Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Meridius war auch Senator? Das hatte Maximian gar nicht gewusst, weshalb er leicht verwundert aus der Wäsche guckte. Seine Familie war halt eine, die immer zu Überraschungen bereit war und so legte sich Maximians Verblüffung rasch wieder.
    So war es auch besser, denn damit hatte die Neugier wieder die Oberhand gewonnen. Zuerst aber einmal lächelte er entschlossen.


    "Dem Kaiserhaus bin ich ebenso untergeben.", stellte Maximian fest. Natürlich war das keine große Neuigkeit, denn römische Kinder wurden halt zu Römern erzogen. Das war in jedem spanischen Dorf nicht anders als anderswo...


    "Dann hast du sicherlich viel Arbeit, wie mein Vater auch - zumindest glaube ich, dass er in normalen Zeiten viel beschäftigt ist." Die Stirn kurz runzelnd, weil er ja doch nur Vermutungen aufstellte, machte Maximian eine kurze Pause, ehe er weitersprach.


    "Bewohnst du dieses Haus alleine? Es ist so still. Vielleicht täusche ich mich auch. Zuhause in Tarraco hatten wir ob der Bauarbeiten im Atrium die letzten Tage immer viel Lärm im Hause."

    Maximian überlegte und konnte es sich nur schwerlich vorstellen, dass das tatsächlich passieren könnte. Diese Stadt war... sie war ein Wunderwerk, ein einziges, großes Prachtexemplar menschlichen Fortschritts. Ein Meer von Menschen und Häusern, ein Beispiel an Zivilisation und reich an prunkvollen Gebäuden...
    Wie sollte Rom, das für Maximian allemal einem Edelstein glich, dann langweilig werden? Es hatte so viel zu bieten, dass es wahrscheinlich Jahre dauern würde, ehe man alles gesehen hätte. Er verstand es nicht, dass soetwas noch in irgendeiner Weise eintönig werden könnte.
    Dann jedoch kam ihm der Gedanke, dass zu viel Neues vielleicht am Anfang den Durst an Neugier zu stillen vermag, am Ende aber viel schneller aufgebraucht ist. Er nickte.


    "Das verstehe ich. Ich werde mich zu zügeln wissen." Er schmunzelte und verlor bereits das Ringen gegen die Neugier betreffs des "Stadtführers", den er ja eigentlich weder am Namen noch an der Erscheinung erkennen hätte können - na wenn da keiner aufpassen würde, dass Maximian Rom nicht an einem Tag einmal komplett durchrannte, würde er es sicherlich schaffen. "Wen hast du denn im Kopf, der mich herumführen könnte?"


    Man merkte ihm an, dass er am liebsten sofort losgegangen wäre, um zumindest einen Teil Roms zu erkunden. Die Kohlen unter seinem Gesäß sprühten allmählich Funken. ^^
    Um aber nicht allzu nervös zu wirken, fragte er schließlich und sah auch wieder wissensdurstiger drein:


    "Wenn es mir erlaubt ist zu fragen, dann würde es mich interessieren, welche Aufgaben du in Rom innehälst? Mercator erzählte mir, dass du für die Prätorianer zuständig bist - stimmt das?"


    Eine weitere Frage lag dem jungen Mann auf der Zunge, doch er schluckte sie herunter. Zum einen war es vielleicht unhöflich und zum anderen würde Hungaricus ihn sicherlich niemals mit zu den Prätorianern nehmen.

    Seinem Großonkel hinterhernickend, fasste Maximian Hungaricus wieder in Augenschein. Er fragte sich, was für Dinge er ihm sonst noch vorgeschlagen hätte, wäre er älter gewesen und ärgerte sich darüber, dass er noch nicht alt genug war. Doch das ließ er sich nicht anmerken und nickte dann zustimmend.


    "Ja, diese Idee gefällt mir. Mercator hat wohl auch anderes zu tun, als den Fremdenführer zu miemen. Du kennst nicht zufällig jemanden, der sich dieser Aufgabe annehmen könnte?"


    Mit einer Mischung aus Grinsen und Zurückhaltung musterte er das Gesicht des Senators, während er abermals einen Schluck vom verdünnten Wein trank.

    Sim-Off:

    Nix zu danken ;)


    "Richtig, ja. In Tarraco. Und sie ist in der Tat eine sehr engagierte Frau."


    Wenn Maximian so an seine Tante dachte, musste er schmunzeln und fragte sich gleichzeitig, wie es ihr wohl erging. Er zählte die Tage nach und kam dann zu dem Ergebnis, dass es wohl Zeit für Violas Trauermarsch war. Lucilla hatte bestimmt einiges mit Besuchern, die von der jungen Frau Abschied nehmen wollten, zu tun und war wohl auch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Viola. Kurzzeitig legte sich ein Schatten über das junge Gesicht Maximians, dann jedoch, als Hungaricus ihm eine andere Frage stellte, wurde er aus seinen Gedanken herausgerissen. Er räusperte sich leise.


    "Oh, Rom ist so groß. Ich fürchte, ich werde herumirren und so mehr oder minder alles sehen, was es zu sehen gibt." Er grinste und blinzelte dann unschlüssig im Raum umher. "Das Pantheon interessiert mich. Wir kamen daran vorbei, als wir dein Haus ansteuerten, und die Tempel wirkten ehrfurchtsgebietend. Aber auch die Wohngegenden und Thermen - ach, einfach alles ist so groß und anders als alles, das ich bislang kennengelernt habe. Und... Richtig, das Orakel. Ich habe schon viel davon gehört und frage mich, welche Zukunft mich erwartet. Werde ich ein guter und erfolgreicher Legionär sein? Eine hübsche Frau heiraten?"


    Grinsend nahm Maximian einen Schluck, den er langsam "kauend" herunterschluckte. In diesem Moment kam er sich irgendwie ziemlich alt vor, was ihn leicht verwunderte.


    "Erzähl du mir, was ich mir noch unbedingt ansehen sollte, ehe ich die Heimreise wieder antrete.", bat er und sah Hungaricus gespannt an.

    Das mit dem Besuch in Tarraco wollte Maximian Mercator überlassen, weshalb er sich eher die Frage betreffs Lucilla vornahm. Maximian schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf.


    "Lucilla? Nein, vergeben ist sie nicht - so viel ich weiß. Und sie ist eine ganz normale Stadtschreiberin."


    Kurz wandte Maximian den Blick ab, dann legte er ihn wieder auf Hungaricus, der ihm sehr sympathisch. Bislang, dachte Maximian, hatte sein Vater eine gute Menschenkenntnis an den Tag gelegt - oder zumindest mochte er ungefähr die Menschen, die auch sein Sohn sympathisch fand.
    Die Frage jedoch, ob der Gastgeber irgendwelche jungen, hübschen Frauen in Rom kannte, die vielleicht für einen Maximian... in Frage kämen, verkniff er sich. In dieser Stadt gab es so vieles, das seine Aufmerksamkeit ungeteilt bändigen würde - dem war sich Maximian bewusst.

    Maximian, der immer unruhiger auf seinem Platz saß und eigentlich nur noch sehr schwer den Mund halten konnte, denn er war es nicht gewohnt seinen Senf für sich zu behalten, nutzte die Chance und gab sein Wissen über die Familienmitglieder preis, die er in Tarraco kennengelernt hatte.


    "Martinus, Mercators Sohn, ist Magister Scriniorum und konnte sich zum Zeitpunkt unserer Abreise nicht vor Arbeit retten. Er ist mit dem Bau des Tempels des Mercurius betraut worden und hatte neben seiner Arbeit in der Curia auch noch die Arbeit, das Dach der Casa Decima zu reparieren, das nach dem vielen Schnee unter dem Gewicht Schaden genommen hatte.", der junge Mann schaute leicht unsicher hin und her, beschloss dann aber, dass er nun, da er schon angefangen hatte, ruhig weitermachen könnte. "Mit ihm ist meines Vaters zweite Schwester Lucilla daheim. Martinus und Lucilla erwähnten, dass noch andere Familienmitglieder gerade in Numantia sind und dort ihren Dienst verrichten. Ich hoffe, es ergeht ihnen gut."


    Damit hatte Meridius Sohn seine Erzählung beendet und saß nun ganz still an seinem Platz.

    Maximian horchte auf: Er hatte eine weitere Tante und zudem verweilte diese in Rom. Na wenn das kein ausgesprochen guter Zufall war. Er merkte sich den Ort, den Hungaricus ansprach und nahm sich vor, dort einmal nachzuschauen um rumzufragen, wenn Mercator ihm dabei nicht helfen würde.
    Er schwieg aber höflich, während die älteren sich unterhielten und nippte aufmerksam das Gespräch verfolgend an seinem Wein.

    "Dann ist meine Mutter auch ein schweigsamer Typ.", stellte Maximian daraufhin grinsend fest und griff ebenfalls nach dem Wein, auf den er sich schon sehr freute. Ob Wein hier anders schmeckte?

    Kam hatte Hungaricus es ausgepsorchen, kam ein Sklave herbeigelaufen und bemächtigte sich des schweren Gepäcks, womit er in der Case verschwand. Dann hatten sie auch schon zum Speisen Platz genommen und während das Essen allmählich aufgetragen wurde, fing Maximian an seine Geschichte zu erzählen.


    "Nun... sie ist weniger interessant, als man es sich vielleicht vorstellen mag, aber ich will sie gerne erzählen. Meinte Mutter und Meridius verbrachten ihre Jungend miteinander und lernten die Liebe miteinander kennen. Den Erzählungen meiner Mutter nach muss das eine glückliche Zeit für beide von ihnen gewesen sein." Maximian erlaubte sich ein Schmunzeln, sah dann kurz auf die gedeckten Speisen und fuhr fort. "Doch ihr Vater verheiratete sie mit einem Aristokraten, der zudem nicht in der Nähe wohnte. So zog sie in ein Dorf bei Valentia, wo sie ein paar Monate später mich gebar. Wahrscheinlich war es wegen dem Umzug und alledem nicht aufgefallen, dass dieser Zeitpunkt nach der Hochzeit viel zu früh war, und ich war kein zierliches Kind. So blieb es auf wunderbare Weise allen außer ihr verborgen, dass ich nicht Sohn ihres Ehemannes war." Wieder machte der junge Mann eine Pause und überzeugte sich davon, dass er seine Zuhörer nicht langweilte. Dann setzte er eine spannende Miene auf und sprach weiter."Dieses Geheimnis behielt sie bis zu meinem 16. Geburtstag vor geraumer Zeit. Am nächsten Tag brach ich auf nach Tarraco, um meinen leiblichen Vater kennenzulernen, der bis dato nichts von meiner Existenz wusste."


    Maximian ging diese Geschichte noch einmal in all ihren Einzelheiten im Kopf durch und nickte dann leicht in Gedanken versunken.

    Grinsend nahm Maximian die Verwirrung des Senators zur Kenntnis und beeilte sich zu erklären:


    "Noch nicht sehr lange. Das heißt, Vater ist er schon seit 16 Jahren, doch erst seit ein paar Wochen weiß er davon."


    Beinahe hätte er noch hinterhergesetzt, dass dieses Kennen nicht über ein eiliges Treffen hinausreichte, doch diese Einzelheiten waren ja unwichtig. Schließlich sprach Hungaricus vom Essen, weshalb Maximian es auch schnell vergaß noch etwas weiteres zu verlieren, was nicht mit dem Tilgen seines Hungers zu tun hatte.
    Sich der Regeln erinnernd, nickte Maximian nur zurückhaltend und überließ Mercator die Antwort, um nicht ungehobelt zu erscheinen oder das Essen hinauszuzögern. Der Magen knurrte nämlich schon.

    Den hereinkommenden Mann genaustens musternd, erkannte Maximian den Wink seines Großonkels und trat freundlich lächelnd und sich an die Höflichkeitsregeln Violas, die ihm fehlte, zu erinnern einen Schritt vor.


    "Ich bin Maximian, Meridius Sohn und ich freue mich, dich kennenzulernen. Mercator erzählte, dass du ein Freund meines Vaters bist."

    Maximian sah die verwirrten Blicke des Sklaven und warf kurz einen Blick zu Mercator.


    "Bis kurz vor unserer Abreise wusste nicht einmal ich, dass ich meinen Großonkel begleiten würde."


    Er schmunzelte und setzte kurz darauf hinterher, weil diese Antwort wohl nur der weiteren Verwirrung des Sklaven, den Blicken nach zu urteilen, diente:


    "Mein Vater ist Maximus Decimus Meridius. Mercator hat sich meiner angenommen, da mein Vater sich gegenwärtig bei Numantia aufhält. Einmal Rom zu besuchen war einer meiner größten Wünsche."


    Immer noch reichlich aufgeregt plapperte Maximian munter drauf los - schließlich hatte er während der Reise viel Neues kennengelernt und war nun in der wohl beeindruckensten Stadt des Reiches angelangt. Das alles tat wohl dazu, dass er seine Unruhe kaum zu bändigen wusste.

    "Oh...", war Maximians Achtung nicht nur zu hören, sondern auch dank noch größeren Augen und offenstehendem Mund zu sehen. Als er sich wieder gefangen hatte, wiederholte er das Wort "Prätorianer", das er vom Hören kannte und hatte im gleichen Moment schon den Gedanken, dass er hier vielleicht eine ganze Menge lernen könnte für seinen Dienst bei den Legionen. Prätorianer... Außerdem fragte Maximian sich, ob dieser Senator Hungaricus wohl ganz allein dieses stattliche Haus bewohnte und war nun wirklich sehr gespannt, wen er kennenlernen würde.


    "Wenn das so ist, werde ich mich hier sicherlich schnell einleben können."


    Er grinste und drehte den Kopf so, dass er auf die Straße blicken konnte, auf der ihn gerade ein hübsches Mädchen passierte. Nein, hier würde er sich schnell Zuhause fühlen.

    Maximian stand gleich hinter seinem Großonkel und blickte neugierig an der imposanten Villa entlang. Immer noch war er völlig sprachlos, denn als sie Rom mit dem Ziel dieser Villa durchquert hatten, war Maximian die Riesenhaftigkeit eines jeden Gebäudes aufgefallen.
    Nun aber fand er seine Sprache langsam wieder und beäugte neugierig die Tür, bevor folgende Fragen gewissermaßen ohne Punkt und Komma aus dem jungen Mann hervorsprudelten:


    "Werden wir hier untergebracht sein? Und wer wohnt in dieser großartigen Villa? Ist es Familie?"

    Maximian, der einen kleinen Beutel, den er von seiner Mutter mitbekommen hatte, über die Schulter trug, folgte der Sänfte seines Großonkels per pedes. Ab und zu drehte er sich herum, um der Familie, die sie allmählich hinter sich ließen, zuzuwinken, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen waren.
    Oh, war er aufgeregt! Er versuchte sich alles einzuprägen, was er auf dem Weg, den die Sänfte vorgab, zu sehen bekam, denn wenn er zurückkehrte würde er dann besser erkennen, wie sich Tarraco verändert hatte. Und er würde den Unterschied zu Rom erkennen können, denn noch wusste er ja nicht, dass es gewaltige Unterschiede waren, die ihn erwarteten.

    Mit rollenden Augen und lautlos kichernd ließ Maximian die "Streicheleinheit" seiner Tante über sich ergehen und nickte immer fein brav. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie in ihm einen kleinen Jungen sah, wollte sich dagegen nun aber nicht wehren, denn Mercator hatte ihm bereits einen Blick zugeworfen und sich zum Gehen umgewandt. Es war so weit!


    "Mach dir keine Sorgen, Tante. Auf bald!"


    Damit wandte auch Maximian sich herum und folgte seinem Großonkel.

    Maximian löste sich nickend von seinem Großcousin und fühlte sich nun um eine wichtige Aufgabe reicher, denn er würde mit Mercator reisen und auf ihn Acht geben. Der junge Mann bezweifelte zwar, dass es da groß etwas aufzupassen gäbe, dennoch aber würde er immer achtsam sein, um Martinus nicht zu enttäuschen.


    "Bis in ein paar Wochen, Familie."

    Maximians Augen funkelten vor Begeisterung und Vorfreude - nur hatten sie das vorher auch schon getan. Er nickte.


    "Das tut es", antwortete er dann nur kurz, zögerte noch den Bruchteil einer Sekunde und umarmte Martinus dann zum Abschied, wie dieser es mit seinem Vater getan hatte. Meridius Sohn hatte sich in seiner Gegenwart immer wohl gefühlt und schaute insgeheim zu ihm auf, denn er wusste so vieles über das Bauwesen und würde ihm einmal sicherlich viel beibringen können.