Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    "Ob ich das schaffen werde?", witzelte Maximian und blinzelte Martinus amüsiert zu. "Du wirst es ja sehen."


    Und so machte sich Maximian mit Rufus ans Werk den kostbaren Boden abzudecken, damit er nicht zerkratzt oder zertrümmert würde. Als das so weit geschehen war, nahmen sich die beiden die ersten Hölzer und fingen an die erste Konstruktion zusammenzuzimmern.


    Tatsächlich hatte Maxmimian daheim schon ganz andere Sachen erledigt. In einem kleinen Dorf gab es halt immer viel zu tun und viel zu wenige Arme, die das übernehmen konnten. So hatte er schon früh angefangen tatkräftig mit anzupacken, was ihm nun nützte. Mit Leichtigkeit konnte er die Balken anheben und dorthin tragen, wo sie miteinander verbunde wurden. Sogar den Hammer schwung er hier und da mal und das mit ordentlicher Durchschlagskraft. Wenn schon, denn schon.


    Nach und nach vollendete sich die erste Etage des Gerüstes und Maximian tat sein bestes, dem kräftigen Rufus in nichts nachzustehen, was jedoch gar nicht so einfach war. Maximian nahm sich vor weiterhin zu üben, dass er bald auch so stark wie der Sklave sein würde.
    Und als die erste Etage schließlich stand, gönnte er sich nun doch einmal eine Pause. Mit in die Seiten gestemmten Armen stellte er sich zu Martinus, der die ganze Zeit über nicht etwa nur zugesehen hatte, sondern immer wieder mal gestützt und geholfen oder andere Sachen erledigte hatte.


    "Was machst du da?"

    Maximian kaute gerade den letzten Bissen des köstlichen Brotes hinunter, als Martinus zu ihm trat. Wie es aussah, war er schon eine Weile beschäftigt gewesen, denn er kam nicht aus der Richtung seines Cubiculums. Das verwunderte den jungen Mann jedoch nicht wirklich. Er lächelte, hob einen Finger und schluckte dann den Happen hinunter, indem er einen Schluck Milch trank.


    "Guten Morgen. Ja, meinetwegen kann es sofort losgehen."


    In der Art, wie Martinus den geleerten Becher Milch irgendwo auf einer Anrichte abstellte und sich die Ärmel der Tunika ein wenig hochschob, konnte Martinus wohl unschwer erkennen, dass der jüngste der Familie sich tatsächlich schon sehr auf die Arbeiten freute.

    Naürlich hörte Maximian auf Martinus. Allerdings, auf dem Herweg hatte er mehrmals Sophus geholfen, wenn der Karren in einem Schlammloch stecken geblieben oder etwas des Materials hinuntergefallen war. So wollte er auch jetzt gerne mit anfassen, hielt sich aber wegen Martinus' Worten zurück und ging dann, nachdem er sich von ihm für die Nacht verabschiedet hatte, ebenfalls in sein Cubiculum.


    Am nächsten Morgen wachte er dann aber schon wieder recht früh auf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, also stand Maximian mit aller Ruhe auf, kleidete sich an und gelangte mit einem Abstecher in die Küche, wo er sich ein getunktes Stückchen Brot und einen Becher Milch stibitzte, an den Ort, an dem er Martinus gestern verabschiedet hatte. Dort angekommen setzte er sich auf eine Steinbank und fing an genüsslich zu essen.

    Stolz nahm er zur Kenntnis, dass er offensichtlich richtig gemessen und berechnet hatte. Und dass er das mit dem Verschnitt vergessen hatte, fiel ihm gar nicht auf.


    "Nun ja, vielleicht kann mir einiges des Erlenten dort vonnützen sein."


    Schließlich zog er seine Tunika zusammen und symbolisierte Martinus so, dass es losgehen konnte. Wohin genau, würde er ja dann feststellen. Noch war er mit den vielen Straßen und Einrichtungen Tarracos nicht so gut vertraut - schließlich hatte er bislang ganz andere Verhältnisse gekannt.

    Maximian nickte und nahm Martinus die Feder ab, während er noch nicht fertig gesprochen hatte. Aber er hörte ihm aufmerksam zu und nickte dann und seine grünen Augen hatten an Glanz gewonnen. Ihm machte die Arbeit, die er gerade im Stande war zu erlernen, offensichtlich Spaß.


    "Es wird nicht lange dauern, Martinus."


    Mit dieser Zusicherung legte er sich das Stück Papyrus zurecht, warf noch einen Blick auf Martinus Skizze und fing dann an eine kleine Liste zu erstellen.
    Zuerst stand darauf eine Anzahl von Seilen, die man gebrauchen würde, um das Gestell an der Dachkonstruktion festzuhalten. Dann legte er die Feder beiseite, nahm die Skizze des Gerüstes und ging an die Stelle, wo es seiner Meinung nach aufgebaut werden müsste, damit es bis ans Dach reichen würde. Er machte ein paar Schritte, drehte sich herum, fuhr auf den Linien der Skizze mit einem Finger entlang, warf einen Blick ans Dache und kehrte dann zurück zu seiner Liste. Dort angekommen vermerkte er sich Längen und Breiten auf Martinus' Skizze, anhand derer er sich im Kopf errechnete, wie viele Holztafeln und -staffeln gebraucht werden würden, wenn das Gerüst ungefähr eine Manneslänge unter dem Dach ihre höchste, begehbare Plattform haben würde. Die daraus resultierenden Ergebnisse verzeichnete er auf seiner Liste, genau wie einige Maße.
    Wenn er jetzt richtig gerechnet hatte, dann sollte das Gerüst ausreichend hoch und breit sein, damit die Bauarbeiten schnell vonstatten gehen konnten. Noch einen Moment lang brütete er über seinem Ergebnis, dann legte er die Feder sorgsam beiseite und reichte seinem "Lehrer" das Stück Papyrus, das er beschrieben hatte.


    "Es wäre möglich, dass wir ein paar Holzstaffeln mehr gebrauchen, um das Gerüst auch noch nach den äußeren Seiten hin abzustützen." Wieder beobachtete der junge Mann das Gesicht seines Gegenübers. Dann legte er die Stirn in Falten, schielte mit in seine Liste und legte eine Hand in den Nacken, während er noch einmal im Kopf alles durchrechnete.

    Über der Skizze lehnend betrachtete Maximian ganz genau, wie das Gerüst gedacht war und fuhr teilweise auch mit einem Finger über einzelne Linien. Die Idee war gut und bei weitem am stabilsten. Er nickte und hob den Kopf.


    "Man kann folglich von ganz unten nach ganz oben klettern und muss nicht einmal balancieren. Es können sogar gleichzeitig mehrere Männer am Dach arbeiten; die Baustoffe werden einfach nach oben durchgereicht."


    Maximian schürzte unter diesen Schlussfolgerungen die Lippe und lächelte dann.


    "Darauf wäre ich nicht gekommen, Martinus."

    Maximian war sichtlich erfreut über das Lob von Martinus. Er strahlte sozusagen von einem Ohr bis zum anderen, musste sich dann aber wieder mental anstrengen, um sich auszudenken, wie man ein stabiles und funktionsfähiges Gerüst aufgestellt bekommen würde.


    "Vielleicht... Vielleicht könnte man die Dachbalken mit stabilen Brettern verbinden, auf denen man sich frei bewegen kann. Oder man baut ein schwebendes Gerüst." Nachdenklich kratzte Maximian sich am stoppeligen Kinn. "Wenn man ein entsprechendes Brett an seinen Enden an ein Seil hängt, das über einen anderen Balken läuft und irgendwo... hier unten verankert wird... dann könnte man sogar in der Höhe variieren."


    Er war sich nicht sicher, ob letztere Idee überhaupt durchzuführen war. Sehr stabil würde solch ein Gerüst wahrscheinlich nicht sein, sodass die Arbeit wahrscheinlich nur erschwert werden würde.
    Alerdings hatte er an Mut gewonnen, weil seine Einfälle anscheinend gar nicht einmal so abwegig waren. Er war schon gespannt, was der erfahrene Martinus nun sagen würde.

    "Stimmt... Einen Fall von dort oben würde man nicht unverletzt überstehen."


    Wieder blickte er sich um und überlegte sich, wie man sich gegen solch einen Unfall absichern könnte.


    "Also gut", meinte er dann schließlich und deutete mit einem ausgestreckten Finger zum Dach. "Dann geht man nicht von Außen ans Dach, sondern von Innen und untersucht alles genaustens, indem man ein Gerüst oder eine Leiter errichtet. Hat man die Schwachstellen gefunden, markiert man sie oder..."


    Nun wanderte Maximians Blick zurück zu Martinus, in dessen Gesicht er zu lesen versuchte, ob er in die richtige Richtung dachte.


    "Oder man macht sich gleich an Ort und Stelle ans Ausbessern."

    Seiner Tante hinterhernickend - er konnte sie bereits sehr gut leiden und freute sich schon auf das Essen - wandte Maximian sich schließlich Martinus zu. Als dieser fragte, mit was man wohl anfangen sollte, blinzelte Maximian leicht überfordert zur Decke hoch, drehte sich einmal im Raum herum und blieb dann mit ziemlich nachdenklicher Miene und sich am Hinterkopf kratzend stehen.


    "Nun... Du meintest, du seist dir über das Ausmaß der Beschädigungen noch nicht im Klaren. Vielleicht sollte man als erstes versuchen aufs Dach zu klettern, um sich einen Überblick zu verschaffen? Dann würde ich mit den Teilen des Daches anfangen, die am instabilsten wirken und nach und nach den Rest ausbessern."


    Damit hatte Maximian nun einen Schuss ins Blaue abgegeben. Er hatte natürlich keinerlei Ahnung vom Bauwesen, hätte wohl aber, wenn er allein auf sich gestellt gewesen wäre, so gehandelt, wie er es gerade aufgelistet hatte. Ob das nun klug war, würde ihm Martinus sicherlich gleich beantworten.

    Kaum hatte Martinus ihm das Angebot gemacht, dass er ihm bei seiner Arbeit helfen könne, wurden Maximians groß. Und wie er helfen würde! Seitdem er hier war hatte er nur wenig Gelegenheiten bekommen, sich irgendwie nützlich zu machen. Allein mit den Pferden im Stall konnte er helfen. Sie wurden zu wenig bewegt und da er ein wirklich guter Reiter war, übernahm er hin und wieder solche Aufgaben.
    Dabei hatte Maximian einen kräftigen Körperbau und einen klugen Kopf. Beides - Kopf und Körper - sehnten sich danach, etwas nützliches tun zu können.


    "Es wäre mir eine Freude dir bei den Arbeiten hier helfen zu können.", beantwortete er die Frage also mit großer Begeisterung, die in seinen Worten mitklang. Doch dann wandte er sich erst einmal zu Lucilla, mit der er eigentlich das Gespräch fortsetzen wollte.


    "Das heißt, wenn meine Tante mir nicht böse wäre und bereit ist, das Gespräch später fortzuführen."

    Kaum fiel die Tür hinter Mattiacus ins Schloss, trat Martinus hinzu. Auf seiner Stirn standen Sorgenfalten und als er sein Anliegen vorgetragen hatte, verstand Maximian auch warum.


    "Aber selbstverständlich, Martinus. Ich hatte nicht gesehen, dass die Casa beschädigt ist und fühle mich, nun da ich es weiß, beruhigt, dass sich jemand darum kümmert."


    Maximian stand auf und reichte seiner Tante die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Damit wollte er nicht ausdrücken, dass sie senil sei. Seine Mutter hatte ihn immer gebeten, ihr eine Hand zu reichen. Er tat das nun schon ganz von alleine.


    Dann wandte er den Blick hinauf zur Decke. Bevor er mit Lucilla einen anderen Ort aufsuchen würde, wollte er sich bei Martinus genauer über das kaputte Dach informieren.


    "Wie lange werden die Arbeiten dauern, Martinus, und welche Bereiche der Casa sind noch betroffen?"

    Nun war es Maximian, dem die Sorge in den Blicken seiner Tante nicht entgingen. Er sah kurz auf seine Hände, die immer noch ein gerolltes Stückchen Stoff hielten, dann hob er den Kopf, um seiner Tante mit einem optimistischen Schmunzeln zu begegnen.


    "Es taut ja schon wieder. Mir scheint, ihr hättet das bessere Wetter aus Rom mitgebracht. Ich denke, der Frühling ist nicht mehr weit und mit der schwindenden Kälte dürfte auch die Gefahr für die Sodaten schwinden."


    Darüber im Klaren war sich Maximian schon, dass die Nächte immer noch eisig waren und auch der kalte Wind noch nicht ganz vor der wärmeren Jahreszeit kapituliert hatte. Allerding; wenn eisige Temperaturen bereits einen Mann umzubringen vermochten, dann war er bei den Legionen wohl am falschen Platz.


    "Wer, außer meinem Vater, befindet sich noch bei den Legionen? Mercator erwähnte lediglich noch seine Söhne."


    Da hörte Maximian Mattiacus Stimme und lächelte ihm zu, während er ihm hinterherwarf: "Bis dann." Gerne hätte er auch ihn näher kennengelernt, aber das musste nun eben bis zum nächsten Mal warten.

    Maximian stimmte in Lucillas Lachen ein, denn die Beschreibung von Drusilla war nur allzu schön, sodass er tatsächlich ein Bild vor Augen hatte.


    "Jetzt wo du es sagst, wäre es mir bei einem anderen Verwandten wahrscheinlich auch wohler zumute."


    Er zwinkerte und antwortete dann auf Lucillas andere Frage, während er, sich alle Einzelheiten über den kurzen Besuch seines Vaters wieder ins Gedächtnis zurückrufend und sich bei dem Gedanken an ihn doch wieder ein wenig mehr heimisch fühlend, einen Zipfel seiner Tunika mit den Händen bezupfte und zusammenrollte.


    "Du hast ihn nur knapp verpasst. Vor ein paar Tagen hielt er sich hier kurz auf, hatte es aber eilig wieder nach Numantia zu kommen. Auf die Frage, wie lange er noch fort sein würde, gab er uns keine genaue Antwort. Das Wetter schien ihm Sorgen zu machen."

    Dass sie ihn nicht gelangweilt hatte, konnte seine Tante wohl unschwer auf Maximians Gesicht lesen. Dieser hatte nämlich neugierig und wissensdurstig ab dem Zeitpunkt an, da sie sich mit ihm auf eine Bank gesetzt hatte, bis zum letzten Wort an ihren Lippen gehangen und alles in sich aufgenommen. Er hatte schon so viel von der ewigen Stadt gehört und wollte diese Stadt unbedingt besuchen. Nun, da er dort Verwandte hatte, würde ihm das irgendwann sicherlich gelegen kommen.


    "Kaum vorstellbar... das Kolloseum, die Rostra. Von Langeweile kann nicht die Rede sein. Ich danke dir dafür, dass du mir so ausführlich berichtet hast. Rom interessiert mich sehr. Mein Vater, ich meine mein Ziehvater erzählte mir immer reichlich, wenn er von einer Reise aus Rom zurückkehrte und seither kann ich es nicht erwarten meine Füße in die Stadt zu setzen. Ich wünschte, ich wäre mit dir dort gewesen...


    Nun grinste Maximian wieder und senkte kurz das Haupt.

    Als seine Tante ihm den Arm über die Schulter legte, senkte Maximian nur nickend den Kopf. Auch wenn er sich gleichermaßen dadurch noch weiter von Zuhause entfernt fühlte, musste er sich eingestehen, dass seine Tante ihm nicht völlig fremd war. Irgendetwas tief in ihm sagte ihm, dass er schon bald nur noch wenig Heimweh haben würde.


    "Nein. Ihr seid wahrlich nicht schlimm." Nun hob er leicht verschmitzt und vor allem mehr zuversichtlich lächelnd den Kopf - seine Tante wusste offensichtlich, wie sie einem das schwere Herz leichter machen konnte. Aber dann verschwand das Verschmitzte und Unbekümmerte auch schon wieder von seinem Gesicht. "Ich bin mir sicher, dass ich mich hier schon bald Zuhause fühlen werde."


    Nun war es aber Zeit für einen Themawechsel, dachte sich Maximian. Er konnte es im Nachhinein nicht einmal verstehen, wie genau seine Tante es mitbekommen hatte, dass er Wehmut verspürte. Das hatte bislang noch keiner geschafft.


    "Wenn du dich nicht ausruhen möchtest oder etwas erledigen musst, würdest du mir von Rom erzählen?"

    "Bei meiner Mutter, in der Nähe von Valentia.", antwortete er und erkannte schon bald, dass diese Antwort nicht die Neugier seiner Tante zu stillen vermochte - es musste schon sehr seltsam auf sie wirken, dass Meridius plötzlich einen schon fast erwachsenen Sohn aufzuweisen hatte, von dem vorher noch keiner wusste.


    "Meridius und meine Mutter, Iulia, haben wohl ihre Jugend miteinander verbracht. Doch schließlich heiratete sie, zog in ein kleines, unbedeutendes Dorf und gebar bald ihr erstes Kind. Bis zu meinem 16. Geburtstag wusste niemand und ich auch nicht, dass ich kein Kind ihrer Ehe bin."


    Wieder senkte Maximian den Kopf, um dann noch zu ergänzen:


    "Sie war es, die mich hierher schickte, damit ich bei meiner wahren Familie sein kann."

    Zuerst lächelte Maximian dankbar und nickte dann, während er seine Blicke durch den Raum schweifen und schließlich wieder zu Lucilla zurückkehren ließ. Dabei schaukelte er auf den Sohlen seiner Sandalen und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.


    "Tarraco ist meine neue Heimat. Mein Vater wollte nach einem Lehrer für mich Ausschau halten; im nächsten Jahr, wenn ich 17 bin, werde ich den Dienst bei den Legionen antreten... Wie mein Vater."


    Er lächelte und senkte den Blick dabei. Ob Lucilla sich wohl wunderte, wie Meridius plötzlich zu einem Sohn kam? Aus ihren Blicken hatte er keine großartige Verblüffung lesen können, vielmehr schien sie über ihren Bruder zu lächeln.

    Nachdem Maximian zuerst unheimlich verwirrt gewesen war, konnte er nun nur noch erleichtert nicken.


    "Allerdings. Ich danke dir dennoch, vielleicht habe ich mir ja doch etwas merken können." Nun schmunzelte er. "Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen, Tante Lucilla."


    Bei diesen Worten musterte er die Schwester seines Vaters. Sie sahen sich nicht so sehr ähnlich - zumindest wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, dass Lucilla seine Tante ist, wären sie sich auf der Straße begegnet.
    Die Gedanken schweiften nach Hause. Dorthin, wo er seine Mutter zurückgelassen hatte mit der Familie, die lange Zeit seine einzige gewesen war. Was sie wohl gerade taten? Wie es ihnen ging? Ob seine Mutter Lucilla kannte?
    Oh, wie er sich nach seiner Mutter sehnte. Er hätte nie gedacht, dass ihm eine Trennung so sehr belasten würde - aber schließlich war er vis vor Kurzem jeden Tag seines Lebens bei ihr gewesen und nun... nun war er weit weg von ihr, bei der Familie seines Vaters. Und keinen von ihnen kannten er länger als ein paar Tage; keiner von ihnen kannte seine Mutter oder das Leben, das er bislang geführt hatte.
    Mit einem nun ziemlich kleinen Lächeln sah der junge Maximian wieder auf und bemühte sich, die Gedanken an seine alte Heimat ganz weit weg von sich zu schieben, schließlich war er schon beinahe erwachsen.


    "Du wirst nun also in Tarraco bleiben, wenn es möglich ist? Wo warst du denn?"