Während Margarita von Griechenland erzählte, wurde Maximian schon wieder vom Fernweh ergriffen. Er musste in sich hineinschmunzeln. Als er noch in seinem Dorf in der Nähe von Valencia gelebt hatte, hatte er immer Fernweh gehabt nach der Stadt. Er kam nach Tarraco und kaum hatte er sich dort eingelebt, was das Fernweh nach Rom erwacht. Nun befand er sich in Rom, der Stadt, die er in seinen Träumen schon so häufig besucht hatte, und konnte sich schon wieder nicht zufrieden geben... Ja, wahrscheinlich wäre dem jungen Maximian die ganze Welt nicht genug gewesen, wenn er überall schon gewesen wäre.
Die Pläne der jungen Frau, die neben ihm auf der Steinbank saß und offensichtlich von der Pastete angetan war, beeindruckten ihn. Politik war etwas, wozu man Mut haben musste, dachte Maximian. Denn dort konnte man dem Feind nicht offen gegenübertreten und in einem Zweikampf herausfordern, wie es bei den Soldaten der Fall war. Ja, Politiker zu werden bedurfte der Meinung des jungen Decimas nach wesentlich mehr Abgeklärtheit.
Max erwiderte Margaritas Lächeln kauend, der Schelm in seinen Augen kaum übersehbar.
"Hohe Ziele, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. In mir hast du jedenfalls schonmal einen Anhänger."
Breit grinsend biss auch Max wieder von der Pastete ab und beobachtete, wie diese schnell immer weniger wurde. Sie schmeckte eben wirklich ausgezeichnet. Max war sich sicher, dass er diese Pasteten in Tarraco vermissen würde.
Und dann kam Margarita auf seine Zukunftspläne zu sprechen. Max, der die ganze Zeit über mit den Füßen einen dünnen Ast gewälzt hatte, nahm den auf und betrachtete ihn einen Moment lang mit nachdenklicher und nicht minder wichtiger Miene. Dann fuchtelte er damit in der Luft herum, sprang dabei auch auf und beendete vor Margarita auf dem Boden knieend seine kleine Einlage. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Temperament wohl einmal mehr mit ihm durchgegangen war. Selbst belustigt setzte er sich gemächlich wieder auf die Steinbank und setzte zur Erklärung an.
"In weniger als einem Jahr werde ich meinen Dienst bei den Legionen beginnen. Die Gens Decima ist seit Generationen dem Militär verfallen, so auch meine Cousins, Onkels und mein Vater."
Bei den Gedanken an seinen Vater, die immer seltener wurden in den letzten Tagen, weil er schon langsam wieder vergaß, wie er aussah und sich anhörte, senkte Max kurz den Kopf und fasste die Pastete in den Blick. Nur noch ein paar Monate, dann würde er selber Soldat sein. Zu diesem Zeitpunkt in der Zukunft würde sicherlich alles anders sein, weshalb der junge Mann wieder den Kopf hob und, damit Margarita ihm nichts anmerkte, noch anhängte:
"Naja, weil mir dann die Zeit zum Herumreisen fehlen wird, tu ich es jetzt. Aber ich bezweifle, dass mich meine Wege in diesem Jahr noch bis nach Griechenland führen werden."
Er schmunzelte nun wieder und nahm sich erneut einen Happen.