Maximian schluckte und sah betreten zu Boden, die ersten Fragen seines Vaters ignorierend, weil er sich verspottet fühlte. Und er konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, denn ein Maximian konnte nicht mal sich selbst verköstigen. Und der Lohn eines Probatus würde wohl bei weitem auch nicht für mehrere Personen reichen.
"Ich weiß es nicht", sagte er niedergeschlagen.
Beiträge von Lucius Decimus Maximian
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Maximian war ein wenig verwirrt.
"Wie ich dachte, dass es weitergeht? Bei mir ist es klar. Valerias Zukunft ist Valerias Zukunft. Ich habe nicht über die Zukunft nachgedacht."
Er hatte rumgealbert, mehr jedoch nicht.
"Aber jetzt... Jetzt weiß ich es nicht mehr, wie die Zukunft überhaupt für irgendwen aussehen soll."
Das wusste er wirklich nicht. Er wünschte sich beinahe, es gäbe erst gar keine Zukunft mehr. -
Maximian blieb fast die Sprache weg. Er musste sich erstmal sammeln, um seinem Vater wieder entgegentreten zu können, nach dem, wie er ihn angefahre hatte.
"Nein, das habe ich nicht gedacht. Ich habe nur die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es nicht doch einen Weg geben könnte. Dumm genug. Jetzt habe ich es begriffen. Ich hätte es vor Wochen schon akzeptieren sollen, dann würde Valeria heute nicht schwanger sein und ich könnte sorglos davon ziehen... Zu spät."
Er unterbrach sich kurz und senkte den Kopf.
"Und Acht gegeben habe ich. Ich bin auch nicht dumm. Dass es passiert ist, muss ein unglücklicher Zufall gewesen sein. Ich kann es mir nicht anders erklären."
Herumgedruckse. Maximian beglückwünschte sich selbst.
"Es wird kein zweites mal passieren. Ich werde sie nicht mehr anrühren." -
Maximian nickte und senkte den Kopf. Natürlich. Valeria war bei ihm gewesen.
"Dann weißt du es schon."
Er überlegte einen Moment, sah auf und versuchte nur annähernd so unumwerflich zu gucken wie sein Vater.
"Ich habe mich nicht an deine Vorgaben gehalten. Ich habe es versucht..."
Eigentlich nicht. Er stockte.
"Es war nicht geplant. Ich bin genauso wenig wie du erfreut, dass es so kommen musste. Ich habe ihr geraten nach Rom zu gehen. Und das wird sie tun."
Der Blick war nun gar nicht mehr so unumwerflich. -
Gut, dachte Maximian sich, einen Versuch war es wert gewesen. Er wusste ja, dass das kein Spaziergang werden würde. Das Lächeln verschwand, er überlegte einen Moment und holte dann nochmal tief Luft.
"Nein, ich setze mich lieber."
Schließlich setzte er sich und sah seinen Vater an, das Donnerwetter schon erwartend. Er hoffte, er würde anfangen, denn Maximian wusste nicht, was Meridius wusste. -
Ah, da war sie, die gewünsche Reaktion ja. Maximian holte tief Luft und öffnete die Tür, um einzutreten. Dann schob er sie hinter sich wieder zu und drehte sich zu seinem Vater.
"Guten Morgen", sagte er und lächelte. -
Er hörte nichts von innen. Komisch, wo Meridius ihn doch erwartete. Also klopfte er noch einmal, ein wenig lauter.
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Ihm war warm gewesen, aber jetzt, wo er das Arbeitszimmer seines Vaters erreicht hatte, waren seine Hände schlagartig wieder kalt. Er klopfte an.
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Maximian hatte wen kommen hören, doch es kam niemand. Verwundert sah er sich um. Doch dann erschien Gallus und bat ihn, bei seinem Vater zu erscheinen. Maximian rieb noch einmal die Hände über dem Becken und ging dann Meridius aufsuchen.
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Kam Maximian beinahe bibbernd von draußen rein. Verflucht, war das morgens schon kalt. Es trieb ihn sogleich zu einem Kohlebecken hin, das wunderbar Wärme verströmte. Darüber wärmte er sich die Hände, lauschte ins Haus und sah nachdenklich drein.
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Maximian verharrte so die ganze Zeit über. Seine Gedanken rannten. Eigentlich hätte er gehen sollen, aber momentan hatte er nicht die Willensstärke, sie aufzuhalten. Sie flüsterte an sein Ohr, sodass er ihren warmen Atem spüren konnte. Aber er rührte sich nicht, sondern sah geradeaus. Als ihr Atem nicht mehr da war, da erst drehte er sich ihr hinterher. Sie ging hinein in die Casa. Er wartete noch einige Augenblicke, fasste neuen Mut und folgte ihr nach einigen langen Minuten.
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"Autsch!", hörte man es von der Tischplatte. Kichernd hob Maximian kurz den Kopf an und hörte so dem Lehrer zu, was für eine Strafe ihn ereilen würde. Skeptisch wanderte eine seiner Augenbrauen in die Höhe, der Kopf wieder runter und dann konnte er sich wie sein Cousin das Lachen nur schwer verkneifen.
"Träum weiter", sagte er und gab alsdann nur noch abendeuerlichste Schnarchgeräusche von sich.
Ein wenig Albernheit musste in diesen Tagen einfach sein... -
Es gibt eben keinen Weg, hatte Maximian voller Ärger sagen wollen, als Valeria seiner Meinung nach wieder einmal nur hoffte oder versuchte, alles andere zu vergessen. Es gab keinen Weg. Dass das nicht so war, ahnte er nicht.
Ihre folgenden Worte machten dem jungen Mann Angst, sodass er schluckte und Valeria mit großen Augen anstarrte, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Es war, als hätten Angst und Kälte seinen Geist und seinen Körper gelähmt.
Der Kuss, den Valeria ihm gab, war jedoch brennend heiß und ließ alles Denken und Handeln wieder erwachen. Das Gespräch war falsch verlaufen. So hatte es nicht enden sollen. Nicht, wenn er Distanz zu Valeria hätte wahren wollen. Und genau das war eigentlich sein Ziel gewesen.
Er wich ihrem Blick aus und entzog seine Hände den ihren. Ging ein paar Schritte von ihr weg und blieb seitlich zu ihr gedreht stehen. Eine Hand, kalt und schwitzig, vor seinen Mund gelegt. Dann sah er zu ihr.
"Weil du es ihm sagen willst?" -
Weil sie ihn so ansah, aus ganz roten Augen, senkte Maximian den Blick. Es war ihm anzusehen, dass er mehrmals einen Einstieg suchte, um ihr etwas zu sagen, doch jedes Mal wieder zurück behielt, was er sagen wollte. Zweifelsohne waren Valerias Worte wahr.
"Sie geben einem Uns keine Chance. Das werden sie nie tun, das weißt du genau so gut wie ich. Noch so viel Hoffen und Nichtbeachten und Beten wird daran nichts ändern, es macht höchstens alles noch schwerer. Deswegen, Valeria. Deswegen und weil du nicht ewig Zeit hast, auf jemanden zu warten, der seine Versprechen letzendlich doch nicht wahr machen könnte... "
Er schluckte schwer und hob den Blick ein bissl. Er war ganz und gar zerknirscht und er begegnete nicht Valerias Blick.
"Such dir einen Mann, der gut für dich sorgen kann. Wenn du schnell heiratest, fällt es vielleicht nicht einmal auf."
Was nicht auffiel, konnte er nicht aussprechen. Natürlich wusste er, dass dieser Vorschlag nicht das war, was Valeria hatte hören wollen und dass es sie arg treffen würde, weil ausgerechnet er ihr dazu riet. -
Als Romanus aufstand und Apollonius nachäffte, hob Maximian den Kopf. Eine seiner Augenbrauen wanderte skeptisch in die Höhe, während seine Lippen sich kräuselten, aber kein Lachen entweichen ließen. Stattdessen räusperte er sich und machte sich daran seinen Cousin nachzuäffen, was nicht sonderlich schwer war. Dazu ließ er zuerst die Augen zufallen, gähnte herzhaft ein "Nein, ich bin sooooo müde" und "schlug" zuletzt mit dem Kopf auf den Schreibpult, die Oberfläche angrinsend.
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Autsch, wie das zeckte. Er hätte nicht gedacht, dass Valeria so stark würde zuhauen können. Aber er fuhr sich nur kurz mit ein paar Fingern über die bestimmt rötliche Wange und ließ die Hand dann wieder sinken. Er konnte sogar verstehen, dass sie ihn geohrfeigt hatte. Er hätte es selber auch gern getan.
Und dann schien plötzlich all ihre Kraft aus ihr gewichen. Das Schultertuch fiel zu Boden, ihre Schultern bebten und von ihren Wangen tropften Tränen herunter. Maximian blinzelte sie eine Weile lang schuldbewusst und besorgt an, seufzte schließlich leise, ehe er langsam auf sie zu ging, dabei das Tuch vom Boden aufhob und es ihr um die Schultern legte. Dazu musste er ihr zwangsläufig näher kommen, als er gewollt hatte ud er vermied es, ihrem Blick zu begegnen, denn der klagte ihn an und er war sich seiner Schuld bewusst. Ausweichend sagte er leise, fast so vertraut wie sonst:
"Es ist kalt. Du sollst nicht krank werden", dann begegnete sein Blick dem ihren doch noch kurz. Vielleicht zwei Sekunden. Wenig, aber eventuell schon zu viel. Valeria kannte ihn. Zurecht zweifelte sie seinen Verstand an, gestern und heute, wegen dem, was er von sich gab. Und jetzt konnte sie vielleicht etwas in seinem Blick lesen, dass er gerne verborgen hätte, um seine Maskerade aufrecht erhalten zu können.
Dann trat er zurück, sah sie mit schwer deutbarem gesichtsausdruck an.
"Du solltest jetzt besser wieder hinein gehen." -
Maximian hielt grimmig guckend ihrem Blick stand, schluckte jedoch zwischenzeitlich ein zweites Mal. Valeria legte es auf etwas an, das er ihr gern erspart hätte. Naja, zumindest das eine...
Von der Schwangerschaftssache mal ganz abgesehen. Die setzte ihm nach wie vor schwer zu, ohne dass er es überhaupt so richtig realisiert zu haben schien, dass er Vater wurde.
Wie auch immer. Grimmig war sein Blick, während Valeria ihn zornig anfunkelte. Ob sie wohl wusste, dass er keine Antworten auf ihre Fragen hatte? Sie musste es wissen. Sie war Valeria.
"Es liegt nicht an dir, Cousine. Als dein Cousin habe ich so zu sein, wie ich es gerade bin. Habe ich es zuletzt doch noch eingesehen."
Die Wimpern zuckten und er konnte den Bockmist, den er da redete, selber nicht hören. -
Er hatte ihr ihre Wut angesehen. Natürlich hatte er das nicht beabsichtigt, aber er hatte es wohl provoziert. Solch eine Unterhaltung war nach einem Tag wie dem gestrigen wohl auch unter keinen Umständen gut ausgegangen... auch wenn er es sich gewünscht hätte.
Valeria stapfte davon. Ihre Worte hatten ihn schon sehr getroffen, auch wenn ein Verlgeich zu seinen gar nicht möglich war. Er nickte mit grimmigem Blick ihrem Rücken zu und drehte schon bei, hielt jedoch nun selbst ein wenig verärgert nochmal inne.
"Reise gut, Cousine", sagte er, diesmal bemüht so kalt zu klingen wie sie. -
Ja, warum interessierte es ihn? Gute Frage. Was interessierte es einen, der seine Liebe verleugnete, wann seine Verfolssene abreiste? Maximian überlegte einen Moment und schluckte, sodass man es kaum hätte sehen können. Er hatte so viel gelogen, also würde er es jetzt einmal mit der Wahrheit versuchen.
"Ich möchte es einfach wissen." -
Cousin. Er wusste doch, dass er ihr Cousin war. Heute mehr denn je. Sie musste es ja nicht immerzu sagen. Maximian senkte nur vernehmlich schnaufend und dabei leicht nickend den Kopf, als Zeichen, dass es ihm mehr oder weniger gut ging, und sah einen Moment lang den Boden zu ihren Füßen an, ehe er den Kopf wieder hob. Mit vielsagender Miene lag sein Blick auf ihr.
"Wann... wirst du abreisen?", fragte er, doch die Kälte des Morgens hatte sich noch nicht bis in seine Stimme gefressen.