Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Maximian nickte zwischen beiden hin und her und trank einen Schluck vom Wein.


    "In der Tat. Nachdem ich mir sicher sein kann, dass Meridius nichts dagegen hat, dass ich ihmacheifere, kommt mir nichts anderes als die Legion in den Sinn. Ich will meinem Vater Ehre machen und mich anstrengen, ein guter Soldat zu werden."


    Einen Moment lang überlegte er, dann fügte er mit dankbarem Blick zu seinem Großcousin hinzu, während ihm auffiel, dass die anfängliche Anspannung inzwischen gänzlich von ihm gewichen war:


    "Ich danke dir dennoch, Martinus. Noch ist ein Jahr Zeit und es wäre mir eine Freude, dir vielleicht helfen zu können."

    Auch Maximian lachte leise und beobachtete dann die Reaktion Martinus'. Ganz egal, was man ihm versuchen wollte zu sagen: Seit der Begegnung mit seinem Vater war er sich sicherer denn je, dass er mit Harnisch und Helm in die Schlacht ziehen wollte und hatte da als großes Vorbild seinen Herrn Vater.

    Auch Maximian grinste, nun überzeugender, und fühlte gleich ein wenig der Anspannung, die sich seit seinem Erscheinen hier gebildet hatte, bröckeln. Er trank einen kleinen Schluck Wein und nickte dann, ohne etwas zu erwidern. Erst nach einer Weile meinte er, wobei sich sein Grinsen leicht ins Schelmische veränderte:


    "Ja, auch ich verbringe viel Zeit draußen. In einem Jahr werde ich zur Legion gehen, dort werde ich dann wohl genug frische Luft bekommen."

    Maximian nahm die Hand und nickte dann blinzelnd mit einer verständnisvollen Miene.


    "Nun, es ist... unterhaltsam.", stellte der junge Mann mit unsicheren Blicken fest. Er war noch nicht auf einem solchen Fest gewesen und musste sich daran anscheinend erst einmal gewöhnen.


    "Solche Feste waren dort, wo ich herkomme, nicht an der Tagesordnung. Das Dorf zählte wahrscheinlich nicht einmal so viele Einwohner, wie dieses Fest Gäste hat."


    Damit war sein Blick flüchtig über die Menge geschweift und wieder bei Marciana angelangt, in dessen Gesellschaft er sich bei Weitem nicht so unwohl fühlte, wie bei manchem anderen Gast, der viel über Politik redete oder lautstark lachte. Mehr schlecht als recht grinste Maximian.


    "Ist es nach deinem geschmack?"

    Maximian hatte sich die ganze Zeit über still umgesehen und war möglichst unauffällig von einem Verwandten zum anderen getapst, um hier und da ein paar Namen und Gesprächsfetzen mit Informationen aufzunehmen, falls er angesprochen werden würde und sich dann ein wenig... unterhalten konnte. Plötzlich wurde er dann von Martinus einer Dame vorgestellt, die ihn in gewissen Maßen an eine seiner jüngeren Schwestern erinnerte. Er lächelte freundlich, wenn auch ein bisschen schüchtern als man ihn vorstellte, während er an seinem Wein nippte.


    "Es ist mir eine Ehre, Marciana. Das ist ein wirklich schöner Name - eine meiner Schwestern trägt ihn, dabei sieht sie dir gar nicht mal so unähnlich."

    Die Worte seines Vaters ließen Maximian aufsehen. Er kannte seinen Vater kaum, aber das was seine Mutter von ihm erzählt hatte und wie er sich ihm gegenüber gezeigt hatte, versicherte ihm, dass er ein Ehrenmann war, zu dem man aufsehen konnte.
    So erfüllte es Maximian sichtlich mit Stolz, wie sein Vater ihn genannt hatte. Seine dunklen, ins Grün stichigen Augen glänzten und er lächelte.

    Maximian war seinem Großnkel gefolgt, da er auf einer Veranstaltung dieses Kalibers noch nie zuvor gewesen und nun etwas hilflos war. Er stand halb hinter Mercator und sah sich hier unter den vielen Gästen um, dessen Gesichter er alle nicht kannte und von den meisten glaubte er, dass sie alle mindestens ein paar Jahre älter waren als er.

    Maximian, wie auch alle anderen im Hause Decima anwesenden, hatten die Rufe des Mercators vernommen und der junge Mann war recht schnell zu ihm gelaufen.


    "Das hört sich nach viel Spaß an, Großonkel. Ich begleite dich."


    Er scherzte leicht, grinste auch und wandte sich dann um, um erkennen zu können, wer noch alles erschienen war. Innerlich hoffte er sehr, dass auch Viola mitkommen würde.

    Nur zu gut wusste Maximian, dass sein Vater recht hatte, doch es war weitaus schwerer es zu akzeptieren, als es nur zu wissen.


    "Nein, das will auch ich nicht aufs Spiel setzen.", vergewisserte der Sohn seinem Vater geschlagen, dass er nicht weiter darauf beharren würde. Immer noch leicht trotzig nahm er eine Traube und ließ sie den Weg allen essbaren irdischen gehen, wobei er den Blick gesenkt hielt.
    Danach vermochte er seine Enttäuschung für den Moment zu vergessen, damit sein Vater wegen die kostbaren Minuten mit der Familie genießen konnte. Sogar lächeln konnte er.


    "Bei den vielen Gästen im Haus wird es mir bestimmt nicht langweilig werden."

    Nein, so schnell würde Maximian nicht aufgeben, auch wenn er seinen gerade erst kennengelernten Vater nicht verärgern wollte. Er nickte deshalb verstehend.


    "Ja, damit bin ich einverstanden. Allerdings..."


    Der junge Mann untebrach sich kurz und jeder der Anwesenden konnte sehen, wie die Maschine in seinem Kopf zu arbeiten begonnen hatte.


    "Ich will nicht deine Strenge herausfordern, Vater, aber ich bin ein guter Reiter und habe Zuhause viel mit dem Holzschwert geübt. Ich war so gut wie kein anderer meines Alters im Dorf und habe es auch mit manchem Älteren aufnehmen können. Auch bin ich nicht dumm und weiß, dass es an der Front kein Spiel ist-"


    Er wollte ja noch weiterreden, hatte durchaus auch noch eine oder zwei Hände voll Argumente parrat, konnte nun aber in den Augen seines Vaters lesen, dass all seine Bemühungen und waren sie noch so entschlossen vorgetragen nichts nützen würden.
    Die Vernunft siegte schließlich und riet Maximian daher nicht weiter zu bitten. Abersmals nickte er, diesmal allerdings sichtlich enttäuscht.


    "Also gut, dann warte ich und konzentriere mich auf den Unterricht, wenn du es so wünschst."

    Auf die Antwort seines Vaters konnte Lucius nur abermals enttäuscht nicken. Allerdings war er nicht der Mensch, der seine Interessen leichtfertig vergaß. So erwiderte er:


    "Das werde ich; Mercator hat mich sehr freundlich aufgenommen und mich hier eingewiesen. Aber, Vater, wäre es vielleicht möglich, dass ich... für einen Tag oder zwei zu dir stoßen und den Soldaten bei ihrer Arbeit zusehen könnte?"


    Das Gesicht des Vaters beobachtend biss sich Maximian nachdenklich auf die Lippe. Es wahr mehr als wahrscheinlich, dass Meridius ablehnen würde. Aber einen Versuch war es wert, weshalb er sich in Gedanken schonmal eine Erwiderung zurechtlegte.

    "Nun ja, nicht mein Vater war es, der mich versteckt hielt... Die Freude ist meine.", erwiderte er zwinkernd auf Sinonas Kompliment und gesellte sich dann zu den Essenden. Er stibitzte nur hier und da mal eine Kleinigkeit und hörte aufmerksam dem Gespräch zu, da er sich unter seiner Familie immer noch eher fremd fühlte.
    Als Meridius aber darauf anspielte, dass sein Aufenthalt schon bal wieder beendet sein würde, meldeten sich Enttäuschung af der einen Seite und Interesse auf der anderen Seite von ganz alleine zu Wort.


    "Wie lange wird der Feldzug noch andauern?"


    Er wusste, dass das irgendwo eine naive Frage war und irgendwie hatte sie beinahe kindlich geklungen, das wohl aber, weil er sich sehr für das Militär interessierte. In seiner alten Heimat wurde selten darüber gesprochen, vor allem im seinem Elternhaus und nun, da er einen Vater hatte, der eine wichtige Rolle im Militär spielte, hatte, hoffte er, selber irgendwann einmal ein ruhmreicher Kämpfer zu werden.
    Seiner Frage nachhaltig die Bedeutung raubend, tat er geschäftig und stopfte sich eine Traube und gleich noch eine in den Mund.

    Unter dem sanften Klapps wankend, sah Maximian seinem echten Vater hinterher, als er sich entfernte. All seine Befürchtungen, dass sein Vater nicht erfreut über sein Erscheinen sein könnte oder ihn streng drannehmen würde, hatten sich in Luft aufgelöst. Ganz im Gegenteil war sein Vater ein Mann, zu dem er aufsehen konnte und das erfüllte auch Maximian mit einem ehrlichen Stolz und Glücksgefühl. Jetzt erst wusste er wirklich, wer er selbst war.


    Immer noch lächelnd rief er die Sklaven an, sie sollen die Tafel reichlich decken und machte sich dann gemächlich auf den Weg zum Speisezimmer.

    Ob der Menge an Fragen, die aus seinem Vater herausqoullen, als wäre er ein kleiner Schuljunge, musste Maximian lachen. Dann lächelte er wieder freundlich und nickte leicht - wo sollte er jetzt anfangen? Er wollte schon zur Beantwortung der ersten Frage ansetzen, entschied dich dann aber anders.


    "Ich bin dafür, dass ich dir all die Fragen beim Essen beantworte.", meinte er höflich und setzte dann schließlich ein "Vater." hinterher. Es hörte sich seltsam an, aber es gefiel Maximian.

    Er ließ sich mustern und konnte das glückliche Grinsen lange Zeit nicht von den Wangen zwingen. Ebenso wie Meridius besah Maximian seinen Vater und prägte sich sein Bild ein, damit es wenn nötig die nächsten 16 Jahre halten würde.


    "Als ich sie verließ, ging es ihr gut. Natürlich war sie traurig, aber sie gab mir auf dir mitzuteilen, dass sie glücklich ist und um Verzeihung bittet, dass sie dir so lange nichts von mir gesagt hat."

    Maximian blinzelte verdutzt, als auch er die äußerst auffälligen Ähnlichkeiten im Gesicht des anderen sah und hätte sich darüber beinahe verschluckt. Seine Gedanken rasten, als er auch lächelnd auf seinen Vater zulief, der ihm die Arme offen hielt.


    "Vater?!"


    Er konnte gar nicht glauben, was hier gerade geschah. Er hatte zwar schon häufig an den Moment, in dem er seinem Vater gegenüber stehen würde, gedacht, doch es war wie zu erwarten nicht ganz so einfach. Meridius war ihm fremd, auf der anderen Seite aber so nahe, wie kaum ein Mensch... sein Vater.
    Schließlich umarmte er den Mann, den er 16 Jahre nicht gekannt hatte und klopfte ihm kräftig auf den Rücken, als wäre er ihm bestens bekannt.

    Noch bevor Meridius sein Arbeitszimmer erreicht hatte, war auch Maximian in den Raum getreten und räusperte sich leise, weil ihm sonst keine andere Idee einfiel, wie er sich hätte bemerken können. Schnell noch klopfte er sich den restlichen, noch nicht geschmolzenen Schnee aus der Kleidung und stand dann mehr oder weniger stramm und mit gemischert Miene da.