Ja, was sie getan hatten, fragte auch Maximian sich andauernd wieder Aber nicht, weil es ihm leidtat, sonder weil er immer noch nicht ganz überblicken konnte, was seine Liebe kosten würde. Er legte seine Arme um sie und schaukelte sacht, während seine Lippen sich auf ihr Haar drückten, um ihr Halt und Trost zu geben und sich selber den Bezug zum Hier und Jetzt zu sichern.
Dann schluckte er und legte de Wange gegen ihren Kopf. Was Livanianus tun würde oder schon getan hatte, wusste Maxmian nicht. Aber es war anzunehmen, dass er Meridius umgehend unformieren würde. Und das bedeutete, dass Worte sich verbreite würden. Von hier nach Rom. Es würde nicht lange dauern und Meridius würde davon erfahren... Er so tief Luft ein und versuchte nicht daran zu denken, was passieren würde, konnte aber nicht umhin das zu sagen, was er für die Wahrheit hielt.
"Ja, es wird es ihm schreiben. Er würde es nicht geheimhalten, du hast ihn gehört. Wahrscheinlich... wahrscheinlich hat er schon einen Brief aufgesetzt."
Maximian sclckte noch einmal, dann sa Valeria zu ihm auf. Sie liebte ihn, beteuerte sie. Doch waren die dre Worte jetzt nicht so beflügelnd, wie sie es sonst waren. Jetzt wurde ihre Wirkung durch die Situation, die Atmosphäre in diesem kleinen Cubiculum, das diese Nacht nicht nur der Erfüllung der Liebeserkärung überhaupt gedient hatte, sondern jetzt auch noch zum Gefängnis wurde, in dem sie die letzten Stunden miteinander verbringen würden, ehe... ehe alle davon wussten und ihn nicht mal mehr in die Nähe des Zimmer kommen lassen würden, und Valerias anschließenden Worten nahezu aufgehoben.
Er drückte Valeria wieder an sich, strich ihr über den Kopf, als wäre sie ein kleines Kind. Dabei fühlte er sich nicht weniger klein und unbedeutend, schuldig und ohnmächtig. Ihr Seufzen, die Art, wie sie seine Nähe suchte und die Worte, die sie sprach, spülten ihm das Wasser in die Augen. Er wusste nicht, wie sie sich mit der Familie vereinbaren sollten. Er fühlte sch Valeria gegnauso verantwortlich gegenüber wie Livianus, Livianus und allen anderen. Und doch kam das doch nicht von ungefähr. Doch war das vor einigen Minuten das gleiche gewesen, aber sie hatten sich vereinigt, hatten sich geliebt, geküsst und an niemand anderen gedacht...
Er sog erneut Luft ein, während er das Wasser aus den Augen wegblinzelte und ward sich mit einem mal bewusst, dass es heute nicht mehr anders gehen würde. Dass sie nicht umhin kämen, sich schuldig zu fühlen für etwas, das sich aus dem Nichts und ohne Vorwarnung ereignet hatte.
"Es wird wieder in den Himmel aufsteigen, Liebste. Es muss nur eine Zeit lang tapfer sein und darf den Mut nicht verlieren, an das zu denken, was es einst hat schneller schlagen lassen, dann wird es wieder glücklich sein können."
Er blinzelte aus seinen traurig drenschauenden Augen, als er Valerias Kopf anho, damit er sie ansehen konnte.
"Denn wenn es heißt, dass ich dich nur lieben kann, wenn ich den Zorn der Familie dafür in Kauf nehmen muss... Ich...", begann er zu stottern und senkte den Blick, denn das, was er jetzt sagen würde, würde sehr wahrscheinlich so ziemlich jeden, der dieser Gens angehörte, dem Wutausbruch nahe bringen. "Ich würde es auf mich nehmen, denn Zorn vergeht mit der Zeit. Er ist ein Gedanke, ein Gefühl, das aufkommt, wenn man einander sieht, aber Liebe... sie überdauert Zeiten, in denen man beisammen ist genauso wie solche, da man unfreiwillig oder aus eigenem Antrieb getrennt voneinander leben muss."
Abermals schluckte er, dann setzte er sich so, dass er sich gegen die Wand lehnen und gleichzeitig Valeria im Arme halten konnte. Er zog sie zu sich und drückte sie an seine Brust, wonach er die Decke über sie breitete und den Kopf wieder an ihren legte.
Dann sah er mit leerem Blick an die Wand gegenüber und schwieg. Hatten seine Worte Valeria aufzuheitern gewusst? Er wünschte es sich, war selber aber nicht sehr mutig, was die kommende Zeit anbelangte. Es würde schwerer werden. Sehr viel schwerer. Und es würde dauern...
Blaue Augen starrten und starrten wiederum nicht. Gedanken rasten und doch war der Kopf leerer, als jemals zuvor. Und Gefühlte strömten, doch keines davon war noch genau zu identifizieren, außer dem der Liebe.