Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Maximian seufzte, als Livianus ihm nichts verriet. Jetzt war der Arm schon weniger toll. Aber er ließ es dabei bewenden, war doch auch es daran interessiert zu erfahren, was denn nun mit dem Arm war.


    Da trat Nyla ein und kam direkt auf Maximian zu. Auch fiel ihr der Schlingenarm ein und Maximian zog die Augenbrauen hoch.


    "Nein, danke Nyla. Meine Familie versucht mich schon die ganze Zeit zu einem Medicus zu schicken..."


    Er zwinkerte und wandte sich dann nochmal an die Tanten und grinste vor allem Eleanora an.


    "Ich geh ja, ich geh ja. Aber dich möchte ich gerne später genauer kennenlernen. Ach, und glaubt nicht, dass ich den Triumphzug vergesse."


    Damit wandte Maximian sich schmunzelnd von der Familie weg, als ihm Valeria, die sich jetzt im Hintergrund gehalten hatte, in den Blick fiel. Er lächelte sie eine Chance witternd an und tat dann so, als würde er nochmal zögern.


    "Begleitet mich jemand? Dann kann ich mich unterhalten auf dem Weg dorthin. Valeria! Kommst du mit mir?"

    "Oh!", war Maximians überraschte Reaktion auf die Eröffnung, dass er noch eine Tante hatte. Er lächelte sie freundlich an und versuchte irgendwelche Ähnlichkeiten zu erkennen, doch das war nicht so einfach. Viel hatte er auch noch nicht mit Maior zu tun gehabt, und Meridius konnte Maximian in diesem hübschen Gesicht nun wirklich nicht erspähen. Was ein Glück.


    Er lächelte herzlich und stellte sich dann so grinsend, wie nur er es konnte, zwischen die beiden (alten ;) ) Tanten.


    "Tante Eleanora? Es freut mich auch, dich kennen zu lernen. Ich frage mich, welcher Neffe es besser haben könnte..."


    Dann zwinkerte er und sah sie wieder ernster an.


    "Wo warst du? Und... Bleibst du nun hier in Tarraco oder bist du nur auf Durchreise?"

    Maximian nickte schräg lächelnd. Er würde ins Castellum gehen. Das machte den Armbruch doch tatsächlich noch zu etwas.... hmmm... etwas, durch das man mal etwas besonderes erlebte. Genau genommen sogar viel Besonderes. Verstohlen warf er Valeria einen Blick zu.


    "Das werde ich bald tun, Livianus."


    Dann sah er aber zu Lucilla, lächelte hoch erfreut und sah nochmal zurück zu Livianus.


    "Aber erst einmal möchte ich euch begrüßen! Es tut gut, eure Gesichter wiederzusehen. Wie war es in Rom? Ist Meridius auch wieder zurück? Und wie war der Triumphzug?"


    Max, der die Fragen unkontrolliert losprasseln ließ, klopfte seinem Großcousin auf die Schulter und ging hinüber zu seiner Tante, um sie in die Arme zu schließen. Von allen (2 von denen er wusste ^^) Tanten väterlicher Seits war sie seine liebste, was nicht bedeuten soll, dass die neue Tante keine Chancen gehabt hätte.
    Schließlich sah er sie auch freundlich an. Wer diese Frau wohl war?


    "Dich kenne ich noch nicht. Bist du ein Gast? Ich bin Maximian."

    Kaum später erschien Maximian gefolgt von Valeria im Atrium. Hatte er da Stimmen gehört? Langsam kam er näher, den Arm in der Schlaufe haltend und sich nach anwesenden Familiemitgliedern umsehend.

    Maximian merkte Valeria von sich wegrutschen und sah dabei weniger fröhlich nach vorne, sah die Tore Tarracos an, die immer näher kame. Der Wagen rumpelte monoton über die Via und wurde nur von Valerias Stimme freundlicher.


    Er sah zu ihr und versuchte ein Lächeln. Bevor er aber etwas erwidern konnte, passierten sie einen entgegenkommenden Wagen. Er nickte dem anderen Fahrer, ein in eine verdreckte Tunika gewickelter alternder Mann, zu und seufzte dann kaum merklich, als er nochmal den Blick seiner Beifahrerin suchte.


    "Ich liebe dich, Valeria."


    Dann passierten sie auch schon die Tore, mussten den Karren nicht wie in Rom stehenlassen, und Maximian gab sich Mühe, nicht allzu düster drein zu blicken. Der Wagen rumpelte unaufhaltsam, so schien es zumindest, dem Ziel entgegen, bis sie schließlich an der Casa Decima angelangten.

    Maximian sah auf seinen kaputten Arm hinab, der immer noch in der Schlinge hing und für nichts ernstes irgendwie viel zu unbeweglich war und auch zu doll schmerzte, wenn man ihn falsch berührte. Er nickte trotzdem, war er ja kein Arzt und schwieg dann für eine ganze Weile.


    Und dann, als Valeria laut zu denken schien, sah Maximian kurz zu ihr und dann in den blauen Himmel hinauf. Es war schon seltsam. Gestern waren sie auseinandergegangen und kaum später hatte es angefangen zu gewittern. In der Nacht hörte es auf zu regnen, als sie Arm in Arm einschliefen und nun, da alles sortiert erschien, war keine einzige Wolke mehr am strahlendblauem Himmel zu sehen.


    "Ja, da scheinen Venus und Fortuna keine Mühen gescheut zu haben."


    Er schmunzelte leise. Eine wirklich schöne Idee, dass die Götter all das hatten geschehen lassen, damit Valeria und Maximian zueinanderfanden. Eine Vorstellung, die durchaus Mut machte.


    "Vielleicht ist Fortuna uns ja auch was unsere Heimkehr betrifft gut gesinnt?"

    Maximian hatte in Valentia schon häufiger solche Wagen gelenkt, weshalb ihm die Aufgabe nun nicht sonderlich schwer fiel. Schwerer war es schon, sich auf der kleinen Bank zu halten, denn der Wagen verfügte über keinerlei Federung und übertrug so jede noch so kleine Unebenheit des Bodens auf die Fahrenden. Und von diesen Unebenheiten gab es genug auf dem Weg, der vor Valeria und Maximian lag...


    Er hatte unterschiedlichste Gefühle, als hinter ihnen Aurelius Haus immer kleiner wurde. Er freute sich auf Tarraco, auf ärztliche Versorgung, fürchtete aber jetzt schon jeden Moment, den er Valeria verleumden musste, damit niemand etwas bemerkte.


    Als Valeria zu ihm rückte, ihn leise bat langsamer zu machen und ihn küsste, entspannte Maximian sich von seinen Gedanken. Naja, so weit man sich entspannen konnte, wenn man nicht vom Bock fallen wollte.
    Er schmunzelte Valeria an, wobei er leise schnaufte, und legte die Hand mit den Zügeln auf seinem Oberschenkel ab, während das Maultier langsamer wurde und dann seelenruhig trottete.


    "Noch langsamer kann das Maultier schon nicht mehr laufen", scherzte er, zwinkerte gleich und drückte nun seinerseits seiner Liebsten einen Kuss auf die Wange. "Ob wir dieses Mal unbeschadet nach Tarraco gelangen?"

    Der Wagen, der sonst zum Transportieren von allen möglichen Dingen diente und vor den ein Maultier gespannt war, stand also bereit, als Maximian zu Aurelius hinzutrat, der noch am Geschirr rumknotete. Offensichtlich war nicht nur das Gefährt sondern auch das Zubehör marode. Maximian aber bemängelte nichts, war das Angebot doch großzügig genug und er dankbar, dass der alte Karren noch rollte und Valeria und ihn nach Tarraco bringen würde.


    Dann ging Aurelius hinein, um die Frauen herauszuholen. Kaum später schienen Valeria und Mummia angeführt vom Landbesitzer und alle tauschten Blicke ob der Aufbruchsstimmung.


    'Na kommt schon her...', meinte Mummia und begann so die Abschiedsorgie, die freilich mit Tränen und Umarmungen einherging.


    Irgendwann, nachdem alle ausreichend geherzt, der Dank mehrmals ausgesprochen worden und die Ladefläche mit einem großen Laib Käse geziert war, saßen Valeria und Maximian vorn auf dem alten Lastkarren und ließen das Tier laufen, damit sie den Landsitz des Aurelius schließlich, nach zwei Nächten, verlassen konnten.

    Ihren Ratschlag freilich nicht von sich stoßend, kuschelte Max sich, nachdem Valeria das Gästezimmer verlassen hatte, nochmal in die Decke ein und schloss die Augen. Das Bett war noch herrlich warm und hatte den Geruch seiner Liebsten angenommen. Die Nase ins Kissen drückend schlummerte Max so noch eine ganzw Weile ungestört vor sich hin...


    'Maximiahaaaan!'


    Der erste Ruf aus dem Raum nebenan, war er auch noch so gut gelaunt und schrill, flog ungehört am Gerufenen vorbei und erwirkte ergo rein nichts.


    'Das Essen ist gleich fertig, komm endlich da raus!'


    Da, es hatte was genützt, die Tonlage noch ein wenig anzuheben. Maximian brummte brummelig und wurschtelte sich verschlafen das Kissen über den Kopf.


    "Nein, nein. Ich habe keinen Hunger, ich will... schla... fen..."


    Ersticktes Schnarchen kam unter dem Kissen hervor, dass sich dennoch nicht weiter bewegte.


    Der nächste Störenfired war dann aber den Göttern sei Dank nicht Mummia. Nein, es war Valeria, die schmunzelnd in das Gästezimmer gelaufen kam, sich nochmal eben zu Max aufs Bett setzte und ihm das Kissen wegnahm. Zum Unterschied zu Mummia, die nur wieder gebrüllt hätte - und das war wahrscheinlich der springende Punkt - küsste sie ihn sanft und holte ihn so aus dem Reich der Schlafenden zurück.


    Nicht sehr viel später erschien dann auch Maximian, gewaschen aber nicht rasiert, am Tisch. Valeria saß schon dort, schmunzelte ihm entgegen, während Aurelius leise lachte und sich neben Maximian auf eine Kliene pflanzte. Mummia wirbelte noch einen Moment, scheuchte dann die Sklavin und setzte sich schließlich auch.
    Es wurde wenig geredet, während die gedeckten Speisen langsam aber sicher immer geringer wurden. Naja, Mummia redete frelich ununterbrochen und auch Aurelius kam ab und zu zum Wort, doch Valeria und Maximian hatten wenig Lust an einer richtigen Unterhaltung und antworteten so nur der Höfligkeit wegen, wenn es nötig war.


    Dann war auch das Frühstück beendet und während sie die Frauen ans Abtragen machten, zerrte Aurelius Maximian mit sich nach draußen, wo die Sonne schon herrlich warm war. Aurelius führte Maximian um den Stall herum, wo ein kleiner, alter Wagen zum Vorschein kam. Maximian sah sich das Gefährt stirnrunzelnd an, hatte der Wagen seine besten Tage doch wohl eher schon weit hinter sich gelassen, und ließ Aurelius dann die Arbeit.


    'Du ruh dich mal noch aus, mein Junge, der alte Aurelius macht das schon.'


    Bitte, wenn Aurelius es so wollte. Maximian nutzte die Zeit, um sich die Beine ein wenig zu vertreten. Die Luft war angenehm warm, die Sonne noch nicht allzu heiß. Die Vögel sangen immer noch kräftig und von der Weide her konnte man das Blöken der Ziegen vernehmen.
    Dorthin lenkte Maximian seine Schritte, während seine Gedanken in eine ganz andere Richtung gingen.


    Was würde werden? Wie würde es sein? Wann würden sie getrennt sein und wie lange würden sie ihre Liebe geheimhalten müssen?
    Das alles waren Fragen, die Maximians Herz schwerer schlagen ließen. Ach, wenn er doch nur hier bleiben könnte, zusammen mit Valeria. Wie wunderbar müsste das Leben dann sein? Wieso hatten sie sich nicht kennengelernt, als er noch in Valentia gelebt hatte und nur auf Besuch in Tarraco war. Dann wäre er noch Lucius Iuventius Maximian, kein Decimus. Einer, der zumindest was den Namen betreffen würde nicht mit Valeria verwandt war.
    Er ging bestimmt eine halbe Stunde lang spazieren. Er brauchte die Zeit, um sich darüber klar zu werden, was auf ihn, auf sie, zukommen würde.


    Aber als er zurückkam, hatte er ein leichtes Schmunzeln auf dem Gesicht. Von weitem konnte er schon Aurelius erkennen, der den Wagen bereitgestellt hatte und am vorgespannten Pferd rumfummelte. Doch wo war Mummia? Wo war Valeria?

    Das Bett schaukelte leicht, als Valeria sich aufsetzte. Max sah ihr dabei zu, ließ sich schaukeln, rührte sich aber keinen Deut weit. Er wollte nicht. Und als sie die Casa ansprach, zu der sie nun schon bald aufbrechen würden, schloss er innerlich seufzend die Augen. Wie er gehofft hatte, die Realität würde ihn, würde sie, Valeria und ihn, eine Weile lang noch verschonen...


    Dann öffnete er die Augen aber wieder und legte den Arm in den Rücken. Kaum hatte Valeria seine Arme verlassen, bildete sich eine Gänsehaut. Stammte sie wirklich daher oder vielleicht doch eher davon, dass die Gedanken an die Casa ihn nicht erfreuten?


    "Ja, das werden sie...", meinte er offensichtlich wenig begeistert. Er griff nach ihrer Hand und betrachtete die mit ahnender und deshalb trüber Miene.


    "Valeria?"


    Er suchte ihren Blick und als sie sich begegnete, versuchte er wieder so auszusehen, wie er vor wenigen Minuten noch ausgesehen haben musste. So von Glück erfüllt, unbeschwert und frei. Hm, mit minder gutem Erfolg.


    "Sie werden es nicht entdecken. Und wir werden einen Weg finden, damit wir uns nicht verstecken müssen."


    Noch einmal versuchte er optimistisch dreinzuschauen, kämpfte sich dann kurz hoch zu ihr und strich ihr eine Haarstähne hinters Ohr. Und während er folgende Worte sprach, huschten seine Augen zwischen ihren hin und her.


    "Verzage nicht, Liebste. Wenn wir erst in Tarraco angekommen sind, werde ich die erste Gelegenheit nutzen, um dich aufzusuchen."

    Ein Eber? Hatte sie ihn da gerade einen Eber genannt? Im ersten Moment verstand der junge Decimus kaum, doch dann hatte er einen Geistesblitz: Seine Mutter hatte ihm, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, häufig gesagt, dass er leise schnarchen würde.
    Nun, er hörte das nie. Aber der Vergleich mit einem Eber...


    Er schmunzelte verliebt, während Valeria anfing von ihrem ersten gemeinsamen Kuss zu sprechen und dann gerade zu Alfidia kam, irgendetwas sagen wollte, als es an die Tür zum Gästezimmer hämmerte und Maximian in sich zusammen fuhr.
    Dass Mummia und Aurelius auch noch da waren, hatte er völlig vergessen. Während er sich vom Schrecken erholte, hörte er mit geschlossenen Augen und leise brummend den Worten der Hausdame zu.


    Als er seine Augen wieder öffnete, grinste Valeria an und seufzte dann ebenfalls. So schnell konnte die Stimmung hinüber sein, dachte Maximian sich, machte aber keine Anstalten. Im Gegenteil.
    Jetzt galt es die Zeit mit Valeria zu genießen, wollte partout nicht darauf verzichten. Später am Tage würde er sich nämlich sicherlich in diese unbeschwerte Morgenstimmung hineinversetzen wollen, weil dann alles anders, schwerer sein würde.


    "Was wolltest du gerade sagen?"


    Nein, jetzt war Max trotzig. Es war ohnehin viel zu früh... Für seinen Geschmack ja noch fast Nacht. Da würde Mummia sich gut und gerne noch 5 Minuten gedulden können...

    Freilich ließ Maximian sich die Liebkosung Valerias Lippen gefallen. Sein Kopf sank zurück ins weiche Kissen, während sie ihm genau das gab, was er sich gewünscht hatte. Und als ihre Lippen sich von seinen lösten, wuselte seine Hand in ihrem Haar herum, während seine Augen sich mit ihren verankerten und darüber weitere Zärtlichkeiten austauschten. Zärtlichkeiten für ihre Seelen.
    Ihre Hand strich über sein Kinn, das inzwischen vor schwarzen Stoppeln nur so strotzte, während die Hand des gebrochenen Armes an ihrer Taille ruhte, eigentlich aber gern auch ein wenig verwöhnt hätte.


    Dann bestätigte sie ihm ihre Liebe. Sie, die ihn am frühen Morgen schon mit Freude und guter Laune erfüllen konnte, die wie ein goldener Engel schien, unter dessen weichen Flügeln Maximian weilen durfte. Es musste ein Traum sein... oder aber das vollkommene Glück.


    Er hatte gesehen, wie ihre Lippen sich kaum später noch einmal bewegt hatten, doch ihre Worte waren nicht gleich in sein Bewusstsein vorgedrungen, denn das war mit seinen glückseligen Gefühlen beschäftigt und konnte nur mit Verzögerung von ihnen ablassen, um Maximian zu verstehen zu geben, was sie fragte.


    Er sah gar nicht von ihr weg, sah ihr unentwegt in die haselnussbraunen Augen, die für ihre Leidenschaft standen.


    "Ich glaube nicht, dass es mir jemals besser ging.", sprach er ganz leise, während seine Finger zärtlichst Valerias Kopfhaut massierten. "Und dir? Gut geschlafen?"

    Der arme junge Mann rümpfte die Nase und versuchte sie dieser frühmorgendlichen Folter zu entziehen, doch Valeria zeigte kein Erbarmen und quälte mit hörbar großer Freude weiter. Da bemerkte er, dass er zufällig gerade seinen gesunden Arm zur freien Verfügung hatte und ließ seine Hand nach Valerias kurz über seinem Gesicht schnappen.


    Tatsächlich bekam er sie, zwang sie ohne große diplomatische Glanzleistungen ihr Folterinstrument fallen zu lassen und wurschtelte dann seinen Arm hinter Valerias Kopf um ihren Oberkörper, um sie zu sich zu sich zu ziehen und erstmal eine Weile lang festzuhalten. Ganz still lag er, zuckte nicht mal mit den Mundwinkeln und atmete ganz gleichmäßig, als wäre er wieder eingeschlafen.


    Hörte er da leises Kichern? Wie ein gemeingefährlicher Pirat schlunzte er aus einem Auge seiner Liebsten ins Gesicht, trug aber selber ein fröhliches Lächeln. Auch strich er ihr jetzt sanft über den Rücken, während er auch das zweite Auge sein Tagewerk aufnahm, sodass er seine Valeria irgendwann verliebt ansah.


    "Guten Morgen, Augenstern."


    Maximian sah in ihr Gesicht, das seins vor dem grellen Sonnenlicht abschirmte. Ihr Haar aber glänzte wie golden. Noch goldener, als es das in der Nacht getan hatte.


    Er erinnerte sich an die Nacht. Sein Gedächtnis hatte nicht wieder ausgesetzt, denn die Gefühle für Valeria waren da und sie waren unheimlich stark. Nun hatten sie also ihre zweite Nacht miteinander verbracht und da sie so schön gewesen war, wusste Maximian, wie auch die vorletzte gewesen sein musste. Ein Teil Erinnerungen wurde somit wieder für ihn lebendig, was ihn erleichterte.
    Langsam hob Max seinen Kopf, um sich den ersten Kuss zu so früher Stunde zu holen, den er je von Valeria bekommen hatte.

    Valeria hatte immer seelenruhig geschlafen, wenn Maximian wegen Schmerzen in seinem Arm, der dann meist irgendwie blöd dalag, erwacht war. Er hatte sich aber sehr viel Mühe gegeben möglichst leise zu sein, was ihm anscheinend auch immer geglückt war. Valeria war nie erwacht, auch nicht, wenn er ihr noch einen Kuss gegeben hatte.


    Am nächsten Morgen schlief er wegen der zahlreichen Schlafunterbrechungen daher länger als die junge Decima. Als sie schon erwacht war, grunzte er noch vergnügt in seiner Traumlandschaft durch die Gegend und dachte nicht einmal daran, sich von den warmen Strahlen der Sonne im neuen Tag begrüßen zu lassen.


    Aber irgendwann wurde auch sein Schlaf immer flacher. Die Traumbilder wurden immer konfuser, während auch seine Mundwinkel zuckten, als wären sie verwirrt. Und dann, irgendwann nachdem das Grunzen schon verklungen war, fing es an sich unter seinen Lidern zu bewegen, bis schließlich seine blauen Augen gucken wollten.
    Und was sie sahen, war hell. Es war die Sonne, die inzwischen auch Maximians Gesicht erreicht hatte und ihn nicht nur wärmte, sondern auch blendete. Gleich kniff er wieder die Augen zu und sah dennoch farbige Punkte auf und ab tanzen.


    Und dann brummte er. Nein, er murrte, und schien auch nicht vorzuhaben, die Augen noch einmal zu öffnen.

    Maximian schmunzelte, während er mitbekam, wie seine Liebste in das Reich des Schlafes hinüberglitt. Wie ihre Lider schwer wurden, die Hand langsam von seinem Gesicht sank und sie schlaftrunken immer leiser redete, bis sie flüsternd nuschelnd endete. Ihre Hand rutschte hinunter auf ihre Brust, die Gesichtszüge waren gleichmäßig, aber das Schmunzeln hatte sie mit in den Schlaf genommen.


    Er sah ihr tatsächlich noch eine Weile dabei zu, wie sie in seinen Armen schlief. Viele Gedanken gingen ihm dabei durch den Kopf und doch konnte er keine genauen aufschnappen.


    Irgendwann beugte er sich zu ihr, küsste zärtlichst ihre Nasenspitze und flüsterte:


    "Ich liebe dich..." und mit leicht wehmütigem Gesichtsausdruck hinterher: "Cousine."


    Dann bettete er seinen Kopf auf seiner Schulter, sodass seine Lippen an ihrem Kopf liegen konnten. Gedankenverloren sah er noch einmal aus dem Fenster, vor dem es dunkel war und aufgehört hatte zu regnen.


    Und dann ging Maximian zu Valeria hinüber in die Welt der Schlafenden, während sein Körper nah an ihrem lag und er ihen Duft mit sich nahm, um die ganze Nacht davon zehren zu können.

    Er biss nochmal spielerisch, bevor sie ihn wegschieben und gähnen konnte. Er beobachtete sie, jede kleine Bewegung nahm er in sich auf, für das, was er in der letzten vergessen hatte. Und die Berührungen ihres Fingers, der sein Gesicht zu bemalen schien...


    Bei ihrer Frage musste er schmunzeln, schnaufte dabei leise durch die Nase. Ja, was wenn? Auch wenn er jetzt so tat, als würde er die Vorstellung allein ziemlich ulkig finden, war es dann bestimmt nicht so, wenn es tatsächlich wieder geschah. Aber wie sollte so vieles plötzlich wieder weg sein?
    Nein, seinem Kopf ging es inzwischen besser. Er hatte zwar Kopfschmerzen und dachte hin und wieder auch, dass die Welt sich zu drehen anfing (was er aber immer auf Valeria zurückführte, die ihm einfach den Verstand raubte), aber er bezweifelte stark, dass das Vergessen sich wiederholen würde.


    Er legte den Kopf leicht schräg und sah Valeria an, dass sie müde wurde. Ihre Augen waren klein geworden und blinzelten häufiger als sie es normalerweise taten.


    "Ich werde die ganze Nacht wach bleiben und dich ansehen, damit ich nicht vergesse, was für ein wunderschöner Tag das heute war..."


    Hätte er jetzt gerne eine Hand gehabt, um durch Valerias Haar zu streichen.

    Ihre Finger legten sich zwischen seine, wie sie es vorhin schon ein paar Mal getan hatten. Sie spielten miteinander, strichen aneinander und verknoteten sich beinahe ineinander. Dann lösten sie sich, berührten sich nur wenig, um wieder zueinander zu finden und das Spiel von neuem zu beginnen.


    Was hätte er dafür gegeben, die Zeit anzuhalten und Valeria für immer so zu sehen, wie er sie jetzt sah? Sie sah glücklich aus, zufrieden und völlig entspannt. Ihre langen Wimpern lagen dicht aneinandergeschmiegt, ihre Nasenflügel hoben und senkten sich kaum merklich, während ihre Wangen und ihr Mund ganz still dalagen, als würden sie schlafen.


    Dann bewegten sie sich, baten ihn immer bei ihr zu bleibe. Er musste an die kommenden Wochen denken, antwortete erst einmal nichts, kam dann aber über das Greifbare an Gedanken hinaus. Er würde immer bei ihr sein, wenn sie es sich wünschte. Sie musste nur in ihr Herz hineinhören und sie würde ihn leise flüstern hören:


    "Spürst du es? Ich werde immer bei dir sein, Liebste. Heute Nacht und dann, wenn du in Rom weilst. Immer werde ich da sein."


    Noch eine Weile betrachtete er sie, dann legte er die Lippen an ihr Kinn, knabberte dort zärtlich, während seine Nasenspitze hin und wieder über ihre weichen Lippen strich.


    Julia schwebte ihm im Hinterkopf. Aber mit ihr war es anders gewesen, war es jetzt anders. Er hatte nicht gedacht, dass es noch stärkere Gefühle geben konnte, als er sie für die Germanin empfunden hatte. Doch nun hatte er gelernt, dass es noch intensiver ging. Dass es einen Menschen gab, der allein durch seine Anwesenheit die Sonne in sein Herz scheinen ließ, dessen Berührungen mehr waren als 10 Stunden tiefer Schlaf. Der einfach so sein Herz erobert hatte, ihm dafür seines gab.

    Wieder tat Maximians Herz einen Sprung. Wieder wünschte er sich, sein Arm würde nicht in einer Schlinge liegen und den Dienst unter Schmerzen verweigern. Er wollte Valeria Gutes tun: Ihre Haut liebkosen, sie streicheln und ihr so eine Gänsehaut und unglaubliche Gefühle bescheren, sie mit warmen Küssen bedecken und ihr das Gefühl geben, sie würde fliegen können.
    Wieder konnte er nicht so wie er wollte, als Valeria ihm ins Ohr flüsterte, dass sie sich nach ihm sehnte.


    Tapfer schluckte er das erneut aufkommende Verlangen nach Valeria herunter und sah ihr tief in die Augen. Seine Hand ruhte auf ihrem Arm, seine Wange an ihrer und reckte sich noch der zärtlichen Berührung entgegen, die sie ihm zuteil werden ließ und die er so erwidern konnte.



    "Ich bin bei dir...", flüsterte er heiser zurück und drehte seinen Oberkörper, sodass Valeria sachte von ihm herunterglitt und er sich auf die Seite legen konnte. Ihr Kopf ruhte auf seinem Arm, umflossen von ihrem Haar, das im dunklen Licht des Raumes wirkte, als wäre es der klare Nachthimmel, an dem die Sterne golden auf die Erde schienen. Sein kranker Arm wurde von der Hand gestützt, die er auf Valerias Bauch gelegt hatte, sodass es ihm keine Schmerzen beibrachte.


    Sein Kopf schwebte kurz über ihrem, seine Augen, wie durch ein Band mit ihren verbunden, huschten nur kurz ihre Nase herab zu ihren Lippen. Dann senkte er den Kopf herab, setzte kleine Küsschen auf ihre Wangen, ihre Augen, ihre Nase und das Kinn, bis seine Lippen zu ihren fanden, um mit ihnen zu verschmelzen, als würde nichts sie mehr trennen können... Nicht die Entfernung, nicht der Mensch, nicht einmal die Zeit.

    "Dann wären wir uns aber nie begegnet.", dachte Maximian Valerias angefangenen Satz laut weiter. Er war froh, dass sie eine Decima war, denn sonst würde er jetzt nicht mit gebrochenem Arm und brennendem Rücken in einem Bett fernab Tarraco liegen. Und das mit einer wunderschönen Frau an der Seite, was die vielleicht negativ erscheinenden Aspekte mit Leichtigkeit im Nichts verschwinden ließ.


    Allerdings verdrängte Maximian da gerade die eigentlichen Probleme. Cousin und Cousine...


    Immer wieder drängte Valeria sich näher an seine Seite. Maximian schloss die Augen, während sie ihm erzählte, dass ihr Herz jetzt schon schwer war. Ja, auch sein Herz war schwer. Sie war so wunderbar warm und weich und mit ihr zu reden erfüllte ihn. Sie hatte ein so mitreißendes Lächeln, eine unglaublich wohlklingende Stimme und schenkte ihm ihr Vertrauen, ihre Liebe. Wie sehr sie ihm fehlen würde... Konnten da noch irgendwelche Worte Trost verschaffen?
    Er hob seinen Kopf an und suchte ihre Lippen, die er in einem zärtlichen Kuss mit seinen bedeckte.


    "Noch sind wir hier, Liebste. Noch sind wir beisammen und haben keinen Grund uns nacheinander zu sehnen...", flüsterte er, wissend, dass dem nicht ganz so war. Aber er wollte nicht, dass sie traurig war. Sie sollte lächeln, ihr Herz unbeschwert schlagen fühlen... später... Ja, später gäbe es noch genug Gelegenheit um sich zu vermissen.