Oh, das hatte Maximian jetzt nicht erwartet. Er hätte sich beinahe verschluckt, atmete aber ruhig weiter und sah Valeria starr an, blinzelte jedoch ein paar mal. Wunderbar, brummte er sich selber zu. Er lastete seinen Körper auf ein Bein und entspannte das andere.
"Ich hoffe, es geht dir gut?", fragte er und konnte aber schon an ihrem Gesicht erkennen, dass es ihr nicht gut ging. Hinterher fragte er sich, ob seine Stimme sorgenvoll geklungen hatte. Er dachte nach. Nein, das hatte sie nicht. Sie war unbeteiligt gewesen. Ja. Völlig ruhig. Oder?
Alsgleich bemühte er sich um einen seeeeeeeeehr strengen, lässigen Blick.
Beiträge von Lucius Decimus Maximian
-
-
Hmhm, dachte Maximian sich und schüttelte fast schon den Kopf zur Untermalung, du wirst nicht nachgeben, als Valerias wirklich hübsche Tunika zu sehen kam. Weiterhin ein wenig grimmig guckend, sah er ihr entgegen und, als sie an ihm vorbeiging, noch einen Moment starr geradeaus. Ihre Schritte entfernten sich. Der Luft zu sagte er dann mit leiser Stimme:
"Valeria, warte."
Er drehte sich langsam herum, um zu gucken, ob sie auch da blieb, und ließ die Arme sinken. -
Er hatte gerade schon umkehren wollen, so mit gesenktem Haupt, als er Valeria bemerkte und stehen blieb. War ja klar. Er hätte es sich denken können, dass er auf Valeria treffen würde. Es war ja immer so. Ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht, dass er dann jedoch schnell wieder mit teilnahmsosem Gesichtsausdruck ersetzte und die Arme vor der Brust festigte.
"Morgen", brummte er. -
Maximian wollte an diese Morgen eigentlich nur allen auf dem Weg gehen. Deshalb war er schon ungewöhnlich früh aufgestanden und hatte auch, wie soll es denn anders sein, schon einen kleinen Happen in Nylas Anwesenheit gefuttert. Jetzt blieb ihm noch etwas Zeit, bevor Apollonius seine Aufmerksamkeit bis zum Umfallen fodern würde...
Dann war er in Richtung Hortus gegangen. Wenn es einen Ort gab, der am unwahrscheinlischten bescuth war um diese Tages- und ahreszeit, dann der Garten.
Also trat Maximian nichtsahnend in den Hortus. Es war frisch, unerwartet frisch. So früh war er halt schon lang nicht mehr draußen unterwegs gewesen. Grimmig dreinguckend verschränkte er die Arme vor der Brust und trat einige Schritte, den Blick auf den Boden geheftet und mit sich ringend, nicht doch lieber gleich wieder hinein zu gehen. -
Zitat
Original von Apollonius von Samothrake
~Tage vorher noch:
"Ach! Salve Senator Decimus!" Er geht einige Schritte um die Schreibpulte herum. "Dann seid Ihr aus Germanien zurück gekehrt?" Er wendet sich an die beiden jungen Decimas. "Maximian, nimm Dir die Schrift von Romanus vor und überprüf sie. Romanus, Du wirst Dir die Textstelle mit der Frage, ob die Seele nach dem Tod noch ist, noch einmal vornehmen!"Platons Texte waren ja eigentlich ganz interessant. Die Aufgaben zum besseren Verständnis in den Vortagen hatten sicherlich auch ihre Wirkung gezeigt, doch jetzt, wo Apollonius redete und Maximian direkt übersetzen sollte, rauchte ihm ganz schön der Kopf.
So hatte er bei seiner Mitschrift einige kleine Lücken lassen müssen. Entweder, weil er den text nicht übersetzt kriegte oder weil es ihm zu schnell ging, alles in allem war er aber zufrieden mit seinem unterbrochenen Diktat und legte es zur Seite.
Apollonius trug ihm auf, Romanus' Mitschrift zu kontrollieren. Mit gerunzelter Stirn sah Maximian zu seinem Cousin, der wie immer mit großer Begeisterung dabei gewesen war und nahm ihm einfach grinsend seine Schreibunterlage weg.
Dann begann er zu lesen. Oooooh, ein Fehler. Maximian verzog übertrieben das Gesicht und schüttelte den Kopf, während er schon weiterlas und aus dem Augenwinkel Romanus beobachtete. Schon gab er wieder einen Laut von sich und hielt sich die Hand vor die Augen, ob des Fehlers, den sein kleiner Cousin gemacht hatte. Zur Strafe wurde Maximian mit einem kleinen Gegenstand beworfen und musste leise lachen. Den Gegenstand hatte er übrigens abgefangen und warf ihn zurück zu Romanus. -
Maximian sah zwischen den Anwesenden hin und her, ließ sich von Niobe einschenken und trank dann seelenruhig. Irgendwie schien es allen gleich zu gehen. Als Meridius die unangenehme Stille brach, setzte er seinen Becher ab.
"Hochzeitsgeschenk? Dann darf man wohl nachträglich gratulieren."
Er lächelte dem Gast zu. Zum Glück hatten sie einen Gast. Jemanden, auf den sie ihr Gespräch konzentrieren konnten, damit es nicht in einem Desaster endete. -
Grinsend hörte Maximian sich Valerias Ausführungen an. Zwischenzeitlich kam die Sklavin herein und tischte die Speisen auf, was er mit einem Schmunzeln auf den Mundwinkeln, aber schon längst weghörenden Ohren beobachtete. Wahrscheinlich fühlte das junge Mädchen, das Aurelius und Mummia zweifelsohne mehr kostete, als dass es half, sich beobachtet und unwohl dabei, denn als Maximians Blick dem ihrigen begegnete, senkte sie rasch den Kopf und arbeitete geschäftig weiter, doch dafür zwinkerte Maximian ihr das nächste mal zu, als sie wieder in den Raum kam und kurz zu ihm sah. Glücklicherweise hatte der Moment gepasst, sodass Valeria von dem Zwinkern bei ihrem Geschwafel nichts davon mitbekommen hatte. Woher sollte er denn wissen, wie sie darauf reagiert hätte, nach dem Ritt hierher.
Dann kam Aurelius, setzte sich und erlaubte den Anwesenden, sich zu bedienen. Maximian verfiel gleich in ein hochinteressantes Gespräch über die Legion mit dem alten, inzwischen graubärtigen Mann, in das sich nach einer Weile überraschenderweise sogar Mummia einschaltete. Sie hielt sogar einen kleinen Vortrag über das, was sie so aus Germanien gehört hatte. Alles Dinge, die Maximian schon längst bekannt waren. Und so stopfte er sich einen Happen Käse nach dem anderen in den Mund, wobei er zu Valeria schlunzte, die es sich mit einer Portion Brot und Käse gerade gemütlich gemacht hatte und ihn fies angrinste, während Mummia ihre Worte einsetzte, um Maximian von den Gefahren zu warnen, die ihm zustoßen konnten. Gar grausliege Dinge für sie, die Maximian jedoch keineswegs beängstigend fand.
Und sie redete, und redete, und redete.....Dann jedoch, Maximian fand sich in seinen Gedanken schon ganze Tagesreisen von Tarraco entfernt, brach sie aprubt ab und sah den jungen Mann tadelnd an.
"Maximian, hörst du mir zu? Ich merke doch, dass du mit deinen Gedanken ganz woanders bist. Lausbub, du!"
Maximian erwachte aus seinen Gedanken und sah Mummia zuerst erschrocken, dann beschwichtigend an, während er sich die Hand in den Nacken lehnte.
"Nein, nein. Ich habe dir zugehört. Ich habe mich nur gerade gefragt, was die Legion, bei der du eingesetzt hast, mit den Tuniken, die irgendeine Drusilla zu viel zu erhöhten Preisen verkauft, da sie schnell reißen, bei denen du zuletzt warst, gemein haben???"
Er fuchtelte mit einer Hand verwirrt vor sich her und konnte im Augenwinkel Aurelius' verstecktes Grinsen sehen, während Mummia Maximian wie verdattert ansah. Maximian machte große Augen.
"Nicht, dass es mich nicht interessieren würde, was Drusilla für Schandtaten betreibt...", setzte er mit wichtiger Miene hinterher und zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen hoch, wonach er sich schnell ein großes Stück Brot in den Mund stopfte.
Mummia schob die Unterlippe vor und fixierte den jungen Decimus mit strengem Blick, der sich dann jedoch schlagartig änderte, als sie ein Stück Brot nahm und es warf. Maximian traf es direkt am Kopf und so verdattert wie er war, versagte ihm sogar das Lachen.
Mummia hingegen schüttelte den Kopf, während sie zu Aurelius sah, der in dem Moment groß nickend "Das finde ich auch... sehr interssant" brabbelte, ausweichend an die Decke sah und sich mit einem Zeigefinger über die Nasenflügel strich.
Maximian sah zu Valeria, die alles mit einer Mischung aus Amüsement und spannender Erwartung betrachtete. Insgesamt eine Situation für die Götter.
Und dann trafen sich alle Blicke und die versammelte Gesellschaft brach in Gelächter aus. Selbst die Sklavin, die sich im Hintergrund gehalten, sich des spannenden Gespräches aber nicht hatte erwehren können, glaubte Maximian leise kichern gehört zu haben.Mummia warf ihm einen mütterlich strafenden Blick zu, zwinkerte und wandte sich alsdann an Valeria.
"Dann unterhalten wir uns eben noch ein wenig... Lass die Männer nur weiter Dummheiten machen."
Sie beugte sich zu Valeria.
"Es sind im Grunde genommen große Kinder. Wenn du das auszunutzen lernst, Kindchen, hast du sie in der Hand.
Damit zwinkerte sie ihr zu, beugte sich wieder zurück und nahm sich vom Käse, während sie Valeria wieder in ein Gespräch verwickeln wollte. -
Maximian lächelte freundlich und nickte. Inzwischen überraschte es ihn nicht mehr, dass die Leute seinen Namen wussten, und war es Decimus, obwohl er ihren nicht kannte.
"Ja, das ist richtig."
Er musterte Adria. -
Maximian konnte sich ein leises Glucksen bei Mummias Blick auf Valerias gelogene Schmeichelei hin nicht verhalten. Aber er wusste ja, dass die alte Frau ihm nichts böse nehmen konnte. Also ging er allen hinterher, warf seiner Valeria einen verliebten Blick zu, als sie kurz seine Hand drückte, und pflanzte sich in dem kleinen Raum, in dem gespeist wurde, auf eine einfache Kline.
Wie er es so gewohnt war, fing Mummia auch gleich damit an, die Besucher auszuquetschten. Als wüsste er nicht, was er erzählen sollte, kratzte er sich am Hinterkopf und runzelte dazu passend die Stirn, während er da so halb über die Kliene verteilt lag. Dann jedoch hoben sich seine Mundwinkel verdächtigst, als er mit schräg gelegtem Kopf zu Valeria sah.
"Erzähl du. Du kannst das besser", sagte er, untermalt von einer auffordernden Geste und einem nur halb versteckten schelmischen Grinsen. -
Maximian räusperte sich und nickte seinem Vater und seiner Mutter zu, ehe er die Fremde namens Aelia musterte und sie anlächelte. Beinahe hätte er sich unschlüssig hinter dem Ohr gekratzt, unterließ das aber und grüßte mit einem "Salve!", ehe er sich auf eine der Liegen setzte, nachdem er Valeria dabei zugesehen hatte, wie sie einen Korbsessel besetzte.
-
Als Maximian zum verabredeten Familienessen ins Triclinium kam, war alles schon recht gemütlich und einladend hergerichtet. Er hatte Hunger und sah sich ungeduldig nach der Familie um.
-
Der Ausdruck auf Valerias Gesicht brannte sich in Maximians Gehirn ein. Er fühlte Ekel und Hass gegen sich. Er war nicht nur ein großer Lügner, er war zudem ein wahres... Naja.
Er sah ihr hinterher, unfähig sich zu rühren, mit tränenden Augen und einem vermeintlichen Schrei, der in seiner Kehle erstickte. Dann war sie weg. Dabei wusste er nicht mal selbst genau, weshalb er das getan hatte. Sie hätte auch so abreisen können. Er hätte seine Liebe zu ihr nicht verleugnen müssen.
Aber was war an diesem Tage denn bitte schön noch so gelaufen, wie es hätte laufen sollen?Maximia saß noch eine ganze Weile dort und dachte über alles nach, ohne dass es was brachte. Irgendwann war er sogar schon so weit, dass er die Säule irgendwann lieb gewann, war sie doch das einzige, an das er sich momentan lehnen konnte. Sein Körper hatte sich scheinbar der Temperatur des Bodens angepasst, sodass er nicht einmal mehr fror.
Erst Stunden später, die Tränen waren versiegt, der Kopf wie leergefegt, das Herz quälend ruhig und die Glieder schon ganz steif, erwachte er wieder aus der Starre, um sich von der Säule zu trennen und in die Casa zu gehen, wo er hoffentlich niemandem begegnete und schnurstracks auf sein Cubiculum flüchten konnte.
-
Maximian schluckte und blinzelte einmal ganz träge. Seine Augen waren ganz rot und wenn man recht hinsah, konnte man erkennen, dass die feinen Wimpern ganz nass waren und auch nicht trockneten. Er war einfach ein guter Kämpfer. Und ein doppelt so guter Lügner.
Er trennte sich von seinem Herzen, wenn das irgendwie ging, redete sich eine sehr große Lüge ein, damit der Muskel in seiner Brust zu einem Klumpen wurde, der kaum mehr an etwas Lebendiges erinnerte und nicht schmerzen würde, wenn er gleich sagte, was sie hören wollte.
"Ich liebe dich nicht", kamen dann die Worte über seine trockenen Lippen und doch schmerzte es in ihm. Diesmal zuckten die Wimpern auch und wurden von der Tränenflüssigkeit, die sie bislang zurückhalten konnten, beinahe überrannt. -
Als er Schritte sich nähern hörte, wäre er beinahe erstickt, weil er die Atmung und alles einstellte, damit man ihn hier ja nicht vorfand. So, wie er hier saß - wo er doch so gehofft hatte, noch eine weitere Stunde hier in Ruhe sitzen zu können. Mit den Fingern wischte er letzte Tränen fort, da bog auch schon wer um die Ecke. Maximian atmete mehrmals kräftig durch und hob dann den Blick. Na toll. Es war Valeria. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder weiterheulen sollte. Er senkte den Kopf wieder und setzte sich ein wenig auf.
Zuerst hatte es den Anschein, dass sie einfach an ihm vorübergehen würde. Doch dann blieb sie direkt vor ihm stehen und ging schließlich in die Hocke. Er schniefte nochmal, dann spürte er den leichten Druck auf seiner Schulter und vernahm ihre sanfte, klare Stimme.
Wie es ihm ging, wollte sie wissen. Sie sollte das eigentlich ganz gut erkennen können. Maximian schloss die Augen, zählte bis drei und hob dann den Blick, um Valeria anzusehen. In diesem Moment hörte er irgendetwas. Aber da es still blieb, hielt er es für einen Vogel oder ein sonstiges Getier. Er schniefte und legte den Kopf schräg an den Stein im Nacken, sie schweigend ansehend.
"Du solltest nach Rom gehen", sagte er mit flacher, verheulter Stimme und ohne mit der Wimper zu zucken. Sie würde es definitiv als Ablehnung aufnehmen, doch hatte er es zu ihrem Schutz gesagt. -
Kam Maximian immer noch vor Wut aus Valerias Cubiculum in das Perityl gelaufen. Die Luft war frisch, doch das merkte er gar nicht, denn er schien von innen heraus zu glühen. Stapfend lief er einmal quer durch den Garten, ohne wirklich zu wissen, was er denn hier suchte.
Im Grunde genommen quälte er sich damit, all das zu verarbeiten, was da in Valerias Cubiculum gerade vorgefallen war. Der Streit war einer von vielen in den letzten Tagen gewesen, doch letztendlich war er der heftigste von allen gewesen. Sein Ausgang war sogar so ungewiss, dass man gar nicht sagen konnte, wie es jetzt weiterging...
Sie beide waren aber auch arg wütend und zornig gewesen. Im Grunde genommen wegen etwas, das gar nichts dafür konnte, dass es so sehr mit Wut und Zorn bedacht wurde. Aber wie es mit den Menschen so war, wurden solch starke Gefühle irgendwann unlenkbar und trafen schließlich diejenigen, die es am wenigsten verdient hatten.
Am anderen Ende des Peristyliums angelangt, machte Maximian schnaubend kehrt, um den gleichen Weg zurück zu gehen.Für seine Wut hatte er aber auch wirklich jeden Grund. Er durfte wütend sein auf sich, ganz besonders sogar. Auf Valeria. Oh ja, sie hatte seine Wut geschürt. Aber auch auf die Götter und den unglücklichen Zustand, in dem Valeria und er lebten.
Sie war schwanger.
Maximian blieb stehen und erstarrte scheinbar augenblicklich. Nur seine Augen blinzelten angestrengt. Er hatte seine Eltern betrogen, allen etwas vorgespielt und was kam dabei heraus? Seine Cousine erwartete ein Kind von ihm.Man konnte ein Keuchen hören, dann taumelte der junge Mann um eine Säule herum und setzte sich in deren Schatten auf den kalten Fußboden. Ein Knie angezogen, stützte er einen Ellenbogen darauf und verbarg das Gesicht hinter der Hand.
Er war sich sicher, dass nichts schlimmeres hätte kommen können. Nichts, aber auch gar nichts, wäre annähernd so nahe einer Katastrophe wie die Nachricht, dass etwas geschehen war, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Nicht, wenn man Maximian hieß, noch nicht 17 und der Sohn eines Decima war. Nicht nur irgendein Decima, sondern des Pater Familias, eines Senatoren, eines Legatus Legionis und was für Titel er nicht noch alle trug. Wobei sehr wahrscheinlich keine Familie, und war sie noch so klein und unbedeutend, sich um solch einen Dummkopf wie ihn geschlagen hätte. Ja, ein Dummkopf war er. Ein sturer, naiver, unverbesserlicher (...) Dummkopf!
Maximian schniefte und schüttelte über sich selbst in Verzweiflung geratend den Kopf. Sein Leben war verwirkt. Er war noch nicht einmal 17 und fühlte sich, als stünde er am Abgrund, der ihn schlucken wollte. Erfuhr einer von der Schwangerschaft, wäre alles vorbei. Und wusste es erstmal Meridius, dann war er so gut wie tot. Keine Lüge würde ihn dieses mal retten. Kein Grinsen, kein Zwinkern. Einfach nichts. Oooh... und wahrscheinlich wusste sein Vater es unlängst. Oder ahnte es zumindest. Gewiss hatte seine Mutter dafür gesorgt.
Wieder schniefte der junge Mann und wischte sich mit dem Unterarm die Tränen davon. Jetzt war er auch noch eine Heulsuse.... Es stand wirklich, wirklich, wirklich schlecht um ihn. Am liebsten hätte er es gehabt, dass ein Blitz ihn hier af der Stelle erschlagen würde. Oder dass eine der Säulen plötzlich außeinanderbrach und sein Leben, das dazu verdammt zu sein schien, die Menschen um sich herum ins Unglück zu zerren, zu beenden. Selbst den Biss einer Schlange hätte er dankend angenommen...Schließlich lehnte er den Kopf nach hinten und schniefte mehrmals, um sich wenigstens annähern wieder zu beruhigen. So würde er auch nicht weiterkommen.
-
An der Tür angelangt, wurde ihm noch einmal eine Hand voll Worte hinterhergeworfen. Der Inhalt dieser Worte aber ließen ihn, mit aufs Neue entfachter Wut und deutlich sprechendem Funkeln in den Augen, zu ihr herumdrehen. Sie hatte ihm wieder den Rücken zugewandt, doch das störte ihn überhaupt nicht. Es war die Wahl ihre Worte gewesen und das Verständnis, das ihr zu fehlen schien, was ihn störte, ihn zu allem Überfluss zutiefst empörte. Er atmete tief ein, wieder aus und hob den Kopf.
“Dann hast du wohl jemanden in mir sehen wollen, der ich nicht bin“, brachte er mit schnorrend tiefer Stimme und zusammengezogenen Brauen hervor, was sein Gesicht arg verfinsterte, nur um sich dann lautstark herumzudrehen, durch die Tür zu treten und diese hinter sich zuzuwerfen, als hätte das arme Stück Holz irgendetwas mit seinem Leben, das insgesamt nur Unglück zu bedeuten schien, zu tun gehabt.
Kurz darauf hörte man schwere Schritte, die sich entfernten und schon bald zwischen dicken Steinwänden verloren. -
Der Zorn stand Valeria aufs Gesicht geschrieben, doch Maximian hätte ihn um keinen Deut schmälern können. Seine Wut machte alles darnieder, was irgendeinem anderen Gefühl glich, außer eben jenem Empfingen, dass das Blut in den Adern zum köcheln brachte. Er sah ihr zu, wie sie ruckartig aufstand und ihn anschrie. Zurecht möchte man sagen, wenn man nur Zuschauer sein durfte, doch der junge Decima wurde nur noch erboster.
So stand er seinerseits auf, als Valeria geendet hatte, und stellte sich vor sie, bevor sie zum Fenster gehen konnte.
“Meine Liebe hat damit rein gar nichts zu tun! Sie wird nicht das Geringste daran ändern, wie es kommen wird! Oder glaubst du etwa wirklich, dass Liebe das Kind zu einem normalen Kind oder dich wieder zu einer sittsamen Frau machen könnte? Nichts dergleichen könnte irgendeine Liebe erreichen. Sieh es ein!“
Dann ging Valeria zum Fenster und verharrte eine ganze Weile in eisiger Stille. Maximian seinerseits ebenfalls – um Fassung und Verständnis für all das ringend. Bis, ja bis Valeria ihn bat, sie allein zu lassen.
Maximian stand bis dato mitten in ihrem Cubiculum. Er hätte seine Hände zu Fäusten geballt und wäre ohnehin wahrscheinlich jeden Moment gegangen, weil seine Wut hier, bei seiner Valeria einfach fehl am Platz war, das wusste er natürlich doch irgendwo.
Er kämpfte noch ein Weilchen mit sich, doch dann entschied er sich ohne ein weiteres Wörtchen zu gehen. Stampfend ging er los. -
Maximian grummelte und sah sie aus Augen an, die wirklich keine Liebe mehr enthielten. Er konnte nicht fassen, was sie da redete, was sie da von ihm verlangte. Dass das Kind da in ihrem Bauch nicht von allein gewachsen war, vergaß er dabei ganz.
"Ob ich dir beistehen werde?", entgegnete er ihr mit einer aalglatten und kalten Stimme.
"Vertsehst du denn gar nichts?! Du wirst ein uneheliches Kind zur Welt bringen, Cousine! Und jeder wird wissen, wer seine Eltern sind. Jeder wird mit den Fingern auf uns zeigen. Die Gens wird darunter leiden! Dieses Kind ist eine Schande für die Familie!"
Maximians Welt fiel in sich zusammen und so hatte er die Worte aus sich herausgebrüllt, sodass er am Ende nicht mehr wusste, ob er gesprochen hatte oder sein Vater.
Ihm waren sogar Tränen in die Augen gestiegen, dabei konnte er nicht einmal sagen, ob sie einfach von seiner Wut über das Schicksal oder den Willen der Götter herrührten oder weil er sich selber seiner Dummheiten wegen hasste. -
Maximian schluckte und dachte, er müsse im nächsten Augenblick einfach umkippen. Aber er taumelte nur und konnte sich nochmal fangen. Ihre Übelkeit, die Schwankungen ihrer Laune....
Es war wahr. Er würde Vater werden. Der Vater seines eigenen Großcousins oder seiner eigenen Großcousine, wenn er das jetzt richtig deutete. "Verflucht!", dachte er und stützte sich da irgendwo an einer Kommode ab, während er seinerseits Valeria anstarrte.
Oh, würde die Freude über die Nachricht in der Familie Wellen schlagen..... Maximian konnte das Gebrüll und Gewüte schon hören.
"Nein!", sagte der junge Mann jetzt schon etwas gefasster und lauter.
"Du verstehst das nicht. Wir sind verwandt. Wir dürfen keine Kinder zeugen... wir dürften ja noch nicht einmal..."
Er biss die Kiefer zusammen, sodass man die Muskeln an der Schläfe tanzen sehen konnte. Auch schnaufte er leise. Er war ja so wütend auf Valeria. Aber nicht nur auf sie. Vor allem auch auf sich. Alle hatten sie gewarnt und ihnen den Umgang verboten, aber sie, kleine, naive Kinder, hatten sich nichts sagen lassen wollten. Und jetzt hatten sie die Rechnung dafür.
Unruhig und weiterhin schnaufend setzte sich Max auf einen Schemel in seiner Nähe und stützte den Kopf in seine Hände. -
Er hatte sich nicht verhört, sagte ihm sein Kopf, der mit den Ohren vorher noch im Disput gelegen war. Zuerst hatte er noch an deren Hörtauglichkeit zweifeln wollen, jetzt aber kreischte in ihnen Valerias Stimme. Große Augen, aus denen das blanke Entsetzen sprach, und ein offenstehender Mund standen Valerias glücklichen Strahlen und der totalen Zuversicht gegenüber.
Da erkannte er ihre Absicht, ihn küssen zu wollen. Das konnte er jetzt aber ganz und gar nicht gebrauchen. Ein Kuss war völlig fehl am Platz. Also fassten seine Hände ihre Schultern, um sie so aufzuhalten, damit er aufstehen konnte.
Zur Folge wurde es ihm ganz schwarz vor der Augen, sodass er einen Moment lang ausharren musste. Tausende von Gedanken schwappten ihm durch den Kopf, einer angsteinflößender als der andere. Valeria war schwanger! Das hieß, dass sie ein uneheliches Kind zur Welt bringen würde. Eines, das es nicht geben sollte. Er schüttelte ganz geistesabwesend den Kopf.
"Aber.... das kann doch nicht wahr sein!", sagte er und es klang fast schon wie ein Flehen. Er drehte sich zu Valeria um und sah sie bittend an.
"Es darf nicht wahr sein, Valeria."