefühl noch. Zuerst wollte er alles verdauen. Und das tat er am besten, wenn er allein war. Der Kopf, der dumpf puckerte, würde ihm das ohnehin danken.
Später würde er dann Valeria aufsuchen. Um mit ihr zu reden. Um sie vieles zu fragen. Und um anderes zu beenden. Er schluckte.
Da kam seine Zimmertür schon in Sicht. -
Nicht das Ende der Welt. Also wenn das es hier nicht war, wie schlimm musste es dann wirklich sein? Maximian lächelte matt, ließ es dabei aber bewenden. Wer wusste, ob das Ende der Welt nicht in Schüben kam und das nicht bereits der erste war?
"Ich danke dir für dein Verständnis, Vater. Es ist sicher nicht selbstverständlich."
Der Sohn sah den Vater noch einmal an, ging dann zur Tür und verließ das Zimmer. -
Nickend senkte Maximian den Kopf.
"Dir werden keine Klagen mehr überbracht werden. Das waren genug. Du kannst dich auf mich verlassen", sagte er und erhob sich. Er fühlte sich in diesem Moment steinalt, aber er meinte es ernst.
"Noch etwas?" -
Maximian nickte. Dass es ihn freute, dass sich was tat, war ihm anzusehen, auch wenn er wie sein Vater überfordert war mit der Situation.
"Nein, ich denke nicht. Wann reist du wieder ab? Wird deine Anwesenheit bei den Truppen nicht gebraucht? Wie sieht es dort aus?" -
"Entschudlige...", sagte Maximian und setzte sich wieder. Seinen Vater nervös machen wollte er nu nicht auch noch. Im Grunde reichte es ja schon, wenn er wegen ihm die Nerven verlor.
Dann war er überrascht. Damit hatte er jetzt gar nicht gerechnet. Er brauchte einen Moment, um den Kopf aufs neue Thema zu münzen.
"Oh, ich warte schon so lange darauf... Da muss es nicht im März erst so weit sein." -
"Das habe ich schon", sagte er und nickte schließlich nochmal nachdrücklich, vor allem auch für sich selbst.
Dann sah er fragend auf. Hatte sein Vater noch etwas auf dem Herzen?
"Ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte", sagte er mit ehrlichem Gesichtsausdruck, auch wenn er wusste, dass seine Worte unbedeutend und nichtig waren. -
"Zu gegebener Zeit", sagte der Sohn zum Vater und nickte gedankenverloren an ihm vorbei schauend mit dem Kopf.
"Und sollte es dann noch ihr Wunsch sein, werde ich Valeria ehelichen." -
Was er nicht alles war... Er spürte es, denn es wog auf seinen Schultern nicht wenig. Und alles andere.... Maximian schwieg betreten, hörte sich die Möglichkeiten eine nach der anderen an und fragte sich zum vielsten mal, warum er nicht früher nachgedacht hatte. Schließlich hatte er das Bedürfnis aufzustehen und herumzuwandern und tat das auch.
"Nein, dann soll Valeria meine Cousine bleiben. Sie soll die Decima Valeria bleiben, die sie geworden ist, zu der ihre Mutter sie gemacht hat. Sie braucht die Familie und das Kind braucht sie auch. Es ist ein Decima...."
Maximian seufzte und setzte sich wieder.
"Ich werde der Legion beitreten, wie es geplant war. Mit allem anderen könnte ich nicht leben." -
Eine Möglichkeit? Da war Maximian sich nicht so sicher.
"Hm?" -
Man hörte Schritte sich entfernen und andere näher kommen. Aber Maximians Geschnarche übertönte ja alles. So stand Apollonius plötzlich mitten im Raum, sah Romanus, wie er stocksteif mit seinem Lineal rumfuchtelte und sich übers Kinn fuhr und Maximian mit dem Kopf auf der Platte schnarchen. Toll. Maximian kicherte leise, erhob sich jedoch mit unterdrückten Grinsen und räusperte sich leise, zu seinem Cousin schielend.
Dann kam Apollonius zu ihm und kontrollierte seinen Text. Maximian fuhr sich über die Nackenhaare und nahm die Kritik an. Natürlich war die Überstzung nur wenig befriedigend, das hatte er sich gedacht.
Doch dann hörte er auf. Neuigkeiten? Aber nicht der Unterricht?
"Was gibt es denn neues?", fragte er ungeduldig. -
"Das habe ich nicht sagen wollen...", sagte Maximian, der sich eingestehen musste, dass der Gegenngriff wohl nach hinten losgegangen war. Meridius Argumente waren zu gut gewesen. Er schnaubte missmutig und senkte wieder mal den Blick.
"Nein, ich muss nichts weiter wissen." -
Maximian hörte seinerm Vater aufmerksam zu. Und auch wenn er wusste, dass die Situationen nicht vergleichbar waren, musste er einen Einwand loswerden. Und er war ziemlich entschlossen.
"Gut, die Umstände sind wirklich nicht vergleichbar, das habe ich auch nicht sagen wollen. Aber egal wie man es dreht und unter welchen Vorbehalten man es betrachtet, du hast damals eine Frau gechwängert, die dir nicht versprochen war."
Er unterbrach sich. Das Eis, auf dem er wandelte, war dünn und er wusste nicht, wie weit er sich noch wagen durfte, nach dem, was er sich alles geleistet hatte. Schließlich seufzte er. Er war ja schon längst eingebrochen. -
"Hm", brummte Maximian. Der Unmut seines Vaters war unüberhörbar. Er hatte ja auch recht. Von zwei, die noch grün hinter den Ohren waren, nach Strich und Faden ignoriert und belogen zu werden, war bestimmt nicht der Traum. Vor allem nicht eines Vaters.
Maximian fühlte sich schlecht und steckte aus Respekt ein. Aber es ärgerte ihn irgendwo auch. Einer, der auf dem Präsentierteller saß, wollte sich halt nicht wehrlos auffressen lassen. Er hob den Kopf wieder.
"Wieso hast du damals meine Mutter nicht in Ruhe gelassen?" -
"Praetorianus ist tot? Das tut mir leid. Er war dein Bruder, oder?"
Romanus würde also sein Adoptivbruder werden. Das war gut. Sie waren eh schon wie Brüder.
Er wollte seinem Vater sagen, dass er sich schon gut zusammenriss. Dass er endlich zur Vernunft gekommen war. Aber er unterließ es und seufzte nur leise. Er würde mit Valeria sprechen müssen. Vielleicht konnte sie ihm behilflich sein und mit ihm seine Gedanken entknoten.
"Gut. Und nach Rom geht sie so und so, das steht schon fest. Ich frage mich nur, weshalb ich nicht davon erfahren durfte, dass sie keine Decima ist?" -
Wie bitte, was?! Maximian starrte seinen Vater ungläubig an. Sein Kopf versuchte zu verstehen, aber das fiel schwer. Selbst das Atmen war beinahe unmöglich.
Sie war keine Decima? Sein Vater hatte es gewusst? Erbe. Tochter eines toten Niemand? All das wollte keinen Sinn ergeben.
Aber die nächsten Worte verstand Maximian. Er stürzte kurz den Kopf in eine Hand und hob ihn dann gleich wieder. Entsetzt sah er Meridius an.
"Nein, bei allen Göttern! Soll mir bis ans Ende meines Lebens ein Makel anlasten, es entspricht der Wahrheit. Aber sie ist keine Betrügerin. Das ist sie ganz gewiss nicht", sagte er nachdrücklich, obwohl er vor lauter Lügen und Wahrheiten schon nicht mehr wusste, wo hinten und wo vorn war.
"Ich bitte dich, bedenke das bei deiner Entscheidung." -
Gequält sah Maximian auf.
"Sie ist eine starke junge Frau, aber sie leidet dennoch sehr unter unserem Fehler. Ich wäre dir und auch jedem anderen in der Familie zutiefst dankbar, wenn man ihr Schutz und Hilfe der Gens nicht entziehen würde. Sie hat das nicht verdient. Ich werde ihr meinen Lohn zukommen lassen, wenn ich erst mal welchen einstreiche und dem Kind so gut es eben geht der Vater sein, den es braucht."
Er seufzte.
"Sie bedeutet mir viel."