Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Valerias "Überfall" tat Maximian in der Seele weh. Er schloss die Augen, während sie ihn küsste und ihm zuflüsterte, dass sie ihn liebte. Ein letztes mal noch...
    Dann war ihr Gesicht direkt vor seinem und er konnte ein seltsames Funkeln in ihren Augen erkennen. Ihre Hände an seinen Wangen waren schön warm, aber all das wurde von diesem Knistern in der Luft noch übertroffen.
    Er dachte gerade, dass sie es ja ganz schön spannend machte, als Valeria ihm die große Neuigkeit überbrachte. Geflüstert nur, aber in seinem Kopf wurde das Echo immer lauter und lauter, während er sie mit großen Augen ansah und erschrocken anblinzelte.
    "Was.... was.... was hast du da gerade gesagt?", fragte er mit tonloser, leiser Stimme.

    Maximian seufzte und ließ sich durchs Haar streichen. Er wusste, dass so irgendwann sein Vorhaben im Sande verlaufen würde, doch er würde es nicht zulassen - nur allein um Valerias Willen schon nicht. Er schmunzelte seinerseits warm und seufzte noch einmal leise. Es ging natürlich nicht, dass er anfangen sollte. Sonst würde er wohl nie erfahren, was sie für Neuigkeiten hatte. Außerdem wollte er noch ein paar Minuten mit ihr verbringen. Noch einmal von ihr gestreichelt werden, ihr nahe sein dürfen. Hatte er ihr erst einmal gesagt, was ihn bedrückte, würde er soetwas nicht mehr zulassen.
    "Nein, du zuerst. Was ist es, das dich so zum Strahlen bringt? Ich möchte es wissen. Jetzt."

    Gut, dann waren jetzt ja alle Anwesenden verwirrt. Eine äußerst seltsame Stimmung lag deshalb im Raum.
    "Nicht", wiederholte er einfach noch einmal und forschte dann in Valerias Augen. Augen, die er liebte. Von ganzem Herzen.
    Sie setzte sich zu ihm und sah ihn fragend an. Wie konnte er hierher gekommen sein mit dem Gedanken, sie einfach so zu "verlassen"? Er musste sie dafür ja völlig vergessen haben. Er seufzte leise und griff sich eine ihrer Hände, um sie in seiner zu halten und mit dem Daumen über ihren Handrücken zu streichen. Er musste es ihr sagen. Wartete er, würde nichts leichter werden. Mit ernstem Blick sah er ihr wieder in die Augen.
    "Ich war doch bei meiner Mutter.... Wir sollten reden. Über uns."

    Dass sie so strahlte, verwirrte Maximian. War irgendetwas erfreuliches vorgefallen? Wenn sie sich so freute, weil Meridius gekommen war, dann kannte er sie wohl noch nicht gut genug.... ^^ Er hob eine Braue und trat jedoch gleich hinter ihr in ihr Cubiculum. Sie setzte sich, er blieb stehen und dann brachte sie ihn völlig aus dem Konzept.
    Unter normalen Umständen hatte er ihre Frage vielleicht sogar zustimmend beantwortet. Jetzt schmunzelte er und fragte sich, was er doch für ein gefühlsloser Brocken sein konnte....
    "Nein, das ist es diesmal nicht", sagte er diskret und schmunzelte, während er sich auf ihr Bett setzte. Ein Bett, dass er wirklich sehr gut kannte.
    Er räusperte sich und entschied sich, mit seinen gedanken noch nicht rauszuplatzen. Dass Valeria so strahlte, musste ja einen Grund haben.
    "Du siehst so.... so glücklich aus", stellte er fest, wohl aber mit fragendem Blick.

    Erschrocken wandte sich Max zu seiner Cousine um, die da wie aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht war. Er schluckte und versuchte ein Lächeln. Es gelang ihm auch gut.
    "Na dich suchen...", sagte er und kratzte sich ungeniert hinterm Ohr.

    Auf der Suche nach seinem Herrn Vater kam Maximian seltsamerweise an Valerias Cubiculum vorbei. Schlagartig fielen ihm seine Gedanken vom Vorabend wieder ein, sodass er vor der Tür stehen blieb und sich noch einmal sammelte, ehe er anklopfte, wobei er selbst zusammenzuckte.

    Er wurde gerade mit einer griechischen Schrift gequält, als Meridius ins Tablinium kam. Maximian schielte nur kurz zu ihm auf, weiter ziemlich nachdenklich über dem Buch brütend und hörte zu, was der Hausherr hier zu suchen hatte. Und wie es schien, würde es wohl eine kleine Pause geben. Die kam ja wie gerufen! Ganz ohne Bedauern hörte er auf zu lesen und sah zu Romanus.

    Am Morgen erwachte Maximan mit einem Kratzen im Hals. Wie ekelig, dachte er, räusperte sich und wühlte sich brummig aus der Decke. Schnell kleidete er sich an und das Kratzen verlor sich bald wieder. Dann trat er vor sein Cubiclum und bekam von einem Sklaven gesteckt, dass sein Vater heute angekommen sei. Der junge Mann war sichtlich überrascht, doch dann wurde sein gesichtsausdrück fröhlich.
    Hatte Meridius es also tatsächlich einrichten können, zu seinem großen Tag anwesend zu sein. Maximian strahlte und ging los, seinen Vater zu suchen.

    Der erste Tag des Unterrichts beim neuen Lehrer war vergangen. Das Gespräch mit seiner Mutter war überstanden. Sogar die Aufgaben hatte er erledigt. Wieder ein Tag weniger zu diesem einen, agnz bestimmten Tag, auf den er schon so lange wartete.
    Und jetzt brummte Maximian der Kopf, denn ein Gedanke fraß sich seitdem er bei Severa gewesen war immer tiefer in sein Bewusstsein. Dieser Gedanke war berechtigt und doch war er beängstigend. Ja, er machte ihm Angst. Denn jetzt, wo er erwachsen werden sollte, musste er noch mehr Verantwortung übernehmen. Und das bedeutete ihm gleichsam, dass er sein eigenes Tun und Handeln bewerten musste.
    Valeria. Wie konnte er erwachsen werden und gleichzeitig mit einer Lüge leben? Wie konnte er sie lieben, wenn sie doch die gleichen Vorfahren hatte wie er, ja, irgendwo sogar das selbe Blut in ihren Adern floss? Auf der anderen Seite wusste er nicht, wie er solche Gedanken haben konnte, wenn er Valeria doch nunmal liebte. Wenn er sich vor ihr rechtfertigen müsste, würde er das nicht können.
    Maximian ließ sich auf sein Lager fallen und schloss die Augen. Vielleicht war jetzt ja der Zeitpunkt gekommen, an dem er seine Cousine für ihre und seine Familie aufgeben musste. Er wusste, dass es so am besten wäre, dass es eigentlich auch die einzige Möglichkeit war. Jetzt, bevor nich irgendetwas passierte, dass sein Leben und das ihre ruinieren würde.


    Viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, aber immer klarer schälte sich heraus, dass er zu Valeria ungerecht sein müsste, um allen anderen und letzendlich vor allem Valeria wieder gerecht sein zu können.
    Und diese Erkenntnis wog schwer. Sie ließ sein Herz kalt werden und einen Kloß im Halse entstehen. Gleichsam fasste er den Entschluss, dass er mit Valeria sprechen sollte. Am besten gleich am darauffolgenden Tag, denn viel Zeit würde nicht mehr bleiben, bis... ja, bis er aus Tarraco verschwinden würde. Auf ungewisse Zeit. Vielleicht für immer... Wer konnte das schon sagen.
    Seine Versprechen, die er Valeria gegeben hatte, würde er dann nicht mehr halten können. Sie würde unglücklich sein, jeden Tag, den er weit weg war. Warum sollte sie so leiden? Warum, wenn er ihr das lange Leiden verkürzen konnte, indem er es jetzt beendete? Dann würde sie nur einige Wochen leiden, vielleicht Monate. Aber früher oder später wäre es vorüber und sie würde ihn vergessen, denn er war weit weg.


    Max rollte sich auf den Rücken. Er schniefte und ihm war, als würde der Sauerstoff im Raume fehlen. Und so brachte er noch viele Minuten mit dem Denken zu. Viele Stunden.


    Alles nur, damit sich der ursprüngliche Gedanke festsetzte und allgegenwärtig, als einzig wahre Lösung, wurde. Dann erst verfiel er in einen unruhigen, verschwitzten Schlaf.

    Maximian grinste auch und fuhr sich über die kurzen Haare im Nacken.
    "Gut. Und wenn du dir nicht sicher bist, dann sprech mit ihm einfach so lange nicht darüber, bis der Tag gekommen ist."
    Er zwinkerte seiner Mama zu und stand erfolgreich auf. Wieder einmal schien sein Blick zu wirken. Er hatte ihn ja schließlich auch nicht bis zur Perfektion geübt. ^^
    Mach deiner Familie keine Schande, hatte sie gesagt. Maximian hielt in seinem Grinsen ein und seufzte leise, während er seine Mutter ansah.
    "Du musst mir glauben, dass ich das gar nicht beabsichtige. Wenn es so einfach wäre....", sagte er und brach wieder ab, weil er die Worte selbst schon nicht mehr triftig empfand. Dennoch manifestierte sich ein ganz gewisser Gedanke in seinem Kopf. Er wollte darüber nachdenken. Er sah auf und nickte.
    "Ich vergesse es nicht."
    Damit drehte er sich um und ging ziemlich nachdenklich - natürlich nicht, um seine Aufgaben zu erfüllen. ^^

    Maximian nickte verstehend. Hatte er wieder etwas dazugelernt. Ein Senator durfte also keine Peregrina ehelichen. Das machte Sinn. Dass hieß dann wohl, dass sein Vater seine Mutter doch sehr gern haben musste.
    "Ich verstehe. Und... ihr beide wollt die Heirat?" Nur der Sicherheit halber musste er diese Frage stellen.
    Und dann lächelte er das liebste Lächeln, dass man seiner Mutter nur lächeln konnte, natürlch mit einem ganz gewissen Hintergedanken: Er hoffte, dass sie vergessen hatte, warum sie hier saßen. Ohne zur Tür zu schielen oder sich sonst irgendwie zu verraten, blieb Maximian ganz ruhig und gut gelaunt. In sowas war er einfach gut geübt. ^^
    "So ist es. Ich habe wirklich nichts dagegen einzuwänden. Danke, dass du es mir erzählt hast. Nun.... dann werde ich mal wieder gehen. Apollonius hat mir einige Aufgaben aufgetragen, die ich noch abarbeiten muss."
    Wie selbstverständlich machte er sich schon ans Aufstehen, innerlich hoffend, dass seine Mutter tatsächlich vergessen hatte, was Maximian Tag für Tag verbrach.

    Maximian nickte wichtig guckend.
    "Ich verstehe. Dann hinfort mit dir. Die Götter lässt man nicht warten."
    Er zwinkerte und lief los, drehte sich jedoch noch einmal um.
    "Ach, wenn du über Romanus stolpern solltest, schick ihn unverzüglich ins Tablinium. Besser wäre, du würdest ihn höchstpersönlich dort abliefern. Bei dem weiß man ja nie..."
    Und er ging, um seinen Cousin zu finden.

    "Huh", sagte der, als er da überraschend geknutscht wurde und lachte dann leise, seine Valeria rasch umarmend und sie in den Allerwertesten kneifend.
    "Fein", sagte er schelmisch grinsend und sich gaaanz unschuldig umsehend.
    "Für was möchtest du denn beten?"

    Gut. Wie gesagt: Damit war das Thema für den vermeintlichen werdenden Vater gegessen.
    "Ja, aber der ist für heute schon beendet. Hmmmm."
    Maximian sah sich noch einmal um und seufzte dann.
    "Lausenbegel... Hast du Zeit? Hilfst du mir, ihn zu suchen? Ich fürchte, Apollonius wird nicht sonderlich erfreut sein, wenn Romanus gar nicht mehr erscheint."

    Skeptisch hob Maximian eine Augenbraue, während er Valeria musterte.
    "Ist er sich da auch wirklich sicher? Ich meine, man übergibt sich doch nicht von nichts...?"
    Da sie aber wieder ganz normal war, ließ er es wahrscheinlich viel zu schnell dabei bewenden.
    "Sage mal, du weißt nicht zufällig, wo dein Bruder steckt? Er versäumt seinen Unterricht."

    So kompliziert war das? Maximian staunte nicht schlecht, verstand aber auch nicht ganz.
    "Weshalb musst du dafür erst von einer anderen Familia adoptiert werden?"
    Dass das auch ihn schließlich irgendwie betraf, wurde ihm nicht geläufig. War jetzt aber auch von gar keiner Bedeutung. Früher oder später würde das Thema aktuell für ihn werden, aber noch nicht.
    "Du musst dich nicht sorgen. Wirklich. Ich finde es... toll. Ja, ehrlich", versuchte er seine Mutter zu beschwichtigen. Und wenn er genau nachdachte, tat er das, weil er sich inzwischen schon ein wenig mit dem Gedanken.... arrangiert hatte und nicht zuletzt, weil ihm ihre Geschichte, wie er entstanden war, in den Ohren klang.
    "Natürlich nicht... Ich meinte auch nur", sagte Maximian nun wieder mit gerunzelter Stirn, aber einem kleinen Grinsen auf den Lippen.

    Maximian nickte nachdrücklich mit dem Kopf.
    "Es sind gute Neuigkeiten, ja. Schließlich seid ihr meine Eltern, warum solltet ihr also nicht heiraten? ", antwortete er, auch wenn die Stirn noch gerunzelt war und das Gesagte wohl kaum wirklich etwas darüber aussagte, was er dachte. Also versuchte er erneut ein Lächeln und setzte hinterher:
    "Um mich mach dir mal keine Sorgen. Ich bin erwachsen, kein Kind mehr, das für die vielen Überraschungen des letzten Jahres kein Verständnis hätte. Ich freue mich für meine Mutter, denn ihr hätte wohl nichts besseres passieren können. Schließlich wird sie einen... einen angesehenen Mann bekommen und sich keine Gedanken mehr um ihr Fortbestehen machen."
    Er wusste nur noch nicht, ob sein Vater gut genug für seine Mutter war. Und es war gelinde gesagt grausig, sich über soetwas Gedanken machen zu müssen. Sie waren schließlich seine Eltern!
    Dennoch und trotz dem Bedürfnis, die Augen mit Daumen und Zeigefinger zu verschließen und sich dagegen zu wehren, weitere Gedanken zu haben, nickte der junge Mann nochmal. Die Hände ordnete er auf die Oberschenkel.
    "Wann?"

    Maximian lächelte Valeria an. Immerhin hatte er schonmal die Schwester des Gesuchten gefunden. Wenn er wollte, war das also ein Zeichen dafür, dass er ihm auf der Spuhr war. Naja. ^^
    Allerdings gefiel es ihm nicht, dass sie auf den Beinen war. Und überhaupt... Apollonius war bei ihr gewesen! Er sah sie väterlich mit zusammengekniffenen Augen an.
    "Ja, ich sehe, dass du auf den Beinen bist. Solltest du nicht besser liegen und dich ausruhen oder zumindest etwas essen?"

    Maximiam hatte aufmerksam gelauscht und mit zunehmenden Worten seiner Mutter die Stirn gerunzelt. Zuerst dieses "es werden wohl auch noch einige mehr werden, wenn auch nicht als Gast" und dann die Nachricht überhaupt: Seine Eltern wollten heiraten!
    Er fiel aus allen Wolken. Sie wollten heiraten?! Seine Mutter... Sein Vater... Das war für ihn eigentlich kein Paar, obwohl er sonst nicht sein konnte. Ein seltsamer Gedanke, dass sie dieses Paar werden wollten. Dann war er ein eigentlich uneheliches, in einer anderen, falschen Ehe geborenes Kind, dessen Eltern sich nach Jahren doch noch zusammen getan hatten. Hieß das, dass er dann kein uneheliches Kind mehr sein würde? Und noch schlimmer: Er würde erwachsen sein, wenn sie heirateten. Er würde nicht mehr Kind sein. Er blinzelte verdattert, zog dabei bitter nachdenkend die Augenbrauen zusammen.
    Er würde sich daran gewöhnen müssen, auch wenn er natürlich wusste, dass seiner Mutter nichts besseres hätte passieren können. Und ihm ja auch nicht. Und eigentlich wusste er auch egal, was er dann sein würde. Deshalb nickte er schlussendlich und sah seine Mutter wieder an.
    "Das sind... gute Neuigkeiten", sagte er und rang sich bei all den wirren Gedanken doch noch ein Lächeln ab.