Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Während ihre Worte noch mehrmals in seinen Ohren nachhallten, schloss auch Maximian die Augen, als Valeria sein Gesicht mit kleinen Küssen bedeckte. Ihr warmer Atem brandete dabei auf seiner Haut, lockte hin und wieder die Augen sich zu öffnen, in Valerias dunkle Augen zu sehen oder ihre Nase, ihren Mund.


    Dann sank sie langsam zurück. Er beobachtete sie dabei und fühlte sich unter ihrem Blick wie Eis, das im warmen Licht der Sonne dahinschmolz. Abermals schluckte er, während sein Blick an Valeria hinunterglitt. Oh, wie verführerisch sich ihre Brüste unter dem Nachtgewandt abzeichneten und sich in ihm alles danach sehnte, sie so zu spüren, wie sie sich nicht näher sein konnten.


    Seine Hand entzog sich ihrer, während er mit den Augen zu ihren zurückkehrte. Er bettete sie an ihrer Taille und sah sie mit geradezu in Flammen stehenden Augen an, dann rutschte die Hand ihre Seite hinab, über die Hüfte, das Becken und dorthin, wo Valerias Nachtgewand schon bis zum Oberschenkel hinaufgerutscht war. Seine Hand legte sich ganz sanft dorthin, verweilte kurz, während seine Blicke immer noch nur Valerias Gesicht galten, und dann fuhr die Hand den Weg hinauf, den sie gekommen war, zog dabei aber die Bahn Stoff mit, die Valeria bedeckte. An ihrer Taille angekommen, legte sie sich erneut zur Ruhe.


    Das Herz in seiner Brust pochte nun schon einen ganzen Zacken schneller, während er noch ein Stückchen mehr auf Valeria rutschte, so weit es ihm der störende Arm erlaubte. Immer noch ruhte sein Blick auf Valerias Gesicht, aber er musste jetzt blinzeln, während sein Kopf sich ihrem näherte. Bald spürte er ihren warmen Atem, schloss die Augen und streifte Valerias weiche Lippen.

    Als Valerias warme Hand, die zuvor noch über dem Stoff über den Rücken gefahren war, seine Haut berührte, fuhr auch Maximian ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter. Er schmunzelte ob des Gefühls in den Kuss hinein, den Valeria und er sich gerade gaben und brummte wohlig, als Valerias Hand in seinem Rücken auf und ab fuhr, dann zur Seite rutschte und ihn dort nur allzu leicht kitzelte.


    Ihm war dann plötzlich ziemlich warm. Und er fand die Tunika störend. Valerias Nachtgewandt auch, aber erstmal galt das Gefühl vorrangig seiner Tunika. Also löste er sich kurzzeitig von Valeria, stemmte sich irgendwie auf den geschienten Arm und zupfte umständlich und unbeholfen an dem Stoff, der ihm lästig geworden war, herum. Valeria musste ihm helfen, damit er sich befreien konnte. Und was das für eine Befreiung war. Die Tunika hatte er seit mehreren Tagen getragen. Genau genommen seit dem Morgen nach dem Sturz. Es war eine von Aurelius Sohn gewesen, die Mummia ihm bereitgelegt hatte.


    Das Kleidungsstück flog irgendwo neben das Lager, während Maximian zurück halb neben und halb auf Valeria gleitete. Nur noch eine dünne Schicht Stoff trennte seine von Valerias Haut, was das Blut in seinen Adern wärmte. Gleich setzte er mit seinen Liebkosungen wieder ein. Seine Lippen massierten ihre, den Hals und rutschten hinunter, zurück auf das Dekolleté, während seine gesunde Hand sich auf Valerias flachen Bauch legte. Gerne wäre er ihren Schenkel hinabgestrichen, hätte das dünne Stückchen Stoff hinaufgeschoben, doch diesen Schritt wollte er jetzt noch nicht wagen.


    Nicht mit einem kaputten Arm. Er seufzte leise und kehrte mit den Lippen allmählich zu ihren zurück, dann trennten sie sich voneinander. Er sah sie mit Verlangen in den Augen an, doch änderte all das nichts daran, dass sein kaputter Arm ihnen wieder einen Strich durch die Rechnung machen würde.


    "Du raubst mir den Verstand...", hauchte er, während seine Lippen Valerias streiften.

    Maximian entging es nicht, dass Valeria unter seinen Küssen eine Gänsehaut bekam und ihr Brustkorb sich schneller hob und senkte. Es gefiel ihr, wie er sie berührte, deshalb tat er es weiterhin, bis er ihre Hand an seinem Kinn spürte, die es sachte nach oben drückte. Auch er atmete schon nicht mehr ganz so ruhig, als seine Augen nun denen von Valeria begegneten. Ihr Blick war sonderbar und Maximian wusste gleich, dass sie die Worte nur ausgesprochen hatte, damit sie gesagt waren.


    Sicherlich: Würde man sie erwischen, wäre eine Strafe ihnen gewiss. Aber keiner wusste, wo er sich aufhielt, keiner wusste von den Gefühlen, die Valeria und Maximian miteinander verbanden, also würde auch keiner auf die Idee kommen ausgerechnet hier nach ihm zu suchen. Wenn ihn denn überhaupt jemand in der Nacht suchen sollte, was er schwer bezweifelte.


    Maximian schluckte nur und versuchte den Arm irgendwie anders zu betten, was irgendwie nicht so recht gelang. Nicht nur, dass er immer noch in der Schlaufe hing, nein, jetzt war er auch noch geschient und duldete somit nicht mal ein Einknicken des Armes. Irgendwie, ziemlich ungemütlich für ihn, weniger für Valeria, schaffte er es aber dennoch sich so hinzuwurschteln, dass sein Kopf dem Valerias wieder nahe war und die gesunde Hand mit einem Finger ihre Lippen nachfahren konnte. Als er dann sprach, flüsterte auch er. Gar ein wenig heiser hörte er sich an, während sein Blick zwischen Valerias dunklen Augen und seinem Finger, der zärtlich die Konturen ihres Mundes abfuhr, hin und her huschte.


    "Sie werden uns nicht finden."


    Er sah sie noch ein paar Augenblicke an, dann küsste er ihr zärtlich die Nasenspitze. Und während seine Lippen den Weg zurück zu ihrem Mund fanden, strich die gesunde Hand dort entlang, wo er vorhin eine Straße von Küssen platziert hatte, bis er unter dem dünnen Stoff des Nachtgewandes seiner Liebsten ihre Brust spüren konnte.

    Sie wie sie ihn angrinste, musste auch Maximian grinsen. Aber nicht belustigt, sondern eher vorwürflich. Immerhin hatte er sich gerade das Bein gestoßen und die Dame fand das offensichtlich amüsant... Er ließ sich von ihr auf ihr Lager setzten, durch die Haare fahren und bemerkte auch ganz nebenbei ihr Nachtgwand...
    Das Grinsen verschwand, hinterließ aber dennoch den Eindruck, dass er selbst amüsiert war. Mit zusammengezogenen Brauen und leicht angehobener Nasenspitze sah er zu Valeria herab.


    "Soso. Du findest das also auch noch lustig, wenn ich mir wehtu." Er nickte leicht, während seine Augen nun wirklich schelmisch auf ihr ruhten. "Dann weiß ich ja jetzt, weshalb ich nun hier bin. Nach meinem Sturz konntest du mir nicht mehr wiederstehen." Seine Mundwinkel zuckten leicht, aber er hielt durch. "Ich hatte nicht geglaubt, dass das Frauen beeindruckt."


    Letztendlich schmunzelte er aber doch. Sie entzündete eine Kerze, wobei Maximian sie ununterbrochen musterte. Er fühlte, wie er zu ihr hingezogen war, wie er sie berühren wollte und was er ihr alles zu sagen hatte, während ihr dunkelrotes Gewand und der aufflackernde Kerzenschein ihre Figur wunderbar betonten.


    Dann kam sie zu ihm, setzte sich und murmelte kaum später die drei lieben Worte. Endlich durfte sie ihn wieder berühren, endlich durfte er das Kribbeln spüren, das durch ihre warmen Hände ausgelöst wurde und endlich konnten sie sich sagen, dass sie sich liebten. Darüber war auch das Bein wieder ganz schnell vergessen...


    Maximians Herz machte einen Satz, während er seine Hand auf Valerias legte und sie nach vorne zog, wo seine Lippen ihre Handfläche berührten.


    "Ich liebe dich auch..."


    Im schummrigen Kerzenlicht beugte Max sich zu Valeria und küsste sie. Ganz zärtlich zu Beginn, denn die Berührung war so wunderschön und schon so lange her. Was musste es nur für ein Luxus sein, wenn man sich immer dann küssen konnte, wenn man wollte? Schließlich aber sanken Valeria und Maximian auf das Lager und der Kuss wurde leidenschaftlicher, feuriger.
    Nach einer Weile löste Max sich von Valeria, vor allem um Luft zu holen. Dabei sah er sie mit leidenschaftlichen Blicken an und fuhr ihr nun seinerseits durch die Haare. Sie waren wunderbar weich und glänzten so golden, wie sie es am Morgen bei Mummia und Aurelius noch getan hatten.
    Nun würden sie die ganze Nacht für sich haben. Grund genug, um jedem Moment auszukosten, als wäre er der letzte vor dem Morgengrauen.
    Und ohne etwas zu sagen, legten sich Maximians Lippen wieder auf die sinnlichen von Valeria, begannen das Wechselspiel mit der Zunge, nur um irgendwann zu verrutschen. Das Kinn hinab, den Hals entlang und die Haut, die das Dekolleté Valerias Nachtgewandes freigab.

    So leise, wie er es mit seiner Tür gemacht hatte, drückte er nun die Klinke zu Valerias Zimmer runter, dann die Tür auf und schlüpfte beinahe geräuschlos hineins ins stille Dunkel, das ihn dann komplett verschluckte, als er die Tür hinter sich schloss.


    Mit ausgestrecktem Arm tastete Max in der Luft herum. Verdammt, war es dunkel und verdammt, war es still! Schlief Valeria etwa schon? War sie gar nicht hier? Er lauschte noch einmal. Hm.
    Der ausgestreckte Arm schwebte langsam vor ihm den Raum ab. Mal nach rechts, mal nach links, fand aber immer nur Luft. Also tat Maximian einen Schritt tiefer in den Raum hinein, doch auch jetzt bekam er noch nichts zu greifen.
    Vorsichtig tastend schob sich ein Fuß vor den anderen, während der Arm immer noch im dunklen Nichts herumtastete. Allmählich hätten seine Augen sich auch an das schummrige Licht gewöhnt, hätte er die denn mal geöffnet und würde nicht die ganze Zeit über mit zusammengekniffenen Lidern die anderen Sinne gebrauchen, als wäre es in dieser Lage absolut unumgänglich, die Äuglein zu benutzen.
    Das hätte ihm vielleicht auch davor bewahren können, dass er mit etwas zusammenstieß...


    Es machte dumpf *wumm*, dann hörte man verkniffenes Ächzen und gleich darauf unterdrücktes Fluchen. Maximian hielt sich den Unterschenkel, der wohl mit einem Schemel oder sonst etwas hartem kollidiert war.
    Eiin Gutes hatte es, denn der junge Decimus öffnete die Augen und konnte schließlich Umrisse erkennen. Er war da gegen eine Kommode gelaufen, stellte er fest und als er sich leicht drehte, erkannte er Valeria.

    In seinem Cubiculum angekommen, legte Maximian sich erstmal hin. Einschlafen wollte er nicht, nur etwas Zeit verstreichen lassen. Bevor er in sein Cubiculum geschlüpft war, hatte er nämlich im Augenwinkel eine Gestalt erkannt und wollte nun nicht unbedingt gefährden, dass er gleich noch in der ersten Nacht erwischt wurde.
    Also hatte er eine Lampe entzündet, die nun spärliches Licht spendete und sah an die Decke, denn groß etwas tun konnte er nicht. Innerlich zählte er bis 571, dann hielt er den Atem an, um besser lauschen zu können, wähend er immer noch alle viere von sich gestreckt hatte. Nichts zu hören.
    Er stand auf, löschte das Licht und ging zur Tür, die er gaaaanz langsam öffnete und schließlich auf Zehenspitzen wieder nach draußen schlüpfte. Dort dann schloss er die Tür sorgfältigst auf Vermeidung irgendeines Knarren oder Knarzens bedacht, schlich anschließend los und gelangte schließlich unentdeckt vor die Tür Valerias Cubiculums.
    Die gesunde Hand fuhr auf, drehte sich mit dem Handrücken zur Tür, sodass er beinahe wie aus Reflex geklopft hätte. Noch im letzten Moment hielt er inne, wobei er auch die Luft anhielt und schloss mit sich selber meckernd die Augen. Knapp!

    Er schloss hinter Valeria die Tür und lachte noch über irgendetwas, dann erkannte er, dass keiner in der Nähe war und verstummte. Den Blick seiner Liebsten hatte er wahrgenommen und nickte, wobei er versuchte möglichst ernst zu klingen.


    "Dir auch, Valeria. Und danke, dass du mich begleitet hast."


    Damit blieb er stehen und sah ihr leicht schmunzelnd hinterher, wie sie in Richtung ihres Cubiculums verschwand. Er hingegen drehte erst noch einmal eine Runde durch die Casa, ließ sich von Nyla noch etwas zum Essen bereiten, das er dann mehr oder minder ruhig verspeiste.


    Und dann verschwand Maximian in seinem Cubiculum.

    Maximian erwiderte den Blick und mit einem mal konnte er es nicht mehr erwarten, dass der Tag sich seinem Ende zuneigte. Nun hatte Valeria aber auch seinen Appetit geweckt und da er ihren Reizen ohnehin wehrlos ausgeliefert war, würde ihn auch nichts davon abhalten diesen Appetit stillen zu wollen.


    Er schmunzelte und hätte beinahe nach Valerias Hand gegriffen, erkannte das aber noch reichtzeitig und tat einfach so, als hatte er sich nur am Kinn kratzen wollen.


    "Na, das würde mich wundern... Bislang ließen sie mich auch immer durchschlafen. Oder erwartest du noch anderen Besuch um nachtschlafende Zeiten? " Er zwinkerte und fuhr flüsternd fort, während er noch einmal wie zufällig die Nähe Valerias suchte und dabei ebenfalls wie unbeabsichtigt seine Lippen ihren Hals streiften: "Ich werde zu dir kommen."


    Der Tag neigte sich derweil tatsächlich dem Ende. Die Sonne war hinter den Wipfeln der Bäume verschwunden, die Vögel stimmten ihr geschäftiges Abendlied an und die Luft schien sich gleich ein wenig abzukühlen.


    Valeria und Max erreichten, während sie entweder schweigend aber lächelnd oder sprechend und vielsagende Blicke tauschend nebeneinander einher liefen, den Ausgang des Stadtparks, der sie zurück auf die Straßen Tarracos spuckte. Waren sie mit schweren Herzen hineingetaucht in die grüne Oase, dann waren die Herzen nun beschwingt und hatten etwas, auf das sie sich vorfreuen konnten.

    Maximian war überrascht, als Valeria sich plötzlich zu ihm drehte, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn flüchtig küsste. Auch wenn ihm auch danach gewesen war, hätte er es nicht gewagt. Und kaum, dass sie ihm noch etwas ins Ohr geflüstert hatte und wieder wegsah, kamen auch schon zwei Männer um einen Baum herum und streiften Valeria und Max mit nichtssagenden Blicken, sodass Maximian erstmal nicht reagieren konnte.
    Doch dann grinste er, als die beiden sie passiert hatten, und näherte seinen Kopf ihrem an, legte ihn an ihren und flüsterte ebenfalls, während er beinahe lautlos kicherte, was daher eher einem Schnaufen glich:


    "Bei dir oder bei mir?"


    Es war ihm so ziemlich egal, ob sie jetzt irgendwer sah. Im Grunde genommen hatte er sogar gänzlich vergessen, wo sie sich befanden. Bis es ihm wieder einfiel, vergingen noch ein paar Augenblicke, dann aber nahm er wieder Abstand auf und befeuchtete sich die Lippen, während er immer noch schmunzelnd den Blick gesenkt und den Kopf schräg auf Valeria gerichtet hielt.

    Maximian genoss die Nähe und entfernte sich nicht. Sein Arm hing jetzt an seiner Seite herab und immer wieder einmal berührte seine Hand ihre. Mal kürzer, mal länger. Nicht auffällig, aber für sie beide aussagekräftig. Er erwiderte auch nichts, sondern sah ihr einfach fest in die Augen. Sah ihr bitteres Lächeln, ihre nachdenkliche Miene.


    In diesem Moment ging ihm das selbe durch den Kopf wie ihr. Würden sie sich heute Nacht sehen? Ja, das würden sie. Wer sollte denn schon Verdacht schöpfen, wenn nachts eh alle schliefen. Es würde keinem auffallen und er würde sie endlich wieder küssen dürfen...


    Dann hob er die Schultern an und sog einen Schwall Luft in die Lungen, während er überlegte, was er den Verwandten sagen würde.


    "Nun, irgendetwas... Dass ich Mercator besuchen will, meinen Onkel. Oder noch nicht alles gesehen habe." Er lächelte zuversichtlich. "Sie werden mich bestimmt gehen lassen. Nur den Zeitpunkt kann ich dir jetzt unmöglich sagen...", meinte er schon wieder grinsend.


    Bevor Valeria noch etwas erwiedern konnte, kreuzte dann dieses kleine, buschige Vieh ihren Weg. Valeria war offensichtlich ziemlich entzückt, während Maximian dem Tier einfach hinterhersah und mit hochgezogenen Augenbrauen nickte.


    "Vielleicht ist es nicht das letzte, dem wir auf unserem Spaziergang begegnen."


    Sie gingen weiter, nachdem Valeria sich vom Anblick des Kätzchens hatte trennen können und er hielt ihr wieder seinen angewinkelten Arm hin.
    Die Gedanken kehrten noch einmal zu ihrem Wiedersehen zurück. Maximian wusste nicht, wann es stattfinden wüprde, genauso wenig wusste er aber, wann Meridius wiederkommen und was er dann mit seinem Sohn anstellen würde.
    Max seufzte und bog mit Valeria zu einer kleinen Wasseranlage ein. Wie erfrischend so ein Spaziergang in der richtigen Gesellschaft doch sein konnte. Und die Gedanken zogen weiter voran, wieder zur kommenden Nacht. Er musste wieder grinsen.


    "Vorhin hast du gut geschauspielert. Wenn du so weiter machst, wird keiner etwas merken."

    Valeria hatte sich inzwischen ausgehakt, sodass er seine Hand in ihren Rücken legen konnte. Vielleicht fiel es ihm nicht einmal auf.
    Dann sprach sie ihre Mutter an und dass sie bald gehen würde. Maximian seufzte und bewegte seinen Daumen auf ihrem Gewand, während er den Boden vor seinen Füßen ansah.


    "Ja, du solltest sie nicht viel länger allein lassen. Sie braucht dich. Wenn auch ich dich brauche ist es wichtiger, dass du bei ihr bist. Sie ist krank... Du solltest die Zeit, die noch verbleibt, mit ihr verbringen."


    Seine Worte meinte er ehrlich. Er liebte Valeria, das wusste sie. Aber er nahm sich nicht heraus so egoistisch zu sein, sie festzuhalten, wo ihre Mutter im Sterben lag.
    Seine Mutter hatte ihm einmal gesagt, dass man den Frauen gegenüber Eingeständnisse machen musste, um sie glücklich zu machen. Und nichts anderes wollte Maximian, wenn das auch bedeutete, dass er auf ihre goldenen Haare, ihre elektrisierenden Berührungen und ihre weiche Stimme verzichten musste.
    Nicht zuletzt war es jetzt noch einfach darüber zu reden, wo sie doch noch an seiner Seite herlief, noch nicht in einer anderen Stadt war, wo er sie dann nicht mehr sehen konnte, wann er wollte. Er würde sie auf eine gewisse Zeit gar nicht sehen. Uweigerlich war auch sein Herz schwerer geworden, während seine Augen immer noch den Boden vor seinen Augen abtasteten.


    Da hob er den Kopf. Sein Gesichtsausdruck hatte sich erhellt, während seine Hand in Valerias Rücken kaum merklich verrutschte. Ein Passant würde das nie und nimmer als mutmachendes Streicheln wahrnehmen, dachte Maximian sich.


    "Ich werde dich besuchen kommen. Seitdem ich hier bin hatte ich so viel freie Zeit, dass ich kaum mehr wusste wohin damit. Ich kann mir nich vorstellen, dass sich das so schnell ändern wird."


    Sehr optimistisch, aber Maximian wusste ja noch gar nicht so wirklich, was auf ihn zukommen würde.

    Freilich beobachtete Maximian die Frau an seiner Seite und merkte daher auch, dass sie errötete. Oh, wie es ihn in den Lippen kitzelte, wie gern er sie umarmt hätte und ihr geflüstert, dass es ihm nicht sonderlich gefiel mit dem Park Vorlieb zu nehmen.


    "Ja, du hast recht. Kommt Zeit, kommt das Stadtbad."


    Er schmunzelte, dann gingen sie eine Weile lang schweigsam nebeneinander her, jeder für sich in Gedanken beschäftigt. Bald tauchten sie in die grüne Oase Tarracos ein, waren mit einem Mal vom lauten Gezwitscher der Vogelwelt umgeben und auch von zahlreichen herumtollenden Kindern. Während Maximian das einen glückseligen Gesichtsausdruck vermachte, schien Valeria jedoch weniger glücklich.
    Maximian tat so, als hätte sie etwas im Haar und berührte sie dadurch zärtlich ohne dass es jemandem als Beweis der Zuneigung aufgefallen wäre.


    "So schweigsam?"

    Hätte er einen zweiten Arm gehabt, hätte er sich wohl am Hinterkopf gekratzt und spitzbübisch gegrinst. So musste das Kratzen vernachlässigt werden, aber das Grinsen kam dennoch. Da er aber nicht unbedingt mit der Sprache rausrücken wollte, räusperte er sich und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
    Wären nicht so viele Menschen unterwegs gewesen, hätte er bestimmt anders reagiert.


    "Nichts... gar nichts."


    Er sah weg und grinste immer noch, während er die Richtung gen Park änderte. Und dann sagte er wie ganz nebenbei ohne Valeria anzusehen:


    "Ins Stadtbad würde ich gern einmal gehen wollen. Bedauerlich, dass der Arm das nicht zulässt."

    Mit geschientem Arm erreichte Maximian am Abend seiner "Rückkehr" das Cubiculum seiner neuen Tante, das Nyla ihm freundlicherweise gezeigt hatte. Er trug eine Schale Trauben mit sich und klopfte umständlich gegen die Tür.

    Den Arm hatte Maximian schon wieder völlig verdrängt. Er war erleichtert, dass er nicht komplett gebrochen war, doch so oder so würde er ihn eine Weile lang noch nicht gebrauchen können. Aber zumindest wusste er jetzt, was kaputt war und dass es nicht allzu lange dauern würde.


    Er seufzte. Ja, es würde sicherlich noch schwerer werden, das stand außer Frage. Dann richtete er den Blick wieder nach vorn und schob nachdenklich die Unterlippe vor.


    "Ich weiß nicht..." Ihm kam das Badehaus Tarracos in den Sinn. Er sah Valeria in Badebekleidung sich dazu. Vielleicht in einer leeren Halle... Ein grinsen erwuchs sich auf Maximians Gesicht, dann kratze er sich kurz am Hals und sah dabei wahrlich nicht so aus, als wäre er die Unschuld in Person. Aber...
    Da war er wieder: Der Arm! Durfte man mit Schiene baden gehen? Schwimmen konnte er damit nicht, aber wenn man gar nicht schwimmen wollte?


    "Hm.", tat er sehr nachdenklich und ließ das Stadtbad Stadtbad sein. "Was würde die Dame zu einem Spaziergang im Park sagen?"

    Nachdem der Medicus Valeria und Maximian beruhigt hatte, dass der Arm nur angebrochen war und in wenigen Wochen schon wieder verheilt sein würde, hatte sie sich wieder bei ihm untergehakt. So gingen die beiden durch die Straßen Tarracos und genossen die laue Abendluft. Irgendwann wandte Maximian Valeria den Kopf zu und sah sie einen Moment lang von der Seite her an, ehe er sagte:


    "Ich hatte mir unsere Ankunft hier schlimmer vorgestellt."


    Er grinste auch leicht, denn die Vorstellung, dass die Familie wie hungrige Wölfe über sie hergefallen wären, hatte sich vor der Ankunft in seinem Kopf gebildet... sie erschien ihm auch äußerst wirklich. Aber nun war alles doch anders gelaufen und Maximian glaubte, das keiner Verdacht geschöpft hatte.

    Maximian schmunzelte noch über Valerias letzten Kommentar. So oder so war sein Arm eine Strafe gewesen und würde es wohl oder übel auch noch bleiben.


    Schließlich kamen Cousin und Cousine am Valetudinarium an. Sie traten ein und befragten einen weiteren Legionär nach dem Medicus, der sie dann auch gleich zu ihm führte und Maximian anmeldete.

    Valeria und Maximian waren nebeneinander her zum Castellum gelaufen. Wie Cousin und Cousine hatten sie sich gegeben, doch ihre Blicke sprachen Bände. Etwas unschlüssig waren sie dann am Ziel angekommen und fanden dann auch bald eine Wache, an die Maximian sich wandt und den in der Schlaufe hängenden Arm präsentierte.


    "Salve, Legionär. Tribun Decimus Livianus schickt mich. Ich bin vom Pferd gestürzt und möchte zu einem Medicus."