Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Maximian nickte. Rom war einfach das a und o in diesen Zeiten. Es war so viel mehr, als alle anderen Länder der Welt zusammengezogen und er war stolz, dass er es endlich besuchte. Langsam schlich sich ein schelmisches Grinsen auf das junge Gesicht. Ihm schien die untergehende Sinne direkt ins Gesicht, weshalb er die grünstichigen Augen zu kleinen Schlitzen zusammenziehen musste.


    "Rom ist der Anfang und das Ende. Ich bin froh, dass ich gerade jetzt hier war, sonst wäre ich nicht auf dich gestoßen. Aber wie wirst du das anstellen? Ich meine, suchst du dir eine Arbeit bei einem der Politiker Roms?"


    Es war ein wunderschöner Abend, fiel Maximian auf. Die Luft war angenehm warm, die Menschen wurden ruhiger und die ersten Läden schlossen gerade. Aber von der Anstrengung des Tages merkte der junge Mann überhaupt nichts, auch wenn er von der Frühe an bis spät auf den Beinen gewesen und die Stadt erkundet hatte.

    Max hatte aufmerksam zugehört und nebenbei auch den Rest seiner Pastete verputzt. Auf seinem gesicht hätte ein Blinder noch erkennen können, dass er alles andere als gelangweilt war. Aber irgendwie kam ihm diese Sitation bekannt vor. Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht, als ihm die Situation einfiel, in der er ähnliches schon einmal erlebt hatte.
    Damals, kurz nach seiner Ankunft in Tarraco, mit Viola Annea. Sie hatte von ihren Reisen geschwärmt und schließlich befürchtet, sie hätte Maximian gelangweilt. Nun war sie... war die junge Frau, die ihm geholfen hatte in der neuen Welt und Familie zurechtzufinden, tot. Ein Unfall hatte ihr das Leben geraubt. Wahrscheinlich hatte sie schon lange dagelegen, als man sie am Morgen endlich leblos fand. Der Anblick ihres toten Körpers daheim in der Casa Decima hatte ihn immer noch nicht losgelassen und wieder einmal musste Max eingestehen, dass er Viola sehr vermisste.
    Ein bitteres Lächeln stand auf seinem Gesicht, als der junge Decima den Blick auf den Boden richtete.


    "Nein... Du langweilst mich ganz und gar nicht."


    Er zwang sich, den Kopf wieder zu heben. Viola war gewesen und es war Zeit, dass er sie überwandt. Rom war jetzt und Margarita saß neben ihm.
    Max sammelte all seine Kraft und schob die trübsinnigen Erinnerungen beiseite.


    "Hmmm, wie es mir erscheint, würdest du nicht nur eine hübsche sondern auch eine kluge Politikerin abgeben. Deine Worte erscheinen mir plausibel. Meine Mutter pflegte häufig zu sagen, dass nur der, der wie ein Esel denkt, einen Esel auch wirklich verstehen kann. Das klingt nicht halb so philosophisch wie deine Worte, aber der Sinn ist der gleiche."


    Ein zaghaftes Grinsen schlich sich zurück auf Maximians Gesicht. Keinem war es möglich einen Esel zu verstehen und allein der Versuch erschien töricht, und dennoch hatte seiner Mutter so häufig recht gehabt.
    Ob des gedankenverlorenen Blickes seiner Gesprächspartnerin sah auch Max einen Moment lang so drein. Griechenland... Die Welt war so groß und er hatte bislang so wenig gesehen. Ein leises Seufzen entzog sich ihm.


    "Dir hat es in Griechenland gut gefallen, richtig? Wieso bist du nicht dort geblieben? Ich meine... Wäre es nicht genauso erstrebenswert dort in der Politik tätig zu sein wie hier? Oder wäre dir das als gebürtige Römern verlaubt?"

    Maximian freute sich sichtlich, dass seine frisch kennengelernte Tante ihn von nun an bei dem Rundgang mit Hungaricus begleiten würde. So hatte er bestimmt Gelegenheit sie genauer kennen zu lernen und andersrum natürlich auch.


    "Bislang haben wir noch nicht viel gesehen. Den Mercati Traiani mit seinen vielen Ständen und Läden aus aller Welt haben wir zuerst besucht und danach sind wir gleich auf zum Pantheon. Ich staune immer noch über die prachtvollen Tempel."


    Dann trat dieser Lictor an die Seite Tertias und der junge Decima musterte den. Wollte er noch was wissen? Ja, das wollte er.


    "Nicht direkt über den Tempel, der zweifelsohne ein beeindruckendes Bauwerk ist und sicherlich auch mindestens genauso hübsche Frauen -" Gerade merkte Max noch, was er da gerade sagen wollte, als er schnell die letzten Worte des Satzes hinunterschluckte und ein unschuldiges Grinsen aufsetzte. Dann kratze er sich kurz am Nacken, immer noch grinsend, und räusperte sich dann leise mit einem Blick auf den Lictor. "Aber weshalb eine Priesterin wie du nur in Begleitung eines Lictors auf die Straßen darf, ist mir nicht bekannt."


    Damit hielt der Neffe seiner Tante den Arm bereit, sodass sie sich einhaken konnte und war gespannt, was das mit diesem "Begleitschutz" auf sich hatte.

    Während Margarita von Griechenland erzählte, wurde Maximian schon wieder vom Fernweh ergriffen. Er musste in sich hineinschmunzeln. Als er noch in seinem Dorf in der Nähe von Valencia gelebt hatte, hatte er immer Fernweh gehabt nach der Stadt. Er kam nach Tarraco und kaum hatte er sich dort eingelebt, was das Fernweh nach Rom erwacht. Nun befand er sich in Rom, der Stadt, die er in seinen Träumen schon so häufig besucht hatte, und konnte sich schon wieder nicht zufrieden geben... Ja, wahrscheinlich wäre dem jungen Maximian die ganze Welt nicht genug gewesen, wenn er überall schon gewesen wäre.
    Die Pläne der jungen Frau, die neben ihm auf der Steinbank saß und offensichtlich von der Pastete angetan war, beeindruckten ihn. Politik war etwas, wozu man Mut haben musste, dachte Maximian. Denn dort konnte man dem Feind nicht offen gegenübertreten und in einem Zweikampf herausfordern, wie es bei den Soldaten der Fall war. Ja, Politiker zu werden bedurfte der Meinung des jungen Decimas nach wesentlich mehr Abgeklärtheit.
    Max erwiderte Margaritas Lächeln kauend, der Schelm in seinen Augen kaum übersehbar.


    "Hohe Ziele, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. In mir hast du jedenfalls schonmal einen Anhänger."


    Breit grinsend biss auch Max wieder von der Pastete ab und beobachtete, wie diese schnell immer weniger wurde. Sie schmeckte eben wirklich ausgezeichnet. Max war sich sicher, dass er diese Pasteten in Tarraco vermissen würde.
    Und dann kam Margarita auf seine Zukunftspläne zu sprechen. Max, der die ganze Zeit über mit den Füßen einen dünnen Ast gewälzt hatte, nahm den auf und betrachtete ihn einen Moment lang mit nachdenklicher und nicht minder wichtiger Miene. Dann fuchtelte er damit in der Luft herum, sprang dabei auch auf und beendete vor Margarita auf dem Boden knieend seine kleine Einlage. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Temperament wohl einmal mehr mit ihm durchgegangen war. Selbst belustigt setzte er sich gemächlich wieder auf die Steinbank und setzte zur Erklärung an.


    "In weniger als einem Jahr werde ich meinen Dienst bei den Legionen beginnen. Die Gens Decima ist seit Generationen dem Militär verfallen, so auch meine Cousins, Onkels und mein Vater."


    Bei den Gedanken an seinen Vater, die immer seltener wurden in den letzten Tagen, weil er schon langsam wieder vergaß, wie er aussah und sich anhörte, senkte Max kurz den Kopf und fasste die Pastete in den Blick. Nur noch ein paar Monate, dann würde er selber Soldat sein. Zu diesem Zeitpunkt in der Zukunft würde sicherlich alles anders sein, weshalb der junge Mann wieder den Kopf hob und, damit Margarita ihm nichts anmerkte, noch anhängte:


    "Naja, weil mir dann die Zeit zum Herumreisen fehlen wird, tu ich es jetzt. Aber ich bezweifle, dass mich meine Wege in diesem Jahr noch bis nach Griechenland führen werden."


    Er schmunzelte nun wieder und nahm sich erneut einen Happen.

    Max beobachtete wohlwollend das Lachen seiner neuen Bekanntschaft und hielt der Dame bereitwillig den Arm bereit, in den sie auch hineinschlüpfte. Und so schlenderten die beiden durch die Menschenmassen. Ein junger Mann, der seine Brust nicht weiter anschwellen konnte und eine hübsche Frau, die genug von griechischen Pasteten hatte. Der junge Decima musste bei diesem Gedanken schmunzeln und schüttelte dann leicht den Kopf.


    "Noch gar nicht mal lange, aber die Adressen solcher Stände merkt man sich leicht. Gutes Essen und eine... hübsche Frau gehören einfach zusammen."


    Die beiden kamen bei dem erwähnten Stand an und Max ließ der Dame bei der Wahl der Pastete den Vortritt. Dann suchte er sich eine heraus und bezahlte von dem Taschengeld, das seine Tante Lucilla ihm mitgegeben hatte. So hatte er schließlich doch etwas für sich von dem Geld kaufen können - Lucilla hätte es sicher gefreut.
    Als das Geschäft abgewickelt war, wandte Maximian sich wieder Margarita zu und nahm einen Happen der Pastete. Sie schmeckte in Begleitung einer Dame irgendwie noch besser, als sie es getan hatte, als Hungaricus mit Max unterwegs gewesen war.


    "Erzähl' mir von Griechenland. Weshalb warst du so lange dort?"

    Und er landete tatsächlich in Margaritas Armen - wie peinlich. Max wusste nicht, ob ihm nach nachen oder weinen zumute war und konnte es kaum verhindern, dass ihm die Röte aufs Gesicht schoss. Er hatte wirklich vielerlei Talent...
    So bemühte Max sich schnell wieder auf den eigenen Beinen stehen zu können, machte einen großen Schritt zur Seite und zupfte seine Tunika zurecht. Das wirkte sehr geschäftig und sorgfältig, aber es gab ihm auch Zeit, sich wieder zu sammeln. Peinlich! Und während er noch so zupfte, verschwand die Röte und wurde durch ein allmählich anwachsenderes Grinsen ersetzt. Diese Situation war, wenn man sie mit einigem Abstand betrachtete, wirklich kurios. Sehr lustig.
    Mutig nickte Max schließlich und runzelte kurz die Stirn. Wie gut, dass er mit Hungaricus heute Mittag bereits auf dem Markt war und gegessen hatte, so konnte er jetzt ein bissl glänzen - wenn das denn noch möglich war.


    "Eine gute Idee, sonst werde ich noch überrollt oder komme auf sonst eine Weise um. Ich kenne einen Stand mit ausgesprochen guten Pasteten. Wäre das nicht etwas?"

    Jessas! Er hatte schon wieder einmal vergessen, sich vorzustellen! Oh, wie Maximian das wurmte. Im Dorf seiner Mutter war es ja nicht so schlimm gewesen, denn hatte er es wieder einmal vergessen, hatte er sich mit einem Namen vorstellen können, der nicht halb so viel Ehre besaß - fand Maximian zumindest - wie der Name Decimus. Deshalb biss sich Max kurz auf die Zunge und meinte dann in leiserem Tonfall und schmunzelnd:


    "Margarita - ein wunderschöner Name. Ich höre ihn das erste Mal. Lucius Decimus Maximian."


    Max straffte seinen Körper, als er den Namen aussprach, bewunderte er doch alle, die diesen Namen trugen. Er kannte sie auch noch nicht sehr lange, weshalb es für ihn immer noch leicht ungewöhnlich war sich mit seinem "neuen" Namen vorzustellen.
    Und da Max so beschäftigt war mit seiner Haltung, bekam er nicht mit, dass hinter ihm ein kräftiger Mann mit einigen Holzverschlägen, die er vor seiner Brust aufgestapelt hielt, vorüberging und da er nichts sehen konnte darauf vertraute, dass man ihm auswich. Nur Max nicht,der im Hinterkopf ja keine Augen hatte, weshalb er einen kräftigen Stoß erhielt und vorwärts taumelte...

    Maximian nickte und war zugleich erfreut darüber, dass er so immerhin ein Gespräch in Gang gebracht hatte. Dass er nicht Schuld hatte, wusste er ja auch und trotzdem... Er grinste, senkte dann kurz den Kopf und sprach:


    "Hispania. Den längsten Teil meines Lebens verbrachte ich in einem Dorf, das kaum mehr Familien beherbergte als ich an einer Hand abzählen kann."


    Nun machte Maximian große Augen und sah sich auf dem immer noch recht menschenvollen Marktplatz um.


    "Da ist man sowas wie das hier wirklich nicht gewöhnt. Aber ich bin nach Tarraco gezogen, wo es sehr ähnlich wie hier ist."


    Eine kurze Pause machend, sah der junge Mann die Frau ihm gegenüber fragend an. Ob sie wohl von hier stammte? Da sie aber sicherlich älter war als er, traute er sich noch nicht ganz sie zu fragen. Aber etwas anderes trate er sich.


    "Warst du schon einmal in Tarraco?"

    Er hatte gerade - zum Glück - einen kleinen Anhänger in Form eines Tropfens zurückgelegt, als er einen Stoß versetzt bekam. Er warf dem Händler im ersten Moment einen erleichterten Blick zu, dann wandte er sich herum und wollte gerade irgendetwas meckriges sagen, weil es ihm sicherlich teuer zu stehen gekommen wäre, wenn ihm dieser Anhänger heruntergefallen wäre, als er neben sich eine Frau erkannte, der der "Unfall" offensichtlich leid tat. Der Ärger verflog.


    "Nicht doch."


    Die Frau nebensächlich musternd, entfernte Maximian sich dann doch ein paar Schrittchen von dem Laden und lächelte mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne an, vor der die Frau stand. Sie war wohl gerade im Begriff weiterzugehen, weshalb Max sich schnell etwas einfallen lassen musste und auch schon unüberlegt sprach:


    "Es war... ohnehin mein Fehler, fürchte ich. Ich bin das erste Mal in Rom und habe schon mehrmals im Weg herumgestanden."

    Maximian war am Abend noch einmal alleine losgezogen, um die Stadt am Tage seiner Ankunft noch einmal zu besichtigen. Und natürlich hatten ihn seine Füße gleich wieder auf den beeindruckenden Mercatus getragen. Er hatte das Taschengeld von Lucilla mitgenommen und hatte sich zur Aufgabe gesetzt, dass er schon einmal ein paar Mitbringsel heraussuchte und stand gerade an diesem Laden, der das kostbare Elfenbein verkaufte. natürlich war das viel zu teuer, dennoch aber konnte er nicht einfach daran vorbeigehen und betrachtete so das wundersame Elfenbein tief in Gedanken versunken erneut.

    Maximian hatte sich, während er die beiden Schwester teilweise leise kichernd oder kopfschüttelnd beobachtet hatte, am Essen bedient und war demnach wieder angesättigt, als sie sich wieder zu ihnen gesellten. Da er die beiden ohnehin nicht auseinander halten konnte, war ihm der Wechsel der Sitzplätze auch nicht aufgefallen und somit konnte er auch nicht verwirrt sein. Sehr gut.


    Gladiatorenkämpfe im Kolloseum. Ja, das war wahrlich eine gute Idee und da Max weder solche Kämpfe noch das Kolloseum bislang gesehen hatte, nickte er entschlossen.


    "Von mir aus kann's auf der Stelle losgehen."

    Nichts ahnend hatte Maximian sich ebenfalls gerade eine Olive genommen und sie sich in den Mund gesteckt, als er, in Gedanken verloren, seinen Namen hörte und sich buchstäblich beinahe an der grünen Frucht verschluckt hätte. Er fühlte sich so ertappt und merkte, wie ihm die Röte aufs Gesicht steigen wollte, weshalb er schnell antwortete und dabei versuchte möglichst unschuldig dreinzuschaun.


    "Nun... hierher gekommen bin ich mit dem Schiff."


    Der junge Mabb musste über diese dumme Antwort beinahe schmunzeln, verhielt es sich aber. Das hätte nun wirklich nicht zu seiner Taktik gepasst.


    "Und wie ich in den Genuss dieser Stadtführung unter Hungaricus selbst, den ich erst seit diesem Mittag kenne, kommen durfte, kann ich mir auch nicht erklären."


    Mit verblüffter Miene zuckte Max mit den Schultern, grinste dann aber unvermittelt ziemlich breit und ließ eine weitere Olive in seiner Schnute verschwinden.


    "Er hat einen ausgesprochen guten Geschmack, was die Sehenswürdigkeiten Roms anbelangt."


    'Und nicht nur was diese anbelangt...', hätte Maximian beinahe mit ein vielsagenden Blicken zum Senator hinzugefügt, unterließ es dann aber.

    Maximian sah zwischen des Schwestern hin und her und lachte leise. Dann nickte er leicht, immer noch lachend und senkte leicht den Kopf. Er wollte sich noch nicht ins Gespräch einmischen, weshalb er erst einmal nichts erwiederte, um auf der anderen Seite dem wesentlich älteren Senator nicht ins Blatt zu pfuschen und auf der anderen an irgendeiner Stelle einen sinnvollen Einstieg zu erwischen.
    Römerinnen... waren eben anders, dachte Max bei sich und wollte sich erst ein Bild von ihnen machen. Innerlich musste er quasi dauergrinsen.

    Maximian, der dem Gespräch schweigsam gefolgt war, musste bei der letzten Bemerkung der einen der beiden leicht grinsen, denn keine von den beiden, die sich beinahe ähnelten wie ein Ei dem anderen, sah danach aus, als müsste jemand auf sie aufpassen. Er war jedoch ganz froh, dass man ihm momentan keine so große Aufmerksam schenkte, denn so hatte der junge Mann ausreichend Zeit sich die beiden jungen Frauen genauer anzusehen. Sie waren hübsch, alle beide, und dazu wirkten sie noch recht jung. In seine Beobachtungen vertieft, lauschte Max dem Gespräch und versuchte sich daran zu erinnern, welche von beiden sich noch gleich wie vorgestellt hatte.

    Die Freude erkennent, die seine Tante empfand, als sie hörte, dass Mercator in Rom verweilte, nickte der junge Mann und nickte zu Hungaricus.


    "Vielleicht magst du uns ja begleiten, dann kannst du Mercator gleich begrüßen. Er würde sich bestimmt freuen. Und wie ich sagte: Er wird von nun ab hier in Rom wohnen. Was sagst du?"


    Aber auf die Frage hin, ob er wüsste, wie es Meridius erging, konnte er nur leicht die Schultern hochziehen. Er erinnerte sich an das erste und bislang einzige Treffen mit seinem Vater und konnte nicht umhin wieder das Gefühl von Stolz zu empfinden, wenn er sich daran erinnerte, wie Maximian von ihm angenommen wurde. Allerdings war das schon wieder so lange her, dass allmählich Einzelheiten zu seinem Aussehen und der Art, wie er sich gab, verlorengegangen waren. Das stimmte den jungen Decima ein wenig traurig.


    "Nun, ich bin demnach erst eine ganze Weile nach deiner Abreise nach Tarraco gekommen. Meridius? Er war ein paar Tage vor unserer Abreise nach Rom für einen kurzen Aufenthalt in Tarraco. Er sah sehr abgearbeitet aus, aber es ging ihm gut. Wie es ihm jetzt geht, weiß ich ebenso wenig wie du."

    Maximian grinste immer noch leicht und beobachtete seine zweite neue Tante, die der anderen gar nicht mal so unähnlich sah, um dann zu antworten. Er musste an die Art und Weise denken, wie man ihn in Tarraco nahezu in weiche Tücher legte und sich immerzu sorgte... Anfangs hatte ihn das sehr genervt, inzwischen hatte er sich mehr oder minder damit abgefunden, dass sich stets alle darum bemühten, das jüngste Familienmitglied zu "verhätscheln" - so jedenfalls empfand Max es. Er amüsierte ihn, dass die Familienmitglieder die Eigenarten so gut kannten, selbst wenn sie weit vom Hauptsitz in Hispania entfernt lebten.


    "Wie wahr... Das hätten sie unter keinen Umständen zugelassen. Deshalb bin ich mit Mercator gereist. Er wird von nun an in Rom bleiben, da er vom Kaiser zum Ritter ernannt wurde und ich bin einzig und allein als ein gewöhnlicher Besucher gekommen und werde Rom bald wieder verlassen."


    Das Grinsen wurde einen Moment lang leicht schief, denn momentan war er immer noch von großer Aufregung um diese wunderschöne Stadt erfüllt, dann musterte der junge Mann seine Tante eindringlicher und erkannte schließlich auch leichte Ähnlichkeiten zu Meridius. Wie verstreut sie doch alle waren... In Rom zwei Decimas, in Tarraco welche und einige der Familie in Numantia. Wo es sie wohl noch gab, die Decimas? Und wen er wohl noch nicht kannte? Weitere Tanten und Onkels vielleicht oder gar Cousins.


    "Wie lange ist es denn her, dass du nicht mehr in Tarraco warst?"